Recht auf Bildung

Evangelisches Frankfurt Juni 2010

Schulbesuch für Statuslose gefordert

Recht auf Bildung

Die Kinder von „Illegalen“ sollen in Deutschland Kindergarten und Schule besuchen können, ohne dass ihre Familien die Entdeckung durch die Ausländerbehörde fürchten müssen. Dies forderte die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, und verwies darauf, dass bislang in den meisten Ländern der Zugang von Kindern ohne Aufenthaltstitel nicht eindeutig geregelt ist. Sie will nun erreichen, dass die Meldepflichten der Schulen gegenüber den Ausländerbehörden in allen Bundes­ländern aufgehoben werden. In Hessen ist dies bereits geschehen. Den Kindern von Statuslosen müsse zumindest ein Recht auf den Schulbesuch eingeräumt werden. Union und FDP hätten schon im Koalitionsvertrag vereinbart, „dass Übermittlungspflichten so geändert werden, dass der Schulbesuch von Kindern generell ermöglicht wird“. Mit dieser Änderung begingen Schulleiter kein Dienstpflichtvergehen mehr, wenn sie bei Bekanntwerden einer Anmeldung eines statuslosen Kindes dieses nicht der zuständigen Ausländerbehörde melden, sagte die CDU-Politikerin.

Böhmer will sich auch dafür einsetzen, dass illegal in Deutschland lebende Kinder den Kindergarten besuchen können.

Kurt-Helmuth Eimuth / AP

Pfingsten 2010

Evangelisches Frankkfurt Juni 2010

Pfingstgottesdienst

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vor den 1200 Besuchern, die am Pfingstgottesdienst auf dem Römerberg teilnahmen, griff Pröpstin Gabriele Scherle deutlich das Denken in der Politik an: „Es stimmt etwas nicht in den Verhältnissen der Finanzwirtschaft, wenn mit öffentlichen Mitteln Banken gerettet und dafür Kommunen in den Ruin getrieben werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Geldströme nicht mehr den Betrieben und Händlern dienen, sondern in den Depots weniger zu immer größeren Geldseen angestaut werden. Es stimmt etwas nicht, wenn die Solidarsysteme erodieren, obwohl der gesellschaftliche Reichtum hierzulande immens ist. Und es stimmt etwas nicht, wenn wir unseren Reichtum auf Kosten der Armen dieser Welt verteidigen.“ Scherle forderte: „Wir sollten den Mut haben, denen zu widersprechen, die behaupten, es gebe zur jeweiligen Politik keine Alternative.“

Zwei Frauen an der Spitze

2010-06 Vorstand
Evangelisches Frankfurt Juni 2010

Die Frankfurter Regionalversammlung hat ihren neuen Vorstand gewählt

Esther Gebhardt (Bild) bleibt auch die nächsten sechs Jahre an der Spitze des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt (ERV). Die Regionalversammlung, das Frankfurter Kirchenparlament, wählte die 55-jährige Pfarrerin zum vierten Mal in Folge zur Vorsitzenden des Vorstands des ERV. Das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden wurde Diplom-Bibliothekarin Beate Schwartz-Simon (52) übertragen, die aus der Paulsgemeinde kommt. Sie löst in diesem Amt den Frankfurter Ordnungsdezernenten Volker Stein ab, der dieses Mal nicht mehr zu Wahl antrat.

Gebhardt forderte eine klare Kirchenstruktur, „weil wir eine starke Kirche in Frankfurt brauchen!“, Religion sei heute gefragt, und die Kirche müsse in der Stadtgesellschaft die christliche Botschaft zur Geltung bringen. „Gegen schnellen Erfolg, grenzenloses Gewinnstreben, unbegrenzte Fortschritts- und Wachstumsgläubigkeit setzen wir Christen die Fähigkeit zu Geduld und Langmut, Rücksicht, Toleranz und Achtung vor und für alle Menschen.“ Als besondere Herausforderung skizzierte Gebhardt die religiöse Vielfalt. „Der religiöse Pluralismus ist eine Herausforderung, die wir erst langsam anfangen zu begreifen.“ Die Kirche sei gefordert, beispielhaft die friedliche Koexistenz der Religionen vorzuleben.

Doch auch künftig wird es in den Debatten des Kirchenparlaments ums Sparen gehen. Daran ließ Gebhardt keinen Zweifel: „Die Kirchensteuern werden mit Sicherheit zurückgehen, das deutet auf weitere Kürzungen und Sparauflagen der Gesamtkirche hin“.

Kurt-Helmuth-Eimuth

Hintergrund

Der Evangelische Regionalverband Frankfurt am Main ist ein Zusammenschluss der Frankfurter Kirchen
gemeinden und Dekanate. Die Verfassung des Evangelischen Regionalverbandes ist demokratisch. Oberstes Gremium ist die Evangelische Regionalversammlung, das Frankfurter “Kirchenparlament”. Im Bereich des Verbandes arbeiten 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In den elfköpfigen Vorstand wurden ferner gewählt:

Pfarrer Holger Kamlah, 43, Dekanat Höchst, Claus Ludwig Dieter, 64, Volkswirt, Dekanat Mitte-Ost, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, 63, Journalist, Dekanat Nord, Dekan Horst Peter Pohl, 59, Dekanat Süd, Karin Kuck, 61, Elektrotechnische Assistentin, Dr. Wolfgang Busch, 68, Jurist, Dr. Werner Divé, 67, Diplom-Kaufmann, Stefan Majer, 52, Projektleiter, Michael Rösner, 44, Rechtsanwalt.

Gesucht: Alleinstellungsmerkmal

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Evangelisches Frankfurt Juni 2010

Der Evangelische Regionalverband Frankfurt, der Zusammenschluss der Frankfurter Gemeinden und Dekanate, überarbeitet zurzeit sein vor zehn Jahren entstandenes Leitbild. Dabei geht es an erster Stelle um die besonderen Stärken und Eigenheiten der evangelischen Kirche in der Stadtgesellschaft.

„Das Unternehmensleitbild ist der sichtbar gemachte Unternehmensgeist, sozusagen die geistige Signatur der Organisation. Es ist vom ersten Tag an da, auch wenn es nirgends geschrieben steht, es ist die gelebte Philosophie der Menschen, die das Unternehmen repräsentieren.“ So jedenfalls sieht es die Unternehmensberaterin Brigitte Wolter. Die Kultur eines Unternehmens zeige sich eben in der Art und Weise, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter miteinander umgehen und kommunizieren, wie sie im Team zusammen arbeiten, wie sie gemeinsam Herausforderungen bewältigen. Auch darin, wie sie sich nach außen verhalten, zum Beispiel im Umgang mit Kunden und Geschäftspartnern, wie sie über das Unternehmen sprechen und welche Geschichten sie darüber in ihrem privaten Umfeld erzählen. Diese Kultur sei Ausdruck des praktizierten Führungsstils und in allen unternehmerischen Entscheidungen und auf allen Ebenen des unternehmerischen Handelns sichtbar.

Das Facettenkreuz der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau symbolisiert auch die Vielfältigkeit kirchlicher Arbeit. Hier präsentiert vom Kommunikationsbeauftragten der EKHN, Pfarrer Wolfgang Weinrich. Auch Ihre Meinung zur evangelischen Kirche in Frankfurt ist gefragt. Was ist ihr Profil? Schreiben Sie an: kommunikation@ervffm.de
Foto: epd Bild
Man könnte denken, dass diese Fragen für eine Kirche gelöst sind. Schließlich gibt es hier sogar ein – wenn auch sehr altes – Regelwerk: die Bibel. Und doch ist Kirche nicht nur Verwalterin der Lehre, sondern auch ein Unternehmen mit sehr weltlichen Anforderungen, Konflikten und Widersprüchen. Auch darum ist es wichtig, ein Leitbild zu haben und ständig weiterzuentwickeln. Die gerade wiedergewählte Vorsitzende des Vorstandes, Esther Gebhardt, hat einen solchen Prozess angestoßen.

Alle sind eingeladen mitzumachen, gleich wie nah oder fern sie der Kirche stehen. Dabei hat es schon die erste Frage in sich: „Was schätzen Sie an der evangelischen Kirche in Frankfurt am meisten im Vergleich zu anderen Institutionen und Verbänden in der Stadt?“ Ist die Kirche nur ein Verein, eine Organisation, die Gutes tut? Oder gibt es einen grund­sätzlichen Unterschied zwischen der evangelischen Kirche, dem Roten Kreuz oder Amnesty international? Die Frage ist: Gibt es so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal der evangelischen Kirche? Das gilt es jetzt herauszufinden.

Kurt-Helmuth Eimuth

Peterskirche

Ökumene

Peterskirche, 10. Mai 2010

Kurt-Helmuth Eimuth

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir haben uns hier zusammengefunden in der Kapelle der Jugendkulturkirche Sankt Peter. Die letzte Woche hat einschneidende Veränderung gebracht. Der Umzug vom Dominikanerkloster in einen Verwaltungsbau in die Bleichstraße liegt hinter uns. Wenn es auch nur auf Zeit ist, so ist es doch ein Abschied. Wir alle hoffen, dass der Umbau schön wird und wir das umgebaute Kloster wieder in Besitz nehmen können.

Nun sind wir hier im Turm der Peterskirche. Biografisch bin ich mit dieser Gemeinde und ihrer Kirche vielfältig verwoben. In dieser Gemeinde wurde ich vor gut einem halben Jahrhundert getauft. Nein, nicht hier in der Kirche, sondern oben an der Eckenheimer landstraße im Saal der heutigen Gethsemanekirche. Denn die Peterskirche wurde erst als letzte der Dotationskirchen 1965 wieder aufgebaut. Später wurde dann unsere Tochter hier getauft und konfirmiert und ich engagierte mich im Kirchenvorstand.

Gebaut wurde Sankt Peter als Kapelle vor den Toren der Stadt, damit die die auf dem Felde vor den Stadttoren arbeiteten einen kurzen Weg hatten, denn im Mittelalter begann der Tag und endete der Tag in der Kirche. Datiert wird der Bau der ersten Peterskapelle an der Schäfergasse also dort wo heute die e-Kinos sind, auf das Jahr 1331. Stifter war wohl ein Peter Apotheker, der eben die Kirche nach seinem Namenspatron Petrus benannte. Die erste Peterskirche wurde nach dem Zerfall der Kapelle im Jahre 1417 an gleicher Stelle, etwa auf der Höhe des Schulhofes der Liebfrauenschule, im Jahre 1417 errichtet. Sie war katholisch, denn die Reformation war noch in weiter Ferne und dem Erzbischof von Mainz zugeordnet. Erst 1531 erreichte die Reformation auch die Petersgemeinde. 480 Jahre diente die alte Peterskirche der christlichen Gemeinde bis sie zerfiel. Die Bürger beschwerten sich. Von Fäulnis, Gestank, Schmutz und Brüchigkeit war die Rede. Die alte Peterskirche wurde abgerissen und an anderer Stelle, auf dem Peterskirchhof, dem heutigen Standort, 1895 wieder aufgebaut. Es war eine große und prächtige Kirche mit bis zu 1200 Sitzplätzen. Damit war die Peterskirche das größte evangelische Gotteshaus. Am 20. März 1944 brannte sie in den Bombennächten aus.

1965 wurde die wiederaufgebaute Kirche der Gemeinde übergeben. Sie wurde in die vorhandenen Grundmauern gebaut, jedoch radikal verändert. Die Achse des Innenraums wurde um 90 Grad gedreht, damit die Bänke im Halbkreis angeordnet werden konnten. Denn die neue Peterskirche sollte eine Predigtkirche sein. 2007 erfolgt mit dem Umbau zur Jugendkulturkirche wieder eine radikale Änderung. Und die Gemeinde nutzt die beiden anderen Kirchen im Nordend. Übrigens keine so neue Idee: Bereits um 1890 diskutierte man, ob die Peterskirche nicht besser in den neu entstehenden Stadtteil an die Eckenheimer Landstraße zu bauen wäre.

Über all die Jahrhunderte war die Kirche ein Ort an dem die Menschen ihre Sorgen aussprechen aber hoffentlich auch wieder Hoffnung schöpfen konnten.

„Damit ihr Hoffnung habt.“ Dieser Satz aus dem 1. Petrusbrief ist die Losung für den 2. Ökumenischen Kirchentag, der am Mittwoch in München eröffnet werden wird.

In einer Zeit, die von einer Vertrauenskrise geprägt ist –wirtschaftlich, politisch und sozial, bei uns und in der Welt ist dieser Satz ein starker Kontrapunkt.

„Wir wissen, dass wir dieses Zeugnis nur dann glaubwürdig geben können, wenn wir auf der Suche nach der sichtbaren Einheit aller Christinnen und Christen bleiben“, heißt es in der Einladung nach München. Der erste Ökumenische Kirchentag in Berlin 2003 war hierzu ein wichtiger Schritt. „Weil das Gemeinsame stärker wiegt

als das Trennende, verstehen wir den 2. Ökumenischen Kirchentag als Baustelle der Ökumene. Wir wissen uns verbunden mit der weltweiten ökumenischen Bewegung. Die christliche Einheit ist Gottes Gabe und unsere Aufgabe.“, so der Text weiter

Christsein heute heißt: Ökumene vorantreiben

Die ökumenische Landschaft in Deutschland hat sich seit 2003 verändert. Vieles, was in Berlin geschehen ist, hat zu neuen Entdeckungen der ökumenischen Vielfalt geführt, zu gegenseitiger Annäherung beigetragen und Abgrenzungen überwunden. Anderes hat Spannungen hervorgerufen und gezeigt, dass es des offenen theologischen Gespräches weiterhin bedarf. Doch der Weg auf die sichtbare Einheit der Kirche hin ist unumkehrbar eingeschlagen.

So soll auch der 2. Ökumenische Kirchentag einen Raum schaffen, in dem sich Christinnen und Christen aus den vielfältigen Traditionen der Ökumene begegnen und die Kenntnis voneinander vertiefen können.

Die Charta Oecumenica, auf dem 1. Ökumenischen Kirchentag von den Kirchen katholischer, evangelischer, freikirchlicher, orthodoxer und anglikanischer Tradition feierlich unterzeichnet, bleibt dabei Grundlage und Verpflichtung. Was bereits an gemeinsamen Gottesdiensten und liturgischen Feiern möglich ist, soll auch in München zum Ausdruck kommen, ohne dabei die ökumenischen Partner zu

vereinnahmen oder auszugrenzen.

Christsein heißt: die Vielfalt achten

Der 2. Ökumenische Kirchentag fragt, was Christsein in der Welt und für die Welt heute bedeutet. Christinnen und Christen stehen vor neuen Herausforderungen: Die deutsche Gesellschaft ist religiös pluraler geworden. Prozesse der Säkularisierung und ein neues Interesse an den Religionen überlagern sich. Zwei Drittel der Bevölkerung verstehen sich als Christen, doch verflüchtigen sich Selbstverständlichkeiten einer christlich geprägten Gesellschaft. Wir Christinnen und Christen sind aufgefordert, uns den Herausforderungen des Pluralismus zu stellen und seine Chancen zu nutzen. Die wachsende religiöse Vielfalt erlaubt, Profil durch die Klarheit im Glauben und durch Wahrhaftigkeit in unserem Handeln zu gewinnen.

Wichtige Voraussetzung ist die vorbehaltlose Begegnung und das offene Gespräch mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen. „Wir wollen miteinander reden, lernen, streiten – über Gottesbilder und Glaubensvollzüge, über unsere Berufung in der Welt und über die Grundlagen des Zusammenlebens in

Freiheit, Mitmenschlichkeit und Solidarität. Je vielfältiger unsere Gesellschaft ist, umso dringlicher wird es, dass alle Religionen und Weltanschauungen zu den kulturellen Voraussetzungen beitragen, auf denen die freiheitliche Demokratie beruht. Einen solchen Beitrag will der 2. Ökumenische Kirchentag leisten.

I

Christsein heißt: Verantwortung übernehmen

Die moderne Gesellschaft braucht Maßstäbe, die Orientierung für das individuelle wie für das kollektive Handeln bieten. In die Auseinandersetzung um solche Maßstäbe gilt es, das christliche Erbe einzubringen.

Aus der gemeinsamen Verpflichtung, Zeugnis von der bedingungslosen Liebe und Menschenfreundlichkeit Gottes und von der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen zu geben, setzen wir uns ein für die Unantastbarkeit der Menschenwürde. Wo wir sie uneingeschränkt achten und schützen, wird freies und

selbst verantwortetes Handeln möglich. Armut und Benachteiligung begrenzen die persönliche Entfaltung und die Teilhabe am sozialen Leben in besonderer Weise. Deshalb wird der Ruf nach Gerechtigkeit – regional, national wie global – ein Schwerpunkt des 2. Ökumenischen Kirchentages sein.

In Teilen unserer Gesellschaft herrscht Unfrieden, in vielen Regionen unserer Welt ist Krieg. In der Nachfolge des Friedensstifters Jesus Christus treten wir für jene ein, die unter Gewalt leiden. Wir engagieren uns für Frieden, für Menschenrechte und Gerechtigkeit in der globalen Welt. Auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag bekennen wir uns öffentlich zu dieser, die ganze Christenheit einenden Verpflichtung.

„Damit ihr Hoffnung habt“, ein wirklich hoher Anspruch der Initiatoren des Ökumenischen Kirchentages.

Christen und Christinnen hatten zu allen Zeiten die Vision von einer besseren Welt.

„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen“ Diese Vision aus der Offenbarung hat der Maler Charles Crodel zur Vorlage seines Fensters an der Nordseite, heute überd er Bühne, gemacht. Das himmlische Jeruasalem ist eine Vision des Glaubens. Sie weist in ein neues Leben, weit über den Tod hinaus. Sie lebt von der Gewissheit der ewigen Gemeinschaft Gottes mit den Menschen. Dass ist die Verheißung, die über Abschied und Trauer hinweg Hoffnung und Gwißheit schenkt.

Charles Crodel, der nicht nur die Fenster hier in der Peterskirche sondern auch die der jakobskirche, der Katharinenkirche und der Dreikönigskirche gestaltete, hat das künftge Jerusalem inmitten eines Blaus gefasst. „Die Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie durchscheindendes Glas…Die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie.“ Der ehemalige Pfarrer der Katharinenkirche Joachim Proescholdt schwärmt geradezu von diesem Fenster wenn er feststellt: In dem großartigen visionären Bild kommt Crodel der Malkunst eines Paul Klee nah und übertrifft ihn gar. In diese Glasmalerei kann sich der Betrachter hineindenken und hineinglauben. Er erkennt das himmlische Jerusalem mit seinen zwölf perlengeschmückten Toren und Mauern.

Sicher haben Sie Gelegenheit sich dieses und die anderen Fenster Crodels einmal anzuschauen.

Damit ihr Hoffnung habt. Dieser Satz aus dem Petrusbrief war für die Menschen in biblischer Zeit sehr konkret. „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein;“

Wir alle brauchen diese Hoffnung, die uns Gott zusagt.

Fundamentalismus in Familien

Evangelisches Frankfurt Mai 2010

Fachtagung: Religiös-totalitäre Minigruppen schaden Kindern

Rund hunderttausend Kinder und Jugendliche sind nach Schätzung von Kurt-Helmuth Eimuth in Deutschland „totalitären Erziehungssystemen“ ausgesetzt, die unter dem Deckmantel von Religion auftreten. Für die „Gefährdung des Kindeswohls durch Sekten und christlichen Fundamentalismus“ wollte eine von „Sinus“, der hessischen Sekteninformations- und Selbsthilfe-Initiative, organisierte Tagung in Frankfurt sensibilisieren. Eingeladen waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugendämtern, Kitas sowie Kinder- und Jugendberatungsstätten.

Waren religiös-totalitäre Erziehungsmethoden früher haupt-sächlich in klassischen Großsekten wie den Zeugen Jehovas oder Scientology zu finden, so habe man es heute mit einer Vielzahl kleiner Gruppen zu tun, berichtete Eimuth, der beim Diakonischen Werk für Frankfurt den Arbeitsbereich Kindertagesstätten leitet. In dem „fast undurchschaubaren Dickicht“ wisse man nicht, welche Gruppierung unschädlich und welche bedrohlich ist. Daher müsse jeder Einzelfall genau geprüft werden.

Wenn sich die Betroffenen unter Druck gesetzt fühlen, wanderten sie nicht selten ab, so Eimuth. Die Mutter, die mit Kind ihrem Guru ins Ausland gefolgt ist, sei kein Einzelfall. Aufsehen erregte ein Fall aus Baden-Württemberg, wo Eltern ihre fünf Kinder aus religiösen Gründen nicht in die Schule schicken wollten und in den USA Asyl erhielten.

Harald Achilles, Referent für Schulrechtsangelegenheiten im Hessischen Kultusministerium, sieht darin eine neue Wendung. Differenzen zwischen staatlichem Erziehungsauftrag und elterlichem Erziehungsrecht sind nach Erfahrung des Juristen immer eine Gratwanderung. Das schulgesetzlich verbriefte Toleranzgebot verlange schließlich, auf weltanschauliche Hintergründe Rück- sicht zu nehmen. „Wir können die Sekten nicht abschaffen“, sagte Achilles, „sollten aber für ein Bewusstsein der Problematik sorgen“.

Das gehört sozusagen zum Alltagsgeschäft von Jürgen Zillikens. Der Rechtsanwalt und Vizepräsident des Vereins „Kids“ („Kinder in destruktiven Sekten“) glaubt, dass sich der Zug zu solchen Gruppen in Zukunft noch verstärken wird. In einer Gesellschaft, die „immer kälter wird“, würden Menschen in sektenartigen Zusammenschlüssen Halt, Wärme und soziale Kontakte suchen.

Auch Frauke Zahradnik, die Leiterin des Kinderbüros der Stadt Karlsruhe, geht davon aus, dass das Thema sich nicht so schnell erledigt. Sie verfolgt, „wenn wieder eine dubiose Gruppe auf dem Markt erscheint“, und berät päda­gogische Einrichtungen. Gleichwohl warnte sie vor überzogener Angst: „Nicht jede Sektenmitgliedschaft gefährdet gleich das Kindeswohl.“ Zudem dürfe man nicht vergessen, dass auch Armut oder zerrüttete Familien Kindern erheblichen Schaden zufügen können.

Doris Stickler

Neues Leitbild für die Kirche

Evangelisches Frankfurt Mai 2010

Neues Leitbild für die Kirche

Evangelischer Regionalverband startet Mitgliederbefragung

Leitbilder halten die Normen und Grundüberzeugungen eines Unternehmens oder einer Organisation fest. Der Evangelische Regionalverband Frankfurt, der Zusammenschluss der Frankfurter Gemeinden und Dekanate, überarbeitet zurzeit sein vor fast zehn Jahren entstandenes Leitbild. Dabei sollen die Erfahrungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso zu Rate gezogen werden wie die Erwartungen, die die Kirchenmitglieder und die Stadtgesellschaft haben.

Vor allem zu drei Themenkomplexen ist man an Ideen, Vorschlägen und Meinungen interessiert:

„Was schätzen Sie an der evangelischen Kirche in Frankfurt am meisten im Vergleich zu anderen Institutionen und Verbänden in der Stadt?“

Bei dieser Frage geht es um die besonderen Stärken und Eigenheiten der evangelischen Kirche verglichen mit anderen großen Organisationen und Verbänden: Gibt es überhaupt einen Unterschied? Sollte es einen geben? Und wenn ja, worin besteht er?

„Welche Erwartungen haben Sie an die evangelische Kirche in Frankfurt im Verhältnis zu anderen Religionen?“

Hinter dieser Frage steht die große Herausforderung, die es mit sich bringt, dass der Anteil anderer Religionen immer größer wird, vor allem in Großstädten wie Frankfurt. Gerade dieser Punkt ist in der bisherigen Fassung des Leitbildes noch zu wenig ausgearbeitet. Wie soll das Verhältnis zur katholischen Kirche, zum Islam, zu anderen Religionen gestaltet werden? Oder auch zu denjenigen Menschen, die gar keiner Religion angehören?

„Wo soll die evangelische Kirche in Frankfurt in den nächsten Jahren Profil zeigen?“

Dieser dritte Themenkomplex fragt, in welchen Arbeitsbereichen die Kirche in den nächsten Jahren Schwerpunkte setzen soll – denn angesichts leerer werdender Kassen ist es nicht möglich, alles Wünschenswerte zu machen. Bis zum Jahresende sollen die Antworten ausgewertet und das neue Leitbild formuliert sein. Es dient dann als Wegweiser für die Arbeit und als Orientierungshilfe für alle Mitarbeitenden – gleich an welcher Stelle sie ihre Talente einbringen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Diakonie wirbt in Gaststätten um Erzieherinnen

Evangelisches Frankfurt April 2010

Diakonie wirbt in Gaststätten um Erzieherinnen

Ein Mädchen mit einer Wäscheklammer auf der Nase, ein Junge, der von einem Kameraden geschlagen wird, ein drittes Kind, das versucht, etwas in eine Steckdose zu bekommen – ein Albtraum für jede Erzieherin, jeden Erzieher. Zu sehen ist die Szene auf einer Karikatur, mit der das Diakonische Werk für Frankfurt um Personal für seine Kitas wirbt. In 120 Gaststätten wird die Karikatur bald als Postkarte ausliegen.

„Wir wollen neue Wege bei der Personalgewinnung gehen und probieren es deshalb mit Werbemaßnahmen an ungewöhnlichen Orten. Und mit einem Augenzwinkern, denn dieser Beruf macht ja wirklich Spaß“, sagt Kurt-Helmuth Eimuth, der für die evangelischen Kitas in Frankfurt zuständig ist. Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen sei in Frankfurt „leergefegt“. Allein in evangelischen Einrichtungen seien bis Sommer etwa hundert Stellen zu besetzen, sagt Eimuth. Grund für den hohen Personalbedarf sei der Ausbau von Krabbelstuben für die Unter-drei-Jährigen, die steigende Kinderzahl in Frankfurt sowie der Wunsch nach einer besseren Personalausstattung.

Um Berufsanfängerinnen wirbt das Diakonische Werk gesondert mit einem Plakat, das an Fachschulen in ganz Hessen ausgehängt wird. Auch im Internet will man verstärkt werben, kündigte Eimuth an.

Antje Schrupp

Jesus Christ Superstar

Evangelisches Frankfurt April 2010

Jesus Christ Superstar

Das Musical ist fast so alt wie das Privattheater Katakombe. In der 50. Spielzeit lebt mit „Jesus Christ Superstar“ in der kleinen Spielstätte am Zoo eine große Produktion wieder auf, die 1971 in New York erstmals aufgeführt wurde.

Hier in Frankfurt kommt das Musical von Tim Rice und Andrew Lloyd Webber in deutscher Sprache zur Aufführung. Lediglich vom E-Piano begleitet, wird ganz ohne elektronische Unterstützung gesungen, verständlich, präzise und mit sichtlicher Freude. Vor allem Raphael Dörr als Jesus und Biagio Spatola als Judas überzeugen, während Christine Richter als Maria Magdalena die Töne gelegentlich etwas gepresst hervorbringt. Die Steppeinlagen sind ebenso gekonnt wie belebend.

Es wird von den letzten sieben Tagen im Leben Jesu erzählt. Im Zentrum steht der Verrat des Judas, der Jesu Aufenthalt an die Römer preisgibt. Der Text rafft genial das biblische Geschehen, ohne theologisch zweifelhaft zu werden.

Die Inszenierung von Carola Moritz lebt von der Intimität des Raums und von manch überraschendem Einfall. So gelingt dem Ensemble immer wieder die Übertragung der Spielhandlung in die heutige Zeit, etwa wenn die Reporter sich sensationslüstern um den sterbenden Jesus scharen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Die Kirche braucht eine wie Käßmann

Evamgelisches Frankfurt April 2010

Kommentar

Die Kirche braucht eine wie Käßmann

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Für die Comedians war es der Stoff, aus dem flache Scherze sind. Eine Bischöfin mit 1,5 Promille ist eine Steilvorlage für Harald Schmidt und Co. Auch deshalb war es richtig, dass Margot Käßmann von ihren Ämtern als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und als Bischöfin ihrer Landeskirche zurücktrat.

Dem Spott auf Kosten einer Bischöfin hätte sie vielleicht noch mit einer kleinen Charmeoffensive begegnen können. Doch Margot Käßmann wusste, dass da etwas zerbrochen war, das existentiell für sie, für ihre Arbeit, ist: Glaubwürdigkeit. Sie wollte nicht darüber hinwegsehen, dass ihre Autorität beschädigt war. Wörtlich sagte sie: „Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so, wie ich sie hatte.“ Man denke nur an die Auseinandersetzung um den Afghanistan-Krieg. Eine Bischöfin, die selbst einen „schweren Fehler“ gemacht hat, kann so etwas nicht durchhalten.

Doch die eigentliche Stärke von Margot Käßmann sind ihre Niederlagen. Sie kann wie kaum eine andere von ihrem Leben, von ihren Zweifeln und von ihrem Glauben erzählen. So schreibt sie über ihre Brustkrebserkrankung und ihre Scheidung: „In der Mitte des Lebens ist mir wichtig geworden, Krankheit und Leid und Krisen als Vertiefung anzusehen. … Nach acht Wochen habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Und es war da eben doch auch ein tiefer Einschnitt, weil ich in dieser Zeit begriffen habe, dass ich der Tatsache ins Auge schauen muss, dass meine Ehe als gelebte Beziehung nicht mehr existiert. In einer existentiell bewegenden Situation ist es nicht möglich, vor der Realität wegzulaufen. Die Erkrankung hat mir letzten Endes den Mut gegeben, mich dieser Wirklichkeit zu stellen.“

Auch als sie ihren Rücktritt bekannt gab, zeigte sie Stärke. Nach all dem Erlebten, nach ihrer größten persönlichen Niederlage, kam dann dieser Satz: „Du kannst niemals tiefer fallen als in Gottes Hand.“ Welch eine Glaubenszuversicht, welch eine Kraft!

Es ist ihr zu wünschen, dass sie sich bald von ihrem Erschrecken über sich selbst erholt. Denn die evangelische Kirche braucht Menschen wie Käßmann, die unerschrocken, politisch und fromm an der öffentlichen Meinungsbildung mitwirken. Und die heute 51-Jährige wird in naher Zukunft sicher wieder die öffentliche Bühne betreten. Ob als Autorin – sie hat über zwanzig Bücher verfasst – ob als Professorin oder gar in einem hohen kirchlichen Amt. Die Kirche braucht eine wie Margot Käßmann.

Kurt-Helmuth Eimuth