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Musikalische Partnerschaft

Es war ein beeindruckender Auftritt des litauischen Projektchores in der Birgitta-Thomas-Kirche. Der Chor, bestehend aus einem Dutzend vorwiegend jüngeren Männern und Frauen aus den evangelischen Gemeinden Litauens, brillierte mit einem Feuerwerk unterschiedlichster Musikrichtungen und -stile, die er in wechselnden Besetzungen vortrug. Versonnen, ja fast melancholisch die Darbietung eines litauischen Volksliedes, rhythmisch dagegen der Gospel Battle of Jericho oder das mit Inbrunst vorgetragene Amazing Grace. Unterstützt wurde der Chor durch ein kraftvolle Klavierbegleitung. Natürlich intonierte der Chor auch Werke der Klassik, insbesondere der Spätromantik. Höhepunkt war der gemeinsame Auftritt mit dem Ökumenischen Seniorenchor Kiel. Und wie Pfarrer Jürgen Benthien in seiner Dankesrede betonte, hat die Musik doch in allen Sprachen ihren Verkündigungs-Impetus, denn Worte wie Halleluja und Gloria verstünden alle.

Seit langem gibt es die musikalische Partnerschaft. Und so war man auch tags zuvor gemeinsam nach Sankt Peter-Ording gefahren, um auch dort zu konzertieren.

Wie Laura Matuzaite, die in der litauischen Kirche für Kirchenmusik zuständig ist, berichtet, war die Tour für alle schon sehr anstrengend, da man täglich ein Konzert gab. Doch der herzliche Empfang sei für alle schon sehr berührend gewesen. Die Evangelische Kirche Litauens hat nur 20.000 Mitglieder und ist theologisch eher konservativ orientiert. So lehnt man die Frauenordination ab.

Natürlich war auch der Ukraine-Krieg beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus Thema. Die Aufnahme von Geflüchteten stellt das kleine Land mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern vor große Herausforderungen. Die Kirche hilft, wo sie kann. Auch die empfundene Bedrohung durch Russland und Belarus ist allgegenwärtig. Zu Belarus hat man ja eine gemeinsame Grenze.

Der Struwwelpeter: Mehr als ein Kinderbuch

Frankfurt hat mehr als Äppelwoi und Handkäs. Es hat seinen Struwwelpeter. Ein Kinderbuch, das die Welt eroberte und auch noch heute nach 175 Jahren in aller Welt gedruckt und gekauft wird. Beate Zekorn-von Bebenburg, Leiterin des Struwwelpeter-Museums, schildert im Podcast Conny&Kurt worin die Faszination besteht. So hat sich der Autor Heinrich Hoffmann beispielsweise schon damals mit seiner Geschichte vom schwarzen Buben gegen den Rassismus seiner Zeit gestemmt. Überhaupt war der Struwwelpeter weit mehr als ein Kinderbuch. Die Figur wurde auch in politischen Flugschriften nicht nur von Heinrich Hoffmann aufgegriffen. Hoffmann selbst war es, der mit dem Suppenkasper das erste Deutsche Parlament in der Paulskirche kommentierte. Der Suppenkasper löffelt seine revolutionäre Suppe nicht aus und magert zum Strichmännchen ab.

Pastorin König will Brücken bauen

Foto: Stefanie Rasmussen

Seit gut einem Jahr ist Sigrun König die neue Pastorin der Evangelischen Thomasgemeinde. Im Interview spricht sie über ihre theologische Wurzeln, über ihr Engagement für Obdachlose und über ihre Vorstellungen eines gemeindlichen Brückenschlages in die Mitte Mettenhofs. Das Gespräch führte Kurt-Helmuth Eimuth.

Guten Tag Frau König. Sie sind Pastorin in Kiel-Mettenhof. Was hat Sie nach Mettenhof verschlagen?

Erstmal die Pröpstin, um ehrlich zu sein.

Hat die Ihnen das vorgeschlagen?

Ja, ich war Pastorin zur Nachwuchsgewinnung und dann noch mit halber Stelle Vertretungspastorin im Kirchenkreis. Da bin ich im Januar ’22 nach Mettenhof entsandt worden. Es hat mir so gut gefallen, dass wir alle miteinander daran gearbeitet haben, dass ich bleiben darf.

Das ist ja schön, dass Ihnen Mettenhof gefällt. Der Stadtteil selbst hat ja nicht so einen guten Ruf.

Kann ich nicht verstehen, nicht nachvollziehen. Mich hat es sehr an meine Heimat erinnert. Ich komme ja aus dem Ruhrgebiet. Da ähnelt sich einfach Vieles. Wenn man durch’s Zentrum geht: das Multikulti und auch mal wieder schön in den türkischen Läden einkaufen zu gehen. Mettenhof hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Wir sind ein viel grünerer Stadtteil als alle denken.

Auf alle Fälle. Mettenhof ist sehr weitläufig

Ja.

Und die Gemeinde hat Ihnen offenbar auch gefallen?

Die Gemeinde hat mir auf jeden Fall gefallen. Die Vielfalt, die wir da haben. Das ist wunderbar. Auch mit dem Ökumene-Zentrum dabei. Auch die Freiheit, dass ich viel ausprobieren darf. So Sachen wie: Wir gehen mit der Gemeinde auf die Kieler Woche und feiern dort Gottesdienst. Das ist überhaupt keine Frage. Alle sagen: Ja, klar, machen wir. Was brauchen wir dafür.


Diese Offenheit schätzen Sie?

Ja, absolut.

Was wäre denn gemeindlich ihr Ziel in den nächsten zwei Jahren?

Mein Bild ist ja immer die Brücke, die vom Gemeindezentrum rüber geht ins Einkaufszentrum. Diesen Brückenschlag würde ich gerne intensivieren. Denn mein theologisches Anliegen ist Kirche in der Welt, für die Welt. Und so müssen wir schauen, wie kommen wir mehr in die Welt hinein. Gerne auch einen Gottesdienst auf dem Kurt-Schumacher-Platz feiern. Wir feiern ja auch schöne Gottesdienste vor dem Gemeindezentrum. Aber man könnte auch mal über die Brücke drüber gehen oder einen Brückengottesdienst feiern.

Die Brücke ist ja zur Zeit eher eine Brücke ins Grüne, weg von der Urbanität.

Ja, aber das kann man ja verbinden. Man kann ja auch aus dem Grünen in die Urbanität gehen.

Was sind denn theologisch Ihre Vorbilder?

Auf jeden Fall Dorothee Sölle und Dietrich Bonhoeffer. Ich habe mich intensiv mit der Befreiungstheologie auseinandergesetzt. Irgendwann weiß man nicht mehr, woher man alles zusammengesammelt hat. Ich habe immer gesagt, ich bin auch politische Theologin. Ohne dass wir uns in politische Belange einmischen, ohne Parteipolitisch zu sein, kann ich mir nicht vorstellen Theologin zu sein.

Nun sind wir ja politisch in sehr bewegten Zeiten. Das macht ja auch was mit den Seelen der Menschen. Wie kann man da Ihnen beistehen?

Ich glaube tatsächlich mit viel, viel Seelsorge. Ich führe im Moment viele Einzelgespräche. Wir müssen es auch zulassen, dass wir trauern, dass wir Angst haben. Das darf sein. Und gleichzeitig versuche ich einen Gegenpol zu schaffen, in dem ich sage: Wir können uns auch noch freuen an den schönen Dingen. Ja, es ist Krieg, wir haben die Klimakrise und trotzdem darf ich mich freuen, wenn ich in der Sonne auf meiner Terrasse sitze.

Aber Sie sonnen sich ja nicht nur wohl verdient auf ihrer Terrasse, sondern Sie engagieren sich jenseits ihres Dienstauftrages für Obdachlose.

Ja, wir haben einen Verein gegründet Obdachlosenhilfe-Kiel e.V. und verteilen jede Woche Essen. Jetzt am Montag haben wir ganz viele Schlafsäcke und Isomatten verteilt. Gerade jetzt kommt die warme Jahreszeit. Wir haben T-Shirts und Jogginghosen ausgegeben. Wir gucken immer, wo wir Spenden herbekommen, um sie weiterzugeben. Heute Abend zum Beispiel habe ich die sogenannte Bäcker-Tour. Von einem Bäcker bekommen wir Brot und Brötchen gespendet und bringen es an den Bahnhof und auch zu den Frauen in der Frauen-Notunterkunft.

Sie haben sich für Minderheiten schon immer engagiert. In ihren letzten Stationen waren es Geflüchtete.

Ja, damit bin ich groß geworden. In den 1970er Jahren in Recklinghausen hatten wir erst Boat People, also vietnamesische Flüchtlinge um die sich meine Mutter gekümmert hat. Da bin ich eben immer mitgelaufen. Dann kamen die eritreischen Flüchtlinge und da habe ich im Alter von 10 oder 11 Jahren mit den Kindern Hausaufgaben gemacht. Es waren dann mehr Freundschaften. Es gab auch immer lecker Essen. Imiera ist wunderbar. In der Studienzeit war ich dann in der Flüchtlingshilfe aktiv. Ich wollte nie nur am Schreibtisch sitzen und für’s Studium lernen, sondern auch aktiv sein und beides miteinander verbinden.

Nun gibt es auch ein Leben neben Beruf und Ehrenamt. Welche Hobbys haben Sie?

Fahrradfahren. Im Urlaub packe ich meine Taschen, pack das Zelt auf’s Fahrrad und die Isomatte und den Schlafsack und radle los. Ich war in Litauen, letztes Jahr war ich bis Norderney. Ich habe in einem Jahr Schleswig-Holstein umrundet. Alles mit dem Fahrrad.

Wo geht es dieses Jahr hin?

Ich weiß es noch gar nicht genau.

Also Vorschläge werden noch angenommen.

Genau Vorschläge werden noch angenommen. Ich würde unglaublich gerne wieder nach Litauen. Aber bei der weltpolitischen Lage?

Vielen Dank Frau Pastorin König für das Gespräch.

Conny&Kurt live bei der Kieler Woche

Seit gut einem Jahr sind Conny&Kurt mit ihrem Podcast via Zoom wöchentlich auf Sendung. Bei ihrem Treffen während der Kieler Woche zeigen sie sich zufrieden mit Themen, Gesprächspartner:innen und Reichweite. Dabei führt Margot Käßmann nicht die Liste der Zugriffe an, sondern das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kieler Tafel. Auch der Bericht über die Glückskirche während des Hessentages sowie das Angebot des spirituellen Wegbegleiters Georg Magirius rangieren weit vorne. Conny&Kurt hat besonders das Gespräch mit Nationaltorhüterin Ann-Katrin Berger, die über ihre Krebserkrankung sprach, beeindruckt. Fazit: Conny&Kurt wird es weiterhin wöchentlich geben. Die nächsten Themen: die Pflegesituation (Mit Bischöfin Beate Hofmann) und der Kinderklassiker „Struwwelpeter) (mit der Museumsleiterin Beate Zekorn-von Bebenburg). Leider ist der Ton etwas vom Wind verrauscht. Sorry.

Bischöfin Hofmann geht neue Wege in der Pflege

Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) initiiert Modellprojekt in der Pflege, da dass jetzige System an seine Grenzen stößt. Dies hat die Bischöfin in der eigenen Familie erfahren wie sie im Podcast Conny&Kurt erzählt. Trotz großer Anstrengungen gelang es nicht eine ambulante Pflege für ihre Mutter zu organisieren. „Wir müssen ein Sorge-Netz knüpfen“, sagt Hofmann. „Wir brauchen ein neues Miteinader von dem was jemand selber kann, was die Familie kann, was die Nachbarschaft kann, was ich durch ehrenamtliches Engagement organisieren kann, was ich professionell organisieren kann und was ich technologisch organisieren kann. Dieses Miteinander müssen wir neu organisieren. Dafür brauchen wir Modellprojekte.“ Für Hofmann ist das neue Zusammenspiel verschiedener Player eine Art „Gemeindeschwester 2.0, denn die Gemeindeschwester wusste, was jemand braucht.“ Gerade die Kirchen hätten hier gute Voraussetzungen, da sie mit den Gemeinden eine gute Basis in den Sozialräumen hätten. Die Entwicklung im stationären Bereich sieht Hofmann, die vor ihrem Bischofsamt einen Lehrstuhl für Diakoniewissenschaften inne hatte, alarmierend. „Es macht mich atemlos, dass die Situation in der Politik nicht wirklich wahrgenommen wird“, sagt Hofmann. Der Grundfehler bei der Einführung der Pflegeversicherung sei die Einführung der Ökonomisierung gewesen. Die Konzernbildung werde verstärkt und „die Kleinen kommen unter die Räder“. Ihr Fazit: „Das bisherige Konzept kommt an sein Ende.“

Kirchentag: Jugend- und Seniorenfreizeit gleichzeitig

Im Podcast Conny&Kurt ist man sich schnell einig. So wie beim Nürnberger Kirchentag kontrovers diskutiert wurde, soll es im demokratischen Meinungsbildungsprozess doch eigentlich überall sein. Nur so kann die Spaltung der Gesellschaft überwunden werden. Und für Claudia Horn, Referentin im Zentrum Bildung der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau, ist Christentum eben politisch, wenn auch nicht parteipolitisch. Christ:innen müssten Stellung beziehen. Nach ihrer Beobachtung war der Kirchentag wie seine Vorgänger ein Event für die Jugend und für die große Gruppe der Rentner:innen, sozusagen Jugend- und Seniorenfreizeit gleichzeitig. Horn warb an einem Stand im Markt der Möglichkeiten für die Seite http://Relimentar.de. Dort werden pädagogisch und theologisch empfohlene religionspädagogische Materialien bereit gestellt.

Erste Glückskirche Deutschlands

„Wir schaffen Raum, dass die Besucherinnen und Besucher Glücksmomente erleben können“, sagt Projektleiterin Mareike Frahn-Langenau selbstbewusst. Zum Hessentag hat die Evangelische Kirche von Hessen und Nassau die örtliche Martinskirche zur „Glückskirche“ umgestaltet. Es ist ein überraschender und leicht irritierender Anblick: Wer die Kirche im südhessischen Pfungstadt betritt,blickt nicht wie gewohnt auf viele hölzerne Bankreihen und den Altar, sondern auf ein Blumen- und Pflanzenmeer. „Die Menschen werden mitgerissen“, berichtet die Pfarrerin im Podcast Conny&Kurt: „Sie tanzten sogar vor Lebensfreude. Eine 20-minütige multimediale Inszenierung des deutsch-iranischen Komponisten und Mediendesigner Parviz Mir-Ali ergänzt das sinnliche Erlebnis.

Die Tafel stecken in einem Dilemma

Die Tafeln in Deutschland stecken in einem Dilemma. Auf der einen Seite spenden die Lebensmittelsupermärkte weniger, denn es wird schärfer kalkuliert. Das ist im Sinne der Nachhaltigkeit gut so. Auf der anderen Seite gibt es durch Inflation und steigender Zahl der Geflüchteten immer mehr Bedürftige. Die Konsequenz: Aufnahmestopp. Keine einfache Situation für die bundesweit 60.000 Ehrenamtlichen. Alleine in Kiel unterstützen 120 Ehrenamtliche die Tafel an den Ausgabestellen. Frank Hildebrandt, Vorsitzender der Tafel in Schleswig-Holstein und Kiel, berichtet im Podcast Conny&Kurt von der Situation in der Mangelsituation und warum das Containern keine Konkurrenz für die Tafel ist, auch wenn er für die geplante Straffreiheit nichts hält.

Kunst mit KI – Punkrock Cats erobern Japan

Für den Darmstädter Designer und Medienpädagoge Jan Rathje lag es nahe, Künstliche Inteligenz (KI) für seine Kunst zu benutzen. Und so kreierte er seine Punkrock Cats, die selbst in Japan ausgestellt werden. In Deutschland ist schon ein Buch mit seinen Exponaten erschienen. Für ihn ist das seine Kunst, obgleich sie mit Hilfe von Bildgeneratoren erschaffen wurde, erläutert er im Podcast Conny&Kurt, denn er ist der Ideengeber. Er entscheidet, wann ein Bild fertig ist und wie es final aussieht. Sein Fazit: „Die Künstliche Intelligenz (KI) wird unser ganzes Leben in kürzester Zeit verändern. Berufe und Firmen werden verschwinden und neue Chancen ermöglichen auf der anderen Seite ein rapides Wachstum.“

Vor 40 Jahren: Starfighter tötete Pfarrerfamilie Jürges

Im Podcast Conny&Kurt erinnern sich die beiden gemeinsam mit Pfarrer Eugen Eckert an ihre Begegnungen mit Frankfurts Stadtjugendpfarrer Martin Jürges, der vor 40 Jahren mit seiner Familie durch einen Starfighter-Absturz getötet wurde. Am 22. Mai 1983 stürzte während einer Flugshow in Frankfurt ein kanadischer Starfighter ab. Das brennende Flugzeug fiel auf den PKW von Pfarrer Martin Jürges, der mit seiner Familie zum Pfingstausflug aufgebrochen war. Mit ihm starben seine Frau Irmtraud (38), seine Mutter Erna (77) und seine beiden Kinder Katharina (1) und Jan (11). Seine Nichte Gesine Wagner (19) erlag nach drei Monaten ihren Verbrennungen.
Weitere Infos: familie-jürges.de