Archiv für 31. Oktober 2000
Politisches Engagement und Diakonie gehören zusammen
Andacht zum Fachtag 27. 10. 00
Pfarrerin Marion Eimuth
Orgelvorspiel
Liebe
Zu diesem Tag heute grüße ich Sie herzlich und freue mich, daß Sie so zahlreich gekommen sind. Lassen Sie uns den Tag beginnen und Gott loben.
Zu Beginn :
Gemeinde: Eingangslied: EG 455, 1-3
Morgenlicht leuchtet
Pfarrerin: Psalm : 121, Nr. 749 im Wechsel
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet schläft nicht,
Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
Der Herr ist dein Schatten über deiner
Rechten Hand,
daß dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
Von nun an bis in Ewigkeit! Amen.
Gebet:
Gott, ich preise dich.
Du bist der Morgen und der Abend,
der Anfang und das Ende der Zeit.
Dir danke ich für die Ruhe der Nacht
Und das Licht des neuen Tages.
Leib und Seele sind dein,
von dir ist alles, was geschieht.
Jesus Christus, Licht der Welt,
du bist der Weg, den ich heute gehe,
du bist die Wahrheit, die mich leitet,
du bist das Leben, das ich finde.
Gib mir deine Liebe,
gib mir Geduld und Gelassenheit
und bewahre mich.
Geist Gott, schöpferische Ruach,
wecke meine Sinne und Gedanken,
gib mir Phantasie und Klarheit,
ein empfindsames Gewissen.
Begleite uns, beschütze uns, bewahre uns.
Amen.
Ansprache:
Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem religionspädagogischen Fachtag,
womöglich sind heute so viele gekommen, weil sie das Thema besonders reitzte: „Zwischen Beliebigkeit und Profil“. Die evangelische Kindertagesstätte im Wandel.
Wir alle spüren den Druck. Wir haben das Gefühl, dass sich etwas tut. Die Erwartungen werden größer, die Ansprüche auch. Der feste Rahmen, in dem die Arbeit geleistet wurde, verliert an Kontur. Da sollen die unter Dreijährigen aufgenommen werden, Englischunterricht, eine Eingewöhnungsgruppe errichtet, die Öffnungszeiten angepaßt und das Mittagessen selbst gekocht werden. Fast alles soll möglich gemacht werden, denn schließlich bewegt sich der Kindergarten heute in einem sozialen Markt. Und wer sich nicht erneuert, über den rollt die Entwicklung hinweg.
Doch wo bleibt da das eigene Profil? Und ist in einer evangelischen Kindertagesstätte wirklich alles möglich?
Vor einiger Zeit war ich in Amerika. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet religiösen Gruppierungen aller Art Freiraum zur Entfaltung. So entstand dort eine Art „religiöser Supermarkt“.
In San Francisco besuchte ich New Age Kirchen und charismatische Gruppen, in Salt Lake City die Mormonen und schließlich in New York die Weltzentrale der Zeugen Jehovas und der Mun-Bewegung, oder wie sie sich selbst nennen, der Vereinigungskirche.
Für mich war es sehr interessant zu hören, wie die Menschen zu den unterschiedlichen Gruppen ihre Zugänge gefunden haben und vor allem was sie dort festhält, woran sie glauben, was sie fasziniert.
Deutlich war bei allen, die Suche nach Gott, oder einer kosmischen Kraft, auf jeden Fall etwas, was ihrem Leben Sinn gibt.
Erschreckt hat mich, auf was scheinbar normal denkende Menschen hereinfallen. Fast alle Gruppen haben eine Frau oder einen Mann, die von sich behaupten, daß Gott ihnen die Aufträge und Worte erteilt, daß nur ihre jeweilige Gruppe zu den Auserwählten gehört, daß Amerika das auserwählte Land ist usw.
Oftmals ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Religionen, sozusagen Theologie a la Carte.
Mit solchen Problemen mußte sich auch schon die junge Christenheit auseinandersetzen. Im Brief an die Kolosser wird die Gemeinde vor falschen, selbsternannten Propheten gewarnt.
2,8-10:
Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.
Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.
Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt, denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.
Ich glaube, es war wichtig, daß Paulus mit solcher Entschiedenheit gewarnt und auf Jesus Christus verwiesen hat. Und sicher hat diese Eindeutigkeit der Gemeinde der Kolosser geholfen. -Nur ergibt sich für uns – wie bei allen Texten – die Frage, was dieser Text uns heute sagt:
Wenn ich an Amerika denke, an meine dortigen Erlebnisse und sehe, was davon bereits hier nach Deutschland gekommen ist, und speziell hier in Frankfurt, dann ist der Text aktueller denn je. Hier bei uns tummeln sich: Gurus und Wunderheiler, sind New Age Kirchen, sind östliche buddhistische und hinduistische Gruppen, da ist die Mun-Bewegung und auch der Wunderheiler Bonnke hat hier in Frankfurt seine Weltzentrale. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Der Schrift nachempfunden hat sie Jörg Zink: Prüfet die Geister! Heißt es damals wie heute. Laßt euch nicht hereinlegen von allerlei christlich verbrämten Lehren, die euch doch nur abhängig machen wollen und ausbeuten wollen. Wenn ihr wirklich am Leben mit Gott teilhaben wollt, dann haltet euch an Jesus Christus. Das ist alles, was ihr tun müßt. Nicht mehr und nicht weniger. In ihm ist die ganze göttliche Macht und Liebe offenbar geworden.
Doch stellt sich hier die Frage, warum so viele menschen dieser Botschaft den Rücken zuwenden und ihr Heil in Sekten und Sondergemeinschaften in Psychogruppen und astrologischen Zirkeln, bei Mondritualen und dem Wassermannzeitalter suchen. Ist Jesus Christus sowenig attraktiv? Oder wird er von mir, von uns, von seiner Kirche so wenig attraktiv verkündet und gelebt?
All diese Menschen, die da abwandern sind weder böse noch dumm. Sie sind auf der Suche, auf der Suche nach Sinn und Geborgenheit, nach Gemeinschaft. Warum kann Kirche, warum kann unsere Kirche ihnen solche Geborgenheit und Gemeinschaft nicht bieten? Sie, die von der großen Gemeinschaft in Jesus Christus tagein tagaus predigt?
Das Hören von Predigten oder das Lesen von Büchern hilft, hilft auch den eigenen Glauben zu festigen und zu entwickeln. Doch mindestens ebenso wichtig ist die erlebte Gemeinschaft, bei Gebet, Gesang und Aktion. Nur diese Gemeinschaft der unterschiedlichen Menschen im gemeinsamen Glauben kann die Antwort der Kirche auf das Suchen vieler Menschen nach Sinn und Geborgenheit sein.
Vielleicht müssen wir erst noch lernen, daß diakonisches Handeln, politisches Engagement, Kampf um die Bewahrung der Schöpfung und für den Frieden und Beschäftigung mit der Bibel, Gebet und glaubende Gemeinschaft sich nicht ausschließen oder konkurrierend gegenüberstehen, sondern daß das alles untrennbar zusammengehört im Glauben an den Christus, der allen anderen Gewalten die Macht genommen hat. Amen.
Lied: EG 331, 1-3, Großer Gott wir loben dich
Gebet:
Gott, schenke uns behütetes Leben
Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.
Wir bitten dich darum für uns
Und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.
Wir bitten dich um Augen,
die hellsichtig sind für Zeichen der Not,
für Winke zum Helfen;
um offene Ohren,
die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.
Wir bitten dich um gute Nerven,
damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,
denn du willst keine verärgerten Leute.
Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht
Und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,
denn andere sollen sich an uns freuen können.
Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;
Laß uns freundlich zu den Menschen sein.
Laß uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war. Amen
Segen:
Kommt , laßt uns anbeten:
Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn..
Pfarrerin: Sündenbekenntnis:
„Herr, erbarme dich!“
Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich,
Christe, erbarme dich,
Herre Gott, erbarme dich!
Pfarrerin: Gandenwort:
„Ehre sei Gott in der Höhe:“
Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr
und Dank für seine Gnade, darum daß nun
und nimmermehr uns rühren kann kein
Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd
hat nun ein Ende.
Pfarrerin: Gebet
Amen.
Pfarrerin: 1. Schriftlesung:
Halleluja
Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja
Gemeinde: Lied,
Pfarrerin: 2. Schriftlesung:
„Ehre sei dir Herr!“
Gemeinde: Lob sei dir o Christe!
Pfarrerin und Gemeinde:
Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unsers Glaubens:
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde;
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige, christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.
Gemeinde: Lied
Pfarrerin: Predigt:
Amen.
Gemeinde: Lied
Pfarrerin: Abkündigungen
Gemeinde: Lied und Kollekte
Pfarrerin: Fürbittengebet
Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich
mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen:
Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden
unseres Gottes:
Der Herr segne dich und behüte dich,
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und
gebe dir Frieden. Amen.
Orgelnachspiel