Tag Archiv für Bau

Neue Krabbelstube im Mertonviertel

8. Oktober 2013

Mit der Krabbelstube „Martha“ hat das Diakonische Werk Frankfurt im Mertonviertel 66 Betreuungsplätze für Kinder im Alter von drei Monaten bis drei Jahre geschaffen. Es ist bereits die 17. Einrichtung dieser Art in Frankfurt.

Arbeitsbereichsleiter Kurt-Helmuth Eimuth, Einrichtungsleiterin Isabel Beckmann und der Leiter der Diakonie Frankfurt, Michael Frase (v.l.n.r.) bei der Eröffnung der Krabbelstube Martha im Mertonviertel. Foto: Rolf Oeser

Bereits 66 Kinder im Alter von 0 bis 3 Jahren haben die 800 Quadratmeter der neuen Krabbelstube „Martha“ des Diakonischen Werks für Frankfurt in Beschlag genommen. Insgesamt hält die Diakonie Frankfurt in ihren Krabbelstuben 816 Plätze bereit. Wie Michael Frase, Leiter der Diakonie Frankfurt, bei der offiziellen Vorstellung erläuterte, war es ein langer Weg. Bereits 2009 verhandelte das Diakonische Werk mit dem Eigentümer der Liegenschaft, in der vor allem Büros untergebracht sind. Doch erst im letzten Jahr konnte mit dem Umbau begonnen werden, und seit März tummeln sich nun hier die Kleinen. Auch ausreichend Erzieherinnen und ein Erzieher konnten gefunden werden, die sich in kurzer Zeit in die Pädagogik Emmi Piklers eingearbeitet haben, so die Leiterin der Einrichtung Isabel Beckmann.

Das pädagogische Konzept orientiert sich an den Ansätzen der ungarischen Ärztin Emmi Pikler und den Vorgaben des Hessischen Bildungsplans. Die Kinder werden in allem, was sie tun, achtsam begleitet. Grundlage ist ein Bild vom Kind, das von Geburt an kompetent ist. Um jedem Kind die Möglichkeit zu bieten, seine Bedürfnisse jederzeit wahrzunehmen, arbeiten die Einrichtungen mit der sogenannten „vorbereiteten Umgebung“. Sie stellt den Kindern Spielmaterialien zur Verfügung, die der Phantasie und dem natürlichen Bewegungsdrang Raum lassen. Die Krabbelstuben bieten ein Umfeld frei von Druck und Konkurrenz. Zum Konzept gehören zudem eine behutsame Eingewöhnung sowie eine enge Kooperation mit den Eltern, zu denen die Fachkräfte eine stabile Erziehungspartnerschaft aufbauen.

Beitrag von Redaktion, veröffentlicht am 8. Oktober 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe Web.

Gleich drei Bauprojekte abgeschlossen

Von Kurt-Helmuth Eimuth – 19. Mai 2013

Hoffnungsgemeinde, Nazarethgemeinde und Gethsemanegemeinde feierten Einweihung ihrer neuen oder renovierten Gebäude.

Das Gutleutviertel und der Westhafen haben eine neue Kirche: Im Mai hat die Hoffnungsgemeinde mit einem Gottesdienst ihr Gemeindezentrum in der Hafenstraße in Betrieb genommen. Der große Sakralraum mit seiner hohen Decke streckt sich über Erdgeschoss und ersten Stock, rundherum gibt es auf beiden Ebenen Gruppenräume, Büros und eine Küche. In den übrigen sieben Stockwerken des Neubaus sind Wohnungen untergebracht.

Frankfurt: Einweihung Gemeindezentrum der Hoffnungsgemeinde in der Hafenstraße 8 im Gutleutviertel Foto aufgenommen am 19.05.2013 Foto: Rolf Oeser

Gleich drei Frankfurter Kirchengemeinden begingen in neuen oder zumindest neu gestalteten Räumen das Pfingstfest am Sonntag, 19. Mai. Die Hoffnungsgemeinde nahm ihr neues Gemeindezentrum im Gutleutviertel, Hafenstraße, in Besitz, die Nazarethgemeinde konnte den „150. Geburtstag“ ihrer Kirche in einer frisch sanierten Kirche begehen. Und schließlich weihte die Gethesmanegemeinde im Nordend ihre neuen Räume unterhalb der Kirche in der Eckenheimer Landstraße 90 ein.

Die Seligpreisungen sind auf zwei Außenfenstern angebracht. Programmatik und Sichtschutz zugleich. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die Baumaßnahmen sind Teil einer Strategie der evangelischen Kirche, in Frankfurt ihren Gebäudebestand zu verringern. Wie die stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Beate Schwartz-Simon, in der Gethsemanekirche ausführte, habe man sich vorgenommen, die Versammlungsfläche der Frankfurter Gemeinden von 16.500 Quadratmetern auf 12.000 Quadratmetern zu verringern. Diese werde bis 2017 verwirklicht. Der Verband wende hierfür 15 Millionen Euro auf, um künftig Gelder für die Bauunterhaltung einzusparen. Schwartz-Simon dankte der Gemeinde für ihren Mut und ihre Kraft zur Veränderung. Hier im Nordend sei der Sprung für die Gemeinde besonders groß gewesen. Das Gemeindehaus in der Marschnerstraße wird, so die Planung, gänzlich aufgegeben. In den ebenerdigen Räumlichkeiten unter der Kirche sind ein großer Versammlungsraum mit Küche sowie drei Büroräume für das Gemeindebüro, die Gemeindepädagogin und den Pfarrer entstanden. Zudem wurde das Gebäude energetisch optimiert. Die Außenwände der 1970 erbauten Kirche wurden etwas nach außen geschoben und durch zu öffnende Glaswände wurde nicht nur Transparenz, sondern auch eine Öffnung zum Stadtteil geschaffen.

Beitrag von Kurt-Helmuth Eimuth, veröffentlicht am 19. Mai 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe 2013/4 – Juli, Web.

Debatte über Kirchen-Ranking

Evangelisches Frankfurt Juni 2008

Debatte über Kirchen-Ranking
Eine Punkteliste soll Kriterien für die Aufgabe von Kirchen liefern

Die Post war angekündigt, und doch sorgt ihr Inhalt zurzeit für Aufregung: Der Evangelische Regionalverband hat alle evangelischen Kirchen in Frankfurt nach den Kriterien Bauzustand, Symbolwert, Umgebung und Zukunftspotenziale bewertet. Jetzt wurden die Gemeinden zur Stellungnahme aufgefordert.

Ziel ist es, etwa 15 bis 20 der derzeit 56 Kirchen aufzugeben, da das Geld für den Gebäudeunterhalt fehlt. Rund 43 Millionen Euro wären in den nächsten zehn Jahren nötig, aus Kirchensteuereinnahmen stehen aber nur 22,5 Millionen für den Unterhalt der Kirchen, Gemeinde- und Pfarrhäuser zur Verfügung.

Schritt für Schritt, so hat das Parlament der Frankfurter Kirchengemeinden im April beschlossen, soll die vorgelegte Analyse nun in den Gemeinden und Gremien diskutiert werden. Die Datensammlung bildet dafür die Grundlage. Bis 2010 sollen konkrete Gebäudekonzepte auf Gemeindeebene entwickelt werden – auch dahingehend, welche Kirchen und Gemeindezentren dann tatsächlich aufgegeben werden. Besonders diskutiert wird die aus der differenzierten Analyse gebildete Rangfolge. Angeführt wird die Liste von der Eschersheimer Emmauskirche (9,8 Punkte) und der Epiphaniaskirche im Nordend (9,3). Die rote Laterne hat die Versöhnungskirche im Gallus (5,8), gefolgt von der Festeburgkirche in Preungesheim (6,2) und der Philippuskirche im Riederwald (6,3).

Vier Kriterien wurden zur Bewertung herangezogen: Der Bauzustand spiegelt die zu erwartenden Sanierungs- und Modernisierungskosten wider. Das mit „Symbolwert“ betitelte Kriterium möchte die architektonische Bedeutung und die städtebauliche Präsenz in die Bewertung einbeziehen. „Flächenabdeckung“ steht für die Versorgung der evangelischen Gemeindemitglieder in einem Quartier sowie die Erreichbarkeit. Der Gottesdienstbesuch und die demografische Entwicklung schließlich fließen als „Zukunftspotenzial“ ein.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass vor allem die weichen Kriterien wie etwa „Symbolwert“ umstritten sein werden. Die Bewertungen und das „Ranking“ sollen als Diskussionsgrundlage dienen. Der Vorsitzende des Gebäudeausschusses der Regionalversammlung, Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, wies darauf hin, dass diese Liste keine „definitive Entscheidung“ darüber sei, welche Kirche aus Kirchenmitteln erhalten bleibe und welche nicht. Andere Gesichtspunkte, etwa ob es im Stadtteil noch eine zweite Kirche gibt, müssten zusätzlich beachtet werden.

Das lässt sich zum Beispiel an der Oberräder Erlöserkirche gut zeigen: Zwar steht diese Kirche mit lediglich 6,3 Punkten am Ende des Rankings, doch es ist der einzige Ort im ganzen Stadtteil, wo Gottesdienst gehalten wird. Ganz anders sieht es hingegen im Nordend aus: Sowohl die Epiphaniaskirche als auch die Gethsemanekirche, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt liegen, stehen auf der Liste im vorderen Drittel. Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes wird diese Situation sicher auf den Prüfstand kommen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Abschied von der Matthäuskirche

Evangelisches Frankfurt März 2008

Kommentar:
Abschied von der Matthäuskirche

Foto

Die Frankfurter Matthäuskirche, zwischen Hauptbahnhof und Messe gelegen, ist inzwischen bundesweit bekannt. Der Kampf einer Gemeinde gegen den Verkauf und möglichen Abriss „ihrer“ Kirche stieß in der Öffentlichkeit auf viel Sympathie. Auf der einen Seite die kleine Gemeinde, auf der anderen die nur auf den schnöden Mammon schauende Institution Kirche – ist das nicht wie der Kampf von David gegen Goliath?

Dieses Klischee wird gerne bedient, auch von Mitgliedern des Kirchenvorstandes. Von Frankfurter Zeitungen begleitet wurde kürzlich unter Tränen das Anti-Verkaufs-Banner von der Mauer des Gotteshauses entfernt. Merkwürdig ist nur: Derselbe Kirchenvorstand hatte doch dem ausgehandelten Kompromiss zugestimmt. Danach soll die Matthäuskirche auch nach einem Verkauf weitgehend erhalten bleiben, die Gemeinde bekommt eine neue Kindertagesstätte und einen Versammlungsraum. Hinter der Kirche kann ein Investor dafür einen 150 Meter hohen Büroturm bauen.

Klar ist, dass die evangelische Kirche in Frankfurt, deren Mitgliederzahl sich in den letzten drei Jahrzehnten halbiert hat, Räumlichkeiten aufgeben muss, wenn die Bauunterhaltungskosten in einem verantwortbaren Rahmen bleiben sollen. Klar ist auch, dass der Verkaufserlös der Matthäuskirche, die auf einem der teuersten Grundstücke der Stadt steht, langfristig ganz wesentlich zur Erhaltung anderer Frankfurter Kirchen beitragen wird. Der Verkaufserlös wird in eine Stiftung fließen, die genau diese Aufgabe hat. Ein anderer Teil des Geldes wird dauerhaft die sozial-diakonische Arbeit der Kirche sichern.

Diese Pläne sind ohne Zweifel vernünftig. Doch an solchen Auseinandersetzungen zeigt sich, dass nicht nur die Vernunft, sondern auch Gefühle eine Rolle spielen, gerade in der Religion. Eine Kirche ist eben etwas Besonderes, auch wenn die protestantische Theologie eigentlich keine „heiligen Orte“ kennt. An Kirchen hängen Erinnerungen, zum Beispiel an Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten. Wenn nun das Abschiednehmen von der Matthäuskirche schmerzlich verläuft, ist das also ein verständlicher Trauerprozess.

Aber aus Abschieden kann auch etwas Neues entstehen, wie die schönen neuen Gemeindezentren an der Jakobskirche in Bockenheim, der Emmauskirche in Eschersheim oder der Lutherkirche im Nordend beweisen. Auch die Hoffnungsgemeinde hat nun die Chance, die Zukunft zu gestalten. Es ist zu wünschen, dass sie sie ergreift.

Kurt-Helmuth Eimuth

Leserbriefe

  1. Datum
    Mai 2008
    Autor
    Rolf Klinkler

    Als Mitglied der Regionalversammlung hat mir der Kommentar über die Matthäuskirche ganz besonders gut gefallen, stecken wir doch mit unserem Gemeindehaus Blauländchenstraße in Zeilsheim in einer ähnlichen Situation.

Abschied vom Pfarrhaus

Der Trend geht zur Multifunktions-Kirche

Welche Räume eine Kirchengemeinde braucht, hängt immer auch mit dem gesellschaftlichen Umfeld zusammen. Bis ins frühe 20. Jahrhundert stand das Pfarrhaus im Zentrum des evangelischen Gemeindelebens. Vorbild war dabei das Wittenberger Heim des Reformators Martin Luther und seiner Ehefrau, Katharina von Bora.

Glaubt man den zahlreichen Beschreibungen in der Belletristik, so lebten die Pfarrersleut’ früher in einer geradezu biedermeierlichen Idylle. Ihr Haus wurde zum Beispiel für eine christliche Lebenskultur. Dort war der Ort für Hausandachten, für diakonische Tätigkeiten wie die Speisung von Armen – meist durch die Frau des Pfarrers – und Bildungsveranstaltungen, etwa dem Konfirmandenunterricht. Wie selbstverständlich war die ganze Pfarrfamilie im Gemeindeleben engagiert. Selbst in Sachen des Gemüseanbaus war der Pfarrgarten beispielgebend.

In der Folge wurde das evan­gelische Pfarrhaus, so der Schriftsteller Rolf Schneider, „für Deutschland eine Institution, ein fester zivilisatorischer Topos.“ Das protestantische Pfarrhaus in Deutschland ist demnach „streng patriarchalisch organisiert und kinderreich. Die Räume sind dunkel. Im Bücherschrank stehen die gesammelten Musterpredigten aus dem Hause Bertelsmann. Der Nachwuchs tut fleißig mit im Kirchenchor. Die Frau Pastor ist eine graue Maus, die das Gewürzgärtlein bestellt und sonst wenig zu bestimmen hat. Der Hausherr selbst ist ein dauerlächelnder selbstverliebter Pfeifenraucher, umwimmelt von lärmenden Konfirmanden und demütigen Diakonissen.“

So wenig man heute noch junge Frauen bei den Diakonissen findet, so wenig gibt es noch das klassische evangelische Pfarrhaus, auch wenn die Pfarrwohnungen oft noch Amtszimmer und Konfirmandensaal aufweisen. Mit der Veränderung der Lebensräume entstanden am Anfang des 20. Jahrhunderts überall Gemeindehäuser. Neben neuen Gottesdienstorten für eine geradezu explodierende Stadtbevölkerung konnten so auch weitere Bedürfnisse abgedeckt werden. In den kleinen Stadtwohnungen gab es meist keinen Platz für größere Versammlungen. So wurden die Kirchengemeinden zu einem wichtigen Ort öffentlichen Lebens.

In den 1960er Jahren kamen weitere Aufgaben hinzu: Kirchen­ musikalische Arbeit, Frauenkreise, Gruppen der Familien- und Erwachsenenbildung, Jungschar, Jugendkreis, Pfadfinder oder Theaterkreise fanden hier ihre Heimat. Oft wurden diese Angebote initiiert und unterstützt von Gemeindepädagoginnen und -pä­ dagogen, die in den 70er Jahren in großer Zahl angestellt wurden.
Heute zeichnet sich hingegen eine Konzentration auf eher funktional genutzte Kirchen ab. Gemeinden stellen wieder stärker Gottesdienst und Seel­ sorge in den Mittelpunkt. Eine Renaissance des protestantischen Pfarrhauses im Stil des 19. Jahrhunderts dürfte allerdings ausgeschlossen sein. Da gibt es wohl keinen Bedarf.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Sept 2007