Tag Archiv für Kleinkinderschule

Louise Scheppler. Großmutter des evangelischen Kindergartens.

2.4. 2001 Heilig Geist

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 288, 1-4, Nun jauchzt dem Herren

Votum:.

Im Namen kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Psalm: 1 Nr. 702

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen

Noch tritt auf den Weg der Sünder

Noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern hat Lust am Gesetz des Herrn

und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den

Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner

Zeit,

und seine Blätter verwelken nicht.

Und was er macht, das gerät wohl.

Aber so sind die Gottlosen nicht,

sondern wie Spreu, die der Wind verstreut.

Darum bestehen die Gottlosen nicht im Gericht

Noch die Sünder in der Gemeinde der Gerechten.

Denn der Herr kennt den Weg der Gerechten,

aber der Gottlosen Weg vergeht.

.

Lied: EG 324, 1-3,13, Ich singe dir mit Herz

Andacht:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 Heute am 25. Juli ist der Todestag von Louise Scheppler. Louise Scheppler gehört zu den Großmüttern des evangelischen Kindergartens. In ihren Grabstein ritzte man folgende Worte „Hier ruhen die sterblichen Gebeine der Luise Scheppler, geboren an dem 4. November 1763, gestorben zu Waldbach den 25. Juli 1837. Die treue Magd und Gehülfin des Papa Oberlin. Eine christlich-demütige Erzieherin der Jugend seit dem Jahre 1779“

1767 übernahm Pfarrer Johann Friedrich Oberlin das Pfarramt in Waldersbach im Steintal (Vogesen). Er errichtete bald eine sog. „Strickschule“ (der bald weitere folgten), um die Kinder vor den Gefahren der Verwahrlosung zu schützen.

Am 16. Juni 1779 trat Louise Scheppler in Waldersbach in den Dienst der ersten ordentlichen Kleinkinderschule. Hier liegt der Beginn der evangelischen Kleinkinderpflege.

Bald hatte sich Louise Schepplers Wirken in der Waldersbacher Kleinkinderschule über die Pfarrgemeinde ausgedehnt; „nach nicht allzu langer Zeit war die Kleinkinderschule nach England verpflanzt, wurde nach Frankreich zurückgeführt und hielt ihren Segenszug in Deutschland. Eine sechzehnjährige Pfarrmagd, eine arme Bauerntochter, hatte den Anstoß zu der Bewegung gegeben, aus der einer der Hauptthätigkeiten der inneren Mission geworden ist“, stellt ein Chronist fest.

Die Magd verband schon damals Diakonie und Bildung. Diese beiden Aspekte gehörten von Anfang an in der Elementarpädagogik zusammen.

Die Kleinkinderschule Louise Schepplers fand zweimal wöchentlich statt, getrennt nach Geschlecht. Die anderen Wochentage mussten die Kinder in den Webereien, dem hauptsächlichsten Industriezweig des Steintals, unter schwierigen Bedingungen arbeiten. Während ihres Besuches der Kleinkinderschule wurden die Kinder nicht nur aufbewahrt und beaufsichtigt, sondern auch in Sitte, Glauben und häuslichen Arbeiten unterrichtet. Diesbezüglich schrieb Louise Scheppler in einem undatierten handschriftlichen Bericht nieder:

„Die Leiterinnen unterrichten die Kinder in den verschiedenen Fächern wie folgt:

1. Das Stricken, gilt für Buben wie für Mädchen.
2. Man berichtet ihnen die Geschichten der Heiligen Schrift.
3. Man läßt sie auswendig lernen, Gesangbuchlieder und geistliche Lieder, die sie dann stets auch gleich singen werden, man erklärt ihnen den Sinn dieser Lieder.
4. Man bringt ihnen schon die Anfangsgründe von Geographie und Naturgeschichte bei.
5. Man erzählt ihnen verschiedene erbauliche Geschichten, ihrem Alter und Auffassungsvermögen entsprechend.
6. Man versucht, ihnen die Gegenwart Gottes deutlich zu machen, zu jeder Zeit und an jedem Ort, und überall, wo sie sich befinden, und in allem, was sie tun, spornt man sie an, sich dessen zu erinnern.

Man hält sie dazu an, nur ja all das zu tun, was Gott, dem Allgegenwärtigen, Freude machen kann. Im Gegensatz dazu zeigt man ihnen auch, was Gott missfällt; man versucht ihnen zu zeigen, wie hässlich es ist, sich dem Lügen und Schwören hinzugeben, ebenso wie der Respektlosigkeit den Eltern gegenüber, der Unsauberkeit, der Faulheit und anderem mehr. Und endlich versucht man, ihnen das Gebet des Herzens nahezubringen, indem man mit ihnen knieend betet, und man betet in einer Art und Weise, wie sie es verstehen“ (zit. n. Psczolla 1988, S. 102 f).

Trotz aller Disziplinierung der Kinder, wurde das kindliche Spiel in seiner Bedeutung (zumindest in Ansätzen) erkannt.

58 Jahre stand Louise Scheppler im Dienste der Jugend. Für ihr philanthropisches Wirken erhielt sie 1829 von der „Akademie der Wissenschaften zu Paris“ den Tugendpreis. Das Preisgeld von 5000 Frcs. stiftete Louise Scheppler für die Gründung von weiteren fünf neuen Kleinkinderschulen.

Louise Scheppler starb im Alter von 74 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Sie wurde neben „Papa Oberlin“ begraben.

Auch wenn die Sprache und die Pädagogik uns heute ein wenig fremd vorkommen, so sind die Grundsätze dieser Erziehung nach wie vor modern. Der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan hat die Frage der Kinder nach Gott aufgenommen. Dort heißt es:

„Kinder erfragen unvoreingenommen die Welt und stehen ihr staunend gegenüber.

Sie stellen die „Grundfragen“ nach dem Anfang und Ende, nach dem Sinn

und Wert ihrer selbst und nach Leben und Tod. In ihrer Konstruktion der Welt und

ihrem unermesslichen Wissensdrang sind Kinder kleine Philosophen und

Theologen. Die Frage nach Gott kann für sie in diesem Sinne eine zentrale

Lebensfrage sein.

Kinder sind darauf angewiesen, vertrauensbildende Grunderfahrungen zu

machen, die sie ein Leben lang tragen. Sie brauchen Ausdrucksformen und

Deutungsangebote, um das ganze Spektrum möglicher Erfahrungen positiv verarbeiten

zu können.

Eigene religiöse Erfahrungen und das Miterleben von Gemeinschaft, Festen,

Ritualen sowie die Begegnung mit Zeichen und Symbolen können helfen, Eigenes

und Fremdes zu erschließen.“

Louise Scheppler, gestorben 25. Juli 1837 hat dieses in ihrer Zeit umgesetzt. Denn schließlich ging es damals wie heute darum, Kindern Erfahrungen mit Gott weiterzugeben. Und auch heute betreiben wir evangelische Kindertagesstätten nicht nur, um die Kinder gut unterzubringen, um sie sprachlich zu fördern. Nein, die evangelische Kindertagesstätte berichtet auch von Gottes Wirken, sie hat ein eigenes religionspädagogisches Profil. Mehr denn je müssen den Kindern die biblischen Bilder und die christlichen Symbole, die Schönheit der Lieder und die Kraft der Gebete behutsam erschlossen werden. Die evangelische Kindertagesstätte ist eine Chance für die Kinder und für den Gemeindeaufbau. So gesehen sind die Zielsetzungen von Louise Scheppler immer noch aktuell.

Lied: EG 398, 1+2, In dir ist Freude

Mitteilungen

Gebet:

Gott, du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen.

Es ist niemand zu klein oder zu groß, um dir zu gehören. Wir danken dir für die Menschen, die uns zeigen, dass du uns liebst. Etwas vom Himmel auf Erden ist dadurch für uns spürbar.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir denken auch an die Menschen, die davon nur wenig spüren: Alte, die einsam sind – oder Kranke, um die sich niemand kümmert. Hilf, dass auch sie etwas vom Himmel spüren und Freude erleben können.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir Menschen machen einander das Leben oft zur Hölle. Wir wissen von Kriegen und vielen Orten, wo Unschuldige getötet und verletzt werden. Hilf, dass auch dort der Himmel stärker ist und Frieden sich durchsetzt.

Du hältst deinen Himmel offen für alle Menschen. Wir Menschen zerstören den Raum, den du uns zum Leben schenkst. Die Luft um uns herum und der Himmel über uns sind verschmutzt und beschädigt. Bewahre Himmel und Erde vor der Zerstörung und hilf, dass auch wir dazu beitragen, die Schöpfung zu bewahren.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott, du Ursprung allen Lebens

Du Quelle der Liebe,

du bist wie eine gute Mutter

und wie ein guter Vater.

Sei vor uns und führe uns

Sei hinter uns und schütze uns,

sei neben uns und begleite uns,

sei zwischen uns und verbinde uns,

sei unter uns und trage uns,

sei in uns und erfülle uns,

sei über uns und segne uns..

Amen.

Lied: EG 503, 1 + 14, Geh aus mein Herz