Die Bergpredigt ist Konkretion der Liebe

Die Bergpredigt

11.3.1999

Einer der bekanntesten und wichtigsten Texte des NT ist die Bergpredigt.

Für viele ist sie der Inbegriff der Botschaft Jesu und das Dokument, das den Kern des christlichen Glaubens unüberbietbar zum Ausdruck bringt. Wer sich auf sie beruft, beruft sich auf Jesus selbst und ist sich bewußt, im Geiste Jesu zu handeln.

Die Bergpredigt ist ein Text, der entscheidende Elemente der Verkündigung Jesu überliefert. Doch muß man sich klar machen, daß es sich hier nicht um eine Predigt Jesu, sondern um eine Redekomposition des Evangelisten Matthäus handelt. Eine parallele Rede findet sich bei Lukas (6, 20-49). Der Grundbestand der Bergpredigt/Feldrede stammt aus der Spruchquelle. Mt hat diesen zu einem großen Redekomplex ausgebaut.

An verschiedenen Stellen muß man damit rechnen, daß Mt die Worte Jesu auch inhaltlich verändert wiedergibt. Z.B. Bei Lukas werden die Armen wie andere Gruppen von Leidenden und Benachteiligten unmittelbar angesprochen („Ihr“); Matthäus spricht von „Armen im Geiste“ und formuliert allgemein: „Selig sind dienjenigen, die…“.

Die Forderungen, die Jesus in der Bergpredigt erhebt, kennzeichnet eine nicht überbietbare Radikalität.

Schon früh hat sich in der Kirchengeschichte die Frage der Erfüllbarkeit der Bergpredigt erhoben.

Eher die Randgruppen haben sich entschieden auf die Bergpredigt berufen. Die Mönchsorden des Mittelalters, die sog. Täufer in der Zeit der Reformation, Freikirchen wie etwa die Quäker oder die Mennoniten.

Bereits in urchristlicher Zeit ist die Problematik der Bergpredigt sichtbar in einer Schrift aus dem ersten Jahrhundert, der Didache, dort heißt es: „Wenn du das ganze Joch des Herrn tragen kannst, wirst du vollkommen sein; kannst du das aber nicht, dann halte, was du kannst“. Nicht alle Gemeindeglieder werden hier auf Jesu radikale Forderung verpflichtet, sonden die „Vollkommenen“.

Dies nun führt zum Umgang mit der Bergpredigt im Mittelalter. Die Zehn Gebote werden für allgemein verbindlich erklärt. Sie zu halten ist nötig für das Heil. Daneben gibt es aber die „Vollkommenen“, die sich an die Bergpredigt halten und damit besondere Verdienste erwerben. Zu diesen zählen z.B. die Bettelmönche, allen voran Franziskus von Assisi, dessen Leben und Lehre ganz durch die Bergpredigt bestimmt ist: Besitzverzicht, Verwirklichung von Barmherzigkeit und Demut, Feindesliebe, Frieden stiften, nicht richten, nicht sorgen.

Die böhmischen Brüder, eine Reformbewegung im Mittelalter haben sich ebenfalls ganz entschieden auf die Bergpredigt berufen. Die Bergpredigt war für sie Lebensgesetz und für alle Glieder verbindlich. Besonders hervorgehoben wurden die Gebote: Nicht zürnen, nicht begehren, sich nicht scheiden lassen, nicht schwören, dem Übel nicht widerstehen, die Feinde lieben.

Für Luther richtet sich die Bergpredigt an alle Christen. Im Zentrum seines Interesses steht die Einstellung zum irdischen Besitz, das Verhalten zum Nächsten und die Bereitschaft zum Leiden. Er war überzeugt, daß das Befolgen der Bergpredigt die Christen gleichsam zu Narren macht und in Verfolgungssituationen hineinführt. An der Verbindlichkeit der Bergpredigt macht er keine Abstiche. Dennoch wird sie für ihn zum asketischen Ideal. Er sieht mit Nüchternheit die Realitäten der Welt und nimmt sie mit ihrem Recht und ihren Ordnungen, ihren Mächten und Strukturen und ihren Gefahren ernst. Für die Christen gilt, dem Bösen zu widerstehen, mit Vernunft für Recht zu sorgen und vor Gewalt und Zerstörung zu schützen.

Im Luthertum gibt es ein Verständnis von besonderer Art. Hier wird die Frage der Erfüllbarkeit der radikalen Forderungen Jesu nicht nur verneint. In der Nicht-Erfüllbarkeit liegt vielmehr ihr eigentlicher Sinn. Durch sie soll sich der Mensch seiner Verlorenheit und Erlösungsbedürftigkeit bewußt werden. Jegliche Art menschlicher Selbstgerechtigkeit wird der Boden entzogen.

Die liberale Theologie des 19. Jahrhunderts löst das Problem ganz anders. Im Sinne eines Gesetzes sei die Bergpredigt mißverstanden. Worauf Jesus abzielt, ist die Gesinnung. Gemeint ist: Der Mensch ist bis in das innerste Wesen hinein in Anspruch genommen; mit äußerem Tun, einzelnen Taten, und seien sie noch so bewunderungswürdig, kann man dem, was Jesus fordert, nicht gerecht werden.

Albert Schweitzer (1906) hat erkannt, daß die Verkündigung Jesu durch und durch eschatologisch, d.h. durch die Nähe der Gottesherrschaft bestimmt. Die Forderungen Jesu sind nur durch die Naherwartung zu verstehen. In diesem Sinne sind die Weisungen der Bergpredigt aber „zeitgebunden“. Nachdem die Naherwartung sich nicht erfüllt hat, ist die „Zeit“ ihrer Gültigkeit vorbei. Für die Gestaltung eines christlichen Lebens in der Welt und Zeit, wie sie heute erfahren wird, können sie so nicht gelten.

Anders die Religiösen Sozialisten, sie betonen, daß es der Bergpredigt auf entschiedenes Tun ankommt. Für Leonhard Ragaz ist die Bergpredigt eine große Hilfe angesichts der desolaten Weltlage, des Zusammenbruches unserer Kultur. Für Ragaz ist die Bergpredigt revolutionär im Blick auf den Umsturz der Werte, Gesetze und Regeln, die im gesellschaftlich-politischen Leben gelten.

Für Mahatma Gandhi war sie Anstoß zu seinem Programm der Gewaltlosigkeit bzw. des gewaltlosen Kampfes gegen die Unterdrückung.

Für Martin Luther King führte das Gebot der Feindesliebe zu der Einsicht, daß nicht Haß und Gewalt den gerechten Kampf gegen die Rassentrennung mitbestimmen dürfen.

Mt 5, 17-48 Die Antithesen

Einem Gesetz des AT wird das „Ich aber sage euch“ von Jesus gegenübergestellt.

Die Antithesen beziehen sich auf Forderungen der Tora. Sie wollen diese aber nicht aufheben, sondern „erfüllen“. Matthäus denkt dabei aber nicht, oder nicht ausschließlich daran, daß Jesus die Tora „erfüllt“, indem er sie befolgt.

„Erfüllen“ bedeutet: „interpretieren“. In Jesu Interpretation gehen die Forderungen der Tora an die Wurzel menschlicher Existenz, konfrontieren sie mit dem unverstellten Willen Gottes.

Die Inhalte und Bedeutung der Bergpredigt sind Konkretionen der „Liebe“.

Ragaz:

Du sollst da Böse nicht mit seinen eigenen Mitteln bekämpfen. Du sollst nicht Unrecht mit Unrecht, Lüge mit Lüge, Gewalt mit Gewalt bekriegen. Du sollst dem Bösen nicht auf der gleichen Ebene entgegenstehen. Du sollst dich nicht an der Regel der Welt orientieren, sondern an Gott. Du sollst größer sein als das Böse. Du darfst dich nicht in dein bloßes Recht, das Rache-Recht ist, verstricken.

Jesu eigene Selbsthingabe, die uns zugute kommt.

8.3.1999, Heilig Geist

Kurt-Helmuth Eimuth

Orgelvorspiel

Eingangslied: EG 158, 1-4 O Christe, Morgensterne

Votum:

Im Psalm 25 heißt es:

„Meine Augen sehen stets auf den Herrn“, möge Gott auch uns Augen geben für seine Wunder und Ohren für sein Wort.

Wir feiern diese Andacht im Namen Gottes, im Namen Jesu Christi und im Namen des Heiligen Geistes.

Pfarrerin: Psalm – 34

Lassen Sie uns gemeinsam Psalm 34 beten

Ich will den Herrn loben allezeit;

sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.

Meine Seele soll sich rühmen des Herrn,

daß es die Elenden hören und sich freuen.

Preiset mit mir den Herrn

und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen!

Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir

und errettete mich aus aller meiner Furcht.

Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,

und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.

Als einer im Elend rief, hörte der Herr

und half ihm aus allen seinen Nöten.

Der Engel des Herrn lagert sich um die her,

die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.

Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr

ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!

Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen!

Denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.

Reiche müssen darben und hungern;

aber die den Herrn suchen, haben keinen

Mangel an irgendeinem Gut.

Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr

und errettet sie aus all ihrer Not.

Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen

Herzens sind,

und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt

haben.

Der Gerechte muß viel erleiden,

aber aus alledem hilft ihm der Herr.

Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte,

und alle, die auf ihn trauen, werden frei von

Schuld.

Gebet

Gott im Himmel, wir sind deine geliebten Kinder, und du willst, daß wir in dieser Liebe leben. Du hast jede und jeden einzelnen beim Namen gerufen. So laß auch uns an unseren Mitmenschen nicht achtlos vorübergehen. Hilf uns, mit ihnen gemeinsam den aufrechten Gang zu üben, damit daraus Leben erwächst und Glück genug für alle. Das bitten wir dich im Namen deiner Sohnes Jesus Christus, der sich immer auf die Seite der Unterdrückten und Verachteten gestellt hat und im Namen deines Geistes, der uns antreibt zu einem Leben, in dem es gerecht zugeht. Amen.

Gemeinde: Lied: EG 96 1-3

Pfarrerin: Predigt:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Der gestrige Predigttext steht im Markusevangelium, Kapitel 12, 41-44. Es ist die Geschichte vom Scherflein der Witwe:

Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und sah zu, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein.

Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen einen Pfennig.

Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben.

Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.

Liebe Kolleginnen und Kollegen. Wir können es schon kaum noch hören. Es geht ums Geld. Selbst hier im Predigttext geht es schon wieder ums Geld.

Die Jüngerinnen und Jünger hatten wohl in der Nähe des Opferstockes gestanden und zugesehen, wie die Menschen Geld hineinwarfen. Jede und jeder, der an einem Gottesdienst teilnehmen wollte, kam dort vorbei und legte Geld ein.

Das Geld, das in den Gotteskasten eingelegt wurde, war für den Tempel, den Gottesdienst bestimmt.

Ursprünglich war angeordnet worden – man kann es im zweiten Buch Mose nachlesen -, daß jeder nur einen halben Schekel, eine kleine Münze also, einlegen sollte, der Reiche nicht mehr als der Arme. Das sollte wohl darauf hindeuten, daß vor Gott alle Menschen gleich sind und daß Reiche und Arme den Gottesdienst gleichermaßen brauchen.

Zur Zeit Jesu jedoch war dieser tiefe Sinn längst verloren gegangen. Oder war er von denen, die religiös oder politisch das Sagen hatten, verschwiegen worden? Man brauchte ja Geld! Viel Geld! Denn der dritte Tempel, den der König Herodes an Stelle des zerstörten zweiten Tempels im Jahre 20 vor Christus hatte bauen lassen, war noch nicht ganz fertig. Und vielen war er noch nicht pompös, noch nicht prächtig genug. Alle Israeliten, auch Jesu Jüngerinnen und Jünger, waren ja stolz auf ihren Tempel.

Nur – war dieses architektonische Wunderwerk wirklich allein zum Lobe Gottes errichtet worden? Oder diente es nicht mehr noch dem Ansehen der Mächtigen, die hinter Griechen und Römern und deren prächtiger Kultur nicht zurückstehen wollten?

Zur Zeit Jesu war es jedenfalls den Tempelobersten nicht unangenehm, wenn „viele Reiche viel einlegten“. Und die weniger bemittelten Gottesdienstbesucher werden das Auftreten der Reichen teils mit Anerkennung, teils mit Neid beobachtet haben. Und da ja jeder wußte, daß eine großzügige Spende einem Reichen kaum weh tut, fanden die meisten solchen Brauch wohl auch in Ordnung. Wer dachte schon daran, daß sich dahinter nicht selten ein handfester Interessentausch abspielte: Die Reichen vergrößerten ihr ohnehin beträchtliches Ansehen noch mehr, und die Tempelobersten erhöhten mit dem durch hohe Spenden ermöglichten Prunk nicht nur den Glanz der Gottesdienste, sondern auch ihren politischen Einfluß. In diesem Geschäft kam Gott kaum vor. Gebraucht wurde nur das Geld.

Die Frau, auf die Jesus seine Jüngerinnen und Jünger hinwies, hatte gewiß niemand sonderlich beachtet. Ihre Kleidung war die einer Witwe.

Keinen Mann zu haben bedeutete damals für eine Frau meist bittere Armut. Reichtum und Anerkennung und Einfluß bekam eine Israelitin nur über ihren Mann. Wir können annehmen, daß diese Frau, angewiesen auf wohltätige Angehörige oder Nachbarn, von der Hand in den Mund lebte, vergleichbar etwa Sozialhilfeempfängern heute. Solche werden ja auch bei uns kaum beachtet.

Doch Jesus sieht die Menschen, die im Schatten und am Rande der Gesellschaft leben. Er sah im Tempel die arme Frau. Er sah, daß sie erst eine, dann eine zweite Münze aus den Falten ihres Kleides hervorholte, offensichtlich ihr letztes Geld.

Nun kann man sagen: Das war ja nur ein Pfennigbetrag. Mit dem hätte die Frau ihre Situation ohnehin nicht ändern und auch sonst nichts unternehmen können. Man hätte damit auch keine Kirche unterhalten, keinen Kindergarten mitfinanzieren oder in der Diakonie spürbar helfen können. Da konnte man mit den Gaben der Wohlhabenden schon eher etwas anfangen. Aber doch lobt Jesus gerade dieses „Scherflein der Witwe“ als hervorragendes Opfer: „Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben.“

Erwartet Jesus das so von uns? Sollen wir alles, was wir haben, einfach in den Opferkasten legen, nach der Devise Gott wird’s schon machen?

Aber Jesus sagt ja im Blick auf unser Geld gar nicht: „So geh hin und mach’s auch so!“ Vielmehr erinnert er uns an unsere Verantwortung, mit Reichtum und Geld gewissenhaft umzugehen und Gutes zu tun.

Wie selbstverständlich scheint es, diese Geschichte als Mahnung an die Reichen zu hören, als Aufforderung zur Verhaltensänderung. Aber dieses moralische, ja moralisierende Mißverständnis ist die bevorzugte Falle, in die wir bürgerlichen Christinnen und Christen tappen können. Dann macht uns die Geschichte bestenfalls ein schlechtes Gewissen, dann führt sie zu moralisch guten Vorsätzen, dann treibt sie hinein in den Teufelskreis von moralisch gutem Willen und doch immer wieder dem Versagen.

Die Reichen werden hier von Jesus nicht gemaßregelt, weil sie lediglich von ihrem Überfluß abgeben. Fast anerkennend heißt es: „Und viele Reiche legten viel ein.“ Vielmehr geht es Jesus darum, seinen Jüngerinnen und Jüngern die Augen zu öffnen für jene arme Witwe, die so ganz ohne Absicherung aus Glauben und Vertrauen lebt, daß sie alles weggibt. Sie hat sich selbst gegeben. Es geht hier nicht um Reichtum oder Armut, sondern einzig darum, daß diese Frau sich und ihre Zukunft bedingungslos Gott anvertraut.

Es ist vor Gott nicht entscheidend, wie bedeutsam wir in der Welt sind und welchen Einfluß wir haben. Entscheidend ist, wie dankbar wir Gott antworten, wieviel Liebe wir ihm entgegenbringen.

Wir, die wir zu den Reichen dieser Erde zählen, sind dennoch in Gefahr, mit unserem Wohlstand das lebensnotwendige Vertrauen in Gott zu verspielen.

Unsere Lebensplanung gleicht zweifellos mehr der des reichen Mannes. Wir rechnen und kalkulieren, treffen Vorsorge, schließen Versicherungen ab. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn wir dabei nicht immer wieder Gott ausblenden würden.

Nur wenn etwas schiefgeht, wenn Unglück, Krankheit oder Tod uns treffen, sind wir schnell dabei, ihn anzuklagen, anstatt zu fragen: Von woher verstehe ich Ausrichtung, Wert und Sinn meines Lebens, von Gott oder von meinen Besitz her? Wem vertraue ich im Leben?

Es hängt alles mit der Botschaft von Gottes Weltherrschaft zusammen, mit dem Glauben an die Gegenwart seiner Güte.

Weil diese Witwe sich ganz geborgen weiß, kann sie alles geben, was sie hat.

Diese biblische Geschichte sollte uns den Blick schärfen für das kraftvolle Zeugnis der allzu oft Übersehenen: für die Großzügigkeit der kleinen Spenderinnen und Spender, für die treue gerade von Frauen in Diakonie und Gemeinde.

Mit der Geschichte vom „Scherflein der Witwe“ endet im Markusevangelium der Bericht vom Wirken Jesu; es folgt seine Abschiedsrede und seine Passion. Jesu selbst wird alles geben, was er hat. Seine Liebe zu den Menschen wird ihn das Leben kosten. Und so ist die Tat der Witwe nicht zuerst Vorbild für unser Tun, sondern Gleichnis für Jesu eigene Selbsthingabe, die uns zugute kommt. Er beschämt uns nicht, er beschenkt uns.

Amen.

Gemeinde: Lied: EG 400, 1-2, 5-7, Ich will dich lieben

Mitteilungen

Gebet

Gott, wir danken dir,

daß wir offen und ehrlich mit dir reden können

klagen und anklagen, aber auch danken und bitten.

Wir bitten dich für alle, die in deiner Gemeinde mitarbeiten

und oftmals an ihrer Arbeit leiden:

Gib ihnen Selbstvertrauen und Zivilcourage,

damit sie ihre Aufgaben erfüllen können

oder Möglichkeiten der Veränderung sehen lernen.

Und hilf uns dabei, Menschen in deiner Nachfolge zu sein,

die sich gegenseitig fördern und ermutigen.

Wir bitten dich für die Frauen und Mädchen,

die unter Gewalt und Mißbrauch leiden

und selbst als Opfer noch die Schuld bei sich suchen:

Gib ihnen Kraft und Stärke,

ihre eigene Würde wiederzugewinnen

und laß uns Menschen sein, die versuchen, zu trösten

Wir bitten dich für uns:

Komm zu uns mit deinem Geist und Wort;

gib uns Hoffnung,

eine Hoffnung, die alle und alles einbezieht

Frieden und Gerechtigkeit für die Welt

und Frieden und Trost für jeden und jede von uns.

Und was uns noch bedrängt bringen wir vor dich mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden und Segen unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich

und gebe dir Frieden. Amen.

Lied: 421 Verleih uns Frieden

Vertrauen und Hoffnung

Gottesdienst, Palmsonntag, Wiesbaden

Phil 2, 5-11 – Kreuz Baum des Lebens

Stilles Gebet

Orgelvorspiel

Lektor: Begrüßung und Votum

Gemeinde: Amen

Gemeinde: Eingangslied 455, 1-3

Pfarrerin: Eingangsspruch Ps 69

Gott, hilf mir!

Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.

Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;

ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen.

Ich habe mich müde geschrien,

mein Hals ist heiser.

Meine Augen sind trübe geworden,

weil ich so lange harren muß auf meinen Gott.

Ich aber bete zu dir, Herr, zur Zeit der Gnade;

Gott, nach deiner großen Güte erhöre mich mit deiner

treuen Hilfe.

Errette mich aus dem Schlamm,

daß ich nicht versinke,

daß ich errettet werde vor denen, die mich hassen,

und aus den tiefen Wassern;

daß mich die Flut nicht ersäufe und die Tiefe

nicht verschlinge

und das Loch des Brunnens sich nicht über mir schließe.

Erhöre mich, Herr, denn deine Güte ist tröstlich;

wende dich zu mir nach deiner großen Barmherzigkeit

und verbirg dein Angesicht nicht vor deinem Knechte,

denn mir ist angst; erhöre mich eilands.

Nahe dich zu meiner Seele und erlöse sie,

Gott, deine Hilfe schütze mich!

Gemeinde: Ehr sei dem Vater und dem Sohn…

Pfarrerin: Sündenbekenntnis

Viele Menschen leiden bei uns und in anderen Teilen der Welt.

Wir haben Mitleid mit ihnen und manchmal Angst,

es könnte auch uns das Leiden treffen.

Wir scheuen uns vor dem Leiden

und zweifeln an seinem Sinn.

Wir nehmen uns Zeit,

dem Weg Jesu zum Kreuz nachzugehen.

Wir möchten begreifen,

was uns altbekannt ist

und zugleich fremd vorkommt.

Vielleicht hören wir die Geschichte Jesu

nur als einen Bericht aus vergangener Zeit.

Vielleicht geht uns auf,

daß Jesu Weg ins Leiden die Geschichte ist,

die wir ihm bereiten.

Vielleicht geht uns auf,

wo er heute gekreuzigt wird:

unter uns.

Herr, erbarme dich

Gemeinde: Herr, erbarme dich

Pfarrerin: Gnadenverkündigung:

Wie gut, wenn ein Mensch die Hand reicht,

Menschen nachgeht,

die auf der Schattenseite des Lebens stehen,

Menschen eine Richtung zeigt,

die sich in ihrem Leben verlaufen haben.

Wie gut, wenn Gott so mit uns das Leben teilt

und wir Jesus Christus in vielen Gesichtern sehen können.

Lobsinget dem Herrn, erhebet seinen Namen!

Gemeinde: Ehre sei Gott in der Höhe

Pfarrerin: Der Herr sei mit euch!

Gemeinde: Und mit deinem Geist

Pfarrerin: Gebet:

Umjubelt und dann fallen gelassen,

stürmisch gefeiert und dann verstoßen,

so gehst du den Weg des Gehorsams.

Du setzt dich nicht gewaltsam durch.

Du stehst für uns ein bis zum Tode am Kreuz.

Du hast dem Leid einen Sinn gegeben.

Wir brauchen unser Kreuz nicht nur zu beklagen,

wir können es tragen lernen,

laß uns still werden vor dir.

Laß uns von der Kraft empfangen,

mit der du Gottes Willen vollenden konntest. Amen

Gemeinde: Amen

Musik

Lektor: Schriftlesung

Joh. 12, 12-19

Apostolisches Glaubensbekenntnis:

Laßt uns Gott loben und preisen mit dem Bekenntnis unseres Glaubens:

Ich glaube an Gott, den Vater,

den Allmächtigen,

den Schöpfer des Himmels und der Erde;

und an Jesus Christus,

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,

empfangen durch den Heiligen Geist,

geboren von der Jungfrau Maria,

gelitten unter Pontius Pilatus,

gekreuzigt, gestorben und begraben,

hinabgestiegen in das Reich des Todes,

am dritten Tage auferstanden von den Toten,

aufgefahren in den Himmel;

er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;

von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,

die heilige christliche Kirche,

Gemeinschaft der Heiligen,

Vergebung der Sünden,

Auferstehung der Toten

und das ewige Leben. Amen.

Gemeinde: Lied: EG 87, 1,3,4,6

Pfarrerin: Predigt

Der Predigttext für den heutigen Sonntag, Palmarum, steht im Philipperbrief, im 2. Kapitel, die Verse 5 – 11

Seid so unter euch gesinnt, wie es auch der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht:

Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt.

Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Liebe Gemeinde,

Das Lied des Paulus, das wir eben gehört haben, erzählt, wie sich Gott von oben nach unten bewegt hat, um uns durch Jesus Christus rettend nahe zu kommen. Dorthin kam Gott in Christus, wo Menschen schwach, ausgeliefert und verloren sind.

Warum mußte Gott Mensch werden?

Warum mußte Christus ans Kreuz?

Der Palmsonntag zeigt Jesus am Ende seines Weges.

Die Evangelien berichten, daß Jesus vor seinem Leiden und Sterben in Jerusalem glanzvoll einzog. Er wurde als großer Mann gefeiert. Die Leute jubelten ihm zu und legten Palmzweige auf seinen Weg. Daher hat der heutige Sonntag seinen Namen: Palmarum.

Bei uns, in der evangelischen Kirche, steht dieser Sonntag ganz im Zeichen der Erinnerung an die Passion Jesu. Mit dem Palmsonntag wird die Karwoche eröffnet, die Woche der Trauer, des Leids und der Wehklage

Palmsonntag steht in der Spannung zwischen „Hosianna“, dem „Gelobt sei, der da kommt“ und dem „Kreuzige ihn“. Es ging schnell.

Jesus zieht in Jerusalem ein, begleitet vom Hosianna der Menge, bald aber dem haßerfüllten „Kreuzige ihn“ ausgesetzt. Das Ziel seines Weges, all das, was in der Karwoche bedacht wird, läßt erkennen, wie Jesus die Realität der Welt und des Menschen erlebt und erlitten hat. Er mußte sein Kreuz buchstäblich auf sich nehmen und nach Golgatha tragen.

Wir richten heute unsere Aufmerksamkeit auf dieses Kreuz, auf das Kreuz das Jesus erduldet hat. Dieses Kreuz ist in der christlichen Tradition zum Symbol geworden. Doch dieses Symbol ist von der Kirche über die Jahrhunderte aus seiner historischen Verankerung gerissen und spiritualisiert, also rein geistig gedeutet worden. Aus dem historischen Kreuz des Jesus von Nazareth wurde ein zeitlos religiöses Symbol, das nur noch repräsentierte, was es unmittelbar darstellte, nicht mehr, wie es dazu kam, oder wie es weiterging. Dadurch konnte es leicht zu angstmachenden, unterdrückerischen Zwecken verwendet werden, wie beispielsweise durch die Inquisition.

Die Spiritualisierung des Kreuzes hat verdunkelt, daß der Kreuzweg Jesu in ein neues Leben mündete; daß Jesus ein armer Mensch war, der gekreuzigt wurde, weil er mit seiner Botschaft von der Umwertung aller Werte den Armen, den Frauen und Kindern, den Sklaven eine neue Zukunft versprach.

Jesu Leiden und Sterben am Kreuz. Dieses Bild begleitet uns durch die ganzen Jahrhunderte.

Die Kreuzigung war ein römisches Herrschaftsinstrument. Die römische Weltmacht kreuzigte Männer und Frauen, von denen sie befürchtete, daß sie politische Unruhe stifteten. Die Rebellen wurden gekreuzigt. Römische Staatsbürger durften nicht gekreuzigt werden. Und Jesus war für die Römer ein solcher Rebell.

Jesus war die leibliche Verkörperung der Gerechtigkeit Gottes in seiner Welt.

Das jüdische Volk war ausgebeutet und verarmte immer mehr. Jesus kündigte den Armen die Königsherrschaft Gottes an, er verbündete sich mit den Armen und mit den Blinden. Sie sahen in seiner Nähe wieder ihre Zukunft.

Jesus ist öffentlich in Wort und Tat mit dem Anspruch aufgetreten, daß nur eine Herrschaft Zukunft hat: die Herrschft Gottes.

Die Herrschaft Gottes ist das Ende aller menschlichen Herrschaft, und sie ist eine Herrschaft, die Menschen nicht kleinmacht, sondern sie befreit. In der Königsherrschaft Gottes können die Menschen endlich so leben, wie es der Schöpfung entspricht.

Jesu Tod am Kreuz war nicht das Ende seines Weges, sondern der wunderbare Beginn der Königsherrschaft Gottes auf dieser Welt. Es war ein Holzkreuz, an dem Jesus starb. Seine Freundinnen und Freunde haben den Gekreuzigten wegen seiner Lebenskraft so sehr geliebt, daß sie sagten: Das Kreuz ist der Lebensbaum. Die Welt des Todes ist dürre Steppe, wo nur stachlige Sträucher wachsen. Der Lebensbaum hat seine Wurzeln am klaren Quellwasser, er ist saftig und grün und er trägt nicht nur einmal im Jahr, er trägt immer Früchte.

Im vierten Jahrhundert heißt es in einer Taufkatechese:

„Das Holz des Lebens (das Kreuz) wurde in die Erde gepflanzt, damit die verfluchte Erde Segen genieße und die Toten erlöst werden. Schämen wir uns also nicht, den Gekreuzigten zu bekennen! Besiegeln wir vertrauensvoll mit den Fingern die Stirne, machen wir das Kreuzzeichen auf alles, auf das Brot, das wir essen, über den Becher, den wir trinken! Machen wir es beim Kommen und Gehen, vor dem Schlafe, beim Niederlegen und Aufstehen, beim Gehen und Ruhen!… (Cyrill von Jerusalem). Das Kreuz Christi ist der Lebensbaum, die Fülle des Lebens.

Nicht irgendwo im Himmel, sondern dort, wo der Tod am mächtigsten ist, da wird Gottes Kraft lebendig.

Jesus hat uns ermutigt. Ermutigt gegen die Ungerechtigkeiten in dieser Welt anzugehen. Und je mehr jede und jeder von uns in die Liebe hineinwächst, desto verletztlicher macht man sich. Du wirst einfach angreifbarer, wenn du sichtbar geworden bist.

Zwar neigen wir ja dazu unangenehme Tatsachen zu verdrängen, auszuklammen. Aber leicht sind wir davon überzeugt, daß wir doch nichts ändern können. „Die da oben machen ja doch, was sie wollen“.

Jede und Jeder einzelne muß sich entscheiden, ob er oder sie Kreuze errichtet oder abschaft, ob das Kreuz Leben verhindert oder ermöglicht.

Im Hebräerbrief heißt es: „Laßt uns mit Ausdauer in dem Wettlauf laufen, der uns aufgetragen ist, und dabei auf Jesus blicken“. Die Augen sind auf das Kreuz Christi gerichtet. Sein Lebenslauf war ein Hindernislauf durch Verfolgung, Verachtung, Spott und Folter, Schweiß und Qualen. Bei all dem hat er das Ziel nicht aus den Augen verloren.

Oft stehen wir vor der Alternative: Glauben als Flucht in die heile Welt, oder das Kreuz als Lebensbaum. Nehmen wir das Kreuz als unseren Lebensweg an, so können wir auf eine Wolke von Zeugen schauen. Diese Zeugen werden im 11. Kapitel des Hebräerbriefes genannt. Angefangen bei Abel werden viele Männer und Frauen erwähnt, die unmittelbar mit der Geschichte Israels zu tun haben, und darüberhinaus diejenigen, die nach Jesu Kreuz und Auferstehung das Kreuz des Lebens auf sich genommen haben und immer wieder nehmen. Die Kirche lebt von diesen Männern und Frauen. Ihr Beispiel ermutigt uns. Ihr Glaube kann unseren Glauben festigen.

Die Kreuze heute stehen: in den Häusern für vergewaltigte Mädchen und geschlagene Frauen, an gnadenlosen Fließbändern und auf den Arbeitsämtern, im Ausländerviertel, da stehen die Kreuze. Viel stummes Leid ist auch in den Familien, in den Beziehungen von Mann und Frau, in dem Unverständnis zwischen Müttern und Töchtern, auch das sind Kreuze.

Unsere Kreuze heute tragen beispielsweise die Namen: Einsamkeit, Lieblosigkeit oder Umweltzerstörung. Ich denke an die alte Frau, die schon morgens den Fernsehapparat anstellt, damit sie etwas Unterhaltung hat, damit sich wenigstens dieser Apparat mit ihr unterhält. Ich denke an die Lieblosigkeit und Unachtsamkeit mit denen wir Behinderten und Kindern begegnen, etwa wenn integrative Erziehung nicht eine Selbstverständlichkeit ist. Ich denke an die voranschreitende Bedrohung unseres Lebensraumes, etwa durch die Erwärmung der Erdatmosphäre, oder das über Europa drohende Ozonloch.

Das Kreuz annehmen und tragen bedeutet initiativ zu werden, zu versuchen die Situation zu verändern. Die alte Frau wird aus ihrer Einsamkeit herauskommen, wenn sie selbst aufsteht und auf andere Menschen zugeht, beispielsweise indem sie sich mit anderen, die ebenfalls unter ihrer Einsamkeit leiden, trifft.

Das Kreuz der Lieblosigkeit und Unachtsamkeit, mit der wir vor allem Behinderten und Kindern begegnen, annehmen und tragen bedeutet beispielsweise, sich für integrative Erziehung einsetzen, und für Kinder eintreten, um ihnen Rechte zu verschaffen und einen Raum zum leben zu ermöglichen.

Das Kreuz der Umweltzerstörung annehmen und tragen, bedeutet in unserem Alltag sorgsam mit Gottes Schöpfung umgehen. Viele Kleinigkeiten gehören dazu. Beispielsweise, wenn wir beim Einkauf darauf achten, ausschließlich Mehrwegflaschen zu erwerben. Die Macht der Konsumenten ist größer als wir annehmen. So hat ein großes Versandhaus auf umweltfreundliche Produkte umgestellt, weil die Konsumenten eben diese verstärkt nachfragen. Überall dort erleben wir, daß das Kreuz, nicht totes Holz bleibt, sondern anfängt zu grünen.

Es liegt an uns, die Kreuze zu sehen, die um uns herum aufgerichtet werden. Unsere Kultur dagegen lädt uns ein, die Kreuze nicht zu sehen. Kreuze werden in Gold gegossen und als Anhänger verkauft. Sie sind zum Schmuck geworden.

Das Kreuz wird dann zu einem rein religiösen Symbol im kirchlichen Bereich verniedlicht.

Die Tradition hat uns keinen Rosengarten versprochen, keinen Rückzug auf eine einsame Insel oder ins private Heim. Aber sie hat uns nicht ohne Rosen gelassen. Frauen und Männer aus der mystischen Tradition des Mittelalters, darunter Martin Luther, haben im Kreuz eine Rose blühen sehen; sie haben verstanden, daß Lieben, Leiden und In-Gott-Hineinwachsen zusammengehören. Die Rose war ihnen ein Erkennungszeichen dafür, daß der Baum des Lebens blüht. Als das Mädchen Maria durch den Dornwald ging, haben die Rosen zu blühen angefangen – und die weiße Rose der Sophie Scholl aus der finstersten Zeit unseres Landes blüht auch für uns.

Und haben wir nicht auch schon erfahren, daß stark sein und verletzlich bleiben sich nicht ausschließen?

In die befreiende Tradition des Christentums eintreten heißt, das Kreuz als den Baum des Lebens sehen lernen, weil es uns zeigt, wie aus Bösem Gutes wachsen kann.

Durchkreuzt ist der Titel der Ausstellung, die heute hier eröffnet wird. Das Kreuz ist für Doris Kohn ein Symbol von besonderer Bedeutung. Zunächst nicht bewußt war es für sie ein Symbol zur Auseinandersetzung mit Krisen. Immer dann wenn ihre Pläne durchkreuzt wurden entdeckte sie die Kraft des Neuen. Das Ende ist nicht das Ende, sondern der Beginn. Inzwischen ist für Doris Kohn, so berichtet sie im Ausstellungskatalog, das Kreuz eine Chance für einen Neubeginn. Sie findet ihren Halt im und durch das Kreuz.

Es ist für viele von uns ein langer Weg bis wir erkennen, daß das Kreuz und das Leben zusammengehören. In unserer auf Freude, auf das nur-Spaß-haben angelegten Gesellschaft wird dieser Zusammenhang oftmals auseinandergerissen. Dabei ist es doch fast eine Binsenweisheit, daß nur der das Erklimmen des Gipfels richtig genießen kann, der auch das Tal kennt.

Was uns zu Christen macht, ist der unbeirrte Glaube, daß aus Tälern Hügel werden können, aus Feinden Freunde, aus Bösem Gutes, daß aus dem Kreuz neues Leben grünt – weil Gott uns dazu fähig macht.

Gott hat der Liebe recht gegeben. Das singt das Lied des Paulus. Christus ist nicht am tiefsten Punkt geblieben. Die Macht der Liebe hat jetzt schon einen Namen. Vertrauen und Hoffnung machen jetzt schon das Bekenntnis möglich, daß Jesus Christus der Herr ist. „Wer bekennt muß sich nicht mehr fürchten“.

Amen.

Gemeinde: Lied: EG 93, 1-4

Lektor: Abkündigungen

Musik

Pfarrerin: Fürbitten

Jesus Christus,

du hast den Widerspruch zwischen Jubel und Klage,

zwischen Glanz und Elend in deinem Leben

und Leiden durchgehalten.

Wir aber werden oft zerrissen.

Wir fürchten das Leiden und passen uns deshalb

den herrschenden Meinungen an.

Du aber machst uns Mut,

weil du deinem Auftrag treu geblieben bist.

Wir bitten dich, laß uns an unserem Platz das Notwendige tun,

laß uns, falls notwendig, widerstehen.

Wir bitten dich, laß uns unser Kreuz erkennen und tragen.

Wir bitten für die Menschen, die in ihrem Leid nicht mehr wissen,

wohin sie sich wenden können, daß sie spüren, wie Gott und die Menschen ihnen aufmerksam zuhören.

Wir wollen nicht müde werden,

das Wunder in unserem Leben zu erwarten und erhoffen:

Das Wunder geliebt zu werden und zu lieben –

das Wunder getragen zu werden und zu tragen –

das Wunder, daß du uns ins Dasein gerufen hast.

All das bedenken wir in der Stille und bringen vor dich, was uns bewegt….

Wir beten mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Gemeinde: EG 170, 1-4

Pfarrerin: Segen

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Gemeinde: Amen, Amen, Amen.

Frau Pfaff bittet die Besucher herein

Musik

Ausstellungseröffnung

A szektások gyermekei

Kurt-Helmuth Eimuth

Fordította: Némedi András
(Sekten-Kinder)

1000 Ft. 223 oldal
ISBN: 963 3632 28 5
Kairosz Kiadó, Budapest
A manapság már több százra tehetõ szekták alig túlbecsülhetõ veszélyt jelentenek a könnyen befolyásolható emberekre, és fõleg az egyes családokban vallásos nevelés nélkül maradt gyermekekre. E szekták célja a gyermekek személyiségének teljes birtokbavétele. A szerzõ felfedi mi minden történik a vallásszabadság ürügyén. Ebben a könyvben a „szekta jelenség“ szakszerû analízisét találjuk, mely segíti tisztánlátásunkat ebben az egész társadalom számára oly fontos kérdésben, és gyakorlati tanácsokat ad a veszélyek elhárításához.

Sekten – Unauffällig aber allgegenwärtig

Rainer Fromm / Kurt-Helmuth Eimuth

Materialien für Unterricht und Erwachsenenbildung

Frankfurt 1998 GEP-Verlag ISBN 3-932194-13-6
erschienen in der Reihe Forum – Streifzüge durch die Welt der Religionen, hrsg. von Kurt-Helmuth Eimuth und Lutz Lemhöfer

Bei der Behandlung des Themas Sekten in der Schule oder in der Erwachsenenbildung stellt sich immer wieder die Frage nach geeignetem Material. Der ZDF-Journalist Rainer Fromm und der Publizist Kurt-Helmuth Eimuth, beider beschäftigen sich schon seit Jahren mit politischen und religiösen Extremgruppen, schließen mit dem hier vorgelegten Band eine Lücke. Dabei kommen ihnen ihre Erfahrungen in den unterschiedlichen Bereichen der Bildungsarbeit zugute.
Beispielhaft wird heir Material aus dem Umfeld der Zeugen Jehovas, Scientology, Universelle Leben, Thakar Singh als auch derEsoterik veröffentlicht. Die Autoren wählten beispielhafte Erlebnisberichte sowie Originalmaterialien aus.
Angeregt wurden die Autoren durch ihre gleichnamige Filmreihe, die sie für Matthias-Film Stuttgart produzierten

Was gehen den Staat die Sekten an?

Eimuth, Kurt-Helmuth/ Lemhöfer, Lutz (Hg.)

Was gehen den Staat die Sekten an?

Verlag Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V.
Frankfurt a.M. 1998

Begleitheft

Zu den Filmen ist ein Begleitheft für Unterricht und Erwachsenenbildung erschienen:

Rainer Fromm / Kurt-Helmuth Eimuth

Sekten – Unauffällig aber allgegenwärtig

Materialien für Unterricht und Erwachsenenbildung

Frankfurt 1998 GEP-Verlag ISBN 3-932194-13-6
erschienen in der Reihe Forum – Streifzüge durch die Welt der Religionen, hrsg. von Kurt-Helmuth Eimuth und Lutz Lemhöfer
Bei der Behandlung des Themas Sekten in der Schule oder in der Erwachsenenbildung stellt sich immer wieder die Frage nach geeignetem Material. Der ZDF-Journalist Rainer Fromm und der Publizist Kurt-Helmuth Eimuth, beider beschäftigen sich schon seit Jahren mit politischen und religiösen Extremgruppen, schließen mit dem hier vorgelegten Band eine Lücke. Dabei kommen ihnen ihre Erfahrungen in den unterschiedlichen Bereichen der Bildungsarbeit zugute.
Beispielhaft wird heir Material aus dem Umfeld der Zeugen Jehovas, Scientology, Universelle Leben, Thakar Singh als auch derEsoterik veröffentlicht. Die Autoren wählten beispielhafte Erlebnisberichte sowie Originalmaterialien aus.
Angeregt wurden die Autoren durch ihre gleichnamige Filmreihe, die sie für Matthias-Film Stuttgart produzierten.

Sekten – Unauffällig, aber allgegenwärtig Die Zeugen Jehovas

Rainer Fromm und Kurt Helmuth Eimuth, die zum Themenkomplex Sekten schon viele Beiträge für ARD und ZDF erstellt haben, sind einige außergewöhnliche Aufnahmen gelungen: Im Film kommen der Pressesprecher der weltgrößten Sekte und eine aktive Zeugen Jehovas-Familie zu Wort. Ihre Aussagen werden mit Berichten ehemaliger Zeugen Jehovas kontrastiert.
Sekten, Macht/Unterdrückung ab 12

Die Scientology-Organisation

Rainer Fromm/kurt-Helmuth Eimuth

Sekten: Die Scientology-Organisation

Nach dem Beschluß, die „Church of Scientology“ bundesweit durch den Verfassungsschutz beobachten zu lassen, hielt sich die Reaktion aus den USA von offizieller Seite in Grenzen – mit Ausnahme der Betroffenen, die vor keinen Vergleichen zurückschreckten. Das hat Methode: Scientology präsentiert sich gerne als religiöse Minderheit. Der Film endet auch mit Bildern von einer Scientology-Demonstration gegen die angebliche Benachteiligung einer religiösen Minderheit. Doch zuvor zeigt er anhand von Originaldokumenten und Interviews Anspruch und Realität des Psychokonzerns auf. Für die zu Wort kommenden Aussteiger/innen war Scientology ein Abenteuer, das sie ihre Existenz kostete.
Sekten, Macht/Unterdrückung ab 12 Jahren

Sekten – Unauffällig, aber allgegenwärtig Thakar Singh

Rainer Fromm/Kurt-Helmuth Eimuth

Sekten – Unauffällig, aber allgegenwärtig

Thakar Singh

Sie wollten nur das Beste für ihre Kinder. Auch sie sollten den göttlichen Ton und das göttliche Licht hören beziehungsweise sehen. Viele Stunden täglich. Zwei Mütter erzählen, wie sie dazu gebracht wurden, ihre Kinder dieser Meditationsfolter auszusetzen, und wie sie heute mit dieser Schuld leben. Der Film zeigt eindrücklich, wozu Menschen mittels Bewußtseins-Manipulationen gebracht werden können.
Sekten, Macht/Unterdrückung ab 12 Jahren