Tag Archiv für Apostelgeschichte

Pilgern

Andacht, Pilgern

14.9.2009

Kurt-Helmuth Eimuth

Lied: EG 445, Gott desHimmels,1,2, 5

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Psalm 146, Nr. 757

Lied: EG 395, 1-3 Vertraut den neuen Wegen

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Ich bin dann mal weg – So lautet der Titel eines der erfolgreichsten Bücher der letzten Jahre. 2006 erschien der Reisebericht des Entertainers Hape Kerkeling. Untertitel : Meine Reise auf dem Jakobsweg.

Hape Kerkeling beschreibt die Erlebnisse seiner Pilgerreise nach Santiago de Compostela im Jahr 2001. Auslöser für die Entscheidung, den Jakobsweg zu gehen, war ein Hörsturz sowie die Entfernung seiner Gallenblase. Kerkeling beschäftigte sich zudem mit Shirley MacLaines Buch „Der Jakobsweg: eine spirituelle Reise“, in dem die Autorin unter anderem von ihren verschiedenen bisherigen Reinkarnationen berichtet und ihre Reise mit zahlreichen Erlebnissen ausschmückt.

Kerkeling musste sich wie alle Pilger mit den physischen und psychischen Anforderungen einer solchen Reise auseinandersetzen. Er lernt dabei nicht nur sich selbst und seinen Glauben, eine – Zitat – „Mischung aus Buddhismus mit christlichem Unterbau“, besser kennen, sondern trifft auch auf die verschiedensten Menschen, deren Charaktere er sehr plastisch beschreibt. Im amüsant plaudernden Ton schildert Kerkeling seine Erfahrungen, und reflektiert über den Sinn des Lebens. Mit dem „klassischen“ christlichen Pilger sucht er keinen Kontakt, er schätzt sie umschreibend als „nicht lernfähig“ ein (Zitat: „Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben…“). Stattdessen ziehen ihn „Sonderlinge und Exoten“ an, er macht Erfahrungen mit heiratswilligen Südamerikanerinnen, Spießern, Kirchenkritikern, Esoterikern und Spiritisten an.

Die inzwischen 3 Millionen verkauften Exemplare zeigen, dass es ein Bedürfnis nach inneren Erfahrungen gibt.

Seit dem Mittelalter haben Pilger aus Nord- und Mitteleuropa Santiago de Compostela als Ziel. Denn in Santiago de Compostella soll – der Legende nach – das Grab des Apostel Jakobus liegen.

Allerdings sei hier nebenbei angemerkt, dass es keine Anhaltspunkte für die Echtheit des Grabes gibt. Nach der Apostelgeschichte wurde Jakobus zwischen 41 und 44 nach Chr. durch Herodes Agripa, der über Judäa herrschte, enthauptet. Der Legende nach hätten seine Schüler den Leichnam in ein Schiff ohne Besatzung gelegt, das später in Galicien im Nordwesten Spaniens anlandete. Helfer setzten ihn weiter im Landesinneren bei. Dann geriet das Grab in Vergessenheit. Nach der Wiederentdeckung im 9. Jahrhundert wurde darüber eine Kapelle, später eine Kirche und schließlich die Kathedrale errichtet, um die herum sich der Pilgerort Santiago de Compostela entwickelte und zu der die Jakobswege führen.
Allerdings sind die ältesten Quellen, die von Jakobus in Spanien sprechen aus dem 9. Jahrhundert – vorher war weder von ihm noch von seiner Verehrung und von Pilgerreisen die Rede. All dies begann erst nach dem 9. Jahrhundert. Auch Martin Luther hielt das Grab nicht für echt. Er spottete mit heftigen Worten gegen das Pilgern, weil er darin vor allem eine Geschäftemacherei mit dem Glauben sah. Deshalb war das „Geläff“ für ihn „Narrenwerk“. „Lauf nicht dahin, man weiß nicht, ob Sankt Jakob oder ein toter Hund daliegt“, spottet er über den Pilgerweg nach Santiago di Compostela.

Wie dem auch sein mag, all das hindert die Pilger nicht und ob das Grab echt ist oder nicht, darum geht es beim Pilgern nicht. Vielmehr ist das Unterwegssein, das Pilgern selbst das Ziel.

Jakobus galt als Schutzpatron für die Pilger und – neben anderem – auch als Schutzpatron für das Wetter.

Nicht zu verwechseln ist Jakobus übrigens mit dem gleichnamigen Bruder Jesu. Jakobus der Ältere wird er deshalb auch genannt.

Nach dem Mt und Lk-Evangelium gehört er zusammen mit seinem Bruder Johannes neben Andreas und Simon Petrus zu den erstberufenen Jüngern Jesu:

Es heißt dort: (Mt 4,21)

Und als Jesus von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie.

Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.

Jakobus – so schildert ihn Mt – hat anscheinend nicht gezögert, hat alles stehen und liegen gelassen – die Netze, die Arbeit, die Familie – und ist aufgebrochen – mit Jesus, dem Wanderprediger.

Somit führt das Pilgern, das ungesicherte Unterwegs-sein zurück in die Anfänge des Christentums.

Denn ein unstetes , ungesichertes Leben haben sie wohl geführt – die ersten Jünger. Ohne festes Dach über dem Kopf, ohne Rückzugsort, umherwandernd – von der Hand in den Mund lebend, angewiesen auf die Hilfe der Menschen, denen sie begegneten.
Von beidem erzählen die Evangelien:

Vom unbehaust sein und auch von freundlicher Aufnahme:

So warnt Jesus einen Schriftgelehrten, der ihm nachfolgen will:

Und es trat ein Schriftgelehrter herzu und sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst.

Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

Und im Lukas-Evangelium heißt es:

Als sie aber weiter zogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf.

Beides gehört also zusammen: Das mutige Losziehen, das Unterwegs-sein und damit verbunden – die Angewiesenheit auf andere – und ab und zu eine Herberge, eine freundliche Aufnahme, zum Inne-halten, Erholen, Ausruhen.

Lied: EG: 614, Lass uns in deinem Namen,1-4

Mitteilungen:

Gebet:

Gott der Liebe und des Lebens

Wir danken dir, dass wir immer wieder zu Dir kommen können mit unserer Freude und unserem Dank,

aber auch mit unserem Zweifel und unserer Angst.

Wir danken Dir, dass wir Dir offen bekennen können, wo Du uns verborgen bleibst und wo wir Dich nicht verstehen.

So bitten wir Dich:

Mache uns Mut, den Weg, den Du mit uns gehen willst, weiterzuverfolgen.

Gib, dass wir uns nicht abschrecken lassen

Von den Hindernissen und Beschwernissen,

die auf diesem Weg liegen:

von dem Elend und dem Leid,

auf das wir auch keine Antwort wissen;

von der Ungerechtigkeit und dem Unfrieden,

gegen die wir scheinbar nichts ausrichten können mir unserer kleinen Kraft;

von dem Unglauben und dem Unverständnis,

die uns betroffen machen

und an denen wir kaputtzugehen drohen;

von der Kälte und Gefühllosigkeit,

die uns frieren und erstarren lassen;

von unserer eigenen Mutlosigkeit

und unserem eigenen Kleinglauben,

die uns zum Rückzug verleiten wollen, wo wir voranschreiten sollten.

Wir danken Dir, dass Du an uns glaubst,

auch wenn uns der Glaube fehlt;

dass Du uns vertraust, auch wenn es uns an Vertrauen mangelt;

dass Du bei uns bist, auch wenn wir meinen, Du seist uns fern.

So sende uns Deinen Geist

Und lass uns von hier aus aufbrechen mit neuem Mut und neuer Kraft.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor Dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421 (1)