„Umsonst ist nur der Tod- und auch der kostet noch.“ Dieser Spruch, so leicht im Scherz dahingesagt, wird im Ernstfall für viele Menschen zur bitteren Wahrheit: Friedhofsgebühren und Grabpflege belasten das Budget.
Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von “Evangelisches Frankfurt”. Foto: Rolf Oeser
Eine traditionelle Beerdigung kann gut und gern über 5000 Euro kosten. Hinzu kommt, dass Familienmitglieder heute oft nicht mehr am selben Ort leben. Also bleibt die Frage, von wem und wie das Grab gepflegt wird, wenn Sohn oder Tochter in Hamburg oder München wohnen.
Nach langer Auseinandersetzung mit den zuständigen städtischen Ämtern liegt nun für Frankfurt ein Vorschlag auf dem Tisch, der eine preiswerte Bestattungsform als Alternative zur üblichen Grabstätte ermöglichen soll.
Ausweg aus Finanzsorgen war bisher oft die anonyme Bestattung
Bislang wählten nämlich viele Menschen als Ausweg aus dem finanziellen Dilemma eine anonyme Bestattung. Dabei wird der Verstorbene ohne Hinweis auf den Namen auf einer Wiese beigesetzt. So wirklich „anonym“ war das allerdings nicht immer, denn meist kannten die Angehörigen den Ort der Bestattung durchaus, was ihnen erlaubte, dort zu trauern, einen Ort der Erinnerung zu haben, oder auch einen Pfarrer zur Beerdigung dazu zu holen.
Um jedoch auch den Wunsch mancher Verstorbenen nach echter Anonymität zu erfüllen, wurde verfügt, dass bei einer anonymen Beisetzung keine Angehörigen mehr anwesend sein dürfen und auch sonst niemand die Beisetzung begleiten kann – auch kein Pfarrer. Als Alternative bietet die Stadt das so genannte „Rasenreihengrab“ an, eine Rasenfläche mit einer im Boden eingelassenen Namenstafel. Eine Grabbepflanzung oder das Ablegen von Blumen ist auch dort nicht möglich, dafür ist ein Gedenkplatz angelegt.
“Geld darf nicht über die Form der Beerdigung entscheiden”
Doch die für ein Rasenreihengrab vorgeschriebene Steinplatte ist mit 400 Euro auch nicht eben billig, wie Pfarrer Holger Kamlah, der die evangelische Kirche in der Frankfurter Friedhofskommission vertritt, zu bedenken gibt: „Es gibt Menschen in Frankfurt, die sich das nicht leisten können, so sehr sie es sich vielleicht auch wünschen.“ Er findet, es sei „nicht akzeptabel, wenn die finanziellen Möglichkeiten der Angehörigen mit darüber entscheiden, ob eine christliche Beerdigung mit Begleitung zum Grab möglich ist.“
Der Kompromiss, der sich nun nach langen Verhandlungen abzeichnet, ist einfach: Die Stadt besteht nicht mehr auf der Steinplatte.
Wie notwendig es ist, Alternativen zum traditionellen Grab zu finden, zeigt ein Rundgang über die Frankfurter Friedhöfe: Immer mehr Gräber sind ungepflegt, einfach weil die Angehörigen sich nicht darum kümmern können, zum Beispiel, weil sie weggezogen oder selbst erkrankt sind. Eine Dauergrabpflege durch eine Gärtnerei kostet mehrere hundert Euro im Jahr – das ist für viele Familien zu viel.
“Trauerhaine” als Alternative zum Grab, das gepflegt werden muss
Aber auch dafür gibt es Alternativen. Auf dem Friedhof in Westhausen etwa steht ein „Trauerhain“ zur Verfügung. Er bietet die Möglichkeit einer Bestattung in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Baum, ist also sozusagen eine städtische Variante der immer beliebter werdenden Friedwälder. Dabei wird eine kompostierbare Urne bei einem Baum vergraben und am Baum ein Schild mit dem Namen des Verstorbenen angebracht. Während Friedwälder in der Regel naturbelassene Areale sind, ist der Trauerhain in Westhausen ein Teil des Friedhofs und wird entsprechend gepflegt. 2013 soll ein weiterer Trauerhain auf dem Parkfriedhof Heiligenstock eröffnet werden. Sich schon zu Lebzeiten mit dem Thema auseinanderzusetzen, ist auf jeden Fall sinnvoll.
kurt-Helmuth Eimuth, Evangelisches Frankfurt 15.10.2012