Kinder und Sekten

in: Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport, München 2002

"Gib mir mal die skin colour"

Frankfurter Rundschau, 29.10.2002

Kindersprachkurse haben Konjunktur: Schon im Vorschulalter wird spielerisch gelernt

Von Martin Müller-Bialon

Ein Wort Englisch kann jedes Kind, da braucht es keine Lehrerin: „cool“. Das gilt auch für die acht Racker im Kindergarten der evangelischen Katharinengemeinde in der Leerbachstraße, die sich auf Anweisung von Erica Swift „on the carpet“ niedergelassen haben. „Is today a beautiful day?“ fragt die Englisch-Lehrerin. „Yes, yes“, antworten Jan, Nora, Hendrik, Vincent, Luis, Lukas, Melissa und Clara, ohne die Frage recht verstanden zu haben. Macht aber nichts, denn Twiggy weiß immer die richtige Antwort. Twiggy ist eine Tiger-Fingerpuppe, die Erica Swift aus ihrer Hosentasche zaubert. „No, no, it’s raining.“

Die Lehrerin, eine gebürtige US-Amerikanerin, redet ausschließlich in ihrer Muttersprache mit den Kindern des Frühenglischkurses. Die Kinder, die schon mit „Bobby-Cars“ aufgewachsen sind, reagieren auf ihre Anweisungen, bei dem Kommando „calm down“ wird es prompt ruhiger. Auch den „Incy-wincy-spider-“ und den „Hoky-poky-song“ können einige schon mitsingen. Die Farben bunter Bälle zu wissen und sie zählen zu können, macht nicht allen Teilnehmern des Junior-Sprachkurses Spaß, einige fangen an, Faxen zu machen. Schließlich machen aber doch alle beim Ausmalen von Halloween-Bildern mit, die Erica Swift mitgebracht hat. Dabei zeigt sich, dass die Vier- bis Sechsjährigen die neu gelernten Wörter sofort in ihre Alltagssprache integrieren: „Ich brauch‘ ’ne black“, „gib mir mal die skin colour“. „Englisch ist unverzichtbar fürs Berufsleben“, sagt Claras Mutter Monika Labus. „Außerdem werden die Kinder sowieso ständig damit konfrontiert.“ Sie selbst sei auf ein humanistisches Gymnasium ohne Englisch-Unterricht gegangen. Diesen Karriere-Nachteil soll die kleine Clara nicht haben. Der Englisch-Unterricht soll auch weiter gehen, wenn sie in die Schule geht. „Das macht ihr Spaß“, ist sich Monika Labus sicher, „außerdem lernen Kinder im frühen Alter leicht.“

105 Euro pro Vierteljahr zahlen Claras Mama und Papa an die Lehrerkooperative, damit ihr Töchterchen frühzeitig eine Fremdsprache lernt. Einmal pro Woche kommt Erica Swift im Kindergarten vorbei, der Unterricht dauert jeweils 45 Minuten. „Sie sollen Tiere, Pflanzen und Farben kennen, bis 20 zählen, Adjektive verwenden und einfache Sätze sprechen können“, zählt die Lehrerin als ihre Lernziele auf. Wichtig sei ihr aber vor allem, den Kindern „Lust auf Englisch zu machen“.

Es war nicht die Idee des Kindergartens, den Kindern einen Sprachkurs anzubieten. „Aus der Elternschaft“ sei der Wunsch gekommen, berichtet Leiterin Elke Erbe. „Im Westend wohnen viele Eltern, die darauf Wert legen.“ Einige der Kindergartenkinder würden anschließend eine internationale Schule besuchen. „Bei den anderen ist das Gelernte zwar bis zur fünften Klasse nicht mehr präsent“, sagt Erbe, „aber es ist nicht verloren“.

Die Lehrerkooperative bietet derzeit insgesamt neun Sprachkurse für Kinder an, davon sechs für Vorschulkinder. Außer Englisch gehört auch Französisch und Spanisch zum Programm. Es gibt freilich auch kommerzielle Anbieter auf dem Markt der Kinder-Sprachkurse. So unterrichtet ebenso die Berlitz Sprachschule in Kindergärten. Zehn Gruppen bietet Berlitz derzeit in Frankfurt an, weiß „Kids Direktor“ Gabriela Kluge – unter anderem in Schwanheim, Oberrad, Niederrad und Preungesheim. Insgesamt seien es 70 Gruppen im Rhein-Main-Raum, wozu allerdings auch Kurse für Grundschüler zählen.

Im Gegensatz zur Lehrerkooperative arbeiten die Berlitz-Lehrerinnen nach einem vorgegeben Konzept. „Sesame English“ heißt das Programm, das in Zusammenarbeit mit der „Children’s Television Network“ entstand. Die Kinder lernen Englisch mit Ernie, Bert und dem Krümelmonster. 195 Euro kostet ein viermonatiger Kurs mit 15 Doppelstunden.

In den vergangenen Jahren sei der Bedarf nach den Kindersprachkursen gestiegen, berichtet Berlitz-Koordinatorin Kluge. Gleichzeitig seien Bedenken gegen die Vorschulkurse ausgeräumt: „Vor vier oder fünf Jahren hat man uns noch gesagt: ,Das überfordert die Kinder‘. Jetzt ist davon keine Rede mehr.“ Auch die Erziehungswissenschaft gibt grünes Licht: „Mit nachahmendem Lernen können sich Kinder gut in eine andere Sprache einhören“, sagt Professorin Heide Kallert von der Goethe-Uni. Wenn das didaktische Konzept stimme, sei eine Überforderung der Kinder nicht zu befürchten. Bedenken gegen frühes Lernen einer Fremdsprache hält auch der Kieler Anglistik-Professor Henning Wode für völlig unbegründet. „Jeder Mensch kann mehrere Sprachen lernen.“ Dies sei beispielsweise in Regionen Westafrikas Normalität. Der Professor hält Sprachenlernen im Kindergarten sogar für notwendig. „Jeder muss heute zwei Fremdsprachen können. Wo soll die Zeit herkommen, wenn wir nicht frühzeitig anfangen?“

Wode hat in der Nähe von Kiel 1995 einen Pilotversuch gestartet: In einem Kindergarten werden die Kinder unter anderem von einer Erzieherin betreut, die ausschließlich Englisch spricht. Auch in der anschließenden Grundschule wird 70 Prozent des Unterrichts in Englisch erteilt. „Phantastische Ergebnisse“ habe man damit erzielt, sagt Wode. Dagegen sei eine Stunde pro Woche viel zu wenig. „Da kommt nichts bei raus.“ Entwicklungspsychologische Untersuchungen hätten gezeigt, dass kleine Kinder besonders leicht und gern mit einer fremden Sprache umgingen, wenn diese als Teil eines spielerischen Alltags präsentiert werde.

Einen ersten Schritt in Richtung Zweisprachigkeit geht inzwischen die Erzieherschule am Diakonissenhaus. Dort gehört Frühenglisch künftig zum Lehrplan. „Es ist nicht so toll, wenn man sich immer jemand von außen holen muss“, sagt Leiter Kurt-Helmuth Eimuth. Auch er hält Fremdsprachen für „notwendig in der globalisierten Welt“. „Wir wollen aber keine Vorschule sein.“ Wichtig sei, in den Kindergärten darauf zu achten, „was gerade dran ist. Wenn dort zum Beispiel Deutsch eine Fremdsprache ist, brauche ich nicht mit Englisch zu kommen“.

Das Böse mit Gutem überwinden

Wenn Wunden gerissen werden…

Andacht zum 11. September

Orgelvorspiel/Musik

Begrüßung

Ein Jahr ist es her: die Terroranschläge des 11. September 2001 und ihre Schrecken. In

diesem Gottesdienst wollen wir uns erinnern an das, was war, und die Folgen der Gewalt

bedenken. Dankbar wollen wir aber auch sein für alle, die in solchen Situationen ihre Kraft

und ihr Leben einsetzten.

Votum

Wir feiern Gottesdienst

im Namen Gottes, Geheimnis der Welt,

im Namen Jesu Christi, Hoffnung aller Opfer,

im Namen der Heiligen Geisteskraft,

Überwinderin alles Getrennten.

Lied: Gott liebt diese Welt, EG 409

Psalm 46 Gott ist unser Schutz, EG 725

Wir beten

Kein Schmerz in uns,

kein Schmerz in unserem Planeten,

den du nicht kennst,

denn du hast die tiefsten Orte der Erde berührt.

Laß uns mit dir trauern, oh Christus,

über den Verlust von so vielen Leben.

Kein Ort in den Himmeln, der nicht angerührt werden kann

durch die Gegenwart deiner Auferstehung,

denn du erfüllst alle Dinge.

Laß uns Deinem Sieg über den Tod vertrauen,

um in Deinen Weg der Liebe hinein zu wachsen.

Da gibt es keine Verzweiflung,

sondern Samen der Hoffnung und Zeichen des Friedens.

(nach der Liturgie von Iona)

Dank / Gloria

Wir erinnern uns nicht nur an die Opfer dieses Tages und der daraus resultierenden

politischen Folgen.

Wir gedenken auch der helfenden Menschen. Mit ganzer Kraft versuchen sie die Wunden

zu schließen, die die Gewalt reißt. Sie alle tun das Werk Gottes, denn sie retten, was zu

retten ist.

Wir danken Gott für die Feuerwehrleute von Manhattan und an allen Orten, die ihr Leben

lassen und doch mit aller Kraft um Leben kämpfen.

Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6

Wir danken Gott für die vielen Organisationen, die humanitäre Hilfe in Kriegs- und

Katastrophenregionen bringen, für Rettungsdienste und Technisches Hilfswerk, für

Initiativen und Projekte.

Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6

Wir danken Gott für alle Menschen, die sich um den Dialog der Religionen bemühen, und

so helfen, dem Haß seine zerstörerische Kraft zu nehmen.

Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6

Wir danken Gott für alle Menschen, die Konflikte schon im Vorfeld lösen helfen und

Regionen stabilisieren, für Entwicklungshelferinnen und Friedensfachkräfte, für

Polizistinnen und Soldaten.

Stille – Laudate omnes gentes, EG 181.6

Lesung: Römer 12,17-21

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden,

sondern überwinde das Böse mit Gutem.“

Predigt/Verortung

Der 11.September 2001, ein Jahr ist es jetzt her.

Wieder und immer wieder haben wir die Bilder gesehen.

Tagelang saßen wir vor dem Bildschirm, sahen im Fernsehen und in den Zeitungen die

Bilder, die immer wieder neu Entsetzen und Fassungslosigkeit auslösten. Bilder von

einem Flugzeug, das an einem Turm des World Trade Center zerschellt, Bilder von

Menschen, die sich in Panik aus den Fenstern des Hochhauses stürzen, Bilder von

Menschen, die vor den herabstürzenden Trümmern fliehen, Bilder vom brennenden

Pentagon, Bilder von erschöpften Feuerwehrleuten mit leeren Gesichtern, von

verzweifelten Menschen auf der Suche nach ihren Angehörigen.

Immer wieder schauten wir gebannt auf diese Bilder, als könnte es helfen, das

Unbegreifliche zu verstehen.

Nach dem Schock und dem Begreifen des Ausmaßes der Terroranschläge kamen die

Trauer, das Mitleid mit den Opfern, die Wut, aber auch Angst und Unsicherheit. Die

Kontrollen in den Hochhäusern und auf den Flughäfen wurden verschärft, manche

Hochhäuser geschlossen.

Die Stimmung in den öffentlichen Verkehrsmitteln war angespannt, manche benutzten aus Angst vor weiteren Anschlägen nur noch ihr eigenes Auto und mieden

Großveranstaltungen.

Viele hatten Angst vor der Reaktion des amerikanischen Präsidenten, vor weiteren

Anschlägen, vor einem möglichen Weltkrieg.

In den Schulen, auch bei uns, gab es kein anderes Thema.

Allen wurde die Verletzlichkeit unserer technisierten Zivilisation, aber auch die

Verletzlichkeit des eigenen Lebens bewusst.

Fassungslos wurde darüber diskutiert, was Menschen dazu bringt, sich selbst und das

Leben ihrer Mitmenschen durch Terror zu zerstören.

Ein Jahr ist es jetzt her.

Vieles ist passiert. Deutsche Soldaten sind in Kabul, am Horn von Afrika – aber auch

anderswo. Der Kampf gegen den Terrorismus wird gnadenlos geführt.

Unsere Welt scheint anders geworden zu sein und trotzdem ist bei uns der Alltag wieder

eingekehrt. Manchmal taucht das Gefühl des Entsetzens für einen Moment wieder auf,

aber dann läuft alles weiter wie gehabt. Der Alltag mit seinen Anforderungen nimmt uns

wieder voll in Anspruch.

Aber dennoch hat sich auch unser Leben verändert. Auch wir müssen mit den Bildern der Zerstörung leben. Auch wir müssen entscheiden, ob Gewalt ein probates Mittel gegen den Terrorismus ist. Auch wir müssen entscheiden, ob deutsche Soldaten gegen den Irak in den Krieg ziehen sollen. Das Paulus-Wort zeigt einen eindeutigen Weg: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ Ein moralischer Anspruch, den wir trotz aller Schwierigkeiten in der alltäglichen Politik nicht aufgeben sollten und als Christinnen und Christen auch nicht aufgeben dürfen.

Amen.

Lied: Laß uns den Weg der Gerechtigkeit gehn, EG 640

Fürbitten

Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen

und der Menschheit Erlösung versprochen.

Darauf hoffen wir und bitten dich:

Für Hilfe und Unterstützung der leidenden

Menschen in Afghanistan, im Irak, in Israel und Palästina.

Für das Schweigen der Waffen.

Für menschenwürdige Verhältnisse.

Für politische Lösungen.

Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen

und der Menschheit Erlösung versprochen.

Darauf hoffen wir und bitten dich:

Für die Opfer von Terror und Katastrophen.

Für Trost und Hilfe.

Für Überwindung der Bitterkeit und neue Aussichten.

Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen

und der Menschheit Erlösung versprochen.

Darauf hoffen wir und bitten dich:

Für die Helferinnen und Helfer überall auf der Erde,

in Feuerwehrautos und Rettungswagen,

bei Hilfsorganisationen und Friedensdiensten,

bei der Polizei und auch beim Militär.

Für Kraft und Phantasie.

Für Unterstützung und Wertschätzung.

Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen

und der Menschheit Erlösung versprochen.

Darauf hoffen wir und bitten dich:

Für das Zusammenleben verschiedener

Kulturen und Religionen in unserer Gesellschaft.

Für Respekt und Achtung

Für Geduld und Bereitschaft das Fremde auszuhalten.

Gott, du hast Frieden auf Erden verheißen

und der Menschheit Erlösung versprochen.

Darauf hoffen wir und beten gemeinsam:

Vater unser

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Lied: Gott gab uns Atem, damit wir leben, EG 432

Segen

Der Segen und die Güte Gottes

führe uns von der Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit

Der Segen und die Güte Gottes führe uns

von den Ersten zu den Letzten.

Der Segen und die Güte Gottes führe uns

von der Gewalt zum Frieden.

Terror um Gottes Willen

Neues Taschenbuch des Gemeinschaftswerks Ev. Publizistik„Terror – um Gottes Willen? Weltreligionen und Gewalt.“
Von Kurt-Helmuth Eimuth (Herausgeber), Lutz Lemhöfer (Herausgeber)

Was geht in einem islamischen Selbstmordattentäter vor, was lässt einen israelischen Siedler zur Waffe greifen, was treibt Christen in Irland zur Gewalt? Die Fragen sind aktuell und drängen auf Antworten. Seit dem 11. September 2001 wird die Frage religiös begründeter Gewalt mit zunehmender Schärfe diskutiert: Ist Religion schlechthin oder sind einzelne Religionen ihrem Wesen nach gewalttätig? Oder wird die ursprüngliche Friedensethik der Religionen pervertiert?

Der katholische Weltanschauungsbeauftragte Lutz Lemhöfer und der evangelische Publizist Kurt-Helmuth Eimuth untersuchen in diesem gerade erschienenen Buch das Verhältnis der Weltreligionen zur Gewalt. Herausgeberduo und Autorenteam  – wie Bischof Franz Kamphaus und sein evangelischer Kollege Wolfgang Huber  – sind ökumenisch. Das Thema ohnehin weltumgreifend. Spannend und spannungsreich.

Eine Publikation aus der Reihe „Forum – Streifzüge durch die Welt der Religionen“.

Preis: EUR 6, 90
Broschiert – 96 Seiten –
GEP/Gemeinschaftswerk Ev. Publizistik, Ffm.
August 2002
ISBN: 3932194632

Von Gebet, Stille und Meditation

Marion Eimuth

Von Gebet, Stille und Meditation

in: Rainer Möller, Reinmar Tschich (Hrsg.)
Arbeitsbuch Religionspädagogik für ErzieherInnen
Stuttgart 2002
ISBN3-17-016724-3

Kinderbücher zum Thema "Tod"

Marion Eimuth / Reinmar Tschirch

Kinderbücher zum Thema „Tod“

in: Rainer Möller, Reinmar Tschich (Hrsg.)
Arbeitsbuch Religionspädagogik für ErzieherInnen
Stuttgart 2002
ISBN3-17-016724-3

Kinder und Sekten

Kurt-Helmuth Eimuth

Kinder in Sekten


in: Deutsches Kinderhilfswerk, Kinderreport Deutschland, S 279 ff.
München 2002
ISBN 3-935686-50-1

Terror – um Gottes Willen

Kurt-Helmuth Eimuth/Lutz Lemhöfer (Hrsg.)

Terror – um Gottes Willen

Weltreligionen und Gewalt

Frankfurt 2002 GEP, 112 S. mit Abb., kart.
6,90 €, ISBN 3-932194-63-2

Der Schock der Attentate vom 11. September 2001 in New York und Washington hat die Diskussion über das Verhältnis von Religion zur Gewalt neu entfacht. Schließlich begriffen sich die Attentäter als muslimische „Gotteskrieger“. Die Diskussion greift aber zu kurz, wenn nur das Verhältnis des Islam zur Gewalt thematisiert wird. Alle Religionen kennen sowohl latente Gewaltbereitschaft als auch eine Friedensbotschaft.

Was davon zum Tragen kommt, hängt nicht nur, aber auch von den jeweiligen historischen Rahmenbedingungen ab. Um so mehr gilt es, die Motivationskraft der Religionen zu nutzen, damit wirklich „Friede und Gerechtigkeit sich küssen“ (Psalm 85,11).

Das GEP-Taschenbuch, soeben unter dem Titel „Terror um Gottes Willen?“ erschienen, greift das Thema auf und zeigt, dass die angesprochene Problematik auch eine sehr direkte Bedeutung für das alltägliche Leben von Menschen besitzt, ähnlich wie auch für das Selbstverständnis christlicher Gemeinden.

Seit dem 11. September 2001 wird die Frage religiös begründeter Gewalt mit zunehmender Schärfe diskutiert: Ist Religion schlechthin oder sind einzelne Religionen ihrem Wesen nach gewalttätig? Oder wird die ursprüngliche Friedensethik der Religionen pervertiert?

Der vorliegende Band untersucht die Haltung der Weltreligionen zur Anwendung oder Rechtfertigung von Gewalt. Ein besonderer Augenmerk gilt der offenen oder latenten Gewaltsamkeit in sektenhaften oder fundamentalistischen Verengungen von Religion.

Mit Beiträgen von Pablo Díaz Díaz, Kurt-Helmuth Eimuth, Josef Estermann, Günther Bernd Ginzel, Lutz Lemhöfer, Katja Sindemann, Luise Thuß sowie zwei Texten der Bischöfe Wolfgang Huber (evangelisch) und Franz Kamphaus (katholisch).

Terror um Gottes willen?

Religiös legitimierte Gewalt ist eine Verzerrung von Religion

Die zerstörerische Kraft des religiösen Fanatismus und Fundamentalismus haben sich in den Selbstmord-Attentaten von New York und Washington vor einem jahr gezeigt. Seitdem werden nicht nur die politischen Konsequenzen bedacht. Auch die Frage religiös begründeter Gewalt wird mit zunehmender Schärfe diskutiert: Ist Religion schlechthin oder sind einzelne Religionen von ihrem Wesen her gewalttätig? Oder wird hier die ursprüngliche Friedensethik der Religionen pervertiert? Gibt es Unterschiede in der Nähe oder Ferne der Religionen zur Gewalt? Der katholische Weltanschauungsbeauftragte Lutz Lemhöfer hat gemeinsam mit dem evangelischen Publizisten Kurt-Helmuth Eimuth ein Buch vorgelegt, in dem namhafte Journalisten das Verhältnis der Religionen zur Gewalt untersuchen.

Das Fazit der beiden Herausgeber: “Eine nüchterne Betrachtung zeigt: Praktisch alle Religionen enthalten ein Potential von Gewalt. Da schießen Christen unterschiedlicher Konfessionen in Nordirland aufeinander. Da führen Hindus und Moslems einen blutigen Konflikt knapp unterhalb der Schwelle des großen Krieges um das umstrittene Grenzgebiet Kaschmir; im ewig scheinenden Bürgerkrieg in Sri Lanka stehen sich Hindus und Buddhisten gegenüber; der ständig eskalierende Konflikt in und um Israel/Palästina ist neben dem Kampf zweier Völker auch einer von zwei Religionen, Judentum und Islam, um vermeintlich gottgegebenes Land.“

Doch die Herausgeber weisen auch auf die andere Seite der Religion: Männer wie der Hindu Mahatma Gandhi, der buddhistische Dalai Lama oder der Christ Martin Luther King zeigten beispielhaft wie Religion Frieden und Versöhnung förderten. Lemhöfer: „Einseitige Schuldzuweisungen an die Religionen schlechthin verbieten sich also ebenfalls wie die Denunzierung etwa des Islam.“

Deutlich, so die Herausgeber, werde vielmehr: Religionen werden dort gewalttätig, wo irdische Ansprüche mit dem Heiligenschein göttlicher Setzung verklärt und damit unverhandelbar werden. Wo konkretes menschliches Leben abstraktem „heiligem Recht“ geopfert wird und der Nichtgläubige, welchen Glaubens auch immer, angeblich weniger Rechte innehat als der Gläubige. Lemhöfer wörtlich: „Es ist die sektiererische oder fundamentalistische Verzerrung der Religion, die mit Gewalt einher geht. Daran gilt es am Jahrestag der Attentate zu erinnern, und Kirchen und Religionen sind gut beraten, hier auf den Splitter im eigenen Auge zu achten und nicht auf den Balken im Auge des anderen.“

Das Buch „Terror – um Gottes willen?“, herausgegeben von Kurt-Helmuth Eimuth und Lutz Lemhöfer, ist beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, Tel.: 069/58098-189 oder im Buchhandel zu erhalten.

Auf der Suche nach einem Gottesbild; Was Erwachsenen Schwierigkeiten macht

Marion Eimuth

Auf der Suche nach einem Gottesbild

Was Erwachsenen Schwierigkeiten macht

in: Wie sieht Gott eigentlich aus?
Wenn Kinder nach Gott fragen.
Christoph Th. Scheilke und Friedrich Schweitzer
erschienen in der Reihe: Kinder brauchen Hoffnung
Religion im Alltag des Kindergartens
Gütersloh 2002
ISBN 3-579-03093-0

Umschlagtext
Kinder suchen nach Orientierung und dem Sinn des Lebens. Zugleich hat sich ihre Welt erheblich verändert. Dadurch stehen Erzieherinnen und Erzieher vor grundlegenden Herausforderungen. Kindertagesstätten und Kindergärten müssen sich weiterentwickeln.
Das vorliegende religionspädagogische Werk greift diese Anforderungen auf. Es stellt ein praxisorientiedes Konzept vor, das mit konkreten Beispielen Anregungen und Impulse gibt:
für die religiöse Erziehung
für Aus- und Weiterbildung
für konzeptionelle Eigenarbeit
für die gesamte Arbeit in kirchlichen und kommunalen Einrichtungen für Kinder. Im grundlegenden ersten Band wurde das Konzept des Werkes an dem Thema »Mit Geheimnissen leben« verdeutlicht.
Der vorliegende Band 3 zeigt, wie Erziehende und Kinder mit dem Thema Tod und Sterben im Kindergarten und in der Welt der Kinder konkret umgehen können.