Wartburggemeinde feiert Richtfest der Krabbelstube: Große Nachfrage nach den 50 Betreuungsplätzen

Frankfurter Neue Presse 2,12.2011

Wartburggemeinde feiert Richtfest der Krabbelstube: Große Nachfrage nach den 50 Betreuungsplätzen

Richtfest

Richtfest der Kita der Wartburggemeinde in Frankfurt-Bornheim Foto: Eimuth

Auf dem Gelände der evangelischen Wartburggemeinde entsteht derzeit ein Neubau für eine Krabbelstube. Der Abschluss der Rohbauarbeiten wurde gestern mit einem Richtfest gefeiert. Die Baukosten betragen 2,45 Millionen Euro.

Von Alexandra Flieth

Nordend. Auch die Kleinen vom Kindergarten waren gekommen und feierten gestern das Richtfest für die neue Krabbelstube der Wartburggemeinde. Foto: RüfferNeugierig und mit großen Augen blicken die Mädchen und Jungen des Kindergartens der evangelischen Wartburggemeinde nach oben und beobachten, wie der Kran den Richtkranz in die Höhe zieht. Zwar sind die Knirpse schon zu alt für die neue Krabbelstube auf dem Gemeindegelände in der Hartmann-Ibach-Straße 108, doch Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren werden im Stadtteil dringend benötigt.

Liste mit Anfragen

Bei einer Abdeckung von 19 Prozent im Nordend sind die vorhandenen Plätze sehr begehrt und die Wartelisten bei den entsprechenden Einrichtungen lang. Kein Wunder, dass sich nicht nur Pfarrer Thomas Diemer von der evangelischen Wartburggemeinde über den Neubau der Kindertagesstätte auf dem Kirchengelände freut. „Obwohl der Rohbau gerade erst fertiggestellt wurde, gibt es bereits eine Liste mit Anfragen von Eltern, die ihre Kinder anmelden möchten“, schildert er. 50 Betreuungsplätze für Mädchen und Jungen von 0 bis 3 Jahren, verteilt auf fünf Gruppen, soll es künftig hier geben. „Der Verlauf der Bauausführung ist absolut im Zeitplan. Gut sechs bis sieben Monate wird es noch bis zur Fertigstellung dauern“, sagt der planende Architekt Ferdinand Heide.

Der Bau, der auf der Kirchwiese in direkter Nachbarschaft zur Kirche selbst gebaut wird, weist einige Besonderheiten auf: Die Außenwände sind zum Teil in einer Klinkersteinfassade errichtet. Des Weiteren sollen die Räume großzügig verglast werden und sind nach Süden hin ausgerichtet, damit viel Sonnenlicht hinein scheinen kann.

Es gibt ein Erdgeschoss und eine Etage. „Außerdem sei eine großzügige Freifläche geplant“, fügt Heide hinzu. Zudem ist im Neubau ein Foyer vorgesehen, das Raum für Gespräche ermöglichen soll. „Der Evangelische Regionalverband Frankfurt (ERV) macht beim Kita-Ausbauprogramm der Stadt mit“, sagt Kurt-Helmuth Eimuth, Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt des Evangelischen Regionalverbandes. „In der Wartburggemeinde bestand schon seit langem der Wunsch nach einer Kindertagesstätte für Mädchen und Jungen unter drei Jahren.“

Nur ein Kindergarten

Die evangelische Wartburggemeinde hat zurzeit nur einen Kindergarten für Mädchen und Jungen ab drei Jahren in der Eichwaldstraße 84, nicht weit von der Kirche und dem Gemeindehaus entfernt. Dort gibt es insgesamt 63 Plätze. Der Neubau der Krabbelstube ergänzt das Betreuungsangebot. „Uns liegt es sehr am Herzen, dass es eine enge Verbindung zwischen den Kindereinrichtungen und der Gemeinde geben wird.“ Gerade die Arbeit mit den Kindern und ihren Eltern sei in der Kirchengemeinde ein zentrales Anliegen. „Wir hatten in diesem Jahr 30 Taufen. Das ist die höchste Zahl seit Beginn meiner Tätigkeit hier vor 20 Jahren“, freut sich Pfarrer Diemer. „Ich finde es toll, dass sich die neue Einrichtung mitten im Stadtteil befindet und trotzdem im Grünen liegt. Das ist für die Kinder einfach sensationell schön“, findet Eimuth. Der Bedarf an Einrichtungen für unter dreijährige Kinder sei in Frankfurt riesengroß. Mit weiteren geplanten Bauprojekten für diese Altersgruppe werde der Regionalverband einen Beitrag zur Erhöhung der Abdeckung von Betreuungsplätzen in der Stadt leisten.

Kirchen sollen zur Wirtschaftspolitik Stellung beziehen

Kirchen sollen zur Wirtschaftspolitik Stellung beziehen

Diskussion in der Matthäuskirche: Karin Kortmann, Gerhard Wegner, Katja Mayer, Stefan Toepfer, Dietmar Hexel, Gerhard Kruip. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Vielleicht war es ja mehr als nur ein Symbol, dass gerade „die Kirchengemeinde unter den Bankentürmen“, nämlich die Hoffnungsgemeinde, gestern abend zu einer Diskussion unter der Überschrift „Viele Krisen – nichts gelernt“ eingeladen hatte. Gut hundert Menschen waren gekommen, um in der Matthäuskirche an der Messe über die Notwendigkeit eines neuen ökumenischen Sozialwortes zu diskutieren.

Das erste von den Kirchen 1997 vorgelegte Sozialwort hat damals eine große Resonanz in der Öffentlichkeit gefunden. Heute sei eine neue, von beiden großen Kirchen getragene Standortbestimmung wünschenswert, sagte Karin Kortmann vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Allerdings bereitet derzeit ein Arbeitskreis lediglich „Thesen“ vor – sozusagen ein „Sozialwort light“, wie es der Moderator Stefan Toepfer von der FAZ formulierte.

Doch besser ein gemeinsames Thesenpapier als gar nichts, darüber war das Podium sich einig. Der Politik insgesamt stellte Kortmann, die als Staatssekretärin im Entwicklungshilfeministerium tätig war, ein schlechtes Zeugnis aus. Die Politik gestalte nicht mehr, sondern komme als „Löcher stopfendes Finanzamt“ daher. Die Gesellschaft müsse grundsätzliche Fragen beantworten, zum Beispiel, wie Wohlstand ohne Wachstum zu erzielen sei, ergänzte die Unternehmensberaterin Katja Mayer. Bei solchen Grundsatzfragen könne die Kirche eine Plattform bieten, um die Diskussion voranzutreiben.

Ein grundsätzliches Umsteuern hält auch Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland für notwendig. Für ein Unternehmen wie Volkswagen dürfe nicht länger das Ziel sein, der größte Autobauer der Welt zu werden, sondern es müsse das Problem lösen, wie man Mobilität mit Nachhaltigkeit in Einklang bringen kann.

Konkret wurde Dietmar Hexel vom Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes: In den abstrakten Analysen sei man sich ja einig, jetzt müsse man handeln. Es gelte, „Gerechtigkeit zu organisieren“. Die Aufgabe der Wirtschaft sei es, den Menschen zu dienen. Warum müsse jemand mit einem Nettojahreseinkommen von einer Million Euro noch mehr verdienen, oder Unternehmen Gewinne von zwanzig Prozent erzielen?

Auch die Kirchen selbst sind als größter Arbeitgeber in Deutschland in der Pflicht. Karin Kortmann kritisierte auch deren wirtschaftliches Handeln. Sie forderte eine Selbstverpflichtung, sich als Arbeitgeber auch selbst an die propagierten Standards zu halten. Den DGB forderte Kortmann auf, weiterhin Druck auf die Kirchen auszuüben. Ebenfalls sei es notwendig, Frauen gezielt einzubeziehen. Wie schlecht es darum derzeit bestellt sei, sehe man an der Zusammensetzung der sechsköpfigen Arbeitsgruppe, die das sozialpolitische Thesenpapier formulieren soll: Nur eine einzige Frau wurde dort hinein berufen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Dezember 2011

 

Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Preis für Stadtteilzeitung „Wir am Dornbusch“

Zu den Gewinnern des Wettbewerbs Förderpreis Gemeindebrief 2011, der auch von der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“ unterstützt wird,  gehörte in diesem Jahr auch die Frankfurter Dornbuschgemeinde. Den mit 1.500 Euro dotierten Hauptpreis nahm die Redaktion von „Zack“, der Gemeinde-Zeitung der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel entgegen.

Im Auftrag der Kirchenleitung wurden die Preise vom Propst für Süd-Nassau, Sigurd Rink, in der Bockenheimer Jakobskirche überreicht. Rink sagte, der Gemeindebrief sei 2die Visitenkarte jeder Gemeinde“ und zeige die Vielfalt des kirchlichen Lebens. Er stehe auch für die Erkennbarkeit der Kirche.

Die Gemeindezeitung „Wir am Dornbusch“  nehme eine Ausnahmestellung ein, begründete Martin Reinel für die Jury die Vergabe des mit 500 Euro dotierten zweiten Preises an die Frankfurter Redaktion. Als eine der wenigen Gemeindepublikationen habe dieses Blatt „ein sehr deutliches Profil in Richtung Stadtteil“, sagte Reinel. Das Blatt, das in einer Auflage von 9.000 Exemplaren erscheint, sei journalistisch interessant. „Viele Artikel lassen Anteil nehmen am Umfeld der Gemeinde. Man liest etwas über die Schulen der Nachbarschaft, die Bürgervereinigung im Viertel, die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft oder auch über Liesel Christ, eine hessische Mutter Courage.“

Als Laudator sprach bei der alle zwei Jahre ausgelobten Preisvergabe der stellvertretende Intendant des Hessischen Rundfunks Manfred Krupp. Der Fernsehdirektor bescheinigte den lokialen gemeindlichen Medien eine hohe Professionalität. Sympathie, Empathie und der „Wunsch nach Heimat“ drückten sich darin aus. Der Hessische Rundfunk sei selbst auf Regionen des Landes und auf Nachbarschaft ausgerichtet.

Insgesamt hatten sich in dem zum achten Mal ausgetragenen Wettbewerb 116 Redaktionen mit gültigen Einsendungen beworben. Die Jury vergab nicht nur die sieben Hauptpreise und zwei Förderpreise sondern erkannte elf weiteren Redaktionen eine Anerkennung zu.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov 2011

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Kitas stehen vor massivem Fachkräftemangel

Stefan Sell bei seinem Vortrag in der Gethsemanekirche. Foto: Eimuth 

Für zu niedrig angesetzt hält Stefan Sell, der Direktor des Instituts für Bildungs- und Sozialpolitik der Fachhochschule Koblenz, Schätzungen, wonach in Hessen in zwei Jahren lediglich 3500 pädagogische Fachkräfte für Kindertagesstätten und Krabbelstuben fehlen werden. Diese Zahlen hatte das Deutsche Jugendinstitut kürzlich veröffentlicht. Seine eigenen Erhebungen in Bezug auf Rheinland Pfalz hätten ergeben, dass dort bereits im kommenden Jahr rund 6000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen werden.

Sell sprach bei einem Fachtag des Diakonischen Werkes für Frankfurt in der Gethsemanegemeinde, an dem rund 150 Erzieherinnen und einige Erzieher aus Frankfurter evangelischen Kitas teilnahmen. Dabei ging es auch um gestiegene Anforderungen: Längere Öffnungszeiten, Flexibilisierung und massiver Ausbau des Angebots für Kinder unter drei Jahren. Außerdem gälten Kitas zunehmend als Institutionen, die gesellschaftliche und familiäre Defizite ausgleichen sollen, seien mit immer höheren bildungspolitischen Erwartungen konfrontiert, so der zuständige Arbeitsbereichsleiter Kurt-Helmuth Eimuth.

Die Anerkennung der Erzieherinnen sei hingegen nicht gestiegen, kritisierte Sell. Im Gegenteil: Erzieherin habe sich von einem „richtigen“ Beruf zu einem „Zuverdienst“ entwickelt, mit niedriger Vergütung und oft in Teilzeit. Der Nachwuchs bringe daher heute im Schnitt schlechtere Voraussetzungen mit als vor zwanzig Jahren, so Sells Einschätzung. Damals hätten noch häufig Abiturientinnen eine Ausbildung zur Erzieherin gemacht.

bak/as.

Evangelisches Frankfurt Nov 2011

 

Zur Erosion des Reliunterrichts beigetragen

Zur Erosion des Reliunterrichts beigetragen

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser 

Es war sicher gut gemeint. Und auf den ersten Blick ist es ja auch überzeugend: Wenn das Kultusministerium den Berufsschulen Unterrichtsstunden für Religionsunterricht zuteilt, dann sollte auch dieses Fach unterrichtet werden. Und nicht etwa Mathe, Englisch oder Wirtschaft. (Wir berichteten).

Die evangelische und katholische Kirche erhoffen sich von einer solchen Regelung die Stärkung des Faches Religion, das immerhin ein ordentliches Lehrfach ist. Und deshalb haben sie der Verordnung mal eben schnell zugestimmt. Aber das war voreilig, wie sich jetzt zeigt.

Denn die Welt sieht anders aus, als man sie sich in Darmstadt, Kassel, Mainz und Limburg vorstellt. Längst wird in den Schulen Religionsunterricht in vielfältigen Formen unterrichtet. Da gibt es den gemeinsamen Unterricht evangelischer und katholischer Schülerinnen und Schüler. Oder auch den Unterricht im ganzen Klassenverband, was dann oft eher ein Ethik- als ein Religionsunterricht ist. Schon aus organisatorischen Gründen. Denn die immer kleiner werdende Zahl der christlich konfessionell gebundener Schülerinnen und Schüler stellt die Unterrichtsplanung vielerorts vor kaum überwindbare Hürden. Die kirchlichen Schulverwaltungen, die für dieses Unterrichtsfach Partnerinnen des Staates sind, bewegen sich hier kaum. Sie ignorieren, dass die Welt sich geändert hat.

Und da gibt es noch ein Problem mit Reli: zu wenig Lehrerinnen und Lehrer. Die Schulleiterinnen und -leiter können den Unterricht gar nicht mit Lehrkräften abdecken. Und so wird aus „gut gemeint“ ein „voll daneben“, das den Vorbehalten gegen den Einfluss der Kirchen auf Staat und Gesellschaft Vorschub leistet.

Schließlich hatte der hessische FDP-Chef Jörg-Uwe Hahn bei der Diskussion um die Einführung eines islamischen Unterrichts bereits mächtig Öl ins Feuer gegossen. Der Landesvorsitzende der Liberalen hatte die Diskussionslage in seiner Partei so geschildert: „In meiner Partei gibt es eine Diskussion darüber, ob ein säkularer Staat weiterhin bekenntnisorientierten Religionsunterricht anbieten soll.“

Sicher hat das Kultusministerium seinen Teil zur Verwirrung beigetragen. Die Kirchen wurden benutzt, um mal schnell einen Sparbeschluss umzusetzen. Denn auch bei der Bildung soll – allen Beteuerungen zum Trotz – gespart werden. Die kirchlich Verantwortlichen jedoch haben mit ihrer Zustimmung zu dem Vorhaben die Komplexität nicht übersehen, oder konnten sie nicht übersehen.

Im Ergebnis wurde der Religionsunterricht nicht gestärkt, sondern der Erosionsprozess noch verstärkt.

Evangelisches Frankfurt via Facebook 24.11.11

Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Streit um Reli: Unmut an den Berufsschulen

Die Aufregung in den beruflichen Schulen ist groß: Bisher konnten die Schulen ihre Stundendeputate frei belegen. So ist es zum Beispiel üblich, dass anstelle von Religion Musik, Mathe oder Wirtschaft gelehrt wird.

Doch nun sollen laut einer Anordnung des Hessischen Kultusministeriums die für Religion gedachten Stunden auch nur noch mit Religion belegt werden. An sich eine gute Idee, dachten sich die evangelische und katholische Kirche. Erhofften sie sich davon eine Stärkung des Religionsunterrichts.

Doch die Wirkung war fatal. Denn was die Kirchen nicht bedachten: Es gibt einfach nicht genügend Religionslehrerinnen und -lehrer, um den vorgesehenen Unterricht abzudecken. Bisher konnte in dem Fall ein anderes Fach angeboten werden. Jetzt werden, wenn der Religionsunterricht aus Personalmangel ausfallen muss, die Stunden vom Ministerium gekürzt. Landauf, Landab protestierten die Schulleiter.

Eingebettet in die Bemühungen des Kultusministeriums, an den Schulen Einsparungen vorzunehmen, erscheint diese neue Richtlinie daher in einem anderen Licht. „Das Gebot der sparsamen Haushaltsführung zwingt uns vor allem in Zeiten der knappen Ressourcen und in Anbetracht der Vorgaben der sogenannten Schuldenbremse, Mittel nur dort zu verwenden, wo sie nachweislich auch benötigt werden“, heißt es in einem Brief des Ministeriums an die Schulen.

Auch inhaltlich ist eine Umsetzung des ministeriellen Beschlusses kaum möglich. Die Wirklichkeit in den beruflichen Schulen sieht nämlich meist anders aus, als es die kirchlichen Schulverwaltungen vorschreiben. Längst gibt es neben dem getrennt erteilten konfessionellen Unterricht christlichen Religionsunterricht oder eine Art Ethik-Unterricht. Aber wie will man solche Unterrichtsformen „verrechnen“?

Der zuständige Referent der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Sönke Krützfeld, begrüßt inhaltlich weiterhin die zweckgebundene Verwendung der Unterrichttsstunden, bedauert aber die Verknüpfung mit den Sparmaßnahmen. Wenn der Religionsunterricht in der Schule nicht abgedeckt werden könne, werde dies Anreize schaffen, Theologie zu studieren, und der Mangel an Fachkräften würde in absehbarer Zeit behoben.

Nun wollen die Kirchen in Gesprächen mit dem Kultusministerium wenigstens erreichen, dass die Umsetzung erst zum neuen Schuljahr greift, damit die Schulen zumindest noch die Möglichkeit haben, Lehrkräfte für den Religionsunterricht zu finden.

(Lesen Sie zum Thema einen Kommentar von Kurt-Helmuth Eimuth)

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Nov/Dez 2011

Warenwelt voller Widersprüche: Ist ethisch shoppen möglich?

von Kurt-Helmuth Eimuth 28. November 2011

Alle wollen sie: die Waren, die möglichst die Umwelt schonen, die bei hohen sozialen Standards hergestellt wurden und aus der Region stammen. Natürlich sollte auch der Preis nicht so hoch sein. Ethisch shoppen – geht das?

Foto: unsplash.com (Becca Mchaffie)
Foto: unsplash.com (Becca Mchaffie)

Der Umsatz aus fair gehandelten Lebensmitteln ist in den letzten Jahren auf geschätzte 340 Millionen Euro rasant angestiegen. Gut so. Zum Vergleich: Der Umsatz von Aldi beträgt 41 Milliarden. Als Fairer Handel (englisch „Fair Trade“) wird ein kontrollierter Handel bezeichnet, bei dem die Erzeugerpreise für die gehandelten Produkte über dem jeweiligen Weltmarktpreis angesetzt werden. Damit will man den Produzenten ein höheres und verlässlicheres Einkommen ermöglichen. Außerdem sollen in der Produktion internationale Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Die Waren stammen meist aus den so genannten Entwicklungsländern. Selbst im Tourismus hat sich die Fair-Trade-Bewegung durchgesetzt. „Faires Reisen“ heißt hier der neue Trend.

Auch beim Absatz von Bio-Produkten ist die Nachfrage steigend. Lebensmittelskandale – ob Gammelfleisch oder Dioxin in Eiern – haben viele zum Umdenken veranlasst. Doch der Marktanteil beträgt lediglich 3,4 Prozent, die Pro–Kopf–Ausgabe nur 71 Euro im Jahr. Immerhin sind inzwischen Bio–Regale auch in ganz normalen Supermärkten zu finden. Allerdings hat in einer globalisierten Welt auch Bio eine Kehrseite: Jedes zweite verkaufte Bio–Gemüse ist eine Möhre. Und die kommen auch aus Italien, Portugal, Spanien und Israel. Bio–Zwiebeln können schon mal aus Argentinien stammen. „Gesund“ und „aus der Region“ sind zwei Kriterien, die nicht immer leicht zu vereinbaren sind. Oder: Wer keinen Atomstrom verbrauchen will, kann zu anderen Anbietern wechseln. Doch ist es nicht automatisch ausgeschlossen, dass der Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken stammt.

Der Verbraucher, die Verbraucherin ist sicher souverän in der eigenen Kaufentscheidung. Aber es ist eben nicht einfach, sich zu orientieren. Im Alltag ist der Anspruch, „ethisch“ einzukaufen oft eine Überforderung.

So wundert es auch nicht, was wissenschaftliche Studien zum Kaufverhalten sagen: Ein beträchtlicher Teil unserer Einkäufe sind Routine, die sich nur begrenzt beeinflussen lässt. Das Gute daran: Offenbar ist die manipulative Kraft der Werbung nicht so stark. Allerdings bedeutet das auch, dass sich das Konsumverhalten über Informationen nur begrenzt verändern lässt.

Es ist oft mühevoll, sich die für die Kaufentscheidung notwendigen Informationen zu beschaffen. Eingeführte Labels, aber auch Internetplattformen können da helfen. Auf www.nachhaltigkeitsrat.de findet man einen Ratgeber für nachhaltiges Einkaufen. Fair gehandelte Produkte stehen auf www.fairtrade-deutschland.de, und www.oeko.de informiert über nachhaltigen Konsum. Interessante Informationen gibt es auch unter www.lebensmittelklarheit.de, der Seite der Verbraucherzentrale.

Vom Keltenritual zum Massenspektakel – Halloween

Kirche Intern November 2011

Kirchenvorstände zum Mitbestimmen

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 22. Oktober 2014

Mitbestimmung muss man einüben. Nur so kann der abstrakte Begriff „Demokratie“ auch mit Leben gefüllt werden. Die evangelische Kirche hat jetzt einen weiteren Schritt getan: In den neuen Kirchenvorständen, die im kommenden Frühjahr gewählt werden, können erstmals auch Jugendliche mitarbeiten.

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser

Schon immer zeichnet sich der Protestantismus durch ein klares demokratisches Kirchenprinzip aus. Ausgehend von der reformatorischen Überzeugung des „Priestertums aller Gläubigen“ haben nicht Pfarrer und Pfarrerinnen das letzte Sagen, sondern vielfältige Gremien, in denen in der Regel die Ehrenamtlichen in der Mehrheit sind. Im deutschlandweiten Vergleich ist die hessen-nassauische Kirche noch einmal besonders demokratisch geprägt. Ihr erster Kirchenpräsident war der NS-Widerstandskämpfer Martin Niemöller. Aus der Erfahrung mit einem autoritären Staat heraus war es ihm wichtig, die Kirche strikt von unten her aufzubauen.

Momentan sind viele Gemeinden in Frankfurt auf der Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten für die Kirchenvorstandswahlen am 26. April 2015. Der Kirchenvorstand ist das oberste Leitungsorgan jeder Gemeinde. Je nach Gemeindegröße besteht er aus sechs bis zwanzig Personen plus den Pfarrern und Pfarrerinnen. Er entscheidet über die Finanzen, vertritt die Gemeinde in rechtlichen Dingen, trägt die Mitverantwortung für Seelsorge und Gottesdienstgestaltung und beschließt sämtliche Personalangelegenheiten, auch bei einer Neubesetzung der Pfarrstelle.

Der Kirchenvorstand wählt außerdem Delegierte für die Synode des Frankfurter Stadtdekanats, und diese wiederum entsendet Delegierte in die Synode der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In diesen Kirchenparlamenten wird über überregionale Belange entschieden, wobei zahlreiche Ausschüsse und Kommissionen in diese Entscheidungen einbezogen werden. Das ist zwar mühsam und zuweilen auch langwierig, allerdings können so auch keine Alleingänge einzelner „Kirchenfürsten“ passieren. Die Finanzhaushalte von Gemeinde, Dekanat und Landeskirche werden zudem öffentlich ausgelegt.

Wer teilhaben will an den Entscheidungen der evangelischen Kirche, sollte also für den Kirchenvorstand kandidieren. Und genauso braucht Partizipation Wählerinnen und Wähler. Auch bei der Kirchenvorstandswahl gilt darum: Wählen gehen!

Inspirierend und leicht – Neues Geschenkbüchlein für Geburtstage

Inspirierend und leicht

Neues Geschenkbüchlein für Geburtstage

Es gibt viele Geschenkbüchlein. Zu allen möglichen Anlässen. Sie sind als kleines Mitbringsel nützlich und meist schön anzusehen. Großformatige Bilder, allgemeingültige Sinnsprüche und dazwischen der ein oder andere Text eines mehr oder minder bekannten Autors oder Autorin.

Auch das vom Frankfurter Schriftsteller und Theologen Georg Magirius vorgelegte Büchlein „Gute Ausssichten – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag“ kommt ohne schöne Bilder und einige (wenige) Zitate nicht aus. Doch sind sie eine wunderbare Ergänzung für die Erzählungen des Autors selbst. Magirius versteht es, einfühlsam Stimmungen zu beschreiben und stimmige Sprachbilder zu verwenden. So wird etwa der Geburtstag als „Aussichtsplattform“ beschrieben, der „einer Rast, einer Unterbrechung auf der Wanderung des Lebens“ gleicht.

Magirius’ Texte bestechen aber auch durch Sprachwitz und Sprachgewalt. Etwa wenn er von so etwas Banalem wie dem morgendlichen Müsli berichtet: „Die Haferflocken bleiben nicht allein, sondern paaren sich mit Früchten. Banane ist mein Favorit, doch es darf sich auch ein Apfel mit Rosinen zu den Flocken gesellen.“

Das Buch ist weit mehr als ein Mitbringsel zum Geburtstag. Die Texte sind meditativ, inspirierend und haben doch erzählerische Leichtigkeit. Sie eignen sich erprobterweise auch für Andachten. So wird etwa die Stille beim Wandern mit dem Beten verglichen: „Das Beten ist ja nichts anderes als der Gang in die Abgeschiedenheit für Augenblicke. Solche Wege braucht die Seele. Sie wird ruhig und atmet auf.“

Georg Magirius: Gute Aussichten – Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Agentur Des Rauhen Hauses, broschiert 3 Euro, gebunden 4,99 Euro.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Oktober 2011