Tag Archiv für 7 Wochen ohne

Fastenaktion: Ohne Verzagtheit

Die Fastenaktion „Sieben Wochen ohne“ ist längst zu einer guten Tradition geworden. Es war der im letzten Jahr verstorbene Hamburger Pfarrer Hinrich C.G. Westphal dessen Idee, entstanden in einer Kneipe, zu einer Tradition wurde. Im Podcast Conny&Kurt erläutert Frank Muchlinsky den Wandel der Aktion, die inzwischen nicht nur zum Verzicht von Alkohol oder Gummibärchen aufruft, sondern zu immateriellen Dingen. So steht die diesjährige Fastenaktion unter dem Motto „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit“ und will damit in einer unsicheren Zeiten Mut machen. Los geht’s am Aschermittoch. Fastenkalender, Fastenbriefe und Kontakt zu Fastengruppen gibt es unter 7wochenohne.evangelisch.de.

Geiz als Lebensmotto macht arm

Andacht Fasten

Kurt-Helmuth Eimuth

3. 3. 08

Orgel

Lied: EG 98, 1-3

Votum:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Mit diesen Worten des Wochspruchs aus dem Johannesevangelium, Kapitel 12, Vers 24 begrüße ich Sie zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vater, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 84, Nr. 734

Lied: EG 584, 1-4

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Geiz ist geil“ war im vergangenen Jahr allerorts zu lesen. Ein Spruch, mit dem eine Elektronikhandelskette den Verkauf von Laptops, Fernsehern und DVD-Playern ankurbeln wollte. Ausgerechnet für die Fastenzeit ruft die evangelische Kirche nun zur Verschwendung auf.

Seit 25 Jahren fordert die Aktion „7 Wochen ohne“ Verzicht. Die alte Tradition des Fastens in der Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag soll so wiederbelebt werden. Inzwischen beteiligen sich Jahr für Jahr zwei Millionen Menschen. Sie verzichten auf Alkohol, auf Süßigkeiten, auf Fernsehen oder was immer für sie eine besondere Markierung diese sieben Wochen beinhaltet. Ziel ist es, zu prüfen, was man wirklich für das eigene Leben braucht, was wirklich Lebensqualität ist.

Fasten ist Verzicht. Diese Gleichung ist so alt wie die Religion selbst. Alle Religionen kennen den Verzicht als spirituelle Übung. Durch das Verzichten wird eine besondere Konzentration auf die andere Dimension des Lebens möglich. Alle großen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde, Moses stieg auf den Berg Sinai und fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing und Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten in die Wüste zurück.

Doch Geiz und Schnäppchenjagd sind alles andere als erstrebenswert – nicht Geiz, sondern „Geben macht glücklich“. Das behauptet zumindest der Journalist Thomas Ramge in seinem neuen Buch „Nach der Ego-Gesellschaft. Die neue Kultur der Großzügigkeit“.

Großzügigkeit zahle sich aus und das ließe sich wissenschaftlich belegen, heißt es in dem Buch. „Menschen, die großzügig sind, sind im Durchschnitt glücklicher. Sie sind gesünder, haben ein positiveres Bild von sich und leben länger“, so Ramge. Großzügigkeit sei in unsere Gene eingeschrieben, auch wenn diese nicht immer dominant gewesen seien. Doch die steigende Zahl von ehrenamtlichem Engagement und Bürgerstiftungen spreche für eine klare Gegenbewegung zur reinen Ego-Mentalität.

Das ist eine Erkenntnis, die in unserer Kultur tief verankert ist. Großzügigkeit hat seit jeher einen fabelhaften Ruf. Den Geiz dagegen bezeichnete schon Apostel Paulus als „Wurzel allen Übels“. Und für Augustinus war er der „Wahnsinn der Seele“.

Grund genug für die Evangelische Kirche, den Begriff der Verschwendung zum Motto ihrer Fastenaktion zu machen. Traditionell steht die Passionszeit für Verzicht und Entsagung. Verzichtet werden soll in diesem Jahr aber auf den Geiz, mit dem Ziel, eine neue Kultur der Großzügigkeit zu entfalten, in der Geiz nicht geil ist.

„Ich stelle es mir wunderbar vor, einmal sieben Wochen ohne Sparsamkeit, Schnäppchenjagden und Zeitgeist durch eng gedrängte Terminkalender zu gehen und stattdessen so richtig verschwenderisch zu sein“, freut sich etwa die Autorin Amelie Fried. Sie ist eine von zahlreichen Prominenten, die die Aktion unterstützen.

Die Teilnehmer der Aktion sind dazu aufgerufen, sich in Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zu üben. Gelegenheiten gibt es viele: etwa eine Einladung zum Essen für jemanden, der sonst nicht auf der Gästeliste steht, ein Gespräch, ohne auf die Uhr zu schauen, eine freundliche Geste für eine Person, die einem nicht wohlgesonnen ist, oder ein Hilfsangebot, auch wenn dadurch das Wochenende noch kürzer wird.

Die Aktion fügt sich bestens in die kommende Jahreszeit ein: „Verschwendung ist ein Begriff, den wir im Frühling positiv besetzen. Verschwenderische Fülle, Knospen platzen. Wir möchten, dass es auch in den Herzen so zugeht“, sagt Arnd Brummer, Leiter der Aktion „7 Wochen ohne“, die von einem zentralen Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik koordiniert wird.

In der christlichen Tradition bedeutet die Fastenzeit vor allem eine Zeit der Besinnung. So belebte die Gruppe der Initiatoren einen alten Brauch mit neuer Kraft. Die Idee machte schnell die Runde. Rund 300 Menschen nahmen vor 25 Jahren an der ersten Aktion in Hamburg teil. Heute sind es bundesweit mehr als zwei Millionen.

Ihre Anfänge nahm die Aktion in Hamburg: 1983 beschloss eine Gruppe von Journalisten und Theologen, nach einer fröhlichen Kneipenrunde sieben Wochen lang, von Aschermittwoch bis Ostern, zu fasten. Es ging den Fastenden nicht nur darum, in dieser Zeit dem Konsum abzuschwören. Vielmehr wollten sie einen persönlichen, spirituellen Mehrwert erreichen.

„Die Menschen in unserer Welt brauchen dringend einen Frühling der Herzen“, fordern die Initiatoren „Die ständigen Fragen – was bringt es mir? was nützt es? – die Erwartung, dass man für heute Investiertes schon morgen Erträge bekommen müsse, tötet jede spontane Geste. Eine geizige Welt schliddert in eine zweite, in eine soziale Klimakatastrophe – außen die Erderwärmung, innen die Eiszeit kalter Berechnung.“

Einen Tag verschwenderisch verbringen kann bedeuten: Lange im Bett liegen, gut frühstücken, ein Buch lesen, den Müßiggang üben; aber auch: einfach mit den Kindern auf dem Spielplatz sein, Freunde einladen oder jemanden unverhofft Blumen schenken. Aus keinem besonderem Anlass, sondern einfach so, als Geste.

Geiz als Lebensmotto macht arm. Verschwendung von Zeit und Zuwendung macht nicht nur das Leben erträglicher sondern auch menschlicher.

Amen.

Lied: EG: 420, 1-5

Mitteilungen:

Gebet:

Du kommst im Namen Gottes – gewaltlos

Du lieferst dich Menschen aus und gibst dein Leben hin. So vollendest du Gottes Willen.

Versöhnende Kraft geht von dir aus:

Wir brauchen nicht mehr auf Macht und Gewalt zu setzen, denn du machst uns Hoffnung, dass Sanftmut und Liebe die Welt bewahren werden.

Vor dir denken wir an Frauen und Männer, die öffentliche Verantwortung tragen.

Lass sie den Versuchungen der Macht widerstehen und für das Recht und das Wohl anderer eintreten.

Vor dir denken wir an alle, die Menschenhänden ausgeliefert sind: rassisch Verfolgte, politische Gefangene, Menschen, die um ihres Glaubens willen mundtot gemacht werden. Wehre dem Unrecht und der Gewalttat.

Vor dir denken wir an Not und Elend mitten unter uns: an die Menschen, die arbeitslos sind, an Menschen, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, an alle, die vergessen und abgeschrieben sind.

Gib uns Augen, die sehen, und Ohren, die hören, einen Mund, der zur rechten Zeit redet und schweigt, und Hände, die helfen.

Jesus Christus,

du willst uns gewinnen und nicht beherrschen. Befreie uns, deine Kirche, von Macht- und Herrschaftsansprüchen. Lass uns dir folgen im Einstehen für andere, in der Hingabe an die Welt und so deinem Namen Ehre machen.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421