Wenn Wunden gerissen werden…
Andacht zum 11. September
Orgelvorspiel/Musik
Begrüßung
Ein Jahr ist es her: die Terroranschläge des 11. September 2001 und ihre Schrecken. In
diesem Gottesdienst wollen wir uns erinnern an das, was war, und die Folgen der Gewalt
bedenken. Dankbar wollen wir aber auch sein für alle, die in solchen Situationen ihre Kraft
und ihr Leben einsetzten.
Votum
Wir feiern Gottesdienst
im Namen Gottes, Geheimnis der Welt,
im Namen Jesu Christi, Hoffnung aller Opfer,
im Namen der Heiligen Geisteskraft,
Überwinderin alles Getrennten.
Lied: Gott liebt diese Welt, EG 409
Psalm 46 Gott ist unser Schutz, EG 725
Wir beten
Kein Schmerz in uns,
kein Schmerz in unserem Planeten,
den du nicht kennst,
denn du hast die tiefsten Orte der Erde berührt.
Laß uns mit dir trauern, oh Christus,
über den Verlust von so vielen Leben.
Kein Ort in den Himmeln, der nicht angerührt werden kann
durch die Gegenwart deiner Auferstehung,
denn du erfüllst alle Dinge.
Laß uns Deinem Sieg über den Tod vertrauen,
um in Deinen Weg der Liebe hinein zu wachsen.
Da gibt es keine Verzweiflung,
sondern Samen der Hoffnung und Zeichen des Friedens.
(nach der Liturgie von Iona)
Dank / Gloria
Wir erinnern uns nicht nur an die Opfer dieses Tages und der daraus resultierenden
politischen Folgen.
Wir gedenken auch der helfenden Menschen. Mit ganzer Kraft versuchen sie die Wunden
zu schließen, die die Gewalt reißt. Sie alle tun das Werk Gottes, denn sie retten, was zu
retten ist.
Wir danken Gott für die Feuerwehrleute von Manhattan und an allen Orten, die ihr Leben
lassen und doch mit aller Kraft um Leben kämpfen.
Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6
Wir danken Gott für die vielen Organisationen, die humanitäre Hilfe in Kriegs- und
Katastrophenregionen bringen, für Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk, für
Initiativen und Projekte.
Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6
Wir danken Gott für alle Menschen, die sich um den Dialog der Religionen bemühen, und
so helfen, dem Haß seine zerstörerische Kraft zu nehmen.
Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6
Wir danken Gott für alle Menschen, die Konflikte schon im Vorfeld lösen helfen und
Regionen stabilisieren, für Entwicklungshelferinnen und Friedensfachkräfte, für
Polizistinnen und Soldaten.
Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6
Lesung: Römer 12,17-21
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden,
sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Predigt/Verortung
Der 11.September 2001, ein Jahr ist es jetzt her.
Wieder und immer wieder haben wir die Bilder gesehen.
Tagelang saßen wir vor dem Bildschirm, sahen im Fernsehen und in den Zeitungen die
Bilder, die immer wieder neu Entsetzen und Fassungslosigkeit auslösten. Bilder von
einem Flugzeug, das an einem Turm des World Trade Center zerschellt, Bilder von
Menschen, die sich in Panik aus den Fenstern des Hochhauses stürzen, Bilder von
Menschen, die vor den herabstürzenden Trümmern fliehen, Bilder vom brennenden
Pentagon, Bilder von erschöpften Feuerwehrleuten mit leeren Gesichtern, von
verzweifelten Menschen auf der Suche nach ihren Angehörigen.
Immer wieder schauten wir gebannt auf diese Bilder, als könnte es helfen, das
Unbegreifliche zu verstehen.
Nach dem Schock und dem Begreifen des Ausmaßes der Terroranschläge kamen die
Trauer, das Mitleid mit den Opfern, die Wut, aber auch Angst und Unsicherheit. Die
Kontrollen in den Hochhäusern und auf den Flughäfen wurden verschärft, manche
Hochhäuser geschlossen.
Die Stimmung in den öffentlichen Verkehrsmitteln war angespannt, manche benutzten aus Angst vor weiteren Anschlägen nur noch ihr eigenes Auto und mieden
Großveranstaltungen.
Viele hatten Angst vor der Reaktion des amerikanischen Präsidenten, vor weiteren
Anschlägen, vor einem möglichen Weltkrieg.
In den Schulen, auch bei uns, gab es kein anderes Thema.
Allen wurde die Verletzlichkeit unserer technisierten Zivilisation, aber auch die
Verletzlichkeit des eigenen Lebens bewusst.
Fassungslos wurde darüber diskutiert, was Menschen dazu bringt, sich selbst und das
Leben ihrer Mitmenschen durch Terror zu zerstören.
Ein Jahr ist es jetzt her.
Vieles ist passiert. Deutsche Soldaten sind in Kabul, am Horn von Afrika – aber auch
anderswo. Der Kampf gegen den Terrorismus wird gnadenlos geführt.
Unsere Welt scheint anders geworden zu sein und trotzdem ist bei uns der Alltag wieder
eingekehrt. Manchmal taucht das Gefühl des Entsetzens für einen Moment wieder auf,
aber dann läuft alles weiter wie gehabt. Der Alltag mit seinen Anforderungen nimmt uns
wieder voll in Anspruch.
Aber dennoch hat sich auch unser Leben verändert. Auch wir müssen mit den Bildern der Zerstörung leben. Auch wir müssen entscheiden, ob Gewalt ein probates Mittel gegen den Terrorismus ist. Auch wir müssen entscheiden, ob deutsche Soldaten gegen den Irak in den Krieg ziehen sollen. Das Paulus-Wort zeigt einen eindeutigen Weg: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Ein moralischer Anspruch, den wir trotz aller Schwierigkeiten in der alltäglichen Politik nicht aufgeben sollten und als Christinnen und Christen auch nicht aufgeben dürfen.
Amen.
Lied: Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, EG 640
Fürbitten
Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen
und der Menschheit Erlösung versprochen.
Darauf hoffen wir und bitten dich:
Für Hilfe und Unterstützung der leidenden
Menschen in Afghanistan, im Irak, in Israel und Palästina.
Für das Schweigen der Waffen.
Für menschenwürdige Verhältnisse.
Für politische Lösungen.
Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen
und der Menschheit Erlösung versprochen.
Darauf hoffen wir und bitten dich:
Für die Opfer von Terror und Katastrophen.
Für Trost und Hilfe.
Für Überwindung der Bitterkeit und neue Aussichten.
Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen
und der Menschheit Erlösung versprochen.
Darauf hoffen wir und bitten dich:
Für die Helferinnen und Helfer überall auf der Erde,
in Feuerwehrautos und Rettungswagen,
bei Hilfsorganisationen und Friedensdiensten,
bei der Polizei und auch beim Militär.
Für Kraft und Phantasie.
Für Unterstützung und Wertschätzung.
Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen
und der Menschheit Erlösung versprochen.
Darauf hoffen wir und bitten dich:
Für das Zusammenleben verschiedener
Kulturen und Religionen in unserer Gesellschaft.
Für Respekt und Achtung
Für Geduld und Bereitschaft das Fremde auszuhalten.
Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen
und der Menschheit Erlösung versprochen.
Darauf hoffen wir und beten gemeinsam:
Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben, EG 432
Segen
Der Segen und die Güte Gottes
führe uns von der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit
Der Segen und die Güte Gottes führe uns
von den Ersten zu den Letzten.
Der Segen und die Güte Gottes führe uns
von der Gewalt zum Frieden.