Tag Archiv für Krankheit

Heilig Abend in der Reha-Klinik

Andacht,

Kurt-Helmuth Eimuth

Heilig Abend 2015

Asklepios Klinik Falkenstein

Glocken

Lied 45 Herbei o Ihr Gläubigen

Ich begrüße Sie gang herzlich hier zur Andacht am Heiligen Abend.

Schön, dass Ihr/Sie gekommen seid.

In Gottes Namen wollen wir beginnen

Gott ist allen Zweifelnden, Verzagten und Suchenden besonders nah.

In Jesu Namen wollen wir beginnen,

denn Jesus ließ diese Nähe Ausgestoßene, Verachtete, Verzweifelte spüren.

In der Hoffnung auf das Geschenk des Heiligen Geistes wollen wir beginnen,

um Mut und Ideen bitten, heute diese Nähe weiterzugeben.

Amen.

Psalm: 121 Nr. 749

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe?

2 Meine Hilfe kommt von dem Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat!
3 Er wird deinen Fuß nicht wanken lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
4 Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
5 Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten zu deiner rechten Hand,
6 daß dich am Tag die Sonne nicht steche,
noch der Mond bei Nacht.
7 Der Herr behüte dich vor allem Übel,a
er behüte deine Seele;
8 der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit.

Lied: EG 30 Es ist ein Ros entsprungen

LK 2, 7-20 Weihnachtsgeschichte

1Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

2Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war.

3Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

4Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war,

5damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.

6Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

7Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

8Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

9Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

10Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

11denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

12Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

13Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

14Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

Text Steffensky

Wenn ein Vater mit seinem Kind spielt oder wenn er es tröstet, bleibt er nicht in seiner vollen Größe vor dem Kind stehen. Er geht in die Knie, macht sich klein, begibt sich in die Lage des Kindes, ist Auge in Auge mit ihm und nimmt seinen Horizont an. Er vergisst seine Sprache und spricht die Worte, die das Kind schon versteht.

Warum? Hat das Kind nicht mehr davon, wenn der Vater groß und in sicherer Überlegenheit vor ihm steht? Es scheint, dass das Kind, wenn es glücklich spielt oder wenn es im Unglück weint, mehr auf die Nähe des Vaters angewiesen ist.

Gott geht in die Knie, er lebt das Leben aus unserer Perspektive, spricht die Sprache unseres Stammelns. Jesus, der kleine König, hat nicht einmal eine Stelle, an der er mit Anstand geboren werden kann. ­Irgendeine zugige Höhle ist gut genug für ihn. Seine Huldiger sind ein paar zerlumpte Hirten. Der kleine König wird versteckt und heimlich außer Landes gebracht, die Macht trachtet ihm nach dem Leben. Er ist nicht einmal einzigartig in seinem Leiden. Er ist nicht der erste Flüchtling, und er wird nicht der letzte sein. Was ihm zustößt, ist Menschen vor ihm zugestoßen und wird Menschen nach ihm zustoßen.

Der kleine König hat seine Insignien und Zeichen, an denen man ihn erkennt. So wird es den Hirten gesagt: „Und das sei ­euch ein Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“ Lächerliche Würdezeichen: Kinderwindeln und ein Futtertrog! Wenn sich einer eine blasphemische Verhöhnung von Glanz und Herrlichkeit Gottes ausdenken wollte, könnte er es nicht besser und ironischer tun, als Gott es in der Weihnachtsgeschichte selber getan hat.

Wir können Gott diese Selbstironie nur schwer verzeihen. Dem kleinen König ­haben die Menschen gesagt: Wenn du der Sohn Gottes bist, gib uns Zeichen deiner Macht; steig herab von der Qual deines Kreuzes; verwandle die Steine in Brot, dass du zu essen hast, und stürze dich vom Felsen, es passiert dir nichts! Welch ein Irrtum! Diesem Sohn Gottes stieß fast alles zu, was einem Menschen zustoßen kann. Es ist ein fremder und zärtlicher Gedanke, dass unser Leben und dass die Welt nicht gerettet werden durch die Macht des Mächtigen, sondern durch die Teilnahme Gottes an unseren Ohnmachten und an unseren Leiden. Dies ist keine Verherrlichung der Ohnmacht. Es bedeutet nicht, dass das ­Leiden in sich eine erlösende Kraft hat. Die Liebe, die sich gleich macht mit dem Geliebten, ist die erlösende Kraft. Gott duldet keine Apartheid, auch nicht zwischen sich und seinen verlorenen und gequälten Geschöpfen – das sagt uns der kleine König in seinen Windeln, in seinem Trog, auf seinen Fluchten und mit seinen Tränen. Gott geht in Jesus Christus in die Knie, wie wir in die Knie gehen, wenn uns das Leben schlägt.

Der kleine verlorene König wird umkommen, weil er sich von denen nicht ­trennen lässt, die umkommen. Gott hat sich verhüllt in seiner Geschichte. Er hat gelernt, was Hunger und Durst, Einsamkeit und Folter sind. Damit hat er die Wichtigkeit unseres Lebens enthüllt. Alle Schönheit und alles Elend der Welt sind zum Abglanz der Schönheit und der Wunden Gottes geworden. Gott blutet in unseren Wunden, er wird geschlagen in der Folter der Menschen, und er entbehrt des Brotes wie die Kinder in Syrien. Ob Menschen Brot haben oder nicht; ob sie geschlagen werden oder ob sie in Ruhe leben können; ob sie Arbeit haben oder nicht, das ist eine spirituelle Angelegenheit geworden, seit Gott mit unseren Wunden bedeckt ist.

Der kleine König hat gesiegt, erzählt uns die Bibel; er ist auferstanden. Schwer zu glauben! Aber wie könnten wir leben ohne die Schönheit dieser Geschichte?

Lied 44 Oh Du Fröhliche

Liebe Gemeinde.

Uns hat hier ein Schicksalsschlag zusammengeführt. Plötzlich sieht man sich mit einer Krankheit konfrontiert. Der Einschnitt ins Leben ist unübersehbar und der Kampf zurück ins Leben ist lang, bedarf großer Geduld und ebensolcher fachlichen Hilfe.

Zum Glück haben wir ein Gesundheitssystem, das die notwendige Hilfe zumal auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft für alle bereit stellt. Hier wird geholfen. Täglich werden kleine Schritte, kleine Fortschritte gemacht.

Und doch ist es etwas befremdlich, wenn jetzt Oh Du Fröhliche erklingt. Passt das zusammen? Wo war Gott als mich die Krankheit traf? Gedanken, die kommen, Gedanken, die Zweifel ausdrücken.

Doch es ist das Besondere am christlichen Glauben, dass Gott Mensch geworden ist. Nirgends ist dies so sichtbar wie in dieser Heiligen Nacht. Hier liegt Gott in einer Krippe, er ist ganz Mensch. Und weil er Mensch geworden ist, leidet er mit uns. Aber Gott gibt uns auch Kraft und schickt uns Menschen, die helfen.

Zahllose Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schwestern, Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten mühen sich Tag für Tag zum Wohle der Patienten.

Krankheit ist also nicht gottgewollt. So etwas glauben nur christliche Fundamentalisten. Krankheit ist das Ergebnis biologischer Vorgänge.

Doch durch die Geburt dieses Kindes leidet Gott mit uns und trägt uns, auch in den schweren Stunden.

Dies macht Mut. Es gibt Mut und Kraft, die wir für die Genesung benötigen.

Deshalb und nur deshalb können wir singen: Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann diese Nacht nicht traurig sein.

Lied: EG 56 Weil Gott in tiefster

Gebet:

Wir beten mit den Worten Dietrich Bonhoeffers

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,

so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.  

Noch will das Alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast. 

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,

so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Laß warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang. 

 Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Gemeinsam beten wir, wie Jesus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel

geheiligt werde dein Name,

dein Reich komme,

dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden

Lied: EG 46 Stille Nacht

Glocken

Organspende: „Gott braucht alte Organe nicht”

Organspende: „Gott braucht alte Organe nicht”

von Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2012

Laut Umfragen sind 74 Prozent der Deutschen zur Organspende bereit. Aber nur 25 Prozent haben einen Organspendeausweis. Die Lücke zwischen Denken und Handeln soll nun durch die regelmäßige Post von der Krankenkasse geschlossen werden.

In Deutschland warten derzeit 12000 Menschen auf ein Spenderorgan. Dies ist oftmals ein Wettlauf mit dem Tod. Ein neues Gesetz soll nun Abhilfe schaffen. Alle Bundestagsfraktionen einigten sich auf die so genannte „Entscheidungslösung“. Danach werden alle Bundesbürgerinnen und -bürger über 16 Jahren aufgefordert, ihre Spendenbereitschaft zu erklären.

Regelmäßige Briefe – schon ab diesem Jahr – informieren dann über die Organspende und fordern zur Abgabe der Erklärung auf. Dokumentiert wird das auf den mitgeschickten Organspendeausweisen, später wohl auch auf der Gesundheitskarte.

Wer einen Organspendeausweis ausfüllt, kann das Einverständnis zur Organ- und Gewebespende entweder generell erteilen, auf bestimmte Organe oder Gewebe einschränken oder einer Organ- und Gewebespende widersprechen. Es kann in der Zeile „Anmerkungen?/?Besondere Hinweise“ auch eine bestimmte Person benannt werden, die im Todesfall benachrichtigt werden soll. Wichtig: Der Organspendeausweis wird an keiner offiziellen Stelle registriert oder hinterlegt.

Dabei muss niemand fürchten, sich endgültig festzulegen. Wer die Einstellung zur Organ- und Gewebespende ändert, muss lediglich die alte Erklärung vernichten. Auf einem neuen Ausweis kann dann die geänderte Einstellung festgehalten werden. Der Organspendeausweis sollte immer mitgeführt werden, am besten zusammen mit den Ausweispapieren. Allerdings ändert sich eines nicht: Wer sich zu Lebzeiten nicht erklärt, überlässt im Ernstfall die Entscheidung den Trauernden. Das ist für die Angehörigen oft eine extreme Belastung.

Theologisch gibt es gegen die Organspende keine Vorbehalte. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, ruft die Christinnen und Christen sogar dazu auf, sich einen Organspendeausweis zuzulegen. „Ich glaube, dass Gott meine alten Organe nicht braucht, wenn er mir nach dem Tod ein neues Leben schenkt“, sagte der 62-Jährige gegenüber evangelisch.de. „Ich kann nur sehr ermutigen, sich die Frage, ob Sie spenden würden oder nicht, ernsthaft zu stellen und zu beantworten.“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.organspende-info.de.

Organspende – sind Sie dafür?

Sabine Mousset (38), Ärztin

Ich bin für die Organspende und habe auch selbst einen Organspendeausweis, weil ich sehe, wie Menschen unter chronischen Erkrankungen leiden. Ein gespendetes Organ kann die Lebensqualität sehr verbessern. Eine Niere zum Beispiel bedeutet, dass man nicht mehr dreimal in der Woche drei bis vier Stunden zur Dialyse muss. Als Naturwissenschaftlerin bin ich auch vom Hirntod überzeugt, der ja eingetreten sein muss, damit Organe entnommen werden können. Hirntot ist man, wenn man keine Hirnströme mehr messen kann. Das ist unumkehrbar, der Mensch existiert als Persönlichkeit nicht mehr, aber seine Organe können noch sinnvoll gespendet werden. Da der Bedarf an Organen immer höher ist als die, die zur Verfügung stehen, finde ich den Vorstoß der Bundesregierung, die Menschen jetzt direkt anzuschreiben, sehr positiv.

Thomas Leistner (49), Theologe und Lehrer

Im Prinzip schon. Der Hirntod ist aber durchaus auch problematisch. Studien belegen, dass das emotionale Empfinden nach dem Hirntod noch nicht ausgeschaltet ist. Manche Ärzte geben Betäubungsmittel vor der Organentnahme, weil der Körper sich verkrampft. Das macht mich schon sehr nachdenklich. Andererseits weiß ich auch, dass viele Menschen auf ein Spenderorgan warten. Ich habe mit meiner Frau gesprochen, die das letztlich in der Situation entscheiden soll – ich kann nicht alles voraussehen. Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe, aber ich finde auch, dass niemand unter Druck gesetzt werden sollte. Man selbst und die nächsten Angehörigen müssen genau wissen, worauf sie sich einlassen. Ethisch ist ja auch die Frage interessant, ob man ein Organ zwar annehmen würde, aber nicht bereit ist, selber eins zu spenden?

Shlomo Raskin (40), Kantor und Seelsorger

Alles, was Menschen retten kann, durch direkte Hilfe oder mit Hilfe der Forschung, ist natürlich positiv. Das größte Gebot in der Tora ist, Leben zu retten. Wir haben nur dieses Leben hier, kein Leben in der Ewigkeit. Und der Körper ist ein Pfand, der uns vom Ewigen geschenkt wurde. So wie eine Mutter einem Kind das Leben schenkt, es gehört ihr aber deshalb nicht. Wenn also einer ein Organ spenden will und der andere das annehmen möchte, finde ich das super. Im Einzelfall sollte man sich aber immer mit dem Rabbi und dem Arzt beraten, denn es muss ja alles zusammenpassen und stimmen. Was natürlich nicht geht, ist, ein Geschäft mit Organen zu betreiben, wie es ja leider manchmal geschieht. Ich selbst spende einmal im Jahr Blut. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Vielleicht lege ich mir dann auch einen Organspendeausweis zu.

Gabriella Reff (52), Redaktionsassistentin

Allgemein kann ich das nicht sagen, das muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich habe mich gegen einen Organspendeausweis entschieden. Wenn Organe nach dem so genannten Hirntod entnommen werden, wird der Sterbeprozess unterbrochen. Man hat die Definition des Hirntodes ja eingeführt, um überhaupt Organe transplantieren zu dürfen. Ich denke zwar auch, dass jemand nach unserem heutigen Wissensstand dann wirklich tot ist, auch wenn er sich vielleicht noch bewegt. Aber vielleicht finden spätere Generationen etwas anderes heraus. Wir wissen es nicht. Jedenfalls wird der Sterbeprozess unterbrochen, und das gefällt mir nicht. Neulich habe ich eine Mutter kennengelernt, die es bereut hat, dass sie die Organe ihres Kindes zur Spende freigegeben hat. Jetzt noch, Jahre später. Wir wissen einfach nicht, wie das wirkt.

Vorbereitet auf das Ende: Patientenverfügung

Evangelisches Frankfurt März 2011

Alle wissen, dass es kommt, doch niemand weiß, wie es sein wird, das Ende des Lebens. Aber wohl niemand will dann lange leiden, an einer Maschine hängen und doch dem Tod nicht entrinnen können. Der Gesetzgeber hat in letzter Zeit das Selbstbestimmungsrecht der Patienten und Patientinnen gestärkt. Seit 2009 ist die Patientenverfügung im Gesetz verankert. Darin kann man festhalten, welche Behandlung man wünscht oder ablehnt für den Fall, dass man sich selbst einmal nicht mehr äußern kann.

Doch Vorsicht: Der Patientenwille zählt, auch wenn er möglicherweise einer Heilung oder einer Linderung der Schmerzen entgegensteht. Bei Stiftung Warentest berichtet der Intensivmediziner Achim Jörres zum Beispiel von einem Patienten, der eine künstliche Beatmung generell ausgeschlossen hatte. „Zum Glück war er bei Bewusstsein, als er mit einer schweren Lungenentzündung qualvoll nach Atem rang.“ Er konnte die Verfügung widerrufen und wurde dann beatmet und erfolgreich behandelt.

Es ist also wichtig, sich vor dem Verfassen einer Patientenverfügung genau zu informieren. Eine Möglichkeit ist das Patientenseminar „Wie erstelle ich meine Patientenverfügung?” des Zentrums für Ethik in der Medizin im Markuskrankenhaus. Nicht nur Juristen, sondern auch Ärzte und Pflegepersonal stehen dabei für Fragen zur Verfügung. Es gibt auch eine DVD, die das Zentrum zusammen mit anderen Trägern erstellt hat.

Übrigens bedarf die Patientenverfügung keiner besonderen Form. Sie sollte aber genau beschreiben, für welche Situationen sie gilt – ob immer dann, wenn der Mensch nicht einwilligungsfähig ist, oder nur in den Fällen, in denen er sich „im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befindet, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist“. Diese Formulierung schlägt das Bundesjustizministerium vor. Die Anweisungen für die Behandlung und Pflege sollten so konkret wie möglich sein. Auch ein Hinweis zu Organspenden ist hilfreich.

Auf alle Fälle ist eine Vorsorgevollmacht sinnvoll, und zwar auch für junge Leute. Denn damit kann man selbst bestimmen, wer im Fall der Fälle über notwendige Maßnahmen entscheidet und – falls vorhanden – die Patientenverfügung auslegt.

Das Patientenseminar findet am Mittwoch, 27. April, von 15 bis 18.30 Uhr im Markuskrankenhaus, in der Wilhelm-Epstein-Straße statt (Aula). Eine Anmeldung ist notwendig unter Telefon 069 95332020 oder bei cornelia.berger@agaplesion.de (20 Euro). Die DVD kann dort für 5 Euro gekauft oder bei den angegebenen Adressen zuzüglich Porto bestellt werden.

Kurt-Helmuth Eimuth