Am Samstag vor Pfingsten, 30. Mai, um 16.30 Uhr ist es wieder soweit: Die Glocken der zehn Frankfurter Innenstadtkirchen vereinigen sich zu einem großen Klangteppich. Erstmals kann man das Große Stadtgeläut in diesem Jahr auch online erleben.
Große und kleine Glocken in den zehn Frankfurter Innenstadtkirchen erklingen gemeinsam beim großen Stadtgeläut. | Bild: http://www.colourbox.de
Fein aufeinander abgestimmt nach einem Konzept des Glockensachverständigen Professor Paul Smets aus dem Jahr 1954 schwingen fünfzig Glocken aus zehn Frankfurter Innenstadtkirchen beim Großen Stadtgeläut. Diesmal ist es am Samstag vor Pfingsten erstmals auch online auf http://frankfurt.de/ zu hören.
Man braucht also in Corona-Zeiten nicht in die Innenstadt zu laufen, wo der akustische Eindruck durch den üblichen Verkaufslärm vermutlich selbst in diesen Zeiten getrübt wird.
Zu hören sind die Glocken der Dotationskirchen St. Katharinen, St. Peters, Heiliggeist, Alte Nikolaikirche und die Sachsenhäuser Dreikönigskirche, die drei katholischen Gotteshäuser Dom, Liebfrauen und Leonhard sowie die nicht mehr kirchlich genutzte Paulskirche und das ebenfalls säkularisierte Karmeliterkloster.
Der Frankfurter Magistrat hatte die Chance beim Wiederaufbau ergriffen und damit ein einzigartiges akustisches Kunstwerk geschaffen. Vollendet wurde das Große Stadtgeläut aber erst 1995 mit den neuen Glocken des Karmeliterklosters.
Dominant zu hören ist die Glocke „Gloriosa“ im Dom. Sie ist über zweieinhalb Meter hoch und breit und mit 11.950 Kilogramm das Schwergewicht unter den Glocken der Frankfurter Innenstadtkirchen – und die zweitschwerste Bronzeglocke Deutschlands. Insgesamt wiegen die fünfzig Glocken der zehn Innenstadtkirchen 64.804 Kilogramm.
Man hat in diesen Tagen den Eindruck, dass die wahre Pandemie nicht die Verbreitung des Coronavirus, sondern die von Verschwörungsmythen ist. Ein kleines Handbuch gibt jetzt Einblick in die dahinter stehenden Denkmuster. Es kann direkt aus dem Internet heruntergeladen werden.
Das Handbuch über Verschwörungsmythen ist online abrufbar
Eine bizarre Versammlung aus Impfgegnern, Menschen die daran glauben, dass Bill Gates die Menschheit reduzieren will, und zunehmend auch Aktivisten mit völkischem Gedankengut trifft sich neuerdings zu Demonstrationen, nicht nur in Deutschland. Wie und warum funktionieren solche Verschwörungsmythen?
Dieser Frage geht eine kleine zwölfseitige Broschüre nach, die jetzt auch auf Deutsch im Internet aufgerufen werden kann. Kurz und knapp legt sie grafisch gut aufbereitet die Strukturen und Muster der gängigen Verschwörungsmythen dar und entzaubert sie.
Warum sind Verschwörungsmythen so populär? Wie kann man die Merkmale konspirativen Denkens erkennen? Was sind effektive Strategien, um solche Mythen zu entlarven?
Die Autoren gehen davon aus, dass rationale Beweise keinen Verschwörungsgläubigen überzeugen werden. „Der abschottende Charakter von Verschwörungsmythen bedeutet, dass jeder Beweis, der einen Mythos widerlegt, als weiterer Beweis für die Verschwörung interpretiert werden kann. Dies bedeutet, dass in der Kommunikation die verschiedenen Zielgruppen klar unterschieden werden müssen. Wenn Verschwörungstheoretiker Beweise so uminterpretieren, dass sie das Gegenteil bedeuten, dann braucht man für sie eine andere Strategie, als für jene, die Beweise zu schätzen wissen.“
Zunächst setzt das Handbuch auf „präventives Widerlegen“. Also darauf, im öffentlichen Diskurs faktenbasiert zu argumentieren. Im Umgang mit den Menschen, die Verschwörungsmythen verbreiten, gilt es, kommunikative Aufgeschlossenheit und Empathie zu zeigen. Spott und ein aggressives Zerlegen des Verschwörungsmythos sind eher kontraproduktiv. „Analysieren Sie die Beweggründe hinter dem Verschwörungsmythos, bevor Sie einen Widerlegungsversuch unternehmen.“
Eine empfehlenswerte Lektüre für alle, die die Funktion und die Funktionsweise von Verschwörungsmythen nachvollziehen wollen und zudem eine anregende Hilfe zum Umgang mit einem nicht ausrottbaren Phänomen suchen.
Zur Überbrückung des Versammlungsverbots hat Pfarrer i.R. Hinnerk Müller in der Offenbacher Erlösergemeinde publikumslose Gottesdienste gefeiert und auf Youtube hochgeladen.
Pfarrer i.R. Hinnerk Müller bei den Aufnahmen zum Videogottesdienst in der Offenbacher Erlöserkirche. | Foto: Rolf Oeser
Herr Müller, Sie haben für die Erlösergemeinde in Offenbach-Waldheim Youtube-Gottesdienste gestaltet. Wie kam es dazu? Hinnerk Müller: Also da war dieses Thema: Man möchte zusammenhalten und kann sich doch nicht direkt begegnen. Abstand halten, aber trotzdem miteinander verbunden sein.
Die Gemeinde hatte ja schon länger die Idee. Ja, das sehen Sie daran, dass auf dem Kanal auch unsere ganzen Kindervideos sind. Eine unserer Mitarbeiterinnen für die Kinder- und Jugendarbeit hat solche Ideen schon häufiger umgesetzt. Wir haben Theaterstücke und Krippenspiele als Film aufgenommen, vor allem für die, die mitgespielt haben. Deswegen war das bereits im Hinterkopf.
Die zu sehenden Gottesdienste sind nicht nur einfach abgefilmt. Sie verwenden verschiedene Einstellungen und mehrere Kameras. Wir haben einen Vater aus dem Kindergarten, der das professionell macht und jetzt unterbeschäftigt ist in seinem Tonstudio. Der stand hinter der Umsetzung des Projektes.
Wen erreichen Sie mit den Aufzeichnungen? Wir hatten an Ostern 207 Aufrufe, jetzt am Sonntag waren es 80 Aufrufe. Verglichen mit der Gottesdienstbesucherzahl, die hier in der Gemeinde auch sonst gar nicht so schlecht ist, ist das dennoch eine Vervielfachung.
Werden Sie nach der Corona-Krise weitermachen? Nein, das ist zu aufwändig. Ich brauche für eine Predigt normalerweise acht Stunden, aber wenn ich den ganzen technischen Bereich noch mit einrechnen muss, da verdoppelt sich die Zeit. Das kann man so nicht durchhalten.
Was braucht es für einen Videogottesdienst außer Zeit? Man muss vor allem auch Ideen haben, was die Leute hören wollen. Aber auf Gottes Wort gibt es kein Copyright.
Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung
Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.
Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.
In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?
Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.
Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.
Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen
Alle möglichen Branchen bekommen wegen der Corona-Epidemie Hilfen, aber Familien gehen leer aus. Das Hin und Her rund um Schul- und Kita-Öffnungen und die selbstverständliche Erwartung vor allem an Mütter, Kinderbetreuung, Home-Schooling und eigene Berufstätigkeit unter einen Hut zu bringen, zerrt an den Nerven. Für radikale Krisen braucht es radikale Lösungen! Ein Kommentar.
Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. | Foto: Tamara Jung
Die Sache ist vertrackt. Schulen und Kitas wurden geschlossen, von heute auf morgen mussten Eltern ihre Kinder selbst betreuen, ohne die üblichen Netzwerke aus Babysittern oder Großeltern. Gleichzeitig sollten sie aber weiter in ihrem Beruf arbeiten. Ein Tanz auf vielen Hochzeiten in wenigen Zimmern.
Es wird jetzt klar, dass die institutionelle Betreuung von Kindern längst eine Grundvoraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg ist, sowohl der Einzelnen als auch der Gesellschaft. Mit Corona ist dieses System aber zusammengebrochen.
In den kommenden Monaten wird es kein Zurück zur Normalität geben. Hier und da werden Klassen im Schichtbetrieb unterrichtet, werden Prüfungen abgehalten und Schulflure als Einbahnstraße markiert. Aber ist das die Lösung? Hilft es Eltern im Homeoffice, wenn eine Woche Schule ist und dann eine Woche wieder nicht?
Eine radikale Krise braucht radikale Lösungen. Warum nicht die Schulen bis nach den Sommerferien schließen und die Zeit nutzen, um ganz neue, angemessene Unterrichtskonzepte zu entwickeln! Corona böte die Möglichkeit, Lehrpläne zu entrümpeln und andere Unterrichtsmethoden einzuführen. Gleichzeitig sollte man nicht die Eltern, meist sind es ja die Mütter, zwangsweise als Hilfslehrerinnen rekrutieren. Es gab doch schon mal eine Zeit, in der zwei Unterrichtsjahre auf eineinhalb zusammengestaucht wurden: als mit zwei Kurzschuljahren 1966 und 1967 der Schuljahresbeginn in Deutschland synchronisiert wurde.
Lasst also Kindern und Eltern diese Zeit, um fürs Leben zu lernen statt für die Schule. Gemeinsames Spielen, Lesen, Kochen und Reden können ein Gewinn sein. Aber dafür müssen die Eltern natürlich Zeit haben. Alle Lobbygruppen schreien zurzeit: Wir auch! Nur die Eltern hört man kaum. Sie klagen manchmal, aber immer noch viel zu leise.
Es wäre an der Zeit, hier ein Zeichen zu setzen. Wie wäre es mit einem Corona-Elterngeld für sechs Monate bei gleichzeitiger Arbeitsplatzgarantie? Auf diese Weise könnten auch Familien mit Kindern der Corona-Zeit etwas abgewinnen.
Mitschnitte von den Frankfurter Orgeltagen 2018 und 2019 gibt es jetzt auf CD zum Nachhören. Die Auswahl reicht von Bach über Oreste Ravanello bis zu Concert-Rag.
Die CD mit Orgelmusik aus der Frankfurter Heiliggeistkirche ist in der Alpha Buchhandlung erhältlich.
Eine ungewöhnliche Auswahl von Orgelstücken präsentiert Frank Hoffmann mit seiner CD „Orgelkonzert im Dominikanerkloster“. Es sind Live-Aufnahmen von den Frankfurter Orgeltagen 2018 und 2019. Sie dokumentieren gleichzeitig den Klang der 2013 sanierten Walcker-Orgel der Heiliggeistkirche. Heute verfügt die Hauptorgel über 40 Register, Schleifenwindladen bei mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur sowie elektrische Koppeln.
Virtuos nutzt Hoffmann diese Möglichkeiten. Vor allem bei Thema und Variationen h-Moll des weithin unbekannten Musikwissenschaftler Oreste Ravanello kommen die romantischen Klangfarben der Orgel der Heiliggeistkirche zur Geltung. Ungewöhnlich ist auch die Darbietung des Concert-Rag Sweet Sixteenths von William Albright, bei dem sich zeigt, dass eine klassische Kirchenorgel durchaus in der Lage ist, den für dieses Instrument eher fremden Typus des Ragtime darzustellen. Selbstverständlich sind aber auch Werke von Johann Sebastian Bach zu hören.
Die CD kostet 12 Euro und ist in der Alpha Buchhandlung, Oeder Weg 43, Telefon 069 28 58 80, erhältlich.
Die beiden großen Kirchen haben schnell und kreativ auf die Herausforderungen der Corona-Epidemie reagiert. Eine unübersichtliche Lage, „für die es keine Blaupause gab“ (um diese beliebte Formulierung aufzunehmen), setzte kreative Potentiale frei. Das kann eine Chance auch für die Zukunft sein.
Gottesdienst aus der Gethsemanekirche am Bildschirm: Geht auch irgendwie! | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Wer hätte das gedacht: Plötzlich gibt es Andachten und Gottesdienstübertragungen via Internet aus vielen Kirchen. Zu Ostern wurden Tüten an die Mitglieder verteilt, Telefonkonferenzen geschaltet, Gottesdienstmanuskripte in Briefkästen geworfen.
Der Gottesdienst im Gemeindeleben bekommt eine neue Aufwertung, „in dieser Zeit kann viel Neues wachsen“, sagt Pfarrerin Petra Lehwalder, die für die Frankfurter nördlichen Gemeinden Nieder-Erlenbach und Harheim zuständig ist. „Bei uns sehen auch Menschen die Online-Gottesdienste, die nicht zu den üblichen Gottesdienstbesuchern gehören. Den älteren Gemeindegliedern, die mit dem Internet nichts anfangen können, werfe ich den Gottesdienst analog in den Briefkasten und wir verteilen an alle Gemeindemitglieder Briefe mit guten Worten.“
Auch lange Telefonate mit Gemeindemitgliedern sind nicht selten, und oft findet eine Unterhaltung zufällig auf der Straße von Bürgersteig zu Bürgersteig statt – mit Sicherheitsabstand natürlich. Neue Riten wurden erfunden und gerne angenommen, etwa wenn beim täglichen Glockengeläut Kerzen in die Fenster gestellt werden. Hier wächst vielleicht eine neue Kultur. Die Kirche wird von vielen Menschen bewusster und aktiver wahrgenommen. Das Gottesdienstgeschehen rückt dadurch, dass es nicht mehr im Kirchenraum stattfinden kann, stärker in den Mittelpunkt des Gemeindelebens. Ein Paradox.
Und doch, so behaupten manche Kommentatoren, kämen die Kirche stärker unter Druck. Finanziell stimmt das auf jeden Fall, denn das absehbare Wegbrechen von Steuereinnahmen wird auch die Kirchensteuereinnahmen dahinschmelzen lassen wie die Schokolade in der Sonne.
Aber es wird auch Kritik daran laut, wie die Kirche mit der Krise umgeht. Der Journalist Uli Fricker etwa schrieb im Südkurier zum Verbot, sich in Kirchengebäuden zu versammeln: „Die Kirchen nehmen sich selbst aus dem Rennen“. Sie betrachteten sich wohl selbst nicht mehr als systemrelevant. „Eine Tankstelle darf öffnen, ein Bäcker, ein Zeitungsverkäufer. Sie garantieren nach verbreiteter Ansicht, dass die Grundbedürfnisse gestillt werden. Die Dienste der religiösen Gemeinschaften zählen dazu nicht.“
Aber da irrt der Kommentator. Zahllose Beispiele aus Kirchengemeinden auch in Frankfurt und Offenbach widerlegen seine These mannigfaltig. Gleichwohl zeigt sich in solchen Kommentaren auch eine Herausforderung: Die Corona-Krise verändert die Kirche. Nach Corona wird sie eine andere Gestalt haben.
Um sich das besser vorzustellen, hat der Zukunftsforscher Matthias Horx die Methode der Re-Gnose entwickelt, der Rück-Schau (im Unterschied zur Vorschau, der Pro-Gnose). Stellen wir uns also mal vor, wir seien im kommenden Herbst. Das Leben mit Corona hat sich eingespielt. Händeschütteln vor und nach dem Gottesdienst ist weiterhin tabu, und dass jeder und jede eine Bank für sich alleine hat, ist jetzt Pflicht.
Die Videokamera im Gottesdienst ist inzwischen Standard, Gottesdienste werden direkt für Gemeindemitglieder übertragen, die nicht in die Kirche kommen. Den Konfis macht es Spaß, sich um die Technik zu kümmern. Wem Sonntag, 10 Uhr, einfach zu früh ist, oder wer gerne mal eine Tasse Kaffee während der Predigt trinkt, kann den Gottesdienst im Internet schauen.
Es kommt seither häufiger vor, dass die Pfarrerin von Menschen, die sie gar nicht kennt, auf ihre Predigt angesprochen wird. Überhaupt ist die Vernetzung im Stadtteil dichter geworden. Die verstärkte Mediennutzung hat die Kirche dazu gebracht, auch auf anderen Internetplattformen wie nebenan.de mehr Präsenz zu zeigen. Der Sitzungsaufwand im Kirchenvorstand und in Ausschüssen hat sich verringert. Zu konkreten Fragen werden einfach kurze Videokonferenzen vereinbart.
Die Identifikation mit der Kirchengemeinde und die Bindung zur Gemeinde ist höher geworden. Zwar hat sich die Zahl der Gemeindemitglieder verringert, aber die Zahl derer, die das Angebot schätzen, hat sich erhöht.
„Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die der Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.“ So schreibt Matthias Horx. Wir werden sehen, wie uns die Zeit füreinander, sei es am Telefon oder per Videochat, gut getan hat.
Auch Pfarrerin Lehwalder ist bei aller Herausforderung davon überzeugt, „dass die Krise auch für die Kirche ein Besinnungsprozess sein kann. Was trägt uns wirklich? Was ist der Mittelpunkt unserer Gemeinschaft?“ So ist Corona nicht nur Krise, sondern auch Chance.
Mitschnitte von den Frankfurter Orgeltagen 2018 und 2019 gibt es jetzt auf CD zum Nachhören. Die Auswahl reicht von Bach über Oreste Ravanello bis zu Concert-Rag.
Die CD mit Orgelmusik aus der Frankfurter Heiliggeistkirche ist in der Alpha Buchhandlung erhältlich.
Eine ungewöhnliche Auswahl von Orgelstücken präsentiert Frank Hoffmann mit seiner CD „Orgelkonzert im Dominikanerkloster“. Es sind Live-Aufnahmen von den Frankfurter Orgeltagen 2018 und 2019. Sie dokumentieren gleichzeitig den Klang der 2013 sanierten Walcker-Orgel der Heiliggeistkirche. Heute verfügt die Hauptorgel über 40 Register, Schleifenwindladen bei mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur sowie elektrische Koppeln.
Virtuos nutzt Hoffmann diese Möglichkeiten. Vor allem bei Thema und Variationen h-Moll des weithin unbekannten Musikwissenschaftler Oreste Ravanello kommen die romantischen Klangfarben der Orgel der Heiliggeistkirche zur Geltung. Ungewöhnlich ist auch die Darbietung des Concert-Rag Sweet Sixteenths von William Albright, bei dem sich zeigt, dass eine klassische Kirchenorgel durchaus in der Lage ist, den für dieses Instrument eher fremden Typus des Ragtime darzustellen. Selbstverständlich sind aber auch Werke von Johann Sebastian Bach zu hören.
Die CD kostet 12 Euro und ist in der Alpha Buchhandlung, Oeder Weg 43, Telefon 069 28 58 80, erhältlich.
Palmsonntag. Im Wohnzimmer. Versorgt mit Telefon und Gesangbuch. Die Gethsemanegemeinde lädt zum Telefon- und Online-Gottesdienst ein. Keine Glocken, keine Orgelmusik. Statt dessen Nummer wählen, Code eingeben und kurz warten. Dann begrüßt Pfarrer Thorsten Peters die, die sich gerade eingewählt haben mit Namen. Man kennt sich. Am Schluss waren es 25 Einwahlen mit 35 Gottesdienstbesuchern. Für die Gemeinde auch sonst im Jahr ein normaler durchschnittlicher Gottesdienstbesuch.
Telefongottesdienst der Gethsemanegemeinde am Palmsonntag Bild: Kurt-Helmuth Eimuth
Wie auch in der Kirchenbank, so warten wir nun am Wohnzimmertisch auf den Beginn. Gelegentlich hört man einzelne Sätze. Das mit dem Stummschalten des Mikrofons hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Da ist dann auch laut und deutlich vernehmbar: „Die sollen doch endlich anfangen.“ Der Telefonkonferenzknigge ist noch ausbaufähig.
Überhaupt merkt man, dass der Umgang mit der Technik noch nicht recht eingeübt ist. Der Pfarrer kommt am Anfang recht hallig herüber, andere Teilnehmerinnen haben das Gefühl, sie wären während der Übertragung herausgeflogen. Es sollte sich herausstellen, dass dem nicht so war. Wieder andere bemerken nicht, dass ihr Mikrofon offen ist und sie deshalb schrille Rückkopplungen produzieren.
Thorsten Peters lädt zu einem Gottesdienst mit verkürzter Liturgie ein. Vater Unser und Glaubensbekenntnis spricht die Gemeinde gemeinsam, jedenfalls zur gleichen Zeit, aber keineswegs gleichzeitig. Eine Babylonische Sprachverwirrung ist die Folge. Und doch hat auf diese Art und Weise jede und jeder Zeit und Raum für sich und in Gemeinschaft zu beten.
Das Bild von der Gemeinschaft greift Peters in seiner Predigt auf. Es sei das Urbild des Christentums, dass man gemeinsam am Tisch sitze. Nun heute sitze man, jeder und jede für sich zuhause am Telefon oder Computer. Die Umstände in der Krisenzeit macht das erforderlich.
Die Gethsemanegemeinde will so weiter Gottesdienst feiern und damit auch den Wert der Verkündigung betonen. Bewusst hat man das Medium Telefon gewählt, um so auch Menschen zu erreichen, die über kein W-Lan verfügen. Das in diesen Tagen so wichtige Erleben von Gemeinschaft soll möglichst niedrigschwellig angeboten werden, zumindest medial. Vielleicht findet die Gemeinde auch noch einen Weg, die für den Nutzer anfallenden sehr niedrigen Telefongebühren entfallen zu lassen.
Zum nächsten Gottesdienst am Karfreitag wird man schon etwas eingeübter sein.
Wie kann es sein, dass erwachsene Menschen andere erniedrigen, deren Menschenwürde so mit Füßen treten? Hatten sie nie Ethik- oder Religionsunterricht? Andere verächtlich zu machen, sie zu beschimpfen, ihnen negative Eigenschaften zuzuordnen, das alles entspringt dem gleichen Gedankenmuster: „Wir sind besser als die, die müssen weg“. Ein Muster, das sich in totalitären Herrschaftssystemen findet.
Foto: Tevarak Phanduang / unsplash
Fußball ist ein tolles Spiel. Es begeistert Millionen und vereint Menschen gleich welcher Nationalität, welchen Milieus oder Geschlechts. Jedenfalls die meisten Menschen.
Die Aktionen gegen den Sponsor des TSG Hoffenheim Dietmar Hopp in der Fußballbundesliga lassen einen aber ratlos zurück. Der Milliardär und Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP hat den Aufstieg des Dorfvereins in die Bundesliga mit mehreren hundert Millionen finanziert. Er wurde zur Zielscheibe als Symbol für die Kommerzialisierung des Fußballs. Soweit kurz die Hintergründe, über die sich sachlich diskutieren lässt.
Doch was treibt Menschen dazu, kollektiv große Plakate mit Beleidigungen herzustellen und diese dann im Stadion zu entrollen? Unter anderem eines mit dem Konterfei Hopps im Kreis eines Fadenkreuzes. Wie kann es sein, dass zahlreiche Menschen ein meterlanges Plakat mit diesen Beleidigungen halten. Wo ist hier der Respekt vor dem Gegenüber, vor dem anderen Menschen?
Seit Antony Yeboah Anfang der 1990er Jahre in Frankfurt spielte, kennen wir den Rassismus in den Stadien. Dieser ist zum Glück weniger geworden, aber es gibt ihn noch immer, wie der Vorfall beim Drittligaspiel zwischen Preußen Münster und den Würzburger Kickers kürzlich zeigte. Ein Mann hatte in der Schlussphase in Richtung des Kickers-Verteidigers Leroy Kwadwo Affenlaute gemacht. Daraufhin hatten andere Zuschauer auf den Mann gezeigt, sodass Ordner ihn ausfindig machen konnten.
Die Reaktion der großen Mehrheit gibt Hoffnung, ob in München oder Münster. Und doch ist zu fragen, wie kann es sein, dass erwachsene Menschen andere so erniedrigen, deren Menschenwürde so mit Füßen treten? Hatten sie nie Ethik- oder Religionsunterricht?
Die Vorfälle in den Stadien zeigen ebenso wie die Morde von Hanau, dass Ausgrenzung und Rassismus in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind. Die sprachlichen Entgleisungen einiger rechter Politiker verschieben dabei auch das Denken. Andere verächtlich zu machen, sie zu beschimpfen, ihnen negative Eigenschaften zuzuordnen, das alles entspringt dem gleichen Gedankenmuster: „Wir sind besser als die, die müssen weg“. Ein Muster, das sich in totalitären Herrschaftssystemen findet.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dieser erste Satz des Grundgesetzes scheint heute nicht mehr überall selbstverständlich zu sein. Dabei ist genau dieser Satz die große zivilisatorische Leistung der modernen Gesellschaft. Wir leben in Achtung und Respekt miteinander, und bei Konflikten werden gegebenenfalls Gerichte angerufen.
Anscheinend müssen wir alle verstärkt daran arbeiten, dafür ein Bewusstsein zu wecken. Elternhaus und Schule sind hier gefordert.
Aktuell bleibt aber nur, denen, die die Würde anderer verletzen, zumindest das Zuschauen bei Fußballspielen zu untersagen. In England hat man mit lebenslangen Stadionverboten wohl gute Erfahrungen gemacht.