Der Übergang zu etwas Neuem

Konfirmation und was dann? Oft wünschen sich Pfarrer und Pfarrerinnen oder auch die Eltern, dass die Jugendlichen nach der Konfirmandenzeit weiter in der Kirche aktiv bleiben. Doch dies klappt, trotz vieler attrak tiver Angebote, in den wenigsten Fällen.
Früher erfüllte die Konfirmation einen klaren gesellschaftlichen Zweck: Jungen und Mädchen wurden zunächst im Katechismus unterwiesen und dann in die Gemeinde aufgenommen. Die Konfirmation stand also für den Übergang vom Kindes- in das Erwachsenenalter. Sie ist ein so genannter „Passageritus“, bei dem die feierlich gekleideten Kinder mit einem Rosmarinsträußchen am Kragen aus der Schule „ins Leben hinaus konfirmiert“ wurden. Das zeigte sich zum Beispiel in einer neuen Kleiderordnung: Von nun an trugen die Jungen lange Hosen, die Mädchen die ersten Schuhe mit höheren Absätzen, in ländlichen Gebieten durften sie zum ersten Mal die ortsübliche Tracht der Ledigen anziehen. Und: Seit der Konfirmation wurde man mit „Sie“ angesprochen.
Für die Paten war der Übergang vom Kind zur Frau oder zum Mann oft teuer: mit Goldschnitt verzierte Bibeln, fein gestickte Hemden oder auch lebende Tiere, die den Grundstock für das spätere Auskommen bilden sollten, gab es als Geschenk. Noch immer gehören Geschenke zur Konfirmation – auch wenn es heute nicht mehr die Ziege ist. Und es gibt ein großes Fest: In manchen Gemeinden konfirmiert man inzwischen sogar samstags. Das entfernt zwar die Konfirmation von der Gemeinde, ist aber enorm praktisch für die große Familienfeier.
Doch die Konfirmandinnen und Konfirmanden werden immer jünger und die Ausbildung junger Menschen dauert immer länger. Deshalb markiert dieser Passageritus heute in den allermeisten Fällen nicht mehr den Eintritt in das Berufsleben, sondern fällt mit einer anderen Lebensphase zusammen: der Pubertät. Die Konfirmation ist also zwar immer noch ein öffentliches Signal dafür, dass die Kindheit nun vorbei ist. Aber das heißt nicht mehr, dass man dann erwachsen ist. Gerade zu dieser Entwicklungsphase der Pubertät gehört nämlich die Absetzbewegung von allem, was etabliert ist. Jugendliche mit 13, 14 Jahren wollen anders sein als die Erwachsenen, sie kleiden sich anders, haben „null Bock“, wollen eigene, neue Wege finden. In dieser Lebensphase hat es die Kirche als etablierte Institution extrem schwer.
Es kommt deshalb gar nicht so sehr darauf an, die jungen Leute nach der Konfirmation irgendwie in der Kirche zu halten. Wichtiger ist, ihnen Raum zu geben für ihre Suche nach einem eigenen Lebensstil. Evangelische Jugendhäuser sind zum Beispiel solche Orte. Wenn junge Menschen nach der Konfirmation erst einmal auf Distanz gehen, heißt das nicht, dass sie aus der Kirche „hinauskonfirmiert“ werden. Denn viele junge Erwachsene engagieren sich nach einer Zeit der Distanz später doch wieder.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt: Juni 2003 · 27. Jahrgang · Nr. 4

In jedem Tod liegt ein Anfang

Andacht

2.4.2003

L: Lasst uns von Gottes Macht singen und des Morgens rühmen seine Güte

G: Amen

Lied 445, 1-5

L: Herr, tue meine Lippen auf,

G: Dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.

L: Gott, gedenke mein nach deiner Gnade,

G: Herr, erhöre mich mit deiner treuen Hilfe.

Psalm 122

Lesung

Der Wochenspruch steht im Johannesevangelium Vers 12, Kapitel 24:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Ansprache

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Die sieben Wochen vor dem Osterfest nennen wir wie selbstverständlich „Passionszeit“. Für die Jünger und Jüngerinnen, die Jesus auf dem Weg nach Jerusalem begleiteten, war der Gedanke an das Leiden und Sterben ihres Lehrers und Meisters sicherlich fern.

Die Ankündigung Jesu, dass sich bei seiner Reise nach Jerusalem die Weissagungen der Propheten über ihn, den Menschensohn, erfüllen sollten, werden die Jünger und Jüngerinnen sicherlich ganz anders verstanden haben, als sie es an Karfreitag miterlebten und miterleiden mussten. Die großartigen Hoffnungen, die sie in Jesus gesetzt haben, waren damit zerstört.

Die Vollendung des göttlichen Willens an Jesus von Nazareth ist nicht die Verherrlichung, wie sie einem siegreichem Feldherrn zuteil wird., sondern der Tod am Kreuz. Nicht der Sieg über die anderen zugunsten der eigenen „Partei“, sondern die Hingabe und der Verlust des eigenen Lebens um den Erhalt des Lebens aller anderen.

Es ist die Vollendung, die die Menschen nicht in Sieger und Verlierer teilt, sondern es am Ende mit allen gut macht.

Macht der Tod einen Sinn? Der Tod ist grausam. Dies wird uns in diesen Tagen bewusst. Ein Krieg tobt und wir sind live via Fernsehen dabei. Ein völkerrechtlich nicht legitimierter Angriffskrieg möchte man hinzufügen. Aber es ist keineswegs der einzige Krieg auf Erden. Die Menschheit hat immer noch nicht gelernt ihre Konflikte gewaltfrei zu lösen.

Der Tod – für uns Menschen ist er unbegreifbar und oft genug eine Anfechtung. Dies war auch für Paulus so. Doch die ersten Gemeinden und Paulus hatten ein wie wir heute sagen würden Aha-Erlebnis: Jesus starb, damit wir leben. So sagt es die Wochenlosung: Erst wenn das Weizenkorn stirbt bringt es viel Frucht. In jedem Tod liegt ein Anfang. Der Dichter Johann Jakob Rambach hat es so ausgedrückt:

„Du hast zu deinem Kind und Erben, mein lieber Vater, mich erklärt, du hast die Frucht von deinem Sterben, mein lieber Heiland, mir gewährt…“

und er endet mit den Worten:

„Du willst in aller Not und Pein, o guter Geist, mein Tröster sein“.

Amen. Lassen Sie uns nun diesen Text gemeinsam singen.

Lied: 200, 2, 4 und 6

Lasst uns beten:

Jesus Christus,

du hast den Widerspruch

zwischen Jubel und Ablehnung,

zwischen Glanz und Elend

in deinem Leben und Leiden durchgehalten.

Doch in uns herrscht Zerrissenheit.

Wir fürchten das Leiden.

Wir versuchen ihm auszuweichen

Und passen uns lieber herrschenden Meinungen an.

Du aber bist dir

In deiner Liebe zu uns treu geblieben.

Darum bitten wir dich für alle,

die fasziniert sind von den Versprechungen der Macht, dass sie sich nicht verführen lassen.

Wir bitten dich für alle,

die durch Vorurteile und Schwarzmalerei verhärtet sind,

dass ihre Herzen von deiner Liebe aufgetaut werden.

Wir bitten dich für die Einflussreichen und Mächtigen,

dass sie von deiner Ohnmacht lernen,

und für die Ohnmächtigen,

dass sie deine Macht erfahren.

Wir bitten dich für alle Kriegsparteien,

beschütze sie und gib ihnen und den verantwortlichen Einsicht in ihr kriegerisches Tun.

Schenke uns deinen Geist,

den Geist deiner unwiderstehlichen Liebe,

dass wir im Blick auf dich leben können.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

L: Lasst uns preisen den Herrn.

G: Gott sei ewig Dank

L:Es segne und behüte uns Gott,

der Allmächtige und Barmherzige,

Vater, Sohn und Heiliger Geist.

G: Amen

Vor 20 Jahren: Das schreckliche Ende eines Pfingstausflugs

Vor 20 Jahren Das schreckliche Ende eines Pfingstausflugs

FAZ

20.05.2003 ·  Sie waren befreundet, kannten sich aus der Jugendarbeit. „Er hat uns gefragt, ob wir mitkommen wollen“, erinnert sich Pfarrer Kurt-Helmuth Eimuth. In den Spessart mitkommen, am Pfingstsonntag bei herrlichem Wetter einen Ausflug ins Grüne machen.

Sie waren befreundet, kannten sich aus der Jugendarbeit. „Er hat uns gefragt, ob wir mitkommen wollen“, erinnert sich Pfarrer Kurt-Helmuth Eimuth. In den Spessart mitkommen, am Pfingstsonntag bei herrlichem Wetter einen Ausflug ins Grüne machen. Aber es ging nicht, die Schwiegereltern waren da. Eimuth wollte nicht glauben, was er abends erfuhr. „Es war unfaßbar, schrecklich, traurig.“ Weil er es nicht glauben konnte, rief er beim Flughafen an, fragte nach. Aber es stimmte. Der Ausflug hatte ein furchtbares Ende genommen. Aus buchstäblich heiterem Himmel war ein Kampfflugzeug abgestürzt, hatte Martin Jürges, dem Pfarrer der Gutleutgemeinde, seiner Frau, seinen zwei Kindern, seiner Mutter und seiner Nichte den Tod gebracht.

Eine Familie wurde ausgelöscht, von einem Moment auf den anderen. Es geschah am 22.Mai vor zwanzig Jahren. Vor zwanzig Jahren, das war die Zeit der Aufrüstung und der Friedensbewegung. „Frieden schaffen ohne Waffen“, lautete die Forderung auf ungezählten lila Tüchern. Auch Martin Jürges wollte mit solchen Tüchern am Kirchentag teilnehmen. Sie lagen schon bereit. Ausgerechnet die Familie eines Friedenskämpfers wurde in Friedenszeiten von den Trümmern eines explodierten Kampfflugzeugs getötet. Jedes Unglück ist schrecklich. Aber dieses hatte eine große Symbolkraft.

Flugzeug fiel wie eine Bombe vom Himmel

Der 22.Mai 1983: Im Stadtwald am Oberforsthaus feierten die Frankfurter, wie immer, schon am Pfingstsonntag Wäldchestag. Auf der Rhein-Main Air Base war Tag der offenen Tür. Flugvorführungen standen auf dem Programm, zum Beispiel jene des 439.Geschwaders der kanadischen Luftwaffe mit dem Namen „Tiger“. Am frühen Nachmittag stiegen die vier Starfighter auf. Ihre Piloten sollten keine akrobatischen Mätzchen vollführen, sondern militärische Routine-Formationen fliegen. Eine fünfte Maschine sollte im Abstand von 45 Sekunden der Vierer-Gruppe folgen. Doch die fiel wie eine Bombe auf den Autobahnzubringer, auf dem die Familie Jürges in ihrem hellblauen Kombi unterwegs war.

Bis heute ist die Ursache des Unglücks – der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten – nach den Worten von Polizeisprecher Franz Winkler nicht bekanntgeworden. Er hatte damals Dienst. „Das war schon heftig.“ Winkler hat es nicht vergessen, wie nach und nach die Nachricht von den Toten zu ihm drang. Martin Jürges wäre jetzt 60 Jahre alt, seine Mutter Erna 97 Jahre, seine Frau Irmtraud 58 Jahre, sein Sohn Jan 31 Jahre, seine Tochter Katharina 21 Jahre, seine Nichte Gesine Wagner, sie starb knapp drei Monate später an ihren Brandverletzungen, 39 Jahre.

Einig schon vor der Zwangsvereinigung

Karsten Petersen, weiland Pfarrer der Weißfrauengemeinde im Bahnhofsviertel, saß zu Hause, als am späten Nachmittag das Telefon klingelte. Auch er konnte es nicht glauben. Kollegen kamen, alle waren fassungslos, der Gedenkgottesdienst tags darauf in der Gutleutgemeinde wurde verabredet. Pfarrer Petersen hielt die Predigt. Beruflich hatten er und Jürges ohnehin ein Team gebildet, alles besprachen sie miteinander, den Konfirmandenunterricht ebenso wie den Auftritt im Ortsbeirat („Wir waren immer da.“) Man habe sich stets etwas Besonderes einfallen lassen müssen. Das habe Martin Jürges auch so gefallen. Heute sind die Gutleut- und die Weißfrauengemeinde „zwangsvereinigt“. Das verlangt Kirchenpolitik in Zeiten, in denen es auch der evangelischen Kirche nicht mehr so gut geht. „Wir waren damals schon vereinigt, zumindest auf der Pfarrer-Ebene“, sagt Petersen. Martin Jürges hatte das Schicksal aber nur gut zwei Jahre in der Gutleutgemeinde gegeben.

Die Matthäusgemeinde ist nun als Dritte im Bunde. Zu dritt haben sie sich den schönen Namen „Hoffnungsgemeinde“ gegeben. Er hätte Martin Jürges gefallen, ihm, dem Hoffnungsträger für die Bewohner eines problematischen Viertels, der immer einer der ersten war, der sich öffentlich – das konnte er gut – zur Wehr setzte, wenn er meinte, auch nur einen Hauch von Ausländerfeindlichkeit zu spüren, oder wenn die Stadtväter nicht einsehen wollten, daß mehr getan werden müßte für die Leute eines sozial schwierigen Stadtteils. Da konnte er hartnäckig sein, kam er schon einmal unangemeldet in die Zeitungsredaktion. „Gutleut: Symbol der Hoffnung“. So lautete das Motto des Schweigemarsches am Tag, als die Familie Jürges zu Grabe getragen wurde.

„Da fehlt einer“

Schon als Stadtjugendpfarrer – er war es zehn Jahre lang – hat sich Jürges mit der Stadt oder mit Kirchenoberen angelegt. Manchen waren seine Positionen zu links. Die Jugendlichen aber schätzten ihn. Roland Frischkorn war in jenen Tagen DGB-Jugendsekretär und Jürges‘ Nachfolger als Vorsitzender des Stadtjugendrings. Heute ist er bei einer Wohnungsbaugesellschaft. Er trifft sich immer noch gelegentlich mit seinen Nachfolgern im Amt. Und irgendwann kommt dann der Punkt, an dem die ins Alter gekommenen Jugendvertreter von einst sagen: „Da fehlt einer.“

„Es geht nicht aus den Köpfen derer, die es damals miterlebt haben“, sagt Pfarrer Petersen. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Starfighter nur ein paar hundert Meter weiter abgestürzt wäre. Hunderttausende – die Amerikaner sprachen von 400000 – schauten den Flugvorführungen zu, Tausende feierten im Stadtwald. Seitdem gibt es in Frankfurt keine Flugschau mehr. Die Stadt entging knapp einer Katastrophe. Auch deswegen geht das Unglück nicht aus den Köpfen derer, die es miterlebt haben.

CORNELIA VON WRANGEL

Gottesdienst beim Frühstückskaffee

Für einige sind sie sonntags morgens einfach ein Gräuel: die Glocken, die die Gläubigen zur Kirche rufen. Für andere gehört ein Gottesdienst mit Predigt so unverzichtbar zum Sonntag wie der sprichwörtliche Braten. Zur Not auch in den eigenen vier Wänden.
Auch wenn die versammelten Gemeinden in den Kirchen meist klein sind, stellen Gottesdienste doch in einer sich ständig verändernden Welt ein hohes Maß an Konstanz, an Verlässlichkeit dar. „Mir reicht schon, dass ich weiß, dass ich hingehen könnte“, denkt mancher Christ und wendet sich womöglich den Verkündigungssendungen im Radio oder Fernsehen zu. Tatsächlich stieg in den letzten Jahren die Zahl der Zuschauerinnen und Zuschauer bei den ZDF-Gottesdienstübertragungen auf bis zu eine Million. Und sie trinken keineswegs nur Kaffee bei der Predigt. Wiederholte Nachfragen haben den Sender veranlasst, die Gesangbuchnummern der Lieder einzublenden. Manche wollen die Texte offenbar mitlesen oder auch mitsingen. Die mediale Form gottesdienstlicher Feier ist attraktiv, womöglich attraktiver als der „Live“-Gottesdienst in der Kirche zwei Straßen weiter. Vielleicht liegt es an der schnelleren Abfolge der unterschiedlichen Gottesdienstteile, oder daran, dass man im Fernsehen besser sieht, die Kamera macht’s möglich. Außerdem ist die Predigt kürzer. Zehn oder zwanzig Minuten Text – das ist für ein an Worthäppchen gewöhntes Publikum oft einfach zu lang. Ein Wortbeitrag in Radio FFH zum Beispiel ist schließlich meist auch nicht länger als eineinhalb Minuten. Sonntags morgens mal unverbindlich und unrasiert beim ZDF vorbeizappen ist nicht nur für ältere oder kranke Menschen eine Alternative, gerade auch für jüngere Leute oder für Familien. Überhaupt die Uhrzeit. Die 10-Uhr-Anfangszeit war einmal sehr nah an den Lebensumständen der Menschen: Gottesdienst war nach der Fütterung der Tiere. Heute können viele sonntags ausschlafen. Einige Gemeinden haben reagiert und bieten Wochenschlussgottesdienste oder auch Samstagsgottesdienste an. Auch Zielgruppengottesdienste wie etwa Frauen- oder Jugendgottesdienste erhöhen die Akzeptanz, gleichwohl widersprechen sie der Vorstellung, dass der Gottes dienst der Mittelpunkt eben der ganzen Gemeinde ist. Mag man über solche Vorstellungen streiten, unstrittig ist: Religion braucht Rituale. Religion ohne Ritual ist nicht vorstellbar. Mit dem Osterfest wurde öffentlich die Auferstehung Jesu Christi als Sieg des Lebens gefeiert. Mit dem Sonntag als dem „kleinen Osterfest“ in jeder Woche wurde die segensreiche Einrichtung des jüdischen Sabbats neu akzentuiert. In den letzten 2000 Jahren haben sich Gottesdienst und Predigt immer wieder gewandelt. Als Urtyp aller Prediger gilt Johannes der Täufer. Seit dem 4. Jahrhundert war die Predigt, möglicherweise aus Furcht vor Irrlehren, allein den Bischöfen und Priestern vorbehalten. Der Prediger saß während der Predigt, die Gemeinde stand. Die „cathedra“ ist der Lehrstuhl. Mit der Reformation bekam das „Priestertum aller Gläubigen“ auch bei der Predigt seine Bedeutung zurück. Auch Nicht-Theologen dürfen auf der Kanzel das Wort ergreifen. Der Gottesdienst mit Predigt, Musik und Liturgie will mit seinen Riten und Symbolen den Menschen dienen, ihnen Trost spenden und Hoffnung geben. Die Form, in der dies geschieht, und das Medium, das den Gottesdienst überträgt, sind hierbei eher unbedeutend.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt: März 2003 · 27. Jahrgang · Nr. 2

Kinder brauchen Religion

Ein Beitrag von Marion und Kurt-Helmuth Eimuth in „Gemeinde leiten“

Der Mensch braucht Feste

15.2.2003
Ehemaligentreffen der Fachschule für Sozialpädagogik
Orgelvorspiel

Begrüßung

Ich begrüße Sie ganz herzlich hier in der Kirche des Frankfurter Diakonissenhauses. Ort und Gesichter sind Ihnen wohlbekannt. Nur meines ist Ihnen fremd ich darf mich kurz vorstellen. Meine Name ist Kurt-Helmuth Eimuth und ich bin der Neue, der neue Schulleiter. Sicher haben wir im Verlauf des Nachmittags noch Gelegenheit das ein oder andere kleine Gespräch zu führen.

Wir feiern die Andacht

im Namen Gottes

Gott ist uns nahe – immer und überall,

im Namen Jesu Christi

So sind wir geliebt,

und im Namen des Heiligen Geistes

So sind wir verbunden als Schwestern und Brüder.

Lied 560

Psalm 91

Ansprache

Wir sind heute hier zusammengekommen, um alte Freundinnen zu treffen, um zu sehen was die anderen so machen und natürlich sind wir neugierig auf die eingeschlagenen Lebenswege. Die ehemaligen Lehrerinnen fragen sich, was ist wohl aus ihnen geworden. Haben sie einen Stand im Beruf gefunden? Oder sind erst einmal Kinder gekommen? Mit einem Wort: Wir wollen ein Fest feiern.

In allen Kulturen und zu allen Zeiten gehören Feste zum Leben. Sie markieren Stationen und Übergänge im Lebenszyklus. Ob Geburt, Erwachsenwerden, Examen, Berufsbeginn oder Berufswechsel, Heirat, Wohnungseinzug, Ruhestandsbeginn oder Tod.

Feste markieren unser Leben, sie heben sich ab vom grauen Alltag. Und da bei Festen auch immer gefragt wird: was war? – was ist? – was wird kommen?, weil immer nach dem Sinn unseres Daseins gefragt wird ist Religion gefragt, angefragt und irgendwie auch ständig präsent. Es durchdringt unser Fest . So wie die Religionspädagogik in den Kindertagesstätten alle Bereiche durchdringt, so soll auch das Fest durchdrungen sein, von christlicher Hoffnung und Zuversicht.

Mit dem Osterfest wurde öffentlich die Auferstehung Jesu Christi als Sieg des Lebens gefeiert. Mit dem Sonntag als dem kleinen Osterfest jeder Woche wurde die segensreiche Einrichtung des jüdischen Sabbats neu akzentuiert.

In der Tradition Jesu feiert die Kirche Feste mit einem besonderen Inhalt für alle. Gefeiert wird Gottes Ja-Wort zu seiner Schöpfung, seine Nähe und sein Ziel für die Welt. Die Kirche ist also auch eine Festgemeinschaft. Sie ist eine Schatzkammer für lebendige Feste.

Wir sollen und müssen uns Erinnern, uns die Überlieferung der Bibel und die Erfahrungen aus der Geschichte der Kirche ins Gedächtnis rufen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1. Kor 11, 25) steht als Überschrift über unseren Gottesdiensten.

Wie bedeutsam das Erinnern ist, erleben wir im Zusammenleben mit Kindern. Immer und immer wieder wollen sie die gleiche Geschichte vorgelesen haben. Und wehe es wird ein Wort geändert oder gar etwas weggelassen. Dann ist der Protest groß. Die Erinnerung gibt ihnen halt. Die Geschichte im immer gleichen Wortlaut ist ein Stück Verlässlichkeit. Sie gibt Halt.

Im religiösen Leben ist das auch so. Selbst Menschen, die der Kirche eher ferne stehen, klagen solche Verlässlichkeit ein. Sie sind vehement gegen den Abriss nicht mehr benötigter Kirchengebäude. Sie würden zwar niemals einen Gottesdienst besuchen, aber es ist trotzdem für sie wichtig, dass dieses verlässliche Zeichen unverrückbar dort steht, ja auch, dass dort jeden Sonntag Gottesdienst gefeiert wird.

So wie es in der Bibel steht, wollen wir uns heute erinnern an das Gelernte, an die Freude, an den Schabernak, an die Aufregung bei den Prüfungen, aber auch an die zahlreichen Begegnungen mit Menschen, auch mit Menschen, die ihre höchstpersönliche Erfahrungen mit Gott gemacht haben.

Gebet mit Kyrie 178.12

Lasst uns in Frieden beten

Um ein waches Gewissen, um Vergebung unserer Schuld

Und ein Leben, das Frucht bringt,

lasst uns bitten:

Kyrie

Um ein Verständnis für unsere Mitmenschen,

um Mut, die Wahrheit zu sagen und dafür einzutreten

besonnen und offen

lasst uns bitten:

Kyrie

Um die Fähigkeit allen Menschen so zu begegnen,

dass sie auch durch uns Gottes Liebe spüren,

lasst uns bitten:

Kyrie

Für unsere Kirchen, für die ganze Christenheit,

dass sie sich bewusst ist: Wir sind der Weinberg,

den Du, Gott, gepflanzt hast, den du behütest,

auf dem du ernten willst.

Lasst uns bitten:

Kyrie

Für unser Volk und alle Völker der Welt,

dass sich Gerechtigkeit durchsetze

und Friede werde, wo Krieg ist,

lasst uns bitten:

Kyrie

Für die Menschen, die dich besonders brauchen,

die Hungernden, dass ihnen geholfen werde,

die Kranken, dass sie Heilung finden in dir.

Lasst uns bitten:

Kyrie

Gott, bleibe bei uns mit deinem Wort

Und schenke uns die Kraft zum Wachstum.

Darum bitten wir dich im Glauben an Christus.

Und alles was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied 621

Segen

Möge Gott dich segnen und behüten

Möge Gottes Angesicht auf dich leuchten

Und dir Gnade geben.

Mögen Gottes Augen über dir leuchten und

Dir Frieden bringen.

Der Morgenstern ist aufgedrungen

Frankfurter Neue Presse 7.12.02
Das Adventssingen geht ins zweite Wochenende

Frankfurt. Das Adventliedersingen in der Liebfrauenkirche —es beginnt täglich um 19 Uhr geht heute ins zweite Wochen­ende,

Mehrere Köche verderben den Brei“, heißt es, Ob dies auch für die musikalische Mischung ,,Der Morgenstern ist aufgedrungen“ zutrifft kann heute Abend in dem katholischen Gotteshaus auf dem Liebfrauenberg überprüft wer­den. Immerhin hat das Werk drei Verfasser. Daniel Rump bearbeit­ete 1575 ein weltliches Lied mit sehr ähnlichem Text und über­nahm möglicherweise auch des­sen Melodie. Dabei handelt es sich um ein ,,Tage- und Wächterlied“, in dem der Wächter mit sei­nem Weckruf zwei Liebende auf­fordert, wieder auseinander zu gehen. Es folgt ein schmerzlicher Abschiedsdialog.

Das ungebräuchliche Wort „aufgedrungen“ stammt aus der Vorlage und Rump deutet den Morgenstern, der am Himmel aufsteigt , auf die Erscheinung Christi. In der zweiten Strophe übernimmt er das Motiv der Wächter auf der Zinne.

Otto Riehtmüller fügte um 1900 das Bild des Bräutigams aus dem Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen hinzu und machte das Lied in sechsstrophiger Fassung bekannt, indem er es 1932 in seiner Sammlung ,,Ein neues Lied“ veröffentlichte.

Wilhelm Witzke gab 1925 ein Liederbuch heraus, in welchem das Lied in anderer Strophen-kombination zu finden ist. Die erste  stammt von Rump, die bei­den folgenden von Witzke, worin er das Motiv der Rückkehr ins Pa­radies betont,

Beim Abdruck im Evangeli­schen Gesangbuch hat man sich der drei Quellen bedient. Die heu­te gesungene Fassung ist eine Be­arbeitung von Michael Prätorius, entstanden im Jahr 1609. Sie wird dargeboten von dem Barock-Trio Liebfrauen, Ute Wischniow­ski (Sopran), Clare Tunney (Vio­loncello) und Peter Reulein (Continuo, Tenor). Interessantes über das musikalische Werk weiß Pater Christophorus Goedereis zu berichten.

Wir drucken auch die beiden Adventslieder des Wochenendes wieder ab, damit unsere Leser sie ausschneiden können und zum Singen in die Liebfrauenkirche mitbringen. (wa)

Morgen, zweiter Advent, erklingt um 19.80 Uhr das Lied ,Auf dem Berge, da gehet der Wind‘, vorge­tragen von dem Blockflöten­ensemble (Leitung: Elfriede Eigen). Moderatorin ist Pfarrerin Marion Eimuth. Das Lied hat keine wei­teren Strophen.

"Hört, der Engel helle Lieder"

Frankfurter Neue Presse, 3.12.2002


Innenstadt
.
Einen besinnlichen Ausklang des Tages gibt es heute um 19.30 Uhr in der Liebfrauenkirche auf dem Liebfrauenberg. „Hört, der Engel helle Lieder“ heißt es diesmal. Die Frankfurter Neue Presse druckt auch heute wieder Noten und Text zum Ausschneiden und Mitsingen ab.

Die drei Strophen des 1954 von Otto Abel getexteten Liedes „Hört, der Engel helle Lieder“ enden mit dem Jubelruf der Engel auf den Hirtenfeldern bei Betlehem. Das Lied, das sowohl textlich als auch musikalisch auf eine französische Vorlage aus dem 18. Jahrhundert zurückgeht, ruft dazu auf, hinzuhören und weiterzusagen, was in der Nacht zu Betlehem geschehen ist. Heute erschallt das Lob Gottes durch den Posaunenchor Goldstein unter der Leitung von Martin Dreher. Informationen und Hintergründe zur Entstehung und Bedeutung des Liedes liefert Pfarrerin Marion Eimuth. (wa)

Zum Tode von Dieter Trautwein

Ein mutiger Streiter für die Sache Christi und der Menschen

Leerer Platz

Der langjährige Propst für Frankfurt Dieter Trautwein ist nach langer, schwerer Krankheit am 9. November im Alter von 74 Jahren gestorben. Trautwein kam 1963 als Stadtjugendpfarrer in die Mainmetropole. Von 1970 bis 1988 war der promovierte Theologe der „erste Pfarrer“ in der Stadt, wie er selbst sagte. Trautweins Name ist mit den Kirchentagen, seinem gesellschaftlichen Engagement und seinem kirchenmusikalischen Schaffen untrennbar verbunden.
Die Vorsitzende des Vorstands des Evangelischen Regionalverbands, Pfarrerin Esther Gebhardt, würdigte Trautwein als Mann, „der vielfältige theologische und kirchenpolitische Impulse“ in der Stadt gab. Unerschrocken und streitbar habe er sich nicht davor gescheut, dort Stellung zu beziehen, wo er sich als Christ herausgefordert sah. Trautwein stritt für eine lebenswerte Stadt, in der die Menschen Vorrang haben. Er gehörte zu den Initiatoren des Römerberg-Bündnisses, das geplante NPD-Aufmärsche auf dem Römerberg verhinderte. Und er kämpfte an der Seite seiner Ehefrau Ursula gegen das südafrikanische Apartheid-Regime. 1987 setzte er sich für den Erhalt der Mauerreste des jüdischen Ghettos am Börneplatz ein. Über Oskar Schindler, den er nach dem Krieg in Frankfurt kennen lernte und unterstützte, handelt sein letztes Buch.
Doch Trautwein wirkte auch nach innen. Schon als Stadtjugendpfarrer entwickelte er neue Gottesdienstformen. 1971 wurde er mit einer Dissertation über den „Lernprozess Gottesdienst“ zum Doktor der Theologie promoviert. Trautwein hat zahlreiche Kirchenlieder komponiert, ins Deutsche übertragen oder bearbeitet. Etliche Lieder prägten die von ihm so geliebten Kirchentage.
Der Dialog zwischen den Konfessionen, aber auch zwischen Christen und Juden lag Trautwein am Herzen. Mehr als 30 Jahre war er Mitglied des Vorstandes der Freunde der Hebräischen Universität Jerusalem.
Die Frankfurter Kirche verliert mit ihm, wie es Gebhardt ausdrückte, einen „freundschaftlichen Ratgeber und einen mutigen Streiter“, aber eben auch einen fröhlichen Christen, dem es stets gelang, Gemeinden mitzureißen. Auch wenn Trauweins Stimme jetzt verstummt ist, so werden seine Lieder weiterhin in den Gemeinden erklingen und auch etwas von der ungeheuren Kraft, Zuversicht und Freude ihres Komponisten spüren lassen.
Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Dezember 2002

Rutschauto oder Bobby-Car?

Bild: Wikimedia/Thiemo Schuff

Welt des Kindes, Dezember 2002

Qualifizierungsoffensive in Frühenglisch

Der Unterricht in Frühenglisch begann mit Spanisch. Astrid Troost, Sprachlehrerin an der Evangelischen Ausbildungsstätte für Sozialpädagogische Berufe am Frankfurter Diakonissenhaus irritierte bewusst: „ Die Studierenden sollen die Erfahrung machen, wie Kindergartenkinder eine Sprache wahrnehmen. Sie sollen sich zurückversetzen in die Zeit als sie selbst noch in diesem Alter waren.“

Der Unterricht begann mit einem spanischem „Holá“, was jeder und jede versteht, aber eben doch etwas anders klingt. Und dann erklärte die Lehrerin quasi im Rollenspiel die Situation so wie sie in der Kindertagesstätte wäre: „Wir wollen eine neue Sprache lernen. Vielleicht könnt ihr ja auch schon ein paar Worte. Ihr habt Euch wahnsinnig auf den heutigen Tag gefreut und seid sicher aufgeregt.“ Astrid Troost nimmt die Angst. Hier im Kreis der Studierenden spricht sie nochmals die Rahmenbedingungen aus: „Ihr müsst nichts wiederholen. Es besteht kein Leistungsdruck. Es gibt keine Erwartungen. Ihr macht einfach mit. Ihr macht einfach, was ich Euch vormache.“

Und dann geht es los. Mit dem „Holá Astrid“ stellt sich die Lehrerin vor. Schnell wird es nachgesprochen. Alle, die wollen kommen in den Kreis. Dann gibt es Übungen zum Aufstehen, Setzen und Klatschen. Nach der Bewegung werden die ersten Wörter mittels Wortkarten vorgestellt. Fisch, Haus, Boot werden in spanisch vorgestellt. Später wird die Lehrerin die Karten verwechseln und die Studierende alias die Kinder werden sie verbessern. Nach diesem Richtig oder Falsch-Spiel erzählt Troost noch eine kurze Geschichte. Immer wenn die soeben gelernten Wörter fallen, soll die Gruppe klatschen. Das klappt wunderbar, doch funktioniert es nur bei voller Konzentration.

Soweit die erste Stunde. Spaß hat sie allen gemacht. Die Studierenden merken, wie einfach es sein kann, sich auf eine neue Sprache einzulassen. Gleichzeitig haben sie selbst erfahren wie anstrengend diese kleinen Übungen sind. Die Lehrerin ist zufrieden. Alle haben sich in der ersten Stunde Frühenglisch auf Spanisch eingelassen. Nur eines sei anders gewesen als im Kindergarten. Die jungen Leute haben an anderen Stellen gelacht. Ein Kindergartenkind findet es eben urkomisch, wenn die Lehrerin einen falschen Begriff zu einer Wortkarte sagt.

Die Methode des Erlernens einer Sprache sei für alle Sprachen gleich. Zentrale Bedeutung hat hier das „Total Physical Response“ (TPR). Die Kinder setzen das gesprochene Wort in Bewegung, in Gesten um und erfahren Sprache so mit allen Sinnen. Während des Unterrichts ist der Gebrauch der Muttersprache unerlässlich. Dies gibt Sicherheit und vermeidet bei Anleitungen Chaos, das durch Irrtümer entstehen kann.

Eine kontroverse Diskussion ging der in diesem Schuljahr als Wahlfach eingeführten Doppelstunde „Frühenglisch“ voraus. Die Pädagogik-Lehrerinnen mahnten zurecht den Situationsansatz an. Verträgt sich dieses Angebot mit einer Konzeption, die die Lebensthemen der Kinder zum Ausgangspunkt der Bildungsarbeit im Elementarbereich macht? Wäre es nicht notwendiger türkisch zu lehren? Leistet man dem Elite-Kindergarten, der auch Englisch anbietet, Vorschub?

Am Ende des Diskussionsprozesses stimmten alle Beteiligten völlig überein. Gerade mit der Vermittlung einer Fremdsprachenkompetenz wirkt man einem beängstigendem Trend entgegen. Immer mehr wird der Beruf der Erzieherin entwertet. Für die musikalische Bildung wird die Jugendmusikschule geholt, für die Bewegungserziehung kommt der Sportverein ins Haus und für die Fremdsprache eben die Englischlehrerin. Gerade der Situationsansatz fordert das Gegenteil. Zwar sollen punktuell Experten hinzugezogen werden, aber im Rahmen der Projektarbeit ist die Erzieherin für die Bildung zuständig. So ist denn auch als Ziel der Vermittlung des Unterrichts an der Fachschule die Befähigung der Studierenden zu einem in die Projektarbeit integriertem Englischunterricht formuliert. Zu Themen wie Familie, Einkaufen, Tiere oder Feste können immer wieder englische Einheiten eingebaut werden, beispielweise im Liedgut oder durch das Vermitteln von Reimen.

Ferner wird den Studierenden verdeutlicht, dass Englisch im Kindergarten kein Schulunterricht ist. Emotionaler Stress bei Kindern muss unbedingt vermieden werden. Die Kinder müssen die Möglichkeit haben, ihr eigenes Lerntempo zu bestimmen. Wenn dies alles gelingt, dann werden sie eine gute Grundlage für ihr späteres Sprachgefühl mit auf den Weg bekommen. Und voller Stolz werden sie ihre Eltern und Großeltern testen, ob die denn auch Englisch können.

Schulleitung und Träger begrüßen diese Qualifizierungsoffensive. Doch es blieb nicht nur beim Beifall. Man stellte auch die notwendigen Finanzmittel bereit. Ein Schuljahr bekommen die Studierenden, die über ausreichende Englischkenntnisse verfügen, die Möglichkeit zusätzlich zum vorgesehenen Englischunterricht an dieser Qualifizierung teilzunehmen. Sie bekommen über dieses erste von drei Modulen ein Zertifikat. Die anderen Module können sie später an der Akademie für Fort- und Weiterbildung, ebenfalls im Frankfurter Diakonissenhaus angesiedelt, erwerben.

Kurt-Helmuth Eimuth