Archiv für 15. Januar 2005

Ein unauslotbares Geheimnis

15.1.2005

Pfarrerin Marion Eimuth

Letzter Sonntag nach Epiphanias (24.1.99)

Predigttext

2. Mose 3,1-10 (11-14)

Orgelvorspiel

Gemeinde: Eingangslied: EG 70, 1+4

Zum heutigen Sonntag, begrüße ich Sie ganz herzlich mit dem  

Wochenspruch bei dem Propheten Jesaja, Kapitel 60, Vers 2:

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi – So sind wir geliebt,

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Psalm 97

Der Herr ist König: des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.

Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit,

und seine Herrlichkeit sehen alle Völker.

Schämen sollen sich alle, die Bildern dienen

und sich der Götzen rühmen.

Betet ihn an, alle Götter!

Zion hört es und ist froh,

und die Töchter Juda sind fröhlich,

weil du, Herr, recht regierest.

Denn du, Herr, bist der Höchste über allen Landen,

du bist doch erhöht über alle Götter.

Die ihr den Herrn liebet, hasset das Arge!

Der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen;

auder Hand des Gottlosen wird er sie erretten.

Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen.

Der Herr ist König; des freue sich das Erdreich und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer sind.

Kommt, lasst uns anbeten:

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn…

Pfarrerin: Sündenbekenntnis

 Gott, wie oft kommt es vor, dass wir uns überschätzen.

Wir fühlen uns stark und vergessen, wer uns mit Stärke ausgestattet hat.

Aus eigener Kraft wollen wir das Leben gestalten.

Manchmal erzwingen wir Veränderungen,

die uns und anderen nicht gut tun.

Wir bitten dich, lenke unsere Gedanken und Blicke auf dich.

Du allein bist unsere Stärke und Kraft.

Du schenkst uns Zuversicht.

Hilf uns, dass wir dir allein vertrauen.

Darum bitten wir: Erbare dich!

Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich, Christe, erbarme dich, Herre, Gott, erbarme dich!

Pfarrerin: Gnadenwort:

Christus spricht: „Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“

Ehre sei Gott in der Höhe.

Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr und Dank für seine Gnade, darum dass nun und nimmermehr uns rühren kann kein Schade.

Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;

nun ist groß Fried ohn Unterlass, all Fehd hat nun ein Ende.

Pfarrerin: Gebet:

Gott, du bist Licht und Heil.

Lass uns dein Licht aufgehen und fülle unsere Herzen mit dem Feuer deiner göttlichen Liebe.

Deine wahrheit leuchte in uns und schenke uns Klarheit für unser Tun und Lassen.

Im Glauben wollen wir weitergeben, was du uns schenkst durch Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir lebt und regiert in Ewigkeit. Amen.

  1. Schriftlesung:

Epistel: 2. Korinther 4,6-10

Denn Gott, der sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, damit auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

Halleluja

Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

Gemeinde: EG 72, 1-6

2. Schriftlesung:

Evangelium: Matthäus 17,1-9

Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

Petrus aber fing an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist

„Ehre sei dir Herr!“

Gemeinde: Lob sei dir, o Christe!

Pfarrer und Gemeinde:
Lasst uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unseres Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige, christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeide: EG, 67, 1-4

Pfarrerin: Predigt:

2. Mose 3, 1-14

1 Mose hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb. 2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, daß der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. 3 Da sprach er: Ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. 4 Als aber der HERR sah, daß er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!

6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. 7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört; ich habe ihre Leiden erkannt. 8 Und ich bin herniedergefahren, daß ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie herausführe aus diesem Lande in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, 10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, daß ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten? 12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, daß ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge. 13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt! und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen? 14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: „Ich werde sein“, der hat mich zu euch gesandt.]

Liebe Gemeinde,

Wer ist Gott?

Ist das eine Frage, die einer beantworten kann? Ist das eine Frage, die Menschen überhaupt bewegt?

Wer ist Gott?

Manchmal an einem Wintertag, wenn der Rauhreif an den Ästen klebt und der Atem in der klaren Luft zu sehen ist und der blaue Himmel sich über einen wölbt, dann meine ich zu ahnen, wer Gott ist: Der alles wunderbar gemacht hat und dem ich ein dankbares Lied singen sollte, bevor ich etwas anpacke.

Oder wenn ich Musik höre, die mein Herz bewegt, die nicht laut, sondern leise mich in Schwingung bringt und ich mich bewegt fühle und geborgen zugleich, dann ahne ich: Gott liebt die Schönheit und hat mir meine Sinne geschenkt, sie wahrzunehmen.

Oder ich merke im nachhinein: Hier ist mir etwas gut gelungen, was ich gemacht habe, und eine hat mich auch dafür gelobt. Dann merke ich: Es wachsen mir manchmal Kräfte zu, die nicht von mir selber kommen, und für die ich nur danken kann.

Wer ist Gott?

Viele wissen keine Antwort auf diese Frage.

Es gibt viele, für die ist die Frage nach Gott ein abgeschlossenes Kapitel. Sie haben resigniert, sind müde, weil sie meinen: Gott ist weit weg von dem Leben, das ich führen muß, weit weg von den Problemen, die ich zu bewältigen habe vom Morgen bis zum Abend. Und gelegentlich ist auch dabei die Enttäuschung zu hören über diejenigen, die so leicht von Gott reden können, und die so wenig sich einfühlen können, wenn Menschen hadern.

Die Frage nach dem Wesen Gottes, wer er ist, wie er ist, wie und ob er Menschen erscheint, leuchtet herüber aus der Geschichte aus dem 2. Mosebuch, die wir gehört haben, und die uns heute morgen beschäftigen soll. Es ist der Bibelabschnitt, der am Ende der Epiphaniaszeit, die ja auch das Ende des Weihnachtsfestkreises ist, in allen evangelischen Kirchen gepredigt wird. Es ist die Zeit, die Gottes Erscheinen in der Welt zum Thema hat. Unser Text nun spricht von einer ganz besonderen Erscheinung Gottes, die fremd ist und doch auch faszinierend.

In drei Abschnitten verläuft diese Geschichte, und wir wollen sehen, was sie zu uns heute über unsere Frage nach Gott sagen kann. Die Geschichte erzählt von einer Erscheinung, vom Auftrag und vom Namen Gottes.

Die Erscheinung

Die Geschichte beginnt idyllisch, so daß man es sich gut vorstellen kann: Schafe kommen darin vor und Ziegen wahrscheinlich auch, ein Hirte, eine Steppe, die wenig Nahrung gibt für die Tiere, ein Berg. Eine ruhige Szene eigentlich, und doch wissen die Kenner, wieviel Mühe und Einfachheit des Lebens sich in diesen wenigen Worten unserer Geschichte widerspiegelt. Wievielmal wird der Hirte den Weg mit seinen Tieren schon gegangen sein? Wieviel Gewohnheit ist es und wieviel Sorge, die Tiere wieder heil zurückzubringen?

Nun plötzlich bemerkt Mose auf dem vielmals begangenen Weg eine ungewöhnliche Erscheinung. Er sieht einen Busch, aus dem eine Flamme schlägt. Das weckt seine Neugier. Natürlich will er sehen, was da seltsames sich tut. Und er sieht eine Flamme und einen Busch, der nicht verbrennt.

Hier ist etwas Einzigartiges geschehen, etwas, was nicht nachvollziehbar und kaum verstehbar ist. Es ist die Begegnung mit Gott selbst. Und es liegt einer nicht verkehrt, wenn er an andere Begegnungen Gottes mit Menschen denkt, die die Bibel erzählt. Von Abraham wird so schon berichtet: Er solle hinausgehen und die Sterne am Nachthimmel zählen. Und wir denken an Jakob, der in der Nacht mit einem Fremden ringt, und nachdem Jakob sich nicht von der dunklen Gestalt überwinden läßt, wird er gesegnet.

Mose hört nun: „Dieser Gott deiner Väter bin ich.“

So ist das in der Bibel. Begegnung mit Gott, das ist immer ganz persönlich und überraschend, noch nie so dagewesen und auch wahrscheinlich nicht wiederholbar. Ich weiß nicht, ob wir daraus für uns etwas lernen können, aber es heißt doch sicher dies: Gott scheut sich nicht, dort Menschen zu begegnen, wo sie gehen und gerade leben in ihren Gewohnheiten, dort, wo ihre Sorgen sind und die Mühen des Alltages, dort, wo die Fragen sind und vor allem dort, wo einer nicht oder nicht mehr mit ihm rechnet.

Wir sind nicht Mose.

Und doch erwarten viele ja große Zeichen: Das Ende von Not und Gewalt, und daß kein Kind mehr sich ängstigen muß, weil Eltern von Waffen bedroht sind. Das alles müßte Gott tun und noch mehr.

Könnte es aber nicht sein, daß wir aufmerksamer hinhören und hinsehen könnten auf andere Signale Gottes. Wir werden keine brennenden Dornbüsche sehen und keine übernatürlichen Stimmen hören. Aber vielleicht hören wir ihn in der Stimme, die fragt, ob wir einen Moment Zeit haben, ob wir zuhören können. Vielleicht bemerkt ihn auch einer, wenn er hinsehen muß und sich mitfreuen, weil ein Kind fröhlich über den Gehsteig hüpft, weil es vielleicht eine gute Note in der Schule bekommen hat. Es müssen nicht immer die großen Zeichen sein, in denen Gott erscheint. Kleine, verletzliche übersehbare Zeichen sind wahrscheinlicher. Wie ja auch die Liebe eher verletzlich und manchmal übersehbar daherkommt und doch so viel verändern kann.

Wer nur den lieben Gott läßt walten

und hoffet auf ihn allezeit,

den wird er wunderbar erhalten

in aller Not und Traurigkeit.

Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,

der hat auf keinen Sand gebaut.

Ist das nur ein Liedvers aus alter Zeit, gesungen von einem, dem es gut geht, oder beschreibt er, wie einer Gott begegnen kann? Johann Neumark hat diesen Vers gedichtet, nachdem er auf einer Reise überfallen und ausgeplündert worden war.

Erscheinung Gottes: Merkwürdig eigentlich. Und doch wissen wir, in manchem Krankenzimmer und in mancher schlaflosen Nacht wird dieser Liedvers mit dem eigenen Leben nachbuchstabiert.

Der Auftrag

Unsere Geschichte bleibt nun nicht dabei stehen, daß sie erzählt, wie Gott einem einzelnen Menschen begegnet. Mose hört aus dem Dornbusch etwas von der Geschichte Gottes mit seinen Menschen. Er hört, was er selbst schmerzlich erfahren hat, wie das Volk Israel in Ägypten leiden muß und dies, daß das Elend nun ein Ende haben soll. Israel soll heraus geführt werden aus der Enge in ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Ein Leben in Freiheit soll Israel führen. Gott sagt nun zu Mose: „So geh nun du hin, ich will dich senden.“ Und Mose sagt: „Wer bin ich?“ „Wer bin ich schon?“

Man kann das in der Bibel verfolgen. Es gibt keine Begegnung mit Gott ohne Auftrag und keinen Auftrag ohne Einwände. Kaum einer, dem Gott begegnete, willigte ein in den Weg, den Gott für ihn vorgesehen hatte. Wer unser Kapitel im 2. Mosebuch zu Ende liest, der merkt, wie Mose immer wieder neue Einfälle hat, seine Einwände gegen den Auftrag Gottes vorzubringen.

Es ist wohl so: Angesichts einer Aufgabe spürt mancher, wie klein die Kräfte sind und wie kurz der Atem durchzuhalten. Angesichts einer Aufgabe wird der, der ehrlich ist zu sich selbst, sich über seine eigene Situation klar und über seine Möglichkeiten. Wie oft scheitert auch eine an ihrer Aufgabe?

Ist es eine Frage von Qualifikation?

Heute ist es in aller Munde, wie nötig es ist, sich ständig fortzubilden, will man nicht zurückbleiben. In allen Bereichen ist es so.

In unserer Geschichte ist es aber eine Frage von Vertrauen. Mose hört: „Ich will mit dir sein. Ich, Gott, will mit dir sein, verlaß dich nur darauf.“

Könnte es bei einem Auftrag, wenn einer meint: „Wer bin ich schon?“ etwas Schöneres geben als dies, daß einer von Gott hört „Ich will mit dir sein.“?

Wenn einer von uns das heute morgen hörte und es dann damit wagte wäre es schon genug.

Dann könnte es sein, daß eine ihren Auftrag erkennt und in ihrer Einsamkeit sieht, wie sie die Hände falten kann, und so verbunden ist mit den Menschen, an deren Weg sie denkt.

Und es könnte sein, daß einer seinen Auftrag darin sieht dankbarer zu werden, weil er auf der Straße unterwegs schon so oft bewahrt worden ist und ganz knapp am Unfall vorbeigekommen.

Und es könnte sein, daß einer seinen Auftrag spürt darin, doch endlich auch über eigene Fehler hinweg das klärende Gespräch mit der Kollegin zu wagen und dabei merkt, wieviel Befreiung darin stecken kann und Neuanfang.

Die Aufträge sind so verschieden wie unsere Gesichter verschieden sind, und immer führen sie zum anderen, zum Menschen neben mir. Und auf diesem Weg, so weit und so schwer und so unüberwindlich er manchmal erscheinen mag darf jeder dieses unvergleichliche Wort hören: Ich bin mit dir.

Das will gewagt werden.

Der Name Gottes

„Wie ist sein Name?“, so werden die Israeliten ihn fragen, mutmaßt Mose. Wahrscheinlich zu Recht.

Offenbar genügt es Menschen nicht zu sagen: Es gibt einen Gott, an den Väter und Mütter geglaubt haben.

Offenbar reicht es nicht allein, daß sich Gott Müttern und Vätern zu erkennen gegeben hat.

Offenbar hilft es wenig zu sagen: Was den Alten gut war, wird auch für euch gut sein. Es muß wohl noch etwas mehr dazu kommen.

Mose erhält deshalb auf seine Einwände hin ohne Widerspruch diesen „Namen“ Gottes als Antwort. Ein Name, über den heute noch viel gerätselt wird: „Ich werde sein, der ich sein werde.“

Gott verweigert sich nicht und bleibt nicht nur geheimnisvoll, sondern er macht sich mit einem Namen bekannt und läßt sich so ansprechen.

Es ist ein Name, der zwar schwer deutbar ist, aber nun doch in die Zukunft weist, ein Name der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.

Der erste Monat eines neuen Jahres ist nun schon fast wieder um. Und manchem wird es vorkommen, als sei das Weihnachtsfest schon lange vorbei. Und wir wissen auch nicht, was das Jahr noch mit sich bringen wird.

Heute morgen darf einer, den dabei die Angst befällt das hören: so wie Gott in der Vergangenheit sein Volk herausgeführt hat aus der Not in Ägypten, so wird er auch in Zukunft für Menschen da sein. Gott ist der Herr über die Zeiten. „Ich erweise mich als der Getreue“ sagt der Name in einer anderen Übersetzung.

Wer ist Gott?

Vielleicht merken wir im Blick auf die Erscheinung im Dornbusch, im Auftrag und im Namen Gottes, daß Gott nicht in irgendwelche Formeln paßt. Gott sperrt sich auch gegen die vielen Schablonen, die wir gern bereithalten. Die Geschichte vom brennenden Dornbusch läßt spüren, daß Gott immer auch ein unauslotbares Geheimnis bleibt, ein Geheimnis freilich, das sich seinem Volk zuwendet, den Menschen zuwendet, mir zuwendet. Mit diesem Versprechen können wir unsere Schritte ins Neue Jahr hinein tun wie in ein gutes und weites Land.

Amen.

Gemeinde: Kanon, Jahreslosung

Pfarrerin: Abkündigungen

Gemeinde: EG 70, 5 + 6

Pfarrerin: Fürbittengebet

Gott, Licht und Dunkel, Hoffnungen und Ängste haben wir dir genannt.

Du schenkst uns das Licht des Leben,

wir machen so selten Gebrauch davon.

Wir bitten dich für uns Frauen und Männer,

nicht nur, dass uns ein Licht aufgeht,

wir bitten, dass wir es auch nützen.

Leuchte unsere Wege aus, dass wir nicht in die Irre gehen.

Wir bitten dich für alle,

die kein Land mehr sehen,

die sich nichts zutrauen,

die es schwer mit sich selbst und mit den

Menschen um sich haben,

zeige ihnen Wege aus ihrer Dunkelheit.

Wir bitten für die Menschen in Not,

in Kriegen, für die Menschen auf der Flucht und in Unrechtssystemen,

lass es hell werden auf dieser Erde,

dass sie aufatmen können und endlich

Freude finden am Leben.

Gib uns allen das kostbarste Licht,

das unter uns so spärlich brennt,

gib uns Vertrauen in deine Liebe.

Lass uns spüren, dass du da bist. Amen.

Gemeinde: Abendmahlslied: EG 66, 6-8

Pfarrerin: Gebet:

Gott, du teilst aus, und wir leben davon:

Du gibst Brot, und wir werden satt;

du tränkst uns, und wir leben auf;

du kommst zu uns, und wir sind nicht allein.

Verbunden mit allen Hungrigen

in Jesus, dem Bruder, bitten wir:

Für alle, die hungern nach dem täglichen Brot,

dass unter uns gerechtes Teilen gelingt

und jeder bekommt, was er zum Leben braucht.

Für alle, die hungern nach Gerechtigkeit,

dass ihre Stimme gehört, ihre Arbeit voll bezahlt

und ihre Würde geachtet wird.

Für alle, die hungern nach Liebe,

dass jemand unter uns Zugang findet zu ihrem Herzen und sie herauskommen aus ihrer Einsamkeit.

Gott, du teilst aus, damit wir leben.

Lass uns dankbar empfangen und weitergeben.

Gemeinde: Heilig, heilig, heilig

Pfarrerin und Gemeinde

Gemeinsam beten wir, wie Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich

und die Kraft

und die Herrlichkeit

in Ewigkeit. Amen.

Pfarrerin: Einsetzungsworte

Unser Herr Jesus Christus,

in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,

dankte und brachs und gabs seinen Jüngern und sprach:

Nehmet hin und esset;

Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird.

Solches tut zu meinem Gedächtnis.

Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl, dankte und gab ihnen den und sprach:

Nehmet hin und trinket alle daraus;

Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.

Solches tut, so oft ihrs trinket, zu meinem Gedächtnis.

Gemeinde: Christe, du Lamm Gottes

Austeilung des Mahls:

Wir sind nun eingeladen, das Brot zu essen und den Wein zu trinken und dabei Gemeinschaft zu haben durch unseren Herrn Jesus Christus.

Nimm hin und iss. So spricht der Herr: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern.

Nimm hin und trink. So spricht der Herr: Wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

Worte nach der Austeilung:

Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Ich will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Gebet nach dem Mahl:

Du bist uns nahe gekommen in Brot und Wein. Du hast uns angenommen mit unseren Schwächen und Wunden und hast uns reich gemacht mit deiner Herrlichkeit. Das ist ein Vorgeschmack auf dein Kommen am Ende der Zeit. Dafür danken wir dir, Gott. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

Gemeinde: EG 70, 7

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes.

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.

Orgelnachspiel

Eine Oase unverplanter Zeit

Ein Ruhetag in der Woche wird nicht nur in den zehn Geboten gefordert, er ist auch im Grundgesetz geschützt. Doch die Sonntagsruhe wird ausgehöhlt: In Frankfurt sollen dieses Jahr erstmals an vier Sonntagen die Geschäfte öffnen.

Bild
Sonntagsbrötchen und Sonntagszeitung – weil Behörden, Baumärkte und Möbelhäuser ohnehin geschlossen sind, kann man sonntags das Frühstück guten Gewissens in die Länge ziehen. Erledigen kann man ja ohnehin nichts, egal wie dringend es ist. Doch die kollektive Aus-Zeit „am siebten Tag“ wird immer weiter aufgeweicht. – Foto: Oeser

Sonntags hält das öffentliche Leben inne. Die U- und Straßenbahnen fahren nach einem besonderen Fahrplan, es gibt keinen Berufsverkehr. Auch in den Wohnungen erwacht das Leben später. Endlich einmal ausschlafen, im Schlafanzug frühstücken, Sendung mit der Maus gucken. Der Sonntag gehört der Familie, den Kindern, den Freunden. Er ist eine Oase der unverplanten Zeit oder auch der geplanten Familienrituale. In manchen Familien kommen etwa die Kinder und Enkel immer sonntags zum Kaffee zu den Großeltern,oder es gibt Ausflüge in den Zoo, in den Wald, ins Museum.
Ein solcher Tag der Ruhe ist durch das Grundgesetz geschützt. In Artikel 140 heißt es: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung geschützt.“ Doch dieser Schutz wird zunehmend ausgehöhlt. Die Ausnahmegenehmigungen zur Öffnung der Läden häufen sich. Schon hat man sich daran gewöhnt, dass Tankstellen mit ihren Minisupermärkten rund um die Uhr geöffnet haben, und sonntags eben auch Fitness-Studios und Bäckereien.
Der Druck der Wirtschaft auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wächst. Flexibilisierung heißt das Zauberwort. Und auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern wird die Möglichkeit vom schönen, neuen Einkaufssonntag vorgegaukelt: Einkaufsbummel statt Kaffeetrinken mit der Oma. Doch nüchtern betrachtet bedeutet Sonntagsarbeit, dass es eigentlich keine Sonntage mehr gibt. Dann ist nämlich jeder Tag ein Werktag.
Die Wurzeln dieses einen Tages, der den Alltag unterbricht und dem Leben seinen Rhythmus gibt, liegen in der Religion. Feierten die frühen Christen wie die Juden den siebenten Tag der Woche, den Sabbat, so veränderte sich dieses im Laufe der Zeit. In christlichen Ländern wurde das Gebot der Sabbatheiligung auf den Sonntag, den Tag der Auferstehung, übertragen. Kaiser Konstantin machte im Jahre 321 den Sonntag zum allgemeinen Feiertag im ganzen Römischen Reich. Theologisch gibt es keine Wertigkeit der Sonntage. Alle Sonntage haben die gleiche theologische Wurzel, alle Sonntage sind gleich wichtig.
Der Sonntag ist heute noch der Tag des Sich-Zurücknehmens, des Zu-Hörens, des Spielens, des Miteinanders und für manche auch der Tag des Kirchgangs. Für all dieses nutzt es nichts, wenn die Verkäuferin an der Theke der Bäckerei dann am Mittwoch frei hat. Der Sonntag ist eben auch eine soziale Errungenschaft. Wichtig für das Familienleben, das soziale Miteinander – ob in Kirche oder Verein.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt: Januar 2005 · 29. Jahrgang · Nr. 1

Kein Kinderkram! Bd 1

Anja Berkemeier, Dietmar Böhm, Stefanie Dreißen, Kurt-Helmuth Eimuth u.a.

Die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung in Lernfeldern
geeignet für: alle Bundesländer
Schulform: Berufsschule
Beruf: Erzieher

Als zweibändiges Kompendium deckt „Kein Kinderkram!“ die gesamten fachbezogenen Inhalte der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung ab. Dabei wurden die Lehrpläne der verschiedenen Bundesländer ebenso berücksichtigt wie die Lernfeldorientierung. In fünf Lernfeldern wird der Stoff in einem für die Zielgruppe ansprechenden Layout, unterstützt durch zahlreiche Farbfotos, aufbereitet. Eine Gruppe von Studierenden als „Musterklasse“ schafft in den jeweiligen Einstiegssituationen der Kapitel den Praxisbezug für die Auszubildenden. Die beiden Bücher sind chronologisch, analog dem Ausbildungsfortschritt, aufgebaut. In den jeweiligen Aufgabenkomplexen pro Kapitel wird der geforderten Handlungsorientierung besonders Rechnung getragen.

Vorwort

Erzieherinnen* bilden. Und wer bildet, muss selbst gebildet sein. Muss etwas wissen von dem, wie kleine und größere Menschen lernen. Muss die Zusammenhänge verstehen. Muss bereit sein sich lebenslang „weiter“zubilden. Und wer Bildungsprozesse selbst gestalten will, muss sein eigenes Wirken kennen.

Es ist keineswegs kinderleicht, sich mit diesem „Kinderkram“ auseinander zu setzen. Wie bedeutend die Bildungsprozesse von Anfang an sind, ist der Allgemeinheit in der Diskussion um die Ergebnisse der PISA-Studie bewusst geworden. Der Bildungsauftrag in Kindertagesstätten und Horten besteht schon lange. Schließlich ist die Erkenntnis sprichwörtlich: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“

Die Anforderungen an diejenigen, die solches umsetzen sollen, sind enorm. Anforderungen, denen sich nicht nur jede Erzieherin und jeder Erzieher stellen muss, sondern denen sich auch dieses vorliegende Lehrbuch stellt Es ist das erste Werk dieser Art, das als zweibändiges Kompendium die wesentlichsten Inhalte der Erzieherausbildung abbildet Dabei wurden die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer ebenso wie die Lernfeldorientierung berücksichtigt. Eine Gruppe von Studierenden beschreibt eingangs eine Situation in einer Tageseinrichtung für Kinder, die im anschließenden Kapitel theoretisch aufgearbeitet wird. Fragen zur Vertiefung und der Hinweis auf weiterführende Literatur runden die einzelnen Kapitel ab.

„Kein Kinderkram!“ hat den Anspruch, die wesentlichsten Inhalte für den Beruf der Erzieherin übersichtlich zusammengestellt zu haben. Es stellt eine Sammlung dessen dar, was eine Erzieherin heute in der Ausbildung mindestens gelernt haben sollte. Nicht mehr und nicht weniger. Insofern kann sich jede Studierende am Ende der Ausbildung selbst prüfen, ob sie fit für den Beruf ist Und sicher eignet sich dieses Werk auch als Nachschlagewerk für die Einrichtungen. Hier kann man eben mal schnell nachschlagen, was bei der Projektarbeit zu beachten ist wie ein Beobachtungsbogen aussehen könnte oder ob denn offene Planung auch in der eigenen Einrichtung machbar ist.

„Kein Kinderkram!“ wurde von einem Autorenteam aus Fachschulen der verschiedenen Bundesländer erarbeitet Es ist ein Buch aus der Praxis für die Praxis. Deshalb würde sich das Autorenteam auch über Rückmeldungen aus der Praxis freuen.

Im Januar 2005

Kurt-Helmuth Eimuth
im Namen des Autorenteams

Eine Oase unverplanter Zeit

Sonntagsbrötchen und Sonntagszeitung – weil Behörden, Baumärkte und Möbelhäuser ohnehin geschlossen sind, kann man sonntags das Frühstück guten Gewissens in die Länge ziehen. Erledigen kann man ja ohnehin nichts, egal wie dringend es ist. Doch die kollektive Aus-Zeit „am siebten Tag“ wird immer weiter aufgeweicht. - (Foto unabh. entnommen von: Wikimedia/Deut. Bundesarchiv)

Evangelisches Frankfurt: Januar 2005 · 29. Jahrgang · Nr. 1

Eine Oase unverplanter Zeit

Sonntags hält das öffentliche Leben inne. Die U- und Straßenbahnen fahren nach einem besonderen Fahrplan, es gibt keinen Berufsverkehr. Auch in den Wohnungen erwacht das Leben später. Endlich einmal ausschlafen, im Schlafanzug frühstücken, Sendung mit der Maus gucken. Der Sonntag gehört der Familie, den Kindern, den Freunden. Er ist eine Oase der unverplanten Zeit oder auch der geplanten Familienrituale. In manchen Familien kommen etwa die Kinder und Enkel immer sonntags zum Kaffee zu den Großeltern,oder es gibt Ausflüge in den Zoo, in den Wald, ins Museum.
Ein solcher Tag der Ruhe ist durch das Grundgesetz geschützt. In Artikel 140 heißt es: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung geschützt.“ Doch dieser Schutz wird zunehmend ausgehöhlt. Die Ausnahmegenehmigungen zur Öffnung der Läden häufen sich. Schon hat man sich daran gewöhnt, dass Tankstellen mit ihren Minisupermärkten rund um die Uhr geöffnet haben, und sonntags eben auch Fitness-Studios und Bäckereien.
Der Druck der Wirtschaft auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wächst. Flexibilisierung heißt das Zauberwort. Und auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern wird die Möglichkeit vom schönen, neuen Einkaufssonntag vorgegaukelt: Einkaufsbummel statt Kaffeetrinken mit der Oma. Doch nüchtern betrachtet bedeutet Sonntagsarbeit, dass es eigentlich keine Sonntage mehr gibt. Dann ist nämlich jeder Tag ein Werktag.
Die Wurzeln dieses einen Tages, der den Alltag unterbricht und dem Leben seinen Rhythmus gibt, liegen in der Religion. Feierten die frühen Christen wie die Juden den siebenten Tag der Woche, den Sabbat, so veränderte sich dieses im Laufe der Zeit. In christlichen Ländern wurde das Gebot der Sabbatheiligung auf den Sonntag, den Tag der Auferstehung, übertragen. Kaiser Konstantin machte im Jahre 321 den Sonntag zum allgemeinen Feiertag im ganzen Römischen Reich. Theologisch gibt es keine Wertigkeit der Sonntage. Alle Sonntage haben die gleiche theologische Wurzel, alle Sonntage sind gleich wichtig.
Der Sonntag ist heute noch der Tag des Sich-Zurücknehmens, des Zu-Hörens, des Spielens, des Miteinanders und für manche auch der Tag des Kirchgangs. Für all dieses nutzt es nichts, wenn die Verkäuferin an der Theke der Bäckerei dann am Mittwoch frei hat. Der Sonntag ist eben auch eine soziale Errungenschaft. Wichtig für das Familienleben, das soziale Miteinander – ob in Kirche oder Verein.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt: Januar 2005 · 29. Jahrgang · Nr. 1

Spenden ist Bürgerpflicht

Evangelisches Frankfurt, Januar 2005

Spenden ist Bürgerpflicht

Globalisierung bekam in den letzten Wochen ein menschliches Gesicht. Nach der Tsunami-Katastrophe nahm die Menschheit Anteil am Schicksal der Völker in Südasien. Es wurde in seltener Eintracht gesammelt und gespendet. Selbst Deutschlands Elitefußballer trafen sich zum Kick zugunsten der Opfer. Möglicherweise wächst hier eine neue Form von Bürgerengagement. Tradition hätte das. Gerade Frankfurt verdankt dem Gemeinsinn seiner Bürgerinnen und Bürger viel, zum Beispiel das Clementinenhospital oder das Senckenberg-Museum. Auch die Kirche wird für ihre Arbeit künftig verstärkt auf Spenden angewiesen sein. Trotz Kirchensteuer, denn diese zahlt nur jedes dritte Mitglied. Hier zeigt sich der steigende Altersdurchschnitt der Gesellschaft. Der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Stephan Krebs, verweist zu Recht darauf, dass viele ältere Mitglieder zwar gute und sehr gute Renten und Pensionen erhalten, aber keine oder nur wenig Kirchensteuern zahlen. Fundraising und Sponsoring – wie das Spendensammeln auf Neudeutsch heißt – müssen zum zweiten Standbein der Kirchenfinanzierung werden. Neue Ideen gibt es bereits, zum Beispiel ein Bonus-Modell, das Gemeinden ermutigen soll, sich auf diesen Weg zu begeben: Für drei eingeworbene Euros legt die Landeskirche noch einen zusätzlich in den (virtuellen) Klingelbeutel. Professionelle Spendensammler können durch Information Lust aufs Spenden machen. Wer die Not der anderen kennt, hilft gerne. Auch eine kleine menschliche Schwäche kann man sich zunutze machen: Wer möchte nicht, dass sein Name, seine Person unvergesslich werden? Einen Weg hierzu bieten Stiftungen, die dann meist nach den wohl betuchten Stiftern oder Stifterinnen benannt werden. Der Vorteil liegt auf der Hand: Stiftungen können für die laufende Arbeit nur ihre Zinserträge verwenden und sind deshalb auf Dauer angelegt. So mancher sozialen Einrichtung kann mit einem Stiftungskapital von 100000 Euro geholfen werden – immerhin bringt es etwa 5000 Euro an Zinsen pro Jahr. Die Gesellschaft ist ebenso wie die Kirche auf die Solidarität derer angewiesen, die etwas geben können. Wenn man nicht will, dass sich die Kirche aus immer mehr Arbeitsfeldern zurückzieht, reicht es nicht zu sagen: „Die Kirche soll mal machen.“ Denn die Kirche sind wir alle.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt, Januar 2005