Tag Archiv für TV

Die Festeburgkirche wurde zur TV Kirche

Frankfurt lokal

von Kurt-Helmuth Eimuth 12. Februar 2021

Über 2,5 Millionen feierten die Gottesdienste aus Preungesheim.

Bischof Heinrich Bedford-Strohm beim Fernsehgottesdienst in der Festeburgkirche
Bischof Heinrich Bedford-Strohm beim Fernsehgottesdienst in der Festeburgkirche

Sozusagen über Nacht wurde die evangelische Festeburgkirche zur TV-Kirche. Gleich dreimal übertrug das ZDF im letzten Vierteljahr Gottesdienste aus Preungesheim. Über zwei Millionen Zuschauer:innen konnten so die über 50 Jahre alte Kirche kennenlernen. Dabei ist die Gemeinde mit ihrer Gastfreundschaft nur kurzfristig eingesprungen.

Eigentlich sollte zu Nikolaus aus der benachbarten Johanniskirche gesendet werden. Doch pandemiebedingt nimmt das ZDF nur noch die großen Übertragungswagen, damit die Mitarbeiter:innen genug Abstand halten können. Doch beim besten Willen: Ein Vierzigtonner kommt in Alt-Bornheim nicht um die Ecken. Kurzentschlossen sprang die Festburggemeinde ein.

Offenbar waren die Produktionsbedingungen für das Fernsehteam nicht nur gut, sondern man fühlte sich wohl. „Der Kirchbau kann flexibel genutzt werden und die Kameras können gut fahren“, sagt die Fernsehbeauftragte der evangelischen Kirche Simone Hahn. Und im Hintergrund stünde ein tolles Team. „Man fühlt sich unglaublich Willkommen“, schwärmt Hahn.

Kein Wunder also, dass das ZDF noch zwei weitere Mal kurzfristig bei der Frankfurter Gemeinde anklopfte. Der Neujahrsgottesdienst, der eigentlich in der Frauenkirche in Dresden stattfinden sollte, und der Gottesdienst der Nürnberger LUX-Jugendkirche zur Vorstellung der neuen BasisBibel mit EKD-Ratspräsident Heinrich Bedford-Strohm wurden auch aus Preungesheim gesendet.

„Wir haben da sehr gerne geholfen und uns über die vielen positiven Rückmeldungen, die wir in den zurückliegenden Wochen von allen Seiten erhalten haben, sehr gefreut,“ resümiert die Vorsitzende des Kirchenvorstandes Roswitha Martell. Zudem waren mit Frank Hoffmann (Orgel) und Isabella Kochsiek (Violine) zwei Gemeindemitglieder an der Gestaltung beteiligt.

Vor besondere Probleme stellte die Gemeinde die Bewirtung der Gäste. Aber auch das meisterte die engagierte kleine Gemeinde: „Und wenn dann in Coronazeiten über Sylvester und Neujahr zudem noch viele Gastronomiebetriebe geschlossen hatten, während ein rund 30-köpfiges Produktionsteam und eine Gemeinde drei intensive Tage vor Ort arbeiten, dann wäre man kein guter Gastgeber gewesen, wenn nicht zwei engagierte Gemeindemitglieder ehrenamtlich auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt hätten, erzählt Martell.

Im Moment sind keine weiteren Gottesdienstproduktionen geplant. Für spontane Gastfreundschaft bleibt aber die Gemeinde sicher ansprechbar. Und am Horizont tauchte auch schon die Idee der Übertragung eines eigenen Gemeindegottesdienstes auf.

Der „Nicht ganz Ruheständler“

von Bettina Behler 25. Juni 2020

Der Pädagoge und Publizist Kurt-Helmuth Eimuth verabschiedet sich aus dem hauptamtlichen Dienst, vielfältig engagiert wird er bleiben.

Kurth-Helmuth Eimuth verabschiedet sich fürs Erste digital I Foto: privat
Kurth-Helmuth Eimuth verabschiedet sich fürs Erste digital I Foto: privat

„Sich einzumischen“, ob im Abschiedsvideo, aufgenommen anlässlich des Beginns seines Ruhestandes am 1. Juli, oder im Gespräch: Kurt-Helmuth Eimuth gebraucht diesen Begriff wiederholt, wenn es darum geht zu beschreiben, was ihm in seinen 40 Jahren als Hauptamtlicher des Evangelischen Regionalverbandes wichtig war. Zuletzt leitete der 66-Jährige den Arbeitsbereich Kindertagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt und Offenbach, die Leitung der Erzieherinnenschule der Diakonissen im Holzhausenviertel war eine Station davor, auch der hiesigen Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit stand der waschechte Frankfurter, aufgewachsen im Stadtteil Bockenheim, schon vor. Pädagoge und Publizist – beides prägt sein Schaffen.

Viele kennen Kurt-Helmuth Eimuth auch als „Sekten-Eimuth“, wie er selbstironisch sagt. Der Evangelische Regionalverband beauftragte ihn mit der Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen, zusammen mit seinem katholischen Kollegen Lutz Lemhöfer sorgte er in den 1980er und 1990er Jahren in Frankfurt für Aufklärung, wenn es um spirituelle Splittergruppen unterschiedlicher Couleur ging. Und nicht nur in der Region, bundesweit wurde Eimuth als Experte gefragt, wenn Informationen zu sektiererischen Seelenfängern gefragt waren. Eimuths Wissen – auch zu dem Thema – ist enorm. Besorgte Eltern, Institutionen, Medien ließ er an seinen Kenntnissen teilhaben.

In seinem Abschiedsvideo, anzuschauen auf www.eimuth.de, tauchen Beispiele seiner TV-Auftritte auf. Er war bei allen Talk-Sendungen jener Zeit Gast. Ob im Sat.1 Talk oder mit hr-Urgestein Holger Weinert: Eimuth zeigt wechselnde Brillen, mal rundgefasst, mal dick gerahmt, mal Glas und Draht pur, „immer vom selben Optiker“. Sein Ansatz blieb über die Jahre Haltung zeigen – und Engagement für die Menschen. Aufgrund der Corona-Krise fällt der Abschiedsempfang für Eimuth aus, ansonsten wäre von beidem sicher in mancherlei Ansprache die Rede gewesen. So berichtet er per Handyaufnahme von seiner Berufsvita. Zu Hause hat er sie aufgenommen. Das Bücherregal quillt über, CDs reihen sich ein, dazwischen sitzt aus Plüsch die Maus, bekannt aus der nach ihr benannten Sendung. Passt alles.

Eine wilde Lockenpracht trug Kurt-Helmuth Eimuth zu den Zeiten, als er nach dem Zivildienst in der Evangelischen Kirchengemeinde Cantate Domino vom Frankfurter Stadtjugendpfarrer Martin Jürges gewonnen wurde. 1976, schon vor dem Pädagogik-Diplom, das er 1982 ablegte, begann Kurt-Helmuth Eimuth sich vom Nordend aus einzumischen „für Kinderrechte, für Jugendliche“. Eher im Alternativmilieu sei er angesiedelt gewesen, die Rockergangs, auf die er im Umfeld von Cantate Domino stieß, seien nicht so seins gewesen, bekennt er offen.

Kurz bevor er 2001 zur Erzieherinnenschule wechselte, betreute Eimuth noch seitens der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt einen Auftritt beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, der damals ebenfalls am Main stattfand. Gerne erinnert er sich an das Bühnenprogramm an der Hauptwache „und als Highlight eine Oldtimer Straßenbahn, die wir extra haben umspritzen lassen und mit der wir moderierte Stadtrundfahrten zwischen Messegelände und Zoo machten“. Neu zu denken, das hilft ihm bis heute.

Seine Frau Marion, eine Theologin, mit der Eimuth seit 39 Jahren verheiratet ist, erlitt vor fünf Jahren einen Schlaganfall. Beider Bereitschaft die Welt neu zu gestalten, andere Wege einzuschlagen, sich nicht zurückzuziehen, kam ihnen in den vergangenen Jahren zugute. Ihr gemeinsames Ziel: Die „Kommunikation mit dem Evangelium ermöglichen, Glauben erfahrbar zu machen“.

Gemeinsam haben die zwei einige Pläne, wenn der offizielle Dienst jetzt endet. Aber auch die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach muss nicht ganz auf Kurt-Helmuth Eimuth verzichten: neben Lehraufträgen in der Erzieherinnenausbildung sowie an der Hochschule und Ehrenämtern, zum Beispiel im Vorstand des Institutes für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e.V., wird er der Mitgliederzeitung der hiesigen Kirche, dem Evangelischen Frankfurt und Offenbach, kurz EFO-Magazin, als Redakteur erhalten bleiben. Und sich gewiss weiter mit Geschichten und Kommentaren einmischen.

Fernsehen ist nicht an allem Schuld

Evangelisches Frankfurt Dezember 2007

Die elektronischen Medien haben zur Zeit eine „Sündenbockfunktion“ für die Gesellschaft, meint der Medienpädagoge Detlef Ruffert vom Frankfurter Institut für Medien und Kommunikation. Es gebe keinen Beweis für einen Zusammenhang zwischen Mediengewalt und realer Gewalt, sagte Ruffert bei einem Fachtag „Tabu Gewalt“ des Diakonischen Werks vor einhundert Erzieherinnen und Grundschullehrerinnen. Erst in Zusammenhang mit einem entsprechenden sozialen Klima seien auch die Medien ein Problem. Ein Kind, das täglich Gewalt zwischen den Eltern erlebe, werde Gewalt aus Computerspielen oder dem Fernsehen eher übernehmen, als ein Kind, das auf tragfähige Beziehungen bauen kann.

Schon im Kindergarten müssten Kinder „einen selbst bestimmten Umgang mit den Medien“ lernen, so Ruffert. Die evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt werden dazu für ihre Erzieherinnen gemeinsam mit dem Institut für Medien und Kommunikation und der Landesanstalt für privaten Rundfunk ein intensives Fortbildungsprogramm anbieten.

Außerdem wollen die evangelischen Kitas künftig verstärkt auf Kinder achten, die in Gefahr sind, zuhause vernachlässigt zu werden. Nach Aussage von Julius Niebergall vom Kinderschutzbund haben etwa acht Prozent der jährlich in Frankfurt geborenen 6500 Kinder einen „erhöhten Hilfebedarf“.

Kurt-Helmuth Eimuth

Gottesdienst beim Frühstückskaffee

Für einige sind sie sonntags morgens einfach ein Gräuel: die Glocken, die die Gläubigen zur Kirche rufen. Für andere gehört ein Gottesdienst mit Predigt so unverzichtbar zum Sonntag wie der sprichwörtliche Braten. Zur Not auch in den eigenen vier Wänden.
Auch wenn die versammelten Gemeinden in den Kirchen meist klein sind, stellen Gottesdienste doch in einer sich ständig verändernden Welt ein hohes Maß an Konstanz, an Verlässlichkeit dar. „Mir reicht schon, dass ich weiß, dass ich hingehen könnte“, denkt mancher Christ und wendet sich womöglich den Verkündigungssendungen im Radio oder Fernsehen zu. Tatsächlich stieg in den letzten Jahren die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bei den ZDF-Gottesdienstübertragungen auf bis zu eine Million. Und sie trinken keineswegs nur Kaffee bei der Predigt. Wiederholte Nachfragen haben den Sender veranlasst, die Gesangbuchnummern der Lieder einzublenden. Manche wollen die Texte offenbar mitlesen oder auch mitsingen. Die mediale Form gottesdienstlicher Feier ist attraktiv, womöglich attraktiver als der „Live“-Gottesdienst in der Kirche zwei Straßen weiter. Vielleicht liegt es an der schnelleren Abfolge der unterschiedlichen Gottesdienstteile, oder daran, dass man im Fernsehen besser sieht, die Kamera macht’s möglich. Außerdem ist die Predigt kürzer. Zehn oder zwanzig Minuten Text – das ist für ein an Worthäppchen gewöhntes Publikum oft einfach zu lang. Ein Wortbeitrag in Radio FFH zum Beispiel ist schließlich meist auch nicht länger als eineinhalb Minuten. Sonntags morgens mal unverbindlich und unrasiert beim ZDF vorbeizappen ist nicht nur für ältere oder kranke Menschen eine Alternative, gerade auch für jüngere Leute oder für Familien. Überhaupt die Uhrzeit. Die 10-Uhr-Anfangszeit war einmal sehr nah an den Lebensumständen der Menschen: Gottesdienst war nach der Fütterung der Tiere. Heute können viele sonntags ausschlafen. Einige Gemeinden haben reagiert und bieten Wochenschlussgottesdienste oder auch Samstagsgottesdienste an. Auch Zielgruppengottesdienste wie etwa Frauen- oder Jugendgottesdienste erhöhen die Akzeptanz, gleichwohl widersprechen sie der Vorstellung, dass der Gottes dienst der Mittelpunkt eben der ganzen Gemeinde ist. Mag man über solche Vorstellungen streiten, unstrittig ist: Religion braucht Rituale. Religion ohne Ritual ist nicht vorstellbar. Mit dem Osterfest wurde öffentlich die Auferstehung Jesu Christi als Sieg des Lebens gefeiert. Mit dem Sonntag als dem „kleinen Osterfest“ in jeder Woche wurde die segensreiche Einrichtung des jüdischen Sabbats neu akzentuiert. In den letzten 2000 Jahren haben sich Gottesdienst und Predigt immer wieder gewandelt. Als Urtyp aller Prediger gilt Johannes der Täufer. Seit dem 4. Jahrhundert war die Predigt, möglicherweise aus Furcht vor Irrlehren, allein den Bischöfen und Priestern vorbehalten. Der Prediger saß während der Predigt, die Gemeinde stand. Die „cathedra“ ist der Lehrstuhl. Mit der Reformation bekam das „Priestertum aller Gläubigen“ auch bei der Predigt seine Bedeutung zurück. Auch Nicht-Theologen dürfen auf der Kanzel das Wort ergreifen. Der Gottesdienst mit Predigt, Musik und Liturgie will mit seinen Riten und Symbolen den Menschen dienen, ihnen Trost spenden und Hoffnung geben. Die Form, in der dies geschieht, und das Medium, das den Gottesdienst überträgt, sind hierbei eher unbedeutend.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt: März 2003 · 27. Jahrgang · Nr. 2

"Gib mir mal die skin colour"

Frankfurter Rundschau, 29.10.2002

Kindersprachkurse haben Konjunktur: Schon im Vorschulalter wird spielerisch gelernt

Von Martin Müller-Bialon

Ein Wort Englisch kann jedes Kind, da braucht es keine Lehrerin: „cool“. Das gilt auch für die acht Racker im Kindergarten der evangelischen Katharinengemeinde in der Leerbachstraße, die sich auf Anweisung von Erica Swift „on the carpet“ niedergelassen haben. „Is today a beautiful day?“ fragt die Englisch-Lehrerin. „Yes, yes“, antworten Jan, Nora, Hendrik, Vincent, Luis, Lukas, Melissa und Clara, ohne die Frage recht verstanden zu haben. Macht aber nichts, denn Twiggy weiß immer die richtige Antwort. Twiggy ist eine Tiger-Fingerpuppe, die Erica Swift aus ihrer Hosentasche zaubert. „No, no, it’s raining.“

Die Lehrerin, eine gebürtige US-Amerikanerin, redet ausschließlich in ihrer Muttersprache mit den Kindern des Frühenglischkurses. Die Kinder, die schon mit „Bobby-Cars“ aufgewachsen sind, reagieren auf ihre Anweisungen, bei dem Kommando „calm down“ wird es prompt ruhiger. Auch den „Incy-wincy-spider-“ und den „Hoky-poky-song“ können einige schon mitsingen. Die Farben bunter Bälle zu wissen und sie zählen zu können, macht nicht allen Teilnehmern des Junior-Sprachkurses Spaß, einige fangen an, Faxen zu machen. Schließlich machen aber doch alle beim Ausmalen von Halloween-Bildern mit, die Erica Swift mitgebracht hat. Dabei zeigt sich, dass die Vier- bis Sechsjährigen die neu gelernten Wörter sofort in ihre Alltagssprache integrieren: „Ich brauch‘ ’ne black“, „gib mir mal die skin colour“. „Englisch ist unverzichtbar fürs Berufsleben“, sagt Claras Mutter Monika Labus. „Außerdem werden die Kinder sowieso ständig damit konfrontiert.“ Sie selbst sei auf ein humanistisches Gymnasium ohne Englisch-Unterricht gegangen. Diesen Karriere-Nachteil soll die kleine Clara nicht haben. Der Englisch-Unterricht soll auch weiter gehen, wenn sie in die Schule geht. „Das macht ihr Spaß“, ist sich Monika Labus sicher, „außerdem lernen Kinder im frühen Alter leicht.“

105 Euro pro Vierteljahr zahlen Claras Mama und Papa an die Lehrerkooperative, damit ihr Töchterchen frühzeitig eine Fremdsprache lernt. Einmal pro Woche kommt Erica Swift im Kindergarten vorbei, der Unterricht dauert jeweils 45 Minuten. „Sie sollen Tiere, Pflanzen und Farben kennen, bis 20 zählen, Adjektive verwenden und einfache Sätze sprechen können“, zählt die Lehrerin als ihre Lernziele auf. Wichtig sei ihr aber vor allem, den Kindern „Lust auf Englisch zu machen“.

Es war nicht die Idee des Kindergartens, den Kindern einen Sprachkurs anzubieten. „Aus der Elternschaft“ sei der Wunsch gekommen, berichtet Leiterin Elke Erbe. „Im Westend wohnen viele Eltern, die darauf Wert legen.“ Einige der Kindergartenkinder würden anschließend eine internationale Schule besuchen. „Bei den anderen ist das Gelernte zwar bis zur fünften Klasse nicht mehr präsent“, sagt Erbe, „aber es ist nicht verloren“.

Die Lehrerkooperative bietet derzeit insgesamt neun Sprachkurse für Kinder an, davon sechs für Vorschulkinder. Außer Englisch gehört auch Französisch und Spanisch zum Programm. Es gibt freilich auch kommerzielle Anbieter auf dem Markt der Kinder-Sprachkurse. So unterrichtet ebenso die Berlitz Sprachschule in Kindergärten. Zehn Gruppen bietet Berlitz derzeit in Frankfurt an, weiß „Kids Direktor“ Gabriela Kluge – unter anderem in Schwanheim, Oberrad, Niederrad und Preungesheim. Insgesamt seien es 70 Gruppen im Rhein-Main-Raum, wozu allerdings auch Kurse für Grundschüler zählen.

Im Gegensatz zur Lehrerkooperative arbeiten die Berlitz-Lehrerinnen nach einem vorgegeben Konzept. „Sesame English“ heißt das Programm, das in Zusammenarbeit mit der „Children’s Television Network“ entstand. Die Kinder lernen Englisch mit Ernie, Bert und dem Krümelmonster. 195 Euro kostet ein viermonatiger Kurs mit 15 Doppelstunden.

In den vergangenen Jahren sei der Bedarf nach den Kindersprachkursen gestiegen, berichtet Berlitz-Koordinatorin Kluge. Gleichzeitig seien Bedenken gegen die Vorschulkurse ausgeräumt: „Vor vier oder fünf Jahren hat man uns noch gesagt: ,Das überfordert die Kinder‘. Jetzt ist davon keine Rede mehr.“ Auch die Erziehungswissenschaft gibt grünes Licht: „Mit nachahmendem Lernen können sich Kinder gut in eine andere Sprache einhören“, sagt Professorin Heide Kallert von der Goethe-Uni. Wenn das didaktische Konzept stimme, sei eine Überforderung der Kinder nicht zu befürchten. Bedenken gegen frühes Lernen einer Fremdsprache hält auch der Kieler Anglistik-Professor Henning Wode für völlig unbegründet. „Jeder Mensch kann mehrere Sprachen lernen.“ Dies sei beispielsweise in Regionen Westafrikas Normalität. Der Professor hält Sprachenlernen im Kindergarten sogar für notwendig. „Jeder muss heute zwei Fremdsprachen können. Wo soll die Zeit herkommen, wenn wir nicht frühzeitig anfangen?“

Wode hat in der Nähe von Kiel 1995 einen Pilotversuch gestartet: In einem Kindergarten werden die Kinder unter anderem von einer Erzieherin betreut, die ausschließlich Englisch spricht. Auch in der anschließenden Grundschule wird 70 Prozent des Unterrichts in Englisch erteilt. „Phantastische Ergebnisse“ habe man damit erzielt, sagt Wode. Dagegen sei eine Stunde pro Woche viel zu wenig. „Da kommt nichts bei raus.“ Entwicklungspsychologische Untersuchungen hätten gezeigt, dass kleine Kinder besonders leicht und gern mit einer fremden Sprache umgingen, wenn diese als Teil eines spielerischen Alltags präsentiert werde.

Einen ersten Schritt in Richtung Zweisprachigkeit geht inzwischen die Erzieherschule am Diakonissenhaus. Dort gehört Frühenglisch künftig zum Lehrplan. „Es ist nicht so toll, wenn man sich immer jemand von außen holen muss“, sagt Leiter Kurt-Helmuth Eimuth. Auch er hält Fremdsprachen für „notwendig in der globalisierten Welt“. „Wir wollen aber keine Vorschule sein.“ Wichtig sei, in den Kindergärten darauf zu achten, „was gerade dran ist. Wenn dort zum Beispiel Deutsch eine Fremdsprache ist, brauche ich nicht mit Englisch zu kommen“.

Die Flimmerkiste gehört heute zur Kindheit

Evangelisches Frankfurt, Februar 2000

Die Flimmerkiste gehört heute zur Kindheit

Hier kommt die Maus! (unabhängige Bildquelle: Bodoklecksel/Wikimedia)

Kinder und Fernsehen: Die Elterngeneration hat gelernt, dass Fernsehen dumm macht. Doch in der Mediengesellschaft des 21. Jahrhunderts führt (fast) kein Weg am Fernsehen vorbei. In einem Workshop, veranstaltet vom evangelischen Medienhaus und dem Netzwerk Kommunikation und Medien (Komed) wurde das Kinderfernsehen untersucht und auch die Frage nach der Religion im allgegenwärtigen Medium gestellt.

Kurt-Helmuth Eimuth zum Stand der Diskussion.

Der Stress in der Vorweihnachtszeit erreichte bei vielen Eltern, Großeltern, Tanten und Onkeln seinen Höhepunkt mit einem scheinbar harmlosen Kinderwunsch. In diesem Jahr sollten unter`m Weihnachtsbaum Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa oder Po liegen. Die vier Windelpakete aus England haben innerhalb weniger Wochen die Herzen der Kleinstkinder erobert. Geschickt und teuer lief die Vermarktung des Frotteequartetts. Ob als Hausschuhe, Schmusepuppe oder Spiel, die Teletubbies sind immer dabei. Eine regelrechte Tubbie-Mania scheint den Nachwuchs und mithin die fürsorglichen Eltern erfasst zu haben. „Längst hat“, wie es der Geschäftsführer des Medienhauses, Helwig Wegner, formuliert, „die Fernsehwirklichkeit den Apparat verlassen“.
Seit Anfang der 70er Jahre die „Sesamstraße“ das Vorschulfernsehen einläutete, hat sich die Fernsehlandschaft, gerade für die Drei- bis Sechsjährigen, gewaltig geändert. Fernsehen bietet Unterhaltung, für die Kinder im Fragealter, gibt aber auch Antworten, die zudem die Flimmerkiste geduldig wiederholt. Doch mit den Teletubbies – und dies ist die eigentliche Herausforderung – hat ein Programm für Zweijährige Einzug in die Familien gehalten. Im Rundfunkrat soll es nach Angaben des zuständigen ARD-Programmkoordinators Gerhard Fuchs „entsetzte Mienen“ bei der Beschlussfassung gegeben haben. Gesichtszüge, die heute zahlreichen Eltern unweigerlich im Antlitz stehen, wenn es morgens um 9 Uhr im Kinderkanal vor „Ohs“ und „Ahs“ nur so gurgelt. Doch die kleinen Zuschauer machen mit, freuen sich, sprechen einzelne Worte (Winke, Winke) nach. Ältere Kinder hingegen wenden sich schnell ab. Das ist einfach zu langweilig.

Käptn Blaubär & Co

Sebastian Debertin vom Kinderkanal kann – wie auch erste wissenschaftliche Untersuchungen – keine Gefahr im munteren Treiben der Vier sehen. Sicher habe man, so sein Bericht in Frankfurt, auch innerhalb der Redaktion diskutiert, ob Zweijährige vor den Bildschirm gehören. „Doch wenn Kinder in die Röhre schauen, dann sollten sie auch das Richtige ansehen“, so Debertin. Und letzten Endes entscheiden die Eltern was, wann und wieviel an TV konsumiert wird.
Allein an einem gewöhnlichen Samstagvormittag werden die Kindersendungen von rund 3,2 Millionen Kindern gesehen. Doch ganz so erschreckend scheint diese Zahl nun auch wieder nicht, denn die Kinder sitzen etwa eineinhalb Stunden vor dem Apparat, Erwachsene gut doppelt so lang. Betrachtet man diese Statistik genauer, gehört zu den Vielsehern ein Viertel der Kinder. Sie nutzen das Fernsehen täglich mehr als zwei Stunden. Auf der anderen Seite schauen fast die Hälfte der Kindergartenkinder weniger als eine halbe Stunde. Mehr als Teletubbies und Sandmännchen ist da nicht drin.

Teletubbies, Foto: Wikimedia, Tropenmuseum

Kinder folgen ihren Eltern in den Konsumgewohnheiten. So wundert es nicht, dass im Osten Deutschlands auch bei Kindern und Jugendlichen die Privatsender deutlich beliebter sind als die öffentlich-rechtliche Konkurrenz. Und noch eines fällt auf: Wer nicht mehr klein sein will, sieht Programme für Kinder und Jugendliche. Während bei den Kleinen „Die Sendung mit der Maus“ unschlagbar ist, schauen die großen Kinder (10 bis 13 Jahre) durchaus nicht die typischen Kinderprogramme. So steht neben Sportübertragungen für diese Altersgruppe etwa „Wetten dass“ ganz oben auf der Hitliste. Unter den Top Ten dieser Altersgruppe finden sich auch die Asterix-Verfilmungen oder die Daily-Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten.“ Die von den Fernsehbeiträgen angepeilten Zielgruppen werden immer jünger.
Dagegen hält sich hartnäckig die geschlechtsspezifische Aufteilung. Während die Jungen eher zu Abenteuer- und Sportsendungen (Autorennen) neigen, bevorzugen Mädchen Figuren in phantastischen Welten oder Serien, bei denen es um Liebe und Freundschaft geht. Nicht unwichtig ist ein anderer Unterschied: Mädchen sehen weniger fern als Jungen. So finden sich unter den so genannten Vielsehern (120 Minuten) weniger Mädchen.

Das Medium Fernsehen gehört zur Lebenswirklichkeit der Kinder. Es ist nicht zu verteufeln, aber der Umgang mit ihm will gelernt sein. Medienkompetenz wird nicht von Enthaltsamkeit bewirkt. Vielmehr muss sehr früh der aktive, kreative Umgang mit dem Medium gelernt werden. Warum sollte eine Dreijährige nicht die Videokamera nutzen können? Schließlich ist die Bedienung kinderleicht.
Zur Lebenswirklichkeit von Kindern gehört aber auch Religion. Die Frage, warum Tinky Winky nicht betet, konnte der Workshop zwar nicht beantworten. Allerdings wies Dieter Saldecki vom WDR und einer der „Maus“-Macher darauf hin, dass die Fernsehleute Fragen nach religiösen Deutungen nicht auswichen. Ziel sei es, mit den Sendungen den Wert des Lebens zu vermitteln. Dennoch ist Religion als Alltagswirklichkeit im Fernsehen eher eine Randerscheinung, beispielsweise wenn die Familie Simpson sich mit Gottesbildern auseinander setzt.
Ganz anders die verwendeten Bilder und Symbole: Haben die Teletubbies nicht dort wo das Gefühl sitzt, im Bauch, einen großen Fernsehapparat? Und bedeutet nicht diese pralle Sonne als Symbol Leben pur? Fragen, die womöglich der nächste Medienworkshop aufgreifen wird.