Von Kurt-Helmuth Eimuth – 22. März 2014
Immer seltener erfahren Kinder in der Familie eine religiöse Erziehung. Können evangelische Kindertagesstätten das kompensieren? Eher nicht, meint Kurt-Helmuth Eimuth.
Wer hat mit Ihnen früher gebetet, biblische Geschichten erzählt und religiöse Lieder gesungen? Vielleicht die Mutter, sehr oft aber sind es die Großeltern, die in den Familien für die Weitergabe religiöser Überzeugungen verantwortlich sind.
Doch das ist immer seltener der Fall. Die aktuelle Mitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland zeigt Alarmierendes auf. Bei den 14- bis 21-Jährigen sind nach eigener Auskunft knapp die Hälfte der westdeutschen Kirchenmitglieder nicht religiös erzogen worden. Von den Konfessionslosen dieses Alters berichten nur 8 Prozent im Westen und 14 Prozent in Ostdeutschland über eine religiöse Erziehung.
Die Offenheit für religiöses Denken wird in der Kindheit geweckt, oftmals durch die Großeltern. Heute sind diese jedoch in vielen Familien aufgrund von Entfernungen oder sich verändernden Familienkonstellationen nicht mehr präsent. Hier solle oder könne der evangelische Kindergarten einspringen, lautet eine weit verbreitete Meinung. Schließlich wendet die Kirche für den Elementarbereich erhebliche Mittel auf.
Doch das greift zu kurz. Aus der Integrationsdebatte ist bekannt, dass eine nachhaltige Förderung von Kindern immer die ganze Familie im Auge haben muss – sie ist entscheidend für den Erfolg. Erst wenn zum Beispiel die Familie die Notwendigkeiten eines deutschen Schulsystems versteht, können die Anstrengungen der Pädagogen und Pädagoginnen wirklich fruchten. Aus diesen Überlegungen heraus entstand die Idee der Kinder- und Familienzentren: Hier soll das System Familie als Ganzes in den Blick genommen werden.
Ähnlich ist es bei der religiösen Bildung. Auch hier müssen die Kirchen die Familien mit ins Boot nehmen. Der Kindergarten alleine ist mit der Aufgabe, religiöse Sozialisation zu leisten, überfordert. Zu erwarten, dass Kindertagesstätten die religiöse Erziehung in den Familien ersetzen können, ist eine Überdehnung der Möglichkeiten. Vielmehr müssen die Kitas in Sachen Religion so etwas Ähnliches werden wie ein Kinder- und Familienzentrum mit dem Schwerpunkt religiöser Kommunikation.
An vielen Stellen gelingt das in Frankfurt auch längst. Die Kindertagesstätte ist ein wesentlicher Pfeiler der gemeindlichen Kommunikation sowohl mit Menschen, die der Kirche verbunden sind, als auch mit Distanzierten.
Diese Ansätze gilt es vor dem Hintergrund des sich ausdifferenzierenden Familienbegriffs auszubauen. Das heißt: Alle Formen von Familie sind einzubeziehen. Kirche und Kindertagesstätte können hiervon nur profitieren.
Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 22. März 2014 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe Web.
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