Die Bilanz des Reformversuchs der Katholischen Kirche in Deutschland fällt für Doris Wiese-Gutheil, Journalistin und intime Kennerin der katholischen Kirche, sehr durchwachsen aus. Bei der abschließenden Versammlung des „Synodalen Weges“ am letzten Wochenende in Frankfurt seien Beschlüsse gefasst worden, „die weit hinter unseren Erwartungen zurückblieben“, bilanziert Wiese-Gutheil, die sich bei Maria 2.0 engagiert, im Podcast Conny&Kurt. Das Machtgebaren der Bisschöfe sei nicht eingeschränkt worden. Und die Ergebnisse sonst? Wiese-Gutheil weist darauf hin, dass der Predigtdienst für Frauen schon einmal erlaubt war, die Segensfeiern für Homosexuelle erst 2026 kommen, da jetzt erst noch ein Ausschuss über die Modalitäten berät. Und die Erkenntnis, dass es eine Geschlechtervielfalt gibt, müsse man nicht wahnsinnig feiern. „Das ist ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit.“ Die katholische Kirche hat eine Chance vertan. Der Synodale Weg war keine Autobahn, eher eine Schotterpiste auf der das Vorwärtskommen mühselig war.
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Katholischer Stadtdekan: Synodaler Weg schwierig aber alternativlos
Das Ziel ist auf dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Sichtweite. Am Donnerstag, 9. März, treffen sich Bischöfe und Laien in Frankfurt, um Beschlüsse zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland zu fassen.
Für den katholischen Stadtdekan Frankfurts Johannes zu Eltz ist die eingeschlagene Richtung eher Brücke „über einen garstigen Grund“ als Weg. Er positioniert sich klar: „Der Graben ist immer breiter und tiefer geworden. Über den muss eine Behelfsbrücke gebaut werden, damit wir in der Wirklichkeit ankommen. Das ist der Versuch des Synodalen Wegs. Das dies sehr schwierig ist, dass man von der Brücke auch runterfallen kann, dass man in den Abgrund stürzt, ist gut möglich. Aber es ist völlig alternativlos. Man muss es versuchen.“
Es gilt Mehrheiten zu finden zu Positionspapieren zu Macht, Sexualmoral, Rolle der Frau und priesterlicher Lebensform. Die zentralen Themen des Reformprozesses. Bei vier Texten sind die Differenzen unter den Bischöfen am größten: zwei Papiere zu Frauen in sakramentalen Ämtern und in der Verkündigung, ein Text zur Einführung von Segnungen für Homosexuelle und ein Text zu mehr Mitentscheidungsmöglichkeiten von Laien auf Bistumsebene.
Die bei der letzten Versammlung im Herbst gefassten Beschlüsse waren am Ende so verwässert, dass Doris Wiese-Gutheil, Frankfurter Journalistin und intime Kennerin kirchlicher Strukturen, den Reformprozess schon für gescheitert hält. Maria 2.0, in der Wiese-Gutheil verankert ist, hatte sich bewusst als außerparlamentarische Opposition aufgestellt. Für sie hat es den Anschein als sei die katholische Kirche immer noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen.
Ganz anders sieht es Ulrike Göken-Huismann. Die Vorsitzende des Deutschen Weltgebetstagskomitees ist Mitglied der Synodalversammlung in Frankfurt. Sie ist zuversichtlich, dass die Reformbemühungen erfolgreich sein werden.
Und da ist noch die Auseinandersetzung mit Rom. Darf der deutsche Katholizismus einen eigenen Weg gehen? Es soll ein neues Leitungsorgan aus Bischöfen und Laien vorbereitet werden. Der Vatikan befürchtet einen Eingriff in bischöfliche Befugnisse. Doch auch hier gilt wohl, was der Frankfurter Stadtdekan mit Blick auf den sexuellen Missbrauch formulierte: „Das ist in Rom noch nicht so, deswegen meint man, uns auf Bahnen zurückzwingen zu können, die wir nicht mehr für gangbar halten. Das wird sich ändern, wenn Rom zu einer ähnlichen Erkenntnis gekommen ist wie wir. Die Konfrontation mit den eigenen Untaten, die dem Vatikan und der italienischen Kirche nicht erspart bleiben wird, wird mehr Verständnis dafür wecken, was uns bewogen hat, den synodalen Weg zu gehen. Das wird nicht mehr lange dauern.“
Kurt-Helmuth Eimuth
Ein Beispiel für die Kirchen: Der Weltgebetstag
Da könnten sich die Kirchen ein Beispiel nehmen. Seit über 100 Jahren treffen sich rund um den Globus Frauen unterschiedlicher Konfessionen am ersten Freitag im März zum Weltgebetstag. „Die Frauen sind der Motor der Ökumene. Während in den Gremien, die von Männern besetzt sind, viel von Ökumene geredet wird, leben wir sie“, sagt die Vorsitzende des Deutschen Weltgebetstagskomitees Ulrike Göken-Huismann im Podcast Conny&Kurt. Der Weltgebetstag sei in über 130 Ländern selbstverständlich gelebte Ökumene. In diesem Jahr haben Frauen aus Taiwan die Liturgie ausgearbeitet. Trotz der Bedrohung strahlten die Texte Zuversicht aus. Und natürlich wird in Deutschland schnell eine Analogie zum Krieg in der Ukraine hergestellt. Deshalb ist Taiwan gar nicht so fern.
Synodaler Weg der katholischen Kirche gescheitert
Die deutsche katholische Kirche ist mit ihrem Reformprojekte „Synodaler Weg“ im Grunde gescheitert. Doris Wiese-Gutheil, Journalistin und intime Kennerin kirchlicher Strukturen, beschreibt in diesem Podcast, den Ausgangspunkt des Reformprozesses. Dabei erläutert sie auch, warum Maria 2.0 nicht Teil des Prozesses wurde, sondern bewusst so etwas wie eine außerparlamentarische Opposition blieb. Die jetzt in Frankfurt gefassten Beschlüsse sind so verwässert, dass es so scheint, als wäre die katholische Kirche immer noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Aber Doris Wiese-Gutheil will trotz alledem ihre Hoffnung nicht aufgeben.
Haus am Dom eröffnet
Kamphaus: „Christentum ist Stadtreligion“
Mit dem neu eröffneten „Haus am Dom“ ist es der katholischen Kirche gelungen, sich neu in der Stadt zu platzieren. Der Um- und Ausbau des ehemaligen Hauptzollamtes zwischen Braubachstraße und Dom kostete 22 Millionen Euro. Damit hat jetzt auch die katholische Kirche ein Gegenüber zum Dominikanerkloster am Börneplatz, dem Sitz des Evangelischen Regionalverbandes.
Der scheidende Bischof Franz Kamphaus, der sich trotz aller Finanznöte persönlich für diesen Bau eingesetzt hat, sprach bei der Eröffnung von der „interkulturellen Diakonie“ als Kernaufgabe des neuen Begegnungszentrums. Der diakonische Dienst der Kirche in der Stadtkultur „besteht nicht zuletzt darin, Menschen füreinander erreichbar zu machen, die sich sonst in Subkulturen voneinander abschotten“, sagte der Bischof.
Kamphaus wies auf die Bedeutung der Stadt als Lebensraum hin. Das Christentum habe seinen Weg von den Städten her angetreten und sei von Anfang an Stadtreligion gewesen. Kamphaus erinnerte an die Bedeutung von Städten wie Jerusalem, Rom oder Byzanz. Die Kirche könne auch heute nicht auf dem Land überwintern. „Verschwindet die Kirche aus den Städten, dann verschwindet sie ganz“, prophezeite Bischof Kamphaus. Deshalb gelte es, die Stadt als Ort kirchlicher Präsenz neu zu entdecken. Mit dem Bau zeigt die katholische Kirche aber nicht nur Präsenz. Mit dem Steildach und dem Erhalt der Bauhaus-Architektur gibt sie auch buchstäblich einen Maßstab für die Neubebauung der Altstadt vor.
„Wes Herz voll ist, dem geht der Mund über“, sagt ein Sprichwort. Das Herz des Dezernenten für Bildung und Kultur des Bistums Limburg, Eckhard Nordhofen, war an diesem Tag verständlicher Weise voll, und er beförderte die Leiterin der Evangelischen Stadtakademie, Pfarrerin Ute Knie, gleich zur Präsidentin, sich wohl daran erinnernd, dass die evangelische Kirche keinen Bischof, aber einen Kirchenpräsidenten hat. Im neuen Miteinander wird man sicherlich auch mit den Konturen und Eigenarten der anderen Konfession vertrauter.
Kurt-Helmuth Eimuth
Evangelisches Frankfurt Feb 2007