Archiv für Andachten

Lutherzwerge

Andacht, 6. 9. 2010

St. Peterskirche, Frankfurt

Kurt-Helmuth Eimuth

Heiliggeistkirche

Orgel

Lied: EG 447, 1-3,7 Lobet den Herren

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Morgengebet: Nr. 815

Luthers Morgensegen

Ich danke dir, mein himmlischer Vater,

durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,

dass du mich diese Nacht

vor allem Schaden und Gefahr behütet hast,

und bitte dich,

du wollest mich diesen Tag auch behüten

vor Sünden und allem Übel,

dass dir all mein Tun und Leben gefalle.

Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele

und alles in deine Hände.

Dein heiliger Engel sei mit mir,

dass der böse Feind keine Macht an mir finde.

Amen.

Lied: EG 124, 1-4 Nun bitten wir den heiligen Geist

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich weiß ja nicht, was Sie von Gartenzwergen halten. Für mich sind sie ehrlich gesagt stark gewöhnungsbedürftig.

Ja, sicher, Gartenzwerge kommen heute in allerlei Gestalt daher. Als Bundeskanzler, als Eintracht-Fan und nun gibt es auch Lutherzwerge. Erstmals seit dem 19. Jahrhundert zeigt sich der Marktplatz von Wittenberg ohne die Denkmäler der beiden berühmten Reformatoren Luther und Melanchthon – dafür mit 800 Lutherzwergen.

Die Standbilder von Luther (1483-1546) und Melanchthon (1497-1560) sind für eine umfassende Restaurierung abgebaut worden. Der Berliner Kaiser, Friedrich Wilhelm III., hatte damals die Aufstellung angeordnet, auch zum größeren Ruhme seiner Kirche, getragen vom Bündnis von „Thron und Altar.“ Und überall in deutschen Landen entstanden im 19. Jahrhundert die mächtigen Luther-Denkmäler: 1868 wurde das Lutherdenkmal in Worms, wo Luther 1521 vor dem Reichstag stand, enthüllt, das größte Reformationsdenkmal der Welt von Ernst Rietschel steht vor der Frauenkirche in Dresden um nur zwei zu nennen.

In Wittenberg traten die Miniaturfiguren des Reformators Luthers an die Stelle des großen Vorbilds. Sie sollen zum Nachdenken über die Reformation anregen, im Vorfeld der großen Reformationsfeier aus Anlass des Thesenanschlags im Jahre 1517.

Der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl hat sie in den Farben rot, schwarz, grün und blau in Wittenberg aufstellen lassen. Hörl sagte, er wolle mit seinen Figuren „einen Impuls setzen und den Menschen ihren persönlichen Luther mitgeben, mit dem sie sich dann individuell, undogmatisch auseinandersetzen können“. Die Kunststofffigur hat wie die Denkmalvorlage eine Bibel in der Hand und ist einen Meter hoch. „Luther hat sich immer ganz klein gemacht“, behauptet Hörl. Der Kunstprofessor stellt gerne kleine Produkte her. 2003 hat er ganz viele kleine Dürer-Hasen auf dem Nürnberger Hauptmarkt aufgestellt, 2004 zur Olympiade kamen 10.000 Eulen nach Athen und in Bayreuth Wagner-Hunde auf die Parkbänke, dann – ebenfalls provozierend – in Straubing 1.250 Nazigarten-Zwerge mit dem sogenannten „deutschen Gruß“ der NS-Zeit.

Die „Lutherzwerge“ genannten Figuren sind umstritten. So bezeichnete der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer die Figuren als „Plaste-Luther“ in rot, grün und blau, die „einfach nur peinlich“ seien. Wortgewaltig wie Luther und ebenso bissig schlägt Schorlemer vor, einen Schlitz zum Geldeinwurf in die Zwerge zu schneiden: »Wenn das Geld im Köpfchen klingt, Luther aus dem Zwerglein springt.« Wirft man 50 Cent rein, predigt er gegen die Vogelfänger. Wirft man einen Euro rein, so liest er einen lieben Brief an Herrn Käthe. Für zwei Euro wütet er gegen Papst, Juden und Türken. Für zehn Euro hört man ein Gleichnis auf unsere Gegenwart: »Wer hat, dem wird gegeben. Und wer nicht hat, dem wird auch noch genommen, was er hat.« Und weiter schreibt Schorlemmer in der Zeit:

„Deprimiert schaut er drein; aus so einem traurigen Zwerg kommt kein fröhlicher Furz.“… Und das Fazit des ehemaligen Direktors der Evangelischen Akademie in Wittenberg und Bürgerrechtlers: “Gegen Ablasshandel half noch Thesenanschlag. Gegen Kulturmarketing hilft nicht einmal Beten. Ach, verehrter Bruder Martinus, du »alter stinkender Madensack«, du frommer, mutiger, begnadeter Prediger, du anrührender Beter und maßlos Schimpfender, hilf mir schimpfen!“

500 Jahre nach dem Thesenanschlag, der als Beginn der Luther-Reformation gilt, hat sich in der evangelischen Kirche in Deutschland einiges verändert. Im Laden der EKD gibt es nicht nur Aufkleber und Poster zur Lutherdekade, sondern auch Lutherkeks, Luthertaschen und einen Stempel zu Lutherdekade. Die EKD nennt diese Zwerge, die man für 250 Euro käuflich erwerben kann – signiert 500 Euro – „Luther-Botschafter“, die protestantische Inhalte vermitteln und zur Auseinandersetzung mit dem Reformator anregen sollen.

„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, hatte Jesus denen gesagt, die ihm nachfolgen und denken wollten wie er (Mt 7,16). „Die Multiplizierung schafft eine Präsenz, die Martin Luther und der Auslegung seiner Lehre gerecht wird. Sie steht als Anregung und soll zu einer ganz persönlichen und undogmatischen Auseinandersetzung führen, “ meint Professor Ottmar Hörl.

Die Organisatoren wehren sich gegen die Kritik. Die Lutherzwerge sollen auf das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 hinweisen und als „Botschafter“ die Lehre von Martin Luther „in die Welt tragen“. Luther gehöre in den Alltag, daran sollen und werden die Figuren erinnern. Sie könnten ein Stachel sein, wenn die reformatorischen Ideen von vor 500 Jahren auf die Realität heute prallen.

Luther selbst war ja davon überzeugt, dass man verständlich für die Menschen sein muss oder wie er es drastisch sagte, dem Volk aufs Maul zu schauen habe.

Im seinem berühmten Sendbrief vom Dolmetschen (1530) hat Luther die Prinzipien seiner Bibelübersetzung eindrucksvoll dargelegt und verteidigt. Er schreibt u. a.:

»man mus nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen, wie man sol Deutsch reden, wie diese esel thun, sondern, man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen, so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet.«

Deutsch mit ihnen reden Was bedeutet das in einer Mediengesellschaft? Was bedeutet dies für eine Kirche, die nicht mehr Volkskirche ist?

Muss man sich da nicht die medialen Gewohnheiten der Adressaten zu Nutze machen? Nur so kann man den Juden ein Jude und den Griechen ein Grieche sein, wie es einst Paulus forderte.

Wir stehen hier in der Peterskirche. Sie wird genutzt als Jugendkulturkirche. Dies ist genau so eine Übersetzungsarbeit. Vor über 500 Jahren wurde die erste Peterskirche als Kapelle hier nebenan gebaut, weil die Menschen nicht so weit zum täglichen Gebet vom Feld kommend laufen wollten. Heute müssen wir andere Formen finden, um etwas von der Botschaft weiterzugeben.

Und auch wir liebe Kolleginnen und Kollegen sind ja auch in unserer Arbeit täglich Botschafteinnen und Botschafter eben dieses einen Gottes. Lassen Sie uns darum bitten, dass wir stets den richtigen Ton treffen und verstanden werden.

Lied: EG, 362, 1, 2 +4 Ein feste Burg ist unser Gott

Mitteilungen:

Gebet:

Wir bitten dich, Gott, für unsere Kirche

Hilf, dass sie zu einem Ort wird,

an dem dein Wort und deine Liebe lebendig werden.

Wir bitten dich für das Miteinander der Völker.

Lass nicht zu, dass Misstrauen und Ungerechtigkeit

unsere Welt spalten.

Wir denken an die Schwachen und Kranken.

Hilf ihnen, dass sie sich ihrer besonderen Stärken bewusst werden.

Schenke uns Geduld miteinander.

Wir bitten dich, Gott, für alle,

die in Kirche und Gesellschaft kritisch ihre Stimme erheben.

Hilf ihnen, dass sie nicht zerrieben werden.

Lass sie für uns zu einem bleibenden Stachel werden.

Wir bitten für uns selbst.

Dass wir weder falschen Idealen nachlaufen noch resignieren.

Gib uns Ahnungen von deinem Weg und stärke uns für ihn.

Mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat, beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib unsheute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott, segne uns und behüte uns

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.

Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,

dass wir leuchten für andere.

Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest

im Glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod. Amen.

Lied: EG 421, Verleih uns Frieden

Peterskirche

Ökumene

Peterskirche, 10. Mai 2010

Kurt-Helmuth Eimuth

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben uns hier zusammengefunden in der Kapelle der Jugendkulturkirche Sankt Peter. Die letzte Woche hat einschneidende Veränderung gebracht. Der Umzug vom Dominikanerkloster in einen Verwaltungsbau in die Bleichstraße liegt hinter uns. Wenn es auch nur auf Zeit ist, so ist es doch ein Abschied. Wir alle hoffen, dass der Umbau schön wird und wir das umgebaute Kloster wieder in Besitz nehmen können.

Nun sind wir hier im Turm der Peterskirche. Biografisch bin ich mit dieser Gemeinde und ihrer Kirche vielfältig verwoben. In dieser Gemeinde wurde ich vor gut einem halben Jahrhundert getauft. Nein, nicht hier in der Kirche, sondern oben an der Eckenheimer landstraße im Saal der heutigen Gethsemanekirche. Denn die Peterskirche wurde erst als letzte der Dotationskirchen 1965 wieder aufgebaut. Später wurde dann unsere Tochter hier getauft und konfirmiert und ich engagierte mich im Kirchenvorstand.

Gebaut wurde Sankt Peter als Kapelle vor den Toren der Stadt, damit die die auf dem Felde vor den Stadttoren arbeiteten einen kurzen Weg hatten, denn im Mittelalter begann der Tag und endete der Tag in der Kirche. Datiert wird der Bau der ersten Peterskapelle an der Schäfergasse also dort wo heute die e-Kinos sind, auf das Jahr 1331. Stifter war wohl ein Peter Apotheker, der eben die Kirche nach seinem Namenspatron Petrus benannte. Die erste Peterskirche wurde nach dem Zerfall der Kapelle im Jahre 1417 an gleicher Stelle, etwa auf der Höhe des Schulhofes der Liebfrauenschule, im Jahre 1417 errichtet. Sie war katholisch, denn die Reformation war noch in weiter Ferne und dem Erzbischof von Mainz zugeordnet. Erst 1531 erreichte die Reformation auch die Petersgemeinde. 480 Jahre diente die alte Peterskirche der christlichen Gemeinde bis sie zerfiel. Die Bürger beschwerten sich. Von Fäulnis, Gestank, Schmutz und Brüchigkeit war die Rede. Die alte Peterskirche wurde abgerissen und an anderer Stelle, auf dem Peterskirchhof, dem heutigen Standort, 1895 wieder aufgebaut. Es war eine große und prächtige Kirche mit bis zu 1200 Sitzplätzen. Damit war die Peterskirche das größte evangelische Gotteshaus. Am 20. März 1944 brannte sie in den Bombennächten aus.

1965 wurde die wiederaufgebaute Kirche der Gemeinde übergeben. Sie wurde in die vorhandenen Grundmauern gebaut, jedoch radikal verändert. Die Achse des Innenraums wurde um 90 Grad gedreht, damit die Bänke im Halbkreis angeordnet werden konnten. Denn die neue Peterskirche sollte eine Predigtkirche sein. 2007 erfolgt mit dem Umbau zur Jugendkulturkirche wieder eine radikale Änderung. Und die Gemeinde nutzt die beiden anderen Kirchen im Nordend. Übrigens keine so neue Idee: Bereits um 1890 diskutierte man, ob die Peterskirche nicht besser in den neu entstehenden Stadtteil an die Eckenheimer Landstraße zu bauen wäre.

Über all die Jahrhunderte war die Kirche ein Ort an dem die Menschen ihre Sorgen aussprechen aber hoffentlich auch wieder Hoffnung schöpfen konnten.

„Damit ihr Hoffnung habt.“ Dieser Satz aus dem 1. Petrusbrief ist die Losung für den 2. Ökumenischen Kirchentag, der am Mittwoch in München eröffnet werden wird.

In einer Zeit, die von einer Vertrauenskrise geprägt ist –wirtschaftlich, politisch und sozial, bei uns und in der Welt ist dieser Satz ein starker Kontrapunkt.

„Wir wissen, dass wir dieses Zeugnis nur dann glaubwürdig geben können, wenn wir auf der Suche nach der sichtbaren Einheit aller Christinnen und Christen bleiben“, heißt es in der Einladung nach München. Der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 war hierzu ein wichtiger Schritt. „Weil das Gemeinsame stärker wiegt

als das Trennende, verstehen wir den 2. Ökumenischen Kirchentag als Baustelle der Ökumene. Wir wissen uns verbunden mit der weltweiten ökumenischen Bewegung. Die christliche Einheit ist Gottes Gabe und unsere Aufgabe.“, so der Text weiter

Christsein heute heißt: Ökumene vorantreiben

Die ökumenische Landschaft in Deutschland hat sich seit 2003 verändert. Vieles, was in Berlin geschehen ist, hat zu neuen Entdeckungen der ökumenischen Vielfalt geführt, zu gegenseitiger Annäherung beigetragen und Abgrenzungen überwunden. Anderes hat Spannungen hervorgerufen und gezeigt, dass es des offenen theologischen Gespräches weiterhin bedarf. Doch der Weg auf die sichtbare Einheit der Kirche hin ist unumkehrbar eingeschlagen.

So soll auch der 2. Ökumenische Kirchentag einen Raum schaffen, in dem sich Christinnen und Christen aus den vielfältigen Traditionen der Ökumene begegnen und die Kenntnis voneinander vertiefen können.

Die Charta Oecumenica, auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag von den Kirchen katholischer, evangelischer, freikirchlicher, orthodoxer und anglikanischer Tradition feierlich unterzeichnet, bleibt dabei Grundlage und Verpflichtung. Was bereits an gemeinsamen Gottesdiensten und liturgischen Feiern möglich ist, soll auch in München zum Ausdruck kommen, ohne dabei die ökumenischen Partner zu

vereinnahmen oder auszugrenzen.

Christsein heißt: die Vielfalt achten

Der 2. Ökumenische Kirchentag fragt, was Christsein in der Welt und für die Welt heute bedeutet. Christinnen und Christen stehen vor neuen Herausforderungen: Die deutsche Gesellschaft ist religiös pluraler geworden. Prozesse der Säkularisierung und ein neues Interesse an den Religionen überlagern sich. Zwei Drittel der Bevölkerung verstehen sich als Christen, doch verflüchtigen sich Selbstverständlichkeiten einer christlich geprägten Gesellschaft. Wir Christinnen und Christen sind aufgefordert, uns den Herausforderungen des Pluralismus zu stellen und seine Chancen zu nutzen. Die wachsende religiöse Vielfalt erlaubt, Profil durch die Klarheit im Glauben und durch Wahrhaftigkeit in unserem Handeln zu gewinnen.

Wichtige Voraussetzung ist die vorbehaltlose Begegnung und das offene Gespräch mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen. „Wir wollen miteinander reden, lernen, streiten – über Gottesbilder und Glaubensvollzüge, über unsere Berufung in der Welt und über die Grundlagen des Zusammenlebens in

Freiheit, Mitmenschlichkeit und Solidarität. Je vielfältiger unsere Gesellschaft ist, umso dringlicher wird es, dass alle Religionen und Weltanschauungen zu den kulturellen Voraussetzungen beitragen, auf denen die freiheitliche Demokratie beruht. Einen solchen Beitrag will der 2. Ökumenische Kirchentag leisten.

I

Christsein heißt: Verantwortung übernehmen

Die moderne Gesellschaft braucht Maßstäbe, die Orientierung für das individuelle wie für das kollektive Handeln bieten. In die Auseinandersetzung um solche Maßstäbe gilt es, das christliche Erbe einzubringen.

Aus der gemeinsamen Verpflichtung, Zeugnis von der bedingungslosen Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes und von der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen zu geben, setzen wir uns ein für die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Wo wir sie uneingeschränkt achten und schützen, wird freies und

selbst verantwortetes Handeln möglich. Armut und Benachteiligung begrenzen die persönliche Entfaltung und die Teilhabe am sozialen Leben in besonderer Weise. Deshalb wird der Ruf nach Gerechtigkeit – regional, national wie global – ein Schwerpunkt des 2. Ökumenischen Kirchentages sein.

In Teilen unserer Gesellschaft herrscht Unfrieden, in vielen Regionen unserer Welt ist Krieg. In der Nachfolge des Friedensstifters Jesus Christus treten wir für jene ein, die unter Gewalt leiden. Wir engagieren uns für Frieden, für Menschenrechte und Gerechtigkeit in der globalen Welt. Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag bekennen wir uns öffentlich zu dieser, die ganze Christenheit einenden Verpflichtung.

„Damit ihr Hoffnung habt“, ein wirklich hoher Anspruch der Initiatoren des Ökumenischen Kirchentages.

Christen und Christinnen hatten zu allen Zeiten die Vision von einer besseren Welt.

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen“ Diese Vision aus der Offenbarung hat der Maler Charles Crodel zur Vorlage seines Fensters an der Nordseite, heute überd er Bühne, gemacht. Das himmlische Jeruasalem ist eine Vision des Glaubens. Sie weist in ein neues Leben, weit über den Tod hinaus. Sie lebt von der Gewissheit der ewigen Gemeinschaft Gottes mit den Menschen. Dass ist die Verheißung, die über Abschied und Trauer hinweg Hoffnung und Gwißheit schenkt.

Charles Crodel, der nicht nur die Fenster hier in der Peterskirche sondern auch die der jakobskirche, der Katharinenkirche und der Dreikönigskirche gestaltete, hat das künftge Jerusalem inmitten eines Blaus gefasst. „Die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie durchscheindendes Glas…Die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.“ Der ehemalige Pfarrer der Katharinenkirche Joachim Proescholdt schwärmt geradezu von diesem Fenster wenn er feststellt: In dem großartigen visionären Bild kommt Crodel der Malkunst eines Paul Klee nah und übertrifft ihn gar. In diese Glasmalerei kann sich der Betrachter hineindenken und hineinglauben. Er erkennt das himmlische Jerusalem mit seinen zwölf perlengeschmückten Toren und Mauern.

Sicher haben Sie Gelegenheit sich dieses und die anderen Fenster Crodels einmal anzuschauen.

Damit ihr Hoffnung habt. Dieser Satz aus dem Petrusbrief war für die Menschen in biblischer Zeit sehr konkret. „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;“

Wir alle brauchen diese Hoffnung, die uns Gott zusagt.

Euer Herz erschrecke nicht

Andacht

  1. 1. 2010

Lied: EG 443, Aus meines Herzens Grunde 1+2, 6+7,

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Psalm: 84, Nr. 734

Lied: EG 72, O Jesu Christe, wahres Licht 1- 3 + 5

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“ – so lautet die Losung, die uns für das neue Jahr 2010 mit auf den Weg gegeben ist.

Das ist eine wunderbare Zusage. Und obgleich uns der Alltag schon längst eingeholt hat, so stehen wir doch erst am Beginn eines neuen Jahres. Ein Jahr mit vielen Unbekannten, aber auch ein Jahr voller Hoffnung. Wird alles gut wird oder kommt doch Schweres auf uns zu.

Gerade wir in der Kirche diskutieren ja schon seit Jahren, dass die Rahmenbedingungen schwerer werden. Die Kirchensteuereinnahmen gehen massiv zurück, die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt.

Die Jahreslosung für 2010 ist zuallererst eine Ermutigung: nicht erschrecken! Habt keine Angst! Mit Gottvertrauen sollen wir in das neue Jahr gehen: Glaubt an Gott und glaubt an mich.

Hört sich vielleicht etwas naiv an, doch erdet uns dieser Satz. Es hängt nicht alles von mir ab. Es gibt auch noch eine andere Macht, die Macht, die den Tod überwindet, die Kraft, die uns alle trägt.

Kirchenpräsident Volker Jung hat hier im Dominikanerkloster darauf hingewiesen, dass eben nicht alles von uns abhängt. Aus Anlass der Einführung eines Qualitätsentwicklungssystems unter dem Signet Qualitätsfacetten, was künftig das Facettenkreuz ergänzt, wies der Kirchenpräsident darauf hin, dass eben der Mensch nicht perfekt ist. Auch ein Qualitätsentwicklungsprozess wird daran nichts ändern. Gleichwohl sind wir dazu angehalten das Beste zu tun, uns selbst ständig zu überprüfen und Abläufe zu optimieren. Aber Gott Lob, perfekt sind wir und werden wir nicht.

„Alles wird gut!“ Dieser Satz von Nina Ruge stand wohl auf zahlreichen Weihnachtskarten. Ein schöner Satz, dem man gerne zustimmen würde. Doch wird alles gut? Ist das die christliche Botschaft der Jahreslosung?

„Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“

Auf wundersame Weise wollen wir ja, dass alles gut wird. Wir haben uns bis vor kurzem noch ein Frohes Neues Jahr gewünscht. „Alles wird gut!“ Ist das die christliche Botschaft, die uns die Jahreslosung mitgibt? Eine Hoffnung ist das schon. Alles soll gut werden! Ein neues Jahr beginnt. Da wünschen sich viele Menschen, dass die Sorgen unserer Welt irgendwie aufgehoben sein könnten.

Aber leider ist eben nicht alles gut. Wir haben allen Grund, zu erschrecken.

Da gibt es im reichen Europa Armut. 2010 ist das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie in Norwegen und Island. Die Schirmherrschaft für die Aktion hat in Deutschland die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann übernommen.

Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen wird in der Presse so zitiert: „Eine wohlhabende Gesellschaft muss umtreiben, dass bestimmte Gruppen auf Dauer von Armut gefährdet sind: Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, Personen ohne Berufsabschluss. Es ist fatal, wenn sich Erfahrungen des Scheiterns und der Ohnmacht über Generationen hinweg in den Köpfen eingraben. Deswegen müssen wir allen von Armut betroffenen Menschen auch etwas zutrauen. Sie brauchen zum einen konkrete Angebote und Unterstützung, die sie in die Lage versetzen, auf Dauer auf eigenen Beinen zu stehen. Das kann für die Alleinerziehende der Kitaplatz sein, der ihr Arbeit ermöglicht oder für einen Jugendlichen das nachgeholte letzte Lehrjahr. Unverzichtbar ist jedoch eine zweite Komponente, damit die Brücke raus aus der Armut trägt: Das sind Menschen, die – häufig im Ehrenamt – Betroffene bestärken und vor dem Straucheln bewahren, wenn neue Hindernisse auftauchen. Die Schlüsselbegriffe heißen Zuwendung, Bildung und Teilhabe. Das Europäische Jahr unter dem Motto ‚Mit Neuem Mut‘ soll in diesem Sinne ein starkes Signal geben.“

Die Schirmherrin, Margot Käßmann ergänzt: „Armut und soziale Ausgrenzung sind eng verbunden; beide beschädigen das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Besonders besorgniserregend ist es, wenn Kinder keine Hoffnung haben, aus der Armut herauszukommen. Ich hoffe, dass das Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung hilft, dass unsere Gesellschaft dafür ein Bewusstsein entwickelt und Wege findet, wie vor allem Kinder faire Startchancen für ihren Weg ins Leben bekommen. Armut bedeutet oft mangelnde Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass wir in einer solidarischen Gesellschaft Chancengerechtigkeit für alle erreichen.“

Es war die Ratsvorsitzende selbst, die durch eine kurze Passage in ihrer Neujahrspredigt nicht nur auf einen weiteren Missstand hingewiesen, sondern auch eine notwnedige Diskussion in Gang gesetzt hat. Käßmann äußerte sich zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Offenbar kannten viele ihrer männlichen Kritiker den Wortlaut der Predigt nicht.

Wörtlich sagte Käßmann am Neujahrstag in der Dresdner Frauenkirche: „Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt….“ Soweit Margot Käßmann.

Nein, es ist nicht alles gut. Aber trotzdem müssen wir nicht deprimiert oder mit gesenktem Haupt ins neue Jahr gehen. „Seht auf und erhebt eure Häupter“ heißt es in der Bibel.

Aber ja doch! Wir glauben an den auferstandenen Christus und nicht an einen Toten. Wir haben Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus. Deshalb können wir die Spannung aushalten zwischen Erschrecken und Gottvertrauen, zwischen Ängsten und Mut zur Weltverbesserung. Wir können fröhlich feiern, ohne Fassaden. Denn unser Glaube blendet Leid und Kummer in der Welt nicht aus!

Hören wir also! Gehen wir unseren Weg – von Gottvertrauen getragen. Unser Leben steht unter der Zusage: „Euer Herz erschrecke nicht!“ Das leben wir, davon singen wir, darauf vertrauen wir auch am Beginn eines neuen Jahres, am Beginn einer neuen Woche. Das ist eine ganz eigene Melodie für unser Leben und eine ganz andere Hoffnung, auf die wir bauen.

So wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Neues Jahr.

Amen.

Lied: EG 369, Wer nur den lieben Gott lässt walten 1-3, 7

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, du Licht der Welt

lass deinen Stern auch in unserem Leben aufgehen,

damit wir erfahren, dass unsere Suche keine Irrfahrt ist,

sondern ein Heimweg zu dir.

Zeige uns auch in diesem neuen Jahr,

wo wir dich finden können, wo du uns nahe kommst.

Lass dein Licht in unser Leben scheinen,

damit wir uns selbst annehmen können, so wie wir sind

und dann auch unsere Mitmenschen.

So bitten wir dich auch für das, was uns am Herzen liegt:

für das, was uns in diesen Tagen beschäftigt hat,

für die Menschen, die uns nahe stehen

und auch für die, mit denen wir es nicht leicht haben.

Gott, hilf uns, dich in unseren Schwestern

und Brüdern wiederzuerkennen.

Lass uns achtgeben auf Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Wir bitten dich für diejenigen,

die Dunkelheit in ihrem Leben erfahren,

für die Einsamen und Kranken,

für die Enttäuschten und Verbitterten,

für alle, die sich selbst im Wege stehen

und ihre Hoffnungen begraben haben:

schenke ihnen neue Zuversicht.

Gott, dein Licht will sich ausbreiten.

Lass es auch unter uns hell werden.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor Dich

mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott segne und behüte uns,

Gottes Licht wärme uns,

Jesus Christus leuchte unseren Weg aus,

Heiliger Geist, lichte unser Leben

Gehet hin in Frieden. Amen.

Pilgern

Andacht, Pilgern

14.9.2009

Kurt-Helmuth Eimuth

Lied: EG 445, Gott desHimmels,1,2, 5

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Psalm 146, Nr. 757

Lied: EG 395, 1-3 Vertraut den neuen Wegen

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Ich bin dann mal weg – So lautet der Titel eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre. 2006 erschien der Reisebericht des Entertainers Hape Kerkeling. Untertitel : Meine Reise auf dem Jakobsweg.

Hape Kerkeling beschreibt die Erlebnisse seiner Pilgerreise nach Santiago de Compostela im Jahr 2001. Auslöser für die Entscheidung, den Jakobsweg zu gehen, war ein Hörsturz sowie die Entfernung seiner Gallenblase. Kerkeling beschäftigte sich zudem mit Shirley MacLaines Buch „Der Jakobsweg: eine spirituelle Reise“, in dem die Autorin unter anderem von ihren verschiedenen bisherigen Reinkarnationen berichtet und ihre Reise mit zahlreichen Erlebnissen ausschmückt.

Kerkeling musste sich wie alle Pilger mit den physischen und psychischen Anforderungen einer solchen Reise auseinandersetzen. Er lernt dabei nicht nur sich selbst und seinen Glauben, eine – Zitat – „Mischung aus Buddhismus mit christlichem Unterbau“, besser kennen, sondern trifft auch auf die verschiedensten Menschen, deren Charaktere er sehr plastisch beschreibt. Im amüsant plaudernden Ton schildert Kerkeling seine Erfahrungen, und reflektiert über den Sinn des Lebens. Mit dem „klassischen“ christlichen Pilger sucht er keinen Kontakt, er schätzt sie umschreibend als „nicht lernfähig“ ein (Zitat: „Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben…“). Stattdessen ziehen ihn „Sonderlinge und Exoten“ an, er macht Erfahrungen mit heiratswilligen Südamerikanerinnen, Spießern, Kirchenkritikern, Esoterikern und Spiritisten an.

Die inzwischen 3 Millionen verkauften Exemplare zeigen, dass es ein Bedürfnis nach inneren Erfahrungen gibt.

Seit dem Mittelalter haben Pilger aus Nord- und Mitteleuropa Santiago de Compostela als Ziel. Denn in Santiago de Compostella soll – der Legende nach – das Grab des Apostel Jakobus liegen.

Allerdings sei hier nebenbei angemerkt, dass es keine Anhaltspunkte für die Echtheit des Grabes gibt. Nach der Apostelgeschichte wurde Jakobus zwischen 41 und 44 nach Chr. durch Herodes Agripa, der über Judäa herrschte, enthauptet. Der Legende nach hätten seine Schüler den Leichnam in ein Schiff ohne Besatzung gelegt, das später in Galicien im Nordwesten Spaniens anlandete. Helfer setzten ihn weiter im Landesinneren bei. Dann geriet das Grab in Vergessenheit. Nach der Wiederentdeckung im 9. Jahrhundert wurde darüber eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale errichtet, um die herum sich der Pilgerort Santiago de Compostela entwickelte und zu der die Jakobswege führen.
Allerdings sind die ältesten Quellen, die von Jakobus in Spanien sprechen aus dem 9. Jahrhundert – vorher war weder von ihm noch von seiner Verehrung und von Pilgerreisen die Rede. All dies begann erst nach dem 9. Jahrhundert. Auch Martin Luther hielt das Grab nicht für echt. Er spottete mit heftigen Worten gegen das Pilgern, weil er darin vor allem eine Geschäftemacherei mit dem Glauben sah. Deshalb war das „Geläff“ für ihn „Narrenwerk“. „Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt“, spottet er über den Pilgerweg nach Santiago di Compostela.

Wie dem auch sein mag, all das hindert die Pilger nicht und ob das Grab echt ist oder nicht, darum geht es beim Pilgern nicht. Vielmehr ist das Unterwegssein, das Pilgern selbst das Ziel.

Jakobus galt als Schutzpatron für die Pilger und – neben anderem – auch als Schutzpatron für das Wetter.

Nicht zu verwechseln ist Jakobus übrigens mit dem gleichnamigen Bruder Jesu. Jakobus der Ältere wird er deshalb auch genannt.

Nach dem Mt und Lk-Evangelium gehört er zusammen mit seinem Bruder Johannes neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern Jesu:

Es heißt dort: (Mt 4,21)

Und als Jesus von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie.

Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.

Jakobus – so schildert ihn Mt – hat anscheinend nicht gezögert, hat alles stehen und liegen gelassen – die Netze, die Arbeit, die Familie – und ist aufgebrochen – mit Jesus, dem Wanderprediger.

Somit führt das Pilgern, das ungesicherte Unterwegs-sein zurück in die Anfänge des Christentums.

Denn ein unstetes , ungesichertes Leben haben sie wohl geführt – die ersten Jünger. Ohne festes Dach über dem Kopf, ohne Rückzugsort, umherwandernd – von der Hand in den Mund lebend, angewiesen auf die Hilfe der Menschen, denen sie begegneten.
Von beidem erzählen die Evangelien:

Vom unbehaust sein und auch von freundlicher Aufnahme:

So warnt Jesus einen Schriftgelehrten, der ihm nachfolgen will:

Und es trat ein Schriftgelehrter herzu und sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst.

Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Und im Lukas-Evangelium heißt es:

Als sie aber weiter zogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf.

Beides gehört also zusammen: Das mutige Losziehen, das Unterwegs-sein und damit verbunden – die Angewiesenheit auf andere – und ab und zu eine Herberge, eine freundliche Aufnahme, zum Inne-halten, Erholen, Ausruhen.

Lied: EG: 614, Lass uns in deinem Namen,1-4

Mitteilungen:

Gebet:

Gott der Liebe und des Lebens

Wir danken dir, dass wir immer wieder zu Dir kommen können mit unserer Freude und unserem Dank,

aber auch mit unserem Zweifel und unserer Angst.

Wir danken Dir, dass wir Dir offen bekennen können, wo Du uns verborgen bleibst und wo wir Dich nicht verstehen.

So bitten wir Dich:

Mache uns Mut, den Weg, den Du mit uns gehen willst, weiterzuverfolgen.

Gib, dass wir uns nicht abschrecken lassen

Von den Hindernissen und Beschwernissen,

die auf diesem Weg liegen:

von dem Elend und dem Leid,

auf das wir auch keine Antwort wissen;

von der Ungerechtigkeit und dem Unfrieden,

gegen die wir scheinbar nichts ausrichten können mir unserer kleinen Kraft;

von dem Unglauben und dem Unverständnis,

die uns betroffen machen

und an denen wir kaputtzugehen drohen;

von der Kälte und Gefühllosigkeit,

die uns frieren und erstarren lassen;

von unserer eigenen Mutlosigkeit

und unserem eigenen Kleinglauben,

die uns zum Rückzug verleiten wollen, wo wir voranschreiten sollten.

Wir danken Dir, dass Du an uns glaubst,

auch wenn uns der Glaube fehlt;

dass Du uns vertraust, auch wenn es uns an Vertrauen mangelt;

dass Du bei uns bist, auch wenn wir meinen, Du seist uns fern.

So sende uns Deinen Geist

Und lass uns von hier aus aufbrechen mit neuem Mut und neuer Kraft.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor Dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421 (1)

Mensch wo bist du?

Andacht, Kirchentagsmotto:

Mensch wo bist du?

18. 5. 2009

Orgel

Lied: EG 455 (Solo)

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen

Gottes Hauch weckt uns zum Leben.

Jesus Christus hat unserem Leben die Richtung gegeben. In Gottes Geist wächst unser Mut, als Gottes Ebenbilder zu leben.

Amen.

Psalm: 8 Nr. 705

Lied: Ich habe dich geschaffen

Ansprache:

Wir hörten eben ein Lied zum Motto des 32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der am Mittwoch in Bremen eröffnet wird. Mensch, wo bist Du? Der Kirchentag ist ein Fest des Glaubens und zugleich eine Plattform für kritische Debatten zu brennenden Themen unserer Zeit. Gottesdienste und Diskussionen, Nachdenken, Singen und Beten gehören hier zusammen. 2500 Veranstaltungen sind geplant. Unter dem Motto Mensch, wo bist Du? werden sich im Norden unserer Republik 300.000 Christinnen und Christen treffen, um zu diskutieren, nachzudenken und zu feiern. Das Lied „Ich habe dich geschaffen“ hat Eugen Eckert getextet und es hat Eingang in das Kirchentagsliederheft gefunden.

Das Lied nimmt das Motto des Kirchentages auf. Mensch, wo bist Du?

So fragt Gott Adam und Eva, als diese sich vor ihm verstecken. Im Paradies. Nachdem sie die verbotene Frucht gekostet haben.

Die Urgeschichte der Bibel stellt die Grundfragen des menschlichen Seins: Woher kommt der Mensch? Was ist seine Bestimmung? Wo ist der Platz des Menschen in der Schöpfung? Woher kommt die Freiheit? Warum gibt es das Böse?

In den Schöpfungsberichten der Bibel ist der Mensch geschaffen nach dem Bild Gottes. Der Mensch ist gottähnlich. Menschen verfügen über geistige Fähigkeiten. Sie wirken mit an Gottes Schöpfung, geben den Tieren Namen, sollen das Leben pflegen und bewahren.

Wenig niedriger als Gott. So sieht die Bibel den Menschen. Aber kann der Mensch der Versuchung widerstehen, Gott gleich zu werden? Gegen Gottes Verbot essen Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis. Sie erkennen ihre Sterblichkeit und es beginnt die Geschichte der Freiheit. Menschen sind in der Lage, sich frei zu entscheiden, für oder gegen Gott, für oder gegen das Gute. Freiheit und Verantwortung gehören zusammen.

„Ich habe dich geschaffen nach meinem Bild und Plan ich gab dir einen Garten und gut fing alles an. Dann wolltest du entscheiden, was gut und böse ist.“ textet Eugen Eckart. Der Mensch wollte seine Freiheit, wollte scheinbar mehr, als das, was er, so die Erzählung, im Paradies hatte. Im Lied heißt es in der 2. Strophe: Du ließ’t dich verführen von Machtanspruch und List.“

Die vorgebliche Macht, die Menschen haben möchten, ist sicher auch heute ein maßgeblicher Grund für unethisches Handeln. Die einen wollen einfach nur bestimmen wo es lang geht, die anderen wollen ihre Macht nutzen, um einen wirtschaftlichen Vorteil zu erzielen. Und die, die ihre List einsetzen nennt man dann besonders clever.

In der dritten Strophe erinnert der Texter an die Schönheit und Vollkommenheit der Schöpfung Gottes. „Ich habe dich geschaffen und deinen Lebensraum, von meinem Atem schöpfen die Tiere, Strauch und Baum. Ich freue mich an Vielfalt, was du seit jeher vergisst.“ Die Schönheit und Vielfalt göttlicher Schöpfung gilt es zu bewahren. Eine Welt, die dieses beherzigt muss anders aussehen.

Doch trotz aller Schuld, die wir Menschen im Umgang mit Gottes Schöpfung auf uns laden, bleibt der Trost, dass Gott bei uns ist und bleibt. Es ist Gott nicht egal, wohin die Erde brandet, heißt es in dem Lied. „Missachte nicht die Zeichen kehr um. Noch bleibt dir Frist! Mahnt uns der Liedtext und und mahnt im Refrain, dass es Gott ist, der fragt: Mensch wo bist du?

Das Kirchentagsmotto fordert uns auf. Gehen wir hin: sagen wir: Hier bin ich. Dafür machen wir Kirche, dafür arbeiten wir. Sagen wir: es ist uns egal, was die anderen denken: wir fangen an. Wir fangen an mit dem anderen, dem guten Leben: für uns, für die, die am Rande der Gesellschaft stehen, für die, die an Ungerechtigkeit leiden, für die, die am anderen Ende der Welt leben, für die, die nach uns kommen. Gehen wir los!

Das Gute ist: wir sind selbst verantwortlich – aber wir sind nicht allein und das wissen wir. Wir sind unvollkommen, wir wissen darum und möchten diese Blöße allzu gern mit einem Schurz aus Feigenblättern verdecken. Aber auch Klage, Anklage und Schwäche gehören dazu. Es ist auch einmal die Rückfrage erlaubt: Gott, wo bist du denn? ER ist bei uns und der, an den wir glauben, wartet. ER geht den Weg mit uns. Und wenn er zu schwer, zu steinig, zu glitschig wird, dann wissen wir: trägt ER uns auch.

Zum ersten Mal ist die Losung eines Kirchentags eine Frage. Und das ausgerechnet in einer Zeit, wo wir schon sowieso mehr Fragen haben als Antworten.  Mensch, wo bist du? Es ist aber eben auch eine Bitte, ein Ruf; Mensch, sei da! Du kannst das. Fang an. Jetzt gleich.

Wir hören nochmals das Lied Ich habe dich geschaffen, gesungen von Julia Rother, begleitet von Frank Hoffmann.

Lied: Ich habe dich geschaffen

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, schenke uns gesundes, behütetes Leben gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

im Umgang mit schwierigen Menschen;

um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt, denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Lass uns freundlich zu den Menschen werden.

Lass uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 171

Dom Hélder Câmara

Befreiungstheologie

Andacht, Helder Camara

9.2.2009

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgel

Lied: EG 452, 1-3, Er weckt mich alle Morgen

Votum:

In Gottes Namen wollen wir beginnen

Gott ist allen Zweifelnden, Verzagten und Suchenden besonders nah.

In Jesu Namen wollen wir beginnen,

denn Jesus ließ diese Nähe Ausgestoßene, Verachtete, Verzweifelte spüren.

In der Hoffnung auf das Geschenk des Heiligen Geistes wollen wir beginnen,

um Mut und Ideen bitten, heute diese Nähe weiterzugeben.

Amen.

Psalm 31, Nr. 716

Lied: EG 593, 1-5, Licht das in die Welt gekommen

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die katholische Kirche hat ja zur Zeit so ihre Probleme. Dies ist kein Anlass zur klammheimlichen Freude. Doch just in diesen Tagen jährt sich zum einhundersten Mal der Geburtstag eines Mannes, dessen Name untrennbar mit der Befreiungstheologie und dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbunden ist: Dom Hélder Câmara. Er wurde am 7. Februar 1909 in Fortaleza (Brasilien) als elftes von dreizehn Kindern eines Buchhalters und einer Grundschullehrerin geboren. Er gehört mit Mahatma Gandhi, Martin Luther King, Albert Schweitzer und Mutter Teresa zu den Persönlichkeiten, die das soziale Bewusstsein des letzten Jahrhunderts bleibend geprägt haben. Sein Weg ist von einer steten Unruhe des Herzens gekennzeichnet, die ihn immer wieder zur persönlichen Ein- und Umkehr führte. Wie bei vielen, war auch sein Weg nicht geradlinig.

Die Befreiungstheologie ist ursprünglich eine Theologie der Armen selbst. Die Entwicklung der Basisgemeinden mit gemeinsamen, von keinen Amtsträgern geleiteten Gottesdienstformen war weit fortgeschritten, als die ersten „Befreiungstheologen“ auf dem internationalen Buchmarkt zu Gehör kamen. Ihre Autoren verstehen sich nicht als „Erfinder“ einer neuen Theologie, sondern als Sprachrohr der Unterdrückten. Diese selbst waren es, die in der Bibel ihr ureigenstes Thema, die Befreiung aus jeder Form der Sklaverei, wiederentdeckten und daraus politische Folgerungen für ihre Realität ableiteten.

1931 zum Priester geweiht, war er in den dreissiger Jahren ein glühender Anhänger der brasilianischen Klerikalfaschisten. Später sollte er dies als eine «Jugendsünde» bezeichnen. Für seinen weiteren Weg war die pastorale Tätigkeit in den Elendsvierteln von Rio de Janeiro entscheidend, ebenso die Begegnung 1950 in Rom mit Montini, dem späteren Papst Paul VI. 1952 wurde er Weihbischof von Rio de Janeiro. Im selben Jahr war er an der Gründung der brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB), deren erster Generalsekretär er wurde, massgeblich beteiligt, ebenso 1955 an der Gründung des Lateinamerikanischen Bischofsrats (CELAM). Während des Konzils gehörte er zu denjenigen, die in der ersten Sitzung die Ablehnung der kurialen Geschäftsordnung erkämpften. Ansonsten hat er keine einzige Rede bei den Plenarsitzungen im Petersdom gehalten.

Der schmächtige kleine Mann mit dem stets aufmerksamen Blick wirkte eher im Hintergrund: durch seine Gespräche mit Kardinal Montini und durch seinen Einsatz in der Gruppe der «Kirche der Armen». Nach dem Militärputsch von 1964 wurde er aus Rio de Janeiro entfernt und zum Erzbischof von Recife im armen brasilianischen Nordosten ernannt. Hier setzte er seine engagierte Tätigkeit als Armenbischof, Regimekritiker, Verteidiger der Menschenrechte und als Pionier der Theologie der Befreiung fort. Er wollte sichtbar zur Welt der Armen gehören, vermietete sein bischöfliches Palais und lebte bescheiden in einer kleinen Zweizimmer-Wohnung. Solidarität war für ihn die wichtigste Tugend: Dom Helder Camara, Erzbischof von Recife, besaß kein Auto, die Armen trafen ihn unterwegs im Bus. Er war überzeugt: Die Kirche muss sich radikal verändern, will sie sich im Ernst auf die Botschaft des armen Jesus von Nazareth beziehen.

Für die Befreiungstheologie ist die Befreiung das durchgehende Hauptthema der Bibel und die Armen und Unterdrückten die zentralen Adressaten dieser Befreiung. Dabei kommt der Exodustradition entscheidende Schlüsselbedeutung zu: Hier erscheint der Gott Israels als der, der das Elend seines Volkes sieht und die Schreie über ihre Bedränger hört (Ex 3,7). Und man beruft sich auch auf das Lukasevangelium. Dort heißt es: Er stößt die Mächtigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. (Lk 1,53)

Darum wird Erlösung als Zentralbegriff der biblischen Heilsbotschaft nicht ausschließlich spirituell verstanden, sondern als eine sozialpolitische und ökonomische revolutionäre Veränderung. Das Heil, das die Bibel verkündet, wird nicht mehr nur auf das Jenseits bezogen, sondern auf die gesellschaftliche Realität im Diesseits. Die Befreiungstheologen betonen, dass sie diese Deutung nicht willkürlich, sondern im Anschluss an den Eigensinn der Bibel gewinnen. Sie folgern daraus eine grundsätzliche Neuorientierung der Kirche an der Zukunft der Armen:

Methodisch vertreten Befreiungstheologen eine Kontextuelle Bibelexegese. Dabei wird zunächst eine aktuelle Analyse der Gegenwart vorgenommen, um daraus Leitlinien für die Textauslegung zu gewinnen, die sich wiederum auf die eigene Lage zurückbeziehen .

In seiner Heimat war Camara als «roter Bischof» verschrieen. Er selbst fasste seine Situation so zusammen: „ Wenn ich den Armen Essen gebe, dann nennen sie mich einen Heiligen. Wenn ich frage, warum die Armen kein Essen haben, nennen sie mich einen Kommunisten.“

Er, der nie eine Doktorarbeit geschrieben hat, erhielt ab 1969 über 36 Ehrendoktortitel in Theologie, Sozial-, Rechts-, und Literaturwissenschaften, einen der ersten 1971 von der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Der Friedensnobelpreis, für den er vom deutschen Episkopat vorgeschlagen wurde, blieb ihm wegen der wirksamen Hintertreibung durch die brasilianische Militärdiktatur versagt; 1974 wurde ihm aber zumindest der alternative Friedenspreis in Oslo verliehen. Seitdem hat er so gut wie alle Ehrungen erhalten, die Verteidigern der Menschenrechte zugesprochen werden können. Johannes Paul II. nannte ihn «Bruder der Armen und meinen Bruder», verweigerte ihm aber den Kardinalshut und ernannte einen konservativen Nachfolger für sein Bistum, sobald Hélder Câmara die kanonisch vorgeschriebene Altersgrenze erreicht hatte.

Wer angesichts des himmelschreienden Unrechts nicht bloss «caritativ», sondern auch «politisch» das messianische Programm Christi zu verwirklichen sucht, der eckt an und wird zum Stein des Anstosses.

Er forderte immer zum Handeln auf. Seine Aufforderung gilt auch noch heute:

Mach aus Gott nicht
dein Kopfkissen,
noch aus dem Gebet
dein Federbett.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen sie uns mit dieser Aufforderung in diesen Tag, in diese Woche gehen:

Lied: EG, 625, 1-3, Wir strecken uns nach dir

Mitteilungen:

Gebet:

Lassen Sie uns mit den Worten beten, die Dom Helder Camara formulierte: Gott wir müssen in unser Gebet die ganze Menschheit miteinbeziehen, 
denn dein göttlicher Sohn, unser Bruder Jesus Christus, 
hat sein Blut vergossen für alle Menschen, an allen Orten, zu allen Zeiten.
Trotzdem erlaube uns, Herr, heute ein besonderes Gebet 
für die Völker der Welt, die keine Stimme haben. 
Es gibt hunderte Millionen Menschen, 
wahrscheinlich sogar Milliarden Menschen, 
in den armen Ländern und in den Armenvierteln der reichen Länder, 
die kein Recht haben, ihre Stimmen zu erheben, 
die keinerlei Möglichkeit haben, Einspruch zu erheben und zu protestieren, 
so gerecht ihre Sache auch ist, die sie verteidigen wollen. Die Menschen ohne ein Dach, ohne Nahrung, ohne Kleidung, ohne Gesundheit, ohne die geringste Bildungsmöglichkeit, ohne Arbeit, ohne Zukunft, ohne Hoffnung, 
sind in Gefahr, dem Fatalismus zu verfallen; 
ihr Mut versinkt, ihre Stimme versagt, sie werden zu Menschen ohne Stimme.
Sende, Herr, deinen Geist! 
Er allein kann das Angesicht der Erde erneuern! 
Er allein wird die Egoismen zerbrechen; 
denn das ist unerlässlich, wenn die Strukturen, die Millionen in Sklaverei halten, 
überwunden werden sollen. 
Er allein wird uns helfen, eine Welt zu errichten, die menschlicher, christlicher ist.
Dass wir, Vater, jedes Mal mehr eins seien mit deinem Sohn! 
Dass Christus sehe durch unsere Augen, höre durch unsere Ohren, rede durch unsere Lippen. Text nach: Dom Helder Camara, in: Beten im Alltag, Frankfurt 1995

Mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat, beten wir:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib unsheute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott, segne uns und behüte uns

Gott schütze unser Leben und bewahre unsere Hoffnung.

Gott, lass dein Angesicht leuchten über uns,

dass wir leuchten für andere.

Gott, erhebe dein Angesicht auf uns und halte uns fest

im Glauben, dass das Leben stärker ist als der Tod. Amen.

Lied: EG 590, Herr, wir bitten: Komm und segne uns.

Erziehunghspartnerschaft und Nestwärme

19.11.2008

Kurt-Helmuth Eimuth

Besonders an den bevorstehenden Tagen steht Familie wieder hoch im Kurs.

In den evangelischen Krabbelstuben und Kindertagesstätten steht das ganze Jahr mit dem Kind die Familie im Mittelpunkt.

Familie ist ein Gefühl.

Nicht nur die Personen der Ursprungsfamilie sind „Familie“, sondern die Menschen, denen das Kind vertraut. Dahinter verbirgt sich das Gefühl der Nestwärme, des Ankommens, des Geborgenseins und Dazugehörens.

In der Eingewöhnungsphase in den Krabbelstuben und den Kindertagessstätten legen wir einen ganz besonders hohen Stellenwert auf eine gute Entwicklung der Bindung. Die Kinder sollen bei uns „sicher gebunden“ sein – das Gefühl von „hier bin ich sicher und angenommen“ steht im Fokus.

Ohne dieses Familiengefühl ist Bildung nicht möglich. Wenn die Kinder sich unsicher fühlen, haben sie keine Kapazitäten, sich anderen Dingen als dem Angstgefühl zu widmen.

Die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern ist auch deshalb so wichtig, weil sich das Gefühl „Familie“ in den Einrichtungen fortsetzen muss.

Gerade die Ganztagskinder verbringen den größten Teil ihrer Woche in unseren Einrichtungen. D.h. ohne die Nestwärme, die mit dem Gefühl Familie verbunden ist, ist eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung mit den bestmöglichen Bildungsangeboten nicht möglich.

Es kommt also auf die Bindung an. Auf das Vertrauen zur Mutter, zum Vater, zu den Großeltern, zu den Geschwistern. Zur Familie gehören oftmals auch Stiefbruder und Stiefschwester, der Lebenspartner der Mutter oder eben die neue Lebenspartnerin des Vaters sowie Kinder aus anderen Beziehungen der Eltern. Das Erscheinungsbild der modernen Patchworkfamilie ist bunt geworden.

Tobi erlebt in diesem Jahr sein erstes Weihnachtsfest. Gemeinsam mit seinem Bruder Emil wird er ganz klassisch den Heiligen Abend mit Gang zur Kirche und anschließender Bescherung erleben. Und wie es seine Eltern gewohnt sind, so werden sie diesen besonderen Abend im Jahr bei den Großeltern verbringen. Und sicher werden diese die beiden Kleinen mit Geschenken überhäufen. – Ein Privileg von Großeltern.

Anna kann es gar nicht mehr erwarten in die Schule zu kommen. Sie wünscht sich so sehr einen Schulranzen. Ob diesen das Christkind bringt? Anna wird mit ihrer Mutter den Heiligen Abend verbringen und freut sich natürlich auf die Geschenke. Sie mag aber auch das Feierliche. Und natürlich freut sie sich auf die Besuche. Am ersten Feiertag wird sie bei ihrem Vater und dessen neuer Familie sein. Und sicher wird es wieder sehr lustig mit Silke. Silke ist so alt wie sie selbst. Und sie verstehen sich inzwischen wirklich gut.

Leonie spürt mit ihren fünf Jahren schon längst, dass da womöglich etwas nicht stimmt. Oma und Opa tun immer so geheimnisvoll. Die Oma wird wieder aufgeregt den ganzen Tag hin und her laufen, Opa saust den ganzen Morgen zwischen Keller und Wohnzimmer hin und her und dann wenn die ganze Familie, die gemeinsam in einem Haus am Frankfurter Stadtrand lebt, schließlich nach dem Gottesdienst in der Etage der Großeltern versammelt ist, wird das Christkind klingeln. Und dann gibt es endlich Geschenke.

Munter geht es bei Max und Emma zu. Hier wird es wirklich eng. Nicht nur weil sowieso in der Familie schon vier Kinder gibt. Die Mutter von Max und Emma hat wieder geheiratet. Und so gibt es eben nicht nur Max und Emma sondern eben auch Niklas und Lara. Und für Max und Emma ist es nichts Besonderes, dass an Festtagen eben auch der Papa mit seiner neuen Partnerin da ist. Und während die Erwachsenen tafeln werden die vier sicher mit den Geschenken spielen können. – Hoffentlich gibt es nicht wieder so viele Anziehsachen.

Faritah beneidet die christlichen Kinder ein wenig. Sie kennt natürlich die Geschichte von Jesu Geburt. Sie hat sie im Kindergarten gehört. Und natürlich hat sie bei der Weihnachtsfeier mitgemacht, hat gesungen und geklatscht und von den köstlichen Plätzchen genascht. Und weil es so schön ist, hat ihr Vater in ihrem Zimmer eine Lichterkette ans Fenster gehängt. Eigentlich ist Weihnachten ja im Islam kein Familienfest. Aber da es nun zwei Feiertage gibt wird man sich mit der ganzen Familie treffen. Mit den Omas und Opas, mit den Onkels und Tanten und mit den Nichten und Neffen. Das wird sicher ein richtiges Fest.

Kita als Bildungsinstitution

Merkel besuchte evangelische Kita

Andacht, Kita Bildung

Kurt-Helmuth Eimuth

8-9-2008 Heiliggeistkirche, Frankfurt

Orgel

Lied: EG 447, 1-3, 7+8

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Psalm: 145, Nr. 756

Lied: EG 621, 1-3

Ansprache:

Vor gut zwei Wochen besuchte Bundekanzlerin Angela Merkel eine Bildungsinstitution. Sie besuchte in Begleitung des Ministerpräsidenten, der Sozialministerin und der Oberbürgermeisterin den Kindergarten der Friedensgemeinde. Beim anschließenden Gespräch mit den Erzieherinnen, den Eltern und dem Träger zeigte sie sich tief beeindruckt von der Arbeit. Sie habe verstanden, was Sprachförderung schon mit eineinhalb Jahren bedeutete. Und sie zeigte sich als „evangelische Christin“ wie sie hervorhob beeindruckt von der interreligiösen Bildung im Kindergarten.

Die christliche Kirche, insbesondere in ihrer evangelischen Gestalt, ist ihrem Wesen nach eine Bildungsinstitution. Dabei meint Bildung nicht einen auf das Kognitive begrenzten Prozess des Wissenserwerbs, sondern ein ganzheitliches Geschehen der Persönlichkeitsbildung, das sich an der Einsicht ausrichtet, dass der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist. Bildung heißt, um eine von der Mystik Meister Eckarts über die Theologie Martin Luthers bis hin zu zeitgenössischen Autoren reichende Tradition aufzunehmen, die Ausrichtung des inneren Menschen an der Entsprechung zu Gott. Bildung in diesem Sinne ist zuerst und zuletzt „Herzensbildung“. Es ist spannend wahrzunehmen, dass ein solcher Hinweis heutzutage schon nicht mehr als so altväterlich und überholt angesehen wird wie noch vor wenigen Jahren. Der ganzheitliche Zugang zum Verständnis von Bildung gewinnt vielmehr wieder an Resonanz. Ganzheitliche Bildung aber schließt neben den kognitiven auch affektive Aspekte ein.

Um welche Bildung geht es? Was ist mit Bildung gemeint, wenn im christlichen Verständnis von ihr die Rede ist? Das christliche Verständnis von Bildung ist nicht primär ein kognitives oder kumulatives, das auf die Anhäufung und Addition von Bildungsgütern setzen würde. Vielmehr geht es um ein lebendiges Geschehen der Persönlichkeitsentwicklung, genauer gesagt, um die Orientierung des Menschen an seiner Entsprechung zu Gott im Kernbereich seiner Existenz. Bildung heißt, dieser Entsprechung zu Gott zu folgen, also bestimmungsgemäß zu Gottes Ebenbild zu werden. Martin Luther schreibt in seiner für diesen Zusammenhang in der zentralen Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ im Jahr 1520:

„Darum soll das billig aller Christen einziges Werk und einzige Übung sein, dass sie das Wort und Christus wohl in sich bilden, um solchen Glauben stetig zu üben und zu stärken. Und kein anderes Werk kann einen Christen machen.“

Im nahezu zeitgleich entstandenen „Sermon von den Guten Werken“ heißt es bei Luther:

„Sieh, so musst Du Christus in Dich hineinbilden und sehen, wie in ihm Gott dir seine Barmherzigkeit vorhält und anbietet, ohne alle deine zuvor kommenden Verdienste. Und aus solchem Bild seiner Gnade musst du den Glauben schöpfen und die Zuversicht der Vergebung all deiner Sünden.“

Im Christsein als einer durch Freiheit gekennzeichneten Existenzform kommen nach Martin Luther drei Faktoren zusammen: Die christliche Freiheit lebt aus Christus, bildet sich im Glauben und befähigt zur Liebe.

Bildung bestimmt und prägt die menschliche Existenz von Anfang an. Es ist durchaus damit zu rechnen, dass es auch schon vorgeburtliche Bildungsprozesse gibt. Wenn ein ungeborenes Kind im Bauch seiner Mutter daran teilnimmt, wie sie Musik hört, darf man vermuten, dass hier ein pränatales Bildungserlebnis im Spiel ist.

In jedem Fall steht deshalb fest, dass ein Mensch spätestens mit seiner Geburt in den Raum der Bildung eintritt. Von daher hat die Taufe von Neugeborenen ihre anthropologische Begründung. Weil die christliche Kirche die Praxis der Kindertaufe kontinuierlich seit zwei Jahrtausenden praktiziert, versteht sie Kinder als bildungsfähige, aber auch bildungsbedürftige Menschen. Sie plädiert von daher für eine Bildung von Anfang an, für Bildung im Elementarbereich, für Elementarbildung.

Vor dem Hintergrund antiker Philosophien und Weltanschauungen stellte das christliche Verständnis vom Wert jedes Kindes als Geschenk Gottes eine geistige und kulturelle Revolution dar. Jesus, so erzählt die Bibel, segnete die Kinder, legte ihnen die Hände auf und küsste sie. Er empfahl den Erwachsenen, zu werden wie die Kinder, denn nur so, mit dem Eingeständnis ihrer Bedürftigkeit und ohne den Aufweis eigener Verdienste, könnten sie das Reich Gottes erlangen. In diesem Zusammenhang ist auch der Taufauftrag wichtig, der am Ende des Matthäus-Evangeliums überliefert ist (Matthäus 28,19f). Dieser Auftrag verknüpft das sakramentale Zeichen der Taufe eng mit Erziehung und Bildung; das Lehren und das Taufen gehören zusammen.

Die Reformatoren, allen voran Martin Luther und Philipp Melanchthon, haben den engen, unauflöslichen Zusammenhang von Glaube und Bildung betont, der vom Anfang des Lebens bis zu seinem Ende besteht. Was damals noch nicht in einer gesonderten Weise in den Blick kam, war der Bereich der Elementarbildung; denn sie gehörte in den Bereich des Hauses und war an den Zusammenhang der Familie gebunden. Dass Familien auch in dieser Phase auf Unterstützung angewiesen sind, ist eine vergleichsweise neue Einsicht. Christliche Kindertagesstätten, in denen 3 bis 6 Jahre alte Kinder erzogen, betreut und gebildet werden, gibt es der Idee nach erst seit knapp zwei Jahrhunderten und in größerer, nennenswerter Anzahl erst seit dem 19. Jahrhundert.

Christliche Kindertagesstätten als Orte der Bildung von Anfang an

Erste Anfänge der Kindergartenidee findet man bei den so genannten „Mährischen Brüdern“, bei Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) im Elsass, bei Theodor Fliedner (1800-1864) in Kaiserswerth sowie bei Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852). Fröbel formulierte als erster eine ausführliche pädagogische Grundlegung für die Arbeit in Kindergärten, die diese nicht als bloße Bewahr- oder Betreuungsanstalten definierte, sondern sie als Orte der individuellen altersgemäßen Bildung für Kinder verstand. In Verbindung mit dem missionarischen Diakoniekonzept von Johann Hinrich Wichern (1808-1881) breiteten die Kindergärten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in allen evangelischen Landeskirchen aus. Schon der damals häufig verwandte Begriff „Kleinkinderschule“ deutet an, dass der Bildungsgedanke mindestens von ebenso großer Wichtigkeit war wie der soziale Aspekt der Betreuung.

Gerade aus der Sicht des christlichen Glaubens geht es darum, durch die Arbeit der christlichen Kindertagesstätten einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit zu leisten. Ausgehend von dem Gedanken, dass jedem Menschenleben der gleiche Wert und die gleiche Würde vor Gott zukommen, engagiert sich die Kirche in ihrem Bildungshandeln dafür, dass Menschen im Alltag ihres Lebens auch tatsächlich gleiche Chancen erhalten.

Chancengerechtigkeit muss sich weiterhin konkretisieren an der Qualität der Begegnung zwischen unterschiedlichen Nationen, Religionen und Kulturen, die sich in der alltäglichen Praxis vieler Kindertagesstätten auf vielfältige Weise vollzieht. Ein evangelisches Bildungsverständnis schließt den Respekt vor anderen Religionen ein. Für evangelische Kindertagesstätten können Kinder, die in ihrem Leben prägende Erfahrungen mit Migration gemacht haben, eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung sein. Oft ist die Sicht leider durch Defizitzuschreibungen bestimmt. Dem sollte der Blick auf die von diesen Kindern erworbenen Fähigkeiten im Umgang mit kulturellen Herausforderungen gegenüber gestellt werden.

Die alltägliche Praxis des Umgangs mit solchen Herausforderungen im Frankfurter Gallus beeindruckte. Sie ist christliche Bildung im besten Sinne.

Amen.

Lied: EG: 577, 1-3

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, du bist die Quelle unseres Lebens.

Du hast uns unsere Würde gegeben,

du liebst und wie ein Vater,

du kümmerst dich um uns wie eine Mutter.

Manchmal spüren wir, dass wir dein Ebenbild sind.

Du willst, dass wir Leben in Fülle haben.

Wir bitten dich um deineKraft,

die uns ermutigt zum Leben,

die uns verbindet in Gemeinschaft untereinander

und uns freimacht für eigene Wege.

Du Gott ohne Grenzen,

vor dir wollen wir unsere Gedanken und Träume ernst nehmen.

Mit dir sehnen wir uns nach Gerechtigkeit und Frieden für unsere Welt und für unser Zusammenleben.

Damit aus Anklagen neues Leben wachsen kann.

Wenn du, Gott, uns hilfst,

dann werden wir uns nicht zerstreiten,

dann können wir als deine Töchter und Söhne auf dieser Erde den Himmel säen.

Dann wird aus unserer Wüste ein Garten des Lebens.

Gott, lass in unserem Tun und Reden,

in unseren Träumen und in unserem alltäglichen Leben

deine Kraft wirksam sein,

darum bitten wir dich.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 590

Geiz als Lebensmotto macht arm

Andacht Fasten

Kurt-Helmuth Eimuth

3. 3. 08

Orgel

Lied: EG 98, 1-3

Votum:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Mit diesen Worten des Wochspruchs aus dem Johannesevangelium, Kapitel 12, Vers 24 begrüße ich Sie zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vater, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 84, Nr. 734

Lied: EG 584, 1-4

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Geiz ist geil“ war im vergangenen Jahr allerorts zu lesen. Ein Spruch, mit dem eine Elektronikhandelskette den Verkauf von Laptops, Fernsehern und DVD-Playern ankurbeln wollte. Ausgerechnet für die Fastenzeit ruft die evangelische Kirche nun zur Verschwendung auf.

Seit 25 Jahren fordert die Aktion „7 Wochen ohne“ Verzicht. Die alte Tradition des Fastens in der Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag soll so wiederbelebt werden. Inzwischen beteiligen sich Jahr für Jahr zwei Millionen Menschen. Sie verzichten auf Alkohol, auf Süßigkeiten, auf Fernsehen oder was immer für sie eine besondere Markierung diese sieben Wochen beinhaltet. Ziel ist es, zu prüfen, was man wirklich für das eigene Leben braucht, was wirklich Lebensqualität ist.

Fasten ist Verzicht. Diese Gleichung ist so alt wie die Religion selbst. Alle Religionen kennen den Verzicht als spirituelle Übung. Durch das Verzichten wird eine besondere Konzentration auf die andere Dimension des Lebens möglich. Alle großen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde, Moses stieg auf den Berg Sinai und fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing und Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten in die Wüste zurück.

Doch Geiz und Schnäppchenjagd sind alles andere als erstrebenswert – nicht Geiz, sondern „Geben macht glücklich“. Das behauptet zumindest der Journalist Thomas Ramge in seinem neuen Buch „Nach der Ego-Gesellschaft. Die neue Kultur der Großzügigkeit“.

Großzügigkeit zahle sich aus und das ließe sich wissenschaftlich belegen, heißt es in dem Buch. „Menschen, die großzügig sind, sind im Durchschnitt glücklicher. Sie sind gesünder, haben ein positiveres Bild von sich und leben länger“, so Ramge. Großzügigkeit sei in unsere Gene eingeschrieben, auch wenn diese nicht immer dominant gewesen seien. Doch die steigende Zahl von ehrenamtlichem Engagement und Bürgerstiftungen spreche für eine klare Gegenbewegung zur reinen Ego-Mentalität.

Das ist eine Erkenntnis, die in unserer Kultur tief verankert ist. Großzügigkeit hat seit jeher einen fabelhaften Ruf. Den Geiz dagegen bezeichnete schon Apostel Paulus als „Wurzel allen Übels“. Und für Augustinus war er der „Wahnsinn der Seele“.

Grund genug für die Evangelische Kirche, den Begriff der Verschwendung zum Motto ihrer Fastenaktion zu machen. Traditionell steht die Passionszeit für Verzicht und Entsagung. Verzichtet werden soll in diesem Jahr aber auf den Geiz, mit dem Ziel, eine neue Kultur der Großzügigkeit zu entfalten, in der Geiz nicht geil ist.

„Ich stelle es mir wunderbar vor, einmal sieben Wochen ohne Sparsamkeit, Schnäppchenjagden und Zeitgeist durch eng gedrängte Terminkalender zu gehen und stattdessen so richtig verschwenderisch zu sein“, freut sich etwa die Autorin Amelie Fried. Sie ist eine von zahlreichen Prominenten, die die Aktion unterstützen.

Die Teilnehmer der Aktion sind dazu aufgerufen, sich in Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zu üben. Gelegenheiten gibt es viele: etwa eine Einladung zum Essen für jemanden, der sonst nicht auf der Gästeliste steht, ein Gespräch, ohne auf die Uhr zu schauen, eine freundliche Geste für eine Person, die einem nicht wohlgesonnen ist, oder ein Hilfsangebot, auch wenn dadurch das Wochenende noch kürzer wird.

Die Aktion fügt sich bestens in die kommende Jahreszeit ein: „Verschwendung ist ein Begriff, den wir im Frühling positiv besetzen. Verschwenderische Fülle, Knospen platzen. Wir möchten, dass es auch in den Herzen so zugeht“, sagt Arnd Brummer, Leiter der Aktion „7 Wochen ohne“, die von einem zentralen Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik koordiniert wird.

In der christlichen Tradition bedeutet die Fastenzeit vor allem eine Zeit der Besinnung. So belebte die Gruppe der Initiatoren einen alten Brauch mit neuer Kraft. Die Idee machte schnell die Runde. Rund 300 Menschen nahmen vor 25 Jahren an der ersten Aktion in Hamburg teil. Heute sind es bundesweit mehr als zwei Millionen.

Ihre Anfänge nahm die Aktion in Hamburg: 1983 beschloss eine Gruppe von Journalisten und Theologen, nach einer fröhlichen Kneipenrunde sieben Wochen lang, von Aschermittwoch bis Ostern, zu fasten. Es ging den Fastenden nicht nur darum, in dieser Zeit dem Konsum abzuschwören. Vielmehr wollten sie einen persönlichen, spirituellen Mehrwert erreichen.

„Die Menschen in unserer Welt brauchen dringend einen Frühling der Herzen“, fordern die Initiatoren „Die ständigen Fragen – was bringt es mir? was nützt es? – die Erwartung, dass man für heute Investiertes schon morgen Erträge bekommen müsse, tötet jede spontane Geste. Eine geizige Welt schliddert in eine zweite, in eine soziale Klimakatastrophe – außen die Erderwärmung, innen die Eiszeit kalter Berechnung.“

Einen Tag verschwenderisch verbringen kann bedeuten: Lange im Bett liegen, gut frühstücken, ein Buch lesen, den Müßiggang üben; aber auch: einfach mit den Kindern auf dem Spielplatz sein, Freunde einladen oder jemanden unverhofft Blumen schenken. Aus keinem besonderem Anlass, sondern einfach so, als Geste.

Geiz als Lebensmotto macht arm. Verschwendung von Zeit und Zuwendung macht nicht nur das Leben erträglicher sondern auch menschlicher.

Amen.

Lied: EG: 420, 1-5

Mitteilungen:

Gebet:

Du kommst im Namen Gottes – gewaltlos

Du lieferst dich Menschen aus und gibst dein Leben hin. So vollendest du Gottes Willen.

Versöhnende Kraft geht von dir aus:

Wir brauchen nicht mehr auf Macht und Gewalt zu setzen, denn du machst uns Hoffnung, dass Sanftmut und Liebe die Welt bewahren werden.

Vor dir denken wir an Frauen und Männer, die öffentliche Verantwortung tragen.

Lass sie den Versuchungen der Macht widerstehen und für das Recht und das Wohl anderer eintreten.

Vor dir denken wir an alle, die Menschenhänden ausgeliefert sind: rassisch Verfolgte, politische Gefangene, Menschen, die um ihres Glaubens willen mundtot gemacht werden. Wehre dem Unrecht und der Gewalttat.

Vor dir denken wir an Not und Elend mitten unter uns: an die Menschen, die arbeitslos sind, an Menschen, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, an alle, die vergessen und abgeschrieben sind.

Gib uns Augen, die sehen, und Ohren, die hören, einen Mund, der zur rechten Zeit redet und schweigt, und Hände, die helfen.

Jesus Christus,

du willst uns gewinnen und nicht beherrschen. Befreie uns, deine Kirche, von Macht- und Herrschaftsansprüchen. Lass uns dir folgen im Einstehen für andere, in der Hingabe an die Welt und so deinem Namen Ehre machen.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421

Heilige Elisabeth

Andacht, Elisabeth

17.11.07

Orgel

Lied: EG 445, 1, 2, 5

Votum:

Got ist unsere Zuversicht und Stärke

Eine Hilfe in den großen Nöten,

die uns getroffen haben,

darum fürchten wir uns nicht.

Mit diesen Worten des Psalmbeters aus dem 46. Psalm begrüße ich Sie herzlich zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vater, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 22 II, Nr. 710

Lied: EG 632, 1-3

Ansprache:

Predigttext: Mt 16,25

Wer sein Leben erhalten will, der wird’s verdienen; wer aber sein Leben

verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute vor 776 Jahren ist sie gestorben, am 17. November 1231: Elisabeth von Thüringen, Elisabeth von Marburg, die „Heilige Elisabeth“.

In Marburg verbrachte sie ihre letzten Jahre. Im Bereich der Elisabethkirche befand sich das Hospital, das sie aus den Mitteln ihrer Witwengüter erbauen ließ. Hier vollendete sie ihr Wirken. Sie verschenkte sich in der Zuwendung zu den Armen, Kranken und Sterbenden und wurde ihnen geistliche Begleiterin. So ist es uns überliefert.

Nach ihrem Tod und ihrer Heiligsprechung wurde die Marburger Elisabethkirche zum Anziehungspunkt ihrer Verehrung. Auch die Reformation hat dem letztlich keinen Abbruch getan. Elisabeth ist über alle Konfessionsgrenzen hinweg ein Vorbild.

1207 geboren, 1231 gestorben – was für ein kurzes Leben, und doch von so beeindruckender Spannweite! In diesen gerade einmal 24 Jahren hat sich das verdichtet, wozu sonst oft nicht einmal ein ganzes Menschenleben ausreicht. Wer Elisabeths Leben zu erfassen sucht, kann es nur mit tiefer Ehrfurcht tun. Doch ist Vorsicht geboten. Denn was wir über Elisabeth sagen, geschieht aus einer großen geschichtlichen Distanz heraus. Auch liegen uns von Elisabeth keine Selbstzeugnisse vor. Wir haben nur die Berichte und Biographien, die über sie verfasst wurden, um ihre Heiligsprechung zu erwirken oder zu bestätigen. So bleibt vieles im Schwebenden oder gar Dunkeln.

Elisabeth wollte Christus nachfolgen – und das in einer auch für damalige Verhältnisse kompromisslosen Radikalität. „Maßlos“ hat man sie genannt.

Die vorgegebenen Bahnen des glanzvollen, höfischen Lebens verließ sie und fand in dem genauen Gegenteil, dem Ideal der Armut, ihre Erfüllung.

In Armut zu leben war für sie kein Selbstzweck, sondern die Voraussetzung dafür, wirklich frei zu sein: frei von der Sorge um sich selbst, frei vom Schielen nach Ansehen, Macht und Geld – und darin gerade frei für andere. Nichts mehr zu besitzen, nicht mehr gebunden zu sein als allein an Christus – das wurde ihr zum eigentlichen Reichtum und zur unbedingten Freiheit.

Elisabeths Hinwendung zu den Armen war keine diakonische Dienstleistung.

Sie gründete in der übermächtigen Sehnsucht, Christus gleich zu werden. „Allein Christus“ wollte sie durch ihr Leben verwirklichen. Und darum wurde ihr alles zu Christus – nicht nur in der Begegnung mit den Armen, Aussätzigen, Todkranken, wie es die Legende zu berichten weiß, sondern sie selbst suchte in der Nachfolge Christi ihm gleichförmig zu werden. Mit Christus zu gehen, bedeutete für sie, seinen Weg der völligen Hingabe zu suchen – einer Hingabe, die vor dem eigenen Leben nicht angstvoll Halt macht. Sie ahnte etwas von dem göttlichen Geheimnis der Umkehrung aller Werte: dass findet, wer verliert, dass empfängt, wer hingibt, dass lebt, wer stirbt. Und sie machte damit ganzen Ernst. So ist sie zur Heiligen geworden: geliebt, bewundert und verehrt.

Vom Leben Elisabeths geht eine faszinierende Wirkung aus. Wir begegnen einer Frau, die den Mut und die Freiheit hatte, Status, Ehre und Macht abzulegen und ihre Aufmerksamkeit ganz elementar auf das zu richten, was Not tat: Hungrige speisen, Nackte kleiden, Kranke besuchen. Elisabeths unbekümmert praktizierte Nächstenliebe berührt viele Menschen und weckt ihre Bewunderung.

Kann uns unter unseren heutigen Bedingungen Elisabeth vorbildlich sein? Zu einer solchen Hingabe fähig zu sein und sich darin selbst zu finden, hat etwas ungemein Bestechendes. Aber es bleibt unerreichbar und lässt uns im Vergleich zum Leben dieser Heiligen klein werden. Wir sind nicht Elisabeth – und werden es auch nicht. Man wird kritisch fragen müssen: Ist es wirklich vorbildlich, ohne Rücksicht auf jeden Verlust mit den eigenen Kräften derart Raubbau zu treiben, dass nach wenigen Jahren das Leben erschöpft ist? Hat das Jesus so gemeint? Müssen wir jede Gelegenheit suchen, um uns aufzuopfern, ja uns erniedrigen und demütigen zu lassen, wie es von Elisabeth berichtet wird?

Aber dennoch gibt uns Elisabeth einen Anstoß: Etwa genau hinzusehen wenn die Schere zwischen arm und reich sich immer mehr auftut.

Elisabeth öffnet uns die Augen für jene, die außerhalb unseres gewohnten Blickfeldes leben: Davon gibt es in unserer Gesellschaft viele – und sie werden mehr. Wo der Sozialstaat alles dem ökonomischen Denken

unterzuordnen droht, da bleibt die sich völlig hingebende und sich verausgabende

Elisabeth eine Anfrage an die Werte, die unser Gemeinwesen bestimmen. Denn wo man Nächstenliebe, Liebe und Hingabe diskreditiert, wird es eisig kalt. Das sollten wir uns als Elisabeths Mahnung gefallen lassen.

Amen.

Lied: EG: 632, 4 + 5

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, schenke uns gesundes, behütetes Leben

Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

im Umgang mit schwierigen Menschen;

um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,

denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

lass uns freundlich zu den Menschen werden.

Lass uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 599