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Roland Koch besuchte Kita

Foto: Eimuth

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Da musste selbst der Ministerpräsident in die Knie gehen – als die Kinder des Kindergartens der Versöhnungsgemeinde im Gallus Roland Koch selbstgemalte Bilder überreichten. Der Ministerpräsident kam, um sich über die beispielhafte multikulturelle Arbeit in der evangelischen Kita zu informieren. Mit Hilfe des Projektes „Frühstart“ wird hier gezielt die Sprachkompetenz gefördert. Auch Koch betonte die Bedeutung der Sprachför­ derung, zumal in Frankfurt, wo 70 Prozent der Neugeborenen einen Migrationshintergrund hätten.

Evangelisches Frankfurt Mai 2007

Stadion-Kapelle höchstens für VIPs

Bei Spielen der Eintracht müssen die Fans draußen bleiben

Stolz waren die Kirchen auf das Projekt: Die neue Kapelle im Frankfurter Waldstadion sollte ein Ort sein, an dem neue Zielgruppen erreicht und angesprochen werden können. Doch wie sich jetzt herausstellt, hat die Sache einen kleinen Schönheitsfehler: Ausgerechnet bei Spielen der Frankfurter Eintracht bleibt die Kapelle geschlossen. Dies bestätigte Pfarrer Eugen Eckert auf Anfrage nach einem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Eintracht Frankfurt AG, Heribert Bruchhagen. Zwar sei man bei der Eintracht freundlich und mit offenen Armen empfangen worden, aber an den Spieltagen könnten die sakralen Räume zunächst nicht geöffnet werden, so Eckert. Selbst Kirchenpräsident Peter Steinacker, der an den Verhandlungen teilnahm, konnte keinen Meinungsumschwung bei den Fußball-Verantwortlichen herbeiführen.

An Eintracht-Spieltagen nicht im Einsatz: Pfarrer Eugen Eckert darf die neue Kapelle im Waldstadion nur bei Spielen der Galaxy für die Fans öffnen. | Foto: Oeser

An Eintracht-Spieltagen nicht im Einsatz: Pfarrer Eugen Eckert darf die neue Kapelle im Waldstadion nur bei Spielen der Galaxy für die Fans öffnen.
Foto: Oeser

Die evangelische und katholische Kirche hatten in der Commerzbank-Arena für 100000 Euro einen Raum als Kapelle herrichten lassen und im Januar feierlich eröffnet. Aus „Sicherheitsgründen“ soll die Kapelle aber ausgerechnet an Spieltagen für die Fußballfans verschlossen bleiben. Dies sei in Berlin und auf Schalke, den beiden anderen deutschen Stadien, die Kapellen haben, auch so. Eugen Eckert, der mit halber Stelle die Funktion eines Stadionpfarrers ausübt, hofft aber, dass zumindest für die Mannschaften und womöglich auch für den VIP-Bereich die Kapelle an den Spieltagen geöffnet werden kann. Jedenfalls will man darüber noch einmal reden.

Immerhin bei den Football-Spielen von Frankfurt Galaxy kann der Besuch der Kapelle im Bauch des Stadions beim „Event für die ganze Familie“ dazu gehören, versichert Eckert. Am Eingangsschalter können sich Interessierte ein kostenloses „Church-Ticket“ geben lassen. Mit diesem gelangt man dann zur Kapelle. Dort wird jeweils zwei Stunden vor Spielbeginn eine Andacht stattfinden, bei Bedarf auch häufiger.

Ungewöhnlich und neu ist die Verabredung, gemeinsam mit der Galaxy eine Stadionkollekte einzuführen. „An jedem Spieltag wird für ein gemeinsam verabredetes Projekt eine Spende erhoben“, erzählt Eckert. Am Ostermontag etwa für die Kinderhospizstiftung. Der Stadion-Pfarrer hofft, ethische Fragen rund um den Sport mit Interessierten zu diskutieren. Fairness, Foul, Gesundheit oder Sieg und Niederlage sind einige Themen, die Eckert nicht nur mit Konfirmandengruppen erörtern will, die die Kapelle im Stadion besuchen können.

Erreichen kann man Eckert unter der – zugegeben etwas gewöhnungsbedürftigen – E-Mail-Adresse: kirche@commerzbank-arena.de.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Kontakt zu Menschen und zur Arbeitswelt

Auch in Frankfurter Kirchengemeinden suchen „Ein-Euro-Jobber“ nach Perspektiven

Im Gemeindebüro der Heddernheimer Thomasgemeinde ist Leben. Die Sekretärin kümmert sich um die Anliegen einer Besucherin, der Hausmeister lässt sich etwas am Computer erklären. Geduldig und kompetent gibt Richard Petermann ihm Auskunft. Der 37 Jahre alte Verwaltungsfachangestellte gehört nicht zum festen Mitarbeiterstamm der Gemeinde. Er ist einer der „Frankfurt-Jobber“, also einer von denen, die sich zum Arbeitslosengeld II noch 1,50 Euro die Stunde dazuverdienen.

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut. | Foto: Eimuth

Richard Petermann an seinem Arbeitsplatz in der Thomasgemeinde: „Ich will nicht aufgeben“ sagt der arbeitslose Verwaltungsfachmann, der sich über seinen „Ein-Euro-Job“ beim Diakonischen Werk freut.
Foto: Eimuth

Petermann hat sich selbst um die Stelle in der Thomasgemeinde bemüht. „Ich will nicht aufgeben“, sagt er kämpferisch. Und er ist sichtlich zufrieden mit seiner Wahl: „Ich fühle mich hier sehr wohl, so als ob ich schon zwanzig Jahre dazugehöre.“ Kein Wunder, denn er hilft im Büro, gibt sein Wissen weiter – auch an die Pfarrer. Petermann ist im Einsatz, wenn es darum geht, Obdachlosen oder älteren Menschen zu helfen. Zwar ist die Zukunft ungewiss, trotzdem fällt seine Bilanz positiv aus: „Jeder Tag hier war für mich ein Gewinn.“

Bis zu 150 „Arbeitsgelegenheiten“, so die genaue Bezeichnung für das, was gemeinhin Ein-Euro-Job oder Frankfurt-Job genannt wird, kann das Diakonische Werk für Frankfurt zur Zeit anbieten – meistens soziale Tätigkeiten, wenn zum Beispiel eine Hilfe beim Einkauf gebraucht wird oder jemand einem Sehbehinderten vorlesen soll. Aber auch beim Heckenschneiden oder Glühbirnenaustauschen sind die Frankfurt-Jobber zu finden.

„Die Erfahrungen sind so unterschiedlich wie die Menschen“ sagt Jürgen Simon von der Koordinationsstelle für Arbeitsgelegenheiten beim Evangelischen Regionalverband. „Für die einen sind die Arbeitsgelegenheiten ein Sprungbrett in den ersten Arbeitsmarkt, andere bekommen nach vielen Jahren wieder Kontakt zu Menschen und damit etwas Anerkennung, wieder andere überwinden ihre persönlichen Schwierigkeiten auch nicht.

Jürgen Simon sucht immer wieder Arbeitsgelegenheiten für sein Klientel. Das ist gar nicht so einfach. Zum einen sollen und dürfen nicht durch Finanzknappheit wegfallende Stellen durch Ein-Euro-Jobs ersetzt werden. Zum anderen bedürfen die eingesetzten Menschen der Begleitung, der Wertschätzung und der Förderung: „Die Leute wollen gelobt werden.“ Doch für Lob und Motivation bedarf es eben auch der Menschen, die vor Ort präsent sind. Angesichts der ausgedünnten Personaldecke in den Kirchengemeinden ist dies gar nicht so einfach.

Derzeit werden Sonderprogramme für jüngere und ältere Arbeitslose aufgelegt. Die Jungen sollen eine Ausbildung erhalten, die über 58-Jährigen können bis zu drei Jahren in der Arbeitsgelegenheit bleiben und haben so einen nahtlosen Übergang in die Rente. Die Koordinationsstelle hofft auf noch mehr Engagement von Seiten der Kirchengemeinden in dieser Sache. Sie sucht nach Einsatzorten, aber auch nach Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung. Denn schließlich sollen die Arbeitsgelegenheiten nicht nur psychisch stabilisieren, sondern auch qualifizieren.

Darauf hofft auch Richard Petermann: Sein Vorgänger hat schließlich eine reguläre Anstellung gefunden.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Vom Karfreitag erzählen

Tod gehört zur Lebenswelt von Kindern

„Die Soldaten packten Jesus und führten ihn auf einen Hügel vor der Stadt. Dort nagelten sie ihn an ein Kreuz. Gleichzeitig wurden auch zwei Verbrecher gekreuzigt.“ Ist das eine Geschichte für Kinder?

Selbst in evangelischen Kindertagesstätten gibt es eine gewisse Scheu, sich diesem Teil des Ostergeschehens zu stellen. Formal betrachtet ist die Handlung aber auch nicht grausamer als das Märchen von Hänsel und Gretel. Spätestens seit der Psychologe Bruno Bettelheim belegte, dass Kinder Märchen brauchen, weiß man: Kinder brauchen die Auseinandersetzung mit Gut und Böse, mit – theologisch gesprochen – Tod und Auferstehung.

Die Kreuzigung aus Legosteinen nachgebaut – hier im „Brick Testament“ des amerikanischen Pfarrers Brendan Powell Smith. | Foto: www.thebricktestament.com

Die Kreuzigung aus Legosteinen nachgebaut – hier im „Brick Testament“ des amerikanischen Pfarrers Brendan Powell Smith.
Foto: www.thebricktestament.com

Fragen, warum der, der an Weihnachten erst geboren wurde, jetzt ans Kreuz genagelt wird, sind in der kindlichen Direktheit auch wirklich schwer zu beantworten. Warum ist Jesus nicht davon gerannt? Warum hat Gott nicht geholfen? Solche Fragen sind nichts anderes, als die kindgemäße Art, sich über die drei existenziellen Fragen Gedanken zu machen: Woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? Kinder wollen sich verorten. Sie können stundenlang zuhören, wenn Oma von ihrer Kindheit und von der Kindheit der Mutter erzählt. Sie stellen sich unbekümmert vor, wo all die Vorfahren jetzt leben, und sie stellen präzise die Frage nach der eigenen Endlichkeit: Muss ich auch sterben?

Der Tod gehört durchaus zur Lebenswelt der Kinder. Sie erleben, wie ihr geliebter Hamster stirbt, vielleicht auch, wie Oma oder Opa sterben. Und da ist die natürliche Frage der Kinder eben auch die, die die Erwachsenen haben: Was kommt nach dem Tod?

Ostern ist ohne Karfreitag nicht denkbar, aber ebenso gilt, dass Karfreitag ohne Auferstehung nicht nur trostlos, sondern unerträglich ist, gerade für Kinderseelen. Das Wesen von Märchen ist die Gewissheit, dass das Gute siegt. Die Botschaft von Ostern ist der Sieg des Lebens über den Tod. Deshalb kann man Kindern die Geschichte vom Karfreitag ruhig erzählen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Frankfurt: Familienstadt!

Kommentar

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Da hatten die beiden Frauen gut lachen: Pfarrerin Esther Gebhardt, Vorsitzende des Vorstandes des Evangelischen Regionalverbandes, und Jutta Ebeling, Bürgermeisterin und Bildungsdezernentin, waren sich bei der Einweihung der evangelischen Krabbelstube in Griesheim einig: Das, was im fernen Berlin diskutiert wird, „machen wir hier in Frankfurt“. Ebeling sprach gar von dem Ziel, Frankfurt als „Familienstadt“ zu profilieren.

Die Stadt unternimmt wirklich gewaltige Anstrengungen im Hinblick auf die Kinderbetreuung. Gleich ob grün, rot oder schwarz. Seit Jahren ist es Konsens in der Frankfurter Kommunalpolitik, die Betreuungsplätze für Kindergarten- und Krabbelkinder massiv auszubauen. Da wird nicht nur geredet, sondern richtig Geld in die Hand genommen. Weiß man doch, dass die Frage der Kinderbetreuung auch entscheidend für die Auswahl des Wohnortes ist. Wer künftig darauf baut, junge Familien in die Stadt zu holen oder dort zu halten, muss eine ausreichende Infrastruktur anbieten.

„Anbieten“ heißt das Verb, meine konservativen Herren – nicht nur – von der CDU! Niemand soll verpflichtet werden, sein Kind in eine Krabbelstube zu geben. Aber wer es tut, ist weder Rabenmutter noch Rabenvater. In einer Situation, in der die Großelterngeneration für solche Aufgaben nicht zur Verfügung steht, in der es keine Geschwisterkinder gibt oder in der zu Hause kein Deutsch gesprochen wird, ist eine Krabbelstube mehr als eine Betreuungsalternative. Sie ist zugleich eine Bildungsinstitution. Die PISA-Studie hat gezeigt, dass vor allem Kindern mit Migrationshintergrund Bildungschancen vorenthalten werden. Die Krabbelstube stellt auch für den Spracherwerb ein enormes Bildungspotenzial dar.

Und da wäre noch die Rolle der Kirche, die schon vor 150 Jahren begann, für verwahrloste Kinder Betreuungseinrichtungen anzubieten. Es ist ihr diakonischer Auftrag, in die Gesellschaft hinein zu wirken, ohne Ansehen der Person. Damit hat sich auch die Frage, warum die Kirche Kindergartenplätze für Muslime anbietet, erledigt. Der evangelische Kindergarten ist aber mehr als eine Bildungs- und Betreuungseinrichtung. Wenn es stimmt, dass Kinder eine geistige Verwurzelung und Zuversicht brauchen, dann dürfen sie nicht um Gott betrogen werden. Kinder haben auch ein Recht auf Religion. Das schätzen übrigens auch muslimische Eltern an evangelischen Kindertagesstätten. Krabbelstuben sind – genau wie Kindergärten – ein Gewinn für Eltern, für Kinder, für die Stadt und eben auch für die Kirche.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

Kirche sucht Perspektiven

„Leuchtfeuer“ sollen in die Gesellschaft ausstrahlen

Die evangelische Kirche will ihre Strukturen und Arbeitsfelder besser den heutigen Herausforderungen anpassen. In der Evangelischen Kirche in Deutschland sorgt vor allem der Vorschlag für Aufregung, die Zahl der Landeskirchen zu verringern. Zudem soll stärker exemplarisch gearbeitet werden, was wohl bedeutet, dass das Geld für eine exzellente Arbeit in der Breite nicht mehr reicht. Durch sogenannte „Leuchtfeuer“, also Arbeit, die weit in die Gesellschaft hinein ausstrahlt, will die evangelische Kirche Kontur gewinnen.

Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau hat einen Prozess „Perspektive 2025“ eingeleitet. In der Frühjahrssynode im April will das Kirchenparlament dazu eine „Richtungsentscheidung“ treffen, so Öffentlichkeitsreferent Dietmar Burkhardt. Insgesamt fühle man sich auf dem eingeschlagenen Reformweg bestätigt. Allerdings sollen sich Stadt und Land künftig unterschiedlich entwickeln können. Bisher gab es gerade zwischen der Metropole Frankfurt und der Landeskirche häufig Streit um die Verwendung der Kirchensteuer.

Ob diese Perspektive aber bedeutet, dass die kirchliche Präsenz in der Großstadt stärker gefördert wird, ist fraglich. Wie die Kirchenstrukturen dem Bedarf einer Volkskirche in der Minderheit angepasst werden, darüber wird wohl auch am Main weiter heftig diskutiert.

Kurt-Helmut Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2007

"Kinder müssen selbst aktiv werden“

Fachtag für Erzieherinnen über neue frühpädagogische Erkenntnisse

Die Frühpädagogik ist im Umbruch. Erzieherinnen in den Kindertagesstätten sollen die Kinder nicht nur beaufsichtigen, sondern fördern und bilden. Unter dem Motto „Bildung bewegt“ stand daher ein Fachtag für die Erzieherinnen und Erzieher in den 78 evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt, die täglich von fast 5000 Kindern besucht werden.

Erstmals waren auch die Grundschullehrerinnen und -lehrer eingeladen. Damit setzten die beiden Veranstalter, das Religionspädagogische Amt und das Diakonische Werk für Frankfurt, die Forderung des Hessischen Bildungsplans nach verstärkter Kooperation von Schule und Kindergarten um.

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern. | Foto: Oeser

Die Freude an Büchern ist ganz wichtig für die frühkindliche Bildung. Bei den „Kinderlesetagen“ der Christuskirchengemeide in Nied konnten Kinder aller Altersstufen sich spannende Geschichten vorlesen lassen und in Büchern schmökern.
Foto: Oeser

Die Bedeutung der frühen kindlichen Bildung hob Bernhard Kalicki vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München hervor. Die neuere Hirnforschung zeige, so der Hochschullehrer, dass die strukturelle Reifung des Gehirns bei der Geburt noch lange nicht abgeschlossen sei, sondern sich bis zur Pubertät fortsetze. Be­ einflusst von Sinnessignalen vollziehe sich ein stetiger Umbau von Nerven­ verbindungen, wobei nur ein Drittel der Verbindungen erhalten blieben. Deshalb gelte es, einen aktiven Konstruktionsprozess zu fördern. Die Kinder müssten selbst aktiv werden. Dies gelte für alle Bereiche des Lernens, für den Spracherwerb ebenso wie für motorische Fähigkeiten. Erzieherinnen müssten sich deshalb als „Moderatorinnen von aktiven Bildungsprozessen“ verstehen, so Kalicki.

Wie dies konkret umgesetzt werden kann, erfuhren die über 200 Teilnehmerinnen des Fachtages in zahlreichen Seminaren. So ist etwa die Hinführung zu den Naturwissenschaften und zur Mathematik in den Kindergärten keineswegs mehr exotisch. Allerdings staunten die Erzieherinnen, als der Hochschullehrer die Kindergruppengröße im internationalen Vergleich präsentierte: In Amerika sind 18 Kinder, in der Europäischen Union 12 bis 15 Kinder in einer Gruppe untergebracht; in Frankfurt dagegen sind es 21, in Hessen sogar 25 Kinder.

Als „ureigenste Aufgabe von Kirche“ bezeichnete Kurt-Helmuth Eimuth vom Diakonischen Werk für Frankfurt die Arbeit der Kindertagesstätten. Bildung gehöre zum Kerngeschäft der Kirche, denn mit der Geburt trete der Mensch in den Raum der Bildung ein. Der Pädagoge betonte, dass schon am Anfang der kirchlichen Kinderbetreuung im 17. Jahrhundert den Kindern eben nicht nur eine warme Suppe, sondern auch schon Bildung vermittelt wurde. Die damalige Bezeichnung „Kleinkinderschule“ weise darauf hin. Eimuth: „Bildung ist ein Markenzeichen des Protestantismus. Schon immer gehörten Diakonie und Bildung zusammen.“

truk

Evangelisches Frankfurt Feb 2007

Haus am Dom eröffnet

Kamphaus: „Christentum ist Stadtreligion“

Mit dem neu eröffneten „Haus am Dom“ ist es der katholischen Kirche gelungen, sich neu in der Stadt zu platzieren. Der Um- und Ausbau des ehemaligen Hauptzollamtes zwischen Braubachstraße und Dom kostete 22 Millionen Euro. Damit hat jetzt auch die katho­lische Kirche ein Gegenüber zum Dominikanerkloster am Börneplatz, dem Sitz des Evangelischen Regionalverbandes.

Der scheidende Bischof Franz Kamphaus, der sich trotz aller Finanznöte persönlich für diesen Bau eingesetzt hat, sprach bei der Eröffnung von der „interkulturellen Diakonie“ als Kernaufgabe des neuen Begegnungszentrums. Der diakonische Dienst der Kirche in der Stadtkultur „besteht nicht zuletzt darin, Menschen füreinander erreichbar zu machen, die sich sonst in Subkulturen voneinander abschotten“, sagte der Bischof.

Kamphaus wies auf die Bedeutung der Stadt als Lebensraum hin. Das Christentum habe seinen Weg von den Städten her angetreten und sei von Anfang an Stadtreligion gewesen. Kamphaus erinnerte an die Bedeutung von Städten wie Jerusalem, Rom oder Byzanz. Die Kirche könne auch heute nicht auf dem Land überwintern. „Verschwindet die Kirche aus den Städten, dann verschwindet sie ganz“, prophezeite Bischof Kamphaus. Deshalb gelte es, die Stadt als Ort kirchlicher Präsenz neu zu entdecken. Mit dem Bau zeigt die katholische Kirche aber nicht nur Präsenz. Mit dem Steildach und dem Erhalt der Bauhaus-Architektur gibt sie auch buchstäblich einen Maßstab für die Neubebauung der Altstadt vor.

„Wes Herz voll ist, dem geht der Mund über“, sagt ein Sprichwort. Das Herz des Dezernenten für Bildung und Kultur des Bistums Limburg, Eckhard Nordhofen, war an diesem Tag verständlicher Weise voll, und er beförderte die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie, Pfarrerin Ute Knie, gleich zur Präsidentin, sich wohl daran erinnernd, dass die evangelische Kirche keinen Bischof, aber einen Kirchenpräsidenten hat. Im neuen Miteinander wird man sicherlich auch mit den Konturen und Eigenarten der anderen Konfession vertrauter.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Feb 2007

Religion für Kinder

In der Vorweihnachtszeit produziert der Buchmarkt sta­pel­weise neue Bücher zum Thema „Kinder und Religion“. Hier zwei Empfehlungen gegen die Qual der Wahl.

Nina Ruge erzählt die schönsten biblischen Geschichten, Gütersloher Verlagshaus 2006, 17,95 Euro.

Nina Ruge erzählt die schönsten biblischen Geschichten, Gütersloher Verlagshaus 2006, 17,95 Euro.

Man kennt sie als nette Dampfplauderin, die täglich im ZDF aus der Welt der Reichen und angeblich Schönen berichtet. Und nun erzählt Nina Ruge biblische Geschichten für Kinder. Mit ihrem Buch legt sie eine klu­ge Auswahl an biblischen Geschichten vor. Aus dem Alten Testament die Schöpfungsmythen, die Sintflut und die Geschichte von Jona, aus dem Neuen Testament Jesu Geburt und Wirken sowie einige Wundergeschichten. Nina Ruge hat, wie sie im Vorwort bemerkt, den einen oder anderen Schlüssel für das Verständnis des tieferen Sinns erzählerisch hinzugefügt.

So bindet sie etwa die beiden Schöpfungsgeschichten in eine kleine Rahmenhandlung ein, verbindet damit gar die wissenschaftliche Erklärung der Welt mit den Schöpfungserzählungen der Bibel. Mittels dieses geschickten dramaturgischen Kunstgriffes bleibt das Faszinosum des Ursprungstextes erhalten und kann vom Kind doch in die eigene Erlebniswelt eingeordnet werden. Gelegentlich erklärt Ruge in einfacher Sprache Begriffe, etwa wenn sie erläutert, dass die Menschen damals unter Evangelium Botschaften verstanden hätten, „die ihnen Heil brachten.“

Nina Ruge öffnet mit ihren Nacherzählungen Kindern (und sicher nicht nur diesen) ein Tor zur biblischen Lebenswelt. Kritisch anzumerken bleibt, dass die allzu plakativen Illustrationen für die Altersgruppe, die der Text gut erreicht (6 bis 9 Jahre), nicht geeignet sind. Auch dass die Autorin einfach so an der Jungfrauengeburt festhält, ist nicht nachvollziehbar. Trotzdem bleibt der
positive Gesamteindruck eines hand­werklich guten Kinderbuches.

Frieder Harz, Kinder & Religion, Kallmeyer 2006, 16,90 Euro.

Frieder Harz, Kinder & Religion, Kallmeyer 2006, 16,90 Euro.

Ganz anders, aber ebenso em­p­fehlenswert ist das Buch des Nürnberger Hochschullehrers Frieder Harz. Mit seinem Band „Kinder und Religion – was Erwachsene wissen sollten“ hat der Religionspädagoge Wissenswertes über die Religionen zusammengetragen. Hintergründe und Praxis werden beleuchtet. Das Buch zeichnet sich vor allem durch die Hinweise zur Praxis aus. Etwa wenn Harz anmerkt, dass sich zum Beten zunächst vor allem einfache Reimgebete eignen, dass die Atmosphäre angenehm sein soll und es eines festen Rahmens bedarf. Natürlich finden sich auch einige Gebete. Für Pädagoginnen und Pädagogen sollte dieses Buch ein Muss sein, aber auch alle Eltern mit Interesse an der religiösen Entwicklung werden es zu schätzen wissen.

Kurt-Helmuth Eimuth

vangelisches Fankfurt Dez 2006

Fechenheimer Gemeinden wieder eins

Rückblende in der Gemeindezeitung: „Bei wachsenden Bevölkerungszahlen war absehbar, dass mehr als 3000 Evangelische den Fechenheimer Norden bevölkern würden. Da lag es nahe, dort 1954 eine Hauptpfarrstelle, so hieß das damals, zu errichten. Zwei Jahre später folgte der Bau des Gemeindezentrums.“

Heute leben in dem Gebiet zwischen Mainkur und Industriegebiet Riederwald noch nicht einmal 900 Evangelische. Der Zusammenschluss der beiden Fechenheimer Gemeinden, der Glaubenskirchengemeinde im Norden und der Melanch­ thongemeinde in Alt-Fechenheim, ist da nur konsequent. Einstimmig beschlossen die Kirchenvorstände beider Gemeinden die Fusion zur Evangelischen Gemeinde Fechenheim, die nun am 1. Januar auch formal vollzogen wird.

Hier ist städtebaulich getrennt, was jetzt kirchlich zusammengehört: Die Hanauer Landstraße zerschneidet die beiden Quartiere Fechenheims, und doch sehen die bisher selbstständigen Gemeinden Vorteile darin, sich zusammenzuschließen. | Foto: Eimuth

Hier ist städtebaulich getrennt, was jetzt kirchlich zusammengehört: Die Hanauer Landstraße zerschneidet die beiden Quartiere Fechenheims, und doch sehen die bisher selbstständigen Gemeinden Vorteile darin, sich zusammenzuschließen.
Foto: Eimuth

Die beiden Pfarrer, Karl Langensiepen und Wilfried Steller, beschreiben den Zusammenschluss als notwendigen Prozess, den sie schon längst in ihrer Arbeit vollzogen haben. Zuerst gab es eine gemeinsame Konfirmandengruppe, dann eine gemeinsame Pfarrdienstordnung, und jetzt ist auch die Liturgie, der Gottesdienstablauf, in den Gemeinden links und rechts der Hanauer Landstraße gleich. „Insgesamt“, so das Fazit der Pfarrer, „war die Fusion weniger kompliziert als gedacht.“

Doch beide sind sich auch der Schwierigkeiten bewusst. Die Hanauer Landstraße stellt ein nur schwer überwindbares Hindernis dar. Die Busverbindung vom einen zum anderen Quartier ist gerade sonntags schlecht, und ein von der Gemeinde angebotener Fahrdienst wird kaum angenommen, berichtet Langensiepen. Wohl auch deshalb soll trotz Fusion an den beiden Standorten festgehalten werden.

„Wenn alles glatt läuft“, sagt Steller, „merken die Gemeindemitglieder die Fusion gar nicht. Selbst das Gemeindebüro im Nordbezirk ist zumindest an einem Tag in der Woche geöffnet.“ Möglich wird dies durch das Engagement von Gemeindemitgliedern, die diesen Dienst ehrenamtlich übernehmen.

Vor der Zukunft ist zumindest den Pfarrern nicht bange. „Wir haben bei besonderen Veranstaltungen einen großen Zuspruch“, berichtet Langensiepen. Da sind die Konzerte, die mit einem sich anschließenden Essen zu dem werden, was früher ein gesellschaftliches Ereignis war und heute „Event“ genannt wird. Die Kirchengemeinde ist ohne Zweifel der Kulturträger im Stadtteil. Und sie ist fest verwurzelt, zum Beispiel im Stadtteilarbeitskreis. Dort arbeiten die verschiedenen Kirchen, Vereine und Initiativen zusammen. Besonders die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Schule und Kindertagesstätte hebt Steller hervor. Da sei schon etwas von dem gewachsen, was der neue Hessische Bildungsplan jetzt fordert: Vor allem mit ihren drei Kindertagesstätten stärkt die Fechenheimer Gemeinde den Zusammenhalt im Stadtteil. Umso wichtiger, als die Ansiedlung der Großmärkte an der Hanauer dem Stadtteil die Kaufkraft und damit auch die Basis für
urbane Lebensqualität entzieht.

„Das Gemeindehaus stand für eine bessere Zukunft“, steht im Rückblick auf die Errichtung im Gemeindeblatt. Die Zukunft ist für Gemeinde noch lange nicht vorbei.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Fankfrt Dez 2006