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Diakonissenschule: Ausbildung wird beendet

Die sozialpädagogische Schule am Diakonissenhaus wird – wie berichtet – abgewickelt. Und doch gibt es für die jetzigen Absolventinnen des Ausbildungsgangs der Sozialassistenz eine Perspektive. In zwei Klassen können sie die sich anschließende Ausbildung zur Erzieherin weiter in Frankfurt abschließen. Das Darmstädter Elisabethenstift hat für zwei Jahre in der Frankfurter Julius-Leber Schule eine Dependance errichtet. Auf Dauer will man aber den Darmstädter Standort als Modelleinrichtung ausbauen.

Das Frankfurter Diakonissenhaus lässt die Schule, die einst über 240 Studierenden eine Ausbildung ermöglichte, auslaufen. Eine Entscheidung, die auch innerhalb der Kirche kritisiert wurde. Allein in Frankfurter evangelischen Kitas und Krabbelstuben sind über 700 Erzieherinnen beschäftigt.

Kurt-Helmuth Eimuth

Stadt will 30 weitere Erzieherinnen einstellen

Frankfurter Rundschau, 23.11.2002

Insgesamt sind in den KT noch 55 Stellen frei / Suche nach Bewerberinnen wird schwieriger

Von Martin Müller-Bialon

Der dramatische personelle Engpass in den städtischen Kindertagesstätten (KT) hat sich leicht entspannt. 25 der 40 Stellen, für die der Magistrat eine Ausnahme von der Wiederbesetzungssperre vereinbart hatte, konnten inzwischen besetzt werden. Weil die Suche nach Bewerberinnen sich aber zunehmend schwierig gestaltet, plant das Schuldezernat eine Werbekampagne für den Beruf Erzieherin.

Insgesamt sind in den 138 städtischen KT nun noch 55 Stellen frei. Auch die sollen so bald als möglich wieder besetzt werden. „Wir planen schon die nächste Ausnahmegenehmigung, wahrscheinlich für 30 Stellen“, sagt Michael Damian, Referent im Schuldezernat. Die vom Magistrat im Sommer verhängte Wiederbesetzungssperre für städtische Angestellte hatte sich in den KT massiv ausgewirkt, weil dort die Fluktuation des Personals hoch ist. In einigen Kindergärten drohte wegen Personalmangels die Schließung von Gruppen, andere mussten ihre täglichen Öffnungszeiten reduzieren.

Diese Gefahr ist vorerst abgewendet. Weil sich aber immer weniger Erzieherinnen bei der Stadt um eine Stelle bewerben, soll nun auf Plakaten und im Internet für den Beruf geworben werden. „Auf Litfaßsäulen und in den U-Bahnen“, so Damian, würden Plakate aufgehängt. Zudem will das Schulamt auch übers Internet Kindergärtnerinnen anwerben. Die Stadt bietet als Arbeitgeberin übertarifliche Leistungen wie ein Jobticket. Das Gehalt städtischer Erzieherinnen entspricht dem Angestelltentarif 5 b / c; eine ledige 35 Jahre Erzieherin verdient 1200 Euro netto.

Viele Bewerberinnen hatten sich nach Verhängung der Wiederbesetzungssperre durch den Magistrat bei anderen Trägern beworben. Insgesamt sind auf dem Arbeitsmarkt derzeit wenig pädagogische Fachkräfte verfügbar. Zwar sind beim Arbeitsamt Frankfurt für den Bezirk 156 Erzieher arbeitslos gemeldet. Viele von ihnen können jedoch nur in Teilzeit arbeiten. Die evangelische Ausbildungsstelle für sozialpädagogische Berufe im Diakonissenhaus beklagt einen dramatischen Rückgang bei den Bewerbungen für die Sparte Erziehung. „Wir hatten noch vor wenigen Jahren 300 Bewerbungen, jetzt sind es noch 40“, sagt Leiter Kurt-Helmuth Eimuth.

Grund dafür sei unter anderem, dass viele Abiturientinnen heute wegen der verbesserten Aussichten in den Schulen ein Lehramtsstudium wählten. Um die Ausbildung mehr jungen Leute schmackhaft zu machen, werde nun in der Landeskirche die Bildung einer „Berufsakademie“ diskutiert. Die Pläne sehen vor, den Erzieherinnen in der Ausbildung ein Gehalt auf Bafög-Niveau zu zahlen – derzeit verdienen sie nur im dritten Jahr.

In der Berta-Jourdan-Berufsschule widerspricht Leiterin Ingeborg Schroeder der Behauptung, es gebe einen Bewerbermangel in sozialen Berufen. „Bei uns gibt es keinen Rückgang.“ Dass die Stadt Probleme habe, könne am langwierigen Bewerbungsverfahren liegen.

Mehr Profil bitte: Kommunikation als Herausforderung

Zeichnung Dittmann

FAZ 6.8.2001

Kurt-Helmuth Eimuth war vier Jahre Sprecher der evangelischen Kirche / Heute „erster Schultag“ im Diakonissenhaus

Die 200 künftigen Erzieherinnen und Sozialassistentinnen sowie deren Lehrer im Diakonissenhaus haben seit heute, dem Schuljahresbeginn, einen neuen Chef. Und es gibt kaum eine Stelle, für die Kurt-Helmuth Eimuth besser geeignet wäre als für die des Leiters der „Evangelischen Ausbildungsstätte für sozialpädagogische Berufe“. Weil er Diplompädagoge ist und – vor allem – weil er praktische Erfahrungen aus vier Jahren gelegentlich schwieriger Erziehungsarbeit im Evangelischen Regionalverband, der Dachorganisation der Gemeinden und Dekanate, mitbringt.

Getrost kann man seine Tätigkeit als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit der evangelischen Kirche Frankfurts so bezeichnen, denn Eimuth war mehr als ein Mann, der bloß Werbeaktionen organisieren und Pressemitteilungen schreiben konnte – und wollte. Er hat einen innerkirchlichen Diskussionsprozeß über das Profil der Kirche in einer säkularisierten und multireligiösen Umwelt in Gang gesetzt und Pfarrern wie Kirchenvorständen klargemacht, daß die Kirche in Frankfurt ein eindeutigeres Erscheinungsbild braucht und „ganz bei den Menschen sein muß“, wenn sie wahrgenommen werden will. Wer weiß, wie disparat die evangelische Kirche ist und wie viele Eitelkeiten in ihr verletzt werden können, ahnt, wie mühsam dieser Erziehungsprozeß war – und bleiben wird.

Doch Eimuth hat gemeinsam mit seinen Mitarbeitern schon einiges erreicht: Beispielsweise präsentiert sich seine Kirche inzwischen – fast durchweg – mit einem Logo, es gibt Layout-Vorgaben für Broschüren, für die 80 evangelischen Kindertagesstätten in der Stadt hat er eine Marketing-Strategie entwickelt. Der gebürtige Frankfurter steht für den Beginn eines „Corporate Design“ seiner Kirche.

Neben der Arbeit für einen einheitlichen Auftritt, der für einen Wiedererkennungseffekt sorgt, war Eimuth wichtig, daß die Kirche dort Gesicht zeigt, „wo die Menschen sind“, sei es auf den Straßen der Stadt oder im Internet: 1998 etwa entwarf Eimuth zusammen mit seinem katholischen Kollegen Ulrich Fischer das Konzept für die Orgelmeile, eine Konzertreihe beim Museumsuferfest; von beiden stammt auch die Idee, Termine der Oster- und Weihnachtsgottesdienste aus ganz Deutschland im Internet bekanntzumachen.

Der Umgang mit den neuen Medien ist für Eimuth selbstverständlich – so ist die kirchliche Mitgliederzeitung, deren Redaktionsleiter Eimuth war, natürlich auch unter der Internet-Adresse www.evangelischesfrankfurt.de zu lesen, Informationen über die Kirche lassen sich auf der jüngst produzierten, aufwendig gestalteten CD-ROM „Hallo Frankfurt“ finden. Bei aller Vielfalt und allen Angeboten für eine breite Öffentlichkeit: Eimuths Arbeit für die Kirche war kein oberflächlicher Aktionismus, der sich in vielen, schlecht vorbereiteten „Events“ verloren hätte. Der überzeugte Christ verstand seine Arbeit stets als „moderne Form der Mission“. In dieser Hinsicht wünscht sich Eimuth von seiner Kirche mehr Mut, sich auf die Menschen einzustellen: „HitRadio FFH und HR 3 prägen das Hörempfinden vieler Menschen. Daß diese sich in Gottesdienste mit Wortbeiträgen von zehn bis 20 Minuten kaum einfinden, darf nicht verwundern.“ Weit davon entfernt, seiner Kirche zu raten, sich an alle möglichen Trends anzubiedern, empfiehlt er ihr dennoch, Teil der Gesellschaft bleiben zu wollen und sich nicht von ihr abzukoppeln. Daß Eimuth in den vergangenen vier Jahren „bisweilen zwischen allen Stühlen saß“, hat ihn, den Kreativen, nicht entmutigt. Mit der Überzeugungskraft und Ausdauer eines guten Erziehers hat der Sechsundvierzigjährige für seine Projekte genauso geworben wie für den nötigen Dialog unter Pfarrern und Mitarbeitern des Regionalverbands über die Identität der Kirche in der heutigen Zeit. Denn der Fachmann weiß: „Externe Kommunikationsprobleme sind zuerst interne Kommunikationsprobleme.“

Künftig wird der Schulleiter für den Austausch unter Lehrern und Schülerinnen verantwortlich sein und für deren Fähigkeit, angemessen mit Kindern und Jugendlichen zu kommunizieren. Er selbst wird Politik, Kinder- und Jugendliteratur sowie Pädagogik unterrichten. „Ich wollte vor meinem 50. Geburtstag noch eine andere Aufgabe übernehmen“, begründet Eimuth seinen Schritt. Auf die Idee, sich um die Schulleiter- Stelle zu bewerben, hatte ihn seine Frau, Pfarrerin für religionspädagogische Fortbildung, gebracht. Eimuth reizt die Herausforderung, noch stärker als bisher konzeptionell arbeiten zu dürfen und wieder engeren Kontakt zu mehr Menschen haben zu können – so wie bei seiner Tätigkeit als Weltanschauungsbeauftragter der evangelischen Kirche Frankfurts. Schon damals, von 1988 bis 1997, hatte Eimuth sich in etlichen Gesprächen, Buchveröffentlichungen und Filmen einen Namen als Ratgeber gemacht und dabei „viel für den eigenen Glauben und eine persönliche Spiritualität gelernt“.

Seine Lieblingsfigur in der Bibel ist Mirjam, die nach der Rettung der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei laut musizierte und sang. „Sie hat auf die Pauke gehauen“, sagt er lachend – und es ist wie ein Versprechen: Auch als Schulleiter wird Kurt-Helmuth Eimuth für Aufmerksamkeit sorgen.

STEFAN TOEPFER