Archiv für 30. Juni 2013

Festeburgkirche: Zum 50. Jubiläum unter Denkmalschutz gestellt

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 30. Juni 2013

Diskussionen um eine mögliche Aufgabe der Festeburgkirche in Preungesheim sind nun beendet: Pünktlich zu ihrem 50. Jubiläum wurde die Kirche unter Denkmalschutz gestellt. Grund dafür sind vor allem die Fenster von Johannes Schreiter.

Der in Langen lebende Glasbildner Johannes Schreiter vor den von ihm geschaffenen Kirchenfenstern. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die evangelische Festeburggemeinde im Frankfurter Stadtteil Preungesheim feierte am vergangenen Wochenende ihr 50. Jubiläum. Wie Dore Stuckmeier-Schubert vom Synodalvorstand der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mitteilte, wurde die Festeburgkirche unter Denkmalschutz gestellt. Damit dürften alle Diskussionen zur Aufgabe der Kirche erstickt sein.

Wesentlichen Anteil an dieser Entscheidung haben die von Professor Johannes Schreiter geschaffenen Kirchenfenster. Schreiter bezeichnete in der Festversammlung sein Frühwerk in Preungesheim als eine „sinnvolle farbliche Askese“. Der international renomierte Künstler hat die Fenster in Betonglastechnik ausgeführt.

Ein Motiv der Fenster nimmt auch das am Jubiläumsabend enthüllte neue Signet der Gemeinde auf. Es zeigt einen Ausschnitt aus den Kirchenfenstern. Für Michael Martell vom Förderverein Festeburg symbolisiert die Darstellung Gemeinde und Pfarrerin, oder auch eine „feste Burg“ mit Zuversicht und Stärke. Der Förderverein wurde 2011 gegründet. Er will die Festeburgkirche als gemeindliches, aber auch als gesellschaftliches und kulturelles Zentrum erhalten und stärken.

Michael Martell vor dem neuen Signet der Festeburgegemeinde. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Stadtrat Volker Stein hob in seinem Grußwort für den Frankfurter Magistrat seine enge familiäre Bindung zur Preungesheimer Gemeinde hervor. Schon sein Vater, der Stadtälteste Paul Stein, gehörte dem Kirchenvorstand an. Volker Stein selbst war 35 Jahre lang Kirchenvorsteher, davon 10 Jahre als Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Die Kirche sei für ihn ein Kleinod. Die Gemeinde trage zur Beheimatung der Menschen im Stadtteil bei, so Stein.

Dekan Jürgen Moser hob die Bedeutung des Engagements hervor: „Kirche kann nicht ohne die ehrenamtlich tätigen Menschen existieren.“ Professor Peter Scherle setzte sich in seinem Beitrag mit der Zukunft des Glaubens auseinander. Glaube sei nach protestantischem Verständnis etwas, das alleine von Gott geweckt werde: „Der Glaube ist weder durch Vernunft, noch durch Entscheidung, noch durch Gefühle begründet.“

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 30. Juni 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2013/5 – September, Web.

Der 22. Mai soll Friedenstag werden

Erinnerung an Familie Jürges

Andacht, Frieden 10.6.13

Lied: EG 455, 1-3 Morgenlicht leuchtet

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Herzlich willkommen allen, die sich haben rufen lassen.

Nehmen wir uns Zeit

für uns, für Gott, miteinander.

Amen

Psalm 57, Nr. 728

Lied: EG 425, 1-3 Gib uns Frieden jeden Tag

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

1
Der 22. Mai soll in Frankfurt Friedentag werden. Diesen Vorschlag machte Pfarrer Karsten Petersen. Es ist der Todestag der vor 30 Jahren durch den Absturz eines Starfighters getöteten Frankfurter Pfarrersfamilie Jürges. Petersen schlug dies während einer Andacht vor drei Wochen am Grab der Familie auf dem Oberräder Waldfriedhof vor: Petersen fragte: „Wäre es nicht an der Zeit, den 22. Mai in Frankfurt in Zukunft zu einem Friedenstag zu machen, einen Tag, an dem die evangelische Kirche, vielleicht gemeinsam auch mit der katholischen Kirche und mit anderen Religionsgemeinschaften regelmäßig das Thema „Wie kann es Frieden geben in unserer Welt?“ mit klugen und informativen Veranstaltungen gestaltet?

Am Pfingstsonntag, dem 22. Mai 1983, war während einer Flugschau auf dem damaligen militärischen Teil des Rhein-Main-Flughafens ein kanadischer Kampfjet abgestützt und hatte den Wagen der Pfarrersfamilie getroffen. Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Katharina (1) und Jan (11) starben sofort am Unglücksort nahe der heutigen Commerzbank-Arena. Die 19-jährige Nichte Gesine Wagner erlag knapp drei Monate später ihren schweren Verbrennungen. Karsten Petersen, damals Pfarrer in der benachbarten Weißfrauengemeinde, knüpfte an die Pressemitteilung des Kirchenpräsidenten Volker Jung an. Sie war mit „Ihr Vermächtnis ist der Frieden“ überschrieben. Der ehemalige Stadtjugendpfarrer Martin Jürges und seine Frau die Sozialarbeiterin Irmtraud Jürges-Kießling hatten sich immer für die Belange der Menschen eingesetzt. Eben auch für den Frieden. Erinnern wir uns: Die 1980er Jahre waren die Jahre der Auseindersetzung um die Stationierung der amerikanischen Pershing-Raketen. 1981 war die große Friedenskundgebung in Bonn und 1983 sollte es einen Kirchentag in Hannover unter dem Motto „Umkehr zum Leben“ geben. Es wurde ein Kirchentag in lila, denn die lila Tücher mit der Aufschrift Frieden schaffen ohne Waffen bestimmten allemal das Erscheinungsbild. Martin Jürges hatte schon 40 dieser Tücher für seine Gemeinde im Keller gelagert, denn er wollte mit einer Gruppe am Kirchentag teilnehmen.

Frieden – was ein Wort. Für uns, für die Nachkriegsgeneration, fast so selbstverständlich wie das tägliche Brot. Dabei gab es noch keine deutsche Generation, die nicht mindestens einen Krieg erlebte. Und auch für uns ist Krieg nicht so fern wie wir meinen.

Es war Margot Käßmann, die ehemalige Ratsvorsitzende, die mit ihrer Neujahrspredigt 2010 daran erinnerte und ganz Deutschland aufrüttelte. Sie sagte in der Dresdner Frauenkirche: „Es gibt einen Kontrast zwischen Gottes Zusage und unserem unfertigen, unvollkommenen Leben. Das ist offensichtlich. Da ist eine Verheißung spürbar, aber die Realität ist knallhart….

Denn Erschrecken gibt es ja nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch mit Blick auf unsere Welt.

Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt….“

Wir wissen was nach diesen Worten geschah. Es gab eine hitzige Diskussion. Ob die Kirche sich überhaupt in dieser Art einmischen dürfe, wurde gefragt. Und doch hat sich die Diskussion dann versachlicht und heute wissen wir, dass es zumindest fraglich ist, ob der Afghanistan-Kriegseinsatz zur Befriedung beigetragen hat.

Frieden schaffen ohne Waffen ist nicht nur ein moralischer Imperativ, es ist auch eine Kunst. Eine Kunst, die zumindest die deutschen Politiker in den letzten sechs Jahrzehnten ganz gut beherrschten. Sicher, es gereicht uns sicher nicht zur Ehre, dass wir der drittgrößte Waffenexporteur der Welt sind, aber auf deutschen Boden fand kein Krieg mehr statt. Garant dafür ist auch das vereinte Europa. Dies ist die eigentliche europäische Leistung, nicht die Wirtschaftsvereinigung. Letztere funktioniert ja auch nur so leidlich.

In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts kursierten Aufkleber und Aufnäher mit einem Zitat des Propheten Micha. Aus Schwerter werden Pflugscharen.

Beim Propheten Micha heißt es in 4,1–4

„In den letzten Tagen aber wird der Berg, auf dem Gottes Haus steht, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: ‚Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Haus des Gottes Jakobs, damit er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln!‘
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Ländern. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken.
Denn der Mund des Herrn Zebaot hat es geredet.“

Micha gilt als einer der großen Vorkämpfer der Gerechtigkeit. Seine Kritik an den Verantwortlichen in Staat und Religion gründet auf einem ausgeprägten Rechtsbewußtsein.

Micha ist überzeugt, dass das von Gott gesetzte Recht für die Schwachen und Schutzlosen Partei ergreifen wird.

Die Vision einer umfassenden Friedenswelt mit Bildern aus dem Ackerbau wird uns hier gezeigt.

Das Zentrum dieser Textstelle ist der neugeschaffene Zionsberg. Der Traum kommt aus der Erfahrung Israels, als kulturelle und religiöse Minderheit unter vielen Völkern zu leben. Dies führt zur friedlichen Koexistenz.

Michas Kritik an der falschen Heilsgewissheit gilt auch allen übrigen Völkern. Weder politische Diplomatie noch militärische Rüstung könnten Frieden gewährleisten.

Gottes Gerechtigkeit und nicht mehr die Waffengewalt der Völker entscheidet, darum ist sein Reich eine Herrschaft des Friedens auf Erden; die Welt der Menschen mit ihrem Kampf und Streit wird umgewandelt zu Gottes Friedensreich; die Waffen, die der Zerstörung und Vernichtung dienten, werden umgeschmiedet zu Werkzeugen des Aufbaus.

Gott selbst hat in diesem Schlusswort diese Verheißung gegeben.

Natürlich sind wir Christinnen und Christen dazu aufgerufen, hier und heute uns für den Frieden einzusetzen.

Also lassen Sie uns gemeinsam nach Wegen des Friedens suchen. Dafür bedarf es auch immer eines Anlasses. Der 22. Mai, der Tag an dem für Familie Jürges der Tod vom Himmel fiel, ist ein solcher Anlass.

Lied: EG: 560, 1-4 Es kommt die Zeit

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Herr, unser Gott:

Wir spüren die Wunden unserer Welt.

Unsere Welt leidet am Krieg etwa in Syrien oder in Afghansitan

Sie leidet an Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit.

Sie leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe.

Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge,

haben Angst, dass sie sich ausbreitet statt zu heilen,

und spüren auch, dass wir diese Wunde mitzuverantworten haben.

Herr, erbarme dich unser.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die von der gewaltsamen Auseinandersetzung betroffen sind:

– für die zahllosen Opfer, die ihr Leben lassen müssen,

– für die Familien, die um Menschen bangen,

– für die Frauen und Kinder,

die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden

und zu unschuldigen Opfern werden,

– für die vielen Opfer, die durch Verwundung Schmerzen leiden

oder durch die Grausamkeit verstört sind,

– für die Soldaten, die Angst haben vor dem Tod.

Herr, lass die Regierenden ernsthaft nach Wegen zum Frieden suchen

und den Krieg möglichst schnell beenden.

Herr, wir bitten auch für uns:

Lass uns immer wieder neu für den Frieden beten.

Lass uns immer wieder den Mut finden,

uns für den Frieden einzusetzen,

– durch verbindende Worte und Taten,

– durch Teilen,

– durch Abbau von Trennendem

– und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt.

Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen.

Schenke den Wunden der Welt Heilung

durch Jesus Christus, deinen Sohn,

der die Welt mit dir versöhnt hat.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Gott, du Ursprung allen Lebens,

du Quelle der Liebe,

du bist wie eine gute Mutter

und wie ein guter Vater.

Sei vor uns und führe uns

sei hinter uns und schütze uns

sei neben uns und begleite uns

sei zwischen uns und verbinde uns

sei in uns und erfülle uns

sei über uns und segne uns. Amen

Lied: EG: 590 Herr, wir bitten komm