Medienkompetenz beginnt schon im Kindergartenalter

Leben & Alltag

von Kurt-Helmuth Eimuth 18. November 2021

Kinder lernen schnell: Schon im Kindergartenalter können Zoom und Co. zum Einsatz kommen, und so nutzen manche Dreijährige die Bildfunktion auf dem Smartphone ganz selbstverständlich. Gleichzeitig wird mit warnendem Unterton über die Verlängerung der Nutzungszeiten digitaler Medien in der Pandemie berichtet. Für Eltern und Erzieherinnen ein Spagat. Digitale Medien sind längst zu einer Sozialisationsinstanz geworden – aber wie am besten damit umgehen?

Cordula Kahl, Jan Rathje: Digital unterwegs in der Kita? – Wir sind dabei, Verlag an der Ruhr, 20,99 Euro.
Cordula Kahl, Jan Rathje: Digital unterwegs in der Kita? – Wir sind dabei, Verlag an der Ruhr, 20,99 Euro.

Wie man Medien in Kindertagesstätten einsetzen kann, beschreiben Cordula Kahl und Jan Rathje in diesem Buch ganz praktisch. Beide sind in der Medienfortbildung seit vielen Jahren tätig. Sie im Institut für Medienpädagogik, er auch als Multiplikator für den Hessischen Bildungsplan. Gut verständlich und übersichtlich liefern sie das notwendige Hintergrundwissen, nicht nur für Fachkräfte, sondern auch für die interessierte Elternschaft.

Zum Beispiel erläutern sie, wie Kinder Erzählungen wahrnehmen, wie sie Ängste entwickeln können, und wie man kreativ diese Ängste zähmen kann. Wichtig in den Erzählungen ist: Das Gute siegt.

Ziel ist es, den Kindern Medienkompetenz zu vermitteln. Medienerziehung ist also weit mehr als das Erklären der Funktion technischer Geräte. Es geht um die emotionalen Dimensionen, die die Wirkung etwa von Filmen ausmacht. Kinder sollen in der aktiven, gestalterischen, eigenständigen Nutzung der Medien begleitet werden.

Dabei sollten sich vor allem Eltern klarmachen, dass sie als Erwachsene mit ihrem Medienverhalten das Vorbild sind. Kita und Elternhaus müssten bei der Stärkung der Medienkompetenz an einem Strang ziehen. Sie könne nur nachhaltig sein, „wenn Mediennutzung in der Familie und Bildungsarbeit in der Kita miteinander in Beziehung stehen und sich gegenseitig ergänzen“.

Ganz praktisch leitet das Buch an, Geräusche wahrzunehmen, Trickfilme und Hörspiele zu produzieren. Es wird aber nicht nur die Technik erklärt, sondern es gibt auch eine Anleitung, wie man diese Technik Kindern erklären kann. Beispielsweise kann man zur Erklärung des Greenscreen, also der Technik, einen Menschen in eine fremde Kulisse einzubauen, drei Folien übereinanderlegen. So wird anschaulich, was die Elektronik im Verborgenen bewirkt. Die aufgeführten Projekte machen Lust, das auszuprobieren.

Doch bei aller Begeisterung für digitale Technik ist klar: „Der Einsatz digitaler Medien in der Kita soll nicht andere Medien, das Spielen, die Rollenspiele, die Kreativität mit Papier und Stift oder das Lernen in anderen Zusammenhängen ersetzen. Medieneinsatz ist immer als Ergänzung zu denken.“

Fazit: Ein gut in der praktischen Arbeit einsetzbares Buch mit vielen Tipps und Hintergrundwissen. Spätestens wenn Eltern den im Buch befindlichen „Reflexionsbogen zur Mediennutzung in der Familie“ ausgefüllt haben, werden sie Lust bekommen, in den knapp 100 Seiten zu stöbern.