19.7. 2000 Heilig Geist
Orgelvorspiel
Eingangslied:
EG 443, 1-3, 6+7
Aus meines Herzens Grunde
Votum:.
Im Namen Gottes feiern wir diese Andacht
Gott ist die schöpferische Kraft,
die alles Leben werden läßt.
Jesus Christus ist die heilende Kraft,
die zusammenhält, was auseinandergefallen ist.
Gottes Geist ist die tragende Kraft,
die hält, was zu fallen droht.
Psalm: 145 Nr. 756
Ich will dich erheben, mein Gott, die König,
und deinen Namen loben immer und ewiglich.
Der Herr ist groß und sehr zu loben,
und seine Größe ist unausforschlich.
Kindeskinder werden deine Werke preisen
Und deine gewaltigen Taten verkündigen.
Gnädig und barmherzig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Dein Reich ist ein ewiges Reich,
und deine Herrschaft währet für und für.
Der Herr ist getreu in all seinen Worten
Und gnädig in allen seinen Werken.
Der Herr hält alle, die da fallen,
und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind.
Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise zu rechten Zeit.
Du tust deine Hand auf
Und sättigst alles, was lebt, nach deinem
Wohlgefallen.
Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen,
allen, die ihn ernstlich anrufen.
Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren,
und hört ihr Schreien und hilft ihnen.
Gebet:
Gott, ich preise dich
Du bist der Morgen und der Abend,
der Anfang und das Ende der Zeit.
Dir danke ich für die Ruhe der Nacht
Und das Licht des neuen Tages.
Leib und Seele sind dein,
von dir ist alles, was geschieht.
Jesus Christus, Licht der Welt,
du bist der Weg, den ich heute gehe,
du bist die Wahrheit, die mich leitet,
du bist das Leben, das ich finde.
Gib mir deine Liebe,
gib mir Geduld und Gelassenheit
und bewahre mich.
Geist Gott, schöpferische Ruach,
wecke meine Sinne und Gedanken,
gib mir Phantasie und Klarheit,
ein empfindsames Gewissen.
Begleite uns, beschütze uns, bewahre uns.
Ich danke dir für diesen neuen Tag.
Lied: EG 331, 1-3
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in einem Jahr haben wir den Kirchentag schon hinter uns. Kein Wunder also, dass allenthalben die Vorbereitungen und Planungen schon auf Hochtouren laufen.
Am vergangenen Freitag saßen wir zusammen und planten den Abend der Begegnung. Die große Frage wo denn das Auftaktfest stattfinden soll, kann ich schnell beantworten. Sowohl ein Teil der Innenstadt als auch ein Teil des Museumsufers soll einbezogen werden. Derzeit wird ein Dreieck zwischen Hauptwache, Untermainbrücke und Eisernen Steg favorisiert. Dort will sich unsere Kirche als gute Gastgeberin zeigen.
Einladen wollen wir zu einem Fest. Schön ist es wenn solche Feste ein Motto, ein Leitwort bekommen. In Stuttgart war das sinnbildche Motto „Kommt und schmeckt das Salz des Südens!“ einladend und Programm zugleich. Was macht, was prägt Frankfurt? Welches Motto, welches Wort kann die Brücke zu Frankfurt und den Frankfurtern schlagen?
Nach langen Diskussionen haben wir uns für die Übernahme eines bei uns schon bekannten Mottos, besser Wortes entschieden. Es ist ein zusammengesetztes Substantiv, dessen Bestandteile ohne Leerzeichen aber beide mit dem Großbuchstaben am Anfang geschrieben werden. Das Motto für den Abend der Begegnung soll LebensArt heißen.
Der Begriff Lebensart ist nicht nur einfach „trendy“ wie in unserer Diskussion bemerkt wurde. Nein er macht auf etwas aufmerksam, was wir uns kaum noch selbst zugestehen. Es gibt eine protestantische Lebensart. Es gibt ein Lebensgefühl der Offenheit und Gelassenheit bei gleichzeitigem Engagement für diese Welt. Die protestantische Lebensart ist aber auch so bunt wie ein Kirchentag und so tolerant wie Frankfurt an vielen Stellen ist. Lebensart ist die Kunst das Leben zu meistern. Lebensart ist aber auch der Dialog mit der Kunst.
Am Samstag war das Schweizer Straßenfest. Ein fröhliches Fest. Die Menschen tanzten auf der Straße, Musikgruppen spielten und ein kleines Karussell unterhielt die Kinder. Zelte und Dekorationen waren gelungen und sicher auch recht teuer.
Ich fragte mich, wie wird es am Abend der Begegnung sein. Auf alle Fälle anders. Wir werden nicht so professionell daherkommen. Aber wir werden zeigen, was uns umtreibt, wofür wir einstehen. Wir werden etwas zeigen von der Vielfältigkeit unserer Lebensart.
Und sicher wird auch etwas spürbar, wovon der gestrige Predigttext erzählte. Im Epheserbrief, Kapitel 1, Vers 7 heißt es: „In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns hat reichlich widerfahren lassen.“ Erlösung – Reichtum – Gnade: Allein diese drei Hauptbegriffe machen doch deutlich, worum es geht – nämlich nicht in der eigenen Unzulänglichkeit verharren zu müssen. Da leben wir unser Leben, so gut es eben geht, und merken dabei täglich, wie die Verantwortung zentnerschwer auf uns lastet – die Verantwortung für uns, für andere und für die Welt. Es ist oft genug zum Verzweifeln. Und manch einer weiß einfach nicht mehr weiter, hat den Eindruck, gegen die Wand zu fahren. Können in dieser Situation die alten Worte nicht zum Segen werden: Erlösung – Reichtum – Gnade? Wir müssen nicht alles selbst tragen. Wir merken, dass wir doch nicht am Ende sind mit uns und unserem Latein und unserer Beschränktheit, weil ein ganz anderer für uns einsteht. Er lässt uns teilhaben an seiner Erlösung, an seinem Reichtum und an seiner Gnade. Wir können wieder Luft holen und durchatmen. In diesem Zusammenhang muss ich an die Taufe denken und an deren lebenswichtige Bedeutung. Noch lange bevor die Kinder ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, ist ihnen gesagt: Vor Gott seid ihr längst jemand, vor ihm seid ihr gewichtig – ehe ihr überhaupt die erste Leistung erbracht habt.
Lassen sie uns in den nächsten zwölf Monaten daran arbeiten, dass etwas von diesem Geist, ich könnte auch sagen, von dieser Lebenseinstellung und von dieser Lebensart sichtbar wird. Auf dass wir zeigen können, welcher Geist auch in dieser Stadt herrscht.
Lied: EG 331, 5-6 + 10
Mitteilungen
Gebet:
Guter Gott, wir brauchen in unserem Leben ein Zuhause
Deshalb bitten wir
Für Menschen bei uns und in anderen Ländern, die auf der Flucht sind und ein Zuhause suchen;
Für alle Fremden unter uns,
daß wir und unsere Gesellschaft mehr für ihre Integration tun;
für alle Menschen, die nicht zu Hause sein können,
weil sie krank oder pflegebedürftig sind,
daß unsere Krankenhäuser und Heime für sie zu Herbergen werden, wo sie sich geborgen fühlen;
für alle Menschen, die Angst haben müssen um ihre eigene Wohnung,
weil Armut auch bei uns wieder um sich greift,
versteckt und verschwiegen;
für alle Menschen, die sich schwer tun mit ihrer eigenen Familie, mit ihrer Nachbarschaft.
Gott, wir erinnern uns an die Verheißung,
die du unseren Müttern und Vätern gegeben hast:
Du selbst baust uns eine Stadt, wo alle Lebensrecht haben.
Deshalb bitten wir:
Für unsere Stadt, in der wir wohnen und arbeiten,
daß wir mithelfen, sie für alle Menschen bewohnbar zu machen;
für unsere Welt,
daß sie Heimat aller Menschen, auch unserer Kinder, werden und bleiben kann
und vor dem selbstverschuldeten Untergang bewahrt wird;
für alle Menschen, denen unsere Zivilisation unheimlich geworden ist und die deshalb träumen von einer Welt, die Heimat sein kann, für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Gott, wir halten fest an der Hoffnung auf dein Reich und vertrauen dir unsere Träume und Sehnsüchte an.
Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen:
Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
und sei dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht auf dich
und gebe dir Frieden. Amen.
Lied: EG 421