Evangelisches Frankfurt Juni 2010
„Gedanken eines alten Menschen“ hieß ein Leseabend mit dem Hamburger Religionspädagogen Fulbert Steffensky im Haus am Dom. Der 77-jährige Emeritus belegte einmal mehr, dass er der Poet unter den deutschen Theologen ist und sein Denken jung geblieben. So beschrieb er seinen Übertritt von der katholischen Kirche zum Protestantismus: „Ich habe einen anderen christlichen Dialekt angenommen.“ Und fügte hinzu: „Die Behauptung, wir seien im Glauben getrennt, können wir langsam über Bord werfen.“
Gefragt, was Erziehung sei, wies Steffensky auf die Vorbildfunktion der Eltern und Großeltern hin. So gehe er sonntags in die Kirche. „Ich dränge meine Enkel nicht, aber ich tue etwas, was sie in Widerspruch bringt.“
Glauben bedarf für den Theologen immer auch der Gemeinschaft und Tradition. „Wir schlappen in den Pantoffeln unserer Toten durch die Kirche, wenn wir das Glaubensbekenntnis sprechen.“ Man selbst brauche dabei weder das Original noch originell zu sein. Allerdings könne auch das Beten eine Form von Gotteslästerung darstellen, nämlich immer dann, wenn es die konkrete Handlung, etwa die Hilfe, ersetze. „Aber das spricht nicht gegen das Beten.“ Und sich selbst verortend stellte er am Schluss fest: „Ich bin ein Tropfen im Meer Gottes und das genügt.“
Kurt-Helmuth Eimuth
Buchtipp: Fulbert Steffensky, Schwarzbrot-Spiritualität, Radius-Verlag, 15 Euro