„Bornheimer Lösung“: Ein Aufzug für die Johannis-Kita

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 18. Januar 2014

Lange hatten sie auf diesen Augenblick gewartet: Jetzt können die gehbehinderten Kinder in der Johannis-Kindertagestätte der Gemeinde Bornheim ungehindert den ersten Stock erreichen.

Kita-Leiterin Anne Lippert-Singh präsentiert den neuen Aufzug, der das Miteinander der Kinder wesentlich erleichtern wird. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Seit Jahren ist die Arbeit mit schwerbehinderten Kindern ein Schwerpunkt der Einrichtung. Nun zum 60. Geburtstag der Kita hat es geklappt. Ermöglicht durch eine typisch „Bornheimer Lösung“. Als die Bornheimer von den Nöten der Erzieherinnen, die die Kinder in den ersten Stock trugen, hörten, engagierten sich viele. Der Ortsbeirat, die Bornheimer Geschäftswelt und die Wirte der stadtweit bekannten Apfelwein-Lokale.

Sammelbüchsen wurden aufgestellt und auf der Berger Straße wurde gesammelt. Stolze 37.000 Euro kamen so zusammen. So konnte der Aufzug für 90.000 Euro vom Evangelischen Regionalverband und der Gemeinde finanziert werden.

Zur Feier der Inbetriebnahme des Aufzugs gabs auch ein Theaterstück :“Die kleine Hexe“. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 18. Januar 2014 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Glauben stärker als homo oeconomicus

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 1. Dezember 2013

Das Verhältnis von Glaube und Politik stand im Mittelpunkt des Neujahrsempfangs.

Oberbürgermeister Peter Feldmann bekannte sich beim Neujahrsempfang des Evangelischen Regionalverbandes zu christlichen Werten. Erstmals wurden die Redner per Video auf eine Leinwand projeziert. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Erstmals sprach der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann auf dem träditionellen Empfang zum Beginn des Kirchenjahres. „Liebe, Treue und Freundschaft haben einen hohen Wert und halten unser Gemeinwesen zusammen“, so Oberbürgermeister Peter Feldmann beim Neujahrsempfang des Evangelischen Regionalverbandes in der Heiliggeistkirche. Traditionell lädt die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, am 1. Advent Vertreter und Vertreterinnen aus Kirche, Gesellschaft und Politik ein. Feldmann bekannte sich zu einer meschlichen Gesellschaft. „Glauben kann stärker sein als der homo oeconomicus“, so Feldmann wörtlich. Der Oberbürgermeister erinnerte auch an seine persönliche Erfahrung mit der evangelischen Kirche, schließlich war er einst Leiter des vom Verein für Jugend- und Sozialarbeit getragenen Jugendhauses Am Bügel.

Gebhardt erinnerte in ihrer Begrüßung daran, dass Luther auf ganz unterschiedliche Weise das Verhältnis von Glaube und Politik geprägt habe. Staatsfrömmigkeit, politische Passivität würden als Folge benannt, Nähe zum Nationalismus des 19./20. Jahrhunderts sei auf ihn zurückgeführt worden, aber auch das Entstehen der Rechtsstaatlichkeit könne in Zusammenhang mit der Reformation gesehen werden. Gebhardt erwähnte auch die Rolle der evangelischen Kirche und der mit ihr verbundenen Friedensbewegung beim Niedergang des SED-Regimes als positive Beispiele für dieses Spannungsverhältnis.

Vier evangelische Politikerinnen und Politiker stellten sich der Frage, welche Auswirkungen ihr Glaube auf ihr politisches Wirken habe. Die Moderation übernahm Michael Opoczynski, (Mitte) vom ZDF. Von links. Mike Josef (SPD), Nicola Beer (FDP), Michael Opoczynski, Verkehrsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) und Bettina Wiesmann (CDU). Auf der Leinwand ist in Grußaufnahme der Vorsitzende der Frankfurter SPD Mike Josef zu sehen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vier evangelische Politikerinnen und Politiker stellten sich im Rahmen des Empfangs der Frage, welche Auswirkungen ihr Glaube auf ihr politisches Wirken habe. Nicola Beer, FDP, Kultusministerin in Hessen und designierte Generalsekretärin der FDP, betonte, dass der Grundgedanke Luthers wonach die Freiheit immer auch der Verantwortung verpflichtet sei eine Grundposition ihrer Partei sei. Sie verwies aber auch darauf, wie wichtig für sie die Eschersheimer Jungschargruppe war, getragen von Diakonissinnen. Verkehrsdezernent Stefan Majer, Bündnis 90/Die Grünen, erzählte, wie sehr ihn Theologen wie Heinrich Albertz, Helmut Gollwitzer und Kurt Scharf geprägt haben. Deren Reden bei Kirchentagen hätten ihn sehr beeindruckt. Der gebürtige Tübinger hat Theologie studiert und gehört dem Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes an.

Als einen besonderen Verdienst Luthers würdigte der Frankfurter SPD-Vorsitzende Mike Josef die Übersetzung des Neuen Testamentes. Martin Luther habe dafür gesorgt, dass die Texte für alle verständlich wurden. Josef, der in Syrien zur Welt kam und dessen Familien in Deutschland von der Orthodoxie zur evangelischen Kirche wechselte, lobte das Engagement der evangelischen Kirche in Frankfurt für Flüchtlinge, sie lege den Finger „in die Wunde“.

Die Frankfurter CDU-Landtagsabgeordnete Bettina Wiesmann, Mitglied des Sozialpolitischen Ausschusses in Wiesbaden, sagte, die Kirchen seien durchaus wachsam in Richtung Politik: Das erlebe sie auch in ihrem Alltag, regelmäßig gebe es beispielsweise zu der Arbeit des Ausschusses kirchliche Stellungnahmen. Befragt zu dem Verhältnis von Staat und Religion, zeigte sie sich zufrieden mit dem Weg der in Deutschland gegangen wird, der keine Staatskirche vorsieht, aber auch keinen laizistischen Staat. Auch für Beer ist das „eine gute Basis“.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 1. Dezember 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Verleihung der Philipp-Jakob-Spener-Medaille

Von Redaktion – 1. Dezember 2013

Im Rahmen des Neujahrsempfangs wird auch alljährlich die Philipp-Jakob-Spener-Medaille verliehen. Sie ging in diesem Jahr an Jutta Moerschel und Professor Wolfgang Nethöfel.

Pfarrerin Esther Gebhardt (rechts) überreicht Professor Wolfgang Nethöfel (links) und Jutta Moerschel Urkunde und Spener-Medaille. Burkhard Sulimma (2.v.r.) hielt die Laudatio. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Mit Jutta Moerschel wurde eine erfahrene Prädikantin und ehrenamtliche Krankenhausseelsorgerin, die sich in vielen kirchlichen Gremien in Frankfurt engagiert hat, mit der Philipp-Jakob-Spener-Medaille ausgezeichnet.

Moerschel, im März 1939 in Hamburg geboren, betreute bereits als Jugendliche in ihrer Heimatstadt Kindergottesdienste. Auch neben ihrer Ausbildung zur Steuerfachgehilfin fand sie Zeit, im Kirchenchor zu singen. Begleitet wurde das Engagement vom Elternhaus.

Nach einigen Umzügen kam sie 1972 nach Oberrad, dort fand sie bald Anschluss an die Evangelische Erlösergemeinde. Der damalige Dekan im Frankfurter Süden, Dr. Ludwig Schmidt, motivierte die beliebte Kindergottesdienstbetreuerin zuerst zu einer Lektorenausbildung, später zu einer Qualifikation als Prädikantin. Streng sei er gewesen, „aber da war ich in den besten Händen“, sagt die jetzt mit der Spener-Medaille Geehrte.1986 schloss sie die Prädikantenausbildung ab, seitdem hält Jutta Moerschel in zahlreichen Gemeinden in Frankfurt und im Taunus Gottesdienste. Auch 2014 stehen schon viele Gottesdiensttermine in ihrem Kalender.

Neben den Predigtdiensten absolvierte sie 2004/2005 eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Klinikseelsorgerin. In der Chirurgie im Markus-Krankenhaus ist sie einmal an der Woche anzutreffen, spricht mit Einzelnen. Manchmal predigt sie auch in der Kapelle der Klinik, so hat sie dort auch am Ersten Advent morgens einen Gottesdienst gehalten.Kaum zu glauben, dass die Oberräderin bei all dem ehrenamtlichen Engagement und dem beruflichen – bis heute erledigt sie für eine PR-Agentur in Sachsenhausen die Buchhaltung – immer noch Zeit für Hobbys gefunden hat: Klassische Musik, Sport und Lesen – aktuell am liebsten auf ihrem E-Bookreader.

Mit Professor Wolfgang Nethöfel erhielt ein Theologe und Philosoph, Literaturwissenschaftler, Linguistiker und emeritierter Sozialethiker der Philipps-Universität, Marburg, die Philipp-Jakob-Spener-Medaille. Aber weniger dafür wurde der im Mai 1946 in Oberhausen Geborene an diesem Abend mit der Philipp-Jakob-Spener-Medaille geehrt, sondern vor allem für sein großes Engagement in Frankfurt. Sehr konkret engagiert er sich hier seit Jahren vor Ort: „Ich bin seit meiner Ankunft in Frankfurt 1998 im Kirchenvorstand erst der Gutleut- und dann der fusionierten Evangelischen Gemeinde am Hauptbahnhof, beziehungsweise der Evangelischen Hoffnungsgemeinde. Aus dem Engagement der Gemeinde beim Frankfurter Kirchentag 2001 ist die Werkstatt Bahnhofsviertel hervorgegangen. Dieses ist eine Werkstatt, in der gesellschaftliche und politische Kräfte im sozial brisanten Bahnhofsviertel Frankfurt sich mit der Entwicklung des Stadtteiles und der spezifischen Situation der dort lebenden Menschen intensiv befassen“, sagt er zu seiner Arbeit. Konkret vor Ort beteiligt Professor Wolfgang Nethöfel sich auch an der Entwicklung eines Programmprofils für die Matthäuskirche unweit der Messe, die zur Evangelischen Hoffnungsgemeinde zählt und deren zukünftige Verwendung und Nutzung innerhalb der Frankfurter Kirche noch zu finden ist.

Professor Nethöfel, ein Kirchenreformer im besten Wortsinne, liegt die Basis am Herzen. Mit großem Engagement ist er für seine Kirchengemeinde und die Menschen in den dazu gehörenden Stadtteilen tätig, darüber hinaus wirkt er mit bei der Gestaltung und Entwicklung der gesamten Frankfurter Kirche.

Er setzt sich aber auch bis in die obersten Gremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für zukunftsweisende Strategien ein. Der sozialdiakonische Ansatz paart sich bei ihm mit der Mitwirkung im Netzwerk Kirchenreform.

Der Evangelische Regionalverband hat die Spenermedaille 1999 aus Anlass seines hundertjährigen Bestehens gestiftet. Die Medaillen werden in der Höchster Porzellanmanufaktur nach einer Silbermedaille von 1698 aus der Sammlung des Regionalverbandes hergestellt und jährlich an zwei Preisträger verliehen. Sie erinnert an Philipp Jakob Spener, den programmatischen Kopf des Pietismus, der von 1666 bis 1686 an der Spitze der Frankfurter lutherischen Pfarrerschaft stand.

Beitrag von Redaktion, veröffentlicht am 1. Dezember 2013 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe 2014/1 – Februar, Web.

Männer: Bejubelt und verdächtig

Frankfurt: Männer in Kitas

von Anne Lemhöfer

Seit es die Betreuungsplatzgarantie gibt, arbeiten mehr Männer denn je in Krabbelstuben, Kindergärten und Horten. Frankfurt ist bundesweit Spitzenreiter, elf Prozent des Kita-Personals sind männlich. Was viele Eltern gut finden, stößt trotzdem nicht selten auf Argwohn.

Er hat Dekorationen und Kostüme entworfen, stand zwar nicht selbst im Rampenlicht, aber letztlich galt der Applaus nach einer Theateraufführung auch ihm, er war Teil eines Ensembles aus Künstlerinnen und Künstlern, hat mit anspruchsvollen Regisseuren und besonderen Materialien gearbeitet.

In seinem ersten Leben war Lars Betko, 51 Jahre alt, Bühnenbildner. Jetzt hockt er auf einem kleinen Stühlchen und hält eine leere Klorolle in der Hand. Und könnte nicht besser gelaunt sein. „Franka, pass auf, hier festhalten. Sehr gut!“ Lars Betkos neuer Arbeitsplatz ist keine Theaterbühne, sondern ein Gruppenraum in der Kindertagesstätte „Gipfelflitzer“ am Frankfurter Riedberg. Dabei ist es nicht so, dass Franka, Annika, Clara und Kian kein anspruchsvolles Publikum wären, im Gegenteil. Die Vier- und Fünfjährigen, die in einer Traube um den schlanken Mann mit der Brille herumstehen, möchten schon, dass die Dinge, mit denen sie sich beschäftigen, etwas hermachen.

„Die Arbeit mit Kindern gibt mir sehr viel“

Und das tut die Kugelbahn, die gerade aus Klorollen, Kleber und viel, viel Farbe entsteht. Ein Kunstwerk aus komplizierten Rohren, dem man ansieht, dass sein Erfinder etwas vom Basteln und Bauen, von Statik und raffinierten Effekten versteht. Wer es noch nicht weiß, wundert sich kein bisschen, wenn er erfährt, dass Betko einen Beruf erlernt hat, der an der Schnittstelle von Handwerk und Kunst angesiedelt ist. Und wer ihm zuschaut, wie er geduldig erklärt und die Jungen und Mädchen ermuntert, es doch selbst mal mit dem Kleben zu versuchen, wie er ihre Aufmerksamkeit zu fesseln weiß und echte Begeisterung weckt, wundert sich nicht, dass er in diesem Moment an genau diesem Ort sitzt. Der glaubt sofort, wenn Betko sagt: „Die Arbeit mit Kindern gibt mir sehr viel.“

In seinem alten Job dagegen war er am Ende nicht mehr glücklich. „Nach einer längeren Anstellung als Ausstattungsleiter am Theater Heilbronn hing ich in der Luft und geriet ins Grübeln. Dieses Warten auf Angebote, das Tingeln von Stadt zu Stadt, wollte ich das wirklich bis zum Ende meines Berufslebens machen?“ Seine Antwort: nein. „Meine Eltern waren Lehrer, ich habe viele Freunde, die im Pädagogikberuf arbeiten. In meiner Schulzeit hatte ich kurz überlegt, diese Richtung einzuschlagen, aber dann doch zunächst ein Handwerk erlernt.“

Wie kam er nach mehr als 20 Jahren noch darauf, ausgerechnet Erzieher zu werden? „Im letzten Jahr war auf einmal halb Frankfurt mit Plakaten tapeziert, die für den Erzieherberuf warben. Ich wusste plötzlich: Das ist es. Ich kann viel aus meinem ersten Berufsleben einbringen. Mit den Kindern habe ich in einem meiner ersten Projekte in der Kita Roboter aus Recyclingmüll gebaut. Als ich ihren Müttern und Vätern beim Elternabend davon erzählte, klatschten die sogar Beifall.“ Lars Betko kennt das Klischee von den Männern, die mit den Kindern so schön toben, Dinge aus Holz und Nägeln bauen oder Fußball spielen. „Das ist mir aber zu wenig. Ich möchte hier keine Geschlechter-Stereotype vorleben und auch mit meinen Gruppenkindern weben oder malen, wenn es gerade passt.“

Lars Betko gehört zu einer Minderheit, um die derzeit stark geworben wird: Männer, die man für den Erzieherberuf begeistern kann. Kinder, das glauben alle, können nur profitieren, wenn sie mit männlichen und weiblichen Bezugspersonen gleichermaßen aufwachsen. Soweit die Theorie. Doch nach wie vor sind Männer wie Betko eine wirklich rare Spezies, was nicht nur mit dem niedrigen Gehalt, sondern auch mit traditionellen Rollenvorstellungen zu tun hat, wie Kurt-Helmuth Eimuth glaubt, Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten beim Diakonischen Werk Frankfurt, das rund 110 evangelische Einrichtungen unter seinem Dach vereint: „Ein Busfahrer verdient noch weniger als ein Erzieher, aber stellen Sie sich zwei Männer an der Theke vor. Der eine sagt: Ich fahr‘ einen großen Bus. Der andere: Ich betreue kleine Kinder. Wer von beiden bekommt mehr Anerkennung?“ Bundesweit sind nicht einmal vier Prozent des Personals in Kindertagesstätten männlich, in Ballungsräumen dafür meist mehr als doppelt so viel.

Frankfurt unangefochtener Spitzenreiter

Laut der in Berlin ansässigen Koordinierungsstelle Männer in Kitas ist Frankfurt unangefochtener Spitzenreiter – mit 11,3 Prozent. Tendenz steigend. „Wir führen diese erstmals sehr deutliche Steigerung des Männeranteils gerade im letzten Jahr darauf zurück, dass der Ruf nach Männern in Kitas lauter geworden ist. Betreiber von Kitas, Erzieherinnen und Erzieher selbst, Eltern und Politiker fordern immer deutlicher mehr männliche Fachkräfte. Männer in Kitas sind von öffentlichem Interesse“, sagt Jens Krabel, Sprecher der Koordinierungsstelle. Positiv auf die Steigerung des Anteils wirke sich auch aus, dass seit 2011 bundesweit 16 Modellprojekte mehr als 13 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds und vom Bundesfamilienministerium erhielten. Das habe die öffentliche Diskussion in den Städten und Landkreisen zusätzlich befördert.

Ein weiterer Grund: die von der Bundesregierung beschlossene Betreuungsplatzgarantie für Kinder ab einem Jahr, für die 2013 auf einen Schlag viel mehr Personal notwendig wurde, als da war. Das hat eine riesige Umschulungswelle in Gang gebracht. Die Neuen, Männer wie Frauen, waren zuvor Bühnenbildner oder Redakteure, Schreiner oder Gärtner, und jetzt kümmern sie sich um das Großwerden von Kindern.

Viele im Rhein-Main-Gebiet, auch Lars Betko, wurden an der Berta-Jourdan-Schule ausgebildet, einer der Hauptausbildungsstätten für Erzieherinnen und Erzieher in Frankfurt. Manche berufsbegleitend, fast alle in einem verkürzten Ausbildungsgang. Schulleiter Michael Baumeister sagt, dass er derzeit jedes Jahr 50 bis 60 Umschülerinnen und Umschüler fit für ein zweites Berufsleben als Pädagoginnen und Pädagogen mache, Männer hat er in fast jeder Klasse sitzen. Es braucht ein ganzes Dorf, ein Kind großzuziehen, heißt ein bekanntes ghanaisches Sprichwort.

Andere Kinder, unterschiedliche Erwachsene, Handwerker und Kopfmenschen, Männer und Frauen – je größer die Bandbreite der Erfahrungen, die an die Jüngsten weitergegeben werden können, desto besser, so ist das Sprichwort wohl gemeint. So gesehen ergibt es Sinn, dass die Gruppe der Menschen, die sich beruflich um Kinder kümmern, heterogener wird, dass Biografien neue Wendungen nehmen.

Doch nicht alle sind uneingeschränkt glücklich über die neuen Männer im traditionellen Frauenberuf. Da ist das böse Wort vom „Generalverdacht“, das unter Fachleuten immer fällt, wenn das Thema besprochen wird, und mit dem sich Berufsanfänger auseinandersetzen müssen. Darf der Erzieher die Kinder wickeln? Die kleinen Mädchen auf den Schoß nehmen? Hat er womöglich Hintergedanken? Nicht regelmäßig, aber doch immer wieder würden solche Sorgen an ihn herangetragen, berichtet auch Kurt-Helmuth Eimuth. Wie geht man in Kitas mit solchen unkonkreten und pauschalen Mutmaßungen um? „Ganz klar: Es gibt in einem gemischten Team keine unterschiedlichen Zuständigkeiten“, sagt Eimuth. Jens Krabel von der Berliner Koordinierungsstelle kennt das Problem ebenfalls. Er und seine Kollegen haben im Rahmen einer Studie auf Basis einer repräsentativen Befragung ermittelt, dass 40 Prozent der Eltern, 34 Prozent der Kita-Leitungen und 48 Prozent der Trägerverantwortlichen zumindest schon einmal an die Gefahr eines Missbrauchs durch Erzieher gedacht haben.

Lars Betko weiß, dass er gegen Vorurteile kämpft, auch gegen unausgesprochene. Die Freude am Beruf verdorben hat ihm das nicht. „Männer wollen erziehen“, glaubt er. Und er glaubt auch, dass ihr Anblick in den Räumen mit den kleinen Stühlchen und den Kunstwerken aus Pappe immer normaler werden wird. Und sich viele Sorgen dann ganz von selbst erübrigen.

18.11.2013 FR

„Sei keine Kopie einer Stellenbeschreibung“

Film:

http://„Sei keine Kopie einer Stellenbeschreibung“ „Achtsamkeit – die Kraftquellen des Lebens“ war das Thema des diesjährigen Fachtags für Erziehrinnen. Eingeladen hatte der Arbeitsbereich Kindertagesstätten des Diakonischen Werkes.

„Sei keine Kopie einer Stellenbeschreibung“

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 16. November 2013

„Achtsamkeit – die Kraftquellen des Lebens“ war das Thema des diesjährigen Fachtags für Erziehrinnen. Eingeladen hatte der Arbeitsbereich Kindertagesstätten des Diakonischen Werkes.

Bruder Paulus Terwitte sprach beim Fachtag für evangelische Erzieherinnen von seiner beziehung zu Gott. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Erzieherinnen haben einen anstrengenden Beruf. Strategien, den Alltag zu bewältigen, wollten 400 Erzieherinnen aus evangelischen Kindertagesstätten beim Fachtag „Lebensbalance“ gestern (15. November) im Dominikanerkloster kennen lernen. Bruder Paulus Terwitte gab eine überraschende Antwort: „Das wichtigste Instrument in der Begegnung bist du selbst“. Der medial erfahrene Kapuzinermönch forderte die Erzieherinnen auf, sie selbst zu bleiben. Er verwies auf die Einzigartigkeit jedes Menschen als Geschöpf Gottes. „Wenn ich weiß, dass ich nicht übersehen werde im Universum, dann bin ich in der Balance“. Jeder Mensch sei so interessant wie er sei und er sollte nicht als Kopie irgendeiner Stellenbeschreibung enden. Man könne in der Gewissheit leben: „So wie ich bin, bin ich gewollt.“ Schließlich seien wir alle „Gewollte“. Und persönlich bekennend fügte Bruder Paulus hinzu: „Seit dem ich das weiß, kann mir nichts mehr passieren.“ In der Balance zu sein, bedeute zu wissen, auf welchem Fundament man stehe. Dazu gehöre auch, dass Anfang und Ende menschlichen Lebens unverfügbar sei. Da helfe auch keine Anti-Aging -Creme. Zur Balance gehöre, dass man eingebunden sei im Strom vom Werden und Vergehen.

Als Lebensbegleiterinnen bezeichnete Bruder Paulus Terwitte die 400 Erzieherinnen im Frankfurter Dominikanerkloster. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Den Beruf der Erzieherin bezeichnete der Referent als den der Lebensbegleitung. Bruder Paulus traf wohl das Lebensgefühl der Erzieherinnen. Auf Facebook wurde die Veranstaltung sofort positiv bewertet:„Ein toller Tag, Danke“.

Mehr https://www.youtube.com/watch?v=2ILqVHmx-JU

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 16. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Gemeinsame Kita in der Nordweststadt

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 12. November 2013

Einzigartige Kooperation der Gemeinden Bonhoeffer und Niederursel: Zwei Gemeinden betreiben bald zusammen eine Kita für 150 Kinder.

Die Pfarrer Michael Stichling (rechts) und Ulrich Schaffert (links) versenken die Zeitkapsel im Grundstein. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Stolz zogen die Kinder der Kindertagesstätten der Bonhoeffer-Gemeinde und der Gemeinde Niederursel zur Baustelle, um dort die Zeitkapsel im Grundstein zu versenken. Hier entsteht nach über zweijähriger Planungszeit nun endlich ihre neue, gemeinsame Kindertagesstätte. Sie ersetzt die alte Einrichtung in Niederursel und bietet zudem Kindern ab vier Monaten eine Betreuungsmöglichkeit.

Der erste Stock der neuen Kindertagesstätte steht schon. Im Hintergrund (rechts) ist die Bonhoeffer-Kirche zu erkennen. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die neue Kindertagesstätte in der Thomas-Mann-Straße bildet eine Einheit mit der unmittelbar benachbarten Kita der Bonhoeffer-Gemeinde, so dass eine neungruppige Einrichtung für 150 Kinder entsteht. Die neue Kita wird auf der Fläche des abgerissenen Gemeindehauses der Bonhoeffer-Gemeinde erbaut und kostet 4,65 Millionen Euro. In dem neuen Gebäude befindet sich dann auch Büro und ein kleiner Versammlungsraum der Bonhoeffer-Gemeinde. Schon im kommenden Herbst soll der Einzug stattfinden.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 12. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Platz für 140 Kinder im Ostend

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 3. November 2013

Beeindruckend ist der An- und Umbau der Kindertagesstätte „Nicolino“ der Nicolaigemeinde im Ostend. Dieses „Haus der Kinder“ bietet Platz für 140 Kinder im Alter von 4 Monaten bis 12 Jahren.

Neongrün als Farbakzent. Der Aufgang zur 1. Etage der Kita Nicolino. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Neu hinzugekommen sind drei Krabbelgruppen für 30 Kinder, ein lang gehegter Wunsch wie die Leiterin Ruth Woody bei der heutigen (3. November) Eröffnung berichtete. Ein besonderer architektonischer Akzent stellt das neongrüne Treppenhaus dar. Die Räume sind sonst eher mit Naturmaterialien ausgestattet und lichtdurchflutet. „Für Frankfurter Verhältnisse verfügt die Einrichtung über ein großzügiges Außengelände“, so Woody.

Die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt (rechts) gratuliert der Gemeinde zur neuen Einrichtung. Ruth Woody, Pfarrer Wolfgang Löbermann und Jochen Kerler (von links). Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Hier zeige sich, welche Entwicklung die Gesellschaft genommen habe, so die Vorsitzende des Vorstandes des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt, Pfarrerin Esther Gebhardt. Sie erinnerte daran, dass der Kindergarten vor sechszig Jahren mit einer Gruppe in des Pfarrers Wohnung begonnen habe. „Heute haben wir zum Glück ganz andere Standards“, so Gebhardt. Der Evangelische Regionalverband als Bauherr helfe der Stadt bei ihrem Ausbauprogramm für Unter-Dreijährige. Auch wenn man hierfür erhebliche Mittel von Stadt und Bund bekommen habe, so habe die Kirche doch auch Kirchensteuermittel aufgewandt, um die alte Einrichtung zu sanieren. Gebhardt bezifferte die Baukosten auf 3 Millionen Euro.

Der Vorstandsvorsitzende der St. Nicolaigemeinde, Jochen Kerler, betonte, dass alleine die Gemeinde nochmals 100.000 Euro für zusätzliche Ausstattung ausgegeben habe. Angesichts des Ergebnisses könne man nur sagen: „Hier möchte ich auch nochmals Kind sein“. Dekanin Ursula Schoen konnte dem nur beipflichten. Sie, einst selbst hier Kindergartenmutter, empfinde die Einrichtung als kleines Paradies. Auf den Punkt brachte es ein Kind vor der Kirche. Mit Blick auf den nun wieder freien Platz rief es voller Freude aus: „Die bösen Container sind weg!“

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 3. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Die Dotationsverträge gehören abgelöst

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 12. Oktober 2013

Obgleich es einen Verfassungsauftrag gibt, Dotationsverträge abzulösen, kommt seit über neun Jahrzehnten keine Bewegung in die Angelegenheit. Doch im Interesse der Glaubwürdigkeit sollten Staat und Kirche gemeinsam nach Regelungen suchen. Ein Kommentar von Kurt-Helmuth Eimuth.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser

Seien wir einmal ehrlich: Wer verzichtet schon gerne auf Geld? Dafür muss man nicht besonders raffgierig sein. Wenn man sich an erst einmal an regelmäßige Einkünfte gewöhnt hat, fällt der Verzicht darauf schwer. Erst recht, wenn man Gutes damit tut.

So kommt es nicht von ungefähr, dass die Kirchen sich mit der Aufgabe ihrer Privilegien aus alten Dotationsregelungen schwer tun. Die Übersicht der in den Haushaltsplänen der Bundesländer ausgewiesenen Staatsleistungen an die Kirchen ergibt für das Jahr 2012 insgesamt 475 Millionen Euro, die die deutschen Amtskirchen als Zuschüsse erhalten haben. Obgleich es einen Verfassungsauftrag gibt, diese Verträge abzulösen, kommt seit über neun Jahrzehnten keine Bewegung in die Angelegenheit. Als der kirchenpolitische Sprecher der Bundestagsfraktion der Linken dazu einen Gesetzentwurf einbrachte, stieß er auf taube Ohren. Nicht einmal eine Anhörung wollten die etablierten Parteien zulassen.

Ein Grund für das Zögern der Politik ist sicher, dass einmalige Entschädigungszahlungen ein laufendes Haushaltsjahr sehr stark belasten würden, während sich die Ablöse erst in den folgenden Jahren für den Staat „rechnet“. Doch es muss im Interesse der Kirche selbst liegen, die alten Dotationen neu zu regeln.

Entgegen der immer wieder geäußerten Hoffnung, dass die institutionalisierte Religion doch wieder an Bedeutung gewinnen könnte, ist es leider anders. Antikirchliche Strömungen nehmen zu. In Berlin wurden kürzlich per Verwaltungsakt Weihnachtsmärkte zu Wintermärkten umdeklariert und religiöses Engagement aus der Liste bürgerlichen Engagements gestrichen. Die Auseinandersetzung um das Tanzverbot an Karfreitag zeigt, dass solche Tendenzen längst in die Mitte der Gesellschaft vorstoßen, auch in Frankfurt.

Historisch bedingte Privilegien, an denen die Kirche heute noch festhält, sind Wasser auf die Mühlen einer solchen Kirchenkritik. Deshalb sollte die Frage der Ablösung der Dotationsverpflichtungen kreativ und konstruktiv in Angriff genommen werden. Sicher wird man dabei sehr sorgfältig fragen müssen, welches Interesse eine Stadtgesellschaft etwa an bestimmten Gebäuden und Dienstleistungen hat. Die Hauptwache ohne Katharinenkirche, der Römerberg ohne Dom und Nikolaikirche wären doch kaum denkbar.

Im Interesse der Glaubwürdigkeit sollten Staat und Kirche hier gemeinsam nach Regelungen suchen. Denn jetzt gibt es noch Gestaltungsspielräume.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 12. Oktober 2013 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe 2013/6 – Oktober.

Neue Krabbelstube im Mertonviertel

8. Oktober 2013

Mit der Krabbelstube „Martha“ hat das Diakonische Werk Frankfurt im Mertonviertel 66 Betreuungsplätze für Kinder im Alter von drei Monaten bis drei Jahre geschaffen. Es ist bereits die 17. Einrichtung dieser Art in Frankfurt.

Arbeitsbereichsleiter Kurt-Helmuth Eimuth, Einrichtungsleiterin Isabel Beckmann und der Leiter der Diakonie Frankfurt, Michael Frase (v.l.n.r.) bei der Eröffnung der Krabbelstube Martha im Mertonviertel. Foto: Rolf Oeser

Bereits 66 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren haben die 800 Quadratmeter der neuen Krabbelstube „Martha“ des Diakonischen Werks für Frankfurt in Beschlag genommen. Insgesamt hält die Diakonie Frankfurt in ihren Krabbelstuben 816 Plätze bereit. Wie Michael Frase, Leiter der Diakonie Frankfurt, bei der offiziellen Vorstellung erläuterte, war es ein langer Weg. Bereits 2009 verhandelte das Diakonische Werk mit dem Eigentümer der Liegenschaft, in der vor allem Büros untergebracht sind. Doch erst im letzten Jahr konnte mit dem Umbau begonnen werden, und seit März tummeln sich nun hier die Kleinen. Auch ausreichend Erzieherinnen und ein Erzieher konnten gefunden werden, die sich in kurzer Zeit in die Pädagogik Emmi Piklers eingearbeitet haben, so die Leiterin der Einrichtung Isabel Beckmann.

Das pädagogische Konzept orientiert sich an den Ansätzen der ungarischen Ärztin Emmi Pikler und den Vorgaben des Hessischen Bildungsplans. Die Kinder werden in allem, was sie tun, achtsam begleitet. Grundlage ist ein Bild vom Kind, das von Geburt an kompetent ist. Um jedem Kind die Möglichkeit zu bieten, seine Bedürfnisse jederzeit wahrzunehmen, arbeiten die Einrichtungen mit der sogenannten „vorbereiteten Umgebung“. Sie stellt den Kindern Spielmaterialien zur Verfügung, die der Phantasie und dem natürlichen Bewegungsdrang Raum lassen. Die Krabbelstuben bieten ein Umfeld frei von Druck und Konkurrenz. Zum Konzept gehören zudem eine behutsame Eingewöhnung sowie eine enge Kooperation mit den Eltern, zu denen die Fachkräfte eine stabile Erziehungspartnerschaft aufbauen.

Beitrag von Redaktion, veröffentlicht am 8. Oktober 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.