Archiv für 2. April 2001

Todesstrafe

„Dekade zur Überwindung von Gewalt“

2.4. 2001 Heilig Geist

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 445, 1-3 + 5

Gott des Himmels

Votum:.

Im Namen Gottes feiern wir diese Andacht

Gott ist der Grund unseres Lebens.

Jesus Christus ist seinen Weg konsequent gegangen.

Und Gottes Geist begleitet und ermutigt uns in Höhen und Tiefen.

Psalm: 43 Nr. 724

Gott, schaffe mir Recht

Und führe meine Sache wider das unheilige Volk

Und errette mich von den falschen und bösen Leuten!

Denn du bist der Gott meiner Stärke:

Warum hast du mich verstoßen?

Warum muß ich so traurig gehen,

wenn mein Feind mich dränget?

Sende dein Licht und deine Wahrheit,

daß sie mich leiten

und bringen zu deinem heiligen Berg

und zu deiner Wohnung,

daß ich hineingehe zum Altar Gottes,

zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,

und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.

Was betrübst du dich, meine Seele,

und bist so unruhig in mir?

Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,

daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Gebet:

Christus, erbarme dich aller Menschen

die zu deinem Kreuz kommen mit ihrem Kreuz:

in Lebensüberdruß und Todesangst,

gekrümmt unter Schmerzen,

verlassen, entmutigt und ohne Hoffnung,

verwundet und zerrissen,

aufgerieben, leer, verzweifelt.

Nimm dich derer an,

die dagegen kämpfen, daß Menschen gekreuzigt

werden wie du:

Lebe du in ihnen als langer Atem und weite

Aussicht,

als Findigkeit und List,

als Stärke, die sich nicht hart macht,

als Liebe zu allem Lebendigen,

als heitere Bescheidenheit.

Laß unser Unterscheidungsvermögen wachsen,

damit wir immer genauer in Erfahrung bringen,

welche Kreuze wir zerbrechen – und welche wir

tragen müssen. Amen.

Lied: EG 96, 1-3 Du schöner Lebensbaum

Andacht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Rings um den Erdball wächst die Sorge über die zunehmende Gewalt. Nachrichten über kriegerische Konflikte, Fremdenfeindlichkeit, Gewalt gegen Frauen und Kinder, Brutalität in Video und Fernsehen halten uns

in Atem. Der Ökumenische Rat der Kirchen hat durch die Ausrufung der weltweiten „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ die Dringlichkeit dieser Aufgabe in den Mittelpunkt seiner Arbeit gerückt. Auch in Deutschland ist Gewalt eine zentrale Herausforderung für die Kirchen.

Gewalt gibt es in unseren Häusern und Familien:

Noch immer halten zwei Drittel aller Eltern körperliche Strafen für ein legitimes Mittel der Erziehung. Gewalt gegen Frauen und der sexuelle Missbrauch von Kindern gehören zu den Schattenseiten unserer Gesellschaft.

Rassistisch und antisemitisch motivierte Gewalt gibt es mitten unter uns:

Deutschland war in den zurückliegenden Monaten leider Schauplatz von zahlreichen Gewaltakten gegen Menschen anderer Hautfarbe oder von Attacken gegen jüdische Gotteshäuser. Trotz zahlreicher von den Kirchen mit getragener Initiativen konnten wir dieses Problem noch immer nicht mit spürbarem Erfolg bekämpfen.

Gewalt gibt es zwischen Völkern:

Die Bilder vom Kosovo-Krieg sind uns noch gegenwärtig, die Eskalation der Gewalt in Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten hat bis an den Rand eines Krieges geführt. In diesen wie in anderen Konflikten, zum Beispiel in Indonesien, wird immer wieder auch versucht, Religion für andere Interessen zu instrumentalisieren.

Wie wenig Gespür für Gewaltverherrlichung in den Medien da ist, zeigt sich gerade in den Vereinigten Staaten. Wir bereiten uns auf die größte Show des Jahres vor“ – wird ein Manager des amerikanischen Fernsehsenders CBS in den Medien zitiert. Damit meint der Mann nicht die Steuben-Parade in New York, sondern die Absicht der großen US-Fernsehketten, am 16. Mai live von der Hinrichtung des Mörders Timothey McVeigh im Bundesgefängnis von Terra Haute (Indiana) zu berichten. Aber nicht nur Berichterstattung im Umfeld der Hinrichtung wird geplant, sondern auch die Hinrichtung selber soll live in die amerikanischen Wohnzimmer übertragen werden, wenn es den TV-Gesellschaften gelingt, vor den US-Gerichten die Zustimmung dafür zu erstreiten. Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Bereits eine Woche vor der Hinrichtung wollen die TV-Stationen mit Sondersendungen aus dem Zuchthaus beginnen. Live wollen Kamera-Teams aus den Wohnzimmern von Angehörigen der von McVeigh Ermordeten senden, im Hof des Gefängnisses sollen Reportageplätze mit Ton-Direktschaltung in den Hinrichtungsraum eingerichtet werden. Angeblich will das US-Justizministerium die Live-Übertragung der Hinrichtung selber verhindern, denn, so die makabre Begründung, „wir haben kein Interesse daran, mit Live-Übertragungen in Amerikas Wohnzimmer Abscheu und eine Diskussion um die Todesstrafe auszulösen“. Aber genau dies sollte man sich wünschen!

Eine Debatte um die Abschaffung der Todesstrafe im Sinne der bereits 1948 von der UN-Generalversammlung verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Zu deren 50. Jahrestag hat der Rat der EKD 1998 unter anderem erklärt: „Der Vollzug der Todesstrafe ist eine besonders drastische und zudem unheilbare Weise, die Menschenrechte zu verachten. Dies gilt auch und erst recht für zivilisierte Staaten. Dies alles macht deutlich: Es muss mehr geschehen, es muss sich etwas in den Köpfen verändern. Wir brauchen eine Kultur der Gewaltfreiheit. Sie muss eingeübt werden, zuhause im Wohnzimmer, auf dem Schulhof, in Stadt und Land ebenso wie in der internationalen Politik. Der Ökumenische Rat der Kirchen erinnert uns mit der Ausrufung der Dekade an diese Aufgabe. Sie ist nicht leicht und wir werden sie einem Jahrzehnt nicht abschließen können. Wer sich für die Überwindung von Gewalt einsetzt, ist kein weltfremder Träumer.

Der Kampf für die weltweite Abschaffung der Todesstrafe ist seit 1948 nicht ohne Erfolg geblieben. Aber angesichts einer immer noch erschreckend hohen Zahl von Hinrichtungen muss er unvermindert fortgesetzt werden.“ Und vielleicht führt die in diesem Jahr begonnene „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ des Weltkirchenrates dazu, dass die Diskussion um die Todesstrafe nicht verstummt und dass denen, die schon lange auf eine Abschaffung hinarbeiten – auch in Amerika – neuer Mut gemacht wird, in ihrem Bemühen nicht nachzulassen.

Lied: EG 96, 4-6 Du schöner Lebensbaum

Mitteilungen

Gebet:

Christus, wie schwer ist uns selbst noch im Leid einen Sinn zu entdecken.

Könnten wir es doch.

Du hast die Bitterkeit angenommen,

den Spott ertragen,

die Schmerzen erduldet.

Du hast den Zweifel ausgehalten,

Gott vertraut,

und so die Frucht reifen lassen, der wir bedürfen.

Christus, lehre uns festhalten an der Güte Gottes.

Erbarme dich aller, für die wir dich bitten.

Für die Menschen, die vom Krieg bedroht und verfolgt sind

Für die Kranken und die, die sie pflegen

Für die Sterbenden und die, die bei ihnen wachen

Für die Menschen, die ihre Heimat verlassen und ein Zuhause suchen bei uns

Für uns, wenn sich unsere Herzen und Sinne verhärten

In Not und Schmerz

Christus, lehre uns festhalten an der Güte Gottes,

in den Zeiten der Freude,

in den Zeiten der Not,

in der Stunde des Todes.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Möge Gott dich segnen und behüten

Möge Gottes Angesicht auf dich leuchten

Und dir Gnade geben.

Mögen Gottes Augen über dir leuchten und

Dir Frieden bringen.

Lied: EG 421 Verleih uns Frieden

Louise Scheppler. Großmutter des evangelischen Kindergartens.

2.4. 2001 Heilig Geist

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 288, 1-4, Nun jauchzt dem Herren

Votum:.

Im Namen kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Psalm: 1 Nr. 702

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen

Noch tritt auf den Weg der Sünder

Noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern hat Lust am Gesetz des Herrn

und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den

Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner

Zeit,

und seine Blätter verwelken nicht.

Und was er macht, das gerät wohl.

Aber so sind die Gottlosen nicht,

sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht

Noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,

aber der Gottlosen Weg vergeht.

.

Lied: EG 324, 1-3,13, Ich singe dir mit Herz

Andacht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 Heute am 25. Juli ist der Todestag von Louise Scheppler. Louise Scheppler gehört zu den Großmüttern des evangelischen Kindergartens. In ihren Grabstein ritzte man folgende Worte „Hier ruhen die sterblichen Gebeine der Luise Scheppler, geboren an dem 4. November 1763, gestorben zu Waldbach den 25. Juli 1837. Die treue Magd und Gehülfin des Papa Oberlin. Eine christlich-demütige Erzieherin der Jugend seit dem Jahre 1779“

1767 übernahm Pfarrer Johann Friedrich Oberlin das Pfarramt in Waldersbach im Steintal (Vogesen). Er errichtete bald eine sog. „Strickschule“ (der bald weitere folgten), um die Kinder vor den Gefahren der Verwahrlosung zu schützen.

Am 16. Juni 1779 trat Louise Scheppler in Waldersbach in den Dienst der ersten ordentlichen Kleinkinderschule. Hier liegt der Beginn der evangelischen Kleinkinderpflege.

Bald hatte sich Louise Schepplers Wirken in der Waldersbacher Kleinkinderschule über die Pfarrgemeinde ausgedehnt; „nach nicht allzu langer Zeit war die Kleinkinderschule nach England verpflanzt, wurde nach Frankreich zurückgeführt und hielt ihren Segenszug in Deutschland. Eine sechzehnjährige Pfarrmagd, eine arme Bauerntochter, hatte den Anstoß zu der Bewegung gegeben, aus der einer der Hauptthätigkeiten der inneren Mission geworden ist“, stellt ein Chronist fest.

Die Magd verband schon damals Diakonie und Bildung. Diese beiden Aspekte gehörten von Anfang an in der Elementarpädagogik zusammen.

Die Kleinkinderschule Louise Schepplers fand zweimal wöchentlich statt, getrennt nach Geschlecht. Die anderen Wochentage mussten die Kinder in den Webereien, dem hauptsächlichsten Industriezweig des Steintals, unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Während ihres Besuches der Kleinkinderschule wurden die Kinder nicht nur aufbewahrt und beaufsichtigt, sondern auch in Sitte, Glauben und häuslichen Arbeiten unterrichtet. Diesbezüglich schrieb Louise Scheppler in einem undatierten handschriftlichen Bericht nieder:

„Die Leiterinnen unterrichten die Kinder in den verschiedenen Fächern wie folgt:

1. Das Stricken, gilt für Buben wie für Mädchen.
2. Man berichtet ihnen die Geschichten der Heiligen Schrift.
3. Man läßt sie auswendig lernen, Gesangbuchlieder und geistliche Lieder, die sie dann stets auch gleich singen werden, man erklärt ihnen den Sinn dieser Lieder.
4. Man bringt ihnen schon die Anfangsgründe von Geographie und Naturgeschichte bei.
5. Man erzählt ihnen verschiedene erbauliche Geschichten, ihrem Alter und Auffassungsvermögen entsprechend.
6. Man versucht, ihnen die Gegenwart Gottes deutlich zu machen, zu jeder Zeit und an jedem Ort, und überall, wo sie sich befinden, und in allem, was sie tun, spornt man sie an, sich dessen zu erinnern.

Man hält sie dazu an, nur ja all das zu tun, was Gott, dem Allgegenwärtigen, Freude machen kann. Im Gegensatz dazu zeigt man ihnen auch, was Gott missfällt; man versucht ihnen zu zeigen, wie hässlich es ist, sich dem Lügen und Schwören hinzugeben, ebenso wie der Respektlosigkeit den Eltern gegenüber, der Unsauberkeit, der Faulheit und anderem mehr. Und endlich versucht man, ihnen das Gebet des Herzens nahezubringen, indem man mit ihnen knieend betet, und man betet in einer Art und Weise, wie sie es verstehen“ (zit. n. Psczolla 1988, S. 102 f).

Trotz aller Disziplinierung der Kinder, wurde das kindliche Spiel in seiner Bedeutung (zumindest in Ansätzen) erkannt.

58 Jahre stand Louise Scheppler im Dienste der Jugend. Für ihr philanthropisches Wirken erhielt sie 1829 von der „Akademie der Wissenschaften zu Paris“ den Tugendpreis. Das Preisgeld von 5000 Frcs. stiftete Louise Scheppler für die Gründung von weiteren fünf neuen Kleinkinderschulen.

Louise Scheppler starb im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Sie wurde neben „Papa Oberlin“ begraben.

Auch wenn die Sprache und die Pädagogik uns heute ein wenig fremd vorkommen, so sind die Grundsätze dieser Erziehung nach wie vor modern. Der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan hat die Frage der Kinder nach Gott aufgenommen. Dort heißt es:

„Kinder erfragen unvoreingenommen die Welt und stehen ihr staunend gegenüber.

Sie stellen die „Grundfragen“ nach dem Anfang und Ende, nach dem Sinn

und Wert ihrer selbst und nach Leben und Tod. In ihrer Konstruktion der Welt und

ihrem unermesslichen Wissensdrang sind Kinder kleine Philosophen und

Theologen. Die Frage nach Gott kann für sie in diesem Sinne eine zentrale

Lebensfrage sein.

Kinder sind darauf angewiesen, vertrauensbildende Grunderfahrungen zu

machen, die sie ein Leben lang tragen. Sie brauchen Ausdrucksformen und

Deutungsangebote, um das ganze Spektrum möglicher Erfahrungen positiv verarbeiten

zu können.

Eigene religiöse Erfahrungen und das Miterleben von Gemeinschaft, Festen,

Ritualen sowie die Begegnung mit Zeichen und Symbolen können helfen, Eigenes

und Fremdes zu erschließen.“

Louise Scheppler, gestorben 25. Juli 1837 hat dieses in ihrer Zeit umgesetzt. Denn schließlich ging es damals wie heute darum, Kindern Erfahrungen mit Gott weiterzugeben. Und auch heute betreiben wir evangelische Kindertagesstätten nicht nur, um die Kinder gut unterzubringen, um sie sprachlich zu fördern. Nein, die evangelische Kindertagesstätte berichtet auch von Gottes Wirken, sie hat ein eigenes religionspädagogisches Profil. Mehr denn je müssen den Kindern die biblischen Bilder und die christlichen Symbole, die Schönheit der Lieder und die Kraft der Gebete behutsam erschlossen werden. Die evangelische Kindertagesstätte ist eine Chance für die Kinder und für den Gemeindeaufbau. So gesehen sind die Zielsetzungen von Louise Scheppler immer noch aktuell.

Lied: EG 398, 1+2, In dir ist Freude

Mitteilungen

Gebet:

Gott, du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen.

Es ist niemand zu klein oder zu groß, um dir zu gehören. Wir danken dir für die Menschen, die uns zeigen, dass du uns liebst. Etwas vom Himmel auf Erden ist dadurch für uns spürbar.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir denken auch an die Menschen, die davon nur wenig spüren: Alte, die einsam sind – oder Kranke, um die sich niemand kümmert. Hilf, dass auch sie etwas vom Himmel spüren und Freude erleben können.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir Menschen machen einander das Leben oft zur Hölle. Wir wissen von Kriegen und vielen Orten, wo Unschuldige getötet und verletzt werden. Hilf, dass auch dort der Himmel stärker ist und Frieden sich durchsetzt.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir Menschen zerstören den Raum, den du uns zum Leben schenkst. Die Luft um uns herum und der Himmel über uns sind verschmutzt und beschädigt. Bewahre Himmel und Erde vor der Zerstörung und hilf, dass auch wir dazu beitragen, die Schöpfung zu bewahren.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott, du Ursprung allen Lebens

Du Quelle der Liebe,

du bist wie eine gute Mutter

und wie ein guter Vater.

Sei vor uns und führe uns

Sei hinter uns und schütze uns,

sei neben uns und begleite uns,

sei zwischen uns und verbinde uns,

sei unter uns und trage uns,

sei in uns und erfülle uns,

sei über uns und segne uns..

Amen.

Lied: EG 503, 1 + 14, Geh aus mein Herz

Ausgegrenzt und ausgelacht

Tatort Büro: Immer mehr Menschen klagen darüber, dass die Arbeit sie krank macht - nicht wegen Überlastung, körperlicher Anstrengung oder sonstiger Gefahren, sondern wegen der schlechten Atmosphäre, weil sie sich von Kolleginnen und Kollegen oder auch vom Chef "gemobbt" fühlen.

Mobbing wird definiert als eine Häufung von „negativen kom- munikativen Handlungen am Arbeitsplatz, die systematisch und zielgerichtet betrieben werden, wobei über den oder die Angegriffene tiefer liegende, betriebliche Probleme ausgetragen werden.“ 1,5 Millionen Fälle soll es in Deutschland bereits geben – Grund genug für die Kirche, sich des Problems anzunehmen. Schließlich trägt sie nicht nur ethische und seelsorgerliche Verantwortung, sondern ist auch selbst ein großer Arbeitgeber.
Es begann ganz harmlos. Die einst geachtete Kollegin B. sitzt plötzlich immer alleine am Tisch in der Kantine. Das scheint sich ganz von selbst, wie von Geisterhand gelenkt, so zu ergeben. Sie merkt, dass sie über dienstliche Angelegenheiten nicht mehr informiert wird. Die Folge sind Konflikte mit Vorgesetzten, da sie bestimmte Aufgaben nicht mehr erfüllt. Anfangs bemüht sich Kollegin B. noch redlich. Selbst wenn es beim Geburtstagsumtrunk im Nachbarbüro hoch her geht, arbeitet sie. Sie hat sich schon lange damit abgefunden, dass sie zu solchen Anlässen nicht mehr eingeladen wird. Eine solche Ausgrenzung am Arbeitsplatz steckt auf Dauer niemand so einfach weg. Kollegin B. ist inzwischen wegen ihrer chronischen Magenbeschwerden häufig krank geschrieben.
Frau B. ist ein typisches Mobbingopfer. Mobbing leitet sich aus dem englischen Verb „to mob“ ab, was so viel heißt wie belästigen, anpöbeln oder auch manipulieren. Unter Mobbing wird ein längere, systematische Ausgrenzung eines Kollegen oder einer Kollegin verstanden. Allein in Deutschland sollen 1,5 Millionen Menschen Opfer solcher Verhaltensweisen sein. Krankheit und Kündigung sind oftmals die Folge. Die Kosten für die Wirtschaft sind enorm. Nicht nur die krankheitsbedingten Fehltage belasten die Unternehmen. Mobbing-Opfer leisten auch deutlich weniger. So fand eine deutsche Untersuchung heraus, dass Mobbing-Betroffene anfangs zwar mit erhöhter Leistung reagierten, dann aber, wenn sie die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen einsehen, die „innere Kündigung“ vollziehen.
Nun ist natürlich nicht jeder Konflikt mit dem Vorgesetzten, jede Dienstanweisung oder jede Versetzung gleich ein Fall von Mobbing. Erst wenn Konflikte nicht mehr offen benannt und einer Lösung zugeführt werden, ist der Nährboden für Mobbing gelegt. Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will solchem Verhalten vorbeugen. In einer kürzlich erschienenen Handreichung zeigt sie Wege auf, wie mit dem Thema Mobbing offen umgegangen werden kann. Die regelmäßige Information der Mitarbeiterschaft ist ebenso notwendig wie die Schulung und Ausweisung qualifizierter Konfliktbeauftragter. Ob und in welchem Ausmaß allerdings der Arbeitsplatz Kirche selbst auch ein Ort ist, an dem gemobbt wird, vermochte die zuständige Referentin der Kirchenverwaltung nicht zu quantifizieren.
Kurt-Helmuth Eimuth

Die kirchliche Handreichung zum Thema Mobbing kann bei der EKHN, Paulusplatz 1, 64285 Darmstadt, Telefon 06151/405420 angefordert werden. Die Deutsche Angestellten Gewerkschaft (DAG) bietet in Frankfurt jeden Freitag von 8 bis 10 Uhr Telefonberatung für Betroffene unter der Nummer 71911613. Informationen rund um das Thema Mobbing gibt’s im Internet unter www.mobbing-net.de oder unter www.sozialnet-hessen.de/mobbing, dort wird von der DAG jeden Mittwoch von 18 bis 20 Uhr ein Chat für Betroffene angeboten. Um die Frage „Mobbing – ernstes Thema oder nur ein Modetrend?“ geht es auch beim nächsten Pro- und Contra-Chat von „Evangelisches Frankfurt“ am Donnerstag, 5. April, von 18 bis 19 Uhr.

Evangelisches Frankfurt, Ausgabe April 2001 · 25. Jahrgang · Nr. 2