Archiv für Andachten

Politisches Engagement und Diakonie gehören zusammen

Andacht zum Fachtag 27. 10. 00
Pfarrerin Marion Eimuth

Orgelvorspiel

Liebe

Zu diesem Tag heute grüße ich Sie herzlich und freue mich, daß Sie so zahlreich gekommen sind. Lassen Sie uns den Tag beginnen und Gott loben.

Zu Beginn :

Gemeinde: Eingangslied: EG 455, 1-3

Morgenlicht leuchtet

Pfarrerin: Psalm : 121, Nr. 749 im Wechsel

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.

Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn,

der Himmel und Erde gemacht hat.

Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,

und der dich behütet schläft nicht,

Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.

Der Herr behütet dich;

Der Herr ist dein Schatten über deiner

Rechten Hand,

daß dich des Tages die Sonne nicht steche

noch der Mond des Nachts.

Der Herr behüte dich vor allem Übel,

er behüte deine Seele.

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang

Von nun an bis in Ewigkeit! Amen.

Gebet:

Gott, ich preise dich.

Du bist der Morgen und der Abend,

der Anfang und das Ende der Zeit.

Dir danke ich für die Ruhe der Nacht

Und das Licht des neuen Tages.

Leib und Seele sind dein,

von dir ist alles, was geschieht.

Jesus Christus, Licht der Welt,

du bist der Weg, den ich heute gehe,

du bist die Wahrheit, die mich leitet,

du bist das Leben, das ich finde.

Gib mir deine Liebe,

gib mir Geduld und Gelassenheit

und bewahre mich.

Geist Gott, schöpferische Ruach,

wecke meine Sinne und Gedanken,

gib mir Phantasie und Klarheit,

ein empfindsames Gewissen.

Begleite uns, beschütze uns, bewahre uns.

Amen.

Ansprache:

Liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserem religionspädagogischen Fachtag,

womöglich sind heute so viele gekommen, weil sie das Thema besonders reitzte: „Zwischen Beliebigkeit und Profil“. Die evangelische Kindertagesstätte im Wandel.

Wir alle spüren den Druck. Wir haben das Gefühl, dass sich etwas tut. Die Erwartungen werden größer, die Ansprüche auch. Der feste Rahmen, in dem die Arbeit geleistet wurde, verliert an Kontur. Da sollen die unter Dreijährigen aufgenommen werden, Englischunterricht, eine Eingewöhnungsgruppe errichtet, die Öffnungszeiten angepaßt und das Mittagessen selbst gekocht werden. Fast alles soll möglich gemacht werden, denn schließlich bewegt sich der Kindergarten heute in einem sozialen Markt. Und wer sich nicht erneuert, über den rollt die Entwicklung hinweg.

Doch wo bleibt da das eigene Profil? Und ist in einer evangelischen Kindertagesstätte wirklich alles möglich?

Vor einiger Zeit war ich in Amerika. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten bietet religiösen Gruppierungen aller Art Freiraum zur Entfaltung. So entstand dort eine Art „religiöser Supermarkt“.

In San Francisco besuchte ich New Age Kirchen und charismatische Gruppen, in Salt Lake City die Mormonen und schließlich in New York die Weltzentrale der Zeugen Jehovas und der Mun-Bewegung, oder wie sie sich selbst nennen, der Vereinigungskirche.

Für mich war es sehr interessant zu hören, wie die Menschen zu den unterschiedlichen Gruppen ihre Zugänge gefunden haben und vor allem was sie dort festhält, woran sie glauben, was sie fasziniert.

Deutlich war bei allen, die Suche nach Gott, oder einer kosmischen Kraft, auf jeden Fall etwas, was ihrem Leben Sinn gibt.

Erschreckt hat mich, auf was scheinbar normal denkende Menschen hereinfallen. Fast alle Gruppen haben eine Frau oder einen Mann, die von sich behaupten, daß Gott ihnen die Aufträge und Worte erteilt, daß nur ihre jeweilige Gruppe zu den Auserwählten gehört, daß Amerika das auserwählte Land ist usw.

Oftmals ist es eine Mischung aus unterschiedlichen Religionen, sozusagen Theologie a la Carte.

Mit solchen Problemen mußte sich auch schon die junge Christenheit auseinandersetzen. Im Brief an die Kolosser wird die Gemeinde vor falschen, selbsternannten Propheten gewarnt.

2,8-10:

Gebt acht, daß euch niemand mit seiner Philosophie und falschen Lehre verführt, die sich nur auf menschliche Überlieferung stützen und sich auf die Elementarmächte der Welt, nicht auf Christus berufen.

Denn in ihm allein wohnt wirklich die ganze Fülle Gottes.

Durch ihn seid auch ihr davon erfüllt, denn er ist das Haupt aller Mächte und Gewalten.

Ich glaube, es war wichtig, daß Paulus mit solcher Entschiedenheit gewarnt und auf Jesus Christus verwiesen hat. Und sicher hat diese Eindeutigkeit der Gemeinde der Kolosser geholfen. -Nur ergibt sich für uns – wie bei allen Texten – die Frage, was dieser Text uns heute sagt:

Wenn ich an Amerika denke, an meine dortigen Erlebnisse und sehe, was davon bereits hier nach Deutschland gekommen ist, und speziell hier in Frankfurt, dann ist der Text aktueller denn je. Hier bei uns tummeln sich: Gurus und Wunderheiler, sind New Age Kirchen, sind östliche buddhistische und hinduistische Gruppen, da ist die Mun-Bewegung und auch der Wunderheiler Bonnke hat hier in Frankfurt seine Weltzentrale. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Der Schrift nachempfunden hat sie Jörg Zink: Prüfet die Geister! Heißt es damals wie heute. Laßt euch nicht hereinlegen von allerlei christlich verbrämten Lehren, die euch doch nur abhängig machen wollen und ausbeuten wollen. Wenn ihr wirklich am Leben mit Gott teilhaben wollt, dann haltet euch an Jesus Christus. Das ist alles, was ihr tun müßt. Nicht mehr und nicht weniger. In ihm ist die ganze göttliche Macht und Liebe offenbar geworden.

Doch stellt sich hier die Frage, warum so viele menschen dieser Botschaft den Rücken zuwenden und ihr Heil in Sekten und Sondergemeinschaften in Psychogruppen und astrologischen Zirkeln, bei Mondritualen und dem Wassermannzeitalter suchen. Ist Jesus Christus sowenig attraktiv? Oder wird er von mir, von uns, von seiner Kirche so wenig attraktiv verkündet und gelebt?

All diese Menschen, die da abwandern sind weder böse noch dumm. Sie sind auf der Suche, auf der Suche nach Sinn und Geborgenheit, nach Gemeinschaft. Warum kann Kirche, warum kann unsere Kirche ihnen solche Geborgenheit und Gemeinschaft nicht bieten? Sie, die von der großen Gemeinschaft in Jesus Christus tagein tagaus predigt?

Das Hören von Predigten oder das Lesen von Büchern hilft, hilft auch den eigenen Glauben zu festigen und zu entwickeln. Doch mindestens ebenso wichtig ist die erlebte Gemeinschaft, bei Gebet, Gesang und Aktion. Nur diese Gemeinschaft der unterschiedlichen Menschen im gemeinsamen Glauben kann die Antwort der Kirche auf das Suchen vieler Menschen nach Sinn und Geborgenheit sein.

Vielleicht müssen wir erst noch lernen, daß diakonisches Handeln, politisches Engagement, Kampf um die Bewahrung der Schöpfung und für den Frieden und Beschäftigung mit der Bibel, Gebet und glaubende Gemeinschaft sich nicht ausschließen oder konkurrierend gegenüberstehen, sondern daß das alles untrennbar zusammengehört im Glauben an den Christus, der allen anderen Gewalten die Macht genommen hat. Amen.

Lied: EG 331, 1-3, Großer Gott wir loben dich

Gebet:

Gott, schenke uns behütetes Leben

Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns

Und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

Und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,

denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Laß uns freundlich zu den Menschen sein.

Laß uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war. Amen

Segen:

Kommt , laßt uns anbeten:

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn..

Pfarrerin: Sündenbekenntnis:

„Herr, erbarme dich!“

Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich,

Christe, erbarme dich,

Herre Gott, erbarme dich!

Pfarrerin: Gandenwort:

„Ehre sei Gott in der Höhe:“

Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr

und Dank für seine Gnade, darum daß nun

und nimmermehr uns rühren kann kein

Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;

nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd

hat nun ein Ende.

Pfarrerin: Gebet

Amen.

Pfarrerin: 1. Schriftlesung:

Halleluja

Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

Gemeinde: Lied,

Pfarrerin: 2. Schriftlesung:

„Ehre sei dir Herr!“

Gemeinde: Lob sei dir o Christe!

Pfarrerin und Gemeinde:

Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unsers Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige, christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeinde: Lied

Pfarrerin: Predigt:

Amen.

Gemeinde: Lied

Pfarrerin: Abkündigungen

Gemeinde: Lied und Kollekte

Pfarrerin: Fürbittengebet

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Orgelnachspiel

Stärker als die Mächte der Gewalt

13. Sonntag nach Trinitatis, 1. Mos.4, 1-16a

17. 9. 00, Epiphaniskirche.

Pfarrerin Marion Eimuth

Kirchenvorsteher: Begrüßung

Orgelvorspiel

Lied: 443, 1-4+6 „Aus meines Herzens“

Pfarrerin: Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn. Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Amen.

Pfarrerin und Gemeinde:

Eingangspsalm 36, Nr. 719:

Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist,

und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen.

Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge

Gottes und dein Recht wie die große

Tiefe.

Herr, du hilfst Menschen und Tieren.

Wie köstlich ist deine Güte, Gott,

daß Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!

Sie werden satt von den reichen Gütern

Deines Hauses,

und du tränkst sie mit Wonne wie mit

einem Strom.

Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,

und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

Kommt, laßt uns anbeten

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn

Pfarrerin Schuldbekenntnis:

Gott, du läßt uns deine Güte und Freundlichkeit erfahren – jeden Tag.

Vor dir breiten wir aus, was unser Zusammenleben so schwer macht. Wir nehmen deine Gaben in Empfang, aber wir sind nur selten bereit, sie mit anderen zu teilen.

Im Umgang miteinander bringen wir die Geduld nicht auf, die du immer wieder mit uns hast.

Wir geben die Liebe nicht weiter, die du uns zuwendest. Wir möchten gern anders leben, darum bitten wir dich: Öffne uns die Räume des Denkens und Handelns,

Gott, erbarme dich!

Kantorin und Gemeinde:

K: Kyrie eleison.

G: Herr, erbarme dich.

CH: Christe eleison.

G: Christe erbarme dich.

Ch: Kyrie eleison.

G: Herr, erbarm dich über uns.

Pfarrerin Gnadenwort:

Auch, wenn wir am Ende zu sein scheinen meistens gibt es doch einen neuen Anfang.

Auch, wenn uns Dunkelheit umhüllt irgendwo leuchtet doch ein kleines Flämmchen. Auch, wenn wir uns einsam und verlassen fühlen irgendwo bist Du, Gott.

Du gibst uns nicht auf,

Du wendest zum Guten, was wir versäumt haben.

Deine Liebe ist größer als unsere Schuld.

Darum können wir uns freuen und sprechen:

Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat!

Kantorin und Gemeinde:

K: Ehre sei Gott in der Höhe

G: und auf Erden Fried, den Menschen ein Wohlgefallen.

Gemeinde:

Wir loben, preis’n anbeten dich,

für deine Ehr‘ wir danken,

daß du Gott Vater, ewiglich

regierst ohn‘ alles Wanken.

Ganz ungemess’n ist deine Macht,

fort g’schieht, was dein Will‘ hat bedacht:

Wohl uns des feinen Herren!

Pfarrerin:

Der Herr sei mit euch…

Gemeinde:

… und mit deinem Geist.

Gebet (Kollektengebet):

Gott, du stellst unsere Füße auf weiten Raum. Wir sind frei, den Weg einzuschlagen, den wir gehen wollen.

Solange du das Ziel unserer Wege bist,

dürfen wir erhobenen Hauptes einhergehen

und brauchen keine Angst zu haben.

Gefahr lauert nur da, wo wir andere Ziele verfolgen. Abgründe sind verlockend.

Wir sehen uns gerne in der Rolle des Opfers.

Wenn schon, dann wollen wir selbst die Nächsten sein, denen auf wunderbare Weise geholfen wird.

Gott, es fällt uns nicht leicht, uns zu unserer Mittäterschaft am Totschlag des Lebens heute zu bekennen.

Dein guter Geist leite uns und zeige uns die Richtung, damit wir nicht umherirren und ohne Orientierung sind.

Darum sammle jetzt unsere Gedanken zu dir hin, daß wir zur Stille finden aus der Unruhe unseres Alltags. Das bitten wir durch Jesus Christus. Amen.

Kirchenvorsteher Schriftlesung:

Lukas 10, 25-37

Gemeinde:

Halleluja, Halleluja, Halleluja

Pfarrerin und Gemeinde:

Glaubensbekenntnis:

Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unseres Glaubens.

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;

Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vater; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Lied:

343, 1-5 „Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ“

Predigt:

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus, Amen.

Text: 1. Mose 4, 1-16a

Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des Herrn. Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber ein Ackermann. Es begab sich aber nach etlicher Zeit, daß Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. Da sprach der Herr zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist’s nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen: du aber herrsche über sie. Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Laß uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Und nun: Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Strafe ist zu schwer, als daß ich sie tragen könnte. Siehe, du treibst mich heute vom Acker, und ich muß mich vor deinem Angesicht verbergen und muß unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir’s gehen, daß mich totschlägt, wer mich findet. Aber der Herr sprach zu ihm: Nein, sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der Herr machte ein Zeichen an Kain, daß ihn niemand erschlüge, der ihn fände. So ging Kain hinweg von dem Angesicht des Herrn.

Liebe Gemeinde,

Da ist eine der biblischen Geschichten, die die Erschaffung der Welt und die Entwicklung der Menschheit erklären will. In all diesen Geschichten vom Anfang – der Schöpfung, dem sogenannten Sündenfall, dem Turm von Babel und hier der Brudermordgeschichte – geht es um die Frage: Warum ist unser menschliches Leben so, wie wir es erleben? Warum gibt es diese herrliche Vielfalt an Geschöpfen – und doch ist die Freude immer wieder getrübt? Warum müssen wir uns plagen mit unserer Arbeit, Schmerzen haben bei der Geburt der Kinder; warum gibt es Gewalt und Tod; warum Feindschaft zwischen Völkern und sogar zwischen Brüdern?

Und für all diese Situationen, die in jeder Menschengeneration wieder vorkommen und die uns das Leben oft schwer machen, da gibt es so eine Geschichte am Anfang der Bibel, die sagt: So war es mit den Menschen von Anfang an. Schon die ersten Menschen waren nicht zufrieden, selbst im Paradies nicht, sondern wollten sein wie Gott. Und schon das erste Brüderpaar zerstritt sich und wurde einer des andern Opfer. So ist der Mensch von Anfang an. Das sagen diese Geschichten. Dies geschieht immer und immer wieder. Weil da etwas schief läuft zwischen den Menschen und Gott und weil es oftmals auch nicht stimmt in der Beziehung von Mensch zu Mensch.

Es sind also keine Geschichten, wie es vielleicht mal gewesen sein könnte, sondern Geschichten vom Menschen, wie er von Anfang an und bis heute ist, ob er nun Adam heißt oder Esau oder Wilhelm, ob Eva oder Lisa. Es sind Geschichten zu der Frage: Was läuft hier eigentlich ab unter uns, immer neu und anders, aber im Grunde doch immer wieder dasselbe? Anders ausgedrückt: Welche Verhaltens- und Kommunikationsmuster bestimmen unseren Alltag?

Von dieser Frage her wollen wir also auch die Geschichte der zwei Brüder hören. Als Geschichte von zwei Menschen, die eigentlich zusammengehören, aber so verschieden sind, dass sie aneinandergeraten.

Kain ist der Ältere und sicher auch der Stärkere. Vielleicht ist er auch von der Mutter besonders verwöhnt worden. Denn wie stolz ist ihr Ausruf bei seiner Geburt: Ich habe einen Mann geschaffen mit Gottes Hilfe!

In den zwei Brüdern sind zwei verschiedene Lebensarten wiedergegeben. Der eine, der mit viel Mühe und Anstrengung dem Boden Früchte abgewinnen will, – und der andere, der eher beschaulich Schafe hütet, nur dann und wann zum mutigen Verteidigen vor wilden Tieren herausgefordert wird. Jeder tut seine Arbeit, aber der eine versteht nicht viel von der Arbeit des andern. Und so denkt jeder vom andern, dass der es doch viel besser hat. Der muß sich nicht so viel körperliche anstrengen, der andere lebt nicht in so großer Gefahr. Der eine kann immer zum Ausruhn und Essen nach Hause kommen, der andere bekommt besonders gute Sachen in seine Tasche gepackt.

Grund für solches vergleichendes Hin- und Herschauen gibt es immer. Unter Geschwistern genauso wie unter Arbeitskollegen, unter Nachbarn wie unter Völkern. Es ist die Angst, zu kurz zu kommen, es ist das heimliche Aufpassen, ob der andere es nicht viel besser, viel leichter, viel schöner hat. Aber wir übersehen dabei leicht, dass wir ja gar nicht so viel wissen von dem Leben des andern. Hat nicht jeder Vorteil auf der einen Seite einen Preis auf der andern, den wir nicht zahlen wollten?

Dieses misstrauische Beäugen findet erst mal nur im Stillen statt. Ausbrechen in hellen Zorn tut es erst, wenn etwas offensichtlich Ungerechtes geschieht.

Anlass bei Kain ist, dass ihrer beider Opfer verschieden angesehen wird. Beide haben, wie es der religiösen Vorstellung früherer Zeiten entsprach, ein Opfer gebracht als Dank und als Bitte an Gott, sie weiter gut zu versorgen.

Der eine bringt Früchte des Feldes, der andere Jungschafe. Und Gott macht Unterschiede.

In einer Kinderbibel ist ein Bild, das zeigt wie Abels Rauch schön und hell nach oben steigt, Kains Rauch aber in einer dunklen Wolke nach unten gedrückt bleibt. Diese Vorstellung zeigt vielleicht einfach den Unterschied im Erfolg: im Jahr darauf war schlechtes Wetter und die Ernte fiel für Kain schlecht aus, Abels Schafe aber fanden immer grüne Wiesen und gedeihten prächtig. Und darum wird Kain wütend, dass sein Opfer wohl nichts zählt und all seine schwere Arbeit umsonst war.

Das ist eine Lebenserfahrung, die wir auch immer wieder machen: dem einen geht es gut, obwohl er egoistisch ist, sein Leben nur an seinem eigenen Vorteil orientiert. Der andere ist krank und elend, obwohl er immer ein freundlicher und bescheidener Mensch war. Diese Ungerechtigkeit – wie wir das empfinden – geschieht immer und immer wieder. Dann sehen wir uns leicht auch von Gott ungerecht behandelt.

Als die Ärzte mir nach einer schweren Operation mitteilten, ich dürfte keine Kinder bekommen, sah ich nur noch junge Mütter und schwangere Frauen, voller Neid betrachtete ich die Kinder. Warum durfte ich keine Kinder bekommen und es gab doch einige die hatten Kinder und wollten keine, warum diese Ungerechtigkeit!

Ich denke, jeder kennt solche Gedanken bei sich – vielleicht selten, vielleicht häufiger. Auch die Frage, warum muss mir das zustoßen? ist so eine vergleichende, unglückliche Frage. Man wünscht das Unglück ja nicht unbedingt jemand anderem. Aber man beneidet den, dem es besser geht.

Als Ausdruck der Traurigkeit und der Hilflosigkeit ist das auch ein ganz natürliches Gefühl. Aber wir müssen doch wissen, dass sie der Anfang sein können für ein verdorbenes Lebensverhältnis, für ein verdorbenes Verhältnis zu den Menschen um mich.

Gott warnt vor dieser Blickweise. Es ist ein geducktes, ein unfreies, ein unzufriedenes Beäugen der anderen. Und schon in diesem Umsichschauen ist die Gefahr angelegt, dass ich dem andern gegenüber grob werde. Grob mit Worten oder mit Gesten oder gar mit direkter gewaltsamer Tat.

Gott aber traut uns Menschen zu, sich dieser Macht in uns entgegenzustellen. Er traut uns Menschen zu, stärker zu sein als das Gefühl der Benachteiligung und der Wut und der Drang nach einem Ausleben der Aggression.

Aber Kain reagiert nicht darauf. Als hätte er es nicht gehört, fordert er Abel auf, mit ihm aufs Feld zu gehen. Denn dort will er’s ihm zeigen.

So ist das meist mit der Wut. Wenn sie erst mal da ist, hilft kaum noch ein gutes Wort. Dann ist die Kraft so stark, dass sie kaum zu bändigen ist.

Darum sind auch die gewaltbereiten Jugendlichen auf die Dauer eine Gefahr. Sie haben offenbar ein solches Potential an Wut in sich gestaut, dass sie keinen andern Weg der Entladung finden als die Gewalt. Die Gewalt selber erscheint als das einzige Mittel, all die angesammelten Enttäuschungen und Benachteilgungen und Drucksituationen wieder loszuwerden, wenigstens für kurze Zeit. Wie schwer ist es dann, wieder sprachfäig zu werden und ein Gefühl der Geborgenheit zurückzugewinnen.

Nach dem Mord ertönt in Kain noch einmal die Stimme. Die Stimme, die nach dem Bruder fragt. Aber Kain versucht sich herauszureden durch die freche Frage: Soll ich meines Bruders Hüter sein? Also etwa: Braucht der Hirte denn selber einen Hirten?

Und diese Frage ist über die Menschheit hin Ausrede geblieben, um die Augen verschließen zu können vor dem Leid anderer, vor Hilferufen, die uns belasten, und sogar vor dem Unrecht, dass wir an anderen begehen. Soll ich meines Bruders Hüter sein? Mir hilft ja auch keiner, heißt es dann; oder: die sind ja selber dran schuld; oder: der hat mich schließlich provoziert.

Immer wieder der Versuch, sich aus der Verantwortung zu ziehen, mit sich selber genug zu tun zu haben. In unserm Land etwa macht sich dieses Denken breit. Jeder versucht, möglichst auf seine Art erfolgreich zu sein, auch auf Kosten anderer. Die sich häufenden Bedrohungen und Verletzungen Behinderter oder ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger durch rechtsradikale Jugendliche sind nur der zugespitzte Ausdruck des sich immer mehr ausbreitenden Denkens.

Gott aber schaut auf die Schwachen. Von Anfang an ist Gott mehr auf der Seite der Schwachen. „Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde.“ Gott achtet sehr wohl darauf. Keines der Opfer von Gewalt ist bei Gott vergessen und vergraben. Die Stimme all derer, die von Stärkeren Rücksichtslosen und gottvergessenen Menschen gequält werden, kommt bei Gott an und Gott wird das Unrecht verfolgen, auch wenn kein menschliches Gericht dahinter kommen oder sich dafür interessieren sollte.

Gott straft Kain. Und plötzlich fürchtet sich der starke und gewalttätige Kain vor der Einsamkeit und vor der Gewalt. Seine Gewalttat hat auch in ihm selber alles Vertrauen in das Leben zerstört. Er bittet Gott um Milde.

Und so erstaunlich es ist: auch wenn nun Kain ohne Gottes Nähe leben wird, „jenseits von Eden“ (so der eindrucksvolle Roman John Steinbecks zu dieser Problematik), so hat Gott doch auch da wieder für seinen Schutz gesorgt und ihn nicht völlig aus seiner Hand gegeben.

Wenn wir uns in Abel hineinversetzen, mag uns das vielleicht zu großzügig erscheinen. Wenn wir aber begreifen, dass auch wir in dieser und jener Situation eher dem neiderfüllten oder wütenden Kain ähneln, – dann kann das unser Trost sein: Gott sucht immer wieder das Gespräch mit uns. Er ruft uns immer neu zurück und lässt uns auch in der Gottesferne nicht ganz allein.

Später dann hat Gott einen andern unsern Bruder werden lassen. Auch er wurde Opfer der Gewalt. Aber Gott machte deutlich, dass in seiner Art zu leben die Zukunft und das Leben steckt.

Von daher können wir neue Hoffnung gewinnen: wir sind nicht einfach Kinder Kains. Wir sind Geschwister Jesu. Und von daher können wir die Kraft finden, stärker zu sein als die Mächte der Gewalt, die uns umgeben. Amen.

Lied:

316,1-5 „Lobe den Herren, den mächtigen“

Fürbittengebet:

Gott, du bist die Güte, aus der wir leben

Du glaubst an uns, laß uns darauf zugehen an diesem Tag und alle Tage unseres Lebens. Nimm die Kleinlichkeit und die Ängstlichkeit aus unserem Glauben, nimm die Zweifel aus unseren Niederlagen und die Verachtung aus unseren vertanen Möglichkeiten. Und laß uns leben, damit wir uns finden in dir, uns und die Menschen neben uns.

Gott, du glaubst an uns, an Jesus damals und an unser menschliches Angesicht heute.

Wir denken jetzt an die Frauen und Männer, an die Jugendlichen und alten Menschen, denen die Freude an sich und anderen genommen ist, die sich nicht ausstehen können, weil niemand zu ihnen hält, die sich abgeschrieben haben, weil niemand in ihren Augen liest, die es sich nicht recht machen können, weil niemand sie braucht.

Gott, du glaubst an sie.

Laß die Unmenschlichkeit ein Ende haben und zeige ihnen neuen Sinn in ihrem Leben.

Uns aber hilf, ihnen zu helfen.

Wir denken an die Frauen und Männer unter uns, die Freude und Hoffnung ausstrahlen an den Orten, an denen sie leben,

die manchmal ausgelaugt und müde sind von der Last der Pflege anderer, denen manchmal zum Weinen zumute ist, weil sie sich überfordern.

Gott, du glaubst an sie.

Aus dem Möglichen, das wir tun können,

aber auch aus unseren Grenzen willst du das Unmögliche schaffen:

daß wir gern auf dieser Erde und mit diesen Menschen leben wie Jesus uns ermutigt hat.

Gott, der du Hüter über Leben und Tod bist,

wir bitten dich, sei du bei denen, die um Helmut Mackel aus der Nordendstraße 32 a der im Alter von 83 Jahren verstorben ist, trauern. Tröste die Hinterbliebenen. Laß sie Kraft gewinnen aus dem Glauben, daß auch der Tod uns durch deine Liebe nicht trennen kann.

Und gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel!

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

G: Amen, Amen, Amen.

Schlußlied:

171, 1-4 „Bewahre uns Gott“

Musik

22

Protestantische Lebensart

19.7. 2000 Heilig Geist

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 443, 1-3, 6+7

Aus meines Herzens Grunde

Votum:.

Im Namen Gottes feiern wir diese Andacht

Gott ist die schöpferische Kraft,

die alles Leben werden läßt.

Jesus Christus ist die heilende Kraft,

die zusammenhält, was auseinandergefallen ist.

Gottes Geist ist die tragende Kraft,

die hält, was zu fallen droht.

Psalm: 145 Nr. 756

Ich will dich erheben, mein Gott, die König,

und deinen Namen loben immer und ewiglich.

Der Herr ist groß und sehr zu loben,

und seine Größe ist unausforschlich.

Kindeskinder werden deine Werke preisen

Und deine gewaltigen Taten verkündigen.

Gnädig und barmherzig ist der Herr,

geduldig und von großer Güte.

Dein Reich ist ein ewiges Reich,

und deine Herrschaft währet für und für.

Der Herr ist getreu in all seinen Worten

Und gnädig in allen seinen Werken.

Der Herr hält alle, die da fallen,

und richtet alle auf, die niedergeschlagen sind.

Aller Augen warten auf dich,

und du gibst ihnen ihre Speise zu rechten Zeit.

Du tust deine Hand auf

Und sättigst alles, was lebt, nach deinem

Wohlgefallen.

Der Herr ist nahe allen, die ihn anrufen,

allen, die ihn ernstlich anrufen.

Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren,

und hört ihr Schreien und hilft ihnen.

Gebet:

Gott, ich preise dich

Du bist der Morgen und der Abend,

der Anfang und das Ende der Zeit.

Dir danke ich für die Ruhe der Nacht

Und das Licht des neuen Tages.

Leib und Seele sind dein,

von dir ist alles, was geschieht.

Jesus Christus, Licht der Welt,

du bist der Weg, den ich heute gehe,

du bist die Wahrheit, die mich leitet,

du bist das Leben, das ich finde.

Gib mir deine Liebe,

gib mir Geduld und Gelassenheit

und bewahre mich.

Geist Gott, schöpferische Ruach,

wecke meine Sinne und Gedanken,

gib mir Phantasie und Klarheit,

ein empfindsames Gewissen.

Begleite uns, beschütze uns, bewahre uns.

Ich danke dir für diesen neuen Tag.

Lied: EG 331, 1-3

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

in einem Jahr haben wir den Kirchentag schon hinter uns. Kein Wunder also, dass allenthalben die Vorbereitungen und Planungen schon auf Hochtouren laufen.

Am vergangenen Freitag saßen wir zusammen und planten den Abend der Begegnung. Die große Frage wo denn das Auftaktfest stattfinden soll, kann ich schnell beantworten. Sowohl ein Teil der Innenstadt als auch ein Teil des Museumsufers soll einbezogen werden. Derzeit wird ein Dreieck zwischen Hauptwache, Untermainbrücke und Eisernen Steg favorisiert. Dort will sich unsere Kirche als gute Gastgeberin zeigen.

Einladen wollen wir zu einem Fest. Schön ist es wenn solche Feste ein Motto, ein Leitwort bekommen. In Stuttgart war das sinnbildche Motto „Kommt und schmeckt das Salz des Südens!“ einladend und Programm zugleich. Was macht, was prägt Frankfurt? Welches Motto, welches Wort kann die Brücke zu Frankfurt und den Frankfurtern schlagen?

Nach langen Diskussionen haben wir uns für die Übernahme eines bei uns schon bekannten Mottos, besser Wortes entschieden. Es ist ein zusammengesetztes Substantiv, dessen Bestandteile ohne Leerzeichen aber beide mit dem Großbuchstaben am Anfang geschrieben werden. Das Motto für den Abend der Begegnung soll LebensArt heißen.

Der Begriff Lebensart ist nicht nur einfach „trendy“ wie in unserer Diskussion bemerkt wurde. Nein er macht auf etwas aufmerksam, was wir uns kaum noch selbst zugestehen. Es gibt eine protestantische Lebensart. Es gibt ein Lebensgefühl der Offenheit und Gelassenheit bei gleichzeitigem Engagement für diese Welt. Die protestantische Lebensart ist aber auch so bunt wie ein Kirchentag und so tolerant wie Frankfurt an vielen Stellen ist. Lebensart ist die Kunst das Leben zu meistern. Lebensart ist aber auch der Dialog mit der Kunst.

Am Samstag war das Schweizer Straßenfest. Ein fröhliches Fest. Die Menschen tanzten auf der Straße, Musikgruppen spielten und ein kleines Karussell unterhielt die Kinder. Zelte und Dekorationen waren gelungen und sicher auch recht teuer.

Ich fragte mich, wie wird es am Abend der Begegnung sein. Auf alle Fälle anders. Wir werden nicht so professionell daherkommen. Aber wir werden zeigen, was uns umtreibt, wofür wir einstehen. Wir werden etwas zeigen von der Vielfältigkeit unserer Lebensart.

Und sicher wird auch etwas spürbar, wovon der gestrige Predigttext erzählte. Im Epheserbrief, Kapitel 1, Vers 7 heißt es: „In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns hat reichlich widerfahren lassen.“ Erlösung – Reichtum – Gnade: Allein diese drei Hauptbegriffe machen doch deutlich, worum es geht – nämlich nicht in der eigenen Unzulänglichkeit verharren zu müssen. Da leben wir unser Leben, so gut es eben geht, und merken dabei täglich, wie die Verantwortung zentnerschwer auf uns lastet – die Verantwortung für uns, für andere und für die Welt. Es ist oft genug zum Verzweifeln. Und manch einer weiß einfach nicht mehr weiter, hat den Eindruck, gegen die Wand zu fahren. Können in dieser Situation die alten Worte nicht zum Segen werden: Erlösung – Reichtum – Gnade? Wir müssen nicht alles selbst tragen. Wir merken, dass wir doch nicht am Ende sind mit uns und unserem Latein und unserer Beschränktheit, weil ein ganz anderer für uns einsteht. Er lässt uns teilhaben an seiner Erlösung, an seinem Reichtum und an seiner Gnade. Wir können wieder Luft holen und durchatmen. In diesem Zusammenhang muss ich an die Taufe denken und an deren lebenswichtige Bedeutung. Noch lange bevor die Kinder ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, ist ihnen gesagt: Vor Gott seid ihr längst jemand, vor ihm seid ihr gewichtig – ehe ihr überhaupt die erste Leistung erbracht habt.

Lassen sie uns in den nächsten zwölf Monaten daran arbeiten, dass etwas von diesem Geist, ich könnte auch sagen, von dieser Lebenseinstellung und von dieser Lebensart sichtbar wird. Auf dass wir zeigen können, welcher Geist auch in dieser Stadt herrscht.

Lied: EG 331, 5-6 + 10

Mitteilungen

Gebet:

Guter Gott, wir brauchen in unserem Leben ein Zuhause

Deshalb bitten wir

Für Menschen bei uns und in anderen Ländern, die auf der Flucht sind und ein Zuhause suchen;

Für alle Fremden unter uns,

daß wir und unsere Gesellschaft mehr für ihre Integration tun;

für alle Menschen, die nicht zu Hause sein können,

weil sie krank oder pflegebedürftig sind,

daß unsere Krankenhäuser und Heime für sie zu Herbergen werden, wo sie sich geborgen fühlen;

für alle Menschen, die Angst haben müssen um ihre eigene Wohnung,

weil Armut auch bei uns wieder um sich greift,

versteckt und verschwiegen;

für alle Menschen, die sich schwer tun mit ihrer eigenen Familie, mit ihrer Nachbarschaft.

Gott, wir erinnern uns an die Verheißung,

die du unseren Müttern und Vätern gegeben hast:

Du selbst baust uns eine Stadt, wo alle Lebensrecht haben.

Deshalb bitten wir:

Für unsere Stadt, in der wir wohnen und arbeiten,

daß wir mithelfen, sie für alle Menschen bewohnbar zu machen;

für unsere Welt,

daß sie Heimat aller Menschen, auch unserer Kinder, werden und bleiben kann

und vor dem selbstverschuldeten Untergang bewahrt wird;

für alle Menschen, denen unsere Zivilisation unheimlich geworden ist und die deshalb träumen von einer Welt, die Heimat sein kann, für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Gott, wir halten fest an der Hoffnung auf dein Reich und vertrauen dir unsere Träume und Sehnsüchte an.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421

Wir brauchen Vergewisserung

Pfarrerin Marion Eimuth

Trinitatis, Eph 1, 3-14

18. 6. 00, Diakonissenkirche.

Musik

Lied

L: Im Namen Gottes des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

G: Amen

L: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,

G: der Himmel und Erde gemacht hat.

L: Der Herr sei mit euch,

G: und mit deinem Geist.

Eingangsgebet (Beichtgebet):

Christus, wir bringen unser Leben vor dich

Wir wünschen es uns heil,

aber es ist nicht so.

Wir tragen Verletzungen und Wunden davon,

die nach langer Zeit noch immer weh tun.

In unserem Schmerz übersehen wir die anderen,

die unsere Hilfe brauchen:

einen liebevollen Gedanken, ein tröstendes Wort.

Statt Hilfe geben wir Verletzungen weiter.

Statt Hoffnung säen wir Verzweiflung.

Öffne unsere Herzen für dein Hoffnungslied.

G: Der allmächtige Gott erbarme sich unser.

Er vergebe uns unsere Sünde

Und führe uns zum ewigen Leben. Amen.

Zuspruch:

Gott spricht:

„Ich will euch eine Zukunft schenken, wie ihr sie erhofft. Denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“

G: Amen.

Psalm

CH: Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist

G: wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen

K: Kyrie eleison.

G: Herr, erbarme dich.

CH: Christe eleison.

G: Christe erbarme dich.

Ch: Kyrie eleison.

G: Herr, erbarm dich über uns.

L: Ehre sei Gott in der Höhe

G: und auf Erden Friede den Menschen seiner Gnade.

Tagesgebet (Kollektengebet):

Wir stehen vor dir, Gott

Eingebunden in unsere Welt,

umgeben von unserem Alltag,

gefordert von der Verantwortung, die wir tragen.

So viel Unterschiedliches umgibt uns,

so viele Anforderungen werden an uns gestellt,

da ist es manchmal nicht einfach, die Orientierung zu behalten – oder überhaupt erst eine zu finden.

Die Sehnsucht ist da, eine Richtung zu erkennen,

an die wir uns halten und auf die wir uns verlassen können.

In unserer schnellebigen Zeit

suchen wir Beständigkeit und dauerhafte Ziele.

Wir stehen vor dir, Gott,

mit unseren Erfahrungen und Träumen,

mit unserer Realität und unseren Hoffnungen.

Vor dir können wir sie bestehen lassen und ernst nehmen.

G: Amen.

Lesung: Jes. 6, 1-13

CH/G: Halleluja

Lied:

Ansage des Evangeliums

G: Ehre sei dir Herr,

Lesung: Joh 3, 1-8 (9-15)

G: Lob sei dir, o Christus.

Glaubensbekenntnis:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel;

Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vater; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen.

Lied:

Predigt:

Text: Epheser 1, 3-14

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herr Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.

Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluß, den er zuvor in Christus gefaßt hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, daß alles zusammengefaßt würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist. In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluß seines Willens;

Damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.

In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.

Liebe Gemeinde,

Diesen Worten merkt man es sogar noch in ihrer deutschen Übersetzung an: Da ist einer voll und ganz begeistert, genauer: er ist ergriffen von dem Geist, der von Pfingsten ausgeht. Es ist gerade so, als ob er das nicht alles schnell und gründlich genug schaffen kann, nämlich von seinem Glauben zu erzählen und seinen Gott zu loben. Als ob er Angst habe, die Luft zum Sprechen zu verlieren oder die Hand zum Schreiben zu verkrampfen, packt er das alles in einen einzigen Satz. Im Griechischen ein wahres Satzungetüm, randvoll angefüllt mit Eindrücken, Aussagen und Zeugnissen. Wir kennen das doch auch, wenn wir voll sind mit Erfahrungen, Erlebnissen und Begebenheiten. Dann sprudelt es nur so aus uns heraus, und unsere Worte scheinen kein Ende nehmen zu wollen. So auch der Schreiber dieses Briefes nach Ephesus: Worum es ihm geht, ist ihm so wichtig, dass es förmlich aus ihm heraus quillt. Wir haben Mühe, ihm zu folgen, müssen uns schon anstrengen, seinem Tempo zu entsprechen. Wir merken: Es geht ihm um alles oder nichts. Und so entwirft er vor unseren Augen ein großartiges Panorama über Leben und Glauben, über Himmel und Erde, über Gott und Christus und Mensch. Was für manche der großen Panorama-Bilder gilt, dass sie sich nämlich erst durch Teil-Aspekte erschließen, das ist auch bei den Worten nach Ephesus nicht anders. Deshalb möchte ich ihnen nachgehen und an der einen oder anderen Stelle ein wenig verweilen, um genau diese Teil-Aspekte wirken zu lassen.

Da heißt es z.B., dass Gott uns in Christus erwählt hat, ehe der Weltengrund überhaupt gelegt war. Wir Menschen also erwählt vor aller Zeit! Ist das nicht eine gewaltige Aussage? Ich denke nur daran, wie häufig wir uns doch ins Dasein geworfen fühlen – einfach so und nach dem Zufallsprinzip und so ganz und gar nicht erwählt. Und auch im Alltag des Lebens selbst fühlen wir uns schwankend, hin- und hergerissen – wie eine Fahne im Wind und so ganz und gar nicht als Subjekte von Erwählung. Diese Erfahrungen sind es ja gerade, die uns Angst machen, die Unsicherheit bewirken, die unsere bangen Fragen auslösen nach dem Woher und dem Wohin. Und dann lesen wir: erwählt vor aller Zeit. Ich denke in diesem Zusammenhang an die Taufe, in der uns deutlich werden kann: Es hat einer ja gesagt zu uns und zwar lange bevor wir überhaupt da waren. Oder ich werde an das Wort des Propheten Jesaja aus dem Alten Testament erinnert, das mir seit langem wichtig ist: „Fürchte dich nicht – ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Ich habe dich ganz persönlich gerufen, ich, der gnädige Gott, kenne dich und meine dich höchstpersönlich, unter welchen Umständen du immer auch lebst. Eine solche Zusage, die gilt und die geht mit einem – ein Leben lang. Eine solche Zusage will uns befreien von unseren bedrückenden Erfahrungen, ein Staubkörnchen im Mahlwerk der Zeit zu sein – unbedeutend, aufgerieben und ohne Perspektive. So ist es gerade nicht, und so soll es auch in den Augen Gottes nicht sein. Wir sind eben nicht Staubkörnchen, sondern mit dieser großen Zusage im Rücken sind wir imstande, unseren eigenen Weg gehen zu können. Denn wer erwählt ist vor aller Zeit, der darf Hoffnung haben und kann deshalb auch Hoffnung weitergeben. Die Menschen warten darauf.

Einen weiteren und wichtigen Teil-Aspekt in dem großen Panoramabild entdecke ich in den alten Bekenntnis-Worten: „In Christus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns hat reichlich widerfahren lassen.“ Erlösung – Reichtum – Gnade: Allein diese drei Hauptbegriffe machen doch deutlich, worum es geht – nämlich nicht in der eigenen Unzulänglichkeit verharren zu müssen. Da leben wir unser Leben, so gut es eben geht, und merken dabei täglich, wie die Verantwortung mit zentnerschwer auf uns lastet – die Verantwortung für uns, für andere und für die Welt. Es ist oft genug zum Verzweifeln. Und manch einer weiß einfach nicht mehr weiter, hat den Eindruck, gegen die Wand zu fahren. Können in dieser Situation die alten Worte nicht zum Segen werden: Erlösung – Reichtum Gnade? Wir müssen nicht alles selbst tragen. Wir merken, dass wir doch nicht am Ende sind mit uns und unserem Latein und unserer Beschränktheit, weil ein ganz anderer für uns einsteht. Es lässt uns teilhaben an seiner Erlösung, an seinem Reichtum und an seiner Gnade. Wir können wieder Luft holen und durchatmen. Auch in diesem Zusammenhang muss ich an die Taufe denken und an deren lebenswichtige Bedeutung. Noch lange bevor die Kinder ihr Leben selbst in die Hand nehmen können, ist ihnen gesagt: Vor Gott seid ihr längst jemand, vor ihm seid ihr gewichtig – ehe ihr überhaupt die erste Leistung erbracht habt.

So ab und an in einer schweren Stunde vielleicht, wenn uns Sorgen und Kummer plagen, wenn uns alles zu viel wird, möchten wir am liebsten den ganzen Bettel hinwerfen. Da möchten wir uns verkriechen in ein dunkles Loch und nichts mehr hören und sehen. Wir scheinen weder unseren eigenen noch anderen Ansprüchen genügen zu können, empfinden unsere Schwäche und auch unsere Schuld als bedrückende Lebenslast. Und doch setzt genau da der Zuspruch Gottes ein: Er hat uns längst erlöst, auch von den eigenen Ansrüchen, er will uns immer neu stärken, er will uns vergeben und damit neue Wege weisen, kurz: Er bleibt uns zugewandt in seiner Gnade, die kein Ende hat. Der Gekreuzigte als der Auferstandene steht dafür selber ein. Wer darum weiß, wird sich wie befreit fühlen aus seinem dunklen Loch und sich vorkommen wie auf einem weiten Feld: frei und luftig, vor einem großen Horizont und unter einem sicheren Firmament.

Noch einen letzten Teilaspekt aus den Worten nach Ephesus möchte ich festhalten: Es heißt da: „In ihm seid ihr versiegelt worden mit dem Heiligen Geist.“ Das klingt auf den ersten Blick eher rätselhaft und ist doch so elementar. Zunächst erinnert das natürlich an Pfingsten – Stichwort: Heiliger Geist – und damit an die Erfahrung der frühen Christen, dass Gott durch die Zeiten seinen Leuten zugewandt bleibt. Und um das zu unterstreichen, ist vom Versiegeln die Rede. Wer denkt da nicht von allein an das Parkett oder die wertvolle Weinflasche oder den Vorgang beim Notar? Alles doch Sachen, die so teuer erkauft sind, dass sie geschützt, gesichert, verschont werden müssen! Und genauso ist es bei uns Christen: teuer erkauft, erkauft nämlich durch das Blut Christi! Deshalb müssen wir versiegelt, müssen wir fest gemacht werden mit Tiefen- und hoffentlich auch mit Langzeitwirkung. Dafür steht kein geringerer als der Geist Gottes. Wir wissen, wie schnell wir uns begeistern können oder begeistern lassen, wie schnell diese Begeisterung aber auch umschlagen, Schiffbruch erleiden kann, angesichts unserer Erfahrungen. Da haben wir wirklich so etwas wie Versiegelung oder – wie wir heute sagen würden – so etwas wie Vergewisserung bitter nötig. Das alles ist aber Grund und Anlass, unserem Gott zu danken, auf ihn auch weiterhin unsere Hoffnung zu setzen und ihn aus Herzensgrund zu loben: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Sagen im Himmel durch Christus.“ Diesen Worten nach Ephesus, auf uns überkommen durch Raum und Zeit, schließen wir uns gerne an. Amen.

Lied: EG 331, 1-3, 5 + 6, 10

Mitteilungen

Lied zur Kollekte:

Gebet (Kollekte)

Fürbittengebet:

Guter Gott, wir brauchen in unserem Leben ein Zuhause

Deshalb bitten wir

Für Menschen bei uns und in anderen Ländern, die auf der Flucht sind und ein Zuhause suchen;

Für alle Fremden unter uns,

daß wir und unsere Gesellschaft mehr für ihre Integration tun;

für alle Menschen, die nicht zu Hause sein können,

weil sie krank oder pflegebedürftig sind,

daß unsere Krankenhäuser und Heime für sie zu Herbergen werden, wo sie sich geborgen fühlen;

für alle Menschen, die Angst haben müssen um ihre eigene Wohnung,

weil Armut auch bei uns wieder um sich greift,

versteckt und verschwiegen;

für alle Menschen, die sich schwer tun mit ihrer eigenen Familie, mit ihrer Nachbarschaft.

Gott, wir erinnern uns an die Verheißung,

die du unseren Müttern und Vätern gegeben hast:

Du selbst baust uns eine Stadt, wo alle Lebensrecht haben.

Deshalb bitten wir:

Für unsere Stadt, in der wir wohnen und arbeiten,

daß wir mithelfen, sie für alle Menschen bewohnbar zu machen;

für unsere Welt,

daß sie Heimat aller Menschen, auch unserer Kinder, werden und bleiben kann

und vor dem selbstverschuldeten Untergang bewahrt wird;

für alle Menschen, denen unsere Zivilisation unheimlich geworden ist und die deshalb träumen von einer Welt, die Heimat sein kann, für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Gott, wir halten fest an der Hoffnung auf dein Reich und vertrauen dir unsere Träume und Sehnsüchte an.

Und gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel!

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

L: Geht hin im Frieden des Herrn.

G: Gott sei ewig Dank.

Segen:

Gott segne dich und behüte dich,

Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

Gott hebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

G: Amen.

Musik

17

Wir sind die Kleinen

Jubiläumsgottesdienst, 28. 5. 2000

Arche-Noah-Kindergarten, Weinbach

Begrüßung und Abkündigung: KV-Mitglied

Lied: Wie schön, daß Du entstanden bist

Eingangswort: Sponholz

Bekenntnis: Erieherinnen

Lesung: Frau Dragesser

Anspiel: endet mit

Lied: Wir sind die Kleinen (Kiga-Kinder)

25 Wünsche und Geschenke (Kinder)

Lied: Ich singe dir, EG 324, 1-7

Ansprache: Eimuth

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Gebet: Kindergartenteam

Vater unser

Lied: Nun danket all, EG 322, 5-7

Segen: Eimuth

Gebet:

Herr, wir bitten dich, gib allen Kindern der Erde Geborgenheit, daß sie sich so sicher wie in einer Arche fühlen.

Herr, wir bitten dich, stelle alle Menschen der Erde unter deinen Regenbogen, und erneuere damit deinen Bund mit ihnen.

Herr, wir bitten dich, gib uns die Zuversicht, daß wir auch in ausweglosen Situationen Hoffnung spüren.

Herr, wir bitten dich für diesen Tag, stelle ihn unter deinen Schutz, gib allen Helfern die nötige Ruhe und Umsicht und erfülle unsere Herzen mit Freude und Jubel.

Amen.

Wir beten mit den Worten die Gott uns gelehrt hat:

Vater unser…

Bekenntnis:

Wir feiern Gott

In der Schönheit der Schöpfung,

die uns froh macht mit den Farben der Blumen,

die uns leben läßt von der Ernte der Felder,

die unser Leben ordnet

in Morgen und Abend,

in Tage und Jahre.

Wir feiern Gott

Im Geheimnis der Liebe,

die uns zu den Menschen bringt, Großen und Kleinen,

die unsere Herzen bewegt,

die uns freundlich und zärtlich sein läßt.

Wir feiern Gott

Im Geschenk der Kinder,

die unter uns heranwachsen,

die unsere Fürsorge brauchen und unsere Geduld,

die uns bereichern

mit ihrem Lachen und ihren Fragen,

die weitertragen,

was Gott an menschlichem Leben geschenkt hat.

Wir feiern Gott

In der Kraft des Friedens,

die uns stärkt gegen die Ungerechtigkeit,

die uns mutig und zuversichtlich macht

auf dem Weg

zu einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Amen.

Liebe Kinder, liebe Gemeinde,

heute ist ein großer Tag für den Arche Noah-Kindergarten. 25 Kerzen sind ausgeblasen und 25 Wünsche haben wir gehört. Heute feiern wir Geburtstag. Vor 25 Jahren wurde der Kindergarten gebaut und eingeweiht. Viele Kinder haben seitdem den Kindergarten besucht, haben gespielt und gesungen, haben andere Kinder kennengelernt, haben mit ihren Erzieherinnen viel erlebt. Einige Kindergartenkinder von damals haben heute selbst Kinder, die in den Arche-Noah Kindergarten gehen.

Der Kindergarten heißt heute Arche Noah. Ein Name, der schon zu einem Symbol geworden ist. Mit der Arche Noah verbindet man Rettung, Geborgenheit, Hoffnung, Zukunft.

Und wie wir in der Geschichte vorhin gehört haben, sind viele Tiere und auch Menschen in der Arche gerettet worden. Viele Tage und Nächte waren sie zusammen, haben friedlich zusammengelebt, und ich denke, sie haben sich auch verstanden. Einer hat die Sprache des Anderen verstanden auf dem Schiff. Weil sie so lange zusammen waren, und es schon fast anfing langweilig zu werden, kam Noah oder war es die Frau Noahs? auf die Idee, sich abends vor dem Schlafengehen im großen Aufenthaltsraum zu treffen und sich Geschichten zu erzählen.

An einem Abend war Frau Maus dran. Sie erinnerte sich wie sie noch in der alten Steinmauer wohnten. Rund um die Wiese herum, wo Kühe und Pferde grasten, stand diese alte Steinmauer. In dieser Mauer, nahe bei Scheune und Kornspeicher wohnte ihre Familie, die Feldmäuse.

Aber die Bauern waren weggezogen, Scheune und Kornspeicher standen leer. Und weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Alle Mäuse arbeiteten Tag und Nacht. Alle – bis auf Frederick. „Frederick, warum areitest du nicht?“ fragten sie. „Ich arbeite doch“, sagte Frederick, „ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.“ Und als sie Frederick so dasitzen sahen, wie er auf die Wiese starrte, sagten sie: „Und nun, Frederick, was machst du jetzt?“ „Ich sammle Farben“, sagte er nur, „denn der Winter ist grau.“ Und einmal sah es so aus, als sei Frederick halb eingeschlafen. „Träumst du, Frederick?“ fragten sie vorwurfsvoll. „Aber nein“, sagte er, „ich sammle Wörter. Es gibt viele lange Wintertage – und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.“

Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die fünf kleinen Feldmäuse in ihr Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen und die Mäuse erzählten sich Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie ganz glücklich. Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war alle und an Körner konnten sie sich kaum noch erinnern.

Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. „Frederick“, riefen sie, „was machen deine Vorräte?“

„Macht die Augen zu“, sagte Frederick und kletterte auf einen großen Stein. „Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm , schön und golden?“ Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den vier kleinen Mäusen schon viel wärmer. Ob das Fredericks Stimme gemacht hatte? Oder war es ein Zauber?

„Und was ist mit den Farben, Frederick?“, fragten sie aufgeregt. „Macht wieder eure Augen zu“, sagte Frederick. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen.

„Und die Wörter, Frederick?“ Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab:

„Wer streut die Schneeflocken? Wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter? Wer macht es leis? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag? Wer zündet die Mondlampe an?

Vier kleine Feldmäuse wie du und ich wohnen im Himmel und denken an dich.

Die Erste ist die Frühlingsmaus, die lässt den Regen lachen. Als Maler hat die Sommermaus die Blumen bunt zu machen. Die Herbstmaus schickt mit Nuss und Weizen schöne Grüße. Pantoffeln braucht die Wintermaus für ihre kalten Füße.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind vier Jahreszeiten. Keine weniger und keine mehr. Vier verschiedene Fröhlichkeiten.“

Als Frederick aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: „Frederick, du bist ja ein Dichter!“ Frederick wurde rot, verbeugte sich und sagte bescheiden: „Ich weiß es – ihr lieben Mäusegesichter!“

Die Tiere hatten voller Spannung zugehört und waren beeindruckt von Frau Maus. Noah saß nachdenklich in seinem Sessel. Ihm wurde nochmals deutlich, dass jeder und jede wichtig und einzigartig ist. Manchmal erkennt man es nicht sofort. Und manchmal, wie beim Träumer Frederick, merkt man erst spät, wie wichtig auch solche für die Gesellschaft oder für den Kindergarten sind.

Lied: Großer Gott, EG 331, 1-3

Segen:

Gott, segne unsere Augen,

daß wir einander in die Augen sehen können.

Gott, segne unsere Ohren,

daß wir uns gegenseitig zuhören können.

Gott, segne unseren Mund,

daß wir Worte füreinander finden, die nicht weh tun.

Gott, segne unser Herz,

daß wir Liebe spüren und Liebe geben können.

Gott, segne unsere Hände,

daß wir sie anderen reichen können. Amen.

Woche des Lebens

3.7. 2000

Heilig Geist

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 437, 1-4

Die helle Sonn

Votum:

Wir feiern diesen Gottesdienst

im Namen Gottes, Quelle unseres Lebens,

im Namen Jesu Christi, in ihm ist Gott uns nahe;

im Namen des Heiligen Geistes,

der Kraft, die uns belebt und bewegt.

Psalm: 36 Nr. 719

Gebet:

Guter Gott,

du rufst uns alle zu dir als deine Kinder,

so unterschiedlich wir auch sein mögen.

Du hast ein großes Herz für unsere Eigenheiten, unseren Glauben zu leben.

Wir bitten dich, dass auch wir uns untereinander mit der Liebe und der Geduld begegnen können, mit der du uns begegnest.

Schenke uns Gelassenheit und Toleranz, Interesse und Wohlwollen im Umgang miteinander.

Lass uns zu einer Gemeinschaft werden, in der sich unterschiedliche Auffassungen und unterschiedliche Glaubenspraktiken nicht ausschließen, sondern ergänzen und bereichern.

Zeige uns den Weg zum Leben in einer Gemeinschaft, in der alle zusammenfinden, um dich zu preisen. Das bitten wir dich im Namen Jesu Christi durch die Kraft deines Geistes. Amen.

Lied: EG 295, 1-4

Wohl denen, die da wandeln

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Am Wochenende wurde die „Woche für das Leben“ eröffnet. Bei uns eher unbeachtet, kann sie doch Anlaß sein, über wesentliche ethische Fragen unserer Gesellschaft nachzudenken. Zum zehnten Mal wird die Woche für das Leben durchgeführt. Evangelische und katholische Christen engagieren sich hier für einen umfassenden Lebensschutz.

In besonderer Weise soll der Blick auf die Grundlagen und Bedingungen unseres Lebens gelenkt werden. Das Leben des Menschen ist von ständiger Entwicklung und Veränderung bestimmt. So sehr sich der Mensch jedoch verändert und entfaltet, so sehr er geprägt sein mag von Veranlagung oder äußeren Umständen – in jedem Stadium seiner Entwicklung und in allen Augenblicken seines Daseins ist er in Gottes Augen ein ganzer Mensch. Ob wir in das Gesicht eines neugeborenen Kindes blicken oder in das eines Sterbenden, es ist immer „Leben als Gottes Bild“ (so auch das diesjährige Motto). Hierzu sagte der EKD-Ratsvorsitzende: „Wenn wir unterstreichen, dass menschliches Leben als Gottes Bild gesehen werden muß, dann wenden wir uns damit auch gegen Menschenbilder, die Menschen als anonyme Nummern als Kostenfaktoren, als Manövriermasse verstehen“.

Gott ist ein Freund des Lebens. In Jesus Christus findet der Mensch das gottgewollte Bild des Menschen. Christen wissen, dass das Leben eine Gabe Gottes ist. Deshalb treten sie für das Leben ein. Sie stellen sich den Herausforderungen ihrer Zeit und mischen sich ein in den Diskurs von Medizinern und Humangenetikern, um das Recht des Menschen auf Leben von Anfang an bis zum Augenblick des Todes zu schützen.

Ist etwas technisch möglich, erzeugt es Erwartungen, ja vielleicht einen Anspruch, diese Technik dann auch zu nutzen. Wenn Millionenbeträge für bestimmte Forschungszwecke investiert werden, ist dies mit der Erwartung verknüpft, dass solche Investitionen sich doch irgendwie auszahlen müssen. Wenn bestimmte Techniken, Institute und Maschinen eingerichtet sind, wird erwartet, dass sie auch gebraucht werden. Es besteht dann die Möglichkeit, dass nicht mehr aus wirklich empfundener Not heraus gehandelt wird, sondern aufgrund von technischen Möglichkeiten oder Zwängen. Die freien Taten von gestern setzen heute und morgen unter Druck. Die radikale Nutzung von technischer Macht kann umschlagen in die Erfahrung der Abhängigkeit von den Folgen von Erbfolgen.

Angesichts dieser Situation fragen wir: Dürfen wir, was wir können? Als Christen sehen wir die Aufgabe, menschlicher Macht eine Grenze zu setzen. Fehlt die Anerkennung Gottes, der ein gemeinsames Gegenüber aller Menschen ist, wächst die Gefahr, dass die Menschen in Wertvolle und weniger Wertvolle, in Mächtige und weniger Mächtige aufgeteilt werden, statt dass sie in ihrer unterschiedlichen Bedürftigkeit auf ihr Miteinander hingewiesen werden. Der Schöpfer als Gegenüber stiftet jedoch Gemeinsamkeit und Verbundenheit zwischen den Menschen. Gott der Schöpfer bindet auch die Generationen zusammen, so dass die gegenwärtige Generation nicht auf Kosten der zukünftigen leben sollte.

In einer Reihe von geistes- und naturwissenschaftlichen Denkmodellen beobachten wir – wie schon erwähnt – gegenwärtig die Tendenz, sogar für geplante, zielgerichtete genetische Veränderungen von Menschen Akzeptanz zu schaffen. Wo dies geschieht, wird das menschliche Leben zum Objekt von Planern, die ihr eigenes, ideologisches und problematisches Bild vom „besseren“ Menschen durchsetzen wollen.

In unserer technischen Zivilisation entstehen oft auch aus vermeintlich guter Absicht und mit zumindest wohlklingenden Begründungen bedenkliche Entwicklungen. So etwa, wenn menschliches Leben außerhalb des Mutterleibes erzeugt und technisch verwertet werden soll. Die Erzeugung menschlichen Lebens führt dann nicht zu einer Schwangerschaft und zur Geburt eines Kindes, sondern dient medizinischen Forschungszwecken.

Solche „Verzweckung“ menschlichen Lebens ist aber unter allen Umständen abzulehnen. Der gute Zweck, bessere Behandlungsmöglichkeiten für Kranke zu erkunden, rechtfertigt nicht jedes Mittel. Die Bewahrung und der Schutz der Würde des Menschen kann es im Gegenteil notwendig machen, über bestimmte Forschungsvorhaben und Behandlungsmöglichkeiten sehr kritisch nachzudenken und verstärkt nach Alternativen zu suchen. Vor allem ist es geboten, sich in mitmenschlicher Hinsicht für Kranke, Hilfsbedürftige und Sterbende einzusetzen. In den letzten Jahren haben sich zum Beispiel in der Hospizbewegung zahlreiche Menschen für eine solche Mitmenschlichkeit engagiert.

Eine solche Einstellung lebt von der Voraussetzung, dass auch kranke und behinderte Menschen als Gottes Ebenbild zu achten und wertzuschätzen sind.

<div>Die christliche Ethik gibt „keine technischen Lösungen und konkreten Handlungsanweisungen,“ heißt es im Gemeinsames Wort der Kirchen zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland, „sondern vermittelt Perspektiven, Wertorientierungen, Urteils- und Handlungskriterien. Sie hat sowohl eine prophetisch-kritische wie eine ermutigende, versöhnende und heilende Funktion.“ (Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit.. 1997. Ziff. 102) </div>

Lied: EG 584, 1-4

Meine engen Grenzen

Mitteilungen

Gebet:

Gott, schenke uns behütetes Leben

Gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns

Und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

Im Umgang mit schwierigen Menschen;

Um ein gutes Gedächtnis für die sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

Und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt,

denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Laß uns freundlich zu den Menschen werden.

Laß uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG

Macht

Bathseba

24.1. 2000 Heilig Geist

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

für den politisch Interessierten sind diese Tage spannend. Man schaltet am Abend das Radio an und fragt sich, was denn nun wieder ans Tageslicht befördert wurde. Da werden Gesetze gebrochen, da wird von einst Mächtigen gelogen oder es wird einfach geschwiegen, was auch nicht viel besser ist als lügen. Offenbar ist Macht eine Droge von der man schlecht runter kommt. In einem Interview für das Evangelische Frankfurt sagte mir Jean Claude Diallo, dass es in seiner Heimat ein Sprichwort hierfür gebe. Man sage:

Gib einem Manne Macht, der sie nie erwartet habe, dann wird er verrückt. Nimm einem Mann, der immer Macht hatte, die Macht, dann wird er auch verrückt. Der Virus des Herrschens und des besitzen-Wollens scheint dem menschlichen Wesen eigen.

Die jüdische Tradition kennt solches Verhalten. Drastisch beschreibt sie die Schattenseiten von König David. Im 2. Buch Samuel lesen wir: 2 – 6

Wenig später wird berichtet, wie David seine Intrige spinnt:

13 – 15

Diese Überlieferung ist eine der ältesten Kriminalgeschichten der Menschheit. Es geht um Begierde, um gnadenlose Machtausübung und um Mord. Motive und menschliche Schwächen, die in jedem Kriminalroman unserer Tage vorkommen. David setzt seine Macht gegenüber Batseba ein. Der Streit der Exegeten, ob es sich um eine Vergewaltigung handelte, ist angesichts der Gewalt königlicher Allmacht fast vernachlässigbar. Der König nimmt sich die, die er sieht. Gegen den König lehnt sich niemand auf, hat sich niemand aufzulehnen. Auch nicht, als er einen infamen Mordplan ausheckt und umsetzt. Auch in der weiteren Geschichte des Königshauses werden Frauen benutzt und ausgebeutet.

Zurück zu unserem Bezug, dem Machtmißbrauch. Er ist in einer demokratischen Gesellschaft immer auch eine Möglichkeit. Überall dort, wo Menschen wirken, besteht auch die Gefahr, daß sie ihre Kompetenzen mißbrauchen oder Vorschriften umgehen. Auch Kirche ist davor nicht geschützt. Der Betrugsfall des vergangenen Jahres bei uns, die Vorgänge im diakonischen Werk oder auch die Vorgänge in der evangelischen Kirche von München zeugen von der Anfälligkeit des Menschen.

Helfen kann hier nur ein gesundes Maß an Kontrolle und eine Ausrichtung des Lebens an die christlichen Gebote. Bei allem Entsetzen über das Ausmaß der Geldverschiebung in der Christlich Demokratischen Union bleibt doch auch eine Gewißheit. Die Medien sind wachsam genug, dass sie solche Ungeheuerlichkeiten ans Tageslicht befördern. Da hilft dann kein Schweigen und Leugnen. Wenn die Kontrolle innerhalb der Partei versagt, so funktioniert sie doch im öffentlichen Raum. Dies unterscheidet – gottlob – unsere demokratische Gesellschaft von der Monarchie eines Königs Davids. Unsere Staatsformen haben sich weiterentwickelt, doch der Mensch ist in seiner Sündhaftigkeit der Gleiche geblieben. Die Bibel erzählt vom ständigen Kampf des Menschen mit solchen Versuchungen. Sie benennt und brandmarkt aber auch Sünde als Sünde. Wir Menschen können uns in aller Freiheit entscheiden. Glaube kann uns die Kraft geben, solchen Versuchungen – ob im Großen oder Kleinen – nicht zu unterliegen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Es kommt ein Schiff geladen

2. Advent, 5. 12. 99

Pfarrerin Marion Eimuth

gelesen von Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Gemeinde: Eingangslied: EG 12, 1 + 2

Votum:

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie herzlich zu diesem Adventsgottesdienst.

Ich stehe hier in Vertretung für meine Frau. Der Arzt riet hier dringend dazu diesen Gottesdienst nicht zu halten. Sie leidet an einer Kelhkopfentzündung. So darf ich hier das vollenden, was sie vorbereitet hat.

Wir sind mitten drin in einer Zeit der Vorbereitung und der Erwartung: Weihnachten steht vor der Tür.

Wir warten darauf, die frohe Botschaft wieder zu hören vom Kommen Gottes zu den Menschen.

Und vielleicht erwarten wir noch mehr, – nämlich daß etwas spürbar wird von seinem Dasein mitten unter uns. Daß etwas spürbar wird von seiner Liebe, von seiner heilsamen Zuwendung.

Und wir feiern unseren Gottesdienst, wie alle unsere Gottesdienste im Namen Gottes, im Namen Jesu Christi und im Namen des Heiligen Geistes. Amen

Pfarrerin: Psalm 80:

Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;

lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir.

Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe!

Erscheine, der du thronst über den Cherubin,

vor Ephraim, Benjamin und Manasse!

Erwecke deine Kraft und komm uns zur Hilfe!

Gott Zebaoth, tröste uns wieder;

lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir.

Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen,

während dein Volk zu dir betet?

Du speisest sie mit Tränenbrot

und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.

Du lässt unsere Nachbarn sich um uns streiten,

und unsere Feinde verspotten uns.

Herr, Gott Zebaoth, wende dich doch!

Schaue vom Himmel und sieh darein,

nimm dich dieses Weinstocks an!

So wollen wir nicht von dir weichen.

Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.

Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;

lass leuchten dein Antlitz, so genesen wir.

Kommt, laßt uns anbeten:

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn..

Pfarrerin: Sündenbekenntnis:

Das Warten fällt uns schwer, Gott

wir sind ungeduldig,

haben zu wenig Zeit,

für andere und für uns selbst,

auch für dich haben wir zu wenig Zeit.

Lieber lenken wir uns ab,

stürzen uns in Arbeit oder Zerstreuung,

machen uns etwas vor

und können es nur schwer aushalten,

wenn etwas Zeit braucht

oder nicht nach unserem Kopf geht.

So bitten wir:

„Herr, erbarme dich!“

Gemeinde: Herre, Gott, erbarme dich,

Christe, erbarme dich,

Herre Gott, erbarme dich!

Pfarrerin: Gandenwort:

Mitten in unserem Leben willst du neues Leben stiften.

Mitten in dieser Welt schenkst du uns Zeichen deiner neuen Welt.

Gerechtigkeit und Frieden sind deine Spuren,

an denen wir erkennen können, wie du es mit uns meinst.

Dein Geist will uns beflügeln, wenn wir mutlos sind.

Gott, dir sei’s gedankt. Dich loben wir und rufen:

„Ehre sei Gott in der Höhe!“

Gemeinde: Allein Gott in der Höh sei Ehr

und Dank für seine Gnade, darum daß nun

und nimmermehr uns rühren kann kein

Schade. Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;

nun ist groß Fried ohn Unterlaß, all Fehd

hat nun ein Ende.

Pfarrerin: Gebet

Ich möchte den Mut zur Freude haben, Gott

in dieser Zeit der Vorbereitungen,

den Mut zur Freundlichkeit inmitten von Hetze und Erschöpfung,

den Mut zum Lächeln angesichts von Sorgen und Enttäuschung,

ja, den Mut, der oftmals bedrückende Realität

befreit und hoffnungsfroh ins Gesicht zu lachen!

Denn ich weiß:

Du kommst, Gott,

und deine Verheißung erfüllst du gewiß.

Eine tiefe Freude erfüllt mein Herz

und beseelt meinen Alltag.

Komm, Gott, und gib mir den Mut,

diese Freude groß werden zu lassen!

Amen.

Pfarrerin: 1. Schriftlesung:

Jesaja 63, 15-19 und 64, 1-3

So schau nun vom Himmel und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung! Wo ist nun dein Eifer und deine Macht? Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.

Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht. Du, Herr, bist unser Vater; „Unser Erlöser“, das ist von alters her dein Name.

Warum läßt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, daß wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind!

Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben, unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.

Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest, wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.

Ach daß du den Himmel zerrissest und führest herab, daß die Berge vor dir zerflössen,

wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht, daß dein Name kundwürde unter deinen Feinden und die Völker vor dir zittern müßten, wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten – und führest herab, daß die Berge vor dir erflössen! –

und das man von alters her nicht vernommen hat. Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen einen Gott außer dir, der so wohl tut denen, die auf ihn harren.

Halleluja

Gemeinde: Halleluja, Halleluja, Halleluja

Gemeinde: Lied, 6, 1-5

Pfarrerin: 2. Schriftlesung:

Lukas 21, 25-33

Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres,

und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.

Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.

Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an:

wenn sie jetzt ausschlagen und ihre seht es, so wißt ihr selber, daß jetzt der Sommer nahe ist.

So auch ihr: wenn ihr seht, daß dies alles geschieht, so wißt, daß das Reich Gottes nahe ist.

Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.

Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.

„Ehre sei dir Herr!“

Gemeinde: Lob sei dir o Christe!

Pfarrerin und Gemeinde:

Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unsers Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige, christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeinde: Lied 7, 1-3

Pfarrerin: Preidigt:

Liebe Gemeinde!

Unser heutiger Predigttext steht im Gesangbuch. Er ist ein Lied. Bevor wir selbst dieses Lied singen, wollen wir auf seine Melodie hören – auf jene jahrhundertealte Weise, die uns allen so vertraut ist – die sich so wunderbar entfaltet aus der Tiefe zur Höhe – und die dann wieder zurückschwingt zum Grund – wie eine Blüte, die sich öffnet und wieder schließt.

(Melodie wird gespielt)

Ich habe gesagt, daß diese Weise uns vertraut ist – vielleicht von Kind an. Aber ist sie uns nicht zugleich auch fremd? Fremd in unserer Welt, die ja nach Meinung unserer Werbefachleute und unserer Medien eine stets dynamische, aktive, leistungsbezogene, stets jugendliche und immer moderne Welt ist oder sein sollte? Vertraut und doch fremd ist diese Weise;

denn es geht von ihr eine große Ruhe aus – obwohl sie ganz bewegt ist und obwohl eine große Spannung in ihr wirkt. In diesen Tönen verbindet sich eine Art von Erwartung, die sich in weiterem Bogen nach oben ausrichtet, mit einer Gelassenheit, die Frieden und Stille ausströmt.

Stille. Das Erste, was unser Predigttext uns sagt, zunächst ohne Worte, nur mit Hilfe dieser alten Melodie, ist dies: Stille tut wohl. Wir brauchen Stille, wenn wir Menschen bleiben wollen. Wir brauchen sie so nötig wie das tägliche Brot. Zunächst hat das noch gar nichts mit Glauben oder mit Kirche zu tun, sondern „nur“ mit Mensch-Sein. Mensch-Sein heißt: hören können.

Es gibt heute eine Umweltverschmutzung der Seele durch Lärm. Vor lauter Worten, Klängen, Slogans und Sprüchen hören wir nichts mehr. Vor lauter Unterhaltung und Betrieb vergessen wir, wie das ist, wenn das Herz aufatmet. In unserem Gemeindehaus suchen ja auch jeden Mittwoch ein Dutzend Menschen in der Meditation Stille. Kämpfen um Stille – das scheint mir heute eine Aufgabe zu sein für uns. Jesus hat sie gesucht – immer wieder. Jeder braucht das Atemholen der Seele: der Einzelne, die Gemeinde, die Kirche – jeder, der Mensch bleiben will.

Das ist das Erste.

(Die Gemeinde singt die ersten drei Strophen. Ansagen!) Lied-Nr. 8, 1-3:

Das Schiff. Ein uraltes Bild – schon bei den Ägyptern als Symbol verwendet: im Allerheiligsten des Tempels zu Heliopolis stand die Barke des Sonnengottes. Im 14. Jahrhundert verwendet ein Dichter – es sprechen gute Gründe dafür, daß es der Mystiker Johannes Tauler war – dieses Bild für Maria. Sie ist „das Schiff“, sie ist es, die „des Vaters ewigs Wort“ trägt. Zunächst ist dieser Vergleich für uns vielleicht überraschend. Wir wollen ein wenig bei dem Bild vom Schiff verweilen.

Wer schon einmal gesehen hat, wie ein Schiff ankommt – ein Segelschiff – der weiß: am Horizont taucht es auf, es nähert sich, langsam, lautlos, faszinierend. Freude kommt auf, Erwartung. Spannend der Augenblick der Ankunft: ein Ruck – ein Stoß – der Anker wird ausgeworfen. Es ist da. Es ist „am Land“ – es berührt eine andere Dimension: Boden – Erde – Land. Das Schiff berührt das Land- und doch gehört es in die Dimension von Wasser, Weite, fernem Horizont. Getrieben ans Land wird das Schiff von einer unsichtbaren Kraft, deren Wirkung deutlich spürbar ist: vom Wind. Und es trägt eine Last, deren Ursprung woanders liegt als auf dem Land, das das Schiff nun berührt.

So ist es mit dem Wort Gottes: auf dieser Welt erklingt es – aber es ist nicht von dieser Welt. Wir nehmen es in den Mund – auch wenn wir dieses Lied singen – aber es ist nicht unser Wort – kein Mensch hat es erfunden. Luther konnte sagen, daß es Lieder gebe, die der Heilige Geist gemacht habe. Es war nicht Hochmut, der ihn so reden ließ. Es war Demut – Staunen darüber, daß es das gibt: Worte, die Menschen sagen und singen und aufschreiben und die doch zugleich größer sind als eines Menschen Herz.

Und wie mit dem Wort Gottes, so ist es auch mit dem Sohn. Er geht über diese Erde. Er kennt Hunger und Durst, Einsamkeit und Tränen, Angst und Verratenwerden – wie wir alle auch – ein Mensch wie wir, die wir hier in der Kirche sitzen, und doch ganz anders als wir – fremd.

Ist er uns nicht sehr fremd?

Paßte er hier zu uns? Wenn er sich hier in der Stadt, im Nordend ansiedelte – würde er vielleicht ein wenig stören? Wenn wir unser Geld aufs Sparbuch bringen? Oder wenn wir dem Nachbarn begegnen, mit dem wir kein Wort mehr sprechen? – Was könnten wir mit ihm anfangen?

Das ist das Zweite:

Der Sohn ist nicht von dieser Welt. Er paßt nicht in diese Welt. Aber er kommt in sie hinein. Für uns. Und Maria ist es, die ihn „auf die Welt“ gebracht hat.

(Melodie noch einmal spielen. Danach spricht eine Einzelstimme die Verse 4-6)

Bethlehem: der Berührungspunkt von Wasser und Land – von Himmel und Erde – von Höhe und Tiefe – von Gotteslob und menschlicher Verlorenheit. In diesem Lied sind Advent und Weihnachten ganz nah beieinander – ja, ineinander: der Sohn „kommt“. Und er kommt immer heute.

Dieses alte Lied lädt uns ein, über die Schwelle des Stalls von Bethlehem zu treten und ganz nah an die Krippe zum Kind zu gehen.

Man kann die Krippe auch von einem angenehmen Ort außerhalb des Stalls betrachten: sozusagen in seinem Wohnzimmer oder in einer schönen Kirche sitzen und durch das Fenster über den Hinterhof zum Stall schauen. Die Tür steht offen, und man sieht Engel, Kripp, Stern, Hirten, Weise, Ochs und Esel und das ganze Weihnachtszubehör. Und man singt schöne Lieder und freut sich am süßen Kind und seiner schönen Mutter. Ein Idyll. Eine ganze Weihnachtsindustrie lebt von diesem Idyll und von der Anfälligkeit unserer Seele für das Idyll.

Aber wenn man sich aufmacht, hinaus aus dem Wohnzimmer oder der Kirche über den Hinterhof zum Stall geht und über die Schwelle tritt: da ist kein Idyll. Da ist es eiskalt. Weil keiner dieses Kind will. Es ist kein Wunschkind. Es kommt uns nicht gelegen. Es ist nicht geplant.

Dieses Kind liegt auf Stroh – und die Strohhalme sind, wie es ein altes Weihnachtsbild von Hieronymus Bosch zeigt, kreuzförmig angeordnet. Dreißig Jahre später folgt Golgatha. … „Gibt sich für uns verloren…“

Dieses Kind, dieser Mensch Jesus von Nazareth, der den Weg aus der Höhe in die Tiefe gegangen ist, wartet auf Menschen, die seinen Weg mitgehen. Es ist der Weg des Leidens, des Schmerzes, des Todes: ..“mit ihm“…

Dieses Kind fragt, ob wir nicht bereit sind, „mit ihm“ zu gehen: aus der Höhe in die Tiefe.

Es ist kein glatter Weg – und er ist auch nicht für jedermann gedacht. Die meisten lieben breite und wohlbekannte Wege, auf denen sie mit vielen anderen gehen. Wir haben darüber nicht zu urteilen. Es wird wohl auch so bleiben bis ans Ende der Welt.

Aber das Kind, das für alle Menschen gekommen ist – und das darauf achten wird, daß kein einziger für ewig verloren geht – sucht ein paar Leute, die „mit ihm“ auf einem schmalen, mühseligen Weg gehen, auf dem Weg der Hingabe und des Opfers.

Es sucht Leute, die nicht zuerst fragen: was bringt das mir? – sondern: was bringt es dem Menschen neben mir? Es sucht Leute, die nicht zuerst darauf achten, daß sie bekommen, was ihnen zusteht, sondern darauf, ob der Mensch neben ihnen sein Recht bekommt. Solche Leute sind keine Asketen und keine Moralisten. Sie haben das Kind lieb: Unser Lied spricht ja von „umfange“ und „küssen“, und das ist die Sprache der Liebe. Menschen, die das Kind liebhaben, haben ein weites Herz, einen freien Blick und einen leichten Sinn. Es sind Menschen, die „Salz“ für diese Welt sind. Salz konserviert, und Salz gibt der Speise die Würze. Jesus sucht Menschen, die dieser Welt den Geschmack der Hoffnung geben.

Ohne solche Menschen wäre diese Welt schon längst zerfallen. Und ohne solche Menschen wird sie untergehen. –

Das war das Dritte.

Und noch ein Letztes: Wer jetzt etwas betroffen fragt, ob das alles wirklich so ernsthaft sein muß und ob man das nicht für die Passionszeit aufheben könnte – der sei auf den Schluß des Liedes verwiesen: da ist vom „ewigen Leben“ die Rede. Das ist erfülltes Leben. Leuchtendes Leben. Leben für hier und heute.

Leben, das wirklich „lebendig“ ist, ist immer Leben, das sich verströmt und verschenkt. Es wird dabei nicht ärmer. Es wird reich und weit. Es hat etwas von jenem Schiff an sich, das zwar über Untiefen fährt, das aber bewegt wird von einer unsichtbaren und doch spürbaren Kraft. Der Horizont, von dem es herkommt, ist hell. Amen.

Gemeinde: Lied 8, 4-6

Pfarrerin: Abkündigungen

Gemeinde: Lied 13, 1-3 und Kollekte

Pfarrerin: Fürbittengebet

Du, Gott des Lebens,

nach deinem Willen bringen wir Dank und Fürbitte vor dich

für die Menschen, die uns am Herzen liegen

ebenso wie für die Menschen, die uns das Leben schwer machen.

Wir beten für die vielen Menschen,

die sich einsam und verlassen fühlen,

denen ein offenes Ohr fehlt,

die Menschen suchen, die sie verstehen und lieben.

Hilf du, daß wir nicht achtlos aneinander vorübergehen.

Wir bitten dich für alle Menschen,

die auf der Suche sind nach dir.

Lass sie neue Hoffnung schöpfen

und Worte der Zuversicht für ihr Leben entdecken.

Wir verbinden uns mit allen,

die an ihrer Ohnmacht leiden,

mit den schwerkranken Menschen,

und denen, die ihnen nicht helfen können,

mit den Menschen, die gegen Haß und Ungerechtigkeit kämpfen und die nichts ausrichten können.

Wir bitten dich für die mächtigen, die gefürchteten und die gehaßten Menschen unserer Erde.

Hilf ihnen zu erkennen, wenn sie auf dem falschen Weg sind, und stelle ihnen andere gegenüber,

die Haß in Liebe verwandeln,

Gewalt in gegenseitige Achtung

und Angst in Zuversicht.

Wir bitten dich, der du Hüter über Leben und Tod bist, sei du bei denen, die um die Verstorbene Frieda Heß trauern.

Tröste die Hinterbliebenen.

Laß sie Kraft gewinnen aus dem Glauben,

daß auch der Tod uns durch deine Liebe

nicht trennen kann.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Orgelnachspiel

Heilung

Liebe Gemeinde,

in diesem Augenblick predigen in zahlreichen Frankfurter Kirchen Männer und Frauen, die ihren Dienst sonst nicht in der Gemeinde versehen. Es sind Menschen, die sogenannte Funktionsstellen begleiten. Es sind Menschen, die spezielle Aufgaben in der christlichen Gemeinschaft übernommen, die eine einzelne Gemeinde so nicht übernehmen kann. Aus der Einsicht, dass es neben der Gemeinde auch in der Kirche eine städtische Ebene geben muß, wurde mit der Aufteilung der einen Frankfurter Kirche sofort auch der Verband dieser Gemeinden gegründet. Fast auf den Tag genau vor einhundert Jahren begründeten sie den Verbund der evangelischen Kirche, der mal eigene Landeskirche, mal Gemeindeverband war und heute eben Evangelischer Regionalverband ist.

Die Geschichte dieses Verbandes ist – so eine Frankfurter Tageszeitung – eine Erfolgsstory. Vor einhundert Jahren war die Notwendigkeit der Aufteilung der Frankfurter Kirchengemeinden aufgrund des explosionsartigen Wachstums notwendig. Aus der einen Frankfurter Gemeinde wurden sechs: Tortenstückartig wurden diese um die Innenstadtkirchen geplant. Es entstanden die Weißfrauengemeinde, die Paulsgemeinde, die Katharinengemeinde, die Petersgemeinde, die Nikolaigemeinde und in Sachsenhausen die Dreikönigsgemeinde.

Das Wachstum der Gemeinden ging unvermindert mit dem Bevölkerungswachstum weiter. Und der Verband konnte aufgrund seiner Finanzstärke diesen Gemeinden Kirchen bauen. Auch nach dem zweiten Weltkrieg war wieder Bauen und Bevölkerungswachstum angesagt. Schließlich wuchs der Evangelische Regionalverband auf 73 Kirchengemeinden.

Doch die Zeiten des Mitgliederwachstums sind vorbei. Und wieder leistet der Verband und seine Mitglieder, die Kirchengemeinden, eine ungeheure Anpassungsleistung. In den letzten drei Jahren sank – dank einiger Fusionen – die Zahl der Kirchengemeinden auf 62. Und sie alle erleben ja auch, wie schmerzlich solche Anpassungsprozesse sind. Die Reduzierung, die Beschränkung auf das Wesentliche, die Abgabe von Räumen, dies alles fällt uns schwer.

Deshalb kann man auch nicht vom Ende der Erfolgsstory – wie es eben jene Frankfurter Zeitung im gleichen Artikel tat – sprechen. Ich halte es im Gegenteil für eine wesentliche Leistung des Evangelischen Regionalverbandes solche Anpassung an veränderte Lebensbedingungen immer und immer wieder zu vollbringen. So werden wir etwa in der gesamten Evangelischen Kirche in Deutschland darum beneidet, daß die Regionalversammlung, also unser Frankfurter Kirchenparlament in dem auch ihr Vertreter sitzt, eine Prioritätenliste verabschiedet hat. Diese Liste legt eine Rangfolge der einzelnen Arbeitsbereiche fest. So wurde in den letzten Jahren eben nicht nach dem Rasenmäherprinzip gespart. Es wurde nicht überall einfach etwas weg genommen. Vielmehr wurde darüber nachgedacht, was uns wirklich wichtig ist, was unverzichtbar ist. Diese Arbeitsbereiche werden weiterhin ausreichend mit Mitteln ausgestattet. Eine solche Entscheidung erfordert Mut, Sachkenntnis und den Willen nach Eindeutigkeit.

Sie sehen, ich muß dem Eindruck, hier gehe eine Erfolgsstory zu Ende, heftig widersprechen. Die Anpassung an die Verhältnisse wird auch in Zeiten der Reduzierung und der Beschränkung in der Selbstverwaltung der Frankfurter Kirchengemeinden gelingen.

Aber eigentlich ist dieses ja nur ein kleiner Widerspruch gegen die Aussage der Zeitung, hier gehe eine Erfolgsstory zu Ende. Schließlich ist dieser Verband ja nicht Selbstzweck, sondern er will dazu dienen, dass das Evangelium verbreitet wird. Verbreitet in Wort und Tat. Schließlich sind wir ja nicht einfach ein humanitärer Verein, sondern Kirche. Die eigentliche Erfolgsstory ist doch im Neuen Testament überliefert. Seit 2.000 Jahren machen sich Menschen auf, um diesem Jesus von Nazareth zu folgen.

Es sind auch die Heilungs- und Wundergeschichten, die die Kraft des Glaubens bezeugen. Eine dieser Überlieferungen findet sich im Markusevangelium. Ich lese die Verse 17 bis 27:

Markus schildert hier die Heilung eines an Epilepsie erkrankten Jungen. Glaube ermöglicht Wunder und Heilung. Es sind eben dem alle Dinge möglich, der da glaubt. Eine Erfahrung, die die moderne Medizin lange verdrängte. Inzwischen wissen viele Mediziner, dass Heilung immer auch die Heilung der Seele einschließt.

Alle Dinge sind möglich, dem der glaubt! Für uns ist eine solche Aussage ein Gegensatz zum Wissen, zur Wissenschaftlichkeit. Glauben heißt nicht Wissen, behauptet der Volksmund. Wissen, das ist nachprüfbare Naturwissenschaft. Wir unterscheiden zwischen Glauben und Wissen.

Die Bibel setzt diesem Bild eine andere Erfahrung entgegen. Mit Glaube ist das Ver- und das Zutrauen zu Gott gemeint. Gottvertrauen ist immer bezogen auf alle Lebensbereiche des Menschen. Gottvertrauen auch in der Krankheit, eine wahrlich schwere Aufgabe. Und doch berichtet die Bibel immer wieder von Menschen, die mit dieser Glaubensgewißheit leben. Wer glaubt, der schaut mit anderen Augen in die Welt. Gläubige akzeptieren, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die nicht zu erklären sind, die sich menschlichem Wissen entziehen.

Das Wunder Jesu am besessenen Kind will uns die Augen für die Größe und die Kraft des Glaubens veranschaulichen.

Glaube kann Heil machen und – er kann gesund erhalten. Regelmäßige Kirchgänger – so eine amerikanische Untersuchung – sind geistig frischer, deutlich gesünder und weniger depressiv als ihre Altersgenossen.

Doch mit dieser Glaubenserfahrung wird auch viel Schindluder getrieben. Gott heilt nicht auf Bestellung. Göttliche Heilung kann weder von einem Arzt noch von Gemeindeleitern verordnet werden. Sie gibt es nicht auf Rezept. Die Überlieferung aus dem Markusevangelium ist eben keine Anleitung zu einem Heilungsautomatismus.

Dies müssen wir auch jenen Freundinnen und Freunden vom Christlichen Zentrum hier im Gewerbegebiet Richtung Fechenheim beheimatet, sagen. Dort wirkt ja quasi auf Bestellung und am Fließband der Heilige Geist. Beim sogenannten Toronto-Segen fallen die Menschen regelrecht um. Sogenannte Gebetsfänger fangen sie auf, um sie sanft zu Boden gleiten zu lassen. Dort liegen sie einige Minuten, zucken, lachen. Sie sind außer sich. Es wird behauptet, sie würden im Geiste ruhen. Doch, so meine ich, der Heilige Geist kann dies nicht sein. Denn der Heilige Geist ist nicht verfügbar. Er entzieht sich menschlicher Verfügungsgewalt. Der Heilige Geist läßt sich eben sicht einfach einspannen.

Das Phänomen im christlichen Zentrum ist einfach zu deuten. Es ist eine Ekstase, die sich aufgrund der Erwartungshaltung einstellt. Das Phänomen ist alt und kann bei vielen Religionen beobachtet werden. Und nicht nur dort. Erinnern sie sich noch wie bei den Auftritten der Beatles die kreisschenden Fans in Ohnmacht fielen? Heute heißen die Popgruppen anders, aber die Mädchen fallen ebenso in Ohnmacht wie ihre Mütter und Großmütter.

Aber zurück zu unserem Wunder im Markusevangelium. Hier wird auch von einem ausfahrenden Geist erzählt. Dieser taube und sprachlose Geist solle ausfahren, gebietet Jesus. Krankheit wurde in jener Zeit immer als Zeichen für einen Dämon gesehen. Anders konnten sich die Menschen damals solche Krankheiten nicht erklären.

Diese und andere Stellen dienen fundamentalistischen Gruppen zur Legitimation von Teufelsaustreibungen. Keine Frage, der Mensch kann wahrhaft von einem Geist des Bösen besetzt sein. Doch halte ich es für anmaßend, wenn Menschen solche Geister erkennen und austreiben wollen. Leichtfertig wird abweichendes Verhalten wie Passivität, Haß, Unsicherheit als Zeichen einer Besessenheit gewertet. Und alle anderen Religionen wie Hinduismus und Buddhismus werden als Lehren der Dämonen bezeichnet. Gerade in charismatisch-fundamentalistischen Kreisen wird unter dem Deckmantel der Seelsorge Menschen viel Leid angetan. Die beiden großen christlichen Konfessionen haben aus ihrer Geschichte gelernt, aber kleine Gruppen, auch hier in Frankfurt, demütigen immer noch unter dem Vorwand der Austreibung von Dämonen Menschen.

Auch wenn es uns manchmal schwer fällt, so müssen wir doch eingestehen: Wunder sind deshalb Wunder, weil sie sich menschlicher Erklärung und menschlicher Verfügungsgewalt entziehen. Wer vorgibt, solche Wunder herbeiführen zu können, setzt sich selbst an die Stelle von Gott. Allein Gott ist es, der Wunder bewirken kann.

Liebe Gemeinde, die Bibel erzählt vom Handeln Gottes. Dieses ist die eigentliche Erfolgsstory. Der Evangelische Regionalverband hat die Aufgabe, zu helfen, diese Erfolgsstory in Wort und Tat unter die Menschen zu bringen. Dies geschieht in vielfältiger Weise. Durch Diakonie, durch das Bauen von Gebäuden, durch gesamtstädtische Vernetzung von Arbeitsfeldern und eben auch durch Öffentlichkeitsarbeit, für die ich seit zwei Jahren die Verantwortung trage, arbeiten wir alle an der Verbreitung des Evangeliums. So gesehen ist insbesondere eine gute Öffentlichkeitsarbeit Mission im besten Sinne des Wortes. Sie will überzeugen, sie will die Botschaft rüberbringen, wie man so sagt.

In den zweitausend Jahren des christlichen Glaubens waren es doch immer auch das Glaubenszeugnis, das Menschen anspornte sich mit dieser Botschaft zu beschäftigen.

Ich möchte sie hier und heute ermutigen, von ihrem Glauben zu erzählen. Machen sie doch einfach nachher beim Mittagessen Öffentlichkeitsarbeit, machen sie ihren Glauben öffentlich. Denn dieses ist in Wahrheit das Geheimnis der Erfolgsstory. Und sie wird, so unser Glaube, erst mit dem jüngsten Gericht einen Einschnitt erfahren.

Der Verbreitung des Evangeliums dient auch der Verbund der Frankfurter Kirchengemeinden und ihrer Dekanate. Und die letzten einhundert Jahre zeigen, die Stadt ist eine vernünftige und anpassungsfähige Organisationsgröße. Lassen sie uns denn auch bei allem notwendigen Streit in den nächsten Jahrzehnten gemeinsam nach Weg suchen, dem Evangelium zu dienen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Star Wars

30.8. 1999 Heilig Geist

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied:

EG 445

Gott des Himmels und der Erden

1, 2, 5

Votum: Ich begrüße Sie heute morgen herzlich mit dem Lehrtext des Tages aus Philipper 2, 15

„Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“.

Wir feuern diese Andacht im Namen Gottes, im Namen Jesu Christi und im Namen des Heiligen Geistes.

Psalm: 113 Nr. 745

Halleluja! Lobet, ihr Knechte des Herrn,

lobet den Namen des Herrn!

Gelobt sei der Name des Herrn

von nun an bis in Ewigkeit!

Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang

sei gelobet der Name des Herrn!

Der Herr ist hoch über alle Volker;

seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.

Wer ist wie der Herr, unser Gott,

im Himmel und auf Erden?

Der oben thront in der Höhe,

der herniederschaut in die Tiefe,

der den Geringen aufrichtet aus dem Staube

und erhöht den Armen aus dem Schmutz,

daß er ihn setze neben die Fürsten,

neben die Fürsten seines Volkes,

der die Unfruchtbare im Hause zu Ehren bringt,

daß sie eine fröhliche Kindermutter wird.

Halleluja!

Gebet:

Gott, du gütiger und barmherziger Vater aller Menschen, du schenkst uns deinen heiligen Geist, damit wir deinen Willen erkennen. Dafür danken wir dir und bitten dich:

Lehre uns, auf deine Güte zu vertrauen und deinen Willen zu tun, und hilf uns, unsere Freiheit füreinander und zu deiner Ehre zu gebrauchen, wo wie Jesus Christus, dein Sohn, der mit dir und deinem Heiligen Geist lebt in Ewigkeit. Amen.

Lied: EG 557, 1-3

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die Stadt war ja an diesem Wochenende im Goethetaumel. Überall Feste und Aufführungen. Der Ausruf „Möge die Macht mit Dir sein“ ist nicht von Goethe. Er ist entnommen dem Film Star-Wars.

Nach achtzehn Jahren können wir nun erfahren wie alles begann. „Star Wars – Episode 1 – Die dunkle Bedrohung“ ist das Kinoereignis des Jahres. Die Handlung banal, die Technik genial, der Sound allgegenwärtig und wie immer zu laut.

Und so wie man Menschen wünscht, dass Gott ihnen beistehe wird im Film der Beistand der übernatürlichen Macht beschworen: „Möge die Macht mit Dir sein!“

Gut kämpft gegen Böse. Das Muster kennt man seit David und Goliath. Gut gewinnt. Kennt man auch. Aber da ist noch jene geheimnisvolle Macht. Sie wird nicht weiter beschrieben, aber sie scheint den Lauf der Welt zu bestimmen. Wenn da nicht jener Bösewicht wäre, der diese gute Macht und ihre Machtausübung bestens kennt. Es muß so eine Art gefallener Engel, sprich Jedi-Ritter sein. Aber die Macht wird dieses mittels der Jedi-Ritter bekämpfen. Schließlich verfügen sie über paranormale Fähigkeiten, können das Laserschwert mit Gedankenkraft herbeiziehen und entwickeln durch jahrelanger Schulung übermenschliche Kräfte.

Star Wars ist hier mehr als ein modernes Märchen. Der Film greift uralte Deutungsmuster, religiöse Deutungsmuster auf. Schließlich wurden alle bedeutenden Männer von Jesus bis Sokrates nicht auf biologischem Weg empfangen. Dies gilt auch für den neuen Messias (?) Skywalker, auch wenn an dieser Stelle des Films großes Gelächter ausbricht.

Gut und Böse kämpfen einen immerwährenden Kampf. Der Gegenspieler des Göttlichen ist der Teufel und dessen Handlanger, der gefallene Engel. Solch duales Denken in den Kategorien Gut und Böse vereinfacht das Leben enorm. Es entspricht fundamentalistischem Denken. Entweder ist eine Handlung für Gott oder gegen Gott. So einfach ist es. Dabei wissen wir doch spätestens seit Karl May, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen man schuldig wird. Selbst Winnetou und Old Shatterhand wurden schuldig, wenn sie Verbrecher töten mußten, um das Leben unschuldiger Menschen zu retten. Da gibt es keinen Königsweg.

Es ist der Grundkonflikt, der sich so oft in unserem Alltag zeigt. Der ethische Imperativ ist nicht immer so einfach einzuhalten. „Du sollst nicht töten“ ist eines der wichtigsten und eindeutigsten Gebote des Christentums. Du sollst nicht töten. Klarer kann es nicht gesagt werden. Und welche Kathastrophen durch die Überschreitung dieses Gebotes aus gelöst werden, daran erinnern wir uns in dieser Woche. Am Mittwoch jährt sich zum 60. Mal der Tag des Ausbruches des 2. Weltkrieges. Klar ist und bleibt, daß Krieg nach Gottes Willen nicht sein darf.

Dies gilt auch für den Kosovo-Krieg. Er durfte nicht sein. Aber hätte es sein dürfen, dass die Welt zuschaut wie ein Volk vertrieben und hingerichtet wird. Gleich, welche Entscheidung getroffen worden wäre, die entscheidenden Personen wurden schuldig. Die Verantwortungsethik steht gelegentlich der Gesinngsethik unversöhnlich gegenüber.

Im Film Star Wars ist es wie in jedem Krimi: Das Gute wird siegen. Und die Macht, die mit einem sein soll, wird wohl das Gute sein. Sie bleibt aber im Nebulösen. Wir erfahren nur wie die Story um Skywalker begann, nicht aber wie alles anfing.

Dass diese Welt, dieser Kosmos teil von Gottes Schöpfung ist, wird im Film Star Wars nicht vermittelt. Die Mächte bleiben im Verborgenen.

Deshalb wünsche ich Ihnen für den heutigen Tag und für die neue Woche nicht, dass irgendeine Macht mit Ihnen sein möge.

Wir erbitten für die neue Woche Gottes Segen, denn er trägt auch im wirklichen Leben .

Lied: EG 322, 1-5

Mitteilungen

Gebet:

Gott,

bei dir ist die Fülle des Lebens

Hilf uns, diese Fülle auch in unserem Leben zu entdecken.

Schenke uns einen Blick für die Schönheit deiner Schöpfung, daß wir sie bestaunen und sorgsam damit umgehen.

Laß uns als eine Gemeinschaft leben, die einander schützt und stärkt.

Laß uns Bilder der Hoffnung wecken,

wo sich Resignation ausbreitet.

Aber hilf uns auch, der Realität standzuhalten,

daß wir uns nicht in Scheinwelten flüchten.

Gott des Himmels und der Erde,

laß dich finden mitten unter uns!

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 322, 6 + 7