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Im Notfall: Seelsorge

Glückliches Ghana

Für einen Professor zu groß?
Die Impfpflicht scheiterte heute, 7. April 22, im Bundestag und damit ein Vorhaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Doch, so meinen wir, die Aufgaben des klugen Professors sind viel, viel größer. Privatisierung, Konzentration und die Herausforderung der Pflege diskutieren wir. Immerhin werden hier über 500 Milliarden Euro und damit 13 Prozent des BIP umgesetzt. Diese Herkulesaufgabe konnte bisher niemand schultern. Lauterbach ist um diese Aufgabe nicht zu beneiden.
Unser Podcast:

Frieden schaffen ohne Waffen
Benzin 2,50 €. Na und!


Zugegen: Auch ich fahre gerne Auto. Der Blick auf die Preistafeln der Tankstellen schockiert. Über 2 Euro. Selbst Diesel. Vor einigen Wochen noch unvorstellbar. Scheinbar alles aufgrund der Verteuerung der russischen Öllieferungen.
Nur: das Benzin, das heute an den Tankstellen verlauft wird, wurde vor zwei2 oder drei Monaten gekauft. Zum damaligen Preis. Und auch heute gibt es keine Verknappung. Noch liefern alle Länder vertragsgemäß, auch Russland. Die Verteuerung ist also reine Spekulation und sichert allen Ölkonzernen, ob russisch oder amerikanisch, satte Extragewinne.
Doch was tun? Keine Frage. Die Situation belastet Privathaushalte genauso wie die Wirtschaft. Die Idee des Finanzministers Christian Lindner, der einen Tankrabatt fordert, ist populistisch, ungerecht und klimaschädlich. Vor allem sichert er die Extragewinne der Ölmultis. Unterstützung hingegen bedürfen die, deren Budget zu klein ist, die Teuerung abzufedern. Dies ist bestimmt nicht der SUV-Fahrer, der jetzt für sein Viertonnen-Fahrzeug für eine Tankfüllung 130 Euro statt 90 Euro zahlt.
Gefördert müssen die werden, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Hartz Vier, Wohngeld, Bafög oder auch Kindergeld müssen angehoben werden. Hier bedarf es eines Ausgleichs. Auch die Anhebung des Mindestlohns sollte in den Blick genommen werden.
Und die Wirtschaft? Sie bekommt die Mehrwertsteuer über die Steuerverrechnung wieder zurück. Ein kleiner Ausgleich. Und klar. Der Handwerksbetrieb wird die steigenden Spritpreise an die Kunden weitergeben. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Die Ampelkoalition spricht zwar von dem größten wirtschaftlichen Transformationsprozess der Geschichte, doch sie tat immer so, als sei dieser zum Nulltarif zu erhalten. Der Ausstieg aus einer Wirtschaft, die auf fossilen Brennstoffen basiert, kostet Geld. Ja, es wird teuer. Auch für Privathaushalte. Im Jahr geben deutsche Haushalte rund 15,4 Prozent der gesamten Konsumausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren aus. Um das Jahr 1900 lagen die Ausgaben der deutschen Haushalte für die wichtigsten Konsumgüter noch über der Hälfte aller Konsumausgaben. Selbst 1970 lag der Anteil noch bei einem Viertel. In den vergangenen zehn Jahren blieb der Ausgabenanteil jedoch auf einem relativ konstanten, niedrigem Niveau.
Fazit: Der heutige Anstieg der Spritpreise ist erst der Anfang einer notwendigen Wende. Einer Wende hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft. Dies wird Einschnitte in unseren Lebensstandard bedeuten. Das größte Versäumnis der Politik ist es, die Notwendigkeit des Umsteuerns zu sehen, aber so zu tun, als könnten wir alle so weiterleben wie bisher. Wir werden an einigen Stellen Neues mit Freude entdecken, aber auch an anderer Stelle Verzicht ertragen müssen. Genau wie bei der Corona-Krise versagt die Politik in ihrer Kommunikation. Es wird nicht ohne Opfer gehen. Aber um der Schöpfung Willen muss der Umstieg vollzogen werden. Gottes Schöpfung zu bewahren, ist unser Auftrag. Ganz zu schweigen von der Verpflichtung der zukünftigen Generation gegenüber.
Populistische Vorschläge á la Lindner sind rückwärtsgewandt.
Kurt-Helmuth Eimuth
Kita Griesheim schickt Hilfsgüter in die Ukraine
von Kurt-Helmuth Eimuth 2. März 2022
Der Rosenmontag in der Kindertagesstätte der evangelischen Gemeinde Frankfurt Griesheim bleibt dem Team und den Kindern sicher in Erinnerung. Nach ausgelassenem Faschingstreiben war ihnen nicht zu Mute. Und doch freuten sie sich, denn sie sahen eine Möglichkeit den Kriegsflüchtlingen zu helfen.

Ein Bauunternehmer, der Mitarbeiter aus zahlreichen Nationen beschäftigt, wollte mit Fahrzeugen einen Hilfskonvoi starten. Und da der Unternehmer der Sohn der Leiterin Katrin Göhlich ist, war die Idee im Team schnell geboren: „Lass uns da mit anpacken“, war das Motto. „Und schon eine Stunde nach dem ersten Aufruf in der Kita, kamen die ersten Spenden“, erinnert sich die Leiterin.
Die Hilfsbereitschaft war riesengroß. Selbst Lieferanten haben sich beteiligt und haben sogar ihre Kunden zu spenden aufgerufen. So hat etwa der Bäcker Brot gespendet, dass die Kinder mit dem Bollerwagen abgeholt haben, um dann Brote für die lange Fahrt der Begleitmannschaft zu schmieren. Auch dabei halfen die Kinder. Denn schließlich hatte man soviel Spenden in der Kita und im Bauunternehmen gesammelt, dass man einen Sattelzug, einen 7,5 Tonner und neun weitere Wagen mit Hänger zum Transport benötigte. Es war ein stattlicher Konvoi geworden.
Die Pädagoginnen hatten den Kindern die Situation erklärt. Die Kinder müssen raus aus ihren Wohnungen „Viele Familien hier in Griesheim haben selbst Fluchterfahrung, so dass eine solche Lage für sie sofort nachvollziehbar ist. Die Kinder sprechen auch darüber,“ berichtet Göhlich. Und so wissen diese Eltern auch, was gebraucht wird. Eine Mutter brachte Milchpulver und eine Thermoskanne, damit die für den Säugling angerührte Milch auch warm bleibt. Auch Taschengeld wurde gespendet. „18 Euro elf war so ein Betrag aus der Spardose“, berichtet die Pädagogin. Andere Kinder durchforsteten ihren Schrank und brachten nicht Abgelegtes sondern ihre Lieblings T-Shirts mit.
„Natürlich haben wir auch mit den Kindern darüber gesprochen“, sagt Göhlich. Die Leiterin betrachtet es als ihre Aufgabe Kinder so zu stärken, dass sie auf das Leben vorbereitet sind. Und dazu gehört eben die Realität, auch die Krise und im Moment auch der Krieg. Und es gehört auch dazu, zu verdeutlichen, dass das Kind russischer Muttersprache nicht zu „den Bösen“ gehört. „Kriege machen Regierungen, nicht Menschen“, sagt Göhlich.
Sacri Monti – Orte, die die Seele streicheln
Kunst & Kultur
von Kurt-Helmuth Eimuth 12. Januar 2022
Die Sacri Monti sind neun „Heilige Berge“ im Piemont und der Lombardei, im Alpenbogen zwischen Mailand und Turin. Jetzt gibt es erstmals ein Buch darüber in deutscher Sprache.

Seit 2003 zählen sie zum Unesco-Weltkulturerbe. Zu unterschiedlichen Themen sind dort in Kapellen Szenen biblischer Geschichte oder aus dem Leben des Franz von Assisi mit lebensgroßen Figuren dargestellt. Sie erzählen vom Leben Jesu, von seinem Leiden und Sterben und, gut katholisch, auch von der Geschichte Mariens und den Geheimnissen des Glaubens im Rosenkranz. Im Mittelalter wollte man mit solchen Darstellungen die Bibel „verlebendigen“. Ihren Ursprung hat diese Tradition in der Darstellung der Geburt Jesu an Weihnachten 1223 in Greccio, die auf Franz von Assisi zurückgeht.
Der im Rhein-Main-Gebiet lebende Lehrer und Pastoralreferent Georg Blank hat in den vergangenen zehn Jahren alle Berge mit Schulklassen besucht. In diesem Büchlein gibt er nun zu ausgewählten Figurengruppen Erläuterungen – es ist das erste deutschsprachige Buch über diese einzigartige Tradition. Trotz seiner zahlreichen Fotografien ist es mehr als ein Fotoband und macht Lust auf Reisen und Pilgern.
Die neun Berge liegen in Landschaften von besonderer Schönheit. In der Begründung der Unesco wird auf das Zusammenspiel von Kultur und Landschaft, von Kunst und Umgebung, von Glaube und Geschichte, von Natur und Spiritualität hingewiesen. Alle neun Berge bieten sich als Pilgerroute für einen Tagesausflug an. Man kann gut an den einzelnen Stationen Halt machen. Dabei trübt das spirituelle Erlebnis nicht, dass zahlreiche Figuren stark restaurierungsbedürftig sind.
Ausgangspunkt der Touren von Blank war jeweils das Bungalowdorf des Jugendwerks Brebbia am Lago Maggiore. Die Anlage des Bistums Mainz wird auch für Fortbildungen der evangelischen Kirche genutzt, Individualreisende sind ebenfalls willkommen.
Zu guter Letzt
Der Muezzin-Ruf gehört wie die Kirchenglocken zu Deutschland
von Kurt-Helmuth Eimuth 18. November 2021
In Köln dürfen islamische Gemeinden jetzt offiziell einen Muezzin-Ruf zum Freitagsgebet per Lautsprecher senden. Das ist auch richtig so.

Die Stadt Köln hat islamischen Gemeinden einen Muezzin-Ruf zum mittäglichen Freitagsgebet per Lautsprecher erlaubt. Zehn Gemeinden bekundeten Interesse. In der islamischen Welt kündigt der Ruf des Muezzins vom Minarett, dem Turm der Moschee, die Zeit zum Gebet an. Fünf Gebete Richtung Mekka am Tag schreibt der Koran vor, das Gemeinschaftsgebet der Männer in der Moschee ist nur freitags Pflicht. Eigentlich bedarf es hierzu gar keiner Erlaubnis, da es als Teil der grundgesetzlich garantierten Religionsfreiheit angesehen wird.
In Deutschland leben schätzungsweise über fünf Millionen Muslime. Deshalb ist es sicher ein Zeichen von Toleranz, wenn der Muezzin-Ruf ebenso wie das christliche Glockengeläut ermöglicht wird. Die Frankfurter Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg weist darauf hin, dass das Bundesgesetz beim Gebetsruf des Muezzin, wie auch bei Kirchenglocken, kein Genehmigungsverfahren vorsieht. Bislang beabsichtige aber wohl keine Moscheegemeinde in Frankfurt, einen Muezzin-Ruf einzuführen. In Offenbach übrigens auch nicht. Nur während des Versammlungsverbotes in der Corona-Pandemie hatten einige Moscheegemeinden um Genehmigung gebeten, manche, unter anderem die in Frankfurt-Hausen, haben den Ruf auch ertönen lassen. Von Beschwerden ist nichts bekannt geworden. „In Frankfurt gibt es ein friedliches und nachbarschaftliches Miteinander – gerade dort, wo sakrale Gebäude stehen“, sagt Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg, die auch Dezernentin für Diversität, Antidiskriminierung und gesellschaftlichen Zusammenhalt ist.
Auch Kirchenglocken können als störend empfunden werden. Erst kürzlich musste ein Gericht sich mit der Klage einer Nachbarin der evangelischen Kirche in Merzhausen bei Usingen beschäftigen. Sie fühlte sich gestört. Die Glocken dürfen aber weiterhin zum Gottesdienst rufen. Glockengeläut wird von vielen auch als eine Form akustischer Beheimatung empfunden. Wenn sich die 50 Glocken der zehn Frankfurter Innenstadtkirchen im Geläut vereinen, lockt das immer Tausende an. Das Große Stadtgeläut erklingt am Samstag vor dem 1. Advent, 27. November, um 16.30 Uhr, sowie am Heiligen Abend, 24. Dezember, um 17 Uhr.
Wer nicht warten kann, verliert das Gespür fürs Besondere
von Kurt-Helmuth Eimuth 12. November 2021
Weihnachtskitsch schon Mitte November? Pandemiebedingt beginnen die Adventsmärkte in diesem Jahr teilweise schon Mitte November. Dabei kommt nicht nur das Gedenken am Totensonntag unter dir Räder. Es macht die Märkte auch beliebig.

Warten, Abwarten ist eine Tugend. Zumindest in England. Bei uns herrscht eher das Gedrängel im Gedrängel. Und klar, an der Kasse nebenan geht es doch schneller.
Uff, und da kommt der Advent daher. Diesmal kalendarisch bedingt schon sehr früh. Am 28. November ist schon der 1. Advent. Der Beginn der Ankunftszeit, sozusagen die letzten vier Wochen der Schwangerschaft. Man fiebert der Geburt entgegen. In diesem Jahr haben wir beim Holzkünstler eine schwangere Maria bestellt. Dass wir all die Jahre darauf nicht kamen? Warten auf das Kind, das noch im Bauch der Mutter ist.
Dieses Warten drücken auch die vier Adventskerzen aus. Ursprünglich hatte Johann Hinrich Wichern 24 Kerzen auf ein großes Wagenrad geklemmt. Man schrieb das Jahr 1839. Für die Kinder im Rauhen Haus in Hamburg, ein Kinderheim, sollte so das Warten erträglicher werden. Den Kranz hängte Wichern im Betsaal des Waisenhauses auf. Er hatte 19 kleine rote und vier dicke weiße Kerzen. Jeden Tag wurde eine neue Kerze angezündet – eine kleine für die Werktage, eine große für die Advents-Sonntage. Die Kinder wussten also immer, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind. Einen netten Nebeneffekt hatte der Kranz auch: Die Kinder lernten wie nebenbei das Zählen.
Die Idee ist so einfach wie genial und eroberte deshalb schnell die Welt. Nur das mit dem Wagenrad war in kleinen Wohnungen doch eher unpraktisch. Vier Adventskerzen für die Sonntage ist schon lange die bei uns übliche Sparversion.
Warten können wir aber trotzdem nicht. Überall müssen viele Lichter her, hoffentlich dem Klima zuliebe in LED-Technik. Und weil uns das Warten so schwerfällt, sollen auch die Weihnachtsmärkte möglichst früh aufmachen. Also zumindest vor dem 1. Advent. In Frankfurt will man immerhin noch den Totensonntag, den Ewigkeitssonntag abwarten, dieses Jahr am 21. November. Doch dann soll es gleich am Montag losgehen. Früher wartete man wenigstens bis zum Mittwoch, denn eigentlich soll die Woche nach dem Totensonntag dem Gedenken gewidmet sein. Aber nach all dem wirtschaftlichen Stillstand wegen der Pandemie soll es möglichst schnell losgehen mit dem Verkauf von Glühwein und Bratwurst, von Engeln und Zuckerwatte.
Während Frankfurt noch halbwegs am christlichen Jahreskreis festhält, ist man in anderen Städten noch forscher. In Offenbach und Darmstadt sollen die Weihnachtsmärkte schon am 15. November öffen, in Gießen am 18. November. Hoffentlich hilft es wenigstens der notleidenden Schausteller-Branche.
Aber es geht eben auch etwas verloren. Wer das Besondere, den Festtag, zum Alltäglichen macht, spürt nicht mehr die Freude auf diesen einen Tag. Dann wird eben auch der Weihnachtsmarkt nur noch ein Markt neben vielen anderen Märkten sein. Das Besondere braucht die Einzigartigkeit, auf die man sich beim Warten freuen kann. Das ist immer so, egal ob es aus religiösen oder traditionellen Gründen geschieht.