Tag Archiv für Alte

Die Erinnerung lebt – Weihnacht im Altenheim

In den Senioren-Residenzien sind Advent und Weihnachten keinesfalls trostlos. Es ist eine Zeit der Erinnerung, des Erlebens alter Traditionen. „Lieder und auch die Weihnachtsgeschichte knüpfen an die Erinnerungen der Kindheit an“, berichtet Pfarrer Christian Wiener von der Fachstelle Altenseelsorge der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau im Podcast Conny&Kurt. Dabei kommen auch Erinnerungen an die Adventszeit im Krieg hoch. Kein Vater, Angst, große Not und die Zeit in den Kellern und Bunkern sind Teil der Erinnerungen. Noch heute reagierten die alten Menschen auf das Knallen an Silvester mit Schrecken. Eine besondere Aufgabe sieht Wiener in der Vermittlung christlicher Tradition an das Personal. Die Pfleger und Pflegerinnen, die oftmals aus einem anderen Kulturkreis kommen, seien offen für Informationen und Erklärungen. Das sei eine Aufgabe für kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für Menschen mit Demenz könne das Weihnachtsfest ein Ankerpunkt sein.

Der soziale Riss wird breiter

Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wird größer. Die Diakonie fordert deshalb armutsfeste Mindestlöhne und Rente.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von “Evangelisches Frankfurt”. Foto: Rolf Oeser

Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland wird größer. Dieser Befund des Entwurfes des Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung ist nicht überraschend. Immer mehr Vermögen wird vererbt, immer weniger wird durch Erwerbsarbeit erwirtschaftet. Die Konsequenz: Diejenigen, die über Kapitalvermögen verfügen, werden reicher – trotz Finanzkrise.

Die anderen schauen in die Röhre. Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen inzwischen mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens, der unteren Hälfte der Haushalte bleibt gerade mal ein Prozent. Wer von Arbeit leben muss, ist dem Arbeitsmarkt ausgeliefert. Zwar ist die Zahl der Arbeitslosen zurückgegangen, doch die Zahl der „atypischen“ Beschäftigungsverhältnisse, also Teilzeitstellen und Minijobs, hat sich von 20 auf 25 Prozent erhöht.

Niedriglohn heute führt zu Niedrigrente morgen

Für die ältere Generation besteht derzeit noch kein erhöhtes Armutsrisiko, aber selbst die Bundesregierung sorgt sich über die Auswirkungen solcher atypischen Beschäftigungsverhältnisse auf die Rente. Der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werks in Hessen und Nassau (DWHN) Wolfgang Gern fordert deshalb: „Es ist längst überfällig, dass der Zusammenhang von Niedriglohn heute und Niedrigrente morgen öffentlich wahrgenommen wird.“

Es sei unverständlich, dass die Zunahme prekärer Beschäftigung im ersten Hessischen Sozialbericht als „positiv“ im Sinne einer erfolgreichen Senkung der Arbeitslosenquote gedeutet werde, so Gern. Dadurch werde das Problem der Altersarmut heruntergespielt. Eine „insgesamt reiche Gesellschaft“ wie Deutschland müsse politisch für „armutsfeste“ Mindestlöhne und Mindestrente für alle Menschen sorgen.

Immerhin: Kinderbetreuungsplätze werden mehr

Positiv ist zu vermerken, dass der Armutsbericht der Bundesregierung eine deutliche Zunahme von Kinderbetreuungsplätzen konstatiert. Die Plätze für Kinder ab einem Jahr haben sich demnach seit 2006 auf mehr als 500?000 verdoppelt. Auch gehen heute doppelt so viele Jungen und Mädchen in die Ganztagsbetreuung einer Grundschule. Allerdings merkt selbst der Bericht kritisch an, dass trotz der Investitionen die eingesetzten Mittel für die frühkindliche Bildung und Betreuung von Kindern unter sechs im internationalen Vergleich „immer noch weit unterdurchschnittlich“ sind. Mit 0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liege man deutlich hinter anderen Ländern zurück. In Ländern wie Dänemark oder Schweden betrage dieser Anteil, so die Regierungsanalyse, das Dreifache.

Ob dieser Zahlen warnen Beobachter vor einem Auseinanderfallen der Gesellschaft. Es bleiben zwei große Aufgaben: Bildung und Alterssicherung. Es wird da-rauf ankommen, Kapitaleinkünfte an den Bildungskosten zu beteiligen, und es müssen Wege gefunden werden, Altersarmut zu vermeiden.

Kurt-Helmuth Eimuth, evangelisches Frankfurt 15.10.2012