Pfarrerin Marion Eimuth
Trinitatis, Eph 1, 3-14
18. 6. 00, Diakonissenkirche.
Musik
Lied
L: Im Namen Gottes des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
G: Amen
L: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
G: der Himmel und Erde gemacht hat.
L: Der Herr sei mit euch,
G: und mit deinem Geist.
Eingangsgebet (Beichtgebet):
Christus, wir bringen unser Leben vor dich
Wir wünschen es uns heil,
aber es ist nicht so.
Wir tragen Verletzungen und Wunden davon,
die nach langer Zeit noch immer weh tun.
In unserem Schmerz übersehen wir die anderen,
die unsere Hilfe brauchen:
einen liebevollen Gedanken, ein tröstendes Wort.
Statt Hilfe geben wir Verletzungen weiter.
Statt Hoffnung säen wir Verzweiflung.
Öffne unsere Herzen für dein Hoffnungslied.
G: Der allmächtige Gott erbarme sich unser.
Er vergebe uns unsere Sünde
Und führe uns zum ewigen Leben. Amen.
Zuspruch:
Gott spricht:
„Ich will euch eine Zukunft schenken, wie ihr sie erhofft. Denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“
G: Amen.
Psalm
CH: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
G: wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen
K: Kyrie eleison.
G: Herr, erbarme dich.
CH: Christe eleison.
G: Christe erbarme dich.
Ch: Kyrie eleison.
G: Herr, erbarm dich über uns.
L: Ehre sei Gott in der Höhe
G: und auf Erden Friede den Menschen seiner Gnade.
Tagesgebet (Kollektengebet):
Wir stehen vor dir, Gott
Eingebunden in unsere Welt,
umgeben von unserem Alltag,
gefordert von der Verantwortung, die wir tragen.
So viel Unterschiedliches umgibt uns,
so viele Anforderungen werden an uns gestellt,
da ist es manchmal nicht einfach, die Orientierung zu behalten – oder überhaupt erst eine zu finden.
Die Sehnsucht ist da, eine Richtung zu erkennen,
an die wir uns halten und auf die wir uns verlassen können.
In unserer schnellebigen Zeit
suchen wir Beständigkeit und dauerhafte Ziele.
Wir stehen vor dir, Gott,
mit unseren Erfahrungen und Träumen,
mit unserer Realität und unseren Hoffnungen.
Vor dir können wir sie bestehen lassen und ernst nehmen.
G: Amen.
Lesung: Jes. 6, 1-13
CH/G: Halleluja
Lied:
Ansage des Evangeliums
G: Ehre sei dir Herr,
Lesung: Joh 3, 1-8 (9-15)
G: Lob sei dir, o Christus.
Glaubensbekenntnis:
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;
Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vater; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.
Lied:
Predigt:
Text: Epheser 1, 3-14
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herr Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluß, den er zuvor in Christus gefaßt hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, daß alles zusammengefaßt würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist. In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluß seines Willens;
Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.
In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.
Liebe Gemeinde,
Diesen Worten merkt man es sogar noch in ihrer deutschen Übersetzung an: Da ist einer voll und ganz begeistert, genauer: er ist ergriffen von dem Geist, der von Pfingsten ausgeht. Es ist gerade so, als ob er das nicht alles schnell und gründlich genug schaffen kann, nämlich von seinem Glauben zu erzählen und seinen Gott zu loben. Als ob er Angst habe, die Luft zum Sprechen zu verlieren oder die Hand zum Schreiben zu verkrampfen, packt er das alles in einen einzigen Satz. Im Griechischen ein wahres Satzungetüm, randvoll angefüllt mit Eindrücken, Aussagen und Zeugnissen. Wir kennen das doch auch, wenn wir voll sind mit Erfahrungen, Erlebnissen und Begebenheiten. Dann sprudelt es nur so aus uns heraus, und unsere Worte scheinen kein Ende nehmen zu wollen. So auch der Schreiber dieses Briefes nach Ephesus: Worum es ihm geht, ist ihm so wichtig, dass es förmlich aus ihm heraus quillt. Wir haben Mühe, ihm zu folgen, müssen uns schon anstrengen, seinem Tempo zu entsprechen. Wir merken: Es geht ihm um alles oder nichts. Und so entwirft er vor unseren Augen ein großartiges Panorama über Leben und Glauben, über Himmel und Erde, über Gott und Christus und Mensch. Was für manche der großen Panorama-Bilder gilt, dass sie sich nämlich erst durch Teil-Aspekte erschließen, das ist auch bei den Worten nach Ephesus nicht anders. Deshalb möchte ich ihnen nachgehen und an der einen oder anderen Stelle ein wenig verweilen, um genau diese Teil-Aspekte wirken zu lassen.
Da heißt es z.B., dass Gott uns in Christus erwählt hat, ehe der Weltengrund überhaupt gelegt war. Wir Menschen also erwählt vor aller Zeit! Ist das nicht eine gewaltige Aussage? Ich denke nur daran, wie häufig wir uns doch ins Dasein geworfen fühlen – einfach so und nach dem Zufallsprinzip und so ganz und gar nicht erwählt. Und auch im Alltag des Lebens selbst fühlen wir uns schwankend, hin- und hergerissen – wie eine Fahne im Wind und so ganz und gar nicht als Subjekte von Erwählung. Diese Erfahrungen sind es ja gerade, die uns Angst machen, die Unsicherheit bewirken, die unsere bangen Fragen auslösen nach dem Woher und dem Wohin. Und dann lesen wir: erwählt vor aller Zeit. Ich denke in diesem Zusammenhang an die Taufe, in der uns deutlich werden kann: Es hat einer ja gesagt zu uns und zwar lange bevor wir überhaupt da waren. Oder ich werde an das Wort des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament erinnert, das mir seit langem wichtig ist: „Fürchte dich nicht – ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich habe dich ganz persönlich gerufen, ich, der gnädige Gott, kenne dich und meine dich höchstpersönlich, unter welchen Umständen du immer auch lebst. Eine solche Zusage, die gilt und die geht mit einem – ein Leben lang. Eine solche Zusage will uns befreien von unseren bedrückenden Erfahrungen, ein Staubkörnchen im Mahlwerk der Zeit zu sein – unbedeutend, aufgerieben und ohne Perspektive. So ist es gerade nicht, und so soll es auch in den Augen Gottes nicht sein. Wir sind eben nicht Staubkörnchen, sondern mit dieser großen Zusage im Rücken sind wir imstande, unseren eigenen Weg gehen zu können. Denn wer erwählt ist vor aller Zeit, der darf Hoffnung haben und kann deshalb auch Hoffnung weitergeben. Die Menschen warten darauf.
Einen weiteren und wichtigen Teil-Aspekt in dem großen Panoramabild entdecke ich in den alten Bekenntnis-Worten: „In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns hat reichlich widerfahren lassen.“ Erlösung – Reichtum – Gnade: Allein diese drei Hauptbegriffe machen doch deutlich, worum es geht – nämlich nicht in der eigenen Unzulänglichkeit verharren zu müssen. Da leben wir unser Leben, so gut es eben geht, und merken dabei täglich, wie die Verantwortung mit zentnerschwer auf uns lastet – die Verantwortung für uns, für andere und für die Welt. Es ist oft genug zum Verzweifeln. Und manch einer weiß einfach nicht mehr weiter, hat den Eindruck, gegen die Wand zu fahren. Können in dieser Situation die alten Worte nicht zum Segen werden: Erlösung – Reichtum Gnade? Wir müssen nicht alles selbst tragen. Wir merken, dass wir doch nicht am Ende sind mit uns und unserem Latein und unserer Beschränktheit, weil ein ganz anderer für uns einsteht. Es lässt uns teilhaben an seiner Erlösung, an seinem Reichtum und an seiner Gnade. Wir können wieder Luft holen und durchatmen. Auch in diesem Zusammenhang muss ich an die Taufe denken und an deren lebenswichtige Bedeutung. Noch lange bevor die Kinder ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, ist ihnen gesagt: Vor Gott seid ihr längst jemand, vor ihm seid ihr gewichtig – ehe ihr überhaupt die erste Leistung erbracht habt.
So ab und an in einer schweren Stunde vielleicht, wenn uns Sorgen und Kummer plagen, wenn uns alles zu viel wird, möchten wir am liebsten den ganzen Bettel hinwerfen. Da möchten wir uns verkriechen in ein dunkles Loch und nichts mehr hören und sehen. Wir scheinen weder unseren eigenen noch anderen Ansprüchen genügen zu können, empfinden unsere Schwäche und auch unsere Schuld als bedrückende Lebenslast. Und doch setzt genau da der Zuspruch Gottes ein: Er hat uns längst erlöst, auch von den eigenen Ansrüchen, er will uns immer neu stärken, er will uns vergeben und damit neue Wege weisen, kurz: Er bleibt uns zugewandt in seiner Gnade, die kein Ende hat. Der Gekreuzigte als der Auferstandene steht dafür selber ein. Wer darum weiß, wird sich wie befreit fühlen aus seinem dunklen Loch und sich vorkommen wie auf einem weiten Feld: frei und luftig, vor einem großen Horizont und unter einem sicheren Firmament.
Noch einen letzten Teilaspekt aus den Worten nach Ephesus möchte ich festhalten: Es heißt da: „In ihm seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ Das klingt auf den ersten Blick eher rätselhaft und ist doch so elementar. Zunächst erinnert das natürlich an Pfingsten – Stichwort: Heiliger Geist – und damit an die Erfahrung der frühen Christen, dass Gott durch die Zeiten seinen Leuten zugewandt bleibt. Und um das zu unterstreichen, ist vom Versiegeln die Rede. Wer denkt da nicht von allein an das Parkett oder die wertvolle Weinflasche oder den Vorgang beim Notar? Alles doch Sachen, die so teuer erkauft sind, dass sie geschützt, gesichert, verschont werden müssen! Und genauso ist es bei uns Christen: teuer erkauft, erkauft nämlich durch das Blut Christi! Deshalb müssen wir versiegelt, müssen wir fest gemacht werden mit Tiefen- und hoffentlich auch mit Langzeitwirkung. Dafür steht kein geringerer als der Geist Gottes. Wir wissen, wie schnell wir uns begeistern können oder begeistern lassen, wie schnell diese Begeisterung aber auch umschlagen, Schiffbruch erleiden kann, angesichts unserer Erfahrungen. Da haben wir wirklich so etwas wie Versiegelung oder – wie wir heute sagen würden – so etwas wie Vergewisserung bitter nötig. Das alles ist aber Grund und Anlass, unserem Gott zu danken, auf ihn auch weiterhin unsere Hoffnung zu setzen und ihn aus Herzensgrund zu loben: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Sagen im Himmel durch Christus.“ Diesen Worten nach Ephesus, auf uns überkommen durch Raum und Zeit, schließen wir uns gerne an. Amen.
Lied: EG 331, 1-3, 5 + 6, 10
Mitteilungen
Lied zur Kollekte:
Gebet (Kollekte)
Fürbittengebet:
Guter Gott, wir brauchen in unserem Leben ein Zuhause
Deshalb bitten wir
Für Menschen bei uns und in anderen Ländern, die auf der Flucht sind und ein Zuhause suchen;
Für alle Fremden unter uns,
daß wir und unsere Gesellschaft mehr für ihre Integration tun;
für alle Menschen, die nicht zu Hause sein können,
weil sie krank oder pflegebedürftig sind,
daß unsere Krankenhäuser und Heime für sie zu Herbergen werden, wo sie sich geborgen fühlen;
für alle Menschen, die Angst haben müssen um ihre eigene Wohnung,
weil Armut auch bei uns wieder um sich greift,
versteckt und verschwiegen;
für alle Menschen, die sich schwer tun mit ihrer eigenen Familie, mit ihrer Nachbarschaft.
Gott, wir erinnern uns an die Verheißung,
die du unseren Müttern und Vätern gegeben hast:
Du selbst baust uns eine Stadt, wo alle Lebensrecht haben.
Deshalb bitten wir:
Für unsere Stadt, in der wir wohnen und arbeiten,
daß wir mithelfen, sie für alle Menschen bewohnbar zu machen;
für unsere Welt,
daß sie Heimat aller Menschen, auch unserer Kinder, werden und bleiben kann
und vor dem selbstverschuldeten Untergang bewahrt wird;
für alle Menschen, denen unsere Zivilisation unheimlich geworden ist und die deshalb träumen von einer Welt, die Heimat sein kann, für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Gott, wir halten fest an der Hoffnung auf dein Reich und vertrauen dir unsere Träume und Sehnsüchte an.
Und gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel!
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
L: Geht hin im Frieden des Herrn.
G: Gott sei ewig Dank.
Segen:
Gott segne dich und behüte dich,
Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
G: Amen.
Musik
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