Kinderkrippen droht „Profit von Anfang an“

Evangelisches Frankfurt Mai 2008

Kommentar:
Kinderkrippen droht „Profit von Anfang an“

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Ohne Zweifel: Familienministerin Ursula von der Leyen gebührt Anerkennung. Sie hat die Kinderbetreuung in Deutschland nicht nur in den Mittelpunkt der Familienpolitik gestellt, sondern gegen viele Widerstände – auch in der eigenen Partei – den flächendeckenden Ausbau des Krippenangebots durchgesetzt. Doch mit ihrem jüngsten Vorschlag, auch private Anbieter von Kinderbetreuungsplätzen staatlich zu fördern, kehrt die CDU-Politikerin zurück in das Lager konservativer Ideologien.

Ohne Not sollen private Investoren mit öffentlichen Geldern geködert werden. Dem Argument, dass dieses womöglich die Qualität der Betreuung schmälert, begegnet die Ministerin mit dem Hinweis auf „Qualitätsstandards“. Doch die Erfahrung zeigt, dass dies immer nur Mindeststandards sein können. Auf dem ambulanten Pflegemarkt ist das längst zu sehen. Private Pflegedienste arbeiten mit Hilfs- statt mit Fachkräften, bezahlen geringere Löhne und können dadurch deutlich billiger sein.

Im Bereich der Betreuung von Kleinkindern ist die Sache noch einmal komplizierter. Wie kann bei so komplexen Bildungsprozessen, die von der Beziehung zwischen Kind und Erzieherin abhängen, Qualität objektiv gemessen werden? Sie lässt sich allenfalls beschreiben. Die wirkliche Zuwendung zum Kind entzieht sich aber jeder Mess-Skala. Messbar dagegen ist der Profit. Wenn Kapital eingesetzt wird, muss eine Rendite herauskommen. So funktioniert dieses Wirtschaftssystem nun einmal. Dagegen ist auch überhaupt nichts zu sagen. Doch es ist klar: Die private Kinderkrippe mit staatlicher Unterstützung wird nicht nur das Kind, sondern auch die Bilanz in den Mittelpunkt stellen. Das ist schlecht für die Steuerzahler, die private Gewinne subventionieren, und es ist schlecht fürs Kind, das Mittel zum Zweck der Profitmaximierung wird.

Die Stadt Frankfurt hat in einer einzigartigen Anstrengung vorgemacht, wie es anders gehen kann. Sie hat die Zahl der Erzieherinnen in den Kindertagesstätten gesteigert, und im Dialog mit den gemeinnützigen Trägern wird weiter an der Qualitätssteigerung gearbeitet. Dazu bedarf es weder elitärer noch privater Einrichtungen. Jeder in eine Kindertagesstätte investierte Euro bringt, volkswirtschaftlich betrachtet, ein Vielfaches an Nutzen für die Allgemeinheit. Es bleibt das Geheimnis von Ursula von der Leyen, warum sie einen Teil dieses so dringend benötigten Geldes privaten Investoren in den Rachen werfen will. Mit dem Motto „Bildung von Anfang an“ ist doch wohl nicht „Profit von Anfang an“ gemeint.

Kurt-Helmuth Eimuth

Wie konnte Gott das zulassen?

Evangelisches Frankfurt Mai 2008

Wie konnte Gott das zulassen?

Es war eine Tragödie mit Symbolwert: Vor 25 Jahren stürzte ein Starfighter während einer Militär-Flugschau auf das Auto eines friedensbewegten Pfarrers: Martin Jürges und seine Familie verbrannten in den Trümmern.

Weit über tausend Menschen waren am 30. Mai 1983 zur Trauerfeier in die Katharinenkirche gekommen. Bis auf die Zeil standen sie, um der Familie Jürges die letzte Ehre zu geben, die auf unfassbare Weise ums Leben gekommen war.

Pfingstsonntag vor 25 Jahren: Pfarrer Martin Jürges hält in der Gutleutkirche den Gottesdienst. Es ist Bilderbuchwetter – genau richtig für einen Familienausflug. Am frühen Nachmittag fährt die Familie los. Zur gleichen Zeit vergnügen sich Tausende bei der Kirmes vor dem Wäldchestag am Oberforsthaus sowie bei einer Flugschau der amerikanischen Streitkräfte am Rhein-Main-Flughafen.

Pfarrer Martin Jürges beim Kirchentag in Nürnberg im Jahr 1979. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Pfarrer Martin Jürges beim Kirchentag in Nürnberg im Jahr 1979.
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Als sich einer der Militärjets aus der Formation löst, passiert der hellblaue Peugot-Kombi der Pfarrersfamilie gerade den Autobahnzubringer beim Waldstadion. Die brennenden Wrackteile des abstürzenden Flugzeugs knallen auf den Wagen. Martin Jürges (40), seine Frau Irmtraud (38), sein Sohn Jan (11), seine Tochter Katharina (1) und seine Mutter Erna (77) verbrennen im Auto. Die 19jährige Nichte Gesine Wagner erliegt 81 Tage später ihren schweren Verletzungen. Auch heute, nach einem Vierteljahrhundert, schaut man sich fassungslos die Bilder an. Eine ganze Familie ausgelöscht. Warum?

Martin Jürges und Irmtraud Jürges-Kiesling haben in Frankfurt viele junge Menschen geprägt. Beide arbeiteten im Stadtjugendpfarramt, er als Stadtjugendpfarrer, sie als Sozialarbeiterin. Ihre Mitwirkung beim Kir­ chentag, die Ausrichtung von Sacro-Pop-Festivals, ihre Einmischung in die Kommunalpolitik mit der Initiative „Politische Obdachlose“, die Untersuchung alternativer Lebensstile, die aktive Jugendpolitik, die praktizierte Ökumene – alles Stichworte, die die Breite und den Aktionsradius der beiden andeuten.

Die Nato wollte damals aufrüsten. Dagegen formierte sich die Friedensbewegung unter dem Slogan „Frieden schaffen ohne Waffen“. Lila Tücher, mit diesem Motto bedruckt, lagen schon im Keller der Gutleutgemeinde bereit, wo Martin Jürges seit knapp zwei Jahren Pfarrer war. Und dann kommt die Familie genau durch so eine Waffe ums Leben.

Wie konnte Gott dieses Unglück nur zulassen? Diese Frage ist wohl so alt wie die Vorstellung von Gott selbst. Krieg, Naturkatastrophen und familiäres Unglück lassen zweifeln. Doch der Mensch, so erzählt die Bibel, ist geschaffen als Wesen mit eigenem Willen. Es stimmt eben nicht, dass Gott lenkt und der Mensch denkt. Die Übel dieser Welt sind oft genug Menschenwerk. Aber Gott ist bei den Leidenden. Gott leidet mit. Gott war an diesem Pfingstsonntag vor 25 Jahren auch bei der Familie Jürges. Dies symbolisiert das Kreuz, das von der Paul-Gerhardt-Gemeinde zur Erinnerung am Rand der Einfahrt zu den Sportverbänden aufgestellt wurde.

Trotzdem machen solche Tragödien sprachlos. Da darf man klagen, so wie es ein Lied der Gruppe Habakuk sagt, das damals zur Trauerfeier gespielt wurde: „Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und hemmt, bringe ich vor Dich. Wandle sie in Stärke, Gott erbarme dich.“

Die Hoffnung, dass trotz Zerstörung Neues wachsen kann, war auch die Hoffnung von Martin Jürges. Im Jahr 1978 hatte er zu einem Sacro-Pop-Konzert, das den Titel „Unkraut Leben“ trug, geschrieben: „Und das Unkraut Jesus war so lebendig, dass es nach dem Zertreten weiterwuchs. Die Wurzeln waren so stark, sie waren nicht auszurotten. Aus dieser Wurzel kommt auch heute neues Leben, sie sind stark genug, um rauszuwachsen aus dem gleichgemachten Leben, und Mensch zu werden – eines schönen Tages.“

Kurt-Helmuth Eimuth

An das Leben und Wirken der Familie Jürges erinnert eine Ausstellung vom 21. Mai bis 1. Juni im Martin-Jürges-Haus der Gutleutgemeinde, Gutleutstraße 131. Eröffnet wird sie am Dienstag, 20. Mai, um 19 Uhr, einen Abend mit Texten und Musik gibt es dort am Dienstag, 27. Juni, um 19 Uhr. Ein Gedenkgottesdienst findet am Sonntag, 25. Mai, um 10 Uhr in der Gutleutkirche, Gutleutstraße 121, statt.

Um christlichen Fundamentalismus

Frankfurter Rundschau 4.3.08
geht es in einer Fortbildung für Lehrer , die
das Religionspädagogische Amt der evangelischen Landeskirche Hessen-Nassau am 22. April (15 bis 18 Uhr) in der Rechneigrabenstraße 10 veranstaltet. Referenten sind der Weltanschauungsbeauftragte des katholischen Bistums Limburg, Lutz Lemhöfer, und der Sektenexperte Kurt-Helmuth Eimuth. Anmeldung unter 92 107-333 oder
per Email rpa.frankfurt@ekhn.de.

Geiz als Lebensmotto macht arm

Andacht Fasten

Kurt-Helmuth Eimuth

3. 3. 08

Orgel

Lied: EG 98, 1-3

Votum:

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Mit diesen Worten des Wochspruchs aus dem Johannesevangelium, Kapitel 12, Vers 24 begrüße ich Sie zur heutigen Andacht, die wir feiern im Namen Gottes des Vater, und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Psalm 84, Nr. 734

Lied: EG 584, 1-4

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

„Geiz ist geil“ war im vergangenen Jahr allerorts zu lesen. Ein Spruch, mit dem eine Elektronikhandelskette den Verkauf von Laptops, Fernsehern und DVD-Playern ankurbeln wollte. Ausgerechnet für die Fastenzeit ruft die evangelische Kirche nun zur Verschwendung auf.

Seit 25 Jahren fordert die Aktion „7 Wochen ohne“ Verzicht. Die alte Tradition des Fastens in der Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag soll so wiederbelebt werden. Inzwischen beteiligen sich Jahr für Jahr zwei Millionen Menschen. Sie verzichten auf Alkohol, auf Süßigkeiten, auf Fernsehen oder was immer für sie eine besondere Markierung diese sieben Wochen beinhaltet. Ziel ist es, zu prüfen, was man wirklich für das eigene Leben braucht, was wirklich Lebensqualität ist.

Fasten ist Verzicht. Diese Gleichung ist so alt wie die Religion selbst. Alle Religionen kennen den Verzicht als spirituelle Übung. Durch das Verzichten wird eine besondere Konzentration auf die andere Dimension des Lebens möglich. Alle großen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde, Moses stieg auf den Berg Sinai und fastete 40 Tage, bevor er Gottes Wort empfing und Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken 40 Tage zum Fasten in die Wüste zurück.

Doch Geiz und Schnäppchenjagd sind alles andere als erstrebenswert – nicht Geiz, sondern „Geben macht glücklich“. Das behauptet zumindest der Journalist Thomas Ramge in seinem neuen Buch „Nach der Ego-Gesellschaft. Die neue Kultur der Großzügigkeit“.

Großzügigkeit zahle sich aus und das ließe sich wissenschaftlich belegen, heißt es in dem Buch. „Menschen, die großzügig sind, sind im Durchschnitt glücklicher. Sie sind gesünder, haben ein positiveres Bild von sich und leben länger“, so Ramge. Großzügigkeit sei in unsere Gene eingeschrieben, auch wenn diese nicht immer dominant gewesen seien. Doch die steigende Zahl von ehrenamtlichem Engagement und Bürgerstiftungen spreche für eine klare Gegenbewegung zur reinen Ego-Mentalität.

Das ist eine Erkenntnis, die in unserer Kultur tief verankert ist. Großzügigkeit hat seit jeher einen fabelhaften Ruf. Den Geiz dagegen bezeichnete schon Apostel Paulus als „Wurzel allen Übels“. Und für Augustinus war er der „Wahnsinn der Seele“.

Grund genug für die Evangelische Kirche, den Begriff der Verschwendung zum Motto ihrer Fastenaktion zu machen. Traditionell steht die Passionszeit für Verzicht und Entsagung. Verzichtet werden soll in diesem Jahr aber auf den Geiz, mit dem Ziel, eine neue Kultur der Großzügigkeit zu entfalten, in der Geiz nicht geil ist.

„Ich stelle es mir wunderbar vor, einmal sieben Wochen ohne Sparsamkeit, Schnäppchenjagden und Zeitgeist durch eng gedrängte Terminkalender zu gehen und stattdessen so richtig verschwenderisch zu sein“, freut sich etwa die Autorin Amelie Fried. Sie ist eine von zahlreichen Prominenten, die die Aktion unterstützen.

Die Teilnehmer der Aktion sind dazu aufgerufen, sich in Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft zu üben. Gelegenheiten gibt es viele: etwa eine Einladung zum Essen für jemanden, der sonst nicht auf der Gästeliste steht, ein Gespräch, ohne auf die Uhr zu schauen, eine freundliche Geste für eine Person, die einem nicht wohlgesonnen ist, oder ein Hilfsangebot, auch wenn dadurch das Wochenende noch kürzer wird.

Die Aktion fügt sich bestens in die kommende Jahreszeit ein: „Verschwendung ist ein Begriff, den wir im Frühling positiv besetzen. Verschwenderische Fülle, Knospen platzen. Wir möchten, dass es auch in den Herzen so zugeht“, sagt Arnd Brummer, Leiter der Aktion „7 Wochen ohne“, die von einem zentralen Projektbüro im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik koordiniert wird.

In der christlichen Tradition bedeutet die Fastenzeit vor allem eine Zeit der Besinnung. So belebte die Gruppe der Initiatoren einen alten Brauch mit neuer Kraft. Die Idee machte schnell die Runde. Rund 300 Menschen nahmen vor 25 Jahren an der ersten Aktion in Hamburg teil. Heute sind es bundesweit mehr als zwei Millionen.

Ihre Anfänge nahm die Aktion in Hamburg: 1983 beschloss eine Gruppe von Journalisten und Theologen, nach einer fröhlichen Kneipenrunde sieben Wochen lang, von Aschermittwoch bis Ostern, zu fasten. Es ging den Fastenden nicht nur darum, in dieser Zeit dem Konsum abzuschwören. Vielmehr wollten sie einen persönlichen, spirituellen Mehrwert erreichen.

„Die Menschen in unserer Welt brauchen dringend einen Frühling der Herzen“, fordern die Initiatoren „Die ständigen Fragen – was bringt es mir? was nützt es? – die Erwartung, dass man für heute Investiertes schon morgen Erträge bekommen müsse, tötet jede spontane Geste. Eine geizige Welt schliddert in eine zweite, in eine soziale Klimakatastrophe – außen die Erderwärmung, innen die Eiszeit kalter Berechnung.“

Einen Tag verschwenderisch verbringen kann bedeuten: Lange im Bett liegen, gut frühstücken, ein Buch lesen, den Müßiggang üben; aber auch: einfach mit den Kindern auf dem Spielplatz sein, Freunde einladen oder jemanden unverhofft Blumen schenken. Aus keinem besonderem Anlass, sondern einfach so, als Geste.

Geiz als Lebensmotto macht arm. Verschwendung von Zeit und Zuwendung macht nicht nur das Leben erträglicher sondern auch menschlicher.

Amen.

Lied: EG: 420, 1-5

Mitteilungen:

Gebet:

Du kommst im Namen Gottes – gewaltlos

Du lieferst dich Menschen aus und gibst dein Leben hin. So vollendest du Gottes Willen.

Versöhnende Kraft geht von dir aus:

Wir brauchen nicht mehr auf Macht und Gewalt zu setzen, denn du machst uns Hoffnung, dass Sanftmut und Liebe die Welt bewahren werden.

Vor dir denken wir an Frauen und Männer, die öffentliche Verantwortung tragen.

Lass sie den Versuchungen der Macht widerstehen und für das Recht und das Wohl anderer eintreten.

Vor dir denken wir an alle, die Menschenhänden ausgeliefert sind: rassisch Verfolgte, politische Gefangene, Menschen, die um ihres Glaubens willen mundtot gemacht werden. Wehre dem Unrecht und der Gewalttat.

Vor dir denken wir an Not und Elend mitten unter uns: an die Menschen, die arbeitslos sind, an Menschen, die keinen Sinn mehr in ihrem Leben sehen, an alle, die vergessen und abgeschrieben sind.

Gib uns Augen, die sehen, und Ohren, die hören, einen Mund, der zur rechten Zeit redet und schweigt, und Hände, die helfen.

Jesus Christus,

du willst uns gewinnen und nicht beherrschen. Befreie uns, deine Kirche, von Macht- und Herrschaftsansprüchen. Lass uns dir folgen im Einstehen für andere, in der Hingabe an die Welt und so deinem Namen Ehre machen.

Und gemeinsam beten wir

mit den Worten die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG 421

Schindlers letzte Jahre in Frankfurt

Evangelisches Frankfurt März 2008

Schindlers letzte Jahre in Frankfurt
Der Retter von 1200 Menschen wäre in diesem Jahr 100 geworden

Mit einigem Herzklopfen, so erinnerte sich später der inzwischen verstorbene Frankfurter Propst Dieter Trautwein, stieg er damals die Treppen im Haus Am Hauptbahnhof 4 hinauf. Trautwein hatte den Namen Oskar Schindler 1966 in Israel entdeckt. In Yad Vashem, der Gedenkstätte für die sechs Millionen während des Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden, standen dieser Name und der Länderhinweis „Allemagne“ an einem Baum in der „Allee für die andersgläubigen gerechten Helfer“.

Wenig später bekam Trautwein für eine „Werkmappe zur Reformation“ die Geschichte jenes Mannes, der über 1200 Menschen vor dem Tode bewahrt hatte, als literarisches Beispiel geliefert. Als Trautwein, der damals Jugendpfarrer in Frankfurt war, schließlich noch den Hinweis bekam, dass Oskar Schindler keineswegs eine literarische Erfindung, sondern eine höchst reale Person sei, die zudem noch in Frankfurt wohne, machte er sich kurzentschlossen auf den Weg. „Oben im letzten Stock an der letzten Tür rechts war tatsächlich ein kleines handgeschriebenes Schild „Oskar Schindler“, so Trautwein.

„Ich klingelte. Ein Mann öffnete. Ich fragte: ‚Heißen Sie…sind Sie…?’ ‚Ja’, antwortete mein Gegenüber. Ich stellte mich vor, und er ließ mich eintreten. Sofort hielt ich ihm die Druckfahnen hin und fragte: ‚Sagen Sie mir bitte, ob das, was hier steht, mit Ihnen zu tun hat?’ Bald schon gab er mir das Papier zurück und sagte: Ja, das ist meine Geschichte, es stimmt nicht im Einzelnen so genau, aber das Wesentliche ist schon wiedergegeben.“

Wenige Wochen später saß Oskar Schindler beim Evangelischen Jugendtag 1967 im Dominikanerkloster auf dem Podium, um dort nicht nur die – möglicherweise erste – literarische Verarbeitung seiner Rettungstat zu sehen, sondern auch, um aus seinem Leben zu berichten. Auf dem Podium war damals auch Leopold Pfefferberg, einer jener geretteten „Schindler-Juden“. Es war dieser Leopold Page, wie er sich in seiner neuen Heimat Los Angeles nannte, der die Geschichte von Oskar Schindler dem australischen Schriftsteller Thomas Keneally erzählte. Keneally schrieb daraufhin den biografischen Roman „Schindlers Liste“, den Steven Spielberg später verfilmte und durch den der Name von Oskar Schindler und seine Rettungstat, die über 1200 Jüdinnen und Juden vor dem Tod im Konzentrationslager bewahrte, in aller Welt bekannt wurde.

Doch diese Berühmtheit kam erst zwanzig Jahre nach Schindlers Tod im Jahr 1974. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Schindler als eher unbekannter Mann, der in einfachen Verhältnissen lebte, in Frankfurt. Hier versuchte er auch einen wirtschaftlichen Neubeginn, musste aber mit seiner Zementfabrik Konkurs anmelden.

In diesem Jahr, am 28. April, wäre Oskar Schindler hundert Jahre alt geworden. Heute erinnert an ihn in Frankfurt nicht nur eine Ausstellung im Jüdischen Museum, sondern auch eine Bronzetafel an seinem letzten Wohnhaus im Bahnhofsviertel sowie seit 1976 die Oskar Schindler-Straße in Bonames: kein großes Denkmal, wie Dieter Trautwein seinerzeit, kritisierte, sondern „lediglich eine
Kleinstraße am Ortsrand.“

Kurt-Helmuth Eimuth

Zum Weiterlesen: Dieter Trautwein: Oskar Schindler – immer neue Geschichten, Societäts-Verlag.

„Vom Glauben sprechen“

Evangelisches Frankfurt März 2008

„Vom Glauben sprechen“
Pröpstin Scherle beim Arbeitskreis der CDU

Angesichts einer Debatte um einen wiedererstarkten Islam nannte Pröpstin Gabriele Scherle vor dem Evangelischen Arbeitskreis der CDU relativierende Fakten: „Die vier Prozent Muslime in Deutschland sind ein reines Zuwanderungsphänomen.“ Zudem seien zwei Drittel der deutschen Bevölkerung zu gleichen Teilen evangelisch oder katholisch. Und selbst viele Konfessionslose seien nach eigenen Aussagen immer noch Christen. Das Fazit der Pröp­ stin: „Es gibt keine Bewegung hin zu anderen Religionen.“

Allerdings räumte Scherle ein, „dass sich das Christentum heute dauerhaft mit Menschen arrangieren muss, die anders glauben und leben und die vor allem ihre Religiosität und Kirchlichkeit selbst bestimmen wollen.“ Dieser Herausforderung will die Pröpstin
dadurch begegnen, „dass alle Christinnen und Christen von ihrer Hoffnung erzählen.“ Ausdruck dieser Hoffnung sei zu allen Zeiten der Bau von Kirchen gewesen: „Eine Kirche, die nicht mehr baut, hat aufgehört ihre Hoffnung öffentlich werden zu lassen. Deshalb begrüße ich die Entscheidung, auf dem Riedberg eine neue Kirche zu bauen.“ Doch ließ die Pröpstin keinen Zweifel daran, dass der kirchliche Gebäudebestand in Frankfurt unangemessen groß sei und reduziert werden müsse. Immerhin seien seit 1945 mehr Kirchen gebaut worden als in der gesamten Zeit seit der Reformation.

Die wichtigste Herausforderung sieht Scherle in der Fähigkeit, „den christlichen Glauben zur Sprache zu bringen, sodass die Auferstehungshoffnung und das damit verbundene Gottesbild tragfähig erscheinen.“ Deshalb wolle sie Pfarrerinnen und Pfarrer ermuntern, Zeit und Arbeit in kreative Versuche religiöser Bildung wie etwa Glaubenskurse zu stecken.

Kurt-Helmuth Eimuth

Bauhaus-Kirche umgeben von Fachwerk

Evangelisches Frankfurt März 2008

Bauhaus-Kirche umgeben von Fachwerk
Architektonisches Kleinod in Niederursel benötigt dringend Renovierung

Im idyllischen Ortskern des von Fachwerk geprägten Niederursel vermutet man so ein architektonisches Juwel kaum: eine Bauhaus-Kirche. Entworfen von Martin Elsaesser, der auch im Osten der Stadt die Großmarkthalle entwarf und ein Zeitgenosse von Ernst May war. Die Kontroverse um die künftige Nutzung der Großmarkthalle als Entree der Europäischen Zentralbank hat die Bedeutung dieser Architektur wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Pfarrer Michael-Max Stichling wirbt um Spenden für die Renovierung der Bauhaus-Kirche in Niederursel. Auch bei der Europäischen Zentralbank will er nachfragen, denn die Großmarkthalle stammt vom selben Architekten - Martin Elsaesser. | Foto: Rolf Oeser

Pfarrer Michael-Max Stichling wirbt um Spenden für die Renovierung der Bauhaus-Kirche in Niederursel. Auch bei der Europäischen Zentralbank will er nachfragen, denn die Großmarkthalle stammt vom selben Architekten – Martin Elsaesser.
Foto: Rolf Oeser

Die von der Gemeinde Niederursel genutzte, 1928 erbaute Kirche mit ihrem charakteristischen achteckigen Zeltdach und einer Unterkirche, die allerdings heutigen Standards nicht mehr entspricht, soll nach Auskunft von Pfarrer Michael-Max Stichling möglichst bald renoviert werden. Dabei will man gemeinsam mit dem Denkmalschutz den ursprünglichen Zustand weitgehend wieder herstellen. Wände und Wandmalereien wurden nämlich dem Zeitgeist der 50er Jahre folgend später übertüncht.

Nun sucht die Gemeinde Mitstreiterinnen und Mistreiter, die sich des architektonischen Kleinods annehmen. Es ist typisch für diese Gemeinde, dass sie für dieses Projekt schon ein Netzwerk unterschiedlicher Gruppen und Institutionen knüpfen konnte. Neben zahlreichen Einzelpersonen und dem Denkmalschutz ist die May-Stiftung mit im Boot. „Und da ist noch die EZB“, sagt Stichling. Die könne sich hier für die Architektur Elsaessers stark machen. Jedenfalls will die Gemeinde mit diesem Anliegen auf die Bank zugehen.

Die Gemeinde Niederursel ist überhaupt sehr lebendig. Allein zu den Gruppen der Heliand-Pfadfinderschaft gehören 180 Jugendliche – das ist die größte Gruppe in ganz Hessen. Dazu kommen verschiedene Kinder- und Jugendkreise, ein ehrenamtlich geleiteter Kinderchor, fünf Krabbelgruppen und der Kindergarten.

Ein besonderer Akzent ist die Kulturarbeit. In Zusammenarbeit mit einer Buchhandlung und den in Niederursel stark vertretenen Anthroposophen organisiert man den intellektuellen Diskurs, etwa zu Werken des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber oder des Theologen und Yoga-Lehrers Michael von Brück. „Dialog, Begegnung und Auseinandersetzung, das ist unser Prinzip – auch mit den Ideen der Anthroposophie,“ erklärt Pfarrer Stichling.

Die Gemeinde sieht sich als Teil eines Sozialraums, der größer als Niederursel ist. Darum ist ihr auch die Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinden im Norden von Frankfurt selbstverständlich. Vor Veränderungen hat man hier keine Angst, solange man sie aktiv mitgestalten kann. Tradition und Moderne gehören eben nicht nur in der Architektur zusammen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Einfach etwas bewirken

Evangelisches Frankfurt März 2008

Einfach etwas bewirken
Juristen helfen obdachlosen Menschen mit ihrem Fachwissen

Dem studentischen Milieu sind sie noch verhaftet, die beiden Doktoranten der Jurisprudenz: Treffpunkt zum Interview ist ein stadtbekanntes Café in der Bockenheimer Grempstraße. An den blanken, naturbelassenen Tischen sitzen zwei sportliche junge Herren, die sich für die Allgemeinheit engagieren: Sie sind die Gründer des eingetragenen Vereins „Frankfurter Nächstenhilfe“. Man glaubt Christian Zeller (29) und Stefan Köhler (30) sofort, dass sie die Dinge in die Hand nehmen.

Gründeten die „Frankfurter Nächstenhilfe“: Die beiden Juristen Christian Zeller - rechts - und Stefan Köhler. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Gründeten die „Frankfurter Nächstenhilfe“: Die beiden Juristen Christian Zeller – rechts – und Stefan Köhler.
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die beiden Juristen hatten sich überlegt, wie sie armen Menschen helfen könnten. Dabei sollte jeder die eigene Begabung einbringen. Juristen können reden, schreiben, verhandeln. Und so boten sie ihre Kompetenz und ihre Zeit dem diakonischen Tagestreff für obdachlose Menschen im Bahnhofsviertel an.

„Weser 5“, wie sich der Treffpunkt nach der Anschrift des Hauses in der Weserstraße nennt, freut sich über die Zusammenarbeit. Das Angebot einer Unterstützung beim Umgang mit Behörden, Banken oder Vermietern kann man hier gut gebrauchen. „Viele Menschen, die zu Weser 5 kommen, legen uns ungeöffnete Briefe vor, die schon Monate alt sind“, erzählt Köhler. „Meistens wissen sie gar nicht, um was es in den Schreiben geht.“ Köhler betont aber auch die andere Seite – denn auch der, der hilft, bekommt etwas zurück: „Wir kommen vom Studium, und plötzlich können wir etwas tun. Mit einem einfachen Schreiben kann man etwas bewirken. Das ist ein Motivationsschub. Da sieht man ein Ergebnis.“

Der Name „Frankfurter Nächstenhilfe“ ist keineswegs zufällig. „Die Wortwahl“, so Zeller, „verrät den christlichen Hintergrund.“ Dies wundert nicht, denn beide sind in enger Bindung an die evangelische Kirche groß geworden. Zeller, aufgewachsen in Pforzheim, besuchte den kirchlichen Kindergarten, ging später in die Jungschar und spielte im Posaunenchor. Köhler kommt aus Erfurt. Zur „Wende“ war er zwölf Jahre alt. Seine Familie gehörte zur evangelischen Kirche. Er besuchte Freizeiten, machte Fahrten mit und ging in die „Christenlehre“, wie der außerhalb der Schule stattfindende Religionsunterricht in der DDR hieß. Kennengelernt haben sich die beiden beim Studium in Mannheim, eine enge Verbindung wurde es beim gemeinsamen Auslandsstudium in London.

Frankfurt haben sie inzwischen kennen und schätzen gelernt. „Deshalb heißt der Verein ja auch „Frankfurter Nächstenhilfe“, betonen sie. Zeller, verheiratet mit einer Hessin und Familienvater, sagt: „Ich fühle mich als Hesse.“ Die Vorzüge Frankfurts? „Die Campus-Universität. Das ist einmalig in ganz Deutschland“, sagt Zeller und Köhler nickt zustimmend. Ja und dann ist da noch die internationale Prägung der Stadt. „Das fand ich von Anfang an am anziehendsten“, ergänzt Köhler und verweist auf die Erfahrung in London.

Für die engagierten Juristen hat Frankfurt ein großstädtisches Kultur- und Freizeitangebot. Das ist wichtig für sie, denn sie sind auch in Sportvereinen aktiv. Und wenn alles klappt, wird Christian Zeller in diesem Jahr den Ironman in Frankfurt durchstehen. Wer weiß, vielleicht stehen dann ja einige von den Leuten aus „Weser 5“ zum Anfeuern an der Strecke. Denn sie wissen: Dieser Mann kann durchhalten.

Kurt-Helmuth Eimuth

Abschied von der Matthäuskirche

Evangelisches Frankfurt März 2008

Kommentar:
Abschied von der Matthäuskirche

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Die Frankfurter Matthäuskirche, zwischen Hauptbahnhof und Messe gelegen, ist inzwischen bundesweit bekannt. Der Kampf einer Gemeinde gegen den Verkauf und möglichen Abriss „ihrer“ Kirche stieß in der Öffentlichkeit auf viel Sympathie. Auf der einen Seite die kleine Gemeinde, auf der anderen die nur auf den schnöden Mammon schauende Institution Kirche – ist das nicht wie der Kampf von David gegen Goliath?

Dieses Klischee wird gerne bedient, auch von Mitgliedern des Kirchenvorstandes. Von Frankfurter Zeitungen begleitet wurde kürzlich unter Tränen das Anti-Verkaufs-Banner von der Mauer des Gotteshauses entfernt. Merkwürdig ist nur: Derselbe Kirchenvorstand hatte doch dem ausgehandelten Kompromiss zugestimmt. Danach soll die Matthäuskirche auch nach einem Verkauf weitgehend erhalten bleiben, die Gemeinde bekommt eine neue Kindertagesstätte und einen Versammlungsraum. Hinter der Kirche kann ein Investor dafür einen 150 Meter hohen Büroturm bauen.

Klar ist, dass die evangelische Kirche in Frankfurt, deren Mitgliederzahl sich in den letzten drei Jahrzehnten halbiert hat, Räumlichkeiten aufgeben muss, wenn die Bauunterhaltungskosten in einem verantwortbaren Rahmen bleiben sollen. Klar ist auch, dass der Verkaufserlös der Matthäuskirche, die auf einem der teuersten Grundstücke der Stadt steht, langfristig ganz wesentlich zur Erhaltung anderer Frankfurter Kirchen beitragen wird. Der Verkaufserlös wird in eine Stiftung fließen, die genau diese Aufgabe hat. Ein anderer Teil des Geldes wird dauerhaft die sozial-diakonische Arbeit der Kirche sichern.

Diese Pläne sind ohne Zweifel vernünftig. Doch an solchen Auseinandersetzungen zeigt sich, dass nicht nur die Vernunft, sondern auch Gefühle eine Rolle spielen, gerade in der Religion. Eine Kirche ist eben etwas Besonderes, auch wenn die protestantische Theologie eigentlich keine „heiligen Orte“ kennt. An Kirchen hängen Erinnerungen, zum Beispiel an Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten. Wenn nun das Abschiednehmen von der Matthäuskirche schmerzlich verläuft, ist das also ein verständlicher Trauerprozess.

Aber aus Abschieden kann auch etwas Neues entstehen, wie die schönen neuen Gemeindezentren an der Jakobskirche in Bockenheim, der Emmauskirche in Eschersheim oder der Lutherkirche im Nordend beweisen. Auch die Hoffnungsgemeinde hat nun die Chance, die Zukunft zu gestalten. Es ist zu wünschen, dass sie sie ergreift.

Kurt-Helmuth Eimuth

Leserbriefe

  1. Datum
    Mai 2008
    Autor
    Rolf Klinkler

    Als Mitglied der Regionalversammlung hat mir der Kommentar über die Matthäuskirche ganz besonders gut gefallen, stecken wir doch mit unserem Gemeindehaus Blauländchenstraße in Zeilsheim in einer ähnlichen Situation.

Nicht immer alles berechnen

Evangelisches Frankurt März 2008

Nicht immer alles berechnen

„Geiz ist geil“– mit diesem Werbeslogan brachten die professionellen Texter einer Elektronikkette das Lebensgefühl der letzten Jahre auf den Punkt. Ausgerechnet für die Fastenzeit ruft die evangelische Kirche nun zur Verschwendung auf.

Seit 25 Jahren fordert die Aktion „Sieben Wochen ohne“ Verzicht. Die alte Tradition des Fastens in der Passionszeit zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag soll damit zeitgemäß wiederbelebt werden. Inzwischen beteiligen sich Jahr für Jahr zwei Millionen Menschen daran. Sie verzichten auf Alkohol, auf Süßigkeiten, auf Fernsehen oder was immer für sie eine besondere Markierung dieser sieben Wochen beinhaltet. Ziel ist es, zu prüfen, was man wirklich für das eigene Leben braucht, was wirklich Lebensqualität ist.

Fasten ist Verzicht. Diese Gleichung ist so alt wie die Religion selbst. Alle Religionen kennen den Verzicht auf leibliche Genüsse als spirituelle Übung. Durch das Verzichten kann eine besondere Konzentration auf die andere Dimension des Lebens möglich werden. Alle großen Religionsstifter haben eine Phase des Verzichts erfahren. Mohammed fastete, bevor ihm der Koran offenbart wurde, Mose stieg auf den Berg Sinai und fastete vierzig Tage, bevor er Gottes Wort empfing, und auch Jesus zog sich vor seinem öffentlichen Wirken vierzig Tage zum Fasten in die Wüste zurück.

Und jetzt: Fasten ist Verschwendung. „Die Menschen in unserer Welt brauchen dringend einen Frühling der Herzen“, schreiben die Initiatoren: „Die ständigen Fragen – was bringt es mir? – die Erwartung, dass man für heute Investiertes schon morgen Erträge bekommen müsse, tötet jede spontane Geste. Eine geizige Welt schlittert in eine zweite, in eine soziale Klimakatastrophe – außen die Erderwärmung, innen die Eiszeit kalter Berechnung.“

Einen Tag verschwenderisch verbringen kann bedeuten: Lange im Bett liegen bleiben, gut frühstücken, ein Buch lesen, den Müßiggang üben; aber auch: einfach zusammen mit den Kindern auf dem Spielplatz sein, Freunde einladen oder jemandem unverhofft Blumen schenken. Aus keinem besonderen Anlass, sondern einfach so, als Geste.

Geiz als Lebensmotto macht arm. Verschwendung von Zeit und Zuwendung macht nicht nur das Leben erträglicher, sondern auch menschlicher. Weitere Informationen und Materialien zur Fastenaktion im Internet auf www.7-wochen-ohne.de oder unter Telefon 58098247.

Kurt-Helmuth Eimuth