von Kurt-Helmuth Eimuth 2. März 2022
Der Rosenmontag in der Kindertagesstätte der evangelischen Gemeinde Frankfurt Griesheim bleibt dem Team und den Kindern sicher in Erinnerung. Nach ausgelassenem Faschingstreiben war ihnen nicht zu Mute. Und doch freuten sie sich, denn sie sahen eine Möglichkeit den Kriegsflüchtlingen zu helfen.
Ein Bauunternehmer, der Mitarbeiter aus zahlreichen Nationen beschäftigt, wollte mit Fahrzeugen einen Hilfskonvoi starten. Und da der Unternehmer der Sohn der Leiterin Katrin Göhlich ist, war die Idee im Team schnell geboren: „Lass uns da mit anpacken“, war das Motto. „Und schon eine Stunde nach dem ersten Aufruf in der Kita, kamen die ersten Spenden“, erinnert sich die Leiterin.
Die Hilfsbereitschaft war riesengroß. Selbst Lieferanten haben sich beteiligt und haben sogar ihre Kunden zu spenden aufgerufen. So hat etwa der Bäcker Brot gespendet, dass die Kinder mit dem Bollerwagen abgeholt haben, um dann Brote für die lange Fahrt der Begleitmannschaft zu schmieren. Auch dabei halfen die Kinder. Denn schließlich hatte man soviel Spenden in der Kita und im Bauunternehmen gesammelt, dass man einen Sattelzug, einen 7,5 Tonner und neun weitere Wagen mit Hänger zum Transport benötigte. Es war ein stattlicher Konvoi geworden.
Die Pädagoginnen hatten den Kindern die Situation erklärt. Die Kinder müssen raus aus ihren Wohnungen „Viele Familien hier in Griesheim haben selbst Fluchterfahrung, so dass eine solche Lage für sie sofort nachvollziehbar ist. Die Kinder sprechen auch darüber,“ berichtet Göhlich. Und so wissen diese Eltern auch, was gebraucht wird. Eine Mutter brachte Milchpulver und eine Thermoskanne, damit die für den Säugling angerührte Milch auch warm bleibt. Auch Taschengeld wurde gespendet. „18 Euro elf war so ein Betrag aus der Spardose“, berichtet die Pädagogin. Andere Kinder durchforsteten ihren Schrank und brachten nicht Abgelegtes sondern ihre Lieblings T-Shirts mit.
„Natürlich haben wir auch mit den Kindern darüber gesprochen“, sagt Göhlich. Die Leiterin betrachtet es als ihre Aufgabe Kinder so zu stärken, dass sie auf das Leben vorbereitet sind. Und dazu gehört eben die Realität, auch die Krise und im Moment auch der Krieg. Und es gehört auch dazu, zu verdeutlichen, dass das Kind russischer Muttersprache nicht zu „den Bösen“ gehört. „Kriege machen Regierungen, nicht Menschen“, sagt Göhlich.