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Info-Gespräch im Landtag

Marion Eimuth vor dem Hessischen Landtag

Auf Einladung des Abgeordneten Michael Siebel (SPD) konnten wir heute (20.6.2018) ein Fachgespräch zu den Regelungen im Pflege-Dschungel mit der gesundheitspolitischen Sprecherin der Fraktion Daniela Sommer führen. Beide waren kompetente Gesprächspartner und -partnerin. Sommer hatte gut zwei Jahre für eine niedrigschwellige Verordnung zum Entlastungsbetrag gekämpft.
Wir konnten noch die Idee einer Erweiterung der Pflegeprofession einbringen. Warum nicht Menschen mit einfacher Pflegegrundschulung als Selbstständige in der Pflege arbeiten lassen? Wem das zu abstrus vorkommt, schaue auf die Organisation der Kinderbetreuung. Die Kindertagespflege ergänzt nach dem Gesetz gleichwertig die Kinderbetreuung in den Kitas. Auch hier arbeiten Menschen mit einer 165-stündigen Grundausbildung. warum diese Modell nicht auf die Pflege übertragen? Es lohnt sich hier weiterzudenken. Ich hoffe, es war eine Initialzündung.
Kurt-Helmuth Eimuth

Weiterhin im Vorstand des Institutes für Kommunikation

Der Vorstand des Institutes für Kommunikation Hessen mit seinem Vorsitzenden Michael Siebel (MdL).


Der Medienpädagogik bin ich weiterhin verpflichtet. Medienbildung ist eine Schlüsselqualifikation, die bereits im Kindergarten gelernt werden sollte. Deshalb engagiere ich mich seit 2006 im Vorstand des Institutes für Kommunikation Hessen, das gerade im Elementarbereich tolle Projekte durchführt. Kurt-Helmuth Eimuth

Pflegegeld: Es soll gar nicht in Anspruch genommen werden

Theoretisch können pflegende Angehörige 929 Euro im Monat von den Pflegekassen bekommen. Praktisch nimmt das kaum jemand komplett in Anspruch. Denn der bürokratische Dschungel der dabei durchquert werden muss, ist viel zu kompliziert. Unser Autor hat das selbst erlebt. Aber immerhin kleine Verbesserungen sind jetzt in Aussicht.

Ohne die Angehörigen würde das deutsche Pflegesystem zusammenbrechen: Drei von vier pflegebedürftigen Menschen werden zuhause versorgt, nur bei einem Drittel davon kommt zur Unterstützung ein professioneller Pflegedienst. Diese häusliche Pflege geschieht mit viel Einsatz, und oftmals überfordern sich die Familien.
Die Pflegekassen gewähren unterschiedliche Hilfen. Pauschal gezahlt wird nur ein grundlegendes Pflegegeld in Höhe von 545 Euro im Monat bei Pflegegrad III (ohne Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes). Alles andere muss einzeln beantragt und nachgewiesen werden, zum Beispiel 40 Euro im Monat für Pflegemittel, 18 Euro für technische Hilfsmittel, 125 Euro „Entlastungsbetrag“ und so weiter. Manche Zuschüsse gelten monatlich, andere jährlich.
Sobald man das theoretisch zustehende Geld auch tatsächlich bekommen möchte, entfaltet sich eine aufwändige Bürokratie. Jede Windelrechnung muss belegt und der Kasse vorgelegt werden. Auch die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter dort stehen vor einem Dschungel aus Regelungen und Vorschriften, was oft zu falschen Berechnungen führt.
Kein Wunder also, dass vieles gar nicht erst beantragt wird. Nur zehn Prozent der Pflegenden nehmen die Verhinderungspflege in Anspruch. Verhinderungs- und Kurzzeitpflege springen ein, wenn die Angehörigen einmal ausfallen, zum Beispiel weil sie in Urlaub fahren oder selbst krank sind. Für eine kurzzeitige Unterbringung in einem Pflegeheim oder andere Pflegedienstleistungen können Angehörige gut 2400 Euro im Jahr bekommen, 1612 Euro für die so genannte „Verhinderungspflege“, 806 Euro für „Kurzzeitpflege“. Wie gesagt. Theoretisch. Praktisch werden diese Zuschüsse in neun von zehn Fällen nicht abgerufen.
Ähnlich ist es mit dem so genannten „Entlastungsbetrag“ von monatlich 125 Euro, der eigentlich dazu dienen soll, Hilfe im Haushalt zu finanzieren. Aber kaum jemand kann sie beanspruchen, weil dafür eine haushaltsnahe Dienstleistung bei einem Pflegedienst abgerufen werden muss. Den Pflegediensten fehlt hierfür aber schlicht das Personal, außerdem sind sie teuer: Eine Reinigungskraft kostet hier rund 30 Euro die Stunde, das heißt, der Zuschuss würde gerade mal vier Stunden im Monat refinanzieren.
„Gut gemeint, aber schlecht gemacht“, sagt der Sozialverband VdK in seiner Mitgliederzeitung vom Februar 2018 über dieses System. Denn eine solche Bürokratie bedeutet auch, dass sie Menschen bevorzugt, die mit Formularen, Ämtern und Anträgen gut zurechtkommen.
Würde man die theoretisch zur Verfügung stehende Summe pauschal an die Pflegenden zahlen, kämen 929 Euro pro Monat zusammen. Das klingt nach viel Geld, allerdings ist das relativ: Ein ambulanter Pflegedienst wird schließlich mit 1298 Euro im Monat finanziert, ein Heimplatz kostete zwischen 3000 und 4000 Euro im Monat. Häusliche Pflege kommt die Allgemeinheit also mit Abstand am günstigsten.
Es entsteht der Eindruck, dass das System schon daraufhin kalkuliert ist, dass nicht alle Berechtigten die ihnen zustehenden Leistungen in Anspruch nehmen. So antwortet das Gesundheitsministerium auf eine entsprechende Anfrage des Autors vom Juli vorigen Jahres: „Eine pauschale Auszahlung hätte zur Folge, dass der Finanzrahmen der Pflegeversicherung gesprengt würde. Um das System finanzierbar zu halten, müssten Leistungen insgesamt erheblich abgesenkt oder gar gestrichen werden oder der Beitragssatz müsste erheblich angehoben werden.“
Unmissverständlich wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Pflegeversicherung nicht dafür gedacht ist, pflegebedürftige Menschen generell abzusichern, sondern dass diese Aufgabe den Angehörigen zufallen soll. So schreibt das Gesundheitsministerium weiter: „Es ist unverändert gesellschaftlicher Konsens – und dies spiegelt sich auch im Willen des Gesetzgebers wider – dass die Pflege vorrangig als Aufgabe der familiären Einstands- und Unterhaltspflichten erbracht werden soll. Danach sollen möglichst Angehörige für die Versorgung ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder sorgen. … Die Leistungen der Pflegeversicherung und die ggf. darüber hinaus zu gewährenden Leistungen der Sozialhilfe bei Pflegebedürftigkeit wirken insoweit ergänzend und sollen die Pflege durch Angehörige unterstützen.“
Klartext: Der Staat fühlt sich nicht dafür zuständig, die Pflege kranker und alter Menschen sicherzustellen, sondern sieht seine Aufgabe lediglich darin, für eine minimale Grundausstattung zu sorgen, falls die „Normalität“ – dass also Angehörige gratis und ohne große Entschädigung die Pflege übernehmen – einmal ausfällt. Konsequenterweise wendet Deutschland auch nur 1,4 Prozent seines Bruttosozialprodukts für die Pflege auf, die skandinavischen Länder hingegen fast vier Prozent.
Ob diese Einschätzung der Realität auch für die Zukunft noch realistisch ist, ist jedoch fraglich. Immerhin haben politische Debatten zu dem Thema inzwischen begonnen. So sieht zum Beispiel die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Grund dafür, dass so viele Leistungen nicht in Anspruch genommen werden, nicht in den komplizierten Antragsverfahren, sondern in der Unkenntnis der Betroffenen. Deshalb möchte man die Informationsmöglichkeiten verstärken.
Auf professionelle Beratung setzt auch der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour von Bündnis90/Die Grünen: „Pflegebedürftigen Menschen in schwierigen Versorgungssituationen (und was anderes wäre eine vielleicht sogar überraschende Pflegesituation) soll bei Bedarf ein individueller Case-Manager zur Seite gestellt, der ein passendes Versorgungssetting zusammenstellen kann.“ Nur: Diese Case-Manager müssten ja auch bezahlt werden – wäre es nicht besser, das Geld für die Pflege selbst auszugeben?
Die FDP hingegen stimmt dem Vorschlag der Pauschalierung zu. „Gerade im Bereich der Pflege spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Je mehr bürokratische Pflichten von den Pflegenden erfüllt werden müssen, umso weniger Zeit steht für den Pflegebedürftigen zur Verfügung“, sagt der Vorsitzende der hessischen Landtagsfraktion René Rock.
Eine deutlich andere Akzentuierung als ihr Parteifreund Nouripour setzt auch Elisabeth Scharfenberg, die im vorigen Bundestag Sprecherin der Grünen für Altenpolitik und Pflege war. Sie stellt sich hinter eine Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft für Freie Wohlfahrtspflege, die gefordert hatte, „die Leistungen der Verhinderungspflege, der Kurzzeitpflege und die zusätzlichen Betreuungsleistungen … in einem so genannten Entlastungsbetrag zusammenzufassen, damit sie ganz flexibel je nach Bedarf eingesetzt und kombiniert werden können“. Damit wären die Angehörigen von vielen bürokratischen Lasten und Antragsverfahren befreit.
Dieser erste kleine Schritt der Entbürokratisierung findet sich auch im aktuellen Koalitionsvertrag von SPD und CDU/CSU im Bund. Die neue Bundesregierung will „Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie in der Tages-und Nachtpflege, die besonders pflegende Angehörige entlasten, zu einer guten pflegerischen Infrastruktur“ zusammenfassen. Bleibt abzuwarten, wann und wie das umgesetzt wird.

Kurt-Helmuth Eimuth 12. März 2018

Wenn dich der Schlag trifft

Nach einem Schlaganfall sind viele Menschen auf intensive Pflege und gute Therapien angewiesen. Denn davon hängt ab, ob und wie sie ihren Alltag in Zukunft wieder bewältigen können. Im deutschen Pflegesystem läuft allerdings vieles nicht optimal. 

Es passiert in Deutschland etwa 270 000 Mal im Jahr: Schlaganfall. Plötzlich ist alles auf den Kopf gestellt. Viele können mit den Folgen nach Reha und Therapien gut leben. Sieben Prozent sterben in den ersten zwei Wochen. Und andere sind in ihren Lebensfunktionen stark eingeschränkt. Meine Frau Marion (63), die den Schlaganfall im Sommer 2015 erlitt, gehört zur letzten Gruppe. Als der Arzt mir die Diagnose mitteilte, sprach er aus, was unser Leben von Grund auf verändern sollte: „Der Verschluss sitzt an einer strategisch ungünstigen Stelle.“ Manche Worte vergisst man nicht mehr, sie brennen sich ein. „Strategisch ungünstig.“ Nein, wir reden nicht vom Fußball. Als ich das Bild der Computertomografie sah, wusste ich, was er meinte. Große Teile des Gehirns waren betroffen.

Schnell stand die Frage nach einer Vorsorgevollmacht im Raum. Ich hatte keine. Ein Anwalt, der mich nie kennengelernt hatte, bestätigte mir zum Glück: „Herr Eimuth hat im Krankenhaus einen engagierten Eindruck hinterlassen. Er war um das Wohl seiner Ehefrau besorgt, so dass aus verfahrenspflegerischer Sicht keine Bedenken bestehen, dass er die vorläufige gesetzliche Betreuung übernimmt.“

Das Verfahren kostete eine dreistellige Summe. Danach konnte ich über Marions Verlegung in eine Reha-Klinik entscheiden, die nach den ersten zwei Wochen im Krankenhaus anstand.

In Frankfurt gibt es keine Reha-Kliniken, offenbar ist die Stadt zu teuer. Wir entschieden uns für eine nahe gelegene. Besuch fördert schließlich die Genesung, Erreichbarkeit ist also ein nicht zu vernachlässigendes Kriterium. Wie richtig und wichtig das sein sollte, ahnte ich zu der Zeit noch nicht.

Beim Aufnahmegespräch gab es Fragen nach Krankheitsverlauf, Allergien und so weiter. Und dann die mir leise zugeraunte Frage nach dem Ziel der Rehabilitation: „Soll Ihre Frau anschließend ins Heim?“ Das saß. Dieser Gedanke lag mir so fern wie der Mond: Man weiß, dass es ihn gibt, aber mit der Möglichkeit, dorthin zu fliegen hat man sich noch nie beschäftigt.

Sogar das Schlucken muss wieder gelernt werden

Für mich war klar: Ziel der Reha soll ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen Wohnung sein. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg. Marion zum Beispiel musste sogar das Schlucken erst wieder lernen. Man glaubt gar nicht, was es alles zum Schlucken braucht. Über hundert Muskeln muss das Gehirn dabei koordinieren. Ein wirklich komplizierter Prozess, der komplett neu erlernt werden muss. Auch das Gedächtnis für alltägliche Handlungen ist „gelöscht“. Einfache Dinge wie Zähneputzen oder Haarekämmen müssen neu gelernt und geübt werden.

Deshalb stehen jeden Tag mehrere Therapien auf dem Stundenplan: Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie und Psychologie. Dazu kommen spezielle Gruppenangebote. Man kann dankbar sein, dass unser Gesundheitswesen so hoch entwickelt ist.

Über die Pflege kann ich kaum Schlechtes sagen, es gab viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Allerdings hat die Familie die Pflege weitgehend selbst übernommen. Als ich nämlich einmal morgens um 8 Uhr nach meiner Frau sehen wollte, lag sie noch im Bett. Ein Therapeut kam ins Zimmer und stellte fest: „Sie sind ja noch nicht gewaschen und angezogen, da kann ich nichts machen.“ Er ging wieder. Zwar sollen Patientinnen, die früh eine Anwendung haben, zuerst gewaschen werden. Aber wegen des Personalmangels klappt das nicht immer. Gelähmte Menschen können ja zum Beispiel nicht alleine essen. Sie haben einen hohen pflegerischen Aufwand.

Therapie ist aber der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Deshalb beschloss ich, Marions Pflege morgens und abends selbst zu übernehmen. Ein gemeinsames Frühstück ist ja auch im Krankenhaus nett. Zum Mittagessen kam meine Schwester. Damit war nicht nur die Pflege abgedeckt, sondern wir wussten auch immer, was in der Klinik geschah, und mit der Zeit entwickelte sich ein recht entspanntes Verhältnis zu den Pflegekräften. Aber was ist mit Patientinnen und Patienten, die keine Angehörigen haben, die so häufig in der Reha sein können?

Am Wochenende kommt oft angelerntes Personal zum Einsatz

Es läuft nämlich häufig etwas schief. Vor allem am Wochenende, wenn angelerntes Personal und Kräfte externer Dienstleister im Einsatz sind. Da wird dann schon einmal Essen aufgetischt, auf das die Patientin eine bekannte Allergie hat. Oder es werden Medikamente verwechselt. Bei uns war der Höhepunkt eine in der Nacht neben den Weihnachtsplätzchen abgestellte Bettpfanne. Natürlich gelingt auch bei der Pflege durch Angehörige nicht alles. Schwupps machte es einmal beim Waschen, und Marion lag unter dem Waschbecken. Der Schreck war groß, das rote Seil mit der Notklingel zum Glück griffbereit. Nachdem wir sie wieder in den Rollstuhl gewuchtet hatten und feststand, dass nichts gebrochen war, kam die Frage: „Wie konnte das passieren?“ „Wir haben vergessen, die Bremsen am Rollstuhl fest zu stellen.“ „Anfängerfehler“, stellte der Pfleger verständnisvoll lächelnd fest.

Hinfallen geht eben schnell. Auch der Physiotherapeutin ist die Patientin einmal entglitten, in dem Fall war allerdings unklar, ob eine Verletzung vorlag. Deshalb wurde Marion zum Röntgen in ein anderes Krankenhaus gefahren. Als ich an diesem Tag in die Reha-Klinik kam, stand ich vor dem leeren Bett: Niemand hatte uns Bescheid gesagt. Ich fuhr hinterher und fand Marion ziemlich aufgelöst auf einer Bahre im Gang, auf das Röntgenergebnis wartend. Die psychische Belastung für Patientinnen, die nicht sprechen können, die also völlig ausgeliefert sind, ist enorm. Da hilft es, ein vertrautes Gesicht um sich zu haben.

Noch schwieriger ist es, wenn die Patientin einen Krankenhauskeim hat. Alle, die das Zimmer betreten, müssen sich dann mit Kittel, Haube, Mundschutz und Gummihandschuhen schützen. Auch diejenigen, die bloß schnell Tabletten bringen wollen. Man kann sich vorstellen, dass dies aufhält. Zwar ist die Pflegepauschale für solche Patientinnen höher, aber das Personal auf der Station wird ja oft nicht entsprechend aufgestockt. Die „Isolationszimmer“ sind also unbeliebt. Aber auch diese Patientinnen brauchen Therapie.

Keine Zeit, um alle Hygienevorschriften einzuhalten

Die Gewerkschaft Verdi hat voriges Jahr einen Aktionstag „Hände-Desinfektion“ durchgeführt mit der Maßgabe, dass die teilnehmenden Pflegekräfte einmal alle Hygienevorschriften auch tatsächlich einhalten sollen. Doch schon nach wenigen Stunden gaben fast alle auf: Der Personalschlüssel lässt es einfach nicht zu. Wie groß das Problem der mangelhaften Desinfektion ist, machen Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit deutlich: Jedes Jahr sterben in Deutschland bis zu 15 000 Menschen nach sogenannten „behandlungsassoziierten Infektionen“.

Kaffeepause: Marion und Kurt-Helmuth Eimuth an einem ihrer Lieblingsorte, der Alpha-Buchhandlung im Oeder Weg. | Foto: Rui Camilo

Kaffeepause: Marion und Kurt-Helmuth Eimuth an einem ihrer Lieblingsorte, der Alpha-Buchhandlung im Oeder Weg. | Foto: Rui Camilo

Inzwischen lebt Marion wieder zu Hause. Unsere alte Wohnung im Altbau mussten wir aufgeben, sie war nicht rollstuhlgerecht. Pünktlich zur Entlassung war die neue Wohnung fertig. Deutlicher kann es kaum werden, dass ein Schlaganfall alles verändert: Man verlässt die Wohnung zur Behandlung und kommt nach neun Monaten in eine neue Wohnung zurück. Wenigstens können Angehörige einiges tun, um die Patientin an den Entscheidungen zu beteiligen: Beim Aussortieren von Schuhen, Handtaschen und Büchern fotografierte ich Regal um Regal. Marion entschied dann, welche Bücher, Schuhe und Taschen wegkönnen.

Ein befreundeter Pfarrer fragte mich, ob man bei einem solchen Schicksal noch an Gott glauben könne. Zugegeben, eine schwierige Frage. Aber ich habe von Marion gelernt, was sie als Pfarrerin im Religionsunterricht ihren Oberstufenschülerinnen und -schülern immer vermittelt hatte: Gott ist nicht der, der unser Leben vorbestimmt. Gott ist vielmehr die Kraft, die uns in der Krise trägt. Ich bin mir gewiss, dass Marion auch heute noch so denkt. Auch wenn es allen Grund zum Zweifeln, sicher auch zum Verzweifeln gibt.

Kurt-Helmuth Eimuth 21. März 2018 Fotos: Rui Camilo

Verabschiedung in den Ruhestand Marion Eimuth 21. Januar 2018

Pfarrer Thorsten Peters, Pfarrer Jan Schäfer, Georg Blank, Sibyll Konersmann, Detlef Ruffert sowie Ursula Ast und Bringfriede Porzig (Orgel) und der Chor der Gethsemmanegemeinde gestalteten den Gottesdienst. Außerdem würdigten Schulleiter Dirk Ruber und für den DSV Rodgau Pfarrerin Sonja Mattes beim Empfang das Wirken von Marion Eimuth.

Deine ruhige, besonnen-nachdenkliche Art, gewürzt mit einem augenzwinkernden Humor und bodenständiger Aufrichtigkeit hat uns, die Lehrkräfte und Schulleitungsmitglieder, und natürlich viele, viele Schülerinnen und Schüler Deiner Religionskurse, bereichert und vorangebracht.
Dirk Ruber, Schulleiter

Anderen haben Sie die Gewissheit gegeben, nicht allein im Leben zu stehen, sondern sich getragen zu fühlen. Das durften auch Sie erleben – ganz besonders in den vergangenen 2 Jahren – und ganz sicher auch in der Zukunft. Liebende Menschen tragen Sie!
Jan Schäfer, Schulamtsdirektor

Wir danken Dir für die berufliche Zeit von Marion,
für alle ihre Aktivitäten als Pfarrerin und als Pädagogin,
für all das Gute und Freundliche, das sie anderen Menschen vorgelebt und vermittelt hat, für ihre Geduld, ihr Lachen und ihre Herzenswärme.
Detlef Ruffert im Fürbittengebet

Marion und Kurt-Helmuth Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Schulamtsdirektor Pfarrer Jan Schäfer Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Marion Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Kolleginnen und Kollegen bei der Verabschiedung. Links Helwig Wegner-Nord und Wolfgang Weinrich Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Langjähriger Freund, ehemals Kreisjugendreferent, Geschäftsführer des Institutes für Medienpädagpgik und Kommunalpolitiker Detlef Ruffert Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Der katholische Kollege Georg Blank dankt für die ökumenische Zusammenarbeit an der Schule Foto: Anne-Elisabeth Eimuth

Pfarrer Karsten Petersen würdigt die langjährige Vorstandstätigkeit von Marion Eimuth im Verein Howard Philipps Haus

Auszeichnung für Engagement gegen religiös-totalitäre Gruppen

Von Redaktion – 29. Oktober 2014

Der Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“, Kurt-Helmuth Eimuth, erhält für sein ehrenamtliches Engagement in der Sekteninformation und Selbsthilfe Hessen (SINUS) den Ehrenbrief des Landes Hessen.

Frankfurt: Kurt-Helmuth Eimuth Portrait Foto aufgenommen am 01.10.2013 Foto: Rolf Oeser

Kurt-Helmuth Eimuth erhält den Ehrenbrief des Landes Hessen. Foto: Rolf Oeser

Der ehemalige Weltanschauungsbeauftragte des Evangelischen Regionalverbandes gehört zu den Gründungsmitgliedern von SINUS. Der Verein berät und informiert seit zwanzig Jahren Angehörige und ehemalige Mitglieder von religiös-totalitären Gruppen wie Scientology oder auch verschiedenen Guru-Bewegungen.

„Gerade in einer Zeit der Auseinandersetzung mit dem Salafismus zeigt sich die Notwendigkeit einer solchen Arbeit, denn es gibt in der Motivation, sich solchen Gruppen anzuschließen, viele Parallelen“, sagt Eimuth. Nach seiner Erfahrung schlössen sich junge Menschen solchen Gruppen an, da zum einen ihr Ego dadurch subjektiv aufgewertet werde und zum anderen sie für ihr derzeitiges Leben keine Perspektive sähen. Hier ein Kommentar, den Eimuth darüber vor kurzem schrieb.http://www.evangelischesfrankfurtarchiv.de/2014/07/salafismus-ist-ein-soziales-problem/

Kurt-Helmuth Eimuth studierte in Frankfurt Erziehungswissenschaften, Theologie und Soziologie. Für Aufsehen sorgte vor allem seine Analyse der Situation der Kinder, die in Sekten aufwachsen. Hauptberuflich verantwortet Eimuth heute den Arbeitsbereich Kindertagesstätten des Diakonischen Werks des Evangelischen Regionalverbandes.

Der Ehrenbrief wird ihm am Donnerstag, 6. November, um 11 Uhr von Oberbürgermeister Peter Feldmann im Frankfurter Römer überreicht.

Institut für Medienpädagogik und Kommunikation

Der neue Vorstand des Landesfilmdienst Hessen e.V. – Institut für Medienpädagogik und Kommunikation ist gewählt. Detlef Ruffert (ganz links) und Peter Holnick (ganz rechts) freuen sich über die Wahl von Oliver Bein, Doris Reitz-Bogdoll (zur 2. Vorsitzenden), Helmuth Poppe, Staatssekretär a.D. Paul Leo Giani (zum 1. Vorsitzenden) und Kurt-Helmuth Eimuth.

Eimuths im Städel

Foto: Eimuth

Viele kleine Gruppen mit sektenähnlichen Zügen

Neuer Vorstand für Anti-SektenvereinSinus Vorstand

Nach Ansicht des neuen Vorsitzenden des Anti-Sektenvereins SINUS konnte zwar in den letzten Jahren das Wirken der Großsekten eingedämmt werden, aber es seien weiterhin zahlreiche kleine Anbieter von Heilslehren mit sektenhaften Strukturen unterwegs. „Scientology als totalitäres System ist weitgehend eingedämmt aber es gibt eben viele Anbieter, die eher ihr eigenes Wohlergehen als das ihrer Anhänger im Sinn haben“, sagt der Conny von Schumann, Vorsitzender von SINUS- Sekteninformation und Selbsthilfe Hessen e.V. Als Beispiel benannte der Sozialpädagoge die Angebote des Esoterik-Marktes. Die ebenfalls neu gewählte stellvertretende Vorsitzende Marion Eimuth hob die Bedeutung der Beratungsaktivität von SINUS hervor. SINUS gelingt es, Betroffene und deren Angehörige zu beraten. Dies sei um so erstaunlicher, da der Verein seit zwei Jahrzehnten ausschließlich vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder lebe. Marion Eimuth weiß als Pfarrerin im Schuldienst wie wichtig die Informations- und Aufklärungsarbeit ist.

Evangelisches Frankfurt Februar 2012

 

Die Kirche hat Chancen

Verabschiedung als Leiter der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt am 28. August 2001

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,

liebe Gäste,

viel Musik und wenige Worte sind versprochen. Dabei soll es auch bleiben.

Doch danken will ich Ihnen allen. Für die freundlichen Worte, für die gemeinsame Zeit in der Arbeit und natürlich für das wunderschöne Fest hier heute Abend im neu gestalteten Innenhof.

Lassen Sie mich stellvertretend einige Personen vorstellen und nennen, die den Weg meiner Berufstätigkeit begleiteten.

Da sind zunächst aus der Sektenarbeit die Mitglieder von Sinus, der Sekteninformation und Selbsthilfe Hessen, da ist Lutz Lemhöfer, der Katholege – mit dem ich so manchen weltanschaulichen Doppelpaß gespielt habe. Zu nennen auch Frau Habermann, die auf geniale Weise das Thema ihrer alten und neuen Wirkungsstätte, der Evangelischen Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen und des Ev. Frauenbegegenungszentrums, in einer Diplomarbeit verband. Ihnen, liebe Frau Habermann, auch von hier aus noch einmal herzlichen Glückwunsch.

Zu nennen auch die Herren und Damen der Medien, die fair mit der evangelischen Kirche umgegangen sind – auch wenn uns manche Kritik nicht schmeckte.

Zu danken habe ich dem Beirat der Ev. Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere Ihnen Frau Babbe, für die wohlwollende Begleitung.

Für das ehrliche Miteinander im ökumenischen Kontext habe ich Ihnen Herr Tillmann zu danken – auch dafür das beim Geld die Freundschaft nicht aufhörte. Ein wirklich besonderes Miteinander entwickelte sich mit der Katholischen Medienarbeit mit Ulrich Fischer, der heute Abend seiner Dienstpflicht auf der Funkausstellung in Berlin nachkommt. Extra aus Hauptstadt gekommen ist Stephanie Pieper. Liebe Stephanie: es war wirklich ein tolles Miteinander. Und so manche Idee haben wir gemeinsam geboren und  auch später umgesetzt. Blindes Vertrauen und der Wille, die beiden Kirchen in dieser Stadt zu profilieren, trieben uns an.

Vertrauen brachte mir auch der Arbeitsbereich Kindertagesstätten entgegen. Ich weiß, liebe Gerlinde Lindemann, dass unsere Radaktionssitzungen für dich zunächst etwas befremdlich waren, aber Du warst offen für neue Wege, auch wenn sie anfänglich kritisch beäugt wurden.

Die Redaktion des Evangelischen Frankfurts ist in den letzten Jahren den eingeschlagenen Kurs der Modernisierung des Blattes nicht nur mitgegangen, sondern hat ihn selbst vorangetrieben. Und das ich weiter in der Redaktion mitwirken kann, ist für mich tröstlich, denn so ganz kann ich es ja doch nicht lassen.

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Regionalverband muß ich danken. An vielen Stellen begegnete mir Offenheit – auch Offenheit für Sonderwünsche. Ob Personalabteilung oder Organisation und Wirtschaft, ob Bau- oder EDV-Abteilung, ob Poststelle oder Druckerei. Es wurde ein Weg zur Erfüllung unserer Wünsche gefunden. Kollegial auch die Zusammenarbeit mit dem Regionalbüro und dem Büro der Vorsitzenden. Frau Stickel-Jäger machte auch mal Unmögliches möglich und half aus, wenn ich mal wieder irgendein Papier vergraben hatte.

Besonderen Dank schulde ich dem Gesamtvorstand, dem geschäftsführenden Vorstand – und da darf ich Sie Herr Telschow miteinschließen –  und besonders der Vorsitzenden. Es war ein Grundvertrauen vorhanden, die meine Arbeit trug und auch manche herbe Kritik  – auch das gab es – ertragen lies.

Ein Gesicht haben Sie, Frau Pötter und Sie Herr Holtz, der Frankfurter evangelischen – und inzwischen ja auch der katholischen – Kirche gegeben. Ihr Design-Konzept, ihre Plakat-Ideen und ihre Einfühlungsvermögen in unsere Wünsche sind Garant für die wirkungsvolle Visualisierung der evangelischen Kirche in der Stadt.

Den Kolleginnen und Kollegen in der EKHN habe ich zu danken. Da wuchs in diesen vier Jahren etwas zusammen, was zusammengehört.

Und natürlich muß ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Evangelischen Öffentlichkeitsarbeit bedanken. Wie hat doch der große deutsche Philosoph Berti Voigts so richtig festgestellt: Der Star ist das Team. Diese banale Weisheit gilt auch in diesem Falle. Ohne Ihr weit über das zu erwartende Maß hinausgehendes Engagement  wäre vieles nicht machbar gewesen. Herr Schmitt erledigte viele Sonderwünsche am PC, Frau Reuter bewunderte ich für ihre Geduld beim endlosen Hinterhertelefonieren, Herr Albers verdanken wir einen wirklich akuraten Pressedienst und manch andere ehrenamtliche Handreichung. Herr Mühl frischt Internet und interne Kommunikation auf. Künftig werde ich Kirche Intern mit anderen Augen lesen. Aber Frau Diehl bei einem bin ich mir ganz sicher: Ihre Texte werden weiterhin genüßlich zu lesen sein. Frau Krüger, sie sind mir nicht nur eine große Stütze gewesen sondern sie sind auch so etwas wie das Herz der Öffentlichkeitsarbeit. Besonders freue ich mich, dass Du Antje dich bereit erklärt hast, einzuspringen. Du wickelst nicht nur Angefangenes ab, sondern treibst die Projekte voran. Das erleichtert mir mein Ausscheiden.

Die evangelische Kirche hat vielfältige Chancen ihre Botschaft an den Mann und die Frau zu bringen. Und wenn alle um der gemeinsamen Sache Willen an einem Strang ziehen, werden noch viele Kräfte entfaltet werden können. Wir haben diese Chance, wir müssen sie nur nutzen.  Dazu wünsche ich dem Verband Gottes Segen.
Kurt-Helmuth Eimuth, 28. August 2001