Pfarrerin Marion Eimuth referierte in Obereisenhausen (Sonntagszeitung 28.2.2010)
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Bibelmuseum: Vom Alltag in Judäa
Evangelisches Frankfurt Februar 2010
Bibelmuseum: Vom Alltag in Judäa
Für die Armen im Lande ging es zur Zeit Jesu um das tägliche Überleben. In Tongefäßen bewahrten sie ihre Lebensmittel auf. Sie mahlten ihr Korn, mit der Spindel fertigten sie Wolle an. Im Herrscherhaus des Herodes gab es aber auch Parfümflakons, Kosmetik und Schmuck. Solche Objekte sind jetzt im Bibelmuseum, Metzlerstraße 19, in der Sonderausstellung „Judäa und Jerusalem – Leben in römischer Zeit“ zu sehen. Ein Silberschatz erinnert an die Tempelsteuer, und eine antike Kno chenkiste, ein Ossuar, gibt Einblick in die Bestattungskultur. Die rund 2000 Jahre alten archäologischen Funde kommen vor allem von der israelischen Antikenverwaltung und sind das erste Mal außer Landes ausgestellt.
Maße und Gewichte, Münzen und Arbeitsmittel zu kennen, hilft auch, die Welt der Bibel zu verstehen. „Judäa und Jerusalem“ beleuchtet das Leben und Den ken von religiösen Gruppen, römischen Besatzern, von Pilgern, Händlern und Handwerkern.
Die Besucher und Besucherinnen können in der Ausstellung selbst aktiv werden. Außerdem vermitteln Führungen Alltag und Religion im Heiligen Land, sechs Vorträge vertiefen die Themen. Der Katalog ist mit seinen übersichtlichen und verständlichen Grafiken und Beiträgen auch eine Fundgrube für den Religions- und Konfirmandenunterricht. Gruppenführungen sind nach Anmeldung möglich, Infos unter www.judaeaundjerusalem.de oder Telefon 069 66426525.
Kurt-Helmuth Eimuth
Qualität in der Kirche
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) will mehr Qualität in Verwaltung und Kindertagesstätten. Künftig ziert das Logo der EKHN der Schriftzug „Qualitätsfacetten“. Im Frankfurter Dominikanerkloster hob Kirchenpräsident Volker Jung jedoch hervor, dass die Suche nach dem Besten nur bedeuten könne, so gut wie möglich zu arbeiten.
„Wir sind als Menschen nicht perfekt und sollen es auch nicht sein“, mahnte Jung. Alle Gaben und Fähigkeiten sollten sich entwickeln können, aber Organisationsentwicklung dürfe kein Selbstzweck sein. Der Kirchenpräsident betonte, dass sich der Evangelische Regionalverband Frankfurt schon gut ein Jahrzehnt früher als die EKHN mit einem Qualitätsmanagementsystem auf den Weg gemacht habe.
Für die evangelischen Kindertagesstätten in Frankfurt wurde bereits 1998 ein Verfahren nach DIN-Norm eingeführt. Inzwischen beteiligen sich zwei Drittel der 80 Frankfurter Einrichtungen an diesem Verfahren, 14 Kindertagesstätten sind nach DIN zertifiziert. Während im System der Landeskirche auf Selbstevaluation gesetzt wird, kommen in Frankfurt Elemente der Fremdevaluation hinzu.
Staatsminister Jürgen Banzer begrüßte nicht nur die Initiative der evangelischen Kirche, sondern hob auch die „deutlich gewachsene Bedeutung der Kitas“ im Bildungssystem hervor. Der hessische Familienminister zeigte sich jedoch besorgt darüber, dass 14 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund in Hessen keine Kindertagesstätte besuchten.
Kurt-Helmuth Eimuth
„Die Logik des Krieges“- warum Käßmann Recht hat
Evangelisches Frankfurt Februar 2010
„Die Logik des Krieges“- warum Käßmann Recht hat

Selten hat es eine neue Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche geschafft, so schnell auch bei Kirchenfernen bekannt zu werden – und das noch mit einer Predigt. Margot Käßmann, die Bischöfin aus Hannover und neue Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), hat, kaum hundert Tage im Amt, ein Thema transportiert, das ansonsten gerne verdrängt wird.
„Nichts ist gut in Afghanistan. All diese Strategien, sie haben uns lange darüber hinweggetäuscht, dass Soldaten nun einmal Waffen benutzen und eben auch Zivilisten getötet werden“, führte sie in ihrer Predigt am Neujahrstag aus. „Wir brauchen Menschen, die nicht erschrecken vor der Logik des Krieges, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abgeben, gegen Gewalt und Krieg aufbegehren und sagen: Die Hoffnung auf Gottes Zukunft gibt mir schon hier und jetzt den Mut, von Alternativen zu reden und mich dafür einzusetzen.“ Die Bischöfin wusste wohl, was ihr die Kritiker vorwerfen würden, denn sie sagte weiter: „Ich bin nicht naiv. Aber Waffen schaffen offensichtlich auch keinen Frieden in Afghanistan. Wir brauchen mehr Fantasie für den Frieden, für ganz andere Formen, Konflikte zu bewältigen. Das kann manchmal mehr bewirken als alles abgeklärte Einstimmen in den vermeintlich so pragmatischen Ruf zu den Waffen.“
Käßmann fordert also andere Konfliktlösungsstrategien, weil die bisherigen Muster der Realpolitik versagt haben. Das ist keine prinzipielle Antikriegshaltung. Die EKD hat vor drei Jahren in einer Denkschrift Kriterien eines gerade noch zulässigen Krieges benannt und darin politische, moralische und völkerrechtliche Aspekte aufgeführt, unter denen der Einsatz „rechtserhaltender“ militärischer Gewalt zulässig ist. Diese Kriterien hält die Ratsvorsitzende beim Afghanistan-Krieg völlig zu Recht für nicht (mehr) erfüllt. Inzwischen hat sich der gesamte Rat der EKD hinter die Bischöfin gestellt. Es ist zu befürchten, dass die Strategie der USA, mit immer noch mehr Militär den Krieg zu gewinnen, genau so scheitert wie einst das Engagement der Sowjetunion in Afghanistan. Margot Käßmann hat eine notwendige Diskussion angestoßen. Keineswegs naiv, sondern mit Augenmaß. Ihre Predigt ist gleichzeitig prophetisch und voller Realitätssinn. Es ist zu hoffen, dass die Zuspitzung auf die Frage, wie viele Soldaten Deutschland zusätzlich nach Afghanistan schickt, etwas von der Offenheit des protestantischen Denkens der Bischöfin atmet. Es geht um Krieg und Frieden und damit für viele Menschen um Leben oder Sterben.
Kurt-Helmuth Eimuth
Albert Schweitzer fasziniert
Evangelisches Frankfurt November 2009
Albert Schweitzer fasziniert
Spielfilm und Dauerausstellung über den Universalgelehrten
Vermutlich hätte es Albert Schweitzer gefallen, dass die neue Ausstellung über sein Leben in eher bescheidenen Räumen im ersten Stock eines Wohnhauses im Westend zwar durchaus professionell, aber keineswegs aufgemotzt daherkommt. Das Ausstellungsgestänge wurde aus Resten des Messebaus zusammengeschraubt, die Ausstellungsdidaktik ist modern und interaktiv: Im Frankfurter Albert-Schweitzer-Zentrum in der Wolfsgangstraße 109 können sich Besucher und Besucherinnen die wesentlichen Stationen des Universalgelehrten an Audiostationen mit Einspielungen von Schweitzers Bachinterpretationen und Predigttexten oder mittels Quiz und Brettspielen aneignen. Filmausschnitte ergänzen den Einblick in das Leben des Kulturphilosophen, Theologen, Organisten und Tropenarztes.

Schweitzer begründete eine universell gültige Ethik der Verantwortung für alles Leben und kämpfte noch im hohen Alter für atomare Abrüstung und den Frieden in der Welt. Das Leben des Friedensnobelpreisträgers zeichnet auch die britische Produktion „Albert-Schweitzer – Ein Leben für Afrika“ nach, die am Heiligen Abend, 24. Dezember, in den Kinos anläuft. Der Spielfilm wurde vom gleichen Team realisiert, das auch „Luther“ auf die Leinwand brachte. Zum Kinostart gibt es zahlreiche Begleitveranstaltungen. Für Schulklassen werden Sondervorführungen und umfangreiches Unterrichtsmaterial angeboten.
Das Drehbuch konzentriert sich auf zwei Schauplätze – New York in den 50er-Jahren, damals das Zentrum fortschrittlichen Denkens, und den Dschungel von Gabun. Dort leben die Menschen in großer Armut. Im Zentrum steht das Krankenhaus, in dem unter anderem Lepra-Kranke behandelt werden. Der Film zeigt, wie schwierig es für Albert Schweitzer im vom Kalten Krieg dominierten Nachkriegsamerika war, seine Kritik am Atomkrieg vorzutragen. Regisseur Gavin Millar sagt:
„Ich wusste wenig über Albert Schweitzer, und als ich mich umhörte, erfuhr ich in England ganz widersprüchliche Ansichten.“ Millar schreibt diese Widersprüchlichkeit einer Verleumdungskampagne der CIA gegen Schweitzer zu, die noch heute nachwirke.
Wer nach dem Film mehr über Schweitzer wissen möchte, dem sei der Besuch im Albert-Schweitzer-Archiv angeraten. Schließlich hatte der Goethe-Preisträger und Ehrenbürger der Stadt Frankfurts stets eine besondere Beziehung zur Mainmetropole. Mehr als zwanzig Mal war er zu Konzerten, Vorträgen und Preisverleihungen hier, und 1951 nahm er in der Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen. Eine Schule und eine Wohnsiedlung wurden nach ihm benannt.
Das Albert-Schweitzer-Zentrum verfügt über eine umfangreiche Sammlung aus Schweitzers Nachlass und eben über eine ganz neue, zwar kleine, aber dennoch angemessene Dauerausstellung. Weitere Informationen im Internet unter www.albert-schweitzer-zentrum.de sowie www.albertschweitzer-derfilm.de.
Kurt-Helmuth Eimuth
Medienverhalten ändert sich
Evangelisches Frankfurt November 2009
Medienverhalten ändert sich
Gemeindebriefe in der Jakobskirche ausgezeichnet
In der Bockenheimer Jakobskirche überreichte Kirchenpräsident Volker Jung den mit 1500 Euro dotierten Gemeindebriefpreis der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der Redaktion der Gemeinden Lauterbach und Heblos im Dekanat Vogelsberg. Unter den ausgezeichneten Publikationen war auch der als Stadtteilzeitung konzipierte Gemeindebrief der Frankfurter Dornbuschgemeinde.
Jung bezeichnete die Gemeindebriefe als „einziges Kontaktmedium, das nahezu alle Mitglieder erreicht“. Der Gemeindebrief komme „aus dem Herzen der Gemeinde“ und enthalte alle wichtigen Informationen der Kirche vor Ort. „Er macht Lust auf Gemeinde und lädt zur Teilnahme ein.“
Dirk Metz, Sprecher der Hessischen Landesregierung, hob das unterschiedliche Medienverhalten der Generationen hervor. 83 Prozent der über 40-Jährigen lesen eine Tageszeitung, von den 14- bis 29-Jährigen aber nur die Hälfte. 78 Prozent der über 60-Jährigen bejahen die Frage, ob man eine Zeitschrift braucht, aber nur 47 Prozent der 16- bis 29-Jährigen. Dies hat Folgen. Die Auflage der Tages-, Sonntags- und Wochenzeitungen in Deutschland ging in den letzten Jahren von 33 Millionen Exemplaren auf 25 Millionen zurück. Ein Minus von 25 Prozent. In dieser Situation seien die Gemeindebriefe ein „schlafender Riese“, so Metz. Und den anwesenden Redakteurinnen und Redakteuren bestätigte der Staatssekretär: „Ihnen gelingt mit den Gemeindebriefen etwas, das ansonsten nur dem Fußball gelingt: Sie erreichen Junge und Alte, Arme und Reiche, Stadt und Land.“
Der Förderpreis Gemeindebrief ist mit insgesamt 5500 Euro der höchstdotierte Preis seiner Art. Er wird alle zwei Jahre verliehen, in diesem Jahr zum siebten Mal. Unterstützt wird der Preis von der Bruderhilfe Pax Familienfürsorge, dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik, der Evangelischen Kreditgenossenschaft, der Mitgliederzeitung „Evangelisches Frankfurt“ und der Evangelischen Sonntagszeitung.
Kurt-Helmuth Eimuth
Bonames: Neubau zum Krabbeln
Evangelisches Frankfurt November 2009
Neubau zum Krabbeln
Vier neue Gruppen in der Kita Bonames
Die erste Gemeinde, die ihre Kindertagesstätte um die Altersgruppe der Null- bis Dreijährigen erweitern kann, wird die Miriamgemeinde in Bonames sein. Vier neue Gruppen für diese Altersspanne wird ein Neubau beherbergen, der hinter dem Gemeindehaus am Kirchhofsweg entsteht. Zudem kommen in diesem Gebäude auch die beiden Kindergartengruppen der bestehenden Einrichtung unter, sodass der Neubau dann 80 Kindern im Alter von null bis sechs Jahren Platz bietet.
Die Planung des Darmstädter Architektenbüros Eisele und Stanjek ist nicht nur großzügig, sondern auch ökologisch ehrgeizig. So wird etwa im Passivhausstandard gebaut. Sollte trotz optimaler Dämmung und Wiedergewinnung der Wärme aus der Abluft noch Heizenergie benötigt werden, greift man auf Erdwärme zurück. In 99 Metern Tiefe wird die dafür notwendige Energie gewonnen.
Die Großzügigkeit des Raumangebots wird gleich im großen Foyer sichtbar werden. Zudem kann durch eine variable Wand ein Mehrzeckraum zugeschaltet werden, sodass sich auch Feste einfach veranstalten lassen.
Durch die terrassenförmige Bauweise erhält das Gebäude nicht nur ein ganz eigenes Gesicht, sondern auch einen zweiten Spielplatz auf der Terrasse im ersten Stock. Jeder Gruppenraum verfügt über eine eigene Nasszelle, und eine Küche, in der die Mahlzeiten täglich frisch zubereitet werden, gehört selbstverständlich auch dazu.
Der Neubau auf dem Gelände der Gemeinde und dem eines angrenzenden Parkplatzes ersetzt die recht marode zweigruppige bisherige Kindertagesstätte, die abgerissen werden muss. Die Kosten für den Neubau und die Einrichtung belaufen sich auf drei Millionen Euro.
Kurt-Helmuth Eimuth
Kirchenfunkreihe als Buch erschienen
Kirchenfunkreihe als Buch erschienen
Bei der einfachen Frage „Wie kann ich glauben?“ zucken oft gerade diejenigen zusammen, die sie von Berufs wegen locker beantworten können sollten. Wer hier Patentantworten geben will, ist genauso verloren wie derjenige, der solche hören will.
Wie ein Mensch glauben kann, kann nur jeder und jede für sich selbst beantworten. Und so ist es verdienstvoll, dass sich die beiden verantwortlichen Hörfunkjournalisten für den Bereich Kirche im Hessischen Rundfunk in ökumenischer Verbundenheit aufgemacht haben, zwölf zeitgemäße Antworten zu suchen. Die Sendereihe ist in dem vorgelegten Buch verdichtet.

Da berichtet etwa die Theologin Gitta Marnach von der Initiative eines interreligiösen Friedensgebetes in Berlin. Für sie ein Zeichen, dass „das Reich Gottes permanent ankommt“, ein Zeichen der Gerechtigkeit auf dieser Welt. Der Theologe und Schriftsteller Georg Magirius, auch Autor in dieser Zeitung, nähert sich in seinem Beitrag dem Glauben an Wunder. Für ihn sind sie keine Voraussetzung für den christlichen Glauben. Aber sie laden ein, „Fesseln abzuwerfen, Grenzen und Begrenzungen zu überschreiten“, schreibt Magirius und folgt damit dem Heidelberger Theologen Klaus Berger, den er ausführlich zu Wort kommen lässt.
Nicht fehlen in einem solchen Band darf Fulbert Steffensky. Er ist gewissermaßen der Poet unter den protestantischen Theologen. Und poetisch ist schon die Überschrift seines Beitrages: „Glaube und Skepsis – Zwei liebliche Geschwister“.
15 Prozent der Bevölkerung werden der Gruppe der „spirituellen Sinnsucher“ zugerechnet, heißt es im Vorwort. Nicht nur ihnen gibt das Buch Antworten. Schade nur, dass die auf dem Cover benannten Persönlichkeiten wie Margot Käßmann oder Michael von Brück lediglich für Interviews zur Verfügung standen. Gerne hätte man ihre Ausführungen als durchgearbeitetes Manuskript gelesen – eine Konzession an eine zwischen Buchdeckel gepresste Sendereihe.
Kurt-Helmuth Eimuth
Klaus Hofmeister/Lothar Bauerochse (Hg.): Wie kann ich glauben – Zwölf zeitgemäße Antworten, Claudius Verlag, 168 Seiten, 14,80 Euro.
Schenken: Jede Religion hat ihren Anlass
Evangelisches Frankfurt November 2009
Schenken: Jede Religion hat ihren Anlass
Vielleicht ist es das Leuchten in den Augen des Gegenübers oder die Vorfreude auf die Freude des Beschenkten. Gleich in welcher Kultur: Das Ritual des Schenkens findet sich überall. Aber auch die Kehrseite lauert in allen Kulturen: Die Freude am Schenken kann zum Zwang, zumindest zur unangenehmen Verpflichtung werden.
Das Schenken und das Beschenktwerden gehört selbstverständlich zu Weihnachten dazu: Die Weisen aus dem Morgenland brachten dem Kind in der Krippe wertvolle Gaben mit. Allerdings: Gerade in der an sich beschaulichen Adventszeit beginnt damit der Weihnachtsstress, weil alle Lieben bedacht werden sollen.
Aber nicht nur im Christentum, auch in anderen Religionen wird gerne und viel geschenkt. Sogar in der atheistischen DDR haben die Geschenke einfach zum Weihnachtsfest dazu gehört. Zwar war der Weihnachtsbaum dort offiziell mit „Jahresendflügelfiguren“ und nicht mit Engeln geschmückt. Aber Päckchen lagen doch unterm Baum.

Eines der bekanntesten islamischen Feste, bei denen es Geschenke gibt, ist das Zuckerfest, das Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats Ramadan. Nach dem Moscheebesuch werden Freunde und Bekannte besucht, und es werden Geschenke ausgetauscht. Vor allem die Kinder werden mit Spielzeug beschenkt. Auch wird gemäß den Gesetzen des Islams an Bedürftige gedacht.
Das jüdische Lichterfest Chanukka, das in der Regel in die Monate November oder Dezember fällt, ist nicht nur zeitlich in der Nähe von Weihnachten. Es erinnert an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus. Zur Feier sollten Lichter angezündet werden. Doch der Krug Öl reichte nur für einen Tag. Durch ein Wunder brannten die Lichter jedoch acht Tage. Zum Fest wird jeden Tag eine Kerze auf dem achtarmigen Chanukkaleuchter angezündet, bis am letzten Tag alle acht Kerzen brennen. Auch Geschenke gehören zu Chanukka, traditionell handelt es sich dabei um Geldgeschenke.
Bekannt, da zur jüdisch-christlichen Tradition gehörend, ist auch das Pessach oder Passah-Fest. Es erinnert an den Auszug der Hebräer aus Ägypten. Pessach wird am ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn gefeiert, also im März oder April. Das Fest dauert sieben Tage, außerhalb Israels wird es acht Tage lang gefeiert. Das Fest beginnt mit dem Sederabend, dem Vorabend zu Pessach. Dieser Abend wird im Kreis der Familie oder der Gemeinde gefeiert. Er ist rituell klar gegliedert. Die Speisen, wie ungesäuerte Brote, Matzen genannt, erinnern symbolisch an den Aufbruch.
Im Rahmen des Sederabends wird ein Stück Matze versteckt, das gesucht werden muss. Wird es nicht gefunden, muss das Familienoberhaupt den Kindern ein Geschenk machen. Inzwischen hat es sich in vielen Familien eingebürgert, dass die Kinder selbst das Brot suchen und bei Erfolg ein Geschenk erhalten.
Wenn Menschentrauben vor dem buddhistischen Tempel in der Hanauer Landstraße stehen, dann ist Losar. Der Ursprung des buddhistischen Neujahrsfestes Losar geht auf die Zeit vor der Ausbreitung des Buddhismus zurück. Zu dieser Zeit wurde ein Winterfest gefeiert, bei dem regionale Gottheiten verehrt wurden. Das Losar-Fest konnte diese Tradition aufgreifen und im Sinne der eigenen Religion entwickeln. Es ist der bedeutendste Feiertag in Tibet und natürlich auch für alle im Exil lebenden Tibeterinnen und Tibeter. Der Termin des Losar-Festes richtet sich nach dem Mondkalender und fällt immer auf den ersten Tag des ersten Monats des buddhistischen Kalenders, zwischen Ende Januar und Anfang März.

Losar wird drei Tage lang gefeiert. Der erste Tag steht im Zeichen der Familie. Mit ihr wird gefeiert, und es werden Geschenke ausgetauscht. Nach alter Tradition bitten die Kinder um den Segen des Vaters und reichen ihm dazu eine Schale mit Buttertee. Rituelle Neujahrsgebete und eine Rauchopferzeremonie gehören zum spirituellen Kern des Festes. Der zweite Tag der Neujahrsfeierlichkeiten steht ganz im Zeichen der religiösen Tradition. Tempel und Klöster werden besucht. In den Klöstern führen die Mönche traditionelle Tänze auf, die vom Sieg des Buddhismus über die zuvor verbreiteten Naturreligionen erzählen. Am dritten Tag besuchen sich die Familien. Natürlich hat man sich gründlich vorbereitet. Zahlreiche Gerichte wurden gekocht, neue Kleider gekauft, Schulden bezahlt und idealtypischer Weise Streitigkeiten beigelegt. Selbst das Haus sollte neu gestrichen sein.
Diwali oder auch Dipavali ist das so genannte Lichterfest im Hinduismus, das über mehrere Tage hinweg gefeiert wird. Der Termin von Diwali richtet sich nach dem Mondkalender, er liegt Ende Oktober oder Anfang November. Es handelt sich um eines der ältesten Feste des Hinduismus und war ursprünglich ein Erntefest. Heute wird an Diwali der Sieg des Guten über das Böse sowie des Wissens über die Unwissenheit gefeiert. Auch zu diesem Fest gehören Lichter und große Geschenke. Diwali wird fünf Tage lang gefeiert, die Festlichkeiten werden je nach regionalem Brauchtum gestaltet. Zum gemeinsamen Ritual gehört das frühmorgendliche Baden. Es ist auch üblich, zu diesem Anlass neue Kleider zu tragen und Familienangehörige, Freunde und Nachbarinnen zu besuchen und sich gegenseitig zu beschenken. Wurden früher nur Süßigkeiten und getrocknete Früchte verschenkt, sind es inzwischen größere Geschenke wie Elektrogeräte und natürlich Spielzeug.
Schenken und Beschenktwerden gehören also in allen Religionen selbstverständlich dazu. Nur die Anlässe sind unterschiedlich.
Kurt-Helmuth Eimuth
Martin Luther als Musical
Evangelisches Frankfurt Oktober 2009
Martin Luther als Musical
Katakombe bringt das Leben des Reformators auf die Bühne
Nein, es war nicht der Hang zu religiösen Themen, der das Privattheater Katakombe veranlasste, sich mit dem Reformator Martin Luther zu beschäftigen. „Wir haben von der Uraufführung in Erfurt in der Zeitung gelesen und fanden es interessant“, erzählt die Regisseurin Carola Moritz. „Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Themen.“ Das Stück zum Lutherjahr wurde auf den Erfurter Domstufen monströs aufgeführt. Es sei dort, so Moritz, ein richtiges Freilichtspektakel gewesen. „Da drohte der Inhalt etwas unterzugehen.“ Doch die Katakombe-Künstler ließen sich nicht abschrecken. Sie erarbeiteten eine Textfassung, die auf ihr kleines Theater zugeschnitten ist, und peppten die Musik auf.
Dazwischen verwenden sie immer wieder Originaltexte Luthers. Die Produktion heißt „Martin L.“, um sich nicht sklavisch an Luthers Biographie halten zu müssen. Darin kommt nämlich keine Liebesgeschichte mit einer Erfurter Schönheit namens Ursula vor. „Zu einem Musical gehört aber eine Liebesgeschichte“, ist Moritz überzeugt. So kann das Liebesduett „Bleib bei mir“ in künstlerischer Freiheit zum Ohrwurm werden. Doch das berühmte Gewitter, in dem Martin gelobt, ein Mönch zu werden, durchkreuzt die Heiratspläne: Martin geht ins Kloster, und auch Ursula wählt das Ordensleben und wird Nonne.
Während der Bauernaufstände kreuzen sich ihre Wege noch einmal. Die historischen Daten, auf die das Stück Bezug nimmt, sind korrekt: der Ablasshandel des Dominikanermönchs Tetzel, der Reichstag zu Worms, wo Luther sich weigert, seine theologischen Ansichten zu widerrufen, sein Exil auf der Wartburg, die deutschen Bauernaufstände mit der Reizfigur Thomas Müntzer, der in seinen sozialkritischen Ansichten noch viel radikaler ist als Luther.
Das Musical zeigt die Jugend- und Studienjahre des Reformators bis zu den Bauernkriegen. Die fiktive Figur des Jörg – Luthers zweifelndem Alter Ego – führt durch das Stück und blickt aus heutiger Sicht auf Martin L., stellt die Fragen nach dem Weg, den Luthers Ideen genommen haben, und nach ihrer heutigen Bedeutung.
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau unterstützt die Produktion, die ab Oktober in der Alten Nikolaikirche am Römerberg gezeigt wird. Weitere Aufführungen in ganz Deutschland sind geplant. Erfahrung mit religiösen Themen und einer Kirche als Spielort hat das Ensemble der Katakombe. Vor bald zwanzig Jahren spielte man „Jesus Christ Superstar“ in der Peterskirche.
Karten und Informationen über die Aufführungsdaten gibt es bei der Katakombe unter Telefon 069 491725, per E-Mail an info@katakombe.de, im Internet unter www.katakombe.de sowie bei den bekannten Vorverkaufsstellen. Für das Stück verlost „Evangelisches Frankfurt“ drei mal zwei Karten. Zur Teilnahme einfach E-Mail, Fax oder Postkarte mit Namen und dem Datum der gewünschten Vorstellung schicken (Adressen im Impressum). Einsendeschluss ist der 16. Oktober.
Kurt-Helmuth Eimuth