Tag Archiv für Taufe

Willkommensfest statt Taufe

Man kennt es von den Friedhöfen. Mehr als die Hälfte aller Beerdigungen werden von freien Rednerinnen und Rednern gehalten. Selbst die Konfirmation hat starke Konkurrenz erhalten. Mit der DDR verschwand keineswegs die Jugendweihe. Da ist es fast schon naheliegend, dass auch das Ritual der Taufe eine weltliche Alternative erhält. Fast unbemerkt von den Kirchen hat sich im Supermarkt der Religionen das Willkommensfest etabliert. Die Theologiestudentin Anna Martens hat den Markt untersucht und in einem Essay auf die Entwicklung hingewiesen. Im Podcast Conny&Kurt beschreibt sie den äußerst heterogenen säkularen Markt der Rituale, der bisher von den Kirchen nicht beachtet wird.

Taufgottesdienst für Maximilian Eimuth

Pfarrerin Marion Eimuth

24. 8. 2013

Orgelvorspiel (mit Einzug)

Begrüßung und Votum:

Wir feiern heute einen ganz besonderen Gottesdienst miteinander, den Taufgottesdienst für Maximilian. Dazu begrüße ich alle Kinder und Erwachsenen ganz herzlich.

Es war Maximilians Wunsch getauft zu werden. Es war aber auch sein Wunsch in diesem Gottesdienst seines verstorbenen Vaters zu gedenken und er bittet deshalb darum, dass wir gemeinsam eine Schweigeminute einlegen.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, der uns das Leben schenkt.

Und im Namen Jesu, der uns zu leben lehrt.

Und im Namen des Heiligen Geistes,

der uns am Leben hält. Amen.

Lied: EG 515, 1, 3, 6+7 Laudato si

Psalm 91, Nr. 736 im Wechsel

Gebet:

Gott, wir danken Dir,

dass du Maximilian durch die Taufe

als Dein Kind annehmen willst.

Sei mitten unter uns

wie Du verheißen hast.

Sprich Du zu uns,

weise Du uns den Weg

und schenke uns Kraft und Mut,

dass wir auf dich vertrauen

und unsere Zeit mit allen Ängsten und Sorgen,

aber auch mit Frohem in Deine Hände legen.

Schenk Maximilian Deine Gnade,

erwecke ihn zum Glauben,

behüte sein Leben.

Gib uns allen Frieden, indem Du bei und unter uns bist. Amen

Taufevangelium:

Die Taufe hat eine lange Tradition, an die wir uns bei jeder Taufe erinnern. Wir haben die Taufe nicht erfunden. Jesus selbst hat sich von Johannes dem Täufer taufen lassen. Nach seinem Tod haben seine Jüngerinnen und Jünger Menschen, die sie für die Botschaft von Jesus begeistert hatten, getauft. Dabei haben sie sich auf die Worte und Verheißungen Jesu Christi berufen:

Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngerinnen und Jünger alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Mt. 28, 18-20)

Lied: EG 200, 1, 2 + 6, Ich bin getauft auf deinen Namen.

Ansprache:

Lieber Maximilian, liebe Taufgemeinde,

wir wollen heute Maximilian taufen. Wir wollen ihn Gott anvertrauen und ihn unter seinen Segen stellen. Die Taufe ist das Zeichen der Zugehörigkeit zu Christus und zu seiner Gemeinde.

Vor einiger Zeit hat Maximilian den Wunsch gehäußert sich taufen zu lassen.

Wir saßen im Auto und dann kam die Frage, von uns könnte doch jemand ihn taufen. Wir haben dann weiter gefragt und Maximilian hat erzählt, dass er in der Schule einfach in den Ethikunterricht gehen müsse, er wolle doch lieber in den Religionsunterricht. Auch möchte er gerne konfirmiert werden und dazu gehört, dass man vorher getauft wurde.

Sehr gerne sind wir auf den Wunsch eingegangen. Wir konnten auch schnell klären, dass ich ihn taufen kann und natürlich sehr gerne möchte.

Maximilian hat dann bei der Vorbereitung des Taufgottesdienstes auch schon sehr genaue Vorstellungen gehabt, was er gerne möchte. Es hat sehr viel Spaß gemacht diesen Gottesdienst vorzubereiten. Das erste Lied, das wir gesungen haben, war ein Wunsch von Maximilian, das Lied kennt er und wollte es gerne zu Anfang des Gottesdienstes gesungen haben.

Was die Taufe ist und wie alles angefangen hat möchte ich im Folgenden etwas erläutern:

dazu habe ich einen sogenannten Taufbeutel mitgebracht:

In den Anfängen des Christentums wurden nur Erwachsene getauft. Im Laufe der Zeit gewann die Taufe im frühen Lebensalter an Bedeutung. Die Kindertaufe ist die christliche Form, das neue Leben zu begrüßen – mehr noch: es in allen seinen Facetten gutzuheißen und Gott um seinen Segen und seine Begleitung zu bitten.

Die Nennung des Namens, das Wasser, das Kreuz-Zeichen, die segnende Hand und das Licht der Taufkerze repräsentieren die Zuwendung Gottes. Sie werden als christliche Taufsymbole gedeutet.

Die Taufe hat zuallererst und ganz viel mit Wasser zu tun.

Mit Wasser werden wir getauft. Das ist das Zeichen für Gottes Freundschaft, die wir für unser Leben brauchen. Wasser ist die Quelle allen Lebens. Ohne Wasser versiegt das Leben. Deshalb ist Wasser kostbar, und wir sollen es schützen.

Es erinnert an das Wasser der Schöpfung, das gefährliche Wasser der Flut, das Wasser des Schilfmeers, durch das Gottes Volk in die Freiheit zog. Es erinnert an das Wasser des Jordan, in dem sich Jesus taufen ließ, an das Wasser, mit dem du, Maximilian getauft wirst.

Wer sich mit Wasser wäscht, wird rein, wer im Wasser badet, fühlt sich danach wie neu geboren.

Wasser hat aber auch Kraft. Eine Kraft, die durchaus gefährlich sein kann.

Bei der Taufe denken wir an beide Seiten .

“Wasser allein tut’s freilich nicht”, schreibt Martin Luther, “sondern das Wort Gottes, das mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, der solchem Worte Gottes im Wasser traut”..

In der Taufe ist Gottes Zusage sinnlich erfahrbar, wenn es heißt: “Ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein” (Jes. 43, 1).

Die Taufe geschieht im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. In seinem Namen taufen wir.

Jeder Name, den ein Mensch hat, sagt ihm oder ihr: “Dich gibt es nur einmal – du bist nicht austauschbar! Du Mensch – ob klein oder groß – bist einmalig und einzigartig. Dich kann man mit niemandem verwechseln.”

Es ist gut zu wissen, dass Gott uns das bei der Taufe auch zusagt: Ich bin für Gott nicht irgendwer, er kennt mich und hat mich bei meinem Namen gerufen. Ich brauche mir nicht erst bei Gott einen Namen zu machen. Für ihn bin ich so wichtig und wertvoll, dass bei der Taufe mein Name mit seinem Namen verbunden wird. Ich gehöre zu Gott.

Jeder Name hat eine Bedeutung. Maximilian kennt die Bedeutung und die Herkunft seines Namens. Er kommt aus dem Lateinischen und heißt der Große. Maximilian hat aber nicht nur den einen Namen. Als du geboren wurdest ist dein Vater zum Standesamt und hat die Namen alle eintragen lassen, die er für dich gerne haben wollte. Du heißt noch Heinz, das erinnert an deinen Vater, der ja nicht mehr bei uns sein kann. Außerdem heißt du noch Hans, so wie der Opa und Theodor, das ist der Name des Eimuth Opas.

Das Orange erinnert an das Licht. Wir sind in den Leib Christi hinein getauft und haben Anteil an seinem Licht. Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolgt, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Uns gilt die Zusage: Ihr seid das Licht der Welt, stellt es nicht unter den Scheffel! Gott hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegossen.

Wir sind in Gottes Hand geborgen. Die Taufe ist eine Handlung. Sie wird mit den Händen vollzogen: Das Wasser wird geschöpft und gegossen, es muss fließen. Getaufte sind lebendig in der einen Hand Gottes.

Der weiße Stoff symbolisiert das Taufkleid.

In der Taufe legen wir ab, was dem Machtbereich, dem Bösen, der Sünde verhaftet ist, wir werden neu eingekleidet und leben in einem neuen Herrschaftsbereich. Oftmals bekommen kleine Kinder ein solches weißes Taufkleid. Größere Kinder und Erwachsene können dies eher als Symbol sehen. Das weiße Kleid symbolisiert die Reinheit, abgewaschen ist, was unrein ist. Gott wäscht mit dem Taufwasser ab, was uns von ihm trennt.

Das Kreuz ist das Zeichen der Christen, die den Namen von Jesus Christus tragen. Bei jeder Taufe wird auf die Stirn des Täuflings ein Kreuz gezeichnet. Es bedeutet für uns: Wir gehören zu Jesus Christus, der gestorben ist, aber von Gott auferweckt wurde. Wir sollen neue Menschen sein mit Gott. Gott verspricht uns, dass er uns begleitet, ganz gleich, was aus uns wird oder wohin wir gehen.

(Das Kreuz kommt zum Vorschein)

Die Taufe bedeutet Teilhabe an Jesu Tod und Auferweckung. Wenn du als Getaufter stirbst, wirst auch du auferweckt werden. Du hast mit der Taufe Ewiges Leben. Das Kreuz ist zum Lebensbaum geworden.

Die rote Farbe steht für die Liebe Gottes.

Ich erinnere nochmals an das was Martin Luther gesagt hat: Wasser tuts freilich nicht, sondern das Wort Gottes.

Das Wort Gottes zeigt sich besonders im Taufspruch:

“Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. ” (Psalm 91,11) den hast Du, Maximilian, mit deiner Mama ausgesucht. Er soll dich begleiten auf deinem weiteren Lebensweg.

Dieser Psalm 91 wurde im Judentum als Nacht- und Schutzgebet empfohlen und gesprochen.

“Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.” So beschreibt Jesus die besondere Nähe Gottes zu den Kindern. So begründet er auch seine eigene Liebe zu den Kindern und Hilfebedürftigen. Sie haben einen Engel bei Gott. Der sieht sie an mit Gottes liebevollen Augen und begleitet sie, wo sie sind.

Nimm auch du die Taufe, die heute vollzogen und dokumentiert wird, als unverbrüchliches Siegel dafür, dass Gottes Engel dir, Maximilian, zur Seite sind.

Sei gewiss, dass Gott so manchen Engel ohne Flügel schicken und heißen wird, auf deinem Weg mitzugehen, dich zu beschützen. Gefahren sind aber nicht aus dem Weg geräumt, doch du kannst sie bestehen, du wirst an ihnen wachsen, weil Gott dir Bedeutung schenkt.

Felix Mendelssohn-Bartholdy hat die Verse 11 und 12 aus Psalm 91 vertont. Sie waren ihm so wichtig, dass er sie in sein wohl berühmtestes Oratorium “Elias” eingearbeitet hat.

Die Vorstellung der Schutzengel, die sich seit ältester babylonischer Zeit über das Alte und das Neue Testament erhalten hat, drückt die mütterliche Fürsorge und Liebe Gottes aus.

“Die Liebe ist, dass wir versuchen – die Wahrheit zu sagen”, diese Worte von der Theologin Dorothee Sölle können helfen und dazu beitragen Vertrauen und Liebe aufzubauen.

Kinder brauchen unsere Liebe. Nur wenn sie erfahren, was menchliche Liebe ist und was diese Liebe bewirkt, können sie erahnen, was Gottes Liebe ist.

Damit du, Martina, nicht allein bist bei der Erziehung, und besonders bei der religiösen Erziehung, gibt es Paten bzw. Patinnen, die dir zur Seite stehen wollen.

Maximilian hat sich seine Patin und Paten selbst ausgesucht.

Sie sind dir wichtig und sie sollen dich begleiten.

Amen.

Musik

Glaubensbekenntnis:

Wir taufen Maximilian hinein in die Gemeinschaft, die sich in Gott gründet. Lasst uns gemeinsam den Glauben bekennen, der uns mit der ganzen Christenheit verbindet:

Wir glauben an Gott,

den Ursprung von allem,

was geschaffen ist,

die Quelle des Lebens,

aus der alles fließt,

das Ziel der Schöpfung,

die auf Erlösung hofft.

Wir glauben an Jesus Christus,

den Gesandten der Liebe Gottes,

von Maria geboren.

Ein Mensch, der Kinder segnete,

Frauen und Männer bewegte,

Leben heilte und Grenzen überwand.

Er wurde gekreuzigt.

In seinem Tod

hat Gott die Macht des Bösen gebrochen

und uns zur Liebe befreit.

Mitten unter uns ist er gegenwärtig

und ruft uns auf seinen Weg.

Wir glauben an Gottes Geist,

Weisheit von Gott,

die wirkt, wo sie will.

Sie gibt Kraft und Versöhnung

und schenkt Hoffnung,

die auch der Tod nicht zerstört.

In der Gemeinschaft der Glaubenden

werden wir zu Schwestern und Brüdern,

die nach Gerechtigkeit suchen.

Wir erwarten Gottes Reich. Amen

Tauffragen:

Wir haben zusammen das Glaubensbekenntnis gesprochen, das Bekenntnis zu Gott, dem Vater, dem Sohn, der uns die Liebe des Vaters vermittelt und das Bekenntnis zu Gott dem Heiligen Geist, der uns den Glauben an diese Liebe immer wieder neu schenkt.

So frage ich dich, Maximilian, willst du durch die Taufe in die christliche Gemeinde aufgenommen werden? Willst du darauf vertrauen, dass Gott zu dir hält und dir Zukunft schenkt? Dann antworte: Ja, mit Gottes Hilfe.

Christlicher Glaube lebt in der Gemeinschaft. Wir leben alle davon, dass wir Gottes Liebe in der Gemeinschaft mit anderen erfahren.So frage ich dich, Martina und die Patin und Paten. Wollt ihr Maximilian begleiten, ihn annehmen, so wie er ist und ihn Gottes Liebe erfahren lassen, dann antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe.

Taufhandlung:

Maximilian Heinz Hans Theodor, ich taufe dich auf den Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Taufspruch:

Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest (Psalm 91, 11 und 12)

Kreuzzeichen: – Friede sei mit dir.

Taufsegen:

Das gebe dir Gott:

Menschen, die dir zu Freundinnen und Freunden werden, auf die du bauen kannst und die dir Antwort geben. Denn das ist Gottes Versprechen: Dass er dir nahe ist in denen, die du liebst, damit du in deinem Leben den Alltag bestehst. Amen.

Übergabe der Taufkerze:

Als Zeichen dafür, dass Jesus Christus Licht in unsere Welt bringt – Licht, das wir zum Wachsen und Gedeihen brauchen – zünden wir für dich an der Osterkerze deine Taufkerze an.

Segnung der Mutter und Patin und Paten:

Für alle guten und alle schweren Zeiten bitten wir Gott um Segen für euch:

Gott segne euch und behüte euch,

Gott schenke euch Kraft, wo ihr an eure Grenzen kommt,

Gott lasse wachsen, was in euch an Liebe und Frieden wächst.

Gottes Segen komme über euch und bleibe bei euch jetzt und allezeit. Amen.

Segenswünsche an Maximilian

alle sind eingeladen an der Taufkerze ein Teelicht zu entzünden und anschließend Maximilian ein Segenswort zu zusprechen

Lied: EG 395, 1-3, Vertraut den neuen Wegen

Fürbitten:

Guter Gott,

durch die Taufe machst du uns zu deinen Kindern. Maximilian gehört jetzt zu dir. Du hast ihn gesegnet:

Ulli:

Lieber Gott, wir bitten dich für Maximilian, der heute hier in der evangelischen Kirche in Erzhausen getauft wird:

Lass ihn als fröhlichen, unbeschwerten Menschen heranwachsen. Schenke ihm GUlliesundheit, Liebe, Sonne im Herzen und den rechten Glauben.

Für alle Menschen, die Maximilian auf seinem Lebensweg begleiten: Mama, Oma und Opa, Paten, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, Freunde und Bekannte.

Lass sie Maximilian unbeschwert gegenüber treten. Sie sollen ihm in schwierigen Lebenslagen helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Und sie sollen auch ein offenes Ohr haben für seine Sorgen, Wünsche und Nöte.

Kurt-Helmuth:

Guter Gott, mit deinen reichen Gaben stärke uns alle durch deinen Geist. Hilf uns, Maximilian in deine Gemeinde hinein zu begleiten.

Gib ihm und uns die Kraft, dass wir mit allen Christinnen und Christen in dieser Welt die Liebe Jesu Christi erfassen.

Mache uns fähig, diese Liebe zu Leben,

auch wenn sie unser Begreifen weit überschreitet.

Gott, wir bitten Dich für Maximilian, dass er weiter seinen Weg geht. Stehe ihm in stürmischen Zeiten bei, stütze ihn beim Verfolgen seiner Ziele und hilf ihm dabei auch im größten Sturm den Kompass der Liebe und Gerechtigkeit nicht zu verlieren.

Günter:

Gott, wir bitten Dich für alle Menschen, die unter Hunger und Krieg leiden. Wir denken in diesen Tagen vor allem an die vielen Opfer in Syrien und Ägypten. Stehe ihnen bei. Gib den Herrschenden in dieser Welt das notwendige Geschick, dem Blutvergießen ein Ende zu bereiten.

Darum bitten wir dich, Gott, heute und alle Tage.

Und was uns noch bewegt, fassen wir zusammen in dem Gebet, das Jesus uns gegeben hat:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied: EG 503, 1, 2, 13-15, Geh aus mein Herz

Segen

Gott segne euch und behüte euch,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig.

Gott hebe sein Angesicht auf euch und schenke euch Frieden. Amen

Orgelnachspiel

Kita als Bildungsinstitution

Merkel besuchte evangelische Kita

Andacht, Kita Bildung

Kurt-Helmuth Eimuth

8-9-2008 Heiliggeistkirche, Frankfurt

Orgel

Lied: EG 447, 1-3, 7+8

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg. Amen.

Psalm: 145, Nr. 756

Lied: EG 621, 1-3

Ansprache:

Vor gut zwei Wochen besuchte Bundekanzlerin Angela Merkel eine Bildungsinstitution. Sie besuchte in Begleitung des Ministerpräsidenten, der Sozialministerin und der Oberbürgermeisterin den Kindergarten der Friedensgemeinde. Beim anschließenden Gespräch mit den Erzieherinnen, den Eltern und dem Träger zeigte sie sich tief beeindruckt von der Arbeit. Sie habe verstanden, was Sprachförderung schon mit eineinhalb Jahren bedeutete. Und sie zeigte sich als „evangelische Christin“ wie sie hervorhob beeindruckt von der interreligiösen Bildung im Kindergarten.

Die christliche Kirche, insbesondere in ihrer evangelischen Gestalt, ist ihrem Wesen nach eine Bildungsinstitution. Dabei meint Bildung nicht einen auf das Kognitive begrenzten Prozess des Wissenserwerbs, sondern ein ganzheitliches Geschehen der Persönlichkeitsbildung, das sich an der Einsicht ausrichtet, dass der Mensch als Gottes Ebenbild geschaffen ist. Bildung heißt, um eine von der Mystik Meister Eckarts über die Theologie Martin Luthers bis hin zu zeitgenössischen Autoren reichende Tradition aufzunehmen, die Ausrichtung des inneren Menschen an der Entsprechung zu Gott. Bildung in diesem Sinne ist zuerst und zuletzt „Herzensbildung“. Es ist spannend wahrzunehmen, dass ein solcher Hinweis heutzutage schon nicht mehr als so altväterlich und überholt angesehen wird wie noch vor wenigen Jahren. Der ganzheitliche Zugang zum Verständnis von Bildung gewinnt vielmehr wieder an Resonanz. Ganzheitliche Bildung aber schließt neben den kognitiven auch affektive Aspekte ein.

Um welche Bildung geht es? Was ist mit Bildung gemeint, wenn im christlichen Verständnis von ihr die Rede ist? Das christliche Verständnis von Bildung ist nicht primär ein kognitives oder kumulatives, das auf die Anhäufung und Addition von Bildungsgütern setzen würde. Vielmehr geht es um ein lebendiges Geschehen der Persönlichkeitsentwicklung, genauer gesagt, um die Orientierung des Menschen an seiner Entsprechung zu Gott im Kernbereich seiner Existenz. Bildung heißt, dieser Entsprechung zu Gott zu folgen, also bestimmungsgemäß zu Gottes Ebenbild zu werden. Martin Luther schreibt in seiner für diesen Zusammenhang in der zentralen Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ im Jahr 1520:

„Darum soll das billig aller Christen einziges Werk und einzige Übung sein, dass sie das Wort und Christus wohl in sich bilden, um solchen Glauben stetig zu üben und zu stärken. Und kein anderes Werk kann einen Christen machen.“

Im nahezu zeitgleich entstandenen „Sermon von den Guten Werken“ heißt es bei Luther:

„Sieh, so musst Du Christus in Dich hineinbilden und sehen, wie in ihm Gott dir seine Barmherzigkeit vorhält und anbietet, ohne alle deine zuvor kommenden Verdienste. Und aus solchem Bild seiner Gnade musst du den Glauben schöpfen und die Zuversicht der Vergebung all deiner Sünden.“

Im Christsein als einer durch Freiheit gekennzeichneten Existenzform kommen nach Martin Luther drei Faktoren zusammen: Die christliche Freiheit lebt aus Christus, bildet sich im Glauben und befähigt zur Liebe.

Bildung bestimmt und prägt die menschliche Existenz von Anfang an. Es ist durchaus damit zu rechnen, dass es auch schon vorgeburtliche Bildungsprozesse gibt. Wenn ein ungeborenes Kind im Bauch seiner Mutter daran teilnimmt, wie sie Musik hört, darf man vermuten, dass hier ein pränatales Bildungserlebnis im Spiel ist.

In jedem Fall steht deshalb fest, dass ein Mensch spätestens mit seiner Geburt in den Raum der Bildung eintritt. Von daher hat die Taufe von Neugeborenen ihre anthropologische Begründung. Weil die christliche Kirche die Praxis der Kindertaufe kontinuierlich seit zwei Jahrtausenden praktiziert, versteht sie Kinder als bildungsfähige, aber auch bildungsbedürftige Menschen. Sie plädiert von daher für eine Bildung von Anfang an, für Bildung im Elementarbereich, für Elementarbildung.

Vor dem Hintergrund antiker Philosophien und Weltanschauungen stellte das christliche Verständnis vom Wert jedes Kindes als Geschenk Gottes eine geistige und kulturelle Revolution dar. Jesus, so erzählt die Bibel, segnete die Kinder, legte ihnen die Hände auf und küsste sie. Er empfahl den Erwachsenen, zu werden wie die Kinder, denn nur so, mit dem Eingeständnis ihrer Bedürftigkeit und ohne den Aufweis eigener Verdienste, könnten sie das Reich Gottes erlangen. In diesem Zusammenhang ist auch der Taufauftrag wichtig, der am Ende des Matthäus-Evangeliums überliefert ist (Matthäus 28,19f). Dieser Auftrag verknüpft das sakramentale Zeichen der Taufe eng mit Erziehung und Bildung; das Lehren und das Taufen gehören zusammen.

Die Reformatoren, allen voran Martin Luther und Philipp Melanchthon, haben den engen, unauflöslichen Zusammenhang von Glaube und Bildung betont, der vom Anfang des Lebens bis zu seinem Ende besteht. Was damals noch nicht in einer gesonderten Weise in den Blick kam, war der Bereich der Elementarbildung; denn sie gehörte in den Bereich des Hauses und war an den Zusammenhang der Familie gebunden. Dass Familien auch in dieser Phase auf Unterstützung angewiesen sind, ist eine vergleichsweise neue Einsicht. Christliche Kindertagesstätten, in denen 3 bis 6 Jahre alte Kinder erzogen, betreut und gebildet werden, gibt es der Idee nach erst seit knapp zwei Jahrhunderten und in größerer, nennenswerter Anzahl erst seit dem 19. Jahrhundert.

Christliche Kindertagesstätten als Orte der Bildung von Anfang an

Erste Anfänge der Kindergartenidee findet man bei den so genannten „Mährischen Brüdern“, bei Johann Friedrich Oberlin (1740-1826) im Elsass, bei Theodor Fliedner (1800-1864) in Kaiserswerth sowie bei Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782-1852). Fröbel formulierte als erster eine ausführliche pädagogische Grundlegung für die Arbeit in Kindergärten, die diese nicht als bloße Bewahr- oder Betreuungsanstalten definierte, sondern sie als Orte der individuellen altersgemäßen Bildung für Kinder verstand. In Verbindung mit dem missionarischen Diakoniekonzept von Johann Hinrich Wichern (1808-1881) breiteten die Kindergärten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in allen evangelischen Landeskirchen aus. Schon der damals häufig verwandte Begriff „Kleinkinderschule“ deutet an, dass der Bildungsgedanke mindestens von ebenso großer Wichtigkeit war wie der soziale Aspekt der Betreuung.

Gerade aus der Sicht des christlichen Glaubens geht es darum, durch die Arbeit der christlichen Kindertagesstätten einen Beitrag zur Chancengerechtigkeit zu leisten. Ausgehend von dem Gedanken, dass jedem Menschenleben der gleiche Wert und die gleiche Würde vor Gott zukommen, engagiert sich die Kirche in ihrem Bildungshandeln dafür, dass Menschen im Alltag ihres Lebens auch tatsächlich gleiche Chancen erhalten.

Chancengerechtigkeit muss sich weiterhin konkretisieren an der Qualität der Begegnung zwischen unterschiedlichen Nationen, Religionen und Kulturen, die sich in der alltäglichen Praxis vieler Kindertagesstätten auf vielfältige Weise vollzieht. Ein evangelisches Bildungsverständnis schließt den Respekt vor anderen Religionen ein. Für evangelische Kindertagesstätten können Kinder, die in ihrem Leben prägende Erfahrungen mit Migration gemacht haben, eine Herausforderung, aber auch eine Bereicherung sein. Oft ist die Sicht leider durch Defizitzuschreibungen bestimmt. Dem sollte der Blick auf die von diesen Kindern erworbenen Fähigkeiten im Umgang mit kulturellen Herausforderungen gegenüber gestellt werden.

Die alltägliche Praxis des Umgangs mit solchen Herausforderungen im Frankfurter Gallus beeindruckte. Sie ist christliche Bildung im besten Sinne.

Amen.

Lied: EG: 577, 1-3

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, du bist die Quelle unseres Lebens.

Du hast uns unsere Würde gegeben,

du liebst und wie ein Vater,

du kümmerst dich um uns wie eine Mutter.

Manchmal spüren wir, dass wir dein Ebenbild sind.

Du willst, dass wir Leben in Fülle haben.

Wir bitten dich um deineKraft,

die uns ermutigt zum Leben,

die uns verbindet in Gemeinschaft untereinander

und uns freimacht für eigene Wege.

Du Gott ohne Grenzen,

vor dir wollen wir unsere Gedanken und Träume ernst nehmen.

Mit dir sehnen wir uns nach Gerechtigkeit und Frieden für unsere Welt und für unser Zusammenleben.

Damit aus Anklagen neues Leben wachsen kann.

Wenn du, Gott, uns hilfst,

dann werden wir uns nicht zerstreiten,

dann können wir als deine Töchter und Söhne auf dieser Erde den Himmel säen.

Dann wird aus unserer Wüste ein Garten des Lebens.

Gott, lass in unserem Tun und Reden,

in unseren Träumen und in unserem alltäglichen Leben

deine Kraft wirksam sein,

darum bitten wir dich.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 590