Tag Archiv für Kinder

Gottes Liebe gibt es geschenkt

Morgen wird Reformation gefeiert. Vor lauter Kürbissen in den Schaufenstern ist dies etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Judith Schröder, Religionsädagogin und Leiterin der Evangelischen Auferstehungskita in Mainz, feiert bewusst mit den Kindergartenkindern das Reformationsfest, erzählt sie im Podcast Conny&Kurt. Mit etwas Mittelalter und mit Blick auf Sankt Martin gelingt es den Kindern das Grundanliegen zu vermitteln: „Gottes Liebe gibt es geschenkt“. Für die Religionspädagogin ein wunderbares Motto.

Hintergrund:
Vom Keltenritual zum Massenspektakel: Halloween

Ein Blick in die Schaufenster reicht: Halloween ist endgültig in Deutschland angekommen. Das Fest der Fabel- und Gruselwesen in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November ist in Amerika schon lange ein nicht mehr wegzudenkendes Verkleidungsfest. Genau wie hier an Fasching schlüpfen die Kinder gerne in andere Kostüme. Und natürlich gehört der Jahreszeit entsprechend der ausgehöhlte und mit einer schrecklichen Fratze versehene Kürbis dazu.

Bestimmte christliche Kreise kritisieren solches Gebaren, da die Wurzeln des Festes auf die Kelten zurückgehe. In dieser Nacht soll das Leben (der  Sommer) die Herrschaft für ein halbes Jahr an den Tod (den Winter) abgeben. Man glaubte, dass die Toten sich für ein halbes Jahr lang den Körper eines Lebenden suchen. In jener Nacht soll, so die Vorstellung, die Trennwand der Welt der Toten und der Lebenden besonders dünn sein, weshalb man mit den Toten in Kontakt kommen könne. Im Jahre 837 verfügte Papst Gregor IV, dass an diesem Tag Christen ihre Toten ehren  sollten und setzte Allerheiligen auf den 1. November und am darauffolgenden Tag Allerseelen fest. Das Christentum hatte wieder einmal seine große Integrationskraft bewiesen. Der Name Halloween leitet sich denn auch von „All Hallows‘ Eve (Allerheiligenabend) ab.

Die Iren brachten den keltischen Brauch mit nach Amerika und nun kehrt er wieder zurück auf den alten Kontinent. Klar, dass sich diese Chance Marktstrategen nicht entgehen ließen. Hersteller von Partybedarf und Dekorationsartikeln haben zwischen Fasching und Weihnachten ein Zwischenhoch entdeckt. Mit Kürbissen, ob aus Keramik oder Plastik, ob mit oder ohne Beleuchtung, mit allerlei gruseligen Accessoires wie Fledermäusen, Spinnen, Skeletten oder Hexen geben sie einen Trend vor. Und zumindest der Kürbis hat inzwischen längst via Herbstdekoration Einzug in die Häuser gehalten. 

Viel sperriger dagegen das Fest der Reformation. Schließlich liegt der Anlass quer zu Verhaltensmustern der Spaßgesellschaft. Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche genagelt haben.

Belegt hingegen ist, dass Luther am 31. Oktober 1517 Briefe an seine Vorgesetzten schrieb, in denen er den Ablasshandel anprangert und um die Behebung des Missstandes bat. Den Briefen legte er jene 95 Thesen bei, die als Grundlage für eine Diskussion über das Thema dienen sollten. Heute versuchen zahlreiche Gemeinden mit besonderen Aktionen den Reformationstag im öffentlichen Gedächtnis zu halten.

Halloween hat sich schon längst als weltliches Fest in der angeblich so rationalen, modernen Gesellschaft festgesetzt. Heute ein netter Spaß, an dem man sicher auch als Protestant teilnehmen kann. Schließlich ist die Nacht lang und die Reformationsgottesdienste beginnen schon am frühen Abend. Und für alle, die Süßes haben wollen gibt es Luther-Bonbons.

Kurt-Helmuth Eimuth

Filterblasenkinder

Die beiden Autorinnen haben für sie einen griffigen Begriff gefunden. Sie nennen Kinder, die in weltanschaulich geschlossenen Systemen aufwachsen, „Filterblasenkinder“. Unter dem Titel „Zwischen den Welten: Filterblasenkinder verstehen und unterstützen“ haben Sarah Pohl und Mirijam Wiedemann jetzt einen Ratgeber für alle herausgegeben, die mit solchen Kindern zu tun haben, sei es im Kindergarten, in der Schule oder der Beratungsarbeit. Kinder, die in solch geschlossenen Systemen aufwachsen, müssen sich irgendwann entscheiden, entweder für die Gruppe oder für ihre Eltern. Eine kaum auszuhaltende Spannung. Sarah Pohl und Mirijam Wiedemann wollen sensibilisieren für die besondere Situation dieser Kinder und Jugendlichen und wollen Eltern sowie Pädagog:innen, Berater:innen und Therapeut:innen mit Handlungsempfehlungen für die Praxis unterstützen. Allerdings nennen sie nicht Ross und Reiter. Der Link zu den jeweiligen Ideologien, sei sei es auch nur beispielhaft, fehlt. Man könne so die Systeme besser aufzeigen und außerdem gäbe es zu viele Kleinstgruppen, erläutert Sarah Pohl im Podcast Conny&Kurt.

Sehnsucht nach heiler Welt

Im letzten Jahr flüchteten die Kinder vor dem Krieg aus der Ukraine. In der letzten Woche malten sie Bilder, die im Foyer des BTH ausgestellt wurden. Die in Zusammenarbeit des Jugendbereiches der Evangelischen Thomasgemeinde und dem Verein „jmd Migration“ erstellten Bilder zeugen nicht von Kriegserlebnisssen, sondern von der Sehnsucht nach einer heilen Welt, einer intakten Natur. Anleitung erhielten die jungen Künstler und Künstlerinnen im Rahmen des Malprojektes „Projekt mit Zukunft“ von Dagmar Bode.

Text und Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Medien im Kita-Alter


Schon die Jüngsten kommen mit Medien in Kontakt und nehmen diese Erlebnisse und
Erfahrungen in die Bildungseinrichtung mit. Der Kindergarten kann also gar kein
medienfreier Raum sein. Vielmehr ist es Aufgabe der Fachkräfte, sich mit den
Medienerlebnissen der Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren auseinanderzusetzen und diese
zu begleiten. Im Seminar werden das Medienverhalten der Kinder und deren
Medienhelden analysiert. Dabei soll eine kritische Auseinandersetzung mit Medien und
dem eigenen Medienverhalten angebahnt werden. Problematische Inhalte können
aufgearbeitet und ein erster Einblick in die Funktion und Absichten von Medien gegeben
werden.

BEP@eimuth.de

Corona und die Schulen: Kompliment an die Lehrkräfte

von Kurt-Helmuth Eimuth 15. Oktober 2021

Neulich auf dem Schulhof: In vielen Klassen findet der Musikunterricht wegen Corona zurzeit im Freien statt. So hat die ganze Nachbarschaft was davon. Unseren Kolumnisten freut’s.

Erfreuen die Nachbarschaft: Musikunterricht im Freien auf dem Hof der Musterschule. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Erfreuen die Nachbarschaft: Musikunterricht im Freien auf dem Hof der Musterschule. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Neulich blickte ich mal wieder vom Schreibtisch auf, direkt in den Schulhof in der Nachbarschaft. Die Szene hat schon so etwas von den idyllischen Bildern auf den Adventskalendern. Kinder jeden Alters toben und springen in den Pausen. Nur die Gesichtsmasken erinnern daran, dass doch eigentlich Pandemie ist.

Nach Ablauf der Pause hat meistens irgendeine Klasse Musikunterricht. Ein Highlight für mich als Nachbarn! Da stehen sie im Kreis und tanzen zu einem Song, den die Lehrerin auf der Gitarre begleitet. Oder der Chor singt. Oft sind es die alten Pop-Songs der 70er und 80er Jahre. Gerne öffne ich das Fenster einen Spalt und höre zu, wie ein vielstimmiger Kinderchor „All you need is love“ intoniert. Unter dem Vordach steht ein Klavier und gibt dem Gesang Halt. Im großen Abstand und mit dicken Jacken ausgestattet erklingen die fröhlichen Melodien. Und wenn erst einmal die Brass-Band probt, ist es vollends ein Genuss für die Nachbarschaft.

So kann und soll Schule sein. Dieses Bild einer behüteten Kindheit steht im krassen Gegensatz zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen über die psychische Belastung der Kinder durch Corona. Studien zeigen vor allem im Bereich der Essstörungen, des Übergewichts, der mangelnden Bewegung und einer starken Mediennutzung die Problemzonen auf. So ist die durchschnittliche Mediennutzung pro Tag bei den 12- bis 19Jährigen von 205 auf 258 Minuten gestiegen. Dagegen ist die Zahl der Kinder, die in einem Sportverein angemeldet sind, 2020 deutlich zurückgegangen.

Umso wichtiger ist in der Schule der kreative Umgang mit den Möglichkeiten, die trotz Corona umgesetzt werden können. Als Nachbar der Musterschule freue ich mich schon auf Adventslieder, gesungen von Kindern, die dick in ihre Mäntel und Jacken eingepackt sind. Kompliment an die Lehrkräfte.

Sechs Monate Elterngeld plus Arbeitplatzgarantie!

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2020

Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.

Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.

In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?

Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.

Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.

Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen

Sechs Monate Elterngeld plus Arbeitplatzgarantie!

von Kurt-Helmuth Eimuth 11. Mai 2020

Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.

Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.

In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?

Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.

Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.

Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen.

Kinder fragen wegen Corona: Muss Oma sterben?

von Kurt-Helmuth Eimuth 23. März 2020

Kinder jeden Alters erfahren die Krise. Sie erfahren die Bedrohung, sehen die Bilder aus Italien und spüren die Angst der Erwachsenen. Wie damit umgehen?

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. Bild: www.colourbox.de

Wie kaum eine andere Krise betrifft die Corona-Krise auch Kinder. Sie bekommen nicht nur über Fernsehen und andere Medien mit, dass hier etwas Schlimmes im Gang ist, nein, sie sind Teil einer Gemeinschaft, die sich ängstigt und entsprechend handelt. Keine Schule, die Eltern sind zuhause und Oma und Opa sollen auch nicht mehr besucht werden. Da kommt doch schnell die Frage auf, die wir Erwachsenen nicht aussprechen: Müssen wir alle sterben? Müssen Oma und Opa sterben?

Wie tief das Virus die Seele der Kinder erreicht hat, zeigt die Reaktion der Kinder einer Grundschulklasse am letzten Schultag. Immer wenn ein Kind nieste oder hustete riefen alle Kinder „Corona“ und rissen die Arme hoch. Das Virus ist auch für Kinder das beherrschende Thema.

Natürlich wird man Kindern erklären, warum es gut ist, wenig Kontakt mit anderen Menschen zu haben. Da gibt es gute Videos, die mit Dominosteinen oder Streichhölzern zeigen, welche Wirkung es hat, wenn man eine Kette unterbricht.

Schwieriger wird es bei philosophischen und theologischen Fragen. Es sind die Fragen, die auch uns Erwachsene umtreiben. Warum gibt es ein solches Virus? Warum lässt Gott das zu? Müssen wir sterben?

Hier braucht es keine schnellen Antworten. Der Religionspädagoge Frieder Harz schreibt: Kinder „sind keine Gefäße, die es mit klugen Gedanken anderer zu füllen gilt. Sondern sie sind kompetent im Sich-Aneignen und auch gedanklichen Durchdringen ihrer Erfahrungswirklichkeit. Weil Glaube mitten in diese Wirklichkeit hineingehört, gilt das auch für ihr eigenständiges Nachdenken über Gott und den Glauben.“ Kinder eignen sich ihre Welt, auch ihre gedankliche Welt, mit ihren Warum-Fragen an. Sie haben durchaus die Fähigkeit über die großen Fragen des Lebens nachzudenken. Dies geschieht oft in ihrer eigenen bildhaften Sprache. Dabei gibt es keinen Gedanken der falsch ist. Sondern es gibt nur Gedanken, die man gemeinsam entwickeln kann. Man nennt dies Theologisieren mit Kindern. Wichtiger als zu antworten ist das Zuhören. Es geht darum, gemeinsam nachzudenken. Dabei darf man auch seine eigene Unsicherheit zugeben. Wir wissen nicht ob Oma und Opa sterben. Wir können nur alle etwas dafür tun, dass möglichst wenige Menschen vom Virus infiziert wird.

Und natürlich steht hinter allem auch die Frage: Warum lässt Gott das zu? Warum lässt Gott Kriege und Seuchen zu? Es ist die Theodizee-Frage, die Menschen seit Jahrhunderten umtreibt. Dahinter steht die Vorstellung, dass Gott die Welt lenkt und uns Menschen wie eine Marionette führt. Demgegenüber steht eine Vorstellung, dass der freie Christenmensch selbst über sein Schicksal entscheidet. Doch Gott steht uns in der Krise bei. Er gibt uns Zuversicht und Kraft. Auch davon kann im Gespräch mit dem Kind die Rede sein.

Doch Kinder haben ihre eigene Form des Verarbeitens. Wenn es ihnen zu viel wird, brechen sie den Dialog ab. Und das ist gut so. Kann sein, dass sie in ein oder zwei Tagen das Gespräch wieder fortsetzen wollen. Theologisieren braucht eben seine Zeit.

Zeilsheim: Zwei neue Kitas bieten Platz für 140 Kinder

von Kurt-Helmuth Eimuth 20. März 2019

Die evangelische Kirche hat in Zeisheim gebaut. Zwei neue, nahezu baugleiche Kindertagesstätten in Friedenau und Taunusblick wurden jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt. Die modulare Bauweise macht sie effizient und ökologisch zugleich. Zusammen haben sie vier Kita- und zwei Krabbelgruppen.

Effizient und ökologisch zugleich: Die neue evangelische Kita in Zeilsheim Friedenau. Die Schwester-Kita in Taunusblick sieht fast genauso aus. | Foto: Ilona Surrey
Effizient und ökologisch zugleich: Die neue evangelische Kita in Zeilsheim Friedenau. Die Schwester-Kita in Taunusblick sieht fast genauso aus. | Foto: Ilona Surrey

Die beiden Einrichtungen sind fast baugleich: Auf jeweils fast 1000 Quadratmetern können gut siebzig Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren im den beiden neuen Kitas der Kirchengemeinde Zeilsheim spielen, toben, experimentieren, kochen, forschen oder auch einfach schlafen. In der Lenzenbergstraße in Friedenau sind derzeit 74 Kinder untergebracht, in drei Kita- und einer Krabbelgruppe. In der Kita Taunusblick in der Rombergstraße werden 64 Kinder betreut, hier gibt es zwei Kita- und zwei Krabbelgruppen.

Aufgrund der Modulbauweise, die in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Regionalverband entwickelt wurde, konnten die Kitas schnell und wirtschaftlich gebaut werden, ohne an der Qualität zu sparen, wie Architekt Ferdinand Heide ausführte. Diese Bauweise sei effizient und ökologisch zugleich. Auch die Stadt Frankfurt ist von dem Konzept überzeugt, sie hat es inzwischen auch für sechs ihrer eigenen Kitas übernommen.

Pfarrer Ullrich Matthei hob die Bedeutung von Kitas auch für die Kirchengemeinde hervor. „Wir wollen Kindern mit Respekt begegnen und sie lebendig Gemeinschaft erleben lassen.“ Prodekan Holger Kamlah freute sich, dass zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas auch privat im Stadtteil verankert sind. „Wir betreuen Kinder unabhängig von ihrer Herkunft“, so Kamlah, „das Besondere an uns ist, dass wir religiös und zugleich offen sind. Wir bringen unseren Glauben mit in die Arbeit ein, aber in religionssensibler Weise.“

Jede der beiden Kitas kostete 2,6 Millionen Euro, wovon die Evangelische Kirche 500.000 Euro an Eigenmittel aufgebracht hat.

„Kinder werden im Trauerprozess oft übersehen“

von Kurt-Helmuth Eimuth 20. März 2019

Auch Kinder erleben Verlust und Trauer. Aber sie werden im Trauerprozess oft übersehen. Gerade wenn zuhause nach einem Todesfall Ausnahmezustand herrscht, sind auch die Kitas gefragt. Hilfreich sind zudem gewohnte Abläufe und Rituale.

Die Fachautorin Margit Franz sprach beim Fachtag für Erzieherinnen und Erzieher in Frankfurt über Trauerbegleitung in Kitas. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Die Fachautorin Margit Franz sprach beim Fachtag für Erzieherinnen und Erzieher in Frankfurt über Trauerbegleitung in Kitas. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Auch Kinder trauern. Sie sind zum Beispiel mit dem Tod konfrontiert, wenn ein Haustier stirbt oder wenn Großeltern versterben. Kinder müssen Verlust bewältigen, wenn die Eltern sich scheiden lassen oder ein guter Freund wegzieht.

Doch die Trauer von Kindern wird oft übersehen, sagte die Autorin und Pädagogin Margit Franz bei einem Fachtag für Erzieherinnen und Erzieher in Frankfurt. Gerade wenn die Eltern selbst trauern, könnten sie oft nicht die notwendige emotionale Stabilität bieten. Deshalb sei Hilfe bei der Trauerbewältigung auch eine Aufgabe für Kitas.

Aus dem Rhein-Main-Gebiet und ganz Hessen waren 250 Erziehrinnen und Erzieher aus evangelischen und katholischen Kitas ins Frankfurter Dominkanerkloster gekommen, um neue Perspektiven für ihre Arbeit zu bekommen. Franz forderte sie auf, die Trauer der Kinder zuzulassen. Dabei würden Gefühle wie Angst, und Trauer ohne Worte ausgelebt. Kinder trauerten auch spontan und seien dabei aufrichtig ehrlich. „Sie lassen ihren Gefühlen freien Lauf“, so die Referentin. Dabei könne man ihrer Selbstregulation vertrauen: Kinder lassen nur die Gefühle zu, die sie auch verarbeiten können.

In Situationen der Trauer sei es für die Kinder besonders wichtig, dass sie ihren Alltag weiter erleben – das gemeinsame Essen, der gewohnte Besuch der Kita, das abendliche Vorlesen. „Alltägliche Rituale geben den Kindern gerade in Krisen Halt“, sagte Franz. Gerade wenn zuhause Ausnahmezustand herrscht, könne der Kita-Besuch Sicherheit vermitteln.

Wichtig sei auch, dass Erwachsene ihre eigene Trauer nicht verbergen. Es sei gut, die eigenen Gefühle, aber auch die des Kindes in Worte zu fassen. „Kinder erwarten nicht perfekte Antworten, aber ehrliche.“