Archiv für 28. September 1997

Woche der ausländischen Mitbürger

Kurt-Helmuth Eimuth

28. 9. 1997

Orgelvorspiel

Begrüßung

Lied: EG 262, 1;4+6 Sonne der Gerechtigkeit

Votum:

Im Namen Gottes feiern wir diesen Gottesdienst.

Gott ist der Grund unseres Lebens.

Jesus Christus lädt alle Menschen in das Reich Gottes ein.

Gottes Geist stärkt Liebe und Gerechtigkeit unter uns. Amen.

Psalm: 31, Nr. 716

Lied: EG 593, 1+2+5 Licht das in die Welt

Predigt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Woche des ausländischen Mitbürgers ging gerade zu Ende. Aus diesem Anlaß habe ich Ihnen ein Kinderbuch mitgebracht. „Soham – Eine Geschichte vom Fremdsein“ ist es betitelt. Es handelt vom Flüchtlingskind Soham, von seinen Konflikten in der Schule, von sozialer Ausgrenzung aber auch vom Lernen das Fremde zu akzeptieren. Und weil es eine Geschichte ist, geht sie gut aus. Die Kinder lernen, ihre Vorurteile zu durchbrechen. Herr Becker, der Lehrer, sagt am Ende den von uns sogeliebten Satz: „Und vergeßt nicht, es gibt für jeden von uns nur ein einziges Land, in dem er kein Ausländer ist! Das ist für jeden das eigene Land“.

Wir leben hier in dieser Stadt mit vielen Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen, Kulturen und Religionen zusammen. Gerade auch unsere Kindergärten und Horte sind Orte in denen dies deutlich und sichtbar wird. Die multikulturelle Situation hier kann als gegenseitige Bereicherung und Lernchance für alle Beteiligten erlebt werden. Wo anders als in der Kindertagesstätte sind Kinder für eine so lange Zeit, so intensiv zusammen und erfahren wie es in anderen Ländern aussieht, was dort gegessen wird, welche Lieder gesungen werden, welche Feste gefeiert werden. Diese Arbeit der Erzieherinnen trägt zum friedlichen Zusammenleben bei, zur Verständigung der Kinder, die hier lernen in Toleranz dem Anderen, der Anderen zu begegnen. Und ich denke, dies wirkt sich auch auf das zu Hause aus, auf die Eltern, die in der Kindertagesstätte die Möglichkeit der Begegnung haben.

In Genesis 12, 1 – 3 stehen die Verse:

Abraham, ein Mann, der seine Sachen packt und sich auf eine unbekannte Reise macht. Allein auf sich gestellt, so begegnet uns Abraham. Doch sein Gott ist mit ihm, er wandert mit.

„Der erste Glaubende, der allein gegen alle steht und sich für frei erklärt.“ So schildert Elie Wiesel, ein jüdischer Schriftsteller, den Mann, bei dem die Religionen des Judentums, des Christentums und des Islams ihren Anfang nahmen.

Für das Judentum ist Abraham der ‚große Mann‘, in den Gebeten Israels wird er zu einem Sinnbild der Gnade, des Mitleidens und der Liebe. Das Neue Testament der Christen nennt ihn den ‚Vater vieler Völker‘, und im Koran, dem heiligen Buch der Moslems, gibt Gott Abraham die Verheißung: ‚Ich will dich zu einem Vorbild für die Menschen machen‘.

Abraham hat einen Ruf gehört und diesem Ruf ist er gefolgt. Abraham hat auch uns heute noch Wesentliches zu sagen: Es kommt nicht darauf an, durch das Besondere, das Auffällige, aus der Masse herauszuragen. Es kommt darauf an seinem Leben ein Ziel, einen Inhalt zu geben. Gott hat jede und jeden bei seinem Namen gerufen, das ist die eigentliche Würde des Menschen, eines jeden Menschen.

Unabhängig von der Religion hat Gott alle Menschen bei ihren Namen gerufen. Die Gnade Gottes ist ebenso unteilbar wie die Menschenwürde. Auch deshalb können und müssen Christinnen und Christen Toleranz üben.

Amen.

Lied: 594, Der Himmel geht über allen auf (3 x)

Mitteilungen: Geburtstage

Fürbitten:

Gott, du liebst uns wie ein Vater,

du kümmerst dich um uns wie eine Mutter.

Deshalb bringen wir unsere Bitten und Wünsche vor dich:

Wir haben in diesem Gottesdienst unsere Klage ebenso vor Dich gebracht wie unsere Bitten und Hoffnungen.

Gott, lehre uns, genauer hinzusehen,

die Angst der Menschen, die bei uns eine Heimat suchen –

und Feindschaft erfahren.

Laß uns dein Mund sein, der sagt,

was keiner hören will.

Und deine Füße laß uns sein, o Gott,

die hingehen zu unseren ausländischen Nachbarn.

Und deine Hand, die nicht Berührung

mit dem Fremden scheut.

Rufe du uns immer wieder bei unserem Namen,

damit wir uns umwenden

und deinem Weg des Lebens folgen,

dem Weg der Gerechtigkeit und der Liebe

für Frauen und Männer, Schwestern und Brüder

bei uns und in aller Welt.

Und in der Stille bringen wir vor dich was uns noch bewegt.

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: 171, Bewahre uns Gott