Fusion mit Offenbach?

In Frankfurt soll demnächst ein evangelisches Stadtdekanat entstehen. Doch die hessen-nassauische Kirchenleitung schlägt jetzt in einem Papier vor, Frankfurt und Offenbach zu fusionieren. Die Idee erntet Widerspruch.

Die Straffung der Strukturen mit dem Ziel der Gründung eines Frankfurter Stadtdekanats ist seit Jahren Thema in den evangelischen Gremien der Stadt („Evangelisches Frankfurt“ berichtete in der letzten Ausgabe). Die Vorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt, überraschte nun das Frankfurter Kirchenparlament mit der Mitteilung, dass es in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau bereits weitergehende Überlegungen gibt. In einem Impulspapier der Kirchenleitung wird vorgeschlagen, die derzeit vier Frankfurter Dekanate mit dem Dekanat Offenbach zu fusionieren. Dies liege aufgrund der vergleichbaren urbanen Lebenssituation nahe.

Die Zahl der Dekanate in Hessen-Nassau soll bis zum Jahr 2027 drastisch reduziert werden, von heute 47 auf maximal 28. Die hessische Kirchenleitung verspricht sich davon mehr Stabilität und größere Planungssicherheit. Gebhardt wies vor den Delegierten der Frankfurter Gemeinden und Dekanate darauf hin, dass der Frankfurter Reformprozess jetzt mit dem in der Landeskirche zu synchronisieren sei.

Dekan Achim Knecht erwartet trotz des Darmstädter Papiers weiterhin Unterstützung für ein Frankfurter Stadtdekanat. Schließlich hätten beide Reformprozesse dasselbe Ziel: eine stabile und tragfähige Struktur. Eine Fusion von Frankfurt und Offenbach wird wohl nicht überall auf Zustimmung stoßen. „Das ist einfach dummes Zeug“, sagte etwa der Delegierte Max Schumacher.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2012

„Bildung muss zweckfrei sein“

Gesine Schwan sprach in der Evangelischen Stadtakademie
Evangelisches Frankfurt Dezember 2010

„So viel schlauer und fleißiger als ich kann Herr Ackermann nicht sein, um den Einkommensunterschied zu begründen.“ Mit anschaulichen Beispielen zog die ehemalige Kandidatin für das Amt der Bundespräsidentin und Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance in Berlin, Gesine Schwan, ihre Zuhörer und Zuhörerinnen in der Evangelischen Stadtakademie in ihren Bann. Es war spürbar, dass hier jemand spricht, die mitten unter uns lebt.
Gesine Schwan in der Evangelischen Stadtakademie am Römerberg im Gespräch mit deren Leiterin, Pfarrerin Ute Knie – rechts. | Foto: Rolf Oeser
Gesine Schwan in der Evangelischen Stadtakademie am Römerberg im Gespräch mit deren Leiterin, Pfarrerin Ute Knie – rechts.
Foto: Rolf Oeser

Schwan war eingeladen, um über „Talentförderung oder Elitebildung?“ zu sprechen. Sie betonte die Notwendigkeit, extreme Einkommensunterschiede zu vermeiden. Der Staat habe für eine materielle Grundsicherung zu sorgen. Bildung und Ausbildung müssten immer die Gerechtigkeit im Blick haben. Kein gutes Haar ließ Gesine Schwan am derzeitigen Bildungssystem. Der Vorrang des ökonomischen Prinzips habe die Erkenntnis verdrängt, dass Bildung zweckfrei sei. Bildung werde auf schnell verwertbares Wissen reduziert. Komplizierte Zusammenhänge könnten so nicht mehr ergründet werden: „Damit verkümmert eine Kultur der Begründung.“ Zudem „wissen wir heute nicht, was wir in 25 Jahren wissen wollen“, führte Schwan aus. Als Zeichen des Versagens wertete sie, dass über 70 000 Schüler und Schülerinnen pro Jahr die Schule ohne Abschluss verlassen: „Das dreigliedrige Schulsystem selektiert zu früh und zu hart.“

Auch wenn Bildung heute scheinbar ganz oben auf der politischen Agenda stehe, würden gemessen an der wirtschaftlichen Leistungskraft die Ausgaben für Bildung in Deutschland sinken. Gesine Schwan plädierte für ein Bildungsverständnis, das Selbstvertrauen, Neugier und Geduld zum Lernen beinhaltet. Dabei habe die Familie eine hervorgehobene Bedeutung: Bildung brauche Vertrauen. Bildung beginne im Mutterleib. Gesine Schwan plädierte für reduzierte Arbeitszeiten in der Familiengründungsphase: „Die Zukunft gehört partnerschaftlichen Familien, in denen beide sich um die Kinder kümmern.“

Selbstvertrauen und Selbstachtung seien zwei Grundhaltungen, die es zu vermitteln gelte. Man solle Schülerinnen und Schüler ermutigen und ihre jeweiligen Kompetenzen sehen.So gelte es, die Zweisprachigkeit der Einwanderer zu fördern. Dieses Potential helfe auch der Wirtschaft. An der Bildung entscheide sich, „wie wir zusammen leben wollten“, ob in Konkurrenz oder in einer Kultur der Gemeinsamkeit.

Kurt-Helmuth Eimuth

Noch gibt es keine Alternative zur Zeitung

Noch gibt es keine Alternative zur Zeitung

Auch die kirchliche Medienarbeit muss in Zeiten, in denen Sparen angesagt ist, auf den Prüfstand. Die Mitgliederzeitung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, „Echt“, hatte nicht mehr so recht überzeugt: Sie wird eingestellt. Doch die Synode wollte nicht einfach Geld sparen, sondern ein zukunftsweisendes Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit erarbeiten. In Zukunft werden Kirchenmitglieder dreimal im Jahr einen Impuls-Brief im Briefkasten finden, dazu gibt es Materialien für die Gemeinden.

Auch in Frankfurt hat man sich mit der medialen Zukunft beschäftigt. Die Mitgliederzeitung des Evangelischen Regionalverbandes, „Evangelisches Frankfurt“, erscheint in einer Auflage von 115 000 und informiert seit 35 Jahren über die Aktivitäten der Kirchengemeinden und anderer evangelischen Einrichtungen. In ganz Deutschland gibt es kein vergleichbares konfessionelles Blatt. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach bestätigte in zwei Untersuchungen, dass es auf diesem Weg gelingt, auch eher kirchendistanzierte Mitglieder zu erreichen. Doch selbstverständlich muss auch dieser Finanzaufwand, immerhin 300 000 Euro im Jahr, geprüft werden. Der Vorstand des Regionalverbandes diskutierte ausführlich Alternativen – etwa die Beilage in einer Tageszeitung oder auch das völlige Umschwenken auf das Internet. Aber schließlich setzte sich die Meinung durch, dass eine Printausgabe derzeit noch immer der beste Weg ist, um Kirchenmitglieder zu erreichen. Dafür pro Kopf im Jahr 2,40 Euro auszugeben, ist sicher angemessen.

Womöglich ist das nur eine „Brückenlösung“, denn Facebook und Co. werden immer wichtiger. Der Auflagenrückgang der Tageszeitungen belegt das. Gerade darin sehen jedoch manche Experten auch eine Chance für kostenlose Zeitungen. Sie bekommen mehr Aufmerksamkeit und werden gerne als Informationsquelle genutzt. Viele Menschen erwarten heute eben auch von Printinformationen, dass sie – wie das Internet – kostenlos sind.

„Evangelisches Frankfurt“ soll nun, wenn auch das Kirchenparlament im Dezember zustimmt, zumindest bis 2014 weiter erscheinen. Dann wird man die Bedürfnisse und Notwendigkeiten neu einschätzen. Für die Redaktion ist das Anerkennung und Ansporn zugleich, ein interessantes Blatt zu machen, das die Meinungsvielfalt des Protestantismus in dieser Stadt widerspiegelt. Über www.facebook.com/evangelischesfrankfurt ist dieses Angebot inzwischen ebenfalls zu beziehen.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Juni 2011

Organspende: „Gott braucht alte Organe nicht”

Organspende: „Gott braucht alte Organe nicht”

von Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt Mai 2012

Laut Umfragen sind 74 Prozent der Deutschen zur Organspende bereit. Aber nur 25 Prozent haben einen Organspendeausweis. Die Lücke zwischen Denken und Handeln soll nun durch die regelmäßige Post von der Krankenkasse geschlossen werden.

In Deutschland warten derzeit 12000 Menschen auf ein Spenderorgan. Dies ist oftmals ein Wettlauf mit dem Tod. Ein neues Gesetz soll nun Abhilfe schaffen. Alle Bundestagsfraktionen einigten sich auf die so genannte „Entscheidungslösung“. Danach werden alle Bundesbürgerinnen und -bürger über 16 Jahren aufgefordert, ihre Spendenbereitschaft zu erklären.

Regelmäßige Briefe – schon ab diesem Jahr – informieren dann über die Organspende und fordern zur Abgabe der Erklärung auf. Dokumentiert wird das auf den mitgeschickten Organspendeausweisen, später wohl auch auf der Gesundheitskarte.

Wer einen Organspendeausweis ausfüllt, kann das Einverständnis zur Organ- und Gewebespende entweder generell erteilen, auf bestimmte Organe oder Gewebe einschränken oder einer Organ- und Gewebespende widersprechen. Es kann in der Zeile „Anmerkungen?/?Besondere Hinweise“ auch eine bestimmte Person benannt werden, die im Todesfall benachrichtigt werden soll. Wichtig: Der Organspendeausweis wird an keiner offiziellen Stelle registriert oder hinterlegt.

Dabei muss niemand fürchten, sich endgültig festzulegen. Wer die Einstellung zur Organ- und Gewebespende ändert, muss lediglich die alte Erklärung vernichten. Auf einem neuen Ausweis kann dann die geänderte Einstellung festgehalten werden. Der Organspendeausweis sollte immer mitgeführt werden, am besten zusammen mit den Ausweispapieren. Allerdings ändert sich eines nicht: Wer sich zu Lebzeiten nicht erklärt, überlässt im Ernstfall die Entscheidung den Trauernden. Das ist für die Angehörigen oft eine extreme Belastung.

Theologisch gibt es gegen die Organspende keine Vorbehalte. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Nikolaus Schneider, ruft die Christinnen und Christen sogar dazu auf, sich einen Organspendeausweis zuzulegen. „Ich glaube, dass Gott meine alten Organe nicht braucht, wenn er mir nach dem Tod ein neues Leben schenkt“, sagte der 62-Jährige gegenüber evangelisch.de. „Ich kann nur sehr ermutigen, sich die Frage, ob Sie spenden würden oder nicht, ernsthaft zu stellen und zu beantworten.“

Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.organspende-info.de.

Organspende – sind Sie dafür?

Sabine Mousset (38), Ärztin

Ich bin für die Organspende und habe auch selbst einen Organspendeausweis, weil ich sehe, wie Menschen unter chronischen Erkrankungen leiden. Ein gespendetes Organ kann die Lebensqualität sehr verbessern. Eine Niere zum Beispiel bedeutet, dass man nicht mehr dreimal in der Woche drei bis vier Stunden zur Dialyse muss. Als Naturwissenschaftlerin bin ich auch vom Hirntod überzeugt, der ja eingetreten sein muss, damit Organe entnommen werden können. Hirntot ist man, wenn man keine Hirnströme mehr messen kann. Das ist unumkehrbar, der Mensch existiert als Persönlichkeit nicht mehr, aber seine Organe können noch sinnvoll gespendet werden. Da der Bedarf an Organen immer höher ist als die, die zur Verfügung stehen, finde ich den Vorstoß der Bundesregierung, die Menschen jetzt direkt anzuschreiben, sehr positiv.

Thomas Leistner (49), Theologe und Lehrer

Im Prinzip schon. Der Hirntod ist aber durchaus auch problematisch. Studien belegen, dass das emotionale Empfinden nach dem Hirntod noch nicht ausgeschaltet ist. Manche Ärzte geben Betäubungsmittel vor der Organentnahme, weil der Körper sich verkrampft. Das macht mich schon sehr nachdenklich. Andererseits weiß ich auch, dass viele Menschen auf ein Spenderorgan warten. Ich habe mit meiner Frau gesprochen, die das letztlich in der Situation entscheiden soll – ich kann nicht alles voraussehen. Organspende ist ein Akt der Nächstenliebe, aber ich finde auch, dass niemand unter Druck gesetzt werden sollte. Man selbst und die nächsten Angehörigen müssen genau wissen, worauf sie sich einlassen. Ethisch ist ja auch die Frage interessant, ob man ein Organ zwar annehmen würde, aber nicht bereit ist, selber eins zu spenden?

Shlomo Raskin (40), Kantor und Seelsorger

Alles, was Menschen retten kann, durch direkte Hilfe oder mit Hilfe der Forschung, ist natürlich positiv. Das größte Gebot in der Tora ist, Leben zu retten. Wir haben nur dieses Leben hier, kein Leben in der Ewigkeit. Und der Körper ist ein Pfand, der uns vom Ewigen geschenkt wurde. So wie eine Mutter einem Kind das Leben schenkt, es gehört ihr aber deshalb nicht. Wenn also einer ein Organ spenden will und der andere das annehmen möchte, finde ich das super. Im Einzelfall sollte man sich aber immer mit dem Rabbi und dem Arzt beraten, denn es muss ja alles zusammenpassen und stimmen. Was natürlich nicht geht, ist, ein Geschäft mit Organen zu betreiben, wie es ja leider manchmal geschieht. Ich selbst spende einmal im Jahr Blut. Das ist ein sehr gutes Gefühl. Vielleicht lege ich mir dann auch einen Organspendeausweis zu.

Gabriella Reff (52), Redaktionsassistentin

Allgemein kann ich das nicht sagen, das muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich habe mich gegen einen Organspendeausweis entschieden. Wenn Organe nach dem so genannten Hirntod entnommen werden, wird der Sterbeprozess unterbrochen. Man hat die Definition des Hirntodes ja eingeführt, um überhaupt Organe transplantieren zu dürfen. Ich denke zwar auch, dass jemand nach unserem heutigen Wissensstand dann wirklich tot ist, auch wenn er sich vielleicht noch bewegt. Aber vielleicht finden spätere Generationen etwas anderes heraus. Wir wissen es nicht. Jedenfalls wird der Sterbeprozess unterbrochen, und das gefällt mir nicht. Neulich habe ich eine Mutter kennengelernt, die es bereut hat, dass sie die Organe ihres Kindes zur Spende freigegeben hat. Jetzt noch, Jahre später. Wir wissen einfach nicht, wie das wirkt.

Wenn der Schwächere gewinnt: Podium zum Thema „Opfer“

Wenn der Schwächere gewinnt: Podium zum Thema „Opfer“

Diskutierten über Schwachsein, Gewinnen und Opfersein (von links nach rechts: Horst Arnold, Holger Schlageter, der Moderator Wolfgang Weißgerber, Volker Jung und Gabriele von Lutzau. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Seine Geschichte ist unglaublich. Fünf Jahre lang saß der Lehrer Horst Arnold unschuldig in Haft. Eine Kollegin hatte ihn der Vergewaltigung beschuldigt, doch nach seiner Entlassung konnte er seine Unschuld beweisen. Haft, Wiederaufnehmeverfahren und Freispruch wegen erwiesener Unschuld dauerten über zehn Jahre. Jetzt möchte Arnold nur eines: ein normales Leben führen. Derzeit lebt er von Hartz IV. Bewerbungen für den Schuldienst waren bisher erfolglos. „Als Sieger fühle ich mich noch lange nicht“, stellte er auf dem Podium im Evangelischen Medienhaus Frankfurt fest. Allen ist klar, dass dieser Mann noch einen weiten Weg vor sich hat.

Unter dem Titel „Wenn der Schwächere gewinnt“ hatte das Medienhaus zu einer Diskussion über die Bedeutung des Karfreitags eingeladen. Wie Kirchenpräsident Volker Jung erläuterte, wolle die Kirche einen inhaltlichen Akzent setzen, angesichts der öffentlichen Kontroverse, zu der das gesetzliche Tanzverbot an diesem christlichen Feiertag im vergangenen Jahr geführt hat. „Es gibt großen Gesprächsbedarf“ sagte Jung. Das Kreuz sei ein Zeichen der Überwindung des Todes, das Victory-Zeichen als Plakatmotiv richtig gewählt. Jesus habe sich immer an die Seite der Opfer gestellt. In Krisensituationen könnten Bilder der Bibel Menschen helfen. Jung: „Ich habe Menschen erlebt, die das als Kraftimpuls aufnehmen konnten.“

Gabriele von Lutzau zum Beispiel. Sie hat im Moment der größten Angst „einfach reagiert“. „Ich habe nicht überlegt“, erzählt die ehemalige Stewardess, die 1977 war sie an Bord des von einem palästinensischen Terrorkommando entführten Flugzeugs „Landshut“ war. Die als „Engel von Mogadischu“ bekannt gewordene Flugbegleiterin spendete damals den als Geiseln genommenen Passagieren Mut und Trost: „In diesem Moment habe ich selbst das Vater Unser nicht mehr zusammenbekommen. Wir sollten sterben. Aber wir haben nicht aufgegeben.“

Für den Psychologen Holger Schlageter ist solch eine Haltung nachvollziehbar. Der Mensch könne sich als Opfer ohnmächtig fühlen oder aufgrund seiner Persönlichkeit auch mächtig. Dann wehre er sich. Deshalb sei auch das Gefühl der Rache wichtig. „Wir sind viel zu weit in Richtung Aggressionslosigkeit gegangen“, glaubt der Psychologie. Aggression sei wichtig im Handeln. Denn: „Ich bin nicht Opfer, ich werde Opfer“. Es sei wichtig, das Geschehen zu verstehen. „Erst wenn man ein Etikett auf das Geschehen kleben kann, ist die Heilung abgeschlossen.“

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt

Evangelische in Spitzenämtern

Evangelische in Spitzenämtern

Als Pfarrer Joachim Gauck von einer breiten Koalition fast aller Parteien für das Amt des Bundespräsidenten nominiert wurde, rückte sein Beruf in die Mitte des Interesses. Hat die evangelische Kirche zu viel Einfluss in der Politik? Zumal mit Angela Merkel bereits eine Pfarrerstochter Kanzlerin ist.

Bei der Suche nach geeigneten Personen neben Gauck waren ja auch noch viele andere prominente Protestantinnen und Protestanten im Gespräch: der frühere Bischof Wolfgang Huber, die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Katrin Göring-Eckhardt, oder auch Margot Käßmann. Was jetzt in Berlin für Verblüffung sorgte, hat in Frankfurt schon eine lange Tradition – führende Protestanten in politischen Spitzenfunktionen. So war der langjährige Bürger­meister Hans-Jürgen Moog (CDU) auch Versammlungsleiter des Frankfurter Kirchenparlaments. Christof Warnke (CDU) gehörte nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst als Pfarrer ehrenamtlich dem Magistrat an, genauso wie Jean-Claude Diallo (Grüne), der als Fachbereichsleiter des ­Evangelischen Regionalverbandes auch Dezernent für Multikulturelle Angelegenheiten war. Volker Stein (FDP) war sogar stellvertretender Vorsitzender des Verbandes, als er Dezernent wurde. Und derzeit gehört Verkehrsdezernent Stefan Majer (Grüne) dem Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt an.

Jahrelang sprach die Sozio­logie vom „schleichenden Bedeutungsverlust“ der beiden gro-ßen Kirchen. Ihre Mitgliederzahl schrumpft schließlich kontinuierlich. Markiert der politische Einfluss führender Protestanten eine Trendwende? Eher nicht. Paradoxerweise bestätigen die jetzt geführten Diskussionen eher die These – denn wäre es normal, protestantisch zu sein, müsste man nicht darüber reden.

Zwar traut man der evangelischen Kirche in ihrer weltlichen Offenheit eine gewisse moralische Autorität und Ehrlichkeit zu, aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie ein Vermittlungsproblem hat. Nach einer vom Hessischen Rundfunk in Auftrag gegebenen Studie „Was glauben die Hessen?“ gelingt es ihr nicht, zentrale Glaubensüberzeugungen selbst ihren eigenen Mitgliedern zu vermitteln. Die Säkularisierung und damit

der wachsende Bedeutungsverlust beider Kirchen wird also weitergehen – trotz protestantischer Top-Politiker. Und auch wenn angesichts boomender Esoterik und zahlreicher Wiedereintritte manche von einer Renaissance der Kirche träumen: Es sinkt nicht nur die Zahl der Mitglieder, sondern auch die Bindefähigkeit.

Diesen Trend kann auch Joachim Gauck nicht stoppen. Aber Charisma, Ehrlichkeit und klare Werte im Schloss Bellevue zu wissen, ist für alle Deutsche, gleich welcher Religion sie angehören, ein Gewinn.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt April 2012

Pucken – zum Wohl des Kindes?

Glaubt man Ratgebern, Hebammen und Kinderärzten, verhilft enges Einwickeln Babies zu mehr Schlaf und weniger Weinen. Ein Erfahrungsbericht.

„Habe ich euch schon gezeigt, wie man puckt?“ Ein wenig skeptisch sehen wir dabei zu, wie die Hebamme unseren zwei Wochen alten Sohn auf ein Tuch legt und damit beginnt, es stramm um den kleinen Körper zu wickeln. Wenige Handgriffe später liegt unser Kleiner als kompaktes handliches Paket auf dem Sofa, die Arme sind am Körper fixiert, lediglich die Beine haben noch ein wenig Bewegungsfreiheit.

„Wenn es so toll für Babys ist, dann sollten wir es auf jeden Fall mal probieren“, hatten wir uns gedacht, als der Begriff „Pucken“ während der Schwangerschaft zum ersten Mal unseren Weg kreuzte. Aber jetzt liegt unser Kind protestierend vor uns, verzweifelt bemüht es sich, gegen seine Zwangsjacke anzukämpfen und findet Pucken ganz offensichtlich überhaupt nicht toll. Schnell befreien wir ihn aus dem Tuch, Erleichterung macht sich breit, nicht nur bei ihm, auch bei uns.

„Ich würde das auch nicht mögen“, sagt mein Mann. „Mir war das irgendwie auch nicht so geheuer“, sage ich. Aber trotzdem hatten wir nicht bereits vorher Widerspruch eingelegt. Schließlich hatten ja so viele so genannte Experten das Pucken angepriesen. Und als frischgebackene Eltern waren auch wir unsicher, hatten wenig bis keine Erfahrung im Umgang mit einem so kleinen Baby.

Wie alle Eltern wollten natürlich auch wir nur das Beste für unser Kind: glücklich und zufrieden sollte es sein, seine Bedürfnisse sollten erkannt und befriedigt werden.

Als falsch stellte sich schon bald die Vorstellung heraus, dass ein zufriedenes Kind automatisch auch pflegeleicht sein würde. Ein Baby, das abgelegt werden kann ohne unzufrieden zu sein, und das überhaupt die meiste Zeit schläft, und praktisch nie weint – das hätte in der Tat vieles, auch Berufstätigkeit, Studium oder Betreuung durch andere leichter gemacht.

Nicht umsonst zielen wohl die meisten Anleitungen so genannter Erziehungsprogramme auf genau diese Punkte ab und versprechen den Eltern so indirekt mehr persönliche Freiheit und Raum für andere Aufgaben und Interessen. Kleine Kinder, jedenfalls alle uns bekannten, sind aber nicht in diesem Sinne „pflegeleicht“. Sie fordern von ihren Eltern nicht weniger, als sich ganz auf sie und ihre Bedürfnisse einzulassen.

Kein Wunder, dass Methoden wie das Pucken, die vordergründig mit dem Wohl des Kindes argumentieren, dabei aber vor allem auf „Entlastung“ der Eltern abzielen, so anziehend sind. Auch wir waren schließlich geneigt, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, obwohl wir gar kein „Schreibaby“ hatten.

Der Protest unseres Sohnes gegen das stramme Wickeln, der Widerstand, den auch andere Kinder gegen solche und ähnliche Programme zeigen, und die Zweifel, die uns selbst ja schon während der Ausführung kamen, verdeutlichen aber vielleicht eine Sache am besten: dass Kinder ihr Grundbedürfnis nach Nähe, Geborgenheit, Liebe und Nahrung einfordern, weil es für sie überlebenswichtig ist. Und dass Eltern genau das normalerweise auch erkennen und befriedigen wollen.

Wir wussten ja eigentlich, dass unser Sohn lieber getragen werden wollte, statt hilflos herumzuliegen, unfähig sich umzudrehen, geschweige denn sich von der Stelle zu bewegen, nicht wissend, dass wir nur wenige Schritte entfernt sind. Nur leider kann die Stimme, die das elterliche Einfühlungsvermögen und Bauchgefühl verkündet, nicht immer gegen den Lautsprecher der „Experten“ durchdringen.

Enges Wickeln schränkt Babies ein

„Pucken engt Babys ein? Nein, im Gegenteil: Pucken gibt Babys ein sicheres und geborgenes Gefühl, wie im Mutterleib.“ Das behauptet die Zeitschrift „Eltern“ auf ihrer Internet-Seite. Dahinter steckt die Annahme, dass Kinder eigentlich noch zwei bis drei Monate länger im Mutterleib verbringen müssten und die menschliche Geburt nur aus Platzgründen eingeleitet würde – sozusagen ein Fehler im natürlichen Bauplan der Fortpflanzung. Auch wenn es schwer fällt, dieser These zu folgen, so verbreitet sie sich doch seit einiger Zeit wie ein Lauffeuer. Übersehen wird dabei, dass ein Kind schon in den ersten Lebenswochen gigantische Entwicklungsaufgaben zu bewältigen hat. Es muss seine Körperfunktionen umstellen und sich an die neue Umgebung gewöhnen. Der Säugling atmet jetzt selbst, muss seine Ernährung regeln und sich mit der völlig ungewohnten Schwerkraft auseinandersetzen.

Die Eltern lernen in den ersten Wochen nach der Entbindung ihr Kind kennen. Jedes Kind hat seine eigene Art, wie es gerne gehalten, ernährt und gewickelt werden will. Das enge Wickeln ist dafür eher hinderlich. Viele Eltern spüren, dass die körperliche Nähe den Kindern und auch ihnen selbst gut tut. Säuglinge haben nicht nur einen gut entwickelten Geruchssinn sondern spüren auch, ob sie von Vater, Mutter oder einer fremden Person gehalten werden.

Jedes Kind ist einmalig und findet seine ganz eigenen Ausdrucksformen, die oft nur Vater und Mutter verstehen. Eng gewickelten Kindern wird ein Teil dieser Ausdrucksmöglichkeiten genommen.

Wickelmethoden ändern sich je nach Kultur

Das heutige „Pucken“ ist eine uralte Wickelmethode. Schon in antiken Gräbern fanden sich Statuen von eng gewickelten Säuglingen. Durch das feste Wickeln wollte man einer Verkrümmung vorbeugen.

Mit der Aufklärung im 17. Jahrhundert änderte sich die Einstellung. Kinder sollten nicht durch die Kleidung eingeengt werden. In bäuerlichen Gegenden hielten sich jedoch noch länger Formen der Einschnürung, die praktisch war, weil man so die Kinder neben dem Acker ablegen konnte. Gelegentlich wurden die Kinder auch durch Mohnsäckchen, auf denen sie herumkauen konnten, oder mit etwas Schnaps betäubt, damit sie Ruhe hielten, während die Eltern auf dem Feld schufteten.

In Afrika, Asien und Südamerika tragen viele Mütter ihre Säuglinge nackt am Körper. Sie nutzen dabei einen Mechanismus der Natur: Einige Sekunden bevor der Säugling Urin und Stuhl ausscheidet, stößt er einen charakteristischen Schrei aus und macht mit dem Körper und den Beinchen ruckartige Bewegungen. So ist die Mutter gewarnt und kann den Säugling weit genug weghalten, damit sie nicht beschmutzt wird. Auch hierzulande geborene Kinder zeigen anfangs dieses Verhalten, aber da nicht darauf reagiert wird, verliert es sich schon nach wenigen Wochen.

Kurt-Helmuth Eimuth, Sara Wagner

Evangelisches Frankfurt April 2012

Nicht nachlassen, Herr Becker!

Evangelisches Frankfurt März 2012

Kurt-Helmuth Eimuth ist Leiter der Redaktion von „Evangelisches Frankfurt“. Foto: Rolf Oeser 

Der Ausbau der Kinderbetreuung geht langsamer voran als geplant. Die Gründe sind vielfältig, auch nachvollziehbar und doch kann das Eltern nicht trösten, die verzweifelt einen Betreuungsplatz für ihr Kind suchen. Besonders prekär ist die Lage in Frankfurt bei den ganz Kleinen und den Großen: Vor allem Krippen- und Hortplätze sind rar.

Grund ist der Geburtenanstieg und der Zuzug junger Familien nach Frankfurt: Jedes Jahr wächst die Zahl der Kinder um etwa 400. Frankfurt ist eben eine Kinderstadt. Und das nicht nur in den Neubaugebieten wie etwa dem Riedberg. Besonders beliebt bei jungen Familien sind auch das Nordend, das Ostend und Sachsenhausen.

In der Summe hat die Stadt seit 2003 bereits weit über 8.000 Kinderbetreuungsplätze neu geschaffen. Eine gewaltige Anstrengung und ein gewaltiges finanzielles Engagement. Jetzt hat der Kämmerer die Reißleine gezogen. Nicht mehr für jedes zweite Kind soll ein Krippenlatz zur Verfügung stehen, sondern nur noch für vierzig Prozent. Mit Recht kann Uwe Becker auf die fehlenden Immobilien, auf fehlende Fachkräfte und auf die erschöpfte Bundesförderung verweisen. Ist zwar nachvollziehbar, war aber vorhersehbar.

Es bleibt also die Frage: Wie will die Stadt den Rechtsanspruch auf eine Betreuung auch der Jüngsten ab dem 1. August 2013 erfüllen? Oder wird sich die Politik aus der Verantwortung stehlen, in dem sie schnell noch eine Übergangsregelung erlässt? Eltern und Gesellschaft haben ihre Einstellung zur Kinderbetreuung in den letzten Jahren verändert. Die hohe Akzeptanz wird dazu führen, dass selbst die jetzt nicht erfüllten Planzahlen dem tatsächlichen Bedarf hinterherhinken.

Die familiäre Planung geht heute davon aus, dass nach der Elternzeit ein Krippenplatz, dann ein Kindergartenplatz und mit der Einschulung eine entsprechende Betreuung in der Schule oder im Hort zur Verfügung steht. Nur so kann eine Berufstätigkeit beider Eltern ermöglicht werden.

Eine Gesellschaft, die demnächst unter einem dramatischen Fachkräftemangel leiden wird, kann es sich nicht leisten, Eltern hier kein attraktives Angebot zu machen. Wir brauchen mehr und wir brauchen sehr gute Kinderbetreuungseinrichtungen. Hier darf nicht gespart werden. Der Kinder wegen, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen. Nachlassen, Herr Becker, gilt nicht.

Kurt-Helmuth Eimuth

Wahlen

Andacht, MAV-Wahl 19.03.2012

Kurt-Helmuth Eimuth

Lied: EG 193, Erhalt uns Herr bei 1-3

Votum:

Im Namen Gottes kommen wir zusammen.

Gott nimmt uns an, wie wir sind.

Jesus gibt unserem Leben Richtung und Sinn.

Gottes Geist ruft uns auf den richtigen Weg.

Herzlich willkommen allen, die sich haben rufen lassen.

Nehmen wir uns an diesem Wahltag Zeit

für uns, für Gott, miteinander.

Amen

Psalm 84, Nr. 734

Lied: 295,Wohl denen die da wandeln, 1-4

Ansprache:

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

gestern wurde in Berlin gewählt, heute wird hier gewählt. Sicher ist die Wahl des Bundespräsidenten irgendwie bedeutungsvoller. Aber für mich als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter haben die Entscheidungen meiner Vertretung womöglich konkrete Auswirkungen. Joachim Gauck hat gestern nach seiner Wahl gesagt, dass er eine Wahl nie unbeteiligt an sich vorüberziehen ließe. Er weiß es zu schätzen, dass es in diesem Land demokratische Strukturen gibt. Auch wir sollten keine Wahl ungenutzt vorüberziehen lassen. Also motivieren Sie sich und andere und machen ihr Kreuz.

In unserer Kirche gibt es eben verschiedene Perspektiven und doch steht eines im Mittelpunkt: Gelebter Glaube.

Das Bibelwort zum gestrigen Sonntag hieß:

Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, freue ich mich darüber.

(Philipper 1,18)

Christus zu predigen ist in unseren Breiten und Zeiten nicht gerade gefährlich – anders als für Paulus. Der saß im Gefängnis, als er dies schrieb.

Auch in der deutschen Geschichte finden wir genügend Beispiele dafür, was auf dem Spiel stand, wenn Christen und Christinnen an ihrer Überzeugung fest und das Wort Gottes den Machthabern entgegenhielten. Das taten diejenigen, die 1934 mit der Barmer Theologischen Erklärung gegen die Nazis bekannten, der Auftrag der Kirche bestehe darin, die Botschaft von der freien Gnade Gottes an das ganze Volk zu richten. Welch ein Trost bedeutete das Evangelium für die Hörenden und welche Kraft wohnte dieser Verkündigung inne.

Heutzutage sind andere Schwierigkeiten damit verbunden, das Evangelium unter die Leute zu bringen, wenn auch keine, die das Leben gefährden. Da ist am Sonntag die kleiner werdende Gottesdienstgemeinde, die treue Schar derer, die noch mit biblischer Sprache und theologischen Begriffen vertraut ist, aber durchaus hohe Erwartungen an Verkündigung und Prediger hat. Und da ist die stetig wachsende Zahl derer, denen das alles nichts mehr sagt und die durch die herkömmliche Art der Vermittlung kaum erreicht wird. Da ist die große Zahl derer, die eher en passant zu bestimmten Gelegenheiten oder bei außergewöhnlichen Anlässen ansprechbar sind, was in der Regel mit einigermaßen hohem Aufwand verbunden ist und einer gewissen personellen und finanziellen Ausstattung bedarf. City-Kirchen spielen in diesem Zusammenhang eine große Rolle.

Und da ist die große Gruppe derer, die wir nur über unser diakonisches Tun erreichen. Gelebte Hilfe ist Verkündigung.

Die äußerst disparate Zielgruppe macht konsequenterweise ganz unterschiedliche Formen der Verkündigung notwendig. Ja, es wird mehr und mehr darauf ankommen, der Vielfalt der Verkündigung Raum zu geben. Wir alle arbeiten als Mitarbeitende des Evangelischen Regionalverbandes an irgendeiner Stelle auf irgendeiner Weise an diesem Werk der Verkündigung mit.

Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, freue ich mich darüber, schreibt der Apostel Paulus. Wohl wahr.

Lied: EG: 494,In Gottes Namen fang ich an, 1-4

Mitteilungen:

Geburtstage

Gebet:

Gott, schenke uns gesundes, behütetes Leben gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen,

die hellsichtig sind für Zeichen der Not,

für Winke zum Helfen;

um offene Ohren,

die uns auch die halblauten Bitten anderer hören lassen.

Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl

im Umgang mit schwierigen Menschen;

um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen,

die jemand uns anvertraut hat,

und für die Dinge, die wir zu tun versprochen haben.

Wir bitten dich um gute Nerven,

damit wir uns nicht an Kleinigkeiten gegenseitig zerreiben,

denn du willst keine verärgerten Leute.

Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht

und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt, denn andere sollen sich an uns freuen können.

Du bist uns zugetan, wie eine Freundin, wie ein Freund;

Lass uns freundlich zu den Menschen werden.

Lass uns in allem so gesinnt sein, wie Jesus Christus gesinnt war.

Und was uns noch bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen:

Geht in diesen Tag, in diese Woche mit dem Frieden

unseres Gottes:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht auf dich und

gebe dir Frieden. Amen.

Lied: EG: 171, Bewahre uns Gott 1-4

Kirche muss sich auf Veralterung einstellen

Kirche muss sich auf Veralterung einstellen

Winfried Kösters beim Tag der Offenen Tür im Evangelischen Regionalverband Frankfurt. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die Gesellschaft wird bunter und älter, aber auch kleiner: Der demografische Wandel erzeugt eine in der Geschichte der Menschheit einmalige Situation. Der Anteil der Über-65-Jährigen steige stetig, sagte der Wissenschaftsjournalist Winfried Kösters gestern beim Tag der offenen Tür des Evangelischen Regionalverbandes, und: „Die Zahl der verkauften Inkontinenzwindeln übersteigt schon heute die Zahl der Baby-Windeln.“

Auch wenn Frankfurt im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland eine sehr „junge“ Stadt sei, so müsse doch die evangelische Kirche ihre Zukunft mit älter werdenden Mitgliedern gestalten. Und obwohl in Frankfurt – wie in anderen Metropolen auch – noch relativ viele jüngere Menschen leben, altere auch hier die Bevölkerung im Schnitt.

Kösters zeigte auf, dass der demografische Wandel alle Bereiche des gesellschaftlichen und kirchlichen Lebens betrifft: Kirchengebäude müssten für Menschen mit Rollatoren zugänglich sein. Das Engagement von und für alte Menschen müsse überdacht werden. Die heutigen Rentner und Rentnerinnen seien sehr unterschiedlich. Es komme ja auch niemand auf den Gedanken, bei einem 22-Jährigen und einem 44-Jährigen von ein und derselben Generation zu sprechen. Der 62-Jährige werde aber ebenso wie der 84-Jährige in die Kategorie „Senior“ sortiert.  Die Generation der älteren Menschen müsse viel differenzierter wahrgenommen werden.

Insbesondere auf dem Arbeitsmarkt werde die Veränderung spürbar, so Kösters: „Wir brauchen jedes Kind.“ Trotzdem würden in Deutschland jedes Jahr 65.000 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen. Auch die Alten müsse man im Berufsleben anders in den Blick nehmen. In wenigen Jahren bereits werde jeder zweite Beschäftigte älter als 50 Jahre sein. Und man brauche die Potenziale der zugewanderten Menschen. Zudem gebe es auf einem veränderten Arbeitsmarkt auch Chancen für Menschen mit Behinderung.

Die demografische Entwicklung spiegelt sich auch im kirchlichen Personal wider. Zwei Drittel aller Pfarrerinnen und Pfarrer gehen in den kommenden 13 Jahren in Pension, führte Franz Grubauer von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau aus. In der Mitarbeiterschaft Frankfurter evangelischen Kirche sind es 39  Prozent. Die Zahl der Kirchenmitglieder werde gleichen Zeitraum in Frankfurt um gut zehn Prozent schrumpfen, im Rhein-Main-Gebiet sogar um 17 Prozent.

Kurt-Helmuth Eimuth

Evangelisches Frankfurt 3.März 2012 via facebook