Ikonen sind keine Illustrationen biblischer Geschichten oder bloße Abbildungen von religiösen Themen, sagt Harmjan Dam. Der evangelische Theologe malt selbst Ikonen und hat sie jetzt in einem Buch veröffentlicht.
Auferstehungs-Engel. Ikone von Harmjan Dam. | Foto: Rui Camilo
Ikonen kennt man vor allem in den orthodoxen Kirchen in Griechenland, Russland oder dem Balkan. Seit über zwanzig Jahren malt aber auch ein evangelischer Pfarrer Ikonen: Schon während seines Theologiestudiums war Harmjan Dam von dieser alten christlichen Kunst fasziniert.
Ikonen sind keine Illustrationen biblischer Geschichten oder bloße Abbildungen von religiösen Themen, sagt er: „Die Verehrung der Ikonen gilt nicht dem Bild selbst, sondern dem, was dahinter liegt und nicht abgebildet werden kann.“ Ikonen verweisen auf den Glauben, „wie Fenster, die geöffnet werden, und durch die uns die andere himmlische Wirklichkeit neu begegnen kann.“ Ikonen sind Mystik.
Auch der hier zu sehende „Engel der Auferstehung“, den Harmjan Dam gemalt hat, zeigt nicht die Auferstehung selbst, sondern gibt lediglich Hinweise auf das Unglaubliche. Weitere Ikonen und Texte hat Dam als Buch unter dem Titel „Ikonen neu sehen“ veröffentlicht (Frankfurt 2017, 40 Seiten, 10 Euro).
Frankfurt wächst und wächst, und alle finden es super. Schon 2030 sollen hier 800.000 Menschen wohnen. Und doch ist es höchste Zeit, auch nach den Grenzen des Wachstums zu fragen.
Kurt-Helmuth Eimuth ist Redakteur von Evangelisches Frankfurt. | Foto: Tamara Jung
Man muss nicht samstags auf die Zeil gehen, um es zu spüren: Die Stadt ist voller geworden. Überall wird es eng, ob in Cafés oder auf dem Markt, auf der Straße oder im S-Bahn-Tunnel. Neue Stadtteile sollen entstehen, viele Baulücken sind bereits geschlossen, die Verdichtung schreitet voran.
Frankfurt ist attraktiv. Bis zum Jahr 2030, so die Prognose, sollen hier 800 000 Menschen wohnen. Aber schon jetzt stapeln sich auf den Schulhöfen die Klassenzimmer-Container und wird die Suche nach Standorten für neue Kitas und Horte immer schwieriger. Der öffentliche Nahverkehr, der eigentlich die Städte vom Feinstaub der Autos befreien soll, ist überlastet. Zusätzliche U-Bahn-Wagen, neue Tramlinien und Gelenkbusse sind geplant. Aber so viel Wachstum ist nicht zum Nulltarif zu bekommen.
Der Kämmerer hat für die nächsten Jahre tiefrote Zahlen prognostiziert. Trotzdem scheinen sich alle Fraktionen im Römer über das Wachstum zu freuen: Frankfurt, eine der Metropolregionen Deutschlands, wenn nicht der Welt!
Kaum jemand fragt aber, ob es auch Grenzen des Wachstums gibt. Wie die geschätzt 5000 Bankangestellten aus London die Gentrifizierung im Westend, in Sachsenhausen und im Nordend beschleunigen werden. Was diese Entwicklung für die soziale Durchmischung Frankfurts bedeutet, auf die man einst so stolz war.
Eine Vision davon, wie Frankfurt in zehn oder zwanzig Jahren aussehen soll, hat im Oberbürgermeister-Wahlkampf gefehlt. Dabei zeichnen sich die Konturen längst ab: Es wird mehr Hochhäuser, mehr Neubaugebiete, mehr Verdrängung der nicht so reichen Bevölkerung geben. Wer das nicht will, muss eine städtebauliche Ausrichtung hin zu einer Stadt für alle vornehmen. Es braucht Parks und Wiesen, Schulen mit Platz und Sonne, einen öffentlichen Nahverkehr, den man gerne nutzt. Und vor allem braucht es bezahlbaren Wohnraum auch in attraktiven Lagen.
Kann sein, dass man dafür auf die eine oder andere Arbeitsplatzansiedlung am Main verzichten muss.
Theoretisch können pflegende Angehörige 929 Euro im Monat von den Pflegekassen bekommen. Praktisch nimmt das kaum jemand komplett in Anspruch. Denn der bürokratische Dschungel der dabei durchquert werden muss, ist viel zu kompliziert. Unser Autor hat das selbst erlebt. Aber immerhin kleine Verbesserungen sind jetzt in Aussicht.
Vor knapp drei Jahren erlitt Marion Eimuth einen Schlaganfall. Ihr Mann Kurt-Helmuth Eimuth kennt sich seither gezwungenermaßen gut mit der deutschen Pflege-Bürokratie aus. Foto: Rui Camilo
Ohne die Angehörigen würde das deutsche Pflegesystem zusammenbrechen: Drei von vier pflegebedürftigen Menschen werden zuhause versorgt, nur bei einem Drittel davon kommt zur Unterstützung ein professioneller Pflegedienst. Diese häusliche Pflege geschieht mit viel Einsatz, und oftmals überfordern sich die Familien.
Die Pflegekassen gewähren unterschiedliche Hilfen. Pauschal gezahlt wird nur ein grundlegendes Pflegegeld in Höhe von 545 Euro im Monat bei Pflegegrad III (ohne Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes). Alles andere muss einzeln beantragt und nachgewiesen werden, zum Beispiel 40 Euro im Monat für Pflegemittel, 18 Euro für technische Hilfsmittel, 125 Euro „Entlastungsbetrag“ und so weiter. Manche Zuschüsse gelten monatlich, andere jährlich.
Sobald man das theoretisch zustehende Geld auch tatsächlich bekommen möchte, entfaltet sich eine aufwändige Bürokratie. Jede Windelrechnung muss belegt und der Kasse vorgelegt werden. Auch die Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter dort stehen vor einem Dschungel aus Regelungen und Vorschriften, was oft zu falschen Berechnungen führt.
Kein Wunder also, dass vieles gar nicht erst beantragt wird. Nur zehn Prozent der Pflegenden nehmen die Verhinderungspflege in Anspruch. Verhinderungs- und Kurzzeitpflege springen ein, wenn die Angehörigen einmal ausfallen, zum Beispiel weil sie in Urlaub fahren oder selbst krank sind. Für eine kurzzeitige Unterbringung in einem Pflegeheim oder andere Pflegedienstleistungen können Angehörige gut 2400 Euro im Jahr bekommen, 1612 Euro für die so genannte „Verhinderungspflege“, 806 Euro für „Kurzzeitpflege“. Wie gesagt. Theoretisch. Praktisch werden diese Zuschüsse in neun von zehn Fällen nicht abgerufen.
Ähnlich ist es mit dem so genannten „Entlastungsbetrag“ von monatlich 125 Euro, der eigentlich dazu dienen soll, Hilfe im Haushalt zu finanzieren. Aber kaum jemand kann sie beanspruchen, weil dafür eine haushaltsnahe Dienstleistung bei einem Pflegedienst abgerufen werden muss. Den Pflegediensten fehlt hierfür aber schlicht das Personal, außerdem sind sie teuer: Eine Reinigungskraft kostet hier rund 30 Euro die Stunde, das heißt, der Zuschuss würde gerade mal vier Stunden im Monat refinanzieren.
„Gut gemeint, aber schlecht gemacht“, sagt der Sozialverband VdK in seiner Mitgliederzeitung vom Februar 2018 über dieses System. Denn eine solche Bürokratie bedeutet auch, dass sie Menschen bevorzugt, die mit Formularen, Ämtern und Anträgen gut zurechtkommen.
Würde man die theoretisch zur Verfügung stehende Summe pauschal an die Pflegenden zahlen, kämen 929 Euro pro Monat zusammen. Das klingt nach viel Geld, allerdings ist das relativ: Ein ambulanter Pflegedienst wird schließlich mit 1298 Euro im Monat finanziert, ein Heimplatz kostete zwischen 3000 und 4000 Euro im Monat. Häusliche Pflege kommt die Allgemeinheit also mit Abstand am günstigsten.
Es entsteht der Eindruck, dass das System schon daraufhin kalkuliert ist, dass nicht alle Berechtigten die ihnen zustehenden Leistungen in Anspruch nehmen. So antwortet das Gesundheitsministerium auf eine entsprechende Anfrage unsererseits vom Juli vorigen Jahres: „Eine pauschale Auszahlung hätte zur Folge, dass der Finanzrahmen der Pflegeversicherung gesprengt würde. Um das System finanzierbar zu halten, müssten Leistungen insgesamt erheblich abgesenkt oder gar gestrichen werden oder der Beitragssatz müsste erheblich angehoben werden.“
Unmissverständlich wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Pflegeversicherung nicht dafür gedacht ist, pflegebedürftige Menschen generell abzusichern, sondern dass diese Aufgabe den Angehörigen zufallen soll. So schreibt das Gesundheitsministerium weiter: „Es ist unverändert gesellschaftlicher Konsens – und dies spiegelt sich auch im Willen des Gesetzgebers wider – dass die Pflege vorrangig als Aufgabe der familiären Einstands- und Unterhaltspflichten erbracht werden soll. Danach sollen möglichst Angehörige für die Versorgung ihrer pflegebedürftigen Familienmitglieder sorgen. … Die Leistungen der Pflegeversicherung und die ggf. darüber hinaus zu gewährenden Leistungen der Sozialhilfe bei Pflegebedürftigkeit wirken insoweit ergänzend und sollen die Pflege durch Angehörige unterstützen.“
Klartext: Der Staat fühlt sich nicht dafür zuständig, die Pflege kranker und alter Menschen sicherzustellen, sondern sieht seine Aufgabe lediglich darin, für eine minimale Grundausstattung zu sorgen, falls die „Normalität“ – dass also Angehörige gratis und ohne große Entschädigung die Pflege übernehmen – einmal ausfällt. Konsequenterweise wendet Deutschland auch nur 1,4 Prozent seines Bruttosozialprodukts für die Pflege auf, die skandinavischen Länder hingegen fast vier Prozent.
Ob diese Einschätzung der Realität auch für die Zukunft noch realistisch ist, ist jedoch fraglich. Immerhin haben politische Debatten zu dem Thema inzwischen begonnen. So sieht zum Beispiel die CDU/CSU-Bundestagsfraktion den Grund dafür, dass so viele Leistungen nicht in Anspruch genommen werden, nicht in den komplizierten Antragsverfahren, sondern in der Unkenntnis der Betroffenen. Deshalb möchte man die Informationsmöglichkeiten verstärken.
Auf professionelle Beratung setzt auch der Frankfurter Bundestagsabgeordnete Omid Nouripour von Bündnis90/Die Grünen: „Pflegebedürftigen Menschen in schwierigen Versorgungssituationen (und was anderes wäre eine vielleicht sogar überraschende Pflegesituation) soll bei Bedarf ein individueller Case-Manager zur Seite gestellt, der ein passendes Versorgungssetting zusammenstellen kann.“ Nur: Diese Case-Manager müssten ja auch bezahlt werden – wäre es nicht besser, das Geld für die Pflege selbst auszugeben?
Die FDP hingegen stimmt dem Vorschlag der Pauschalierung zu. „Gerade im Bereich der Pflege spielt der Zeitfaktor eine große Rolle. Je mehr bürokratische Pflichten von den Pflegenden erfüllt werden müssen, umso weniger Zeit steht für den Pflegebedürftigen zur Verfügung“, sagt der Vorsitzende der hessischen Landtagsfraktion René Rock.
Eine deutlich andere Akzentuierung als ihr Parteifreund Nouripour setzt auch Elisabeth Scharfenberg, die im vorigen Bundestag Sprecherin der Grünen für Altenpolitik und Pflege war. Sie stellt sich hinter eine Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft für Freie Wohlfahrtspflege, die gefordert hatte, „die Leistungen der Verhinderungspflege, der Kurzzeitpflege und die zusätzlichen Betreuungsleistungen … in einem so genannten Entlastungsbetrag zusammenzufassen, damit sie ganz flexibel je nach Bedarf eingesetzt und kombiniert werden können“. Damit wären die Angehörigen von vielen bürokratischen Lasten und Antragsverfahren befreit.
Dieser erste kleine Schritt der Entbürokratisierung findet sich auch im aktuellen Koalitionsvertrag von SPD und CDU/CSU im Bund. Die neue Bundesregierung will „Kurzzeit- und Verhinderungspflege sowie in der Tages-und Nachtpflege, die besonders pflegende Angehörige entlasten, zu einer guten pflegerischen Infrastruktur“ zusammenfassen. Bleibt abzuwarten, wann und wie das umgesetzt wird.
Wie überall im Land war es schwierig Vereine ehrenamtlich weiterzuführen. Dies gilt auch für SINUS. „Es bestand die Gefahr, dass wir den Erwartungen von Ratsuchenden nicht mehr gerecht werden konnten“, sagt der Vorsitzende Conny von Schumann.
Vorsitzender Conny von Schumann
Mit Beschluss der Mitgliederversammlung vom 14.2.2018 hat sich der Verein aufgelöst.
Die Facebookseite wird nicht weiter betrieben.
Wir danken allen, die uns unterstützten und mit uns kommunizierten. Auch wenn SINUS aufgelöst wurde, muss und wird die Auflärung über totalitäre Strömungen und Gruppen weiter gehen müssen. Dies braucht unsere Demokratie.
Der Verein Sekteninformation- und Selbsthilfe Hessen (SINUS) hat sich aufgelöst. „Es bestand die Gefahr, dass wir den Erwartungen von Ratsuchenden nicht mehr gerecht werden konnten“, sagt der Vereinsvorsitzende Conny von Schumann zur Begründung.
Hare Krishna-Gruppe auf der Zeil. | Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
Vor 25 Jahren war der hessische Selbsthilfeverein „Sinus“ für Menschen, die in problematische weltanschauliche Gruppierungen geraten sind, mit Unterstützung des evangelischen und katholischen Weltanschauungsbeauftragten gegründet worden. Ziel war es, dass Betroffene mit ehemaligen Sektenmitgliedern sprechen konnten. Denn es ist ein Kennzeichen von Sekten, dass sie einen eigenen „Code“ sprechen. Außenstehende verstehen oftmals den Inhalt der Worte nicht, schon gar nicht die Bedeutung im Sekten-Kontext. „Sinus“ war also eine Plattform des Erfahrungsaustauschs unter Betroffenen.
Allerdings hat sich die Szene in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten verändert. Es gibt zwar immer noch die großen Gruppierungen wie Zeugen Jehovas oder Scientology, aber es sind auch zahlreiche kleine Gruppen mit sektenhaftem Charakter entstanden. Der „Sektenmarkt“ ist sehr unübersichtlich: Lebenshilfeangebote, Persönlichkeitsseminare, Jenseitskontakte und Fernheiler kann man etwa jedes Jahr auf der Esoterik-Messe in Frankfurt erleben.
Noch etwas hat sich grundlegend gewandelt: Anders als in den 1970er Jahren, als viele Sekten den Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft propagierten, versprechen sie heute Selbstoptimierung und ein besseres Leben innerhalb der Gesellschaft. Selbst Managementseminare sind da nicht ausgenommen. Hinzu kommt, dass sich abstruse Ideologien aller Art wie etwa die der so genannten „Reichsbürger“ über das Internet wunderbar verbreiten lassen.
Doch im Kern geht es immer um die gleiche Frage: Ab wann werden Menschen so manipuliert, dass ihr Tun und Handeln völlig fremdbestimmt sind? Und in letzter Konsequenz: Ist man bereit, um der angeblich „gerechten Sache“ Wille“ anderen Schaden zuzufügen?
Auch bei den jungen Anhängerinnen und Anhängern eines radikalen Salafismus im Islam wirkt dieser Mechanismus. Die Auseinandersetzung mit totalitären Strömungen unter religiösem Vorzeichen ist aktueller denn je, und die Demokratie braucht sie.
Doch diese Auseinandersetzung kann in der ehrenamtlichen Struktur von „Sinus“ nicht mehr geleistet werden. Die Kirchen stehen weiterhin mit ihren Weltanschauungsbeauftragten als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung.
Woran kann man eine Religion von einer Sekte unterscheiden? Ganz einfach: Religionen können über sich selbst lachen. Humor ist auch eine Form von Selbstkritik. Wer über sich selbst Witze macht, gesteht sich ein, Schwächen zu haben. Genau das tun Sekten nicht, und deshalb kennen sie auch keinen Spaß.
Humor und Selbstkritik kommen bei Sekten nicht vor. Das hat der Theologe Lutz Lemhöfer beobachtet, der lange Zeit Weltanschauungsbeauftragter der katholischen Kirche im Bistum Limburg war. Gestern Abend sprach er bei der Mitgliederversammlung der Sekteninformations- und Selbsthilfe-Organisation Hessen (SINUS) in Frankfurt über Humor und Religion.
Lutz Lemhöfer war früher Weltanschauungsbeauftragter der katholischen Kirche. Gestern Abend sprach er in Frankfurt über Humor und Religion. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth
„Sektenhafter Glaube lässt das Menschlich-Allzumenschliche nicht zu oder verleugnet es“, sagte Lemhöfer. Doch genau darum geht es bei Witzen, bei einem humorvollen Blick auf die Welt. Wer sich selbst und den eigenen Glauben für so unfehlbar hält, dass man darüber keine Witze machen darf, setzt sich letztlich selbst an die Stelle Gottes.
Demgegenüber spiele in der christlich-jüdischen Tradition der Spott und die humorvolle Selbstbetrachtung eine wichtige Rolle. Gelacht werde aber, anders als etwa bei vielen Atheisten, nicht über den Glauben als solchen, sondern über einen „allzu naiven Glauben“. Man traue sich, nüchtern auf die Realität zu schauen, anstatt vor ergriffener Gläubigkeit das Hingucken zu vergessen. So ähnlich wie das Kind in Hans Christian Andersens Märchen von des Kaisers neuen Kleidern: Nur wer unbefangen hinschaut, kann sehen, dass der Kaiser ja gar nichts anhat.
Der Witz sei in der christlich-jüdischen Tradition ein Mittel der Religionskritik von innen. Oft richte er sich auch gegen überzogene Vorstellungen beim religiösen Amt, das eben immer auch bloß von Menschen ausgeübt wird. Ein schönes Beispiel dafür ist der Witz von Fritzchen, das fragt, ob Priester denn auch auf Klo müssen. Fritzchens Schwester findet eine Lösung für Dilemma, indem sie antwortet: „Ja, schon – aber nicht so oft“.
Pfarrer Thorsten Peters, Pfarrer Jan Schäfer, Georg Blank, Sibyll Konersmann, Detlef Ruffert sowie Ursula Ast und Bringfriede Porzig (Orgel) und der Chor der Gethsemmanegemeinde gestalteten den Gottesdienst. Außerdem würdigten Schulleiter Dirk Ruber und für den DSV Rodgau Pfarrerin Sonja Mattes beim Empfang das Wirken von Marion Eimuth.
Deine ruhige, besonnen-nachdenkliche Art, gewürzt mit einem augenzwinkernden Humor und bodenständiger Aufrichtigkeit hat uns, die Lehrkräfte und Schulleitungsmitglieder, und natürlich viele, viele Schülerinnen und Schüler Deiner Religionskurse, bereichert und vorangebracht. Dirk Ruber, Schulleiter
Anderen haben Sie die Gewissheit gegeben, nicht allein im Leben zu stehen, sondern sich getragen zu fühlen. Das durften auch Sie erleben – ganz besonders in den vergangenen 2 Jahren – und ganz sicher auch in der Zukunft. Liebende Menschen tragen Sie! Jan Schäfer, Schulamtsdirektor
Wir danken Dir für die berufliche Zeit von Marion,
für alle ihre Aktivitäten als Pfarrerin und als Pädagogin,
für all das Gute und Freundliche, das sie anderen Menschen vorgelebt und vermittelt hat, für ihre Geduld, ihr Lachen und ihre Herzenswärme. Detlef Ruffert im Fürbittengebet
Marion und Kurt-Helmuth Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Chor der Gethsemanegemeinde unter der Leitung von Brigfriede Porzig Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Schulamtsdirektor Pfarrer Jan Schäfer Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Marion Eimuth Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Kolleginnen und Kollegen bei der Verabschiedung. Links Helwig Wegner-Nord und Wolfgang Weinrich Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Langjähriger Freund, ehemals Kreisjugendreferent, Geschäftsführer des Institutes für Medienpädagpgik und Kommunalpolitiker Detlef Ruffert Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Der katholische Kollege Georg Blank dankt für die ökumenische Zusammenarbeit an der Schule Foto: Anne-Elisabeth Eimuth
Pfarrer Karsten Petersen würdigt die langjährige Vorstandstätigkeit von Marion Eimuth im Verein Howard Philipps Haus
Also des mit de Packplätz is ja föschterlisch. Alles dicht. Ob in Sachsehause oder in Bernem. Stoßstang an Stoßstang. Klar, dass mer sich da ma schnell uff die Eck hinstelle dut. Hab isch gemacht. Bin dann schnell zum Bäcker reigeflitzt. Und wi isch da in de Schlang steh, see isch, wie en Rollifahrer ankomme dut. Für den war mei Audo förschterlisch im Wesch. Isch stand nämlisch so, dass de abgesenkte Börjersteisch versperrt war. Also daran hat isch net gedacht. Klar bin isch raus und hab die Karr schnell weggefaare. Beim nächste Mal denk isch aach an die Rollis. Versproche.
Aber wisse se, was mir gar net einleuchte dut: Wenn sich die Leut uff en Behinnertepackplatz stelle. Das sieht mer ja immer widder. Sicher, alles ist voll, nur ebbe de aane Platz is so wunnerbar frei. Und aach noch so großzügisch bemesse. Da iss die Versuchung groß. Gerade samstags uff de Packplätz von de Einkaufsmärkte. Alle wolle nur mal schnell was einkaufe. Schwubbs steht mer da, wo deutlich en Rolli uffs Pflaster gemalt is. Sin ja nur fünf Minudde, mag mansch aaner denke. Dabei, isch sach immer: Sei du nur froh, dassde net so en blaue Behindertenausweis krieje dust. Dann kannste nämlich noch selbst laafe. Die, die en habbe, däte gern mit dir tausche.
Die Gustav-Adolf-Kirche wird dieses Jahr zum ersten Mal bei der Luminale (18.-23. März) dabei sein. Was geplant ist und welches Konzept dahinter steckt, erklärt Pfarrer Michael Stichling im Interview.
Pfarrer Michael Stichling aus Niederursel. | Foto: Rolf Oeser
Herr Stichling: Wie kam es zur Teilnahme der Gustav-Adolf-Kirche an der Luminale?
Ich saß mit dem Lichtkünstler Ralf Tjabben bei einem Wein zusammen, im Blick die nach der Renovierung neu eröffnete Kirche in Niederursel. Wir sprachen über Aufbruch, Mut und Vertrauen, etwa den Mut des damaligen Kirchenvorstands in den 1920er Jahren, in das Fachwerk von Niederursel eine Betonkirche im Stil des progressiven Martin Elsässer hineinzubauen. Die alten Ordnungen waren damals nicht mehr tragfähig, es gab aber noch keine neuen verbindenden Werte und Normen. Eine Stadt, ein Land, ein Kontinent war auf der Suche nach neuen tragfähigen Strukturen. In dieser Zeit wurde Aufbruch und Mut deutlich. Das drückte sich auch in den architektonischen Entwürfen aus, besonders hier in Frankfurt mit dem Stil des „Neuen Frankfurt“. Der Neubau der Kirche markierte auch einen Aufbruch für das Dorf Niederursel, hinein in die Zugehörigkeit zur Stadt Frankfurt mit ihren städtebaulich modernen und urbanen Entwicklungen, an denen das Dorf teilhaben wollte. Damals brauchte es durchaus Mut und Vertrauen, so ein Vorhaben zu realisieren. In diesem Zusammenhang fiel Ralf Tjabben ein Wort von Hilde Domin ein: „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.“ So entstand die Idee zu einer Installation, bald kamen dann auch die Historikerin Nora Hilgert und Jörg Hartema aus unserem Kirchenvorstand zu dem Projekt.
Wie wird sich die Kirche zur Luminale verwandeln?
Wir füllen den achteckigen Kirchenraum mit Licht, Bildern, Klängen und Worten. Hilde Domins Grabspruch „Wir setzten den Fuß in die Luft und sie trug“ ist ein transzendentaler Spruch, der den Mittelpunkt des Luminale-Konzeptes bildet. Die zweite Person in der Installation ist der polnische Arzt, Pädagoge und Kinderbuchautor Janusz Korczak, der sein Leben in den Dienst von Waisenkindern im Warschauer Ghetto stellte. Er fand den Tod, als er 1942 die Kinder beim Abtransport in das SS-Vernichtungslanger Treblinka begleitete.
Diese beiden herausragenden historischen Persönlichkeiten bilden einen Teil der Installation, die auf die Wände des Kirchenbaus projiziert wird. Das wird verbunden mit Personen aus der Frankfurter Gegenwart, die aus ihrem lokalen Bezug zur Stadt heraus aufzeigen, wie sie Vertrauen leben. Auch Kinder und Jugendliche aus der Gemeinde kommen mit ihren Gedanken zu Mut und Vertrauen zu Wort. Die Installation verbindet somit eine persönliche, sozusagen weltliche Ebene und eine religiöse Ebene. Das Lichtkonzept holt zu Beginn der Installation den Zelthimmel, auch im übertragenen Sinne, in den Zuschauerraum. Es startet interaktiv. Musik leitet über in die Vorstellung der Personen, die alle für sich mit einem eigenen Licht- und Klangkonzept charakterisiert werden. Im Zusammenspiel von Bild, Licht und Ton werden die Personen und ihr Wirken fassbar. Die Besucherinnen und Besucher werden Bekanntes neu sehen, erleben, denken und bekommen am Ende Impulse für den eigenen Alltag. Zur Vernissage am Sonntag und zur Finissage am Freitag sind Live-Performances geplant. Künstlerische Verstärkung bekommen wir vom Opern-Kammerchor, vom Orfeochor, dem Pianisten und Organisten Bernd-Hans Görich, sowie einer Performance-Künstlerin. In den Tagen dazwischen wird die Kirche täglich von 20 Uhr bis 24 Uhr offen sein, dann ist die Installation automatisch, also ohne anwesende Künstler und Künstlerinnen, erlebbar.
Warum ist die Gustav-Adolf-Kirche etwas Besonderes?
Ich war immer schon sehr berührt von dem Mut des damaligen Kirchenvorstandes der Jahre 1926 bis 1928, in das wundervolle Fachwerk von Alt-Niederursel eine innen so farbig anmutende, moderne Kirche zu bauen. Damals war Niederursel noch ein kleines Dorf, die moderne Nordweststadt der Architekten Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann gab es ja noch nicht. Niederursel war umgeben von Feldern und Landstraßen. Der Entwurf von Martin Elsässer war mutig, aber passte sich wundervoll in das zur urbanen Verbindung mit der Großstadt Frankfurt am Main aufstrebende Dorf Niederursel, ein. Die Gemeinde bekam mitten zwischen den Fachwerkhäusern einen für damalige Verhältnisse sehr modernen Kirchenbau im Stil des „Neuen Frankfurt“. In dem oktogonalen System im Aufriss der Kirche steht die feiernde Gemeinde in der Mitte. Sie ist gemeinsam ausgerichtet zur religiösen Achse des Altarraumes hin. Gemeinsamkeit und Gemeinschaft im kommunikativen Rund treten in Verbindung zur theologischen religiösen Achse. Alle diese Argumente werden die damaligen Verantwortlichen wohl dazu gebracht haben, sich für diesen modernen Kirchenbau zu entscheiden. Die Kirche ist ein wahres „Kleinod des Bauhaus, des Neuen Frankfurt, wie es sonst nirgendwo zu sehen ist“, wie der Frankfurter Denkmalschützer Stefan Timpe, einmal gesagt hat. Die oktagonale Form und das Dach vermitteln den Charakter eines Zeltes, das die „mitgehende“ Begleitung Gottes symbolisiert. Dazu die kräftigen Farben die für Zeit des „Neuen Frankfurt“ charakteristisch sind. Diesen architektonischen Charakter haben wir mit der Restaurierung wieder herausgearbeitet.
Kommen seit der Renovierung mehr Menschen, die die Architektur interessiert?
Ja! Zu den Gottesdiensten am Sonntag kommen nun oft Menschen, die „einfach einmal gucken“ wollen. Am Tag des offenen Denkmals waren die Führungen sehr gut besucht, und auch zu den anderen Veranstaltungen der Gemeinde kommen immer wieder „Neue“, die unsere Kirche anschauen und mit uns ins Gespräch kommen wollen. Auch Bildungsinteressierte aus unterschiedlichen Institutionen und Gruppen besuchen unsere Kirche. Die historische Gesellschaft der Deutschen Bank hat ihre Jahrestagung bei uns abgehalten. Auch Architektengruppen aus der ganzen Welt reisen an. Unsere Kirche ist eben unter den besonderen Kirchen dieser Zeit noch einmal eine ganz besondere Kirche. Für uns als Gemeinde ist mit der Renovierung wirklich eine neue Zeit angebrochen.
„Jahrzehntelang die Braut eines Heiligen zu sein, erweist sich nicht gerade als Vergnügen. Das können Sie mir glauben.“ Diese Worte spricht Maria von Wedemeyer in dem Roman des hessischen Theologen und Kabarettisten Fabian Vogt („Duo Camillo“). Es geht um die Liebesgeschichte zwischen dem Theologen und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Dietrich Bonhoeffer und der 18 Jahre jüngeren Wedemeyer. Der Text basiert auf einem Briefwechsel des Paares – Bonhoeffer war kurz nach ihrer Verlobung im Januar 1943 verhaftet worden.
Es ist ein einfühlsamer, bewegender und in die Tiefe menschlicher Existenz vordringender Roman. Bonhoeffer waren Professuren im Ausland angeboten worden, aber er kehrte immer wieder nach Deutschland zurück, „weil er,“ so Wedemeyer im Roman, „der Überzeugung war, dass nur derjenige das Recht hat, Verantwortung in einem erneuerten Nachkriegsdeutschland zu übernehmen, der auch bereit war, die dunklen Tage gemeinsam durchzustehen.“
Eine Art des Denkens, die Bonhoeffer bis zum Ende durchhielt. Als er kurz vor Kriegsende zum Tode verurteilt wurde, verweigerte er sich Versuchen, ihn zu befreien. So wurde er am 9. April 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt.
Wohl nicht ganz zu Unrecht resumiert Maria von Wedemeyer im Roman: „Ich blieb in seinem Leben am Ende eben doch nur die zweite Liebe. Womöglich der wichtigste Faktor in seiner menschlichen Sehnsucht nach Erfüllung, aber im Angesicht Gottes eben nicht heilsnotwendig.“