von Kurt-Helmuth Eimuth 22. November 2021
Agaplesion wurde 2002 in Frankfurt gegründet. Heute umfasst der Gesundheits-Konzern 100 Einrichtungen mit einem Jahresumsatz von 1,6 Milliarden Euro – und will weiter wachsen.
Die Zahlen beeindrucken durchaus: Der „christliche Gesundheitskonzern“ (so die Selbstbezeichnung) Agaplesion, zu dem unter anderem das Markuskrankenhaus in Frankfurt-Ginnheim und das Bethanienkrankenhaus in Bornheim gehören, umfasst inzwischen in ganz Deutschland 23 Krankenhäuser mit über 6.340 Betten, Wohn- und Pflegeeinrichtungen, Hospize und medizinische Versorgungszentren, neun ambulante Pflegedienste und eine Fortbildungsakademie.
Der etwas sperrige Name Agaplesion ist Altgriechisch und bedeutet „Liebe den Nächsten“. „Unsere Eigentümer sind tief verwurzelt in der christlichen Tradition“, sagt der Vorstandsvorsitzende Markus Horneber. Es gebe gelebte christliche Kultur in den Häusern, Meetings würden mit einem Gebet eröffnet. Der Chef von 22.000 Mitarbeiter:innen denkt aber auch unternehmerisch. Die Komplexität im Gesundheitswesen sei heute enorm, die Spezialisierung werde weitergehen. Auch in Frankfurt gebe es zu viele Krankenhausbetten. Dennoch habe er beim Thema Ökonomisierung des Gesundheitswesens seine Meinung geändert, sagt Horneber: Wettbewerb sei zwar gut, aber mehr als ein Prozent Rendite sollte nicht zugelassen werden, ist der Diplom-Kaufmann inzwischen überzeugt. „Wir sind keine Automobilindustrie, sondern Daseinsvorsorge, die sollte anders funktionieren.“
Bei Agaplesion werde Gewinn für Investitionen genutzt, bezahlt werde nach Tarif. Dass der in Küche und Logistik niedriger liegt als in der Kirche sonst, rechtfertigt Horneber mit den Marktbedingungen. „Wir müssen die Gehälter refinanzieren, wir bekommen nichts aus Kirchensteuern.“
Die Angestellten bei Agaplesion müssen heute nicht mehr evangelisch sein. Verpflichtend sei die Kirchenmitgliedschaft nur in Vorstand und Geschäftsführung, sagt Horneber. Schon bei Chefärzten und Chefärztinnen sei das nicht mehr durchsetzbar. Musliminnen dürfen aber nur im Ausnahmefall Kopftuch tragen, „und auch da freuen wir uns nicht darüber“.
„Schwierig“ sei auch das Thema Schwangerschaftsabbrüche. In den Häusern von Agaplesion werden grundsätzlich keine durchgeführt. Das hat dem Konzern Kritik eingebracht, vor allem in ländlichen Regionen, wo es für ungewollt Schwangere kaum Alternativen gibt. „Wir haben uns nach einem großen Konsultationsprozess so entschieden“, sagt Horneber.
Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen blickt der Agaplesion-Chef optimistisch in die Zukunft. Klar ist: Das christliche Unternehmen soll sich weiterentwickeln. Schließlich will man der viertgrößte Krankenhauskonzern Deutschlands bleiben.