Archiv für Allgemein

Vorbereitet auf das Ende: Patientenverfügung

Evangelisches Frankfurt März 2011

Alle wissen, dass es kommt, doch niemand weiß, wie es sein wird, das Ende des Lebens. Aber wohl niemand will dann lange leiden, an einer Maschine hängen und doch dem Tod nicht entrinnen können. Der Gesetzgeber hat in letzter Zeit das Selbstbestimmungsrecht der Patienten und Patientinnen gestärkt. Seit 2009 ist die Patientenverfügung im Gesetz verankert. Darin kann man festhalten, welche Behandlung man wünscht oder ablehnt für den Fall, dass man sich selbst einmal nicht mehr äußern kann.

Doch Vorsicht: Der Patientenwille zählt, auch wenn er möglicherweise einer Heilung oder einer Linderung der Schmerzen entgegensteht. Bei Stiftung Warentest berichtet der Intensivmediziner Achim Jörres zum Beispiel von einem Patienten, der eine künstliche Beatmung generell ausgeschlossen hatte. „Zum Glück war er bei Bewusstsein, als er mit einer schweren Lungenentzündung qualvoll nach Atem rang.“ Er konnte die Verfügung widerrufen und wurde dann beatmet und erfolgreich behandelt.

Es ist also wichtig, sich vor dem Verfassen einer Patientenverfügung genau zu informieren. Eine Möglichkeit ist das Patientenseminar „Wie erstelle ich meine Patientenverfügung?” des Zentrums für Ethik in der Medizin im Markuskrankenhaus. Nicht nur Juristen, sondern auch Ärzte und Pflegepersonal stehen dabei für Fragen zur Verfügung. Es gibt auch eine DVD, die das Zentrum zusammen mit anderen Trägern erstellt hat.

Übrigens bedarf die Patientenverfügung keiner besonderen Form. Sie sollte aber genau beschreiben, für welche Situationen sie gilt – ob immer dann, wenn der Mensch nicht einwilligungsfähig ist, oder nur in den Fällen, in denen er sich „im Endstadium einer unheilbaren, tödlich verlaufenden Krankheit befindet, selbst wenn der Todeszeitpunkt noch nicht absehbar ist“. Diese Formulierung schlägt das Bundesjustizministerium vor. Die Anweisungen für die Behandlung und Pflege sollten so konkret wie möglich sein. Auch ein Hinweis zu Organspenden ist hilfreich.

Auf alle Fälle ist eine Vorsorgevollmacht sinnvoll, und zwar auch für junge Leute. Denn damit kann man selbst bestimmen, wer im Fall der Fälle über notwendige Maßnahmen entscheidet und – falls vorhanden – die Patientenverfügung auslegt.

Das Patientenseminar findet am Mittwoch, 27. April, von 15 bis 18.30 Uhr im Markuskrankenhaus, in der Wilhelm-Epstein-Straße statt (Aula). Eine Anmeldung ist notwendig unter Telefon 069 95332020 oder bei cornelia.berger@agaplesion.de (20 Euro). Die DVD kann dort für 5 Euro gekauft oder bei den angegebenen Adressen zuzüglich Porto bestellt werden.

Kurt-Helmuth Eimuth

„Gras wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht“

Evangelisches Frankfurt, März 2011

Wenn Lulu rebelliert und nicht mehr Klavier spielen will, hagelt es Strafen. Das Puppenhaus soll der Heilsarmee gespendet werden, wenn das Klavierstück am nächsten Tag nicht perfekt sitzt. Der Entzug des Mittag- und Abendessens sowie die Geburtstagspartys gleich für die nächsten vier Jahre gehören ebenso zum Strafenkatalog.

Die rabiaten Erziehungsmethoden der Yale-Professorin Amy Chua, bekannt als „Tigermama“, werden auch hierzulande diskutiert. Und jede Kindertagesstätte kann bestätigen, dass Eltern der aufstrebenden Mittelschicht schon hier Schulleistungen wie Lesen und Schreiben einklagen. Erfolg ist in der Wissensgesellschaft unabdingbar mit Bildung verknüpft. Alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Doch was ist das Beste?

Bildung ist jedenfalls etwas anderes als Wissen. Bildung ist die umfassende Aneignung der Welt, sie umfasst musische und künstlerische Fähigkeiten ebenso wie soziale Kompetenz. Ein Kind, das unter enormem Druck aufwächst, kann sich kaum entfalten. Es kann Wissen abrufen, aber das vordringliche Gefühl wird doch eher Angst sein. Mit Angst kann das Kind aber nicht die Welt selbstbewusst erforschen, sich nicht die Welt neugierig aneignen. Dabei „arbeiten“ (wie es die Reformpädagogin Maria Montessori formuliert hat) Kinder ganz freiwillig, sogar hoch konzentriert und ausdauernd. Die 14 Monate alte Lisa zum Beispiel liegt auf dem Teppich und sortiert Plastikschüsseln. Sie versucht, die kleine Schüssel in die große zu stellen. Nicht einmal, auch nicht ein Dutzend mal, sondern immer und immer wieder – wenn man sie lässt. Oder Max, der erstmals eine schiefe Ebene betritt, besser: bekrabbelt. Er probiert es mit großer Hartnäckigkeit, und auch durch Misserfolge lässt er sich nicht von seinem Vorhaben abbringen.

Kinder erobern die Welt – sofort nach der Geburt. Ihre Energie, die Leistung ihres Gehirns, wird nie wieder so groß sein wie in den ersten zwölf Monaten. Und alle Kinder finden den für sie passenden Weg. Die einen krabbeln zuerst rückwärts, die anderen rollen sich mehr als dass sie krabbeln. Aber egal, wie: Am Ende werden sie alle laufen können.

Und so ist es auch auf ihrem weiteren Weg der Bildung. Kinder gehen unterschiedliche Wege in unterschiedlichem Tempo. Sie zu fördern, erfordert deshalb nicht Drill, sondern dass man ihnen Zeit lässt. Ein afrikanisches Sprichwort lautet: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man an ihm zieht.“ In diesem Sinne ist mehr Gelassenheit in der Erziehung angesagt. Denn nur glückliche Kinder können wirklich erfolgreich sein.

Kurt-Helmuth Eimuth

Lobenswertes Engagement – Dekanat Rodgau zeichnet Gemeinden aus

Evangelische Kirchenzeitung 27. Februar 2011

Das Aus für die Zivis

In vielen Gemeinden wird man sie vermissen
Evangelisches Frankfurt Februar 2011

Im Kindergarten der Gemeinde Cantate Domino hat man schon Abschied genommen von den „Zivis“. Seit 1984 hatte man Zivildienststellen in den drei Kindergruppen und in der Küche vorgehalten. Jetzt arbeitet der letzte Zivildienstleistende in dieser integrativen Einrichtung in der Nordweststadt – noch bis Mai. Mit der Aussetzung der Wehrpflicht wird auch der Zivildienst zum 1. Juli abgeschafft. Allerdings, sagt Kita-Leiterin Helga Krämer, habe schon die Verkürzung des Zivildienstes auf sechs Monate die Einsatzmöglichkeiten stark beschränkt: „Und von den sechs Monaten gehen noch Lehrgänge und Urlaub ab.“

Eine wirkliche Beziehung zu den Kindern lässt sich in dieser Zeit nur schwer herstellen. Deshalb versucht man in der Nordweststadt schon seit einigen Jahren, zwei der vier Stellen mit jungen Menschen im „Freiwilligen sozialen Jahr“ (FSJ) zu besetzen. Doch „FSJler“ sind rar. Zudem will man gerne welche, die mindestens 18 Jahre alt sind und möglichst Männer, die das Team der Kita ergänzen. „Männliche Bezugspersonen zu haben, ist wichtig“, sagt Helga Krämer. „Die Identifikationsmöglichkeit wird fehlen.“

Lieve Van den Ameele, Pfarrerin in Fechenheim, schätzt an den Zivildienstleistenden in der Gemeinde ihre unterschiedlichen Fähigkeiten. Der jetzige ist gelernter Kfz-Mechaniker. Mit seinem technischen Verstand hilft er der Gemeinde über manche organisatorische Klippe hinweg. Wie es in der gemeindlichen Arbeit weitergehen soll, weiß Van den Ameele auch nicht. Der Zivi hilft Älteren beim Einkaufen, übernimmt Hausmeisterdienste oder ist in der Kindertagesstätte eingesetzt. „Wie wir das anderweitig machen sollen, ist offen. Ein-Euro-Kräfte gibt es ja auch immer weniger“, stellt Van den Ameele fest. Eine konkrete Auswirkung hat die Angelegenheit schon jetzt. Die Einladung zum Kindergottesdienst wird es nur noch per E-Mail geben. Denn der Zivi kann das Austragen in die Briefkästen nicht mehr übernehmen.

Ob und wie der von der Politik diskutierte Freiwilligendienst ein Ersatz in den zahlreichen sozialen Arbeitsfeldern sein kann, wird sich also erst noch herausstellen müssen. Es ist aber wahrscheinlich, dass für die zahlreichen Einsatzstellen in der Altenpflege, im Krankenhaus, im Rettungsdienst oder eben auch in Kirchengemeinden, an denen bisher Zivildienstleistende eingesetzt waren, sich nicht genügend Freiwillige finden werden.

Kurt-Helmuth Eimuth

„Bildung muss zweckfrei sein“

Gesine Schwan sprach in der Evangelischen Stadtakademie
Evangelisches Frankfurt Dezember 2010

„So viel schlauer und fleißiger als ich kann Herr Ackermann nicht sein, um den Einkommensunterschied zu begründen.“ Mit anschaulichen Beispielen zog die ehemalige Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin und Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin, Gesine Schwan, ihre Zuhörer und Zuhörerinnen in der Evangelischen Stadtakademie in ihren Bann. Es war spürbar, dass hier jemand spricht, die mitten unter uns lebt.

Schwan war eingeladen, um über „Talentförderung oder Elitebildung?“ zu sprechen. Sie betonte die Notwendigkeit, extreme Einkommensunterschiede zu vermeiden. Der Staat habe für eine materielle Grundsicherung zu sorgen. Bildung und Ausbildung müssten immer die Gerechtigkeit im Blick haben. Kein gutes Haar ließ Gesine Schwan am derzeitigen Bildungssystem. Der Vorrang des ökonomischen Prinzips habe die Erkenntnis verdrängt, dass Bildung zweckfrei sei. Bildung werde auf schnell verwertbares Wissen reduziert. Komplizierte Zusammenhänge könnten so nicht mehr ergründet werden: „Damit verkümmert eine Kultur der Begründung.“ Zudem „wissen wir heute nicht, was wir in 25 Jahren wissen wollen“, führte Schwan aus. Als Zeichen des Versagens wertete sie, dass über 70 000 Schüler und Schülerinnen pro Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen: „Das dreigliedrige Schulsystem selektiert zu früh und zu hart.“

Auch wenn Bildung heute scheinbar ganz oben auf der politischen Agenda stehe, würden gemessen an der wirtschaftlichen Leistungskraft die Ausgaben für Bildung in Deutschland sinken. Gesine Schwan plädierte für ein Bildungsverständnis, das Selbstvertrauen, Neugier und Geduld zum Lernen beinhaltet. Dabei habe die Familie eine hervorgehobene Bedeutung: Bildung brauche Vertrauen. Bildung beginne im Mutterleib. Gesine Schwan plädierte für reduzierte Arbeitszeiten in der Familiengründungsphase: „Die Zukunft gehört partnerschaftlichen Familien, in denen beide sich um die Kinder kümmern.“

Selbstvertrauen und Selbstachtung seien zwei Grundhaltungen, die es zu vermitteln gelte. Man solle Schülerinnen und Schüler ermutigen und ihre jeweiligen Kompetenzen sehen.So gelte es, die Zweisprachigkeit der Einwanderer zu fördern. Dieses Potential helfe auch der Wirtschaft. An der Bildung entscheide sich, „wie wir zusammen leben wollten“, ob in Konkurrenz oder in einer Kultur der Gemeinsamkeit.

Kurt-Helmuth Eimuth

Unter strengen Regeln

Blick hinter die Kulissen der Zeugen Jehovas
Evangelisches Frankfurt Dezember 2010

Einen Blick hinter die Kulissen der Zeugen Jehovas vermittelt das Buch „Mara im Kokon“, das die Selbsthilfeinitiative „Sinus“ gemeinsam mit der Autorin Barbara Kohout in Frankfurt vorstellte. Sechzig Jahre lang war Kohout Mitglied der „Wachturmgesellschaft“. Sie beschreibt, wenn auch erzählerisch verfremdet, den Alltag in der Sekte.

So verhinderte sie die Freundschaft ihrer Tochter mit einer Klassenkameradin: „Es waren ‚Weltmenschen‘ und somit also schlechter Umgang.“ Als die Tochter einen jungen Mann kennenlernte, der kein Zeuge Jehovas war, und es zu angeblichen „sexuellen Verfehlungen“ kam, denunzierte die Mutter das eigene Kind bei den Ältesten. Die Jugendliche musste sich vor dem Rechtskomitee der Zeugen Jehovas verantworten.

Heute spricht kein Zeuge Jehova mehr mit Barbara Kohout. „Ich werde tot geschwiegen.“ Selbst das eigene Enkelkind, noch in der Sekte, mochte die Großmutter bei Facebook nicht als „Freundin“ akzeptieren. „Gemeinschaftsentzug“ nennt man diese Praxis.

Das Buch „Mara im Kokon“ (Engelsdorfer Verlag, 14,95 Euro) sei „ein leidenschaftliches Plädoyer für Gewissensfreiheit“, sagte der Weltanschauungsbeauftragte des Bistums Limburg, Lutz Lemhöfer. Die Wachturmgesellschaft hat in Deutschland etwa 160 000 Mitglieder und ist in einigen Bundesländern, darunter auch Hessen, als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt.

Kurt-Helmuth Eimuth

Weihnachten feiern – gerne auch unchristlich

Evangelisches Frankfurt Dezember 2010

Ob deutscher Weihnachtsmarkt in Birmingham, Weihnachtsdeko in China oder Christmas Cake in Japan: Die Globalisierung hat das Weihnachtsfest erfasst. Und womöglich seines Inhaltes beraubt? Denn Weihnachten ist zwar in allen Teilen der Erde präsent – doch die Botschaft von der Geburt Jesu fehlt.

Der Frankfurter Weihnachtsmarkt lockt in der Adventszeit nicht nur Tausende in die Mainmetropole, auch in England erfreut er sich wachsender Beliebtheit. In mehrere Städte exportiert die Frankfurter Tourismus und Congress GmbH original deutsches Weihnachtsgefühl: Leeds, Manchester und Edinburgh zum Beispiel. Die höchsten Besucherzahlen verzeichnet der Markt in Frankfurts Partnerstadt Birmingham. Der dortige „Frankfurt Christmas Market“ ist der größte deutsche Weihnachtsmarkt außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Mit fast neunzig Ständen konnte er im letzten Jahr rund eineinhalb Millionen Gäste anziehen.

Der englische Ableger des Frankfurter Weihnachtsmarktes wird in großen Containern komplett aus Germany importiert: Aachener Printen, Christstollen, Nussknacker, Lammfellpantoffeln und Holzspielzeug gibt es da, selbst der Glühwein wird in Originalbechern mit dem Aufdruck „Frankfurter Weihnachtsmarkt“ serviert. Die Budenbeschriftungen sind weitgehend in Deutsch. Für viele Engländer sind Worte wie „Brot“ oder Waffeln“ eine besondere Herausforderung. Die Lebkuchenherzen tragen Aufschriften wie „Schatzi“, und auch die Preislisten sind auf Deutsch. Nur gezahlt wird in Pfund.

Zum Erfolg trägt sicher auch der Alkoholausschank unter freiem Himmel bei – was sonst in England streng verboten ist. Doch der deutsche Weihnachtsmarkt lässt eine Ausnahme zu. Am Ausgang machen große Schilder darauf aufmerksam, dass man nun wieder die alkoholfreie Normalität betritt.

Umfunktionierte Tannenbäume, die geradezu Leuchtturmqualitäten entwickeln, Bedienungen mit Nikolausmützen und allenthalben schrille Lichterketten – das mag im eher atheistischen China verwundern. Vor dem berühmten Vogelnest-Olympiastadion wird alle Jahre wieder ein riesiger Weihnachtsbaum aufgestellt.

Berichte aus dem vorweihnachtlichen China entbehren nicht einer gewissen Skurrilität: „In diesen warmen Dezembertagen sind sie ungewöhnlich gekleidet: Die Kellnerinnen vom ‚Goldenen Essstäbchen’ tragen rotweiße Weihnachtsmützen, am Schaufenster ihres Lokals hängt ein künstlicher Kranz: „Fröhliche Weihnachten!“ Und weiter berichtet das Magazin „Der Spiegel“: „Die Stände im Shin-Kong-Einkaufszentrum im Pekinger Central Business District sind ebenfalls mit Tannenbäumen und mit bunten Geschenkpaketen dekoriert. Aus den Lautsprechern dudelt Jingle Bells, Weihnachtskränze hängen an den Wänden, im Supermarkt gibt es Baumkugeln zu kaufen. Ein Weihnachtsbaum aus Plastik, rund einen halben Meter hoch, kostet 78 Yuan (rund acht Euro). In der Supermarktkette Jingkelong gibt es ihn schon für 48 Yuan.“

Gerade in Ländern, in denen zunehmender Wohlstand einen großen Nachholbedarf in Sachen Internationalisierung und Anerkennung hervorruft, ist Weihnachten immer beliebter. Für die junge, sich westlich gebende Generation gehört das mit zum neuen Lebensstil. Ein Grund, wa-
rum gerade der Weihnachtsmann in China so schnell aufgenommen wurde, liegt sicher auch in der Symbolik der Farbe Rot, die im traditionellen chinesischen Kontext als Glücksfarbe gilt.

Die religiöse Bedeutung des Festes bleibt dabei weitgehend unbekannt. Zwar dürfen die wenigen Christinnen und Christen auch in China Gottesdienste feiern. Doch ganz einfach haben es die Kirchengemeinden dort nicht. Die Regierung genehmigt nur die Aktivitäten einer einzigen christlichen Kirche, an deren Spitze ein vom Staat akzeptierter Bischof steht. Für alle, die sich dem nicht unterwerfen wollen, bleibt nur die gefährliche Hinwendung zur so genannten Untergrundkirche.

In Japan gehören weniger als zwei Prozent der Bevölkerung dem christlichen Glauben an. Trotzdem steigt auch hier die Popularität des Weihnachtsfestes. Wieder sind es die Jungen, die den neuen Brauch gerne aufgreifen. Ihnen kommt entgegen, dass es üblich ist, sich an Weihnachten zu beschenken – auf höfliche Gesten legt man im Land der Mitte besonderen Wert. Das Beschenken wird deshalb gerne und häufig zelebriert.

In Japan sind vor allem die Illuminationen in der dunklen Jahreszeit sehr beliebt. Ganze Straßenzüge werden beim so genannten „Light up“ in buntes Licht getaucht. Der japanische Fremdenverkehrsverein wirbt mit diesem besonderen Erlebnis: „Zur Winterzeit werden in verschiedenen Orten im ganzen Land Straßenzüge mit ausgefallenen Lichterdekorationen in ein abendliches Lichtreich verwandelt. In der dunkelsten Jahreszeit wird ein Spaziergang im Lichterschein zu einer fröhlichen, aber auch besinnlichen Erfahrung.“ In der Stadt Sendai findet im Rahmen der Beleuchtungen auch eine Parade von als „Santa Claus“ verkleideten Menschen statt.

Schon im Jahr 1549 hat mit dem Jesuitenpater Franziskus Xaverius der erste christliche Missionar das Land betreten. Mit ihm kam auch das Weihnachtsfest in das japanische Inselreich. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Fest zunehmend amerikanisiert. Genau wie in Amerika bringt seither Santa Claus am 25. Dezember Geschenke.

Eine Besonderheit ist in Japan der Christmas Cake, den es um die Weihnachtszeit zu kaufen gibt, und der von Fremdenverkehrsvereinen als Besonderheit vermarktet wird: Es handelt sich um eine kleine Sahnetorte mit Erdbeeren, die als typisches Weihnachtsessen gilt. Sie sorgte dafür, dass das Wort „Weihnachten“ hier in aller Munde ist: Als „liegengebliebenen Weihnachtskuchen“ bezeichnet man in Japan nämlich etwas despektierlich ältere unverheiratete Frauen.

Doch wer über diese Sinnentleerung und Metamorphose des Weihnachtsfestes die Nase rümpft, bedenke, dass erst seit gut einem Jahrzehnt Halloween in Deutschland als Partyfest Einzug gehalten hat. Wen interessiert es da, dass es keltischen Ursprungs ist – und zwischenzeitlich auch christlich aufgeladen wurde.

Kurt-Helmuth Eimuth

Profil in der Supervielfalt – Fachtag 5.11.2010

Begrüßung Fachtag 5.11.2010

Kurt-Helmuth Eimuth

Leiter des Arbeitsbereichs Kindertagesstätten

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich darf Sie ganz herzlich hier zum Fachtag „Profil in der Supervilefalt – Konfessionelle Kitas beschreiben ihren Standort.“

„Kinder erfragen unvoreingenommen die Welt und stehen ihr staunend gegenüber.

Sie stellen die „Grundfragen“ nach dem Anfang und Ende, nach dem Sinn

und Wert ihrer selbst und nach Leben und Tod. In ihrer Konstruktion der Welt und

ihrem unermesslichen Wissensdrang sind Kinder kleine Philosophen und Theo –

logen. Die Frage nach Gott kann für sie in diesem Sinne eine zentrale Lebensfrage

sein.“

Dieses Zitat ist nicht den Leitsätzen der Kindertagesstätten der EKHN entnommen, Nein, mit diesen beiden Sätzen wird im Hessischen Bildungsplan das Kapitel Religiosiät  und Werteorientierung eingeleitet. „Kinder sind darauf angewiesen, „ so heißt es im Text weiter „vertrauensbildende Grunderfahrungen zu machen, die sie ein Leben lang tragen. Sie brauchen Ausdrucksformen und Deutungsangebote, um das ganze Spektrum möglicher Erfahrungen positiv verarbeiten zu können.

Eigene religiöse Erfahrungen und das Miterleben von Gemeinschaft, Festen, Ritualen

sowie die Begegnung mit Zeichen und Symbolen können helfen, Eigenes und

Fremdes zu erschließen.“

05.11.2010 Fachtag „Profil in der Supervielfalt“ in der Evangelischen Gethsemanegemeinde; Konfessionelle Kitas beschreiben ihren Standort. Kurt-Helmuth Eimuth, Dipl.Pädagoge, Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten des Diakonischen Werkes für Frankfurt am Main.

Die Fragestellung des heutigen Fachtages ist somit keine interne Angelegenheit der evangelischen Kirche. Alle Kindertagesstätten sind vom Bildungsplan aufgefordert, die Kinder bei ihren religiösen Erfahrungen zu begleiten. Natürlich haben sich konfessionelle Einrichtungen in besonderer Weise dieser Aufgabe zu stellen. Denn von ihnen wird erwartet, dass sich ihre religiöse Haltung im Alltag zeigt. Wir wissen aus den Gesprächen mit Eltern anderer Religion, dass sie ihre Kinder auch deshalb in eine evangelische Kindertagesstätte geben, weil sie erwarten, dass hier von Gott die Rede ist.

„Religiöse und ethische Bildung und Erziehung unterstützt die Kinder in der Auseinandersetzung mit ihren Fragen und stärkt sie in der Ausbildung einer eigenen

Urteils- und Bewertungsfähigkeit“, stellt der Bildungsplan fest.

Die Wirkung einer solchen Haltung sei die Stärkung eines grundlegenden Sinn- und Wertesystems, das eine reine Kosten-Nutzen-Kalkulation weit übersteigt und das vom Kind als sinnvoll und hilfreich erfahren werde bei der Konstruktion eines grundlegenden Verständnisses von Wirklichkeit.

Doch stehen die evangelischen Kindertagesstätten vor einer veränderten Situation. In zahlreichen Einrichtungen sind die Kinder mit christlichem Hintergrund in der Minderheit.

Zwei Drittel der 2006 geborenen Frankfurter Babys sind deutsche Staatsbürger mit einer zweiten oder dritten Staatsbürgerschaft, die sie von ihren Eltern geerbt haben.

Einen Hinweis auf die religiöse Pluralisierung gibt eine Statistik, die die Religionszugehörigkeit von Grundschülern erfasst. Danach sind 19,68% der Schülerinnen und Schüler evangelisch, 22% katholisch, 20,5% islamisch, 9,09% sonstiger Glaubenszugehörigkeit (buddhistisch, hinduistisch etc.) und 29,17% haben kein Bekenntnis. Auch hier: Die christlichen Schülerinnen und Schüler machen allenfalls die Hälfte aus, wenn man davon ausgeht, dass ein Teil des Drittels ohne Bekenntnis doch zumindest ein christliches Elternhaus haben.

05.11.2010 Fachtag „Profil in der Supervielfalt“ in der Evangelischen Gethsemanegemeinde; Konfessionelle Kitas beschreiben ihren Standort.

Die Zahlen belegen, was wir in den Kindertagesstätten und Krabbelstuben täglich erleben und spüren. Die Zuwanderung und die religiöse Vielfalt sind der Normalfall und keineswegs die Ausnahme.  Die Einrichtungen haben längst Konzepte und Ideen entwickelt, wie mit dieser Vielfalt umgegangen wird. Davon wir in den Arbeitsgruppen die Rede sein. Auch bieten die Arbeitsgruppen Informationen über die Lebenswelt anderer Kulturen etwa in Märchen.

Aber zuvor wird Frau Dr. Eva Maria Blum vom Amt für Multikulturelle Angelegenheiten uns das neue Frankfurter Integrationkonzept erläutern und sicherlich auch begründen, warum Frankfurt nicht nur eine Stadt der Vielfalt sondern eine Stadt der Supervielfalt ist. Herzlichen Dank, dass Sie Frau Dr. Blum gekommen sind und auch unter erschwerten didaktischen Rahmenbedingungen zu uns sprechen. Denn leider lässt sich die Kirche nicht abdunkeln und es lässt sich auch nicht eine angemessen große Leinwand aufstellen. Danken möchte ich auch dem Leiter des Diakonischen Werks, der die schwierige Aufgabe einer evangelischen Positionierung übernommen hat. Das bisher vorherrschende Bild – etwa vom Religionspädagogen Frieder Harz – wonach Kinder anderer Religionen bei uns zu Gast sind – gehört nicht nur sprachlich überdacht.

05.11.2010 Fachtag „Profil in der Supervielfalt“ in der Evangelischen Gethsemanegemeinde; Konfessionelle Kitas beschreiben ihren Standort.

Ansprache zum Abschluss Fachtag 5.11.10

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich weiß ja nicht, was Sie von Gartenzwergen halten. Für mich sind sie ehrlich gesagt stark gewöhnungsbedürftig.

800 dieser Exemplare machten kürzlich in der protestantischen Welt von sich reden. Nein, im eigentlichen Sinne waren es keine Gartenzwerge.

In Wittenberg hatte man die die Denkmäler der beiden berühmten Reformatoren Luther und Melanchthon zum Restaurieren in die Werkstatt geschickt. Nun war der Marktplatz ohne die beiden Standbilder zunächst leer Dies sollte nicht so bleiben.  800 bunte Plastiklutherfiguren bevölkerten ihn.

In Wittenberg traten die  Miniaturfiguren des Reformators Luthers an die Stelle des großen Vorbilds. Sie sollten zum Nachdenken über die Reformation anregen, im Vorfeld der großen Reformationsfeier aus Anlass des Thesenanschlags im Jahre 1517.

Der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl hat sie in den Farben rot, schwarz, grün und blau  in Wittenberg aufstellen lassen.

Die „Lutherzwerge“ genannten Figuren waren umstritten. So bezeichnete der evangelische Theologe Friedrich Schorlemmer die Figuren als „Plaste-Luther“ in rot, grün und blau, die „einfach nur peinlich“ seien. Wortgewaltig wie  Luther und ebenso bissig kommentiert Schorlemer.

„Deprimiert schaut er drein; aus so einem traurigen Zwerg kommt kein fröhlicher Furz.“… Und das Fazit des ehemaligen Direktors der Evangelischen Akademie in Wittenberg und Bürgerrechtlers: “Gegen Ablasshandel half noch Thesenanschlag. Gegen Kulturmarketing hilft nicht einmal Beten. Ach, verehrter Bruder Martinus, du »alter stinkender Madensack«, du frommer, mutiger, begnadeter Prediger, du anrührender Beter und maßlos Schimpfender, hilf mir schimpfen!“

05.11.2010 Fachtag „Profil in der Supervielfalt“ in der Evangelischen Gethsemanegemeinde; Konfessionelle Kitas beschreiben ihren Standort. Kurt-Helmuth Eimuth, Dipl.Pädagoge, Leiter des Arbeitsbereiches Kindertagesstätten und Claudia Horn, Leiterin der Fortbildungsabteilung

Genau wie vor bald 500 Jahren als Luther seine Thesen angeschlagen haben soll, müssen wir uns heute fragen, wie geben wir etwas von unserem Glauben weiter. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“, hatte Jesus denen gesagt, die ihm nachfolgen und denken wollten wie er (Mt 7,16). 

Luther selbst war ja davon überzeugt, dass man verständlich für die Menschen sein muss oder wie er es drastisch sagte, dem Volk aufs Maul zu schauen habe.

Im seinem berühmten Sendbrief vom Dolmetschen (1530) hat Luther die Prinzipien seiner Bibelübersetzung eindrucksvoll dargelegt und verteidigt. Er schreibt u. a.:

»man mus nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen, wie man sol Deutsch reden, wie diese esel thun, sondern, man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen, so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet.«

Der Fachtag heute drehte sich genau um diese Frage. Wie laden wir Menschen anderer Kulturen und Religionen ein, in unsere religiöse Welt einzutauchen, an unserer Spiritualität einzutauchen, ohne missionarischen Impetus aber auch ohne Selbstverleugung. Was wird sich verändern in unseren evangelischen Kindertagesstätten, wenn wir mehr muslimische Kolleginnen bekommen.  Wie kann ein interreligiöser Dialog entstehen. Welche Erziehungsvorstellungen haben andere Kulturen? Welche Erwartungen haben Einwanderinnen und Einwanderer an uns?

Bei all diesen Fragen ist Angst, Angst vor dem Fremden ein schlchter Ratgeber. Wer sich seines eigenen Glaubens gewiss ist, kann eben auch diesen Glauben in Frage stellen lassen, kann den Dialog mit anderen Glaubensvorstellungen aufnehmen. Dies wird und ist für uns in den evangelischen Einrichtungen eine Herausforderung , der wir uns stellen.

Lassen Sie uns den Kindern und den Eltern wie einst Luther es empfohlen hat aufs Maul schauen. Versuchen wir sie zu verstehen in ihrem Handeln, in ihren Vorstellungen. Erst wenn wir sie verstehen, wenn wir uns ihre Welt erschließen, können wir auch mit dieser Welt kommunizieren, in Dialog treten. Und auch das sei gesagt. Dialog ist nicht nur Zustimmung, sondern gelegentlich auch – bei allem Respekt – Widerspruch.

Übrigens: Zum Reformationstag wurden in Wittenberg die beiden Denkmäler wieder aufgestellt. Die 800 Plastikluther wurden aber verkauft. Vielleicht begegnen sie einer solchen Figur in dem ein oder anderen Gebäude, beispielsweise im Haus der Kirche in

Wir vom Arbeitsbereich Kindertagesstätten des Diakonischen Werks für Frankfurt, hoffen, dass der Fachtag Ihnen Anregungen gegeben hat – aber Ihnen auch den Rücken gestärkt hat.  

Kurt-Helmuth Eimuth

Riedberggemeinde wächst um eine Kindertagesstätte

Evangelisches Frankfurt Oktober 2010

Direkt neben dem Rohbau der neuen Kirche am Riedberg hat die Hessenagentur der Gemeinde jetzt eine Kindertagestätte übergeben. Für 3,7 Millionen Euro ist eine großzügige, zweigeschossige Einrichtung entstanden, die Platz für 80 Kinder im Alter von null bis sechs Jahren bietet.

Die klare Gliederung und die Transparenz der Räume kommen dem pädagogischen Konzept entgegen. „Wir wollen Reizüberflutung vermeiden, damit die Kinder selbst Dinge entwickeln“, sagt die Leiterin Kirstin Hirschfeld von Slatow. Bürgermeisterin Jutta Ebeling lobte die hohe Qualität der evangelischen Einrichtungen, „denn es geht bei den Betreuungseinrichtungen nicht um Quantität.“ Der Riedberg sei mit einem Platzangebot von vierzig Prozent für die Unter-Dreijährigen eigentlich gut versorgt. Und doch hat die neue Kita bereits eine Warteliste. Zurzeit sind noch sechs Kindertagesstätten und Krabbelstuben in Planung, weitere sind geplant.

Der Leiter des Diakonischen Werks für Frankfurt, Pfarrer Michael Frase, hob die vielen Möglichkeiten hervor, die durch die unmittelbare Nähe zwischen Gemeindezentrum und Kindertagesstätte entstehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Neues Team in der Hoffnungsgemeinde

Evangelisches Frankfurt Oktober 2010

Bahnhofsviertel, Westend, Gutleutviertel, Westhafen, Europaviertel: Diese fünf alten und neu entstehenden Stadtteile gehören zumindest zu Teilen zur Hoffnungsgemeinde. Mit der Aufzählung ist auch die Herausforderung skizziert, die sich dem neuen Team dort stellt: Pfarrerin Jutta Jekel und Pfarrer Lars Kessner haben im Frühjahr ihren Dienst aufgenommen, Horst Michaelis ist seit knapp einem Jahr Vorsitzender des Kirchenvorstands.

Mitten im neuen Stadtteil Westhafen steht das Führungsteam der Hoffnungsgemeinde. Kirchenvorstandsvorsitzender Horst Michaelis - links -, Pfarrerin Jutta Jekel und Pfarrer Lars Kessner wollen die neuen Stadtteile im Gemeindegebiet mit den alten Quartieren, beispielsweise dem im Hintergrund erkennbaren Gutleutviertel, verbinden. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Mitten im neuen Stadtteil Westhafen steht das Führungsteam der Hoffnungsgemeinde. Kirchenvorstandsvorsitzender Horst Michaelis – links -, Pfarrerin Jutta Jekel und Pfarrer Lars Kessner wollen die neuen Stadtteile im Gemeindegebiet mit den alten Quartieren, beispielsweise dem im Hintergrund erkennbaren Gutleutviertel, verbinden.
Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Beim Besuch im Gemeindehaus in der Hohenstaufenstraße spürt man, dass hier drei zusammengekommen sind, die die Veränderung gestalten wollen. Vorbei ist die Zeit, als man alle Energie dafür aufgewendet hat, den Abriss der Matthäuskirche an der Friedrich-Ebert-Anlage zu verhindern. Jetzt steht fest: Die Matthäuskirche bleibt als Gemeindekirche erhalten. Zusammen mit einem Investor, der das Areal bebauen wird, wird ein neues Konzept entwickelt. Zwischen Hauptbahnhof und Messe soll ein „Ort gelungener kirchlicher Kommunikation“ entstehen, sagt Pfarrerin Jekel. Der Dialog mit der Wirtschaft bietet sich an: „Die Nachbarschaft verpflichtet uns.“

Doch erst einmal muss ein Investor gefunden werden. Zum zu bebauenden Gelände gehört auch das kleine Gemeindehaus in der Hohenstaufenstraße. Es wird dann verschwinden. Auch die andere Gemeindekirche, die Gutleutkirche gegenüber der Gutleutkaserne, wird bald aufgegeben. Stattdessen wird die Gemeinde am Westhafen ein neues Gemeindezentrum mit Gottesdienstraum beziehen. Gleich nebenan in der Hafenstraße entsteht die neue Kindertagesstätte.

Im Westend wohnen heute wieder mehr Familien mit Kindern als noch vor einigen Jahren, berichtet Horst Michaelis. „Das ist eine neue Herausforderung für uns“, sagt der Vorsitzende. Bisher haben Familien mit Kindern den innerstädtischen Bereich eher gemieden. Deshalb findet in diesem Jahr in der Hoffnungsgemeinde keine Konfirmation statt – es gibt einfach keine Jugendlichen in diesem Alter. Doch mit der Umwandlung von Büroraum in Wohnungen im Westend und mit den Wohnbebauungen in den neuen Stadtteilen ändert sich das. Die Kitas sind belegt, und sie sind schon heute ein Schwerpunkt gemeindlicher Arbeit. In der neuen Einrichtung am Westhafen wird man auch Krabbelkinder betreuen.

Die Gestaltung des Neuen kann die Gemeinde nicht alleine bewältigen. „Wir wollen das zusammen mit starken Partnern tun, mit der Diakonie etwa, aber auch mit Partnern aus dem nicht-kirchlichen Bereich“, sagt Michaelis. Jutta Jekel hat für dieses Programm ein biblisches Bild: das der Tischgemeinschaft. „Wir sitzen bei Tisch, wie bei Paulus, leibhaftig, über alle Grenzen hinweg.“

Themenbezogene Gottesdienste, auch in der Hirtenkapelle in der „Wurzelsiedlung“ an der Gutleutstraße, sollen hierzu ermuntern und Gemeinschaft fördern. Die Gemeinde selbst muss dabei aufgrund ihrer Lage verschiedene und sehr unterschiedliche Milieus verbinden. So wird die Arbeit in der „Kaffeestube“, wo für Menschen ohne Wohnung oder mit Armutserfahrungen preiswertes Essen angeboten wird, beibehalten und um kulturelle Angebote ergänzt.

Pfarrer Lars Kessner, der erst kürzlich nach Frankfurt gezogen ist, findet die Stadt „einfach toll“ und das Bahnhofsviertel „schrill“. Er genießt das U-Bahn-Fahren ebenso wie die kulturellen Angebote und ist fasziniert von der Vielfalt seiner neuen Aufgabe.

Kurt-Helmuth Eimuth