SINUS aufgelöst

Wie überall im Land war es schwierig Vereine ehrenamtlich weiterzuführen. Dies gilt auch für SINUS. „Es bestand die Gefahr, dass wir den Erwartungen von Ratsuchenden nicht mehr gerecht werden konnten“, sagt der Vorsitzende Conny von Schumann.

Vorsitzender Conny von Schumann


Mit Beschluss der Mitgliederversammlung vom 14.2.2018 hat sich der Verein aufgelöst.
Die Facebookseite wird nicht weiter betrieben.
Wir danken allen, die uns unterstützten und mit uns kommunizierten. Auch wenn SINUS aufgelöst wurde, muss und wird die Auflärung über totalitäre Strömungen und Gruppen weiter gehen müssen. Dies braucht unsere Demokratie.

Veränderte Sektenlandschaft: Der Selbsthilfeverein „SINUS“ hat sich aufgelöst

von Kurt-Helmuth Eimuth 17. Februar 2018

Der Verein Sekteninformation- und Selbsthilfe Hessen (SINUS) hat sich aufgelöst. „Es bestand die Gefahr, dass wir den Erwartungen von Ratsuchenden nicht mehr gerecht werden konnten“, sagt der Vereinsvorsitzende Conny von Schumann zur Begründung.

Hare Krishna-Gruppe auf der Zeil.  |  Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Hare Krishna-Gruppe auf der Zeil. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vor 25 Jahren war der hessische Selbsthilfeverein „Sinus“ für Menschen, die in problematische weltanschauliche Gruppierungen geraten sind, mit Unterstützung des evangelischen und katholischen Weltanschauungsbeauftragten gegründet worden. Ziel war es, dass Betroffene mit ehemaligen Sektenmitgliedern sprechen konnten. Denn es ist ein Kennzeichen von Sekten, dass sie einen eigenen „Code“ sprechen. Außenstehende verstehen oftmals den Inhalt der Worte nicht, schon gar nicht die Bedeutung im Sekten-Kontext. „Sinus“ war also eine Plattform des Erfahrungsaustauschs unter Betroffenen.

Allerdings hat sich die Szene in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten verändert. Es gibt zwar immer noch die großen Gruppierungen wie Zeugen Jehovas oder Scientology, aber es sind auch zahlreiche kleine Gruppen mit sektenhaftem Charakter entstanden. Der „Sektenmarkt“ ist sehr unübersichtlich: Lebenshilfeangebote, Persönlichkeitsseminare, Jenseitskontakte und Fernheiler kann man etwa jedes Jahr auf der Esoterik-Messe in Frankfurt erleben.

Noch etwas hat sich grundlegend gewandelt: Anders als in den 1970er Jahren, als viele Sekten den Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft propagierten, versprechen sie heute Selbstoptimierung und ein besseres Leben innerhalb der Gesellschaft. Selbst Managementseminare sind da nicht ausgenommen. Hinzu kommt, dass sich abstruse Ideologien aller Art wie etwa die der so genannten „Reichsbürger“ über das Internet wunderbar verbreiten lassen.

Doch im Kern geht es immer um die gleiche Frage: Ab wann werden Menschen so manipuliert, dass ihr Tun und Handeln völlig fremdbestimmt sind? Und in letzter Konsequenz: Ist man bereit, um der angeblich „gerechten Sache“ Wille“ anderen Schaden zuzufügen?

Auch bei den jungen Anhängerinnen und Anhängern eines radikalen Salafismus im Islam wirkt dieser Mechanismus. Die Auseinandersetzung mit totalitären Strömungen unter religiösem Vorzeichen ist aktueller denn je, und die Demokratie braucht sie.

Doch diese Auseinandersetzung kann in der ehrenamtlichen Struktur von „Sinus“ nicht mehr geleistet werden. Die Kirchen stehen weiterhin mit ihren Weltanschauungsbeauftragten als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.

Wenn Glaube keinen Humor kennt, ist es eine Sekte

Woran kann man eine Religion von einer Sekte unterscheiden? Ganz einfach: Religionen können über sich selbst lachen. Humor ist auch eine Form von Selbstkritik. Wer über sich selbst Witze macht, gesteht sich ein, Schwächen zu haben. Genau das tun Sekten nicht, und deshalb kennen sie auch keinen Spaß.

Humor und Selbstkritik kommen bei Sekten nicht vor. Das hat der Theologe Lutz Lemhöfer beobachtet, der lange Zeit Weltanschauungsbeauftragter der katholischen Kirche im Bistum Limburg war. Gestern Abend sprach er bei der Mitgliederversammlung der Sekteninformations- und Selbsthilfe-Organisation Hessen (SINUS) in Frankfurt über Humor und Religion.

Lutz Lemhöfer war früher Weltanschauungsbeauftragter der katholischen Kirche. Gestern Abend sprach er in Frankfurt über Humor und Religion. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

„Sektenhafter Glaube lässt das Menschlich-Allzumenschliche nicht zu oder verleugnet es“, sagte Lemhöfer. Doch genau darum geht es bei Witzen, bei einem humorvollen Blick auf die Welt. Wer sich selbst und den eigenen Glauben für so unfehlbar hält, dass man darüber keine Witze machen darf, setzt sich letztlich selbst an die Stelle Gottes.

Demgegenüber spiele in der christlich-jüdischen Tradition der Spott und die humorvolle Selbstbetrachtung eine wichtige Rolle. Gelacht werde aber, anders als etwa bei vielen Atheisten, nicht über den Glauben als solchen, sondern über einen „allzu naiven Glauben“. Man traue sich, nüchtern auf die Realität zu schauen, anstatt vor ergriffener Gläubigkeit das Hingucken zu vergessen. So ähnlich wie das Kind in Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern: Nur wer unbefangen hinschaut, kann sehen, dass der Kaiser ja gar nichts anhat.

Der Witz sei in der christlich-jüdischen Tradition ein Mittel der Religionskritik von innen. Oft richte er sich auch gegen überzogene Vorstellungen beim religiösen Amt, das eben immer auch bloß von Menschen ausgeübt wird. Ein schönes Beispiel dafür ist der Witz von Fritzchen, das fragt, ob Priester denn auch auf Klo müssen. Fritzchens Schwester findet eine Lösung für Dilemma, indem sie antwortet: „Ja, schon – aber nicht so oft“.

Verabschiedung in den Ruhestand Marion Eimuth 21. Januar 2018

Pfarrer Thorsten Peters, Pfarrer Jan Schäfer, Georg Blank, Sibyll Konersmann, Detlef Ruffert sowie Ursula Ast und Bringfriede Porzig (Orgel) und der Chor der Gethsemmanegemeinde gestalteten den Gottesdienst. Außerdem würdigten Schulleiter Dirk Ruber und für den DSV Rodgau Pfarrerin Sonja Mattes beim Empfang das Wirken von Marion Eimuth.

Deine ruhige, besonnen-nachdenkliche Art, gewürzt mit einem augenzwinkernden Humor und bodenständiger Aufrichtigkeit hat uns, die Lehrkräfte und Schulleitungsmitglieder, und natürlich viele, viele Schülerinnen und Schüler Deiner Religionskurse, bereichert und vorangebracht.
Dirk Ruber, Schulleiter

Anderen haben Sie die Gewissheit gegeben, nicht allein im Leben zu stehen, sondern sich getragen zu fühlen. Das durften auch Sie erleben – ganz besonders in den vergangenen 2 Jahren – und ganz sicher auch in der Zukunft. Liebende Menschen tragen Sie!
Jan Schäfer, Schulamtsdirektor

Wir danken Dir für die berufliche Zeit von Marion,
für alle ihre Aktivitäten als Pfarrerin und als Pädagogin,
für all das Gute und Freundliche, das sie anderen Menschen vorgelebt und vermittelt hat, für ihre Geduld, ihr Lachen und ihre Herzenswärme.
Detlef Ruffert im Fürbittengebet

Marion und Kurt-Helmuth Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Schulamtsdirektor Pfarrer Jan Schäfer Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Marion Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Kolleginnen und Kollegen bei der Verabschiedung. Links Helwig Wegner-Nord und Wolfgang Weinrich Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Langjähriger Freund, ehemals Kreisjugendreferent, Geschäftsführer des Institutes für Medienpädagpgik und Kommunalpolitiker Detlef Ruffert Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Der katholische Kollege Georg Blank dankt für die ökumenische Zusammenarbeit an der Schule Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Pfarrer Karsten Petersen würdigt die langjährige Vorstandstätigkeit von Marion Eimuth im Verein Howard Philipps Haus

Des mit de Parkplätz is föschterlisch

Also des mit de Packplätz is ja föschterlisch. Alles dicht. Ob in Sachsehause oder in Bernem. Stoßstang an Stoßstang. Klar, dass mer sich da ma schnell uff die Eck hinstelle dut. Hab isch gemacht. Bin dann schnell zum Bäcker reigeflitzt. Und wi isch da in de Schlang steh, see isch, wie en Rollifahrer ankomme dut. Für den war mei Audo förschterlisch im Wesch. Isch stand nämlisch so, dass de abgesenkte Börjersteisch versperrt war. Also daran hat isch net gedacht. Klar bin isch raus und hab die Karr schnell weggefaare. Beim nächste Mal denk isch aach an die Rollis. Versproche.

Aber wisse se, was mir gar net einleuchte dut: Wenn sich die Leut uff en Behinnertepackplatz stelle. Das sieht mer ja immer widder. Sicher, alles ist voll, nur ebbe de aane Platz is so wunnerbar frei. Und aach noch so großzügisch bemesse. Da iss die Versuchung groß. Gerade samstags uff de Packplätz von de Einkaufsmärkte. Alle wolle nur mal schnell was einkaufe. Schwubbs steht mer da, wo deutlich en Rolli uffs Pflaster gemalt is. Sin ja nur fünf Minudde, mag mansch aaner denke. Dabei, isch sach immer: Sei du nur froh, dassde net so en blaue Behindertenausweis krieje dust. Dann kannste nämlich noch selbst laafe. Die, die en habbe, däte gern mit dir tausche.

kurt-Helmuth Eimuth

Luminale diesmal auch in der Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel

von Kurt-Helmuth Eimuth 2. Februar 2018

Die Gustav-Adolf-Kirche wird dieses Jahr zum ersten Mal bei der Luminale (18.-23. März) dabei sein. Was geplant ist und welches Konzept dahinter steckt, erklärt Pfarrer Michael Stichling im Interview. 

Pfarrer Michael Stichling aus Niederursel. |  Foto: Rolf Oeser
Pfarrer Michael Stichling aus Niederursel. | Foto: Rolf Oeser

Herr Stichling: Wie kam es zur Teilnahme der Gustav-Adolf-Kirche an der Luminale?

Ich saß mit dem Lichtkünstler Ralf Tjabben bei einem Wein zusammen, im Blick die nach der Renovierung neu eröffnete Kirche in Niederursel. Wir sprachen über Aufbruch, Mut und Vertrauen, etwa den Mut des damaligen Kirchenvorstands in den 1920er Jahren, in das Fachwerk von Niederursel eine Betonkirche im Stil des progressiven Martin Elsässer hineinzubauen. Die alten Ordnungen waren damals nicht mehr tragfähig, es gab aber noch keine neuen verbindenden Werte und Normen. Eine Stadt, ein Land, ein Kontinent war auf der Suche nach neuen tragfähigen Strukturen. In dieser Zeit wurde Aufbruch und Mut deutlich. Das drückte sich auch in den architektonischen Entwürfen aus, besonders hier in Frankfurt mit dem Stil des „Neuen Frankfurt“. Der Neubau der Kirche markierte auch einen Aufbruch für das Dorf Niederursel, hinein in die Zugehörigkeit zur Stadt Frankfurt mit ihren städtebaulich modernen und urbanen Entwicklungen, an denen das Dorf teilhaben wollte. Damals brauchte es durchaus Mut und Vertrauen, so ein Vorhaben zu realisieren. In diesem Zusammenhang fiel Ralf Tjabben ein Wort von Hilde Domin ein: „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.“ So entstand die Idee zu einer Installation, bald kamen dann auch die Historikerin Nora Hilgert und Jörg Hartema aus unserem Kirchenvorstand zu dem Projekt.

Wie wird sich die Kirche zur Luminale verwandeln?

Wir füllen den achteckigen Kirchenraum mit Licht, Bildern, Klängen und Worten. Hilde Domins Grabspruch „Wir setzten den Fuß in die Luft und sie trug“ ist ein transzendentaler Spruch, der den Mittelpunkt des Luminale-Konzeptes bildet. Die zweite Person in der Installation ist der polnische Arzt, Pädagoge und Kinderbuchautor Janusz Korczak, der sein Leben in den Dienst von Waisenkindern im Warschauer Ghetto stellte. Er fand den Tod, als er 1942 die Kinder beim Abtransport in das SS-Vernichtungslanger Treblinka begleitete.

Diese beiden herausragenden historischen Persönlichkeiten bilden einen Teil der Installation, die auf die Wände des Kirchenbaus projiziert wird. Das wird verbunden mit Personen aus der Frankfurter Gegenwart, die aus ihrem lokalen Bezug zur Stadt heraus aufzeigen, wie sie Vertrauen leben. Auch Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde kommen mit ihren Gedanken zu Mut und Vertrauen zu Wort. Die Installation verbindet somit eine persönliche, sozusagen weltliche Ebene und eine religiöse Ebene. Das Lichtkonzept holt zu Beginn der Installation den Zelthimmel, auch im übertragenen Sinne, in den Zuschauerraum. Es startet interaktiv. Musik leitet über in die Vorstellung der Personen, die alle für sich mit einem eigenen Licht- und Klangkonzept charakterisiert werden. Im Zusammenspiel von Bild, Licht und Ton werden die Personen und ihr Wirken fassbar. Die Besucherinnen und Besucher werden Bekanntes neu sehen, erleben, denken und bekommen am Ende Impulse für den eigenen Alltag. Zur Vernissage am Sonntag und zur Finissage am Freitag sind Live-Performances geplant. Künstlerische Verstärkung bekommen wir vom Opern-Kammerchor, vom Orfeochor, dem Pianisten und Organisten Bernd-Hans Görich, sowie einer Performance-Künstlerin. In den Tagen dazwischen wird die Kirche täglich von 20 Uhr bis 24 Uhr offen sein, dann ist die Installation automatisch, also ohne anwesende Künstler und Künstlerinnen, erlebbar.

Warum ist die Gustav-Adolf-Kirche etwas Besonderes?

Ich war immer schon sehr berührt von dem Mut des damaligen Kirchenvorstandes der Jahre 1926 bis 1928, in das wundervolle Fachwerk von Alt-Niederursel eine innen so farbig anmutende, moderne Kirche zu bauen. Damals war Niederursel noch ein kleines Dorf, die moderne Nordweststadt der Architekten Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann gab es ja noch nicht. Niederursel war umgeben von Feldern und Landstraßen. Der Entwurf von Martin Elsässer war mutig, aber passte sich wundervoll in das zur urbanen Verbindung mit der Großstadt Frankfurt am Main aufstrebende Dorf Niederursel, ein. Die Gemeinde bekam mitten zwischen den Fachwerkhäusern einen für damalige Verhältnisse sehr modernen Kirchenbau im Stil des „Neuen Frankfurt“. In dem oktogonalen System im Aufriss der Kirche steht die feiernde Gemeinde in der Mitte. Sie ist gemeinsam ausgerichtet zur religiösen Achse des Altarraumes hin. Gemeinsamkeit und Gemeinschaft im kommunikativen Rund treten in Verbindung zur theologischen religiösen Achse. Alle diese Argumente werden die damaligen Verantwortlichen wohl dazu gebracht haben, sich für diesen modernen Kirchenbau zu entscheiden. Die Kirche ist ein wahres „Kleinod des Bauhaus, des Neuen Frankfurt, wie es sonst nirgendwo zu sehen ist“, wie der Frankfurter Denkmalschützer Stefan Timpe, einmal gesagt hat. Die oktagonale Form und das Dach vermitteln den Charakter eines Zeltes, das die „mitgehende“ Begleitung Gottes symbolisiert. Dazu die kräftigen Farben die für Zeit des „Neuen Frankfurt“ charakteristisch sind. Diesen architektonischen Charakter haben wir mit der Restaurierung wieder herausgearbeitet.

Kommen seit der Renovierung mehr Menschen, die die Architektur interessiert?

Ja! Zu den Gottesdiensten am Sonntag kommen nun oft Menschen, die „einfach einmal gucken“ wollen. Am Tag des offenen Denkmals waren die Führungen sehr gut besucht, und auch zu den anderen Veranstaltungen der Gemeinde kommen immer wieder „Neue“, die unsere Kirche anschauen und mit uns ins Gespräch kommen wollen. Auch Bildungsinteressierte aus unterschiedlichen Institutionen und Gruppen besuchen unsere Kirche. Die historische Gesellschaft der Deutschen Bank hat ihre Jahrestagung bei uns abgehalten. Auch Architektengruppen aus der ganzen Welt reisen an. Unsere Kirche ist eben unter den besonderen Kirchen dieser Zeit noch einmal eine ganz besondere Kirche. Für uns als Gemeinde ist mit der Renovierung wirklich eine neue Zeit angebrochen. 

Weiterlesen: Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel sieht wieder aus wie 1927

Die Liebe kam für Bonhoeffer nur an zweiter Stelle

 

„Jahrzehntelang die Braut eines Heiligen zu sein, erweist sich nicht gerade als Vergnügen. Das können Sie mir glauben.“ Diese Worte spricht Maria von Wedemeyer in dem Roman des hessischen Theologen und Kabarettisten Fabian Vogt („Duo Camillo“). Es geht um die Liebesgeschichte zwischen dem Theologen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Dietrich Bonhoeffer und der 18 Jahre jüngeren Wedemeyer. Der Text basiert auf einem Briefwechsel des Paares – Bonhoeffer war kurz nach ihrer Verlobung im Januar 1943 verhaftet worden.

Es ist ein einfühlsamer, bewegender und in die Tiefe menschlicher Existenz vordringender Roman. Bonhoeffer waren Professuren im Ausland angeboten worden, aber er kehrte immer wieder nach Deutschland zurück, „weil er,“ so Wedemeyer im Roman, „der Überzeugung war, dass nur derjenige das Recht hat, Verantwortung in einem erneuerten Nachkriegsdeutschland zu übernehmen, der auch bereit war, die dunklen Tage gemeinsam durchzustehen.“

Eine Art des Denkens, die Bonhoeffer bis zum Ende durchhielt. Als er kurz vor Kriegsende zum Tode verurteilt wurde, verweigerte er sich Versuchen, ihn zu befreien. So wurde er am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt.

Wohl nicht ganz zu Unrecht resumiert Maria von Wedemeyer im Roman: „Ich blieb in seinem Leben am Ende eben doch nur die zweite Liebe. Womöglich der wichtigste Faktor in seiner menschlichen Sehnsucht nach Erfüllung, aber im Angesicht Gottes eben nicht heilsnotwendig.“

Kurt-Helmuth Eimuth

Die Schule hat zu Ihnen gepasst

Würdigung von Marion Eimuth durch Schulamtsdirektor Jan Schäfer

Liebe Marion Eimuth,

in diesem Gottesdienst verschieden wir Sie aus Ihrem aktiven Dienst als Pfarrerin in den Ruhestand.

Vor einigen Wochen haben wir uns getroffen, um diesen Gottesdienst zusammen vorzubereiten. Ich bin dankbar für unsere Begegnung. Zusammen mit ihrem Mann und Pfarrer Thorsten Peters haben wir auf ihren Berufsweg zurückgeblickt.

Schulamtsdirektor i.K. Pfarrer Jan Schäfer in der Gethsemanekirche bei der Entpflichttung von Marion Eimuth

Wir

haben einige Male miteinander Tränen vergossen. Weil es eben ganz besondere Umstände sind. Das wissen alle. Und, dass Sie sich diesen Übergang sicher ganz anders gewünscht hätten. Aber, wir haben auch zusammen gelacht. Beides liegt eng zusammen: Das betrübt sein und die Dankbarkeit und die Freude.

Dass wir hier in der Gethsemanekirche sind, ist stimmig. Seit Jahrzehnten ist das Ihre Heimatgemeinde. Hier waren Sie lange Jahre Kirchenvorsteherin und Mitglied im Chor. Hier im Stadtteil leben Sie seit vielen Jahren.

Ihr beruflicher Weg als Pfarrerin war ganz sicher kein typischer Weg in das Pfarramt. Aber ein interessanter und spannender Weg, der Ihrer Persönlichkeit sehr entspricht.

Bei unserem Gespräch bei Ihnen zu Hause habe ich durch Sie und durch Ihren Mann vieles von Ihnen neu erfahren. Obwohl wir im Schuldienst ja einige Jahre Kollegen waren.

Sie stammen aus dem Hessischen Hinterland. Ganz genau aus dem Ort Steinperf in der Nähe von Biedenkopf. Das haben Sie mit Pfarrer Peters gemeinsam. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Menschen dort eher fromm und gottesfürchtig sind.

Sie haben die Handelsschule besucht und dann zunächst etwas Richtiges gelernt. Nämlich den Beruf der Buchhalterin und in diesem Beruf dann noch ein Jahr gearbeitet.

Mit 18 Jahren sind sie von Steinperf weggegangen, nach Darmstadt. Sie sind in eine Frauen-WG gezogen und haben an der Evangelischen Fachhochschule das Studium der Gemeindepädagogik begonnen.

Ihr Anerkennungsjahr haben Sie im Frankfurter Stadtjugendpfarramt geleistet – 1976/77, da waren Sie 22 Jahre alt. Das war – vor allem der Ort „Stadtjugendpfarramt“ – eine wichtige Entscheidung, wegweisend für Ihr weiteres Leben. Denn dort sind Sie Kurt-Helmuth Eimuth begegnet. Der Beginn einer lebenslangen Liebe.

Ihre erste Stelle als Gemeindepädagogin hatten Sie in der St. Katharinengemeinde. In dieser Gemeinde haben Sie für sich das entdeckt, was wir heute neu-theologisch gern theologisieren nennen. Theologische Fragen haben Sie mehr und mehr interessiert. Vielleicht auch, weil Sie mit den Antworten der damals männlichen Pfarrkollegen oftmals eher unglücklich und unzufrieden waren.

Also haben Sie nach 2 Jahren in der Gemeinde entschieden: ‚Ich studiere Theologie!‘. Hebräisch und Griechisch haben Sie zusammen mit Ihrem Mann in Frankfurt gelernt. Dann sind Sie für 2 Semester nach Heidelberg und schließlich nach Mainz.

Dazwischen haben Sie 1981 geheiratet. 1983 kann Ihre Tochter Anne-Elisabeth zur Welt. 1989 haben Sie das erste Examen abgelegt und anschließend Ihr Vikariat in der Gemeinde Cantate Domino bei Pfarrer Hermann Düringer. Daran schloss sich ein Spezial-Vikariat im Pfarramt für Frauenarbeit an.

1994 sind Sie zum Diakonischen Werk der EKHN gegangen, als theologische Referentin. 1996 wurden Sie auf dieser Stelle als Pfarrerin ordiniert und beim DW bis 2002 tätig.

Und dann, 2002, noch einmal eine berufliche Weiterentwicklung. Jetzt in Richtung Schule. Mit Beginn des Schuljahres 2002/2003 wurden Sie Pfarrerin im Schuldienst, an der Georg-Kerchensteiner-Schule in Obertshausen.

Die Arbeit an der Schule, vor allen mit den jungen Erwachsenen im Übergang in den Beruf, bei den ersten Schritten in ein selbstständiges Leben, hat Ihnen große Freude gemacht.

Hier waren Sie als Pfarrerin und Seelsorgerin an der richtigen Stelle. Auch wenn Sie offiziell keinen Auftrag zur Seelsorge hatten, haben Sie sich immer als Seelsorgerin an der Schule verstanden.

Und die Mädchen und Jungen und Frauen und Männer an der Schule haben Ihren Rat und das Gespräch mit Ihnen als Seelsorgerin dankbar gesucht. Sie waren froh, dass Sie da waren.

Meistens haben Sie nicht nur die Evangelischen unterrichtet, sondern die ganze Klasse. Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen sozialen Milieus, mit und ohne Glauben an Gott.

Auf einem wichtigen Lebensabschnitt haben Sie Ihnen das Angebot gemacht, über die existenziellen Fragen des Lebens zu sprechen.

Die Schule hat zu Ihnen gepasst, und Sie zur Schule. Daneben haben Sie sich im Dekanat Rodgau engagiert: Sie waren Mitglied des Dekanatssynodalvorstandes und in der Synode. Und weiter auch hier in Ihrer Gemeinde in Frankfurt aktiv, z. B. auch beim Feiern von Gottesdiensten.

Lange Jahre haben Sie junge Menschen bei Ihren existentiellen Fragen begleitet – und auf einmal – quasi aus heiterem Himmel – brach die Frage nach dem Leben, und nach dem was Leben ausmacht, in Ihr eigenes Leben. Im August 2015 traf Sie ein Schlaganfall. Ihr Leben veränderte sich von einem Tag auf den anderen. Für Sie, für Ihren Mann, Ihre Familie, Ihre Freunde war alles anders.

In den vergangenen 2 ½ Jahren haben Sie einen schweren Weg zurückgelegt. Mit Hilfe, mit Unterstützung und mit Liebe sind Sie ihn gegangen und haben sich Stück für Stück ins Leben zurückgekämpft. Und vielleicht kommt es auch Ihnen manchmal wie ein kleines Wunder vor, dass Sie bei all dem Schweren und Belastenden heute hier mit uns allen Gottesdienst feiern.

Heute werde Sie von allen dienstlichen Aufgaben entbunden. Und damit verbunden feiern wir Sie, liebe Marion Eimuth.

Und sagen – und das tue ich aus tiefstem Herzen – danke! Dank für all das, wie Sie durch Ihre Gaben und Fähigkeiten vielen, vielen anderen Menschen Freude und Lebensmut schenken konnten.

Anderen haben Sie die Gewissheit gegeben, nicht allein im Leben zu stehen, sondern sich getragen zu fühlen. Das durften auch Sie erleben – ganz besonders in den vergangenen 2 Jahren – und ganz sicher auch in der Zukunft. Liebende Menschen tragen Sie!

Ich möchte Ihnen deshalb ein Wort aus dem Alten Testament zusprechen. Es drückt diesen Gedanken der Bewahrung und des Getragen- und Gehaltenwerdens aus. Ein Wort, das Mut macht und das davon spricht, dass Gott uns nicht fallen lässt. Nicht in guten Zeiten und nicht in schweren Zeiten.

Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. (Psalm 139.9.10)

Liebe Marion Eimuth, bleiben Sie von Gott geführt und in ihm gehalten. Amen.

Verabschiedungsteil/ Ruhestandsversetzung

(Verantwortlich: Jan)

(Jan bittet Marion Eimuth nach vorn)

  • Entpflichtung

Liebe Marion Eimuth,

Du hast 21 Jahre lang den Dienst als Pfarrerin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau geleistet – davon die letzten fast 14 Jahre als Pfarrerin im Schuldienst.

Dabei warst Du gebunden an die Ordinationsverpflichtung nach dem Bekenntnis und den Ordnungen unserer Kirche.

Wir danken Gott für deinen Dienst, für den Einsatz deiner Gaben und Kräfte, für deine Treue und Liebe.

Nicht alles im Dienst einer Pfarrerin liegt vor Augen. Vieles geschieht im Verborgenen. Und doch können Früchte deines Wirkens wahrgenommen werden. In der Begegnung mit Menschen in der Gemeinde, in der diakonischen Arbeit und in der Schule. Dafür sind wir dankbar.

Mit dem Eintritt in den Ruhestand beginnt für dich eine neue Lebensphase. Du bist nun frei von den dienstlichen Pflichten als Pfarrerin, als Pfarrerin im Schuldienst.

Auf Grund deiner Ordination bleibst du aber berufen, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen, zu taufen und die Feier des Heiligen Abendmahls zu leiten.

Und, dass das trotz Deiner Krankheit in deinem Leben wieder möglich werden möge, wünschen wir Dir von Herzen und bleiben Dir dabei in Gebet und Fürbitte verbunden.

  • Entlastungsgebet

Lasst uns beten.

Gott, du beschenkst deine Kirche mit guten Gaben.

Und mit Menschen, die sich durch dich zum Dienst an den Menschen berufen fühlen.

Wir danken dir für alles, was du durch Marion Eimuth gewirkt hast.

Lass sie spüren, wie viel Segen ihr Dienst gebracht hat.

Wir bitten dich: Lass ihre Mühe nicht vergeblich sein.

Wandle in Segen, was nicht gelungen ist,

vergib, was sie schuldig geblieben ist.

Und vergib uns, was wir ihr gegenüber versäumt haben.

Gib Marion Eimuth Kraft und neuen Mut für das Zukünftige.

Geleite sie auf ihrem Weg und schenke ihr den Mut, Schritt für Schritt ihren Weg in das neue Leben zu gehen, auch dabei auch das alte wiederzuerlangen.

Halte deine Hand über sie, jetzt und allezeit und in Ewigkeit.

  • Segen zum Abschied (mit Handauflegen)

Gott segne dir den Blick zurück und den Schritt nach vorn.

Gott bewahre in dir die Erfahrungen an diesem Ort.

Gott begleite dich auf dem Weg, der vor dir liegt

Und lasse dein Vertrauen zu ihm wachsen.

So segne dich der barmherzige Gott,

der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Augenzwinkernder Humor und bodenständige Aufrichtigkeit

Grußwort von Oberstudiendirektor Dirk Ruber

Sehr verehrte Damen und Herren,

Dirk Ruber würdigt Marion Eimuth

mein Name ist Dirk Ruber, ich bin Leiter der Georg-Kerschensteiner-Schule in Obertshausen im Landkreis Offenbach, einer beruflichen Schule mit 2300 Schülerinnen und Schülern und 130 Lehrkräften, verteilt auf verschiedene Schulformen im Voll- und Teilzeitbereich. Davon umfasst unser Berufliches Gymnasium mit den Fachrichtungen Wirtschaft und Verwaltung, Ernährung und Gesundheit aktuell ca. 500 Schülerinnen und Schüler. In dieser Schulform, dem Beruflichen Gymnasium, wirktest Du, liebe Marion, 14 Jahre lang als Religionslehrerin mit Leib und Seele … wobei die Seele bei Religionslehrkräften wahrscheinlich ein stärkeres Gewicht einnimmt als bei den eher „weltlich“ ausgerichteten Kolleginnen und Kollegen. Obwohl – eigentlich bist Du ja auch eine Berufsschullehrerin, denn als gelernte Industriekauffrau und einem anschließenden Jahr Berufserfahrung in der Buchhaltung der Firma „Filter-Schmidt“ in Steffenberg-Niedereisenhausen bringst Du beste Voraussetzungen für eine berufliche Schule mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung mit. An dieser Stelle muss ich einfach erwähnen, dass auch mir Steffenberg-Niedereisenhausen sehr vertraut ist, denn Marion und ich waren im Marburger Hinterland fast Nachbarn – beide aufgewachsen in kleinen Dörfern, Marion in Steinperf – ich in Frechenhausen, nur wenige Kilometer voneinander entfernt. Jahrelang habe ich das nicht gewusst – bis Marion einmal morgens auf dem Weg zur Schule mit ihrem schnittigen MX-5-Cabrio sehr rasant vor mir her durch die Kurven brauste und ich sie auf dem Lehrerparkplatz fragte, wo sie so Autofahren gelernt habe, das würde ich eigentlich nur aus dem Hinterland kennen (das steckt da einfach in den Genen … da fahren alle sehr sportlich Auto …) Liebe Marion, als bekennendem Schnellfahrer war mir das außerordentlich sympathisch … auch das ist ein Teil Deines erfrischenden, liebenswerten Wesens. Gepaart mit höchster fachlicher und pädagogischer Kompetenz wurdest du so sehr schnell von der gesamten Schulgemeinde wertgeschätzt und bist ein Teil der GKS geworden – man hatte einfach das Gefühl, Du gehörtest hierher und warst schon immer da … Ich musste tatsächlich in Deiner Akte nachschauen, wann Du an die Schule gekommen bist, weil auch ich die Zeitspanne nicht einschätzen konnte. Deine ruhige, besonnen-nachdenkliche Art, gewürzt mit einem augenzwinkernden Humor und bodenständiger Aufrichtigkeit hat uns, die Lehrkräfte und Schulleitungsmitglieder, und natürlich viele, viele Schülerinnen und Schüler Deiner Religionskurse, bereichert und vorangebracht. Als Lehrerin und in Deiner Aufgabe als langjährige Fachschaftsleiterin warst Du stets ein Fels in der Brandung, nicht starr und unbeweglich, sondern standhaft und wahrhaftig. Gerade die Fachschaftsleitung war sicherlich nicht immer eine leichte Aufgabe, denn die Religions- und Ethik- Kolleginnen und Kollegen zählen doch oftmals eher zur „sensitiv-diskursfreudigen Spezies“, um es ein wenig euphemistisch auszudrücken. Dennoch konnte Dich nichts aus der Ruhe bringen und es ist Dir über Jahre hinweg gelungen, die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Befindlichkeiten diplomatisch-geschickt auzutarieren und zu befrieden.

Liebe Marion, ich danke Dir im Namen des gesamten Kollegiums und des Leitungsteams der Georg-Kerschensteiner-Schule für Deine großartige Arbeit – Du warst eine wunderbare Kollegin und wirst für immer in unseren Herzen bleiben! Vielen Dank.

Kirche muss ein Ort des Dialogs sein – auch mit den Gedanken der AfD

von Kurt-Helmuth Eimuth 13. Januar 2018

Die Kirchen versammeln ein breites Spektrum gesellschaftlicher Milieus in ihren Reihen. Daher haben sie eine besondere Verantwortung dafür, den demokratischen politischen Diskurs auch über politische Gräben hinweg zu führen. 

Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins.  |  Foto: Tamara Jung
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung

Die Diskussion hört nicht auf. Die AfD sitzt mit 94 Abgeordneten, meist Männern, im Bundestag. Ein Ergebnis der GroKo, der Großen Koalition, so lauten viele Erklärungsversuche. Wenn die Parteien in der Mitte kaum noch zu unterscheiden seien, stärke dies die Ränder, so die These. Doch stimmt das?

Selbstkritisch fragt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), ob in den Gemeinden die Fragen und Ängste aller 23 Millionen Protestantinnen und Protestanten Platz haben. In einem Impulspapier zum Thema Konsens und Konflikt stellt sie fest: „Als Kirchen können wir nur dann als politische Akteure für die Stärkung des demokratischen Gemeinwesens ernst genommen werden, wenn wir berücksichtigen, dass auch in unserer Mitte die Ängste vor dem Wandel und die Versuchung zur Abgrenzung anzutreffen sind. Die evangelische Kirche mit ihren knapp 23 Millionen Mitgliedern ist ein Spiegel der pluralistischen Gesellschaft.“  

Den klaren Positionierungen der kirchenleitenden Personen und Gremien, dem  Engagement vieler Gemeinden und Verbände für die Aufnahme geflüchteter Menschen stehe bei einem beachtlichen Teil der Kirchenmitglieder Skepsis hinsichtlich der wachsenden Vielfalt und des sozialen Wandels gegenüber. 

Hier mahnt die EKD: „Unbeschadet des klaren und richtigen Eintretens für die Rechte von Minderheiten und Geflüchteten müssen wir wahrnehmen, dass die Sorge angesichts des Wandels und der Herausforderungen, die eine pluraler werdende Gesellschaft und gerade auch die technologisch-ökonomischen Veränderungen mit sich bringen, bis in die Leitungsebenen der evangelischen Kirchen hineinreicht.“

Die Botschaft des Evangeliums ist eminent politisch. Der erste und vornehmste Ort dieser politischen Praxis der Kirchen ist das Miteinander sehr unterschiedlicher Menschen in den Gemeinden. Die Kirchen mit ihrer tiefen und breiten sozialen Verankerung sollen und wollen damit Foren sein, auf denen Konflikte ausgetragen werden, Ängste gehört und bearbeitet werden. Denn die Kirche ist „mitverantwortlich für die politische Kultur unseres Landes und für die Gestaltung unseres Gemeinwesens“, wie die EKD richtigerweise schreibt.

Die Demokratie ist mehr als eine Regierungsform: Sie beschreibt, wie Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Interessen und Freiheiten mit den Vorstellungen anderer in einen für alle förderlichen Ausgleich bringen können. Deshalb ist eine Demokratie nur stabil, wenn sie eingebettet ist in eine politische Kultur, in der alle sich gegenseitig als Freie und Gleiche anerkennen und achten.

Kirchengemeinden haben hier eine besondere Chance, aber auch einen Auftrag.