Magistrat noch evangelischer

Mit Volker Stein ist jetzt ein weiterer Kirchenmann Dezernent

Mit Volker Stein ist nun der dritte engagierte evangelische Kirchenmann in den Frankfurter Magistrat gerückt. Nach Jean Claude Diallo, dem ehrenamtlichen Integrationsdezernenten, und dem Pfarrer im Ruhestand Christof Warnke gehört nun auch der stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes der Stadtregierung an. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der FDP sieht nichts Ungewöhnliches darin, dass sie alle verschiedenen Parteien angehören. „Die Identifikation mit Positionen und Überzeugungen macht sich an politischen Grenzen fest und nicht an Grenzen der Religion“, sagt der neue Dezernent für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz. Dabei, so Stein, unterstelle er allen Magistratsmitgliedern eine christliche Grundhaltung.

Der neue Ordnungsdezernent ist auch stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes.

Der neue Ordnungsdezernent ist auch stellvertretender Vorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes.

Ein gewisses Konfliktpotential sieht Stein mit seiner Kirche beim Thema „Illegale“. Während sich viele in der Kirche für ein Bleiberecht dieser Menschen aussprechen, die sich ohne legalen Aufenthaltsstatus in Frankfurt aufhalten, sieht der Ordnungsdezernent in dieser Hinsicht wenig Spielraum. Schließlich hießen Illegale so, weil sie illegal in der Stadt lebten. Doch moderat fügt er hinzu, dass man beispielsweise gemeinsam mit dem Petitionsausschuss bei Härtefällen nach Lösungen suchen wolle.

Die Auseinandersetzungen um aggressives Betteln dagegen sieht Stein als erledigt an. Da sei man sich überparteilich einig: „Aggressives Betteln wird nicht geduldet.“ Und anspielend auf jene Frauen, die beimBetteln ihr Kind auf dem Arm haben, formuliert Stein: „Kinderschutz geht über die Freiheit, zu betteln.“

Als Ordnungsdezernent will Stein die Stadt „sauberer“ machen und durch verstärkte Streifen in den Bahnhöfen die Sicherheit und auch das subjektive Sicherheits-gefühl erhöhen. Auch sollen ausländische Unternehmer aus Nicht-EU-Ländern und qualifizierte Arbeitskräfte künftig innerhalb eines Monats wissen, ob sie nach Deutschland kommen können. Für Stein ist diese Verfahrensbeschleunigung „ein klarer Wettbewerbsvorteil“.

Amt und Ehrenamt in der Kirche will er auch künftig unter einen Hut bekommen. Auch das hat Tradition in dieser Stadt: Hans- Jürgen Moog, ehemaliger Bürgermeister, stand über Jahrzehnte der Evangelischen Regionalversammlung, dem Frankfurter Kirchenparlament, vor.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

Fernsehen ist nicht an allem Schuld

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

Die elektronischen Medien haben zur Zeit eine „Sündenbockfunktion“ für die Gesellschaft, meint der Medienpädagoge Detlef Ruffert vom Frankfurter Institut für Medien und Kommunikation. Es gebe keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Mediengewalt und realer Gewalt, sagte Ruffert bei einem Fachtag „Tabu Gewalt“ des Diakonischen Werks vor einhundert Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen. Erst in Zusammenhang mit einem entsprechenden sozialen Klima seien auch die Medien ein Problem. Ein Kind, das täglich Gewalt zwischen den Eltern erlebe, werde Gewalt aus Computerspielen oder dem Fernsehen eher übernehmen, als ein Kind, das auf tragfähige Beziehungen bauen kann.

Schon im Kindergarten müssten Kinder „einen selbst bestimmten Umgang mit den Medien“ lernen, so Ruffert. Die evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt werden dazu für ihre Erzieherinnen gemeinsam mit dem Institut für Medien und Kommunikation und der Landesanstalt für privaten Rundfunk ein intensives Fortbildungsprogramm anbieten.

Außerdem wollen die evangelischen Kitas künftig verstärkt auf Kinder achten, die in Gefahr sind, zuhause vernachlässigt zu werden. Nach Aussage von Julius Niebergall vom Kinderschutzbund haben etwa acht Prozent der jährlich in Frankfurt geborenen 6500 Kinder einen „erhöhten Hilfebedarf“.

Kurt-Helmuth Eimuth

„Der Blick zum Himmel“

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

Die Weihnachtsgeschichte neu erzählt

„Erfrischend anders“ interpretiert Georg Magirius die Weihnachtsgeschichte, verspricht der Umschlagtext. Magirius, 1968 geboren, als Autor für ARD-Hörfunksender tätig und gelegentlich auch für „Evangelisches Frankfurt“, wagt sich mit seinem jüngsten Buch an die wohl bekannteste biblische Überlieferung heran. Er seziert die Weihnachtsgeschichte nach Lukas und verbindet sie schriftstellerisch frei mit kleinen Vorkommnissen, eigenen Gedanken und Beschreibungen.

Da liegt bei Kaiser Augustus’ Schätzung – also jener römischen Volkszählung, wegen der sich Maria und Josef auf die Reise nach Bethlehem machen mussten – die Auseinandersetzung mit der Ordnungsmacht, der Obrigkeit, nahe. Die Obrigkeit etwa, die einem nächtlich durch Frankfurt radelnden Autor schon mal unangenehm die Handschellen anlegt. (Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses natürlich völlig unbegründet war).

„Die Unerklärlichkeiten der Bibel erleichtern mich – es ist Licht, das in eine Welt einfällt, die normalerweise immer richtig takten muss“, bekennt der Autor. Ein Faszinosum, das Kinder auch im Alltag erleben: „Auch am Kiosk bleiben Worte nicht nur Worte, sondern können sichtbar und schmackhaft werden. So erleben es viele Kinder. Noch ist Unterricht, und doch flüstern sie einander erwartungsvoll Geschichten zu – überall die Herrlichkeiten, die sie gleich in Händen halten wollen. Die Schulglocke ertönt, und sie rennen zum Kiosk. Dann liegen auf Kinderzungen Colafläschchen, Brausebonbons und Schnecken aus Lakritz. Sie beweisen: Die Welt der Süße ist nicht nur geträumt.“

Georg Magirius beweist mit dem vorgelegten Werk, dass für ihn als studierten Theologen die für eine narrative Predigt zur Verfügung stehende Zeit zu kurz ist. Seine Geschichten, aber auch seine Hintergrundinformationen, die bis zu Erklärungen des griechischen Urtextes gehen, brauchen Platz zur Entfaltung. Und dabei hält er für Liebhaber dieser frei assoziativen Form die Spannung auf 127 Seiten. Zu lang für einen Weihnachtsgottesdienst. Aber kurzweilig für einen Lese-Weihnachtsnachmittag am warmen Ofen.

Georg Magirius live erleben kann man bei einer Lesung am Sonntag, 23. Dezember, um 17 Uhr in der Kreuzkirche in Preungesheim, Weinstraße 25, mit Harfenmusik.

Kurt-Helmuth Eimuth

Geschichte der Peterskirche

Außen alt, innen neu: Die Peterskirche in der City, ganz in der Nähe der Konstablerwache. Zum Eingang kommt man von der Stephanstraße aus. | Foto: Antje Schrupp

Außen alt, innen neu: Die Peterskirche in der City, ganz in der Nähe der Konstablerwache. Zum Eingang kommt man von der Stephanstraße aus.
Foto: Antje Schrupp

Der Bau der ersten Peterskapelle an der Schäfergasse wird auf das Jahr 1331 datiert. Stifter war wohl ein Peter Apotheker, der die Kirche nach seinem Namenspatron Petrus benannte. Die Kapelle wurde damals vor den Toren der Stadt gebaut, damit die auf dem Feld Arbeiteten einen kurzen Weg zu ihr hatten.

Die erste Kirche wurde nach dem Zerfall der Kapelle im Jahr 1417 an gleicher Stelle errichtet, etwa auf der Höhe des Schulhofes der Liebfrauenschule. Sie war dem Erzbischof von Mainz zugeordnet. 1531 erreichte die Reformation die Petersgemeinde, und die Kirche wurde evangelisch. 480 Jahre diente sie der christlichen Gemeinde, bis das Gebäude zunehmend zerfiel. Von Fäulnis, Gestank, Schmutz und Brüchigkeit war die Rede. Die Peterskirche wurde abgerissen und an anderer Stelle, auf dem Peterskirchhof, also dem heutigen Standort, 1895 neu gebaut. Sie war groß und prächtig und mit über 1000 Sitzplätzen das größte evangelische Gotteshaus in Frankfurt. Am 20. März 1944 brannte es in den Bombennächten aus.

Nach dem Krieg wurde die Peterskirche wieder aufgebaut und 1965 der Gemeinde übergeben. Sie stand auf den noch vorhandenen Grundmauern, war jedoch architektonisch radikal verändert worden: Die Achse des Innenraums war um 90 Grad gedreht, damit die Bänke im Halbkreis angeordnet werden konnten. Denn die neue Peterskirche sollte eine Predigtkirche sein.

Mit dem jetzigen Umbau zur Jugendkulturkirche erfolgte wieder eine radikale Änderung, die Petersgemeinde nutzt nun die beiden anderen Kirchen im Nordend. Eine neue Idee ist das übrigens nicht: Bereits um 1890 diskutierte man, ob die Peterskirche nicht besser in den neu entstehenden Stadtteil an die Eckenheimer Landstraße zu bauen wäre.

Kurt-Helmuth Eimuth

Heilige Elisabeth

Andacht, Elisabeth

17.11.07

Orgel

Lied: EG 445, 1, 2, 5

Votum:

Got ist unsere Zuversicht und Stärke

Eine Hilfe in den großen Nöten,

die uns getroffen haben,

darum fürchten wir uns nicht.

Mit diesen Worten des Psalmbeters aus dem 46. Psalm begrüße ich Sie herzlich zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vater, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 22 II, Nr. 710

Lied: EG 632, 1-3

Ansprache:

Predigttext: Mt 16,25

Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verdienen; wer aber sein Leben

verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute vor 776 Jahren ist sie gestorben, am 17. November 1231: Elisabeth von Thüringen, Elisabeth von Marburg, die „Heilige Elisabeth“.

In Marburg verbrachte sie ihre letzten Jahre. Im Bereich der Elisabethkirche befand sich das Hospital, das sie aus den Mitteln ihrer Witwengüter erbauen ließ. Hier vollendete sie ihr Wirken. Sie verschenkte sich in der Zuwendung zu den Armen, Kranken und Sterbenden und wurde ihnen geistliche Begleiterin. So ist es uns überliefert.

Nach ihrem Tod und ihrer Heiligsprechung wurde die Marburger Elisabethkirche zum Anziehungspunkt ihrer Verehrung. Auch die Reformation hat dem letztlich keinen Abbruch getan. Elisabeth ist über alle Konfessionsgrenzen hinweg ein Vorbild.

1207 geboren, 1231 gestorben – was für ein kurzes Leben, und doch von so beeindruckender Spannweite! In diesen gerade einmal 24 Jahren hat sich das verdichtet, wozu sonst oft nicht einmal ein ganzes Menschenleben ausreicht. Wer Elisabeths Leben zu erfassen sucht, kann es nur mit tiefer Ehrfurcht tun. Doch ist Vorsicht geboten. Denn was wir über Elisabeth sagen, geschieht aus einer großen geschichtlichen Distanz heraus. Auch liegen uns von Elisabeth keine Selbstzeugnisse vor. Wir haben nur die Berichte und Biographien, die über sie verfasst wurden, um ihre Heiligsprechung zu erwirken oder zu bestätigen. So bleibt vieles im Schwebenden oder gar Dunkeln.

Elisabeth wollte Christus nachfolgen – und das in einer auch für damalige Verhältnisse kompromisslosen Radikalität. „Maßlos“ hat man sie genannt.

Die vorgegebenen Bahnen des glanzvollen, höfischen Lebens verließ sie und fand in dem genauen Gegenteil, dem Ideal der Armut, ihre Erfüllung.

In Armut zu leben war für sie kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung dafür, wirklich frei zu sein: frei von der Sorge um sich selbst, frei vom Schielen nach Ansehen, Macht und Geld – und darin gerade frei für andere. Nichts mehr zu besitzen, nicht mehr gebunden zu sein als allein an Christus – das wurde ihr zum eigentlichen Reichtum und zur unbedingten Freiheit.

Elisabeths Hinwendung zu den Armen war keine diakonische Dienstleistung.

Sie gründete in der übermächtigen Sehnsucht, Christus gleich zu werden. „Allein Christus“ wollte sie durch ihr Leben verwirklichen. Und darum wurde ihr alles zu Christus – nicht nur in der Begegnung mit den Armen, Aussätzigen, Todkranken, wie es die Legende zu berichten weiß, sondern sie selbst suchte in der Nachfolge Christi ihm gleichförmig zu werden. Mit Christus zu gehen, bedeutete für sie, seinen Weg der völligen Hingabe zu suchen – einer Hingabe, die vor dem eigenen Leben nicht angstvoll Halt macht. Sie ahnte etwas von dem göttlichen Geheimnis der Umkehrung aller Werte: dass findet, wer verliert, dass empfängt, wer hingibt, dass lebt, wer stirbt. Und sie machte damit ganzen Ernst. So ist sie zur Heiligen geworden: geliebt, bewundert und verehrt.

Vom Leben Elisabeths geht eine faszinierende Wirkung aus. Wir begegnen einer Frau, die den Mut und die Freiheit hatte, Status, Ehre und Macht abzulegen und ihre Aufmerksamkeit ganz elementar auf das zu richten, was Not tat: Hungrige speisen, Nackte kleiden, Kranke besuchen. Elisabeths unbekümmert praktizierte Nächstenliebe berührt viele Menschen und weckt ihre Bewunderung.

Kann uns unter unseren heutigen Bedingungen Elisabeth vorbildlich sein? Zu einer solchen Hingabe fähig zu sein und sich darin selbst zu finden, hat etwas ungemein Bestechendes. Aber es bleibt unerreichbar und lässt uns im Vergleich zum Leben dieser Heiligen klein werden. Wir sind nicht Elisabeth – und werden es auch nicht. Man wird kritisch fragen müssen: Ist es wirklich vorbildlich, ohne Rücksicht auf jeden Verlust mit den eigenen Kräften derart Raubbau zu treiben, dass nach wenigen Jahren das Leben erschöpft ist? Hat das Jesus so gemeint? Müssen wir jede Gelegenheit suchen, um uns aufzuopfern, ja uns erniedrigen und demütigen zu lassen, wie es von Elisabeth berichtet wird?

Aber dennoch gibt uns Elisabeth einen Anstoß: Etwa genau hinzusehen wenn die Schere zwischen arm und reich sich immer mehr auftut.

Elisabeth öffnet uns die Augen für jene, die außerhalb unseres gewohnten Blickfeldes leben: Davon gibt es in unserer Gesellschaft viele – und sie werden mehr. Wo der Sozialstaat alles dem ökonomischen Denken

unterzuordnen droht, da bleibt die sich völlig hingebende und sich verausgabende

Elisabeth eine Anfrage an die Werte, die unser Gemeinwesen bestimmen. Denn wo man Nächstenliebe, Liebe und Hingabe diskreditiert, wird es eisig kalt. Das sollten wir uns als Elisabeths Mahnung gefallen lassen.

Amen.

Lied: EG: 632, 4 + 5

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, schenke uns gesundes, behütetes Leben

Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

im Umgang mit schwierigen Menschen;

um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,

denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

lass uns freundlich zu den Menschen werden.

Lass uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 599

Finanzen nachhaltig sichern

Evangelischer Regionalverband gründet zwei neue Stiftungen

Um Platz Eins auf der Rangliste der Städte mit der größten Stiftungsdichte liefert sich Frankfurt ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Hamburg. In beiden Städten entfällt nach einer Erhebung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen auf je 2000 Einwohnerinnen und Einwohner eine Stiftung.

Die evangelische Kirche unternimmt derzeit verstärkte Anstrengungen, die Frankfurt im Ranking weiter nach vorne bringen könnten. Zwei neue große Stiftungen wurden allein im September gegründet. „Die evangelische Kirche wird finanziell immer ärmer, daran ändern auch kurze Zwischenhochs nichts“, stellte die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, vor dem Frankfurter Kirchenparlament fest. Weniger Taufen und mehr Sterbefälle seien die Ursache. Die Kirche habe deshalb künftig immer weniger laufende Einnahmen zu erwarten. Gleichzeitig wüchse der Bedarf.

Auch manche Kirchengemeinden gründen Stiftungen, um sich finanziellen Spielraum zu verschaffen: Ingeborg Höly und Pfarrer Richard Birke freuten sich über den großen Erfolg ihrer „Stiftung Emmaus“, für die 26000 Euro an privatem Stiftungkapital zusammen kamen. Die Emmausgemeinde hat diesen Betrag dann noch einmal verdoppelt. Die Stiftung, die Ende Oktober mit einer großen Torte in Kirchenform gefeiert wurde, soll die Gemeindearbeit unterstützen, vor allem die mit Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen. | Foto: Rolf Oeser

Auch manche Kirchengemeinden gründen Stiftungen, um sich finanziellen Spielraum zu verschaffen: Ingeborg Höly und Pfarrer Richard Birke freuten sich über den großen Erfolg ihrer „Stiftung Emmaus“, für die 26000 Euro an privatem Stiftungkapital zusammen kamen. Die Emmausgemeinde hat diesen Betrag dann noch einmal verdoppelt. Die Stiftung, die Ende Oktober mit einer großen Torte in Kirchenform gefeiert wurde, soll die Gemeindearbeit unterstützen, vor allem die mit Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen.
Foto: Rolf Oeser

Die Evangelische Regionalversammlung hat nun der Gründung einer Zukunfts- und einer Diakoniestiftung zugestimmt. Die beiden Stiftungen sollen dazu beitragen, die Arbeit der evangelischen Kirche in Frankfurt auch langfristig zu sichern. Der Regionalverband überträgt der Evangelischen Zukunftsstiftung ein Barvermögen in Höhe von 5 Millionen Euro und der Diakoniestiftung eines in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Stiftungen zeichnen sich im Gegensatz zu Vereinen dadurch aus, dass lediglich die Kapitalerträge für den jeweiligen Zweck verwendet werden dürfen. So bleibt der Grundstock immer erhalten. Wie nachhaltig Stiftungen wirken können, zeigt ein Blick in die Geschichte. So entstand im 18. Jahrhundert in Frankfurt die bis heute wirkende „von Cronstetten- und Hynspergis adlige evangelische Damenstiftung“. Im Jahre 1828 wurde der „Evangelisch-lutherische Almosenkasten“ gegründet, der auch heute noch bedürftige Bürgerinnen und Bürger finanziell unterstützt. Allerdings hatte es anfangs unter den Evangelischen auch große Vorbehalte gegen das Geldsammeln gegeben. Schließlich war ja der Ablasshandel ein Auslöser für die Reformation, und die Gleichstellung von Geldspenden mit guten Werken lehnte man ab. Dies hatte zur Folge, dass es in den evangelischen Gebieten in den ersten hundert Jahren nach der Reformation kaum zu größeren Stiftungsgründungen kam.

Esther Gebhardt wies auch auf das erfolgreiche Wirken der Frankfurter Kirchenstiftung hin. Diese 2001 gegründete Stiftung hilft, Kirchengebäude in der Stadt zu unterhalten. Mit beträchtlichen Summen wurden so die Um­ bau- und Sanierungsarbeiten in der Epiphaniaskirche im Nordend, der Schwanheimer Martinuskirche, der Preungesheimer Kreuzkirche und auch der Peterskirche, die
zur Jugendkulturkirche umgebaut wurde, ermöglicht. Auch der Erlös aus einem eventuellen Verkauf der Matthäuskirche am Hauptbahnhof soll dieser Stiftung zugute kommen und somit helfen, die Zukunft anderer Kirchen zu sichern.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov 2007

Bischof Hein für mehr Pfarrer

Gegen „den Rückzug der Kirche aus der Fläche“ sprach sich der Bischof der evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer in Deutschland in den Räumen der FAZ aus. Die Ortsgemeinden blieben die Grundlage der kirchlichen Organisation. So müsse die Resdienzpflicht erhalten bleiben und Pfarrstellen dürften nicht abgebaut werden. Hein schlug ein Verhältnis von 1500 Mitgliedern pro Pfarrer vor. Dies würde eine Ausweitung der Pfarrstellen bedeuten. In seiner Analyse hob Hein hervor, dass die Kirche heute in einer Konkurrenzsituation lebe und dieses nicht wahrnehme. „Wir leiden an einer Milieuverengung, auch beim Pfarrernachwuchs“.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov 2007

Richard Dawkins’ Kampf gegen die Götter und das Übernatürliche

Das Buch steht zur Zeit ganz oben auf den internationalen Bestseller-Listen: „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins. Es handelt sich um das leidenschaftliche Plädoyer eines Atheisten gegen die Religion. Zitat: „Ich greife nicht eine bestimmte Version von Gott oder Göttern an. Ich wende mich gegen alle Götter, alles Übernatürliche.“

Dawkins meint, Religion sei eine Art Virus, der sich in den Köpfen der Menschen vermehre, sozusagen eine fehlgeleitete Spielart der Evolution. „Wir können nicht beweisen, dass es Gott nicht gibt, aber das macht ihn trotzdem nicht sehr wahrscheinlich“, argumentiert Dawkins – allerdings geht es bei der Religion ja auch um Glauben und nicht um Wissen. Für einen Wissenschaftler ist seine Generalabrechnung mit der Religion oft erstaunlich unredlich. So findet er die Bibel „in großen Teilen einfach nur grotesk. Nichts anderes erwartet man von einer chaotisch zusammengestoppelten Anthologie, die von Hunderten anonymer Autoren, Herausgebern und Kopisten verfasst, umgearbeitet, übersetzt und verfälscht wurde.“

Unbestritten gibt es Perversionen des Glaubens, etwa wenn Menschen im Namen Gottes ihre Kinder züchtigen oder gar missbrauchen. Allerdings stellt sich durchaus die Frage, wer hier Gewalt verharmlost, wenn Dawkins schreibt, sexueller Missbrauch sei zwar etwas Entsetzliches, aber der dadurch verursachte langfristige psychische Schaden nachweislich geringer als der, den eine katholische Erziehung anrichte.

Es war der Frankfurter Psychologe Erich Fromm, der zwischen humanistischer und autoritärer Religion unterschied. Die autoritäre Religion sei gekennzeichnet durch die Vorstellung, dass eine höhere Macht Anspruch auf Verehrung und Anbetung, aber auch auf Gehorsam habe. Wesentliches Element der autoritären Religion sei die Unterwerfung unter eine Macht jenseits des Menschen. Allerdings könne diese Macht auch von einem Führer direkt ausgeübt werden.

Die humanistische Religion hingegen beschreibt Fromm so: „Das religiöse Erlebnis innerhalb dieser Art der Religion besteht in der Empfindung des Einsseins mit dem All, gegründet auf die Beziehung zur Welt.“ Selbstverwirklichung, nicht Unterwerfung wolle der Mensch in dieser Art von Religion erreichen. „Die vorwiegende Stimmung ist Freude, während sie in autoritären Religionen in Kummer und Schuldgefühl besteht.“

Offenbar müssen sich aber immer wieder Autoren an der autoritären Religion abarbeiten. Nach Tilmann Mosers „Gottesvergiftung“ nun eben der „Gotteswahn“. Was dabei auf jeden Fall nachgewiesen werden kann: Es nützt dem Buchgeschäft.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt November 2007

Der Reiz der Verschwörung

Oder: Warum die Frauen Weltmeisterinnen wurden…

Während draußen auf dem Römerberg Tausende die deutschen Fußballweltmeisterinnen feierten, fand doch annähernd eine halbe Hundertschaft den Weg in die Evangelische Stadtakademie „Römer 9“, um über so etwas Sperriges wie „Verschwörungstheorien“ zu diskutieren.

Lutz Lemhöfer, Weltanschauungsbeauftragter des Katholischen Bistums Limburg, definierte Verschwörungstheorien „als Denkmuster, deren Anhänger davon ausgehen, dass alles, was geschieht, von Verschwörern angezettelt und durchgeführt wird.“ Verschwörungstheorien reduzierten die Komplexität von Wirklichkeit und schafften eine einfache Struktur im Kopf. „Da man den Feind kennt, kann und muss man ihn bekämpfen“, führte Lemhöfer aus. Diesen Mechanismus verglich er mit dem klassischen Exorzismus. „Ein unerklärliches, zugleich Angst erzeugendes Verhalten eines Menschen wird als ‚Besessenheit’ gedeutet.“ Der Exorzist hat die Aufgabe, die Dämonen zu benennen. „Erst der mit Namen ansprechbare Dämon konnte erfolgreich ausgetrieben werden.“

Die Tageszeitung „taz“ hat eine Hitliste der besten Veschwörungstheorien zusammengestellt. Ganz oben auf der Liste steht die Überzeugung, dass die NASA die Mondlandung nur vorgetäuscht habe. Rang zwei belegt die Überzeugung, dass die Krankheit Aids
in Laboren der CIA entwickelt wurde, um in den USA ethnische Gruppen wie Afroamerikaner oder Minderheiten wie Homosexuelle auszurotten. Auf Rang drei steht schließlich die Überzeugung, dass eine geheime jüdische Organisation die Weltherrschaft anstrebt und deshalb allerlei Entscheidungen in der Weltpolitik manipuliert.

Solche Denkmuster seien nicht einfach spinnert, sondern überaus gefährlich, betonte Lemhöfer: „Die Anhänger solcher Theorien können eine Pogromstimmung erzeugen, die für andere lebensgefährlich wird.“ Um die Denkmuster von Verschwörungstheorien zu bekämpfen, setzte Peter Scherle vom Theologischen Seminar Herborn auf Bildung. Und Roberto Fabian von der Jüdischen Volkshochschule beklagte, dass „der Geist der Aufklärung verloren gegangen ist“. Um nicht in solche Muster zu verfallen, wünschte sich Naime Cakir, die Frauenbeauftragte der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, eine größere Differenzierung in der Auseinandersetzung mit dem Islam.

Offen blieb an diesem Abend, ob nicht die Frauen nur deshalb Fußballweltmeisterinnen geworden sind, damit verhindert werden konnte, dass das Denkmuster der Verschwörungstheorie entlarvt würde. Denn wie sonst könnte der unterschiedliche Zuspruch dieser beiden Veranstaltungen erklärt werden?

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt November 2007

Fechenheimer Gemeindezeitung ausgezeichnet

Evangelisches Frankfurt November 2007

Zum sechsten Mal hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) ihren Förderpreis für Gemeindezeitungen vergeben. Bei der Preisverleihung in der Bockenheimer Jakobskirche überreichte Kirchenpräsident Peter Steinacker den Hauptpreis an die Gemeinde in Mainz-Hechtsheim. Auch die Gemeinde Fechenheim aus Frankfurt wurde für ihre farbige, journalistisch hochwertige Gemeindezeitung ausgezeichnet. Insgesamt hatten sich 117 Redaktionen beworben. Wolfgang Weinrich, der den Preis 1999 ins Leben gerufen hatte, fasste die Trends zusammen. Die Gemeindezeitungen würden äußerlich immer attraktiver und farbiger. Die journalistische Qualität nehme zu. Kritisch beurteilte die Jury aber eine starke Fixierung auf das innergemeindliche Geschehen.

Der „Förderpreis Gemeindebrief“ der EKHN ist mit insgesamt 4500 Euro Preisgeld der höchstdotierte Preis seiner Art und wird alle zwei Jahre verliehen. Seine Sponsoren sind das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (gep), die Zeitung „Evangelisches Frankfurt“, die Bruderhilfe PAX Familienfürsorge und die Evangelische Kreditgenossenschaft. Eine Jury, zu der Journalisten aus dem kirchlichen und dem säkularen Bereich sowie Förderer der Idee gehören, prämiert Redaktionen, die mit ihrer Gemeindezeitung bewusst nach Qualität streben. Kriterien sind Originalität, Themenvielfalt, Aktualität, journalistische Darstellungsformen, überschaubares Layout und Druckqualität.

Kurt-Helmuth Eimuth