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Neuerscheinung Kein Kinderkram

Noch gibt es keine Alternative zur Zeitung

Noch gibt es keine Alternative zur Zeitung

Auch die kirchliche Medienarbeit muss in Zeiten, in denen Sparen angesagt ist, auf den Prüfstand. Die Mitgliederzeitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, „Echt“, hatte nicht mehr so recht überzeugt: Sie wird eingestellt. Doch die Synode wollte nicht einfach Geld sparen, sondern ein zukunftsweisendes Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit erarbeiten. In Zukunft werden Kirchenmitglieder dreimal im Jahr einen Impuls-Brief im Briefkasten finden, dazu gibt es Materialien für die Gemeinden.

Auch in Frankfurt hat man sich mit der medialen Zukunft beschäftigt. Die Mitgliederzeitung des Evangelischen Regionalverbandes, „Evangelisches Frankfurt“, erscheint in einer Auflage von 115 000 und informiert seit 35 Jahren über die Aktivitäten der Kirchengemeinden und anderer evangelischen Einrichtungen. In ganz Deutschland gibt es kein vergleichbares konfessionelles Blatt. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach bestätigte in zwei Untersuchungen, dass es auf diesem Weg gelingt, auch eher kirchendistanzierte Mitglieder zu erreichen. Doch selbstverständlich muss auch dieser Finanzaufwand, immerhin 300 000 Euro im Jahr, geprüft werden. Der Vorstand des Regionalverbandes diskutierte ausführlich Alternativen – etwa die Beilage in einer Tageszeitung oder auch das völlige Umschwenken auf das Internet. Aber schließlich setzte sich die Meinung durch, dass eine Printausgabe derzeit noch immer der beste Weg ist, um Kirchenmitglieder zu erreichen. Dafür pro Kopf im Jahr 2,40 Euro auszugeben, ist sicher angemessen.

Womöglich ist das nur eine „Brückenlösung“, denn Facebook und Co. werden immer wichtiger. Der Auflagenrückgang der Tageszeitungen belegt das. Gerade darin sehen jedoch manche Experten auch eine Chance für kostenlose Zeitungen. Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit und werden gerne als Informationsquelle genutzt. Viele Menschen erwarten heute eben auch von Printinformationen, dass sie – wie das Internet – kostenlos sind.

„Evangelisches Frankfurt“ soll nun, wenn auch das Kirchenparlament im Dezember zustimmt, zumindest bis 2014 weiter erscheinen. Dann wird man die Bedürfnisse und Notwendigkeiten neu einschätzen. Für die Redaktion ist das Anerkennung und Ansporn zugleich, ein interessantes Blatt zu machen, das die Meinungsvielfalt des Protestantismus in dieser Stadt widerspiegelt. Über www.facebook.com/evangelischesfrankfurt ist dieses Angebot inzwischen ebenfalls zu beziehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juni 2011

Eimuths im Städel

Foto: Eimuth

Finanzkrise gefährdet die Demokratie

Finanzkrise gefährdet die Demokratie

Foto: Rolf Oeser

Geahnt haben wir es schon immer. Es gibt genügend Lebensmittel für alle. Nur die Verteilung ist zutiefst ungerecht. Der Film „Taste the waste“ hält es uns drastisch vor Augen. Doch wir sorgen uns um Aktienmärkte und Staatsverschuldung, retten eben mal mit dreistelligen Milliardenbeträgen Banken oder stützen die eigene Währung. Die Welt scheint aus den Fugen.

Hier zu Lande bereiten die hohen Staatsschulden den Bundesbürgern enormes Kopfzerbrechen. Laut dem „Sorgenbarometer“ des „Stern“ rangiert die Furcht, die Verschuldung könnte ins Immense steigen, auf Platz eins. Auf die Frage, was sie im Augenblick am meisten beunruhigt, nannten danach 63 Prozent die Angst davor, dass die Staatsschulden weiter steigen.

Die Furcht ist durchaus berechtigt. Um die Staatsverschuldung einordnen zu können, wird sie ins Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, also zu allen Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr geschaffen und geleistet werden, gesetzt. In der Eurozone soll diese Quote 60 Prozent nicht übertreffen. Tatsächlich liegt Deutschland bei 83, Belgien und Irland bei 96 Italien bei 119 und Griechenland bei 142 Prozent. Getrieben von der Krise steigt die Verschuldung Deutschlands in diesem Jahr deutlich. Eine Schuldenbremse soll die Neuverschuldung deckeln. Ein erster Schritt. Denn ein Staat, der sein Budget nur durch immer mehr Schulden ausgleichen kann, treibt auf den Konkurs zu. Ratingagenturen haben die schlechte Botschaft überbracht. Doch es hilft nicht, den Überbringer der Botschaft zu köpfen.

Volkswirtschaftlich wird diese Situation zu einer steigenden Inflation führen. Die Flucht der Anleger in Gold und Immobilien sind ein Symptom für die Angst vor der Geldentwertung. Doch Inflation ist die Geißel des viel zitierten kleinen Mannes (und der weniger oft zitierten kleinen Frau). Denn ihr Erspartes, zum Beispiel die Lebensversicherung, leidet. Und alle die Transferleistungen erhalten, etwa die Rentner, werden überproportional betroffen sein.

Die politischen Folgen eines sparsamen Staates sind unkalkulierbar. Die Unruhen in Griechenland und in Großbritannien zeigen, welche Gefahren für die Demokratie in der Finanzkrise stecken. Aber auch Überbevölkerung und Unterernährung lassen viele den Glauben an ein gerechtes Wirtschaftssystem verlieren. So gesehen ist nicht nur die Währung in Gefahr. Die globalen Turbulenzen gefährden den gesellschaftlichen Konsens.

Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt August 2011