Von Kurt-Helmuth Eimuth – 26. Januar 2014
Frauen wollen anders arbeiten
Nur drei Frauen kandidierten für einen der neun Vorstandsposten, die bei der gestrigen Sitzung des Frankfurter Stadtdekanates zu besetzen waren. Warum? Ein Kommentar von Kurt-Helmuth Eimuth.
Die Stimmung war gut im Frankfurter Dominikanerkloster. Alle wollen das neue Stadtdekanat. Nach langen Jahren mit Strukturkommission, zahllosen Sitzungen und Gremien ist man endlich am Ziel. Die evangelische Welt Frankfurts stellt sich neu auf. Eine klare Struktur soll für ein ebenso klares Bild nach außen sorgen. Gut so.
Doch es war der Delegierte Baron Andreas von Koskull, der seine Hand auf eine offene Wunde legte. Drei von elf, so die einfache Gleichung: Nur drei Frauen erklärten sich bereit, für die verbleibenden neun Stellen im neuen Stadtdekanatsvorstand zu kandidieren. Man habe einfach nicht mehr Kandidatinnen gefunden, beteuerte glaubhaft Dekan Achim Knecht. Ein Phänomen, das sich auch bei der Besetzung anderer Gremien und Positionen zeigt. Frauen wollen nicht, oder andersherum: Für viele Frauen ist diese Form der Arbeit nicht attraktiv. Auch nicht in einer Kirche, deren Basis in den Gemeinden doch mehrheitlich von Frauen getragen wird.
Es lohnt sich, darüber nachzudenken, warum solche Ämter für Frauen nicht attraktiv sein könnten. Möglicherweise liegt es ja an den männlichen Ritualen und dem üblichen, maskulin orientierten Gebaren in solchen Gremien. Da geht es – zu oft – nicht um den offiziellen Tagesordnungspunkt, sondern um eine „zweite Agenda“, und die heißt Macht. Da müssen Einflussschneisen geschlagen, Terrain verteidigt und falsche Entscheidungen legitimiert werden. Oder es geht in so manchem Redebeitrag nur um die eigene Selbstdarstellung.
Das alles sind Verhaltensmuster, die vermutlich jeder und jede aus der eigenen Arbeitswelt kennt. Und die eine effiziente Lösungsfindung unnötig verlängern. Sitzungen werden dadurch über die Maßen zeitlich ausgedehnt. Mehr Frauen als Männer, so scheint es, wünschen sich eine andere Kultur. Bildlich steht da der Stuhlkreis mit einem bunten Tuch und Blumen in der Mitte dem Konferenzraum mit seinem unverrückbaren Konferenztisch – hinter dem man sich auch verstecken kann – gegenüber.
Eine uneitle, an der Sache orientierte Diskussions- und Entscheidungskultur wäre sicher nicht nur für Frauen attraktiver. Doch eine Welt, in der es um das Immer-Mehr geht, kann eine solche Kultur nur sehr schwer entwickeln. Der Wunsch der Delegierten des Stadtdekanats nach einer angemessenen Zahl von Frauen im Dekanatssynodalvorstand war jedenfalls sichtbar; und so ist es wohl auch kein Wunder, dass sich bei den Wahlen dort, wo Männer und Frauen zur Wahl standen, die Frauen durchsetzten. Vielleicht ist das ja auch ein Signal für einen anderen Arbeitsstil.