Sie sind auf fast allen Wochenmärkten zwischen Frankfurt und München präsent. Mit ihrem Stand vom „Gut zum Leben“ bieten sie ihre Bio-Produkte feil. Die Bio-Direktvermarkter sind einer der zahlreichen so genannten „Christusbetriebe“ im Umfeld des „Universellen Lebens“ (UL).
Das Universelle Leben (UL), ursprünglich „Heimholungswerk“, ist eine der am stärksten wachsenden Sekten Deutschlands. Dabei begann alles recht bescheiden. Die 1933 geborene Gabriele Wittek lebt seit 1967 in Würzburg. Der Tod ihrer Mutter im Jahre 1970 muss ein tiefer Schock für sie gewesen sein. Sie besuchte spiritistische Zirkel, um mit ihrer Mutter wieder Kontakt aufzunehmen.
Am 6. Januar 1975 soll dann bei Gabriele Wittek das „Innere Wort“ durchgebrochen sein. Durch sie sollen seitdem der „Geistlehrer Emanuel“ und „Jesus Christus“ sprechen, später hat sie auch noch auf telepathischem Wege Kontakt zu einem Wesen namens Mairadi vom „Planeten Maiami-Chuli“.
Den Kern des Universellen Lebens bildet die „Bundgemeinde Neues Jerusalem“, gegründet 1987, die derzeit annähernd tausend Mitglieder zählt. Es handelt sich um eine Art Personalgemeinde, die auch als „Verantwortliche Gemeinde“ bezeichnet wird. Daneben wurden etwa achtzig Ortsgruppen in Deutschland gegründet. Gemeinsam mit den Gruppen im Ausland bilden sie die „lnnere-Geist-Christus-Kirche“, deren Anhängerzahl europaweit auf vierzig- bis fünfzigtausend geschätzt wird.
Der Anspruch Witteks steht im Gegensatz zur christlichen Lehre. Die Lehre des Universellen Lebens ist eine gewagte Mischung aus New Age-Gedankengut, Esoterik, apokalyptischer Prophezeiung, (östlichen) Reinkarnationsvorstellungen und einer Umdeutung christlicher Begriffe. Am Übergang der großen Zeitenwende, dem Übergang vom Fische- zum Wassermannzeitalter, lehrt die große Prophetin den „unmittelbaren christlich-mystischen Pfad zu Gott.
Als besonders problematisch muß neben der wirtschaftlichen Expansion die pädagogische Arbeit des UL gesehen werden. Das UL unterhält Kindergärten und eine eigene Grund- und Hauptschule. Der idealtypische Bildungs- und Sozialisationsverlauf der Kinder im Universellen Leben sieht vor, dass ein möglichst geschlossener Kreislauf von der Wiege bis zur Bahre hergestellt wird. Die Kinder kommen in die eigenen (Ganztags-) Kindergärten des UL, später gehen sie auf die Schule des UL, auch ihre(n) Lebenspartner(in) können sie in der Jugend des UL finden und mit ihm/ihr zusammen in eine Wohngemeinschaft des UL ziehen. So fördert das UL sektentypisch das Denken innerhalb eines geschlossenen Systems.
1999 Kurt-Helmuth Eimuth
Über die Prophetin Gabriele Wittek „Die Prophetin erfasst in einem Augenblick den Bewusstseinszustand ihres Nächsten, sieht, was dieser wirklich denkt und empfindet – ungeachtet dessen, was er spricht und im Äußeren zum Ausdruck bringen möchte. Sie weiß seine Probleme, auch jene, die diesem Menschen selbst noch verschleiert sind. Sie weiß auch deren Ursachen, weiß also, warum er sie hat. Aus dieser tiefen Erkenntnis ihres Nächsten vermag sie ihm wirkungsvoll aus geistiger Sicht zu raten und zu helfen, nach den Gesetzen des Ewigen zu leben. Unsere Schwester, Gabriele, gibt ihm aus der göttlichen Wahrheit genau das, was er zurzeit verarbeiten und verkraften kann, nicht mehr und nicht weniger.“ (Text aus: Liobani – Ich erzähle – hörst Du zu?, Würzburg 1986, zitiert nach Richard Wagner: Gott sprach und spricht durch sie. Das Leben und Denken der großen Prophetin Gottes in der mächtigen Zeitenwende. Verlag Universelles Leben, Würzburg 1988, S.149) |
Hintergrundinformation: Name: Universelles Leben, gegründet 1977 als Heimholungswerk Jesu Christi“ Zentrale Figur: Gabriele Wittek, die „Prophetin“, durch die Jesus angeblich heute spricht. Anhänger: 40.000 europaweit, vor allem im deutschsprachigen Raum; dem inneren Kern, der „Bundgemeinde Neues Jerusalem“, gehören etwa 1.000 „Glieder“ an. Zentrale: Würzburg „Urgemeinden“: Nürnberg, Karlsruhe, München und Frankfurt am Main Wirtschaft: Etwa dreißig „Christusbetriebe“ arbeiten nach den Regeln des UL; zu den Betrieben zählen auch eine „Natur-Klinik“ und eine „Natur-Kurklink“ sowie Kindergärten und eine Grund- und Hauptschule. |
© Kurt-Helmuth Eimuth