Werbung alleine reicht nicht

Werbung alleine reicht nicht

Die Lücke zwischen Bedarf und Fachkräften wird immer größer: Bis 2015 werden in Hessen über 1500 zusätzliche Altenpflegerinnen und Altenpfleger gebraucht. In den Krabbelstuben und Kindertagesstätten sieht es noch dramatischer aus. Von etwa 3000 bis zum Jahr 2013 zu besetzenden Stellen geht man alleine in Frankfurt aus. Aber auch Sozialpädagoginnen und Sozialarbeiter sind gesucht. Aufgrund der demographischen Entwicklung werden Fachkräfte rar. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen demnächst in Rente, und die schwächeren Jahrgänge kommen in den Beruf.

Man muss nicht über großes ökonomisches Fachwissen verfügen, um zu sehen, dass es mehr braucht als gut gemeinte Werbekampagnen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können wieder auswählen, wo und unter welchen Bedingungen sie arbeiten wollen. Alle Befragungen zeigen, dass zur Attraktivität eines Berufes auch das Gehalt zählt – auch wenn es nicht entscheidend ist. Doch eine Familie sollte man schon ernähren können. Dies ist in der Altenpflege schwierig. Die Pflegebranche zählt bisher zu den Sektoren mit einem relativ hohen Anteil „Aufstockern“, das heißt, der Lohn liegt oft unterhalb des Niveaus von Hartz IV.

Hinzu kommt, dass Pflegekräfte oft nicht länger als sieben bis acht Jahre in diesem Beruf arbeiten. Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes scheidet fast jede dritte Person aus gesundheitlichen Gründen aus dem Erwerbsleben aus – die häufigsten Gründe sind Wirbelsäulenerkrankungen, Hauterkrankungen und Infektionskrankheiten. Schon im Interesse der Betriebe müsste deshalb mehr auf die Gesundheit der Mitarbeitenden geachtet werden. Es sollten zum Beispiel mehr technische Hilfen bei der Pflege genutzt werden. Gegen Rückenprobleme und andere gesundheitliche Beeinträchtigungen könnte der regelmäßige Besuch im Fitnesscenter helfen. Warum sollten das die Wohlfahrtsverbände nicht anbieten? Flexible Arbeitszeiten und Kinderbetreuung sind weitere Möglichkeiten, die Fachkräfte im Beruf zu halten.

Wenn die Kirchen und die Wohlfahrtsverbände als Arbeitgeber attraktiv bleiben wollen, werden sie um eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nicht herumkommen. Zu dieser Attraktivität gehört auch gesellschaftliche Anerkennung: Solange ein LKW-Fahrer am Stammtisch eher bewundert wird als ein Altenpfleger oder Erzieher, haben es die Sozialberufe schwer.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt März 2011

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