Die Sichtbarkeit des Religiösen

Evangelisches Frankfurt April 2010

Die Sichtbarkeit des Religiösen

Das sichtbare Zeichen des Christentums ist das Kreuz. Und gerade am Kreuz macht sich der Konflikt zwischen Religion und einem zur weltanschaulichen Neutralität verpflichteten Staat immer wieder fest. Warum es nicht sinnvoll ist, religiöse Symbole völlig aus der öffentlichen Sichtbarkeit zu verbannen.

Ob im Gerichtssaal, im Kreistag oder in der Schule, immer wieder wird die Neutralität öffentlicher Versammlungsorte eingeklagt. Wie kürzlich in Bad Soden. An den dortigen Kliniken, die vormals in katholischer Trägerschaft waren und jetzt vom Landkreis betrieben werden, hat man zwölf Kreuze aus Krankenzimmern abhängen und in einen Müllsack stecken lassen. Die Aktion stieß bei vielen Patientinnen und Patienten auf Unverständnis.

Wie es hieß, hatte sich ein Muslim über die Kreuze beschwert. Man kann natürlich solches Drängen von Angehörigen anderer Religionen gegen die Sichtbarkeit christlicher Symbole lapidar so abtun, wie es der Bad Sodener Dekan Eberhard Kühn gemacht hat. Gegenüber der Nachrichtenagentur Idea sagte er: „Ein Kruxifix im Krankenhauszimmer bedeutet für einen Moslem nicht, dass seine Genesung gefährdet ist.“

Doch die Diskussion geht tiefer. Es handelt sich nicht nur um Themen, die vergleichsweise nebensächlich sind, wie die Frage von Kreuzen in Krankenzimmern. Im Kern geht es um die Frage, ob eine Gesellschaft, die sich insgesamt mehr und mehr von religiösen Inhalten entfernt, Religionsgemeinschaften noch Privilegien einräumen darf. Sollen zum Beispiel Religionslehrerinnen und

und Normensysteme liefern auch die Religionsgemeinschaften. Insofern sind sie wichtige Dialogpartner in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Sie haben nicht nur eine private Bedeutung für die einzelnen Gläubigen, sondern auch für die öffentlichen Diskussionen. Deshalb sollten sie auch sichtbar sein.

Kurt-Helmuth Eimuth

Marion Eimuth über Margot Käßmann

Pfarrerin Marion Eimuth referierte in Obereisenhausen (Sonntagszeitung 28.2.2010)

Bibelmuseum: Vom Alltag in Judäa

Evangelisches Frankfurt Februar 2010

Bibelmuseum: Vom Alltag in Judäa

Für die Armen im Lande ging es zur Zeit Jesu um das tägliche Überleben. In Tongefäßen bewahrten sie ihre Lebensmittel auf. Sie mahlten ihr Korn, mit der Spindel fertigten sie Wolle an. Im Herrscherhaus des Herodes gab es aber auch Parfümflakons, Kosmetik und Schmuck. Solche Objekte sind jetzt im Bibelmuseum, Metzlerstraße 19, in der Sonderausstellung „Judäa und Jerusalem – Leben in römischer Zeit“ zu sehen. Ein Silberschatz erinnert an die Tempelsteuer, und eine antike Kno­ chenkiste, ein Ossuar, gibt Einblick in die Bestattungskultur. Die rund 2000 Jahre alten archäologischen Funde kommen vor allem von der israelischen Antikenverwaltung und sind das erste Mal außer Landes ausgestellt.

Maße und Gewichte, Münzen und Arbeitsmittel zu kennen, hilft auch, die Welt der Bibel zu verstehen. „Judäa und Jerusalem“ beleuchtet das Leben und Den­ ken von religiösen Gruppen, römischen Besatzern, von Pilgern, Händlern und Handwerkern.

Die Besucher und Besucherinnen können in der Ausstellung selbst aktiv werden. Außerdem vermitteln Führungen Alltag und Religion im Heiligen Land, sechs Vorträge vertiefen die Themen. Der Katalog ist mit seinen übersichtlichen und verständlichen Grafiken und Beiträgen auch eine Fundgrube für den Religions- und Konfirmandenunterricht. Gruppenführungen sind nach Anmeldung möglich, Infos unter www.judaeaundjerusalem.de oder Telefon 069 66426525.

Kurt-Helmuth Eimuth

Qualität in der Kirche


Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will mehr Qualität in Verwaltung und Kindertagesstätten. Künftig ziert das Logo der EKHN der Schriftzug „Qualitätsfacetten“. Im Frankfurter Dominikanerkloster hob Kirchenpräsident Volker Jung jedoch hervor, dass die Suche nach dem Besten nur bedeuten könne, so gut wie möglich zu arbeiten.

„Wir sind als Menschen nicht perfekt und sollen es auch nicht sein“, mahnte Jung. Alle Gaben und Fähigkeiten sollten sich entwickeln können, aber Organisationsentwicklung dürfe kein Selbstzweck sein. Der Kirchenpräsident betonte, dass sich der Evangelische Regionalverband Frankfurt schon gut ein Jahrzehnt früher als die EKHN mit einem Qualitätsmanagementsystem auf den Weg gemacht habe.

Für die evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt wurde bereits 1998 ein Verfahren nach DIN-Norm eingeführt. Inzwischen beteiligen sich zwei Drittel der 80 Frankfurter Einrichtungen an diesem Verfahren, 14 Kindertagesstätten sind nach DIN zertifiziert. Während im System der Landeskirche auf Selbstevaluation gesetzt wird, kommen in Frankfurt Elemente der Fremdevaluation hinzu.

Staatsminister Jürgen Banzer begrüßte nicht nur die Initiative der evangelischen Kirche, sondern hob auch die „deutlich gewachsene Bedeutung der Kitas“ im Bildungssystem hervor. Der hessische Familienminister zeigte sich jedoch besorgt darüber, dass 14 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund in Hessen keine Kindertagesstätte besuchten.

Kurt-Helmuth Eimuth

„Die Logik des Krieges“- warum Käßmann Recht hat

Evangelisches Frankfurt Februar 2010

„Die Logik des Krieges“- warum Käßmann Recht hat

Foto

Selten hat es eine neue Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche geschafft, so schnell auch bei Kirchenfernen bekannt zu werden – und das noch mit einer Predigt. Margot Käßmann, die Bischöfin aus Hannover und neue Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat, kaum hundert Tage im Amt, ein Thema transportiert, das ansonsten gerne verdrängt wird.

„Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden“, führte sie in ihrer Predigt am Neujahrstag aus. „Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut, von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen.“ Die Bischöfin wusste wohl, was ihr die Kritiker vorwerfen würden, denn sie sagte weiter: „Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen.“

Käßmann fordert also andere Konfliktlösungsstrategien, weil die bisherigen Muster der Realpolitik versagt haben. Das ist keine prinzipielle Antikriegshaltung. Die EKD hat vor drei Jahren in einer Denkschrift Kriterien eines gerade noch zulässigen Krieges benannt und darin politische, moralische und völkerrechtliche Aspekte aufgeführt, unter denen der Einsatz „rechtserhaltender“ militärischer Gewalt zulässig ist. Diese Kriterien hält die Ratsvorsitzende beim Afghanistan-Krieg völlig zu Recht für nicht (mehr) erfüllt. Inzwischen hat sich der gesamte Rat der EKD hinter die Bischöfin gestellt. Es ist zu befürchten, dass die Strategie der USA, mit immer noch mehr Militär den Krieg zu gewinnen, genau so scheitert wie einst das Engagement der Sowjetunion in Afghanistan. Margot Käßmann hat eine notwendige Diskussion angestoßen. Keineswegs naiv, sondern mit Augenmaß. Ihre Predigt ist gleichzeitig prophetisch und voller Realitätssinn. Es ist zu hoffen, dass die Zuspitzung auf die Frage, wie viele Soldaten Deutschland zusätzlich nach Afghanistan schickt, etwas von der Offenheit des protestantischen Denkens der Bischöfin atmet. Es geht um Krieg und Frieden und damit für viele Menschen um Leben oder Sterben.

Kurt-Helmuth Eimuth

Euer Herz erschrecke nicht

Andacht

  1. 1. 2010

Lied: EG 443, Aus meines Herzens Grunde 1+2, 6+7,

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Psalm: 84, Nr. 734

Lied: EG 72, O Jesu Christe, wahres Licht 1- 3 + 5

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“ – so lautet die Losung, die uns für das neue Jahr 2010 mit auf den Weg gegeben ist.

Das ist eine wunderbare Zusage. Und obgleich uns der Alltag schon längst eingeholt hat, so stehen wir doch erst am Beginn eines neuen Jahres. Ein Jahr mit vielen Unbekannten, aber auch ein Jahr voller Hoffnung. Wird alles gut wird oder kommt doch Schweres auf uns zu.

Gerade wir in der Kirche diskutieren ja schon seit Jahren, dass die Rahmenbedingungen schwerer werden. Die Kirchensteuereinnahmen gehen massiv zurück, die Zahl der Kirchenmitglieder sinkt.

Die Jahreslosung für 2010 ist zuallererst eine Ermutigung: nicht erschrecken! Habt keine Angst! Mit Gottvertrauen sollen wir in das neue Jahr gehen: Glaubt an Gott und glaubt an mich.

Hört sich vielleicht etwas naiv an, doch erdet uns dieser Satz. Es hängt nicht alles von mir ab. Es gibt auch noch eine andere Macht, die Macht, die den Tod überwindet, die Kraft, die uns alle trägt.

Kirchenpräsident Volker Jung hat hier im Dominikanerkloster darauf hingewiesen, dass eben nicht alles von uns abhängt. Aus Anlass der Einführung eines Qualitätsentwicklungssystems unter dem Signet Qualitätsfacetten, was künftig das Facettenkreuz ergänzt, wies der Kirchenpräsident darauf hin, dass eben der Mensch nicht perfekt ist. Auch ein Qualitätsentwicklungsprozess wird daran nichts ändern. Gleichwohl sind wir dazu angehalten das Beste zu tun, uns selbst ständig zu überprüfen und Abläufe zu optimieren. Aber Gott Lob, perfekt sind wir und werden wir nicht.

„Alles wird gut!“ Dieser Satz von Nina Ruge stand wohl auf zahlreichen Weihnachtskarten. Ein schöner Satz, dem man gerne zustimmen würde. Doch wird alles gut? Ist das die christliche Botschaft der Jahreslosung?

„Euer Herz erschrecke nicht – glaubt an Gott und glaubt an mich“

Auf wundersame Weise wollen wir ja, dass alles gut wird. Wir haben uns bis vor kurzem noch ein Frohes Neues Jahr gewünscht. „Alles wird gut!“ Ist das die christliche Botschaft, die uns die Jahreslosung mitgibt? Eine Hoffnung ist das schon. Alles soll gut werden! Ein neues Jahr beginnt. Da wünschen sich viele Menschen, dass die Sorgen unserer Welt irgendwie aufgehoben sein könnten.

Aber leider ist eben nicht alles gut. Wir haben allen Grund, zu erschrecken.

Da gibt es im reichen Europa Armut. 2010 ist das Europäische Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung in den 27 Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie in Norwegen und Island. Die Schirmherrschaft für die Aktion hat in Deutschland die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann übernommen.

Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Ursula von der Leyen wird in der Presse so zitiert: „Eine wohlhabende Gesellschaft muss umtreiben, dass bestimmte Gruppen auf Dauer von Armut gefährdet sind: Menschen mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende, Personen ohne Berufsabschluss. Es ist fatal, wenn sich Erfahrungen des Scheiterns und der Ohnmacht über Generationen hinweg in den Köpfen eingraben. Deswegen müssen wir allen von Armut betroffenen Menschen auch etwas zutrauen. Sie brauchen zum einen konkrete Angebote und Unterstützung, die sie in die Lage versetzen, auf Dauer auf eigenen Beinen zu stehen. Das kann für die Alleinerziehende der Kitaplatz sein, der ihr Arbeit ermöglicht oder für einen Jugendlichen das nachgeholte letzte Lehrjahr. Unverzichtbar ist jedoch eine zweite Komponente, damit die Brücke raus aus der Armut trägt: Das sind Menschen, die – häufig im Ehrenamt – Betroffene bestärken und vor dem Straucheln bewahren, wenn neue Hindernisse auftauchen. Die Schlüsselbegriffe heißen Zuwendung, Bildung und Teilhabe. Das Europäische Jahr unter dem Motto ‚Mit Neuem Mut‘ soll in diesem Sinne ein starkes Signal geben.“

Die Schirmherrin, Margot Käßmann ergänzt: „Armut und soziale Ausgrenzung sind eng verbunden; beide beschädigen das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Besonders besorgniserregend ist es, wenn Kinder keine Hoffnung haben, aus der Armut herauszukommen. Ich hoffe, dass das Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung hilft, dass unsere Gesellschaft dafür ein Bewusstsein entwickelt und Wege findet, wie vor allem Kinder faire Startchancen für ihren Weg ins Leben bekommen. Armut bedeutet oft mangelnde Teilhabemöglichkeiten an der Gesellschaft. Ich wünsche mir, dass wir in einer solidarischen Gesellschaft Chancengerechtigkeit für alle erreichen.“

Es war die Ratsvorsitzende selbst, die durch eine kurze Passage in ihrer Neujahrspredigt nicht nur auf einen weiteren Missstand hingewiesen, sondern auch eine notwnedige Diskussion in Gang gesetzt hat. Käßmann äußerte sich zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Offenbar kannten viele ihrer männlichen Kritiker den Wortlaut der Predigt nicht.

Wörtlich sagte Käßmann am Neujahrstag in der Dresdner Frauenkirche: „Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden. Das wissen die Menschen in Dresden besonders gut! Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen. Manche finden das naiv. Ein Bundeswehroffizier schrieb mir, etwas zynisch, ich meinte wohl, ich könnte mit weiblichem Charme Taliban vom Frieden überzeugen. Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen. Vor gut zwanzig Jahren haben viele Menschen die Kerzen und Gebete auch hier in Dresden belächelt….“ Soweit Margot Käßmann.

Nein, es ist nicht alles gut. Aber trotzdem müssen wir nicht deprimiert oder mit gesenktem Haupt ins neue Jahr gehen. „Seht auf und erhebt eure Häupter“ heißt es in der Bibel.

Aber ja doch! Wir glauben an den auferstandenen Christus und nicht an einen Toten. Wir haben Hoffnung für diese Welt und über diese Welt hinaus. Deshalb können wir die Spannung aushalten zwischen Erschrecken und Gottvertrauen, zwischen Ängsten und Mut zur Weltverbesserung. Wir können fröhlich feiern, ohne Fassaden. Denn unser Glaube blendet Leid und Kummer in der Welt nicht aus!

Hören wir also! Gehen wir unseren Weg – von Gottvertrauen getragen. Unser Leben steht unter der Zusage: „Euer Herz erschrecke nicht!“ Das leben wir, davon singen wir, darauf vertrauen wir auch am Beginn eines neuen Jahres, am Beginn einer neuen Woche. Das ist eine ganz eigene Melodie für unser Leben und eine ganz andere Hoffnung, auf die wir bauen.

So wünsche ich Ihnen allen ein gesegnetes Neues Jahr.

Amen.

Lied: EG 369, Wer nur den lieben Gott lässt walten 1-3, 7

Mitteilungen:

Gebet:

Gott, du Licht der Welt

lass deinen Stern auch in unserem Leben aufgehen,

damit wir erfahren, dass unsere Suche keine Irrfahrt ist,

sondern ein Heimweg zu dir.

Zeige uns auch in diesem neuen Jahr,

wo wir dich finden können, wo du uns nahe kommst.

Lass dein Licht in unser Leben scheinen,

damit wir uns selbst annehmen können, so wie wir sind

und dann auch unsere Mitmenschen.

So bitten wir dich auch für das, was uns am Herzen liegt:

für das, was uns in diesen Tagen beschäftigt hat,

für die Menschen, die uns nahe stehen

und auch für die, mit denen wir es nicht leicht haben.

Gott, hilf uns, dich in unseren Schwestern

und Brüdern wiederzuerkennen.

Lass uns achtgeben auf Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Wir bitten dich für diejenigen,

die Dunkelheit in ihrem Leben erfahren,

für die Einsamen und Kranken,

für die Enttäuschten und Verbitterten,

für alle, die sich selbst im Wege stehen

und ihre Hoffnungen begraben haben:

schenke ihnen neue Zuversicht.

Gott, dein Licht will sich ausbreiten.

Lass es auch unter uns hell werden.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor Dich

mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Segen unseres Gottes:

Gott segne und behüte uns,

Gottes Licht wärme uns,

Jesus Christus leuchte unseren Weg aus,

Heiliger Geist, lichte unser Leben

Gehet hin in Frieden. Amen.

Albert Schweitzer fasziniert

Evangelisches Frankfurt November 2009

Albert Schweitzer fasziniert

Spielfilm und Dauerausstellung über den Universalgelehrten

Vermutlich hätte es Albert Schweitzer gefallen, dass die neue Ausstellung über sein Leben in eher bescheidenen Räumen im ersten Stock eines Wohnhauses im Westend zwar durchaus professionell, aber keineswegs aufgemotzt daherkommt. Das Ausstellungsgestänge wurde aus Resten des Messebaus zusammengeschraubt, die Ausstellungsdidaktik ist modern und interaktiv: Im Frankfurter Albert-Schweitzer-Zentrum in der Wolfsgangstraße 109 können sich Besucher und Besucherinnen die wesentlichen Stationen des Universalgelehrten an Audiostationen mit Einspielungen von Schweitzers Bachinterpretationen und Predigttexten oder mittels Quiz und Brettspielen aneignen. Filmausschnitte ergänzen den Einblick in das Leben des Kulturphilosophen, Theologen, Organisten und Tropenarztes.

Ärztliche Hilfe für Menschen in Afrika: Szenenfoto aus dem Film über Albert Schweitzer, der von Jeroen Krabbè gespielt wird. | Foto: NFP / Stefan Falke

Ärztliche Hilfe für Menschen in Afrika: Szenenfoto aus dem Film über Albert Schweitzer, der von Jeroen Krabbè gespielt wird.
Foto: NFP / Stefan Falke

Schweitzer begründete eine universell gültige Ethik der Verantwortung für alles Leben und kämpfte noch im hohen Alter für atomare Abrüstung und den Frieden in der Welt. Das Leben des Friedensnobelpreisträgers zeichnet auch die britische Produktion „Albert-Schweitzer – Ein Leben für Afrika“ nach, die am Heiligen Abend, 24. Dezember, in den Kinos anläuft. Der Spielfilm wurde vom gleichen Team realisiert, das auch „Luther“ auf die Leinwand brachte. Zum Kinostart gibt es zahlreiche Begleitveranstaltungen. Für Schulklassen werden Sondervorführungen und umfangreiches Unterrichtsmaterial angeboten.

Das Drehbuch konzentriert sich auf zwei Schauplätze – New York in den 50er-Jahren, damals das Zentrum fortschrittlichen Denkens, und den Dschungel von Gabun. Dort leben die Menschen in großer Armut. Im Zentrum steht das Krankenhaus, in dem unter anderem Lepra-Kranke behandelt werden. Der Film zeigt, wie schwierig es für Albert Schweitzer im vom Kalten Krieg dominierten Nachkriegsamerika war, seine Kritik am Atomkrieg vorzutragen. Regisseur Gavin Millar sagt:

„Ich wusste wenig über Albert Schweitzer, und als ich mich umhörte, erfuhr ich in England ganz widersprüchliche Ansichten.“ Millar schreibt diese Widersprüchlichkeit einer Verleumdungskampagne der CIA gegen Schweitzer zu, die noch heute nachwirke.

Wer nach dem Film mehr über Schweitzer wissen möchte, dem sei der Besuch im Albert-Schweitzer-Archiv angeraten. Schließlich hatte der Goethe-Preisträger und Ehrenbürger der Stadt Frankfurts stets eine besondere Beziehung zur Mainmetropole. Mehr als zwanzig Mal war er zu Konzerten, Vorträgen und Preisverleihungen hier, und 1951 nahm er in der Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen. Eine Schule und eine Wohnsiedlung wurden nach ihm benannt.

Das Albert-Schweitzer-Zentrum verfügt über eine umfangreiche Sammlung aus Schweitzers Nachlass und eben über eine ganz neue, zwar kleine, aber dennoch angemessene Dauerausstellung. Weitere Informationen im Internet unter www.albert-schweitzer-zentrum.de sowie www.albertschweitzer-derfilm.de.

Kurt-Helmuth Eimuth

Medienverhalten ändert sich

Evangelisches Frankfurt November 2009

Medienverhalten ändert sich
Gemeindebriefe in der Jakobskirche ausgezeichnet

In der Bockenheimer Jakobskirche überreichte Kirchenpräsident Volker Jung den mit 1500 Euro dotierten Gemeindebriefpreis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der Redaktion der Gemeinden Lauterbach und Heblos im Dekanat Vogelsberg. Unter den ausgezeichneten Publikationen war auch der als Stadtteilzeitung konzipierte Gemeindebrief der Frankfurter Dornbuschgemeinde.

Jung bezeichnete die Gemeindebriefe als „einziges Kontaktmedium, das nahezu alle Mitglieder erreicht“. Der Gemeindebrief komme „aus dem Herzen der Gemeinde“ und enthalte alle wichtigen Informationen der Kirche vor Ort. „Er macht Lust auf Gemeinde und lädt zur Teilnahme ein.“

Dirk Metz, Sprecher der Hessischen Landesregierung, hob das unterschiedliche Medienverhalten der Generationen hervor. 83 Prozent der über 40-Jährigen lesen eine Tageszeitung, von den 14- bis 29-Jährigen aber nur die Hälfte. 78 Prozent der über 60-Jährigen bejahen die Frage, ob man eine Zeitschrift braucht, aber nur 47 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Dies hat Folgen. Die Auflage der Tages-, Sonntags- und Wochenzeitungen in Deutschland ging in den letzten Jahren von 33 Millionen Exemplaren auf 25 Millionen zurück. Ein Minus von 25 Prozent. In dieser Situation seien die Gemeindebriefe ein „schlafender Riese“, so Metz. Und den anwesenden Redakteurinnen und Redakteuren bestätigte der Staatssekretär: „Ihnen gelingt mit den Gemeindebriefen etwas, das ansonsten nur dem Fußball gelingt: Sie erreichen Junge und Alte, Arme und Reiche, Stadt und Land.“

Der Förderpreis Gemeindebrief ist mit insgesamt 5500 Euro der höchstdotierte Preis seiner Art. Er wird alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum siebten Mal. Unterstützt wird der Preis von der Bruderhilfe Pax Familienfürsorge, dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, der Evangelischen Kreditgenossenschaft, der Mitgliederzeitung „Evangelisches Frankfurt“ und der Evangelischen Sonntagszeitung.

Kurt-Helmuth Eimuth

Bonames: Neubau zum Krabbeln

Evangelisches Frankfurt November 2009

Neubau zum Krabbeln
Vier neue Gruppen in der Kita Bonames

Die erste Gemeinde, die ihre Kindertagesstätte um die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen erweitern kann, wird die Miriamgemeinde in Bonames sein. Vier neue Gruppen für diese Altersspanne wird ein Neubau beherbergen, der hinter dem Gemeindehaus am Kirchhofsweg entsteht. Zudem kommen in diesem Gebäude auch die beiden Kindergartengruppen der bestehenden Einrichtung unter, sodass der Neubau dann 80 Kindern im Alter von null bis sechs Jahren Platz bietet.

Die Planung des Darmstädter Architektenbüros Eisele und Stanjek ist nicht nur großzügig, sondern auch ökologisch ehrgeizig. So wird etwa im Passivhausstandard gebaut. Sollte trotz optimaler Dämmung und Wiedergewinnung der Wärme aus der Abluft noch Heizenergie benötigt werden, greift man auf Erdwärme zurück. In 99 Metern Tiefe wird die dafür notwendige Energie gewonnen.

Die Großzügigkeit des Raumangebots wird gleich im großen Foyer sichtbar werden. Zudem kann durch eine variable Wand ein Mehrzeckraum zugeschaltet werden, sodass sich auch Feste einfach veranstalten lassen.

Durch die terrassenförmige Bauweise erhält das Gebäude nicht nur ein ganz eigenes Gesicht, sondern auch einen zweiten Spielplatz auf der Terrasse im ersten Stock. Jeder Gruppenraum verfügt über eine eigene Nasszelle, und eine Küche, in der die Mahlzeiten täglich frisch zubereitet werden, gehört selbstverständlich auch dazu.

Der Neubau auf dem Gelände der Gemeinde und dem eines angrenzenden Parkplatzes ersetzt die recht marode zweigruppige bisherige Kindertagesstätte, die abgerissen werden muss. Die Kosten für den Neubau und die Einrichtung belaufen sich auf drei Millionen Euro.

Kurt-Helmuth Eimuth

Kirchenfunkreihe als Buch erschienen

Kirchenfunkreihe als Buch erschienen

Bei der einfachen Frage „Wie kann ich glauben?“ zucken oft gerade diejenigen zusammen, die sie von Berufs wegen locker beantworten können sollten. Wer hier Patentantworten geben will, ist genauso verloren wie derjeni­ge, der solche hören will.

Wie ein Mensch glauben kann, kann nur jeder und jede für sich selbst beantworten. Und so ist es verdienstvoll, dass sich die beiden verantwortlichen Hörfunkjournalisten für den Bereich Kirche im Hessischen Rundfunk in ökumenischer Verbundenheit aufgemacht haben, zwölf zeitgemäße Antworten zu suchen. Die Sendereihe ist in dem vorgelegten Buch verdichtet.

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Da berichtet etwa die Theologin Gitta Marnach von der Initiative eines interreligiösen Friedensgebetes in Berlin. Für sie ein Zeichen, dass „das Reich Gottes permanent ankommt“, ein Zeichen der Gerechtigkeit auf dieser Welt. Der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius, auch Autor in dieser Zeitung, nähert sich in seinem Beitrag dem Glauben an Wunder. Für ihn sind sie keine Voraussetzung für den christlichen Glauben. Aber sie laden ein, „Fesseln abzuwerfen, Grenzen und Begrenzungen zu überschreiten“, schreibt Magirius und folgt damit dem Heidelberger Theologen Klaus Berger, den er ausführlich zu Wort kommen lässt.

Nicht fehlen in einem solchen Band darf Fulbert Steffensky. Er ist gewissermaßen der Poet unter den protestantischen Theologen. Und poetisch ist schon die Überschrift seines Beitrages: „Glaube und Skepsis – Zwei liebliche Geschwister“.

15 Prozent der Bevölkerung werden der Gruppe der „spirituellen Sinnsucher“ zugerechnet, heißt es im Vorwort. Nicht nur ihnen gibt das Buch Antworten. Schade nur, dass die auf dem Cover benannten Persönlichkeiten wie Margot Käßmann oder Michael von Brück lediglich für Interviews zur Verfügung standen. Gerne hätte man ihre Ausführungen als durchgearbeitetes Manuskript gelesen – eine Konzession an eine zwischen Buchdeckel gepresste Sendereihe.

Kurt-Helmuth Eimuth

Klaus Hofmeister/Lothar Bauerochse (Hg.): Wie kann ich glauben – Zwölf zeitgemäße Antworten, Claudius Verlag, 168 Seiten, 14,80 Euro.